Dienstag, April 23, 2024
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Tägliche Meldungen 2015

Dezember 2015
Umwelt
Gesundheit 
Gesellschaft  
Umwelt
24.12.2015 Mondfische in der Ostsee: Anzeiger für einströmendes Nordseewasser 
22.12.2015 Gewässer stärker belastet als bislang angenommen 
20.12.2015 Tiermehl als Phosphorquelle 
18.12.2015 Neue Forschungseinrichtung für Aquakultur und CO2-Nutzung 
17.12.2015 Riesenchance automatisiertes Fahren 
15.12.2015 Belastung durch Nährstoffeinträge im Vergleich: Der indische Fluss Pamba und die Weser 
14.12.2015 Wie stark können Erdbeben an Verwerfungen werden? 
10.12.2015 „Feuer sucht Eis“: Freiwillige Feuerwehren für neuen Klimaschutz-Wettbewerb gesucht 
07.12.2015 Deutsches Forschungsprojekt zur Auswirkung der Atlantikzirkulation auf Klima und Küstenschutz
04.12.2015 Herbst-Stürme bringen erneut Salz in die Ostsee: Dritter Salzwassereinbruch in 1,5 Jahren 
01.12.2015 Medizin aus dem Meer 
Gesundheit
28.12.2015 Unstatistik des Monats: Lebenselixier Kaffee 
25.12.2015 Wenn man am Feiertag, am Wochenende und im Urlaub krank wird 
23.12.2015 Sport wirkt entzündungshemmend 
21.12.2015 Studienteilnehmer ohne Zahnbeschwerden gesucht 
16.12.2015 Depressionen verstärken Symptome von Vorhofflimmern 
11.12.2015 Arbeit im Freien: Wie schützt man sich richtig vor der Sonne? 
08.12.2015 Lebensmitteleinzelhandel sieht im Bereich Nachhaltigkeit Nachholbedarf bei der Lebensmittelindustrie 
02.12.2015 Kinder: Bei Verdacht auf Legasthenie erst zum Augenarzt 
Gesellschaft
19.12.2015 Noch etwas Puder? Glatte Haut macht seriös 
12.12.2015 Arbeiten 4.0: Neue Auswertung zeigt, wie Betriebsräte faire Regeln aushandeln 
09.12.2015 Fußball: Drei-Punkte-Regel animiert nicht zu Sturmläufen – weltweit detaillierteste Studie
06.12.2015 Wassermangel kann sowohl Konflikte schüren als auch Frieden stiften 
03.12.2015 Zahl der Fernpendler deutlich gestiegen, Arbeitswege werden länger 
November 2015
Umwelt
Gesundheit 
Gesellschaft  
Umwelt
29.11.2015 Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende: Die Informations- und Kommunikationstechnologien 
28.11.2015 Klimawandel verändert europäische Vogelwelt
24.11.2015 Holz statt Erdöl: Neuer Weg zur Herstellung chemischer Verbindungen aus nachwachsendem Material 
22.11.2015 Aus Koksofengas wird Backpulver: Weltweit erste Versuchsanlage bei ThyssenKrupp in Duisburg
20.11.2015 Deutscher Umweltpreis 2015: Weckruf zum Schutz der Erde 
19.11.2015 Ausbau der Windenergie gefährdet Schreiadler 
16.11.2015 Sensor entdeckt Kabelbrand, bevor es brennt 
14.11.2015 Forschung und Wasserwirtschaft vernetzen 
13.11.2015 Neue Software für die Umweltbewertung von Kläranlagen 
12.11.2015 Jahrhundertprojekt Energiewende 
10.11.2015 Phosphat-Angeln auf dem Prüfstand 
08.11.2015 Ozeanversauerung – das andere CO2-Problem 
07.11.2015 Begehrter US-Umweltpreis für eine Thüringer Partnerschaft 
05.11.2015 Vom Klärwerk zum Kraftwerk 
03.11.2015 Alternative Kraftstoffe: Kostengünstig und klimafreundlich aus dem Bioethanol-Reaktor 
01.11.2015 DBU: energieeffizientes Verfahren zur vollständigen Aufbereitung von Gärresten aus Biogasanlagen
Gesundheit
30.11.2015 Gluten oder nicht Gluten? Überempfindlichkeit auf Weizen kann unterschiedliche Ursachen haben
27.11.2015 „Jugendlicher“ Blutdruck im Alter schützt auch vor Schlaganfall 
23.11.2015 Kupferkorrosion in Trinkwasserleitungen: Konsens über bundesweite Datenerhebung 
17.11.2015 Knorpelersatz kann Gelenkbeschwerden im Knie häufig lindern 
11.11.2015 Grippe: Sinkflug der Impfraten in Deutschland gestoppt / Handlungsbedarf in den alten Bundesländern 
09.11.2015 Warum graben Tiere Wasserlöcher in Flussnähe? 
04.11.2015 Blauer Eisenhut, Engelstrompete und Wunderbaum – das Risiko akuter Vergiftungen durch Pflanzen 
01.11.2015 Humanstudie belegt: Orangensaft ist gesünder als Orange 
Gesellschaft
25.11.2015 UDE: Studie zur Einkommensungleichheit in Deutschland – Auch Arbeitszeit vergrößert die Kluft 
21.11.2015 Je verbitterter Menschen sind, umso eher machen sie sich Sorgen wegen Zuwanderung 
15.11.2015 Was Arbeitnehmer wünschen: Gutes Arbeitsklima und eigenverantwortliches Arbeiten
06.11.2015 Wie intelligente Systeme die Arbeitswelt verändern 
02.11.2015 Studie zum Gemeinwohl: dm, Edeka und ALDI Nord genießen höchstes Ansehen 
01.11.2015 Studie zum Gemeinwohl: BVB schlägt Bayern München 
Oktober 2015
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft 
Umwelt
31.10.2015 Der Umgang mit Hochwasserereignissen und ihren Folgen 
30.10.2015 Medikamentenrückstände im Abwasser: Privathaushalte sind Hauptverursacher 
27.10.2015 Ozeanversauerung – das andere CO2-Problem 
25.10.2015 Wertvoller Phosphor aus Klärschlamm: DBU fördert Pilotanlage der AVA cleanphos Technologie
23.10.2015 KIT koordiniert Netzwerk Wasserforschung in Baden-Württemberg 
21.10.2015 Die Zukunft des Wassers 
19.10.2015 Frankreich verabschiedet Gesetz zum Energiewandel 
17.10.2015 CO2 aus der Luft zurück zu holen kann die Ozeane nicht retten – wenn wir weiter Kohle, Öl verfeuern 
15.10.2015 Neue Bioindikatoren und Messverfahren für das Grundwasser 
12.10.2015 Geobee: Bienenschutz-Informationsplattform ist online 
10.10.2015 Gefährliche Kost: Regenwürmer schützen sich gegen schädliche Pflanzenstoffe 
07.10.2015 Schadstoffbeseitigung mit Nanopartikeln – Forscher entwickeln biologisch abbaubares System
05.10.2015 Ertappt: Mikrobielle „Methanfresser“ im Meeresboden nutzen Gasblasen zum Aufstieg in der Wassersäule 
04.10.2015 Ballastwasser von Schiffen: Filtration statt Desinfektion 
01.10.2015 Gewinnern und Verlierern der Ozeanversauerung auf der Spur 
Gesundheit
28.10.2015 Helicobacter pylori: Gastroenterologen empfehlen Behandlung des Magenkeims 
24.10.2015 Wie die Ernährung die Demenz beeinflusst 
18.10.2015 BAuA-Studie: Lichtwirkung blau-angereicherter Beleuchtung am Arbeitsplatz 
14.10.2015 Institut für Arbeitsschutz der DGUV: Benzolbelastungen an Tankstellen unbedenklich 
11.10.2015 Zu viele Untersuchungen in der Schwangerschaft 
08.10.2015 Nicht immer tut die Heimat dem Herzen gut: Wohnort des Patienten beeinflusst Herz-Kreislauf-Schäden 
03.10.2015 55 Kilo weg: Neues Lebensgefühl dank UKJ-Adipositas-Sprechstunden 
Gesellschaft
26.10.2015 Bezahlter Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall: In der Praxis Nachholbedarf bei Minijobbern 
22.10.2015 Wie regional isst Hamburg? Studierende der ISM erforschen Kaufverhalten der Hamburger 
20.10.2015 Bundesweite Studie zu Fußballfans im Stadion 
13.10.2015 POMPEJI – mit Spendengeldern Forschung den Erhalt des einzigartigen Kulturerbes unterstützen 
09.10.2015 Altersvorsorge: Sorgenkind Nr. 1 der Deutschen 
06.10.2015 Unstatistik des Monats: Macht uns eine vegetarische Lebensweise zu besseren Menschen? 
02.10.2015 Nimmt Mann ab, profitiert sein Liebesleben 
September 2015 
Umwelt 
Gesundheit 
Gesellschaft  
Umwelt
30.09.2015 Solarthermische Kraftwerke – ein Gewinn auch für die soziale Entwicklung in Nordafrika 
29.09.2015 Programm „Energetische Biomassenutzung“ wird mit neuer Förderbekanntmachung fortgesetzt 
28.09.2015 Emnid-Umfrage belegt: 79 Prozent der Befragten lehnen Windkraft im Wald ab 
27.09.2015 Neue Konzepte für Bioraffinerien 
26.09.2015 Vulkanausbrüche bremsen Klimawandel 
24.09.2015 Klimawandel: Immer mehr Rekord-Regenfälle 
23.09.2015 Neue Quelle von Treibhausgasen entdeckt 
20.09.2015 Hitze und Starkregen in der Stadt – wie sich Kommunen wappnen können 
18.09.2015 Seltene Erden als Umweltbelastung: anthropogene Hochtechnologiemetalle in Rheinmuscheln gefunden 
17.09.2015 Qualität von Fließgewässern mit DNA-Analysen bewerten 
15.09.2015 Die größte grüne Wasserstoffanlage der Welt
14.09.2015 Meereserwärmung führt zu stärkeren Niederschlagsextremen 
12.09.2015 Die verborgene Kraft im Schilf 
10.09.2015 Einweihung der Mikroalgen-Plattform AlgoSolis 
07.09.2015 Steuert das marine Ökosystem auf ein neues Regime zu? 
02.09.2015 Messung der Wassertemperatur aus der Luft 
Gesundheit
22.09.2015 Auch ohne Beschwerden – Mehrzahl der Raucher ist lungenkrank 
16.09.2015 Schwimmbadkeime gefährlich für die Augen – Schwimmbrille verhindert Infektionen
13.09.2015 Macht Krankheit arm oder Armut krank? 
11.09.2015 Ist die Ehe gut oder schlecht für die Figur? 
08.09.2015 Schlank aber satt: Molekularer Schalter für gesunden Stoffwechsel entdeckt 
04.09.2015 Gesunde Ernährung schützt das Gehirn 
Gesellschaft
25.09.2015 Demografischer Wandel als Schrittmacher für technologische Entwicklung 
21.09.2015 Demographischer Wandel verstärkt Unterschiede zwischen Stadt und Land 
06.09.2015 Schwach im Abschluss: Warum Jungen in der Bildung hinter Mädchen zurückfallen 
August 2015
Umwelt 
Gesundheit 
Gesellschaft   
Umwelt
21.08.2015 Fischereiliche Evolution lässt Fische schrumpfen 
19.08.2015 Wasserwirtschaft: FH Köln entwickelt naturnahes Verfahren gegen Stauseen-Verlandung 
18.08.2015 Solardächer produzieren Strom für Fahrzeuge 
16.08.2015 Bioenergie am Oberrhein – Es ist noch Luft nach oben 
14.08.2015 Wärmepumpen und Kältemaschinen: Hocheffiziente Bausteine für die Klimazukunft 
13.08.2015 Speicher- und Wärmetransformationstechnologien – wichtige Pfeiler der Energiewende 
11.08.2015 Biofilme erhöhen Stabilität und Effizienz der Biogaserzeugung 
08.08.2015 Wissenschaftlerin fordert zur Erforschung der nach Ölunfällen eingesetzten Dispersionsmittel auf 
06.08.2015 „‚Laudato Si’‘ ist keine reine Umweltenzyklika“ 
05.08.2015 Wasseranalytik: Internationale Fahndung nach unbekannten Molekülen 
03.08.2015 Forschen für eine wirksame Flexibilisierung von Biogasanlagen 
02.08.2015 Evonik zeigt innovative Gastrennung und Beitrag zur biobasierten Produktion 
01.08.2015 Oberhausen: Gemüse vom Dach des neuen Jobcenters 
Gesundheit
27.08.2015 Das Ohr an der Schiene: Preisgekrönte Sensortechnik erkennt frühzeitig herannahende Züge 
20.08.2015 Arbeitsschutz hinkt beim Einsatz mobiler und digitaler Technologien hinterher 
17.08.2015 Moderne Therapien bei Krampfadern und offenem Bein 
15.08.2015 Schützt ein gesunder Lebensstil vor Alzheimer? 
12.08.2015 Atherosklerose – Kontrolle auf der Außenseite 
09.08.2015 Wie man Kinder für gesunde Lebensmittel gewinnt 
07.08.2015 DGVS: Ursache der „Weizensensitivität“ ist nicht das Gluten – „glutenfrei“ hilft trotzdem 
04.08.2015 Wie Krebsschmerz entsteht 
01.08.2015 Koffein hilft bei chronischem Stress 
Gesellschaft
23.08.2015 Schönheit zahlt sich auf dem Arbeitsmarkt aus 
10.08.2015 Leiharbeit, Minijob und Co.: Spürbare Folgen für das Privat- und Familienleben 
01.08.2015 Meister, Techniker und Akademiker haben besonders gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt 
Juli 2015
Umwelt
Gesundheit  
Gesellschaft
Umwelt
29.07.2015 Schwankungen im Nordatlantikstrom: kein Trend in Sicht 
26.07.2015 Wasser-Ressourcenpreis der Rüdiger Kurt Bode-Stiftung geht an Prof. Dr. Klaus Kümmerer 
25.07.2015 UDE: Gut Freund mit den Bakterien – Abfall- und Wasserexperten auf internationaler Leitmesse 
24.07.2015 Rohstoffe aus Industriewässern gewinnen – mit Membranadsorbern 
23.07.2015 Hydrothermale Prozesse – Plattformtechnologie in einer biobasierten Wirtschaft 
20.07.2015 Umwelt-Oscarverleihung: Projekt „Biobind“ der Uni Rostock auf Platz 2 
19.07.2015 Intelligente Denitrifikation für die Aquakultur 
18.07.2015 Deutsches Biomasseforschungszentrum veröffentlicht den Jahresbericht 2014 
17.07.2015 Innovative Strömungsturbinen in Flüssen und Meeren 
15.07.2015 Wärme und Sauerstoffmangel setzen Meeresbewohner zunehmend unter Druck 
13.07.2015 Regenerative Energien – Mehr Wasserstoff durch neue Nanopartikel 
10.07.2015 Biogas effizienter erzeugen – Forschungsverbund für neue Technologien 
08.07.2015 Mikroreaktor Biodiesel aus Altspeisefetten mit überkritischem Methanol 
05.07.2015 DBU: Outdoorkleidung soll umweltfreundlicher werden 
02.07.2015 Pfiffige Fische rund um Mallorca 
Gesundheit
30.07.2015 Zu dick? Zu dünn? – Selbstwahrnehmung unter der Lupe 
27.07.2015 Nahrungsmittelallergien: Ist ein Umdenken bei der Säuglingsernährung erforderlich? 
21.07.2015 Blutanalysen sprechen dafür, dass viel rotes Fleisch das Diabetesrisiko erhöht 
16.07.2015 Weltgesundheitsorganisation WHO: Nutzen des Mammographie-Screenings überwiegt nachteilige Effekte
14.07.2015 Übergewicht und Persönlichkeit 
11.07.2015 Starke Gewichtszunahme im jungen Erwachsenenalter ist mit erhöhtem Darmkrebsrisiko verbunden 
09.07.2015 Neue Saison für den „Mückenatlas“ – Stechmückenbeobachtung in Deutschland geht weiter 
06.07.2015 Neue Studie: Testosteron ist besser als sein Ruf – es fördert auch soziales Verhalten 
01.07.2015 Koalas ernähren sich eigenartig – aber haben sie auch eigenartige Bakterien? 
Gesellschaft
31.07.2015 Frauen reagieren anders. Männer auch. 
28.07.2015 Wie denkt der Mensch? 
22.07.2015 Alles über Web-Technologien lernen: Kostenloser Online-Kurs für jedermann 
07.07.2015 Das Geheimnis des menschlichen Alterns 
03.07.2015 Jeder fünfte Arbeitnehmer leidet unter gesundheitlichen Stressfolgen 
Juni 2015
Umwelt   
Gesundheit 
Gesellschaft   
Umwelt
28.06.2015 Metastudie: Die Bedeutung von Stromspeichern für die Energiewende 
26.06.2015 Biokohle-Forscher tagten in Potsdam 
23.06.2015 Neuer Report festigt Wissen zum Klimawandel an der Ostsee 
20.06.2015 Umweltfreundlicher Strom mit Rotorblättern aus Metall 
18.06.2015 Erste europaweite Informationsplattform für Binnengewässer online 
14.06.2015 Sabella D10 – erste Meeresströmungsturbine geht ans Netz 
12.06.2015 Zurück im Fjord: Kieler Meeresforscher untersuchen in Norwegen Folgen der Ozeanversauerung 
11.06.2015 Wertvolle Biomasse aus ungenutzten Abfällen
10.06.2015 Energie ist noch zu billig – eine globale Energiesteuer muss her 
08.06.2015 DFG verlängert Förderung: In Ba-Wü entsteht Klimamodell mit nie dagewesener Präzision 
06.06.2015 Biologe der Universität Stuttgart entdeckt neue Bärtierchenart 
04.06.2015 Neues Inline-Messsystem für Biogasanlagen: Über den Säuregehalt Störungen schneller erkennen 
01.06.2015 Meeresströmungen beeinflussen Methanabbau 
Gesundheit
25.06.2015 Hautkrebs schnell erkennen 
21.06.2015 Neue Erkenntnisse zur Entstehung von Herzrhythmusstörungen 
17.06.2015 Keine Chance für Hausstaubmilben 
15.06.2015 Herzstiftung warnt bei Herzschwäche vor fehlerhafter Medikamenteneinnahme 
05.06.2015 Kaffee hält DNA fit 
03.06.2015 Weißer Hautkrebs offiziell als Berufskrankheit anerkannt 
Gesellschaft
30.06.2015 Wo leben die glücklichsten Kinder? 
29.06.2014 „Mit einem roten Kleid wäre das nicht passiert“ 
27.06.2015 Y’amee®! Die App zur mobilen Konsumentenbefragung 
24.06.2015 Im Beruf gefordert – leistungsstark im Alter 
22.06.2015 Rache kann süß sein! Warum auch die Rache gegen Unbeteiligte Genugtuung verschaffen kann 
19.06.2015 Studienteilnehmer gesucht 
16.06.2015 Frauen im Job: Unternehmenskultur bestimmt Aufstiegschancen weiblicher Führungskräfte 
13.06.2015 BAuA-Broschüre „Arbeitswelt im Wandel 2015“ erschienen 
07.06.2015 Studie: Fähigkeit Emotionen zu erkennen beeinflusst Jahresgehalt 
02.06.2015 Abschied vom Genie: Was wir vom Fußball über Kreativität lernen können 
Mai 2015
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft  
Umwelt
30.05.2015 Transfer von Kenntnissen aus der Meeresforschung in die Praxis: EU-Projekt COLUMBUS gestartet 
29.05.2015 Seehund Malte überrascht Forscher beim Experiment 
27.05.2015 Elektrofahrrad ja, aber welches? EcoTopTen informiert und empfiehlt 
25.05.2015 Mikroplastik in Gewässern – Vorsorge oder Gefahrenabwehr? 
23.05.2015 Bio-Bitumen: nachhaltige Straßen aus Mikroalgen 
22.05.2015 Verschmutztes Regenwasser auffangen und reinigen 
20.05.2015 Textilfasern als Energielieferant – eine Textilrevolution 
18.05.2015 Für immer jung – Brauereien könnten durch die Wiederverwendung der Bierhefen Rohstoffe einsparen 
17.05.2015 Killer-Shrimps – Gefahr für unsere Flüsse? 
15.05.2015 Feinstaub mindert Leistung von Profi-Fußballern: Kosten der Luftverschmutzung unterschätzt 
12.06.2015 Was 300.000 Jahre alte Eierschalen über die Umwelt der Altsteinzeit verraten 
10.06.2015 Fortbildungstag: Methoden und Trends in der Wasserbehandlung 
09.05.2015 Klimawandel: Bakterien spielen wichtige Rolle für langfristige Bindung von Kohlendioxid im Meer 
06.05.2014 Sturm Niklas – Spitzenböen zwischen „Lothar“ und „Kyrill“ 
04.05.2015 Strom der Zukunft „wächst“ auf Bäumen 
02.05.2015 Golfstromsystem verliert an Kraft – Klimawandel im Verdacht 
Gesundheit
28.05.2015 Wundheilung: Ein Reißverschluss aus Hautzellen 
24.05.2015 DOG: Bei Heuschnupfen verhindert Vorbeugen das Schlimmste 
21.05.2015 Die Männerlüge: Wie viel Testosteron braucht der Mann? 
19.05.2015 DGIM: Tod und Krankheit durch Rauchen unterschätzt 
14.05.2015 Teilnehmer für Umfrage gesucht: Männer und Gesundheit 
11.05.2015 Feinstaub: ultrafeine Partikel beeinflussen Herzfunktion 
07.05.2015 Orange oder Orangensaft: Was ist gesünder? 
05.05.2015 Beim Sport umgeknickt? Sprunggelenksverletzung mit Ultraschall abklären 
02.05.2015 Zecken im Garten: Studie belegt Zeckenaktivität auch auf waldfernen Grundstücken 
Gesellschaft
31.05.2015 Mitmachen erwünscht: neues Citizen-Science-Projekt 
26.05.2015 Attraktive Gesichter bekommen mehr Aufmerksamkeit 
13.05.2015 Bei technischen Berufen drohen im Jahr 2030 flächendeckende Fachkräfteengpässe 
02.05.2015 Frauen arbeiten im Durchschnitt 23 Prozent kürzer als Männer 
April 2015
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft 
Umwelt
29.04.2015 Schadstoffe im Wasser einfach binden 
27.04.2015 Netzwerk „Wasser&Technik“ jetzt online 
25.04.2015 Starke und nachhaltige Landwirtschaft durch Forschung 
23.04.2015 Sauerkrautsaft in Biogas umwandeln 
22.04.2015 Landwirte sind beim Gewässerschutz gefordert 
20.04.2015 Deutscher Innovationspreis für Klima und Umwelt 2015 ausgeschrieben 
19.04.2015 Wolkenforschung am KIT: Niederschläge besser vorhersagen 
18.04.2015 Mikroben im Sediment: wenig Nährstoff, viel Sauerstoff 
16.04.2015 Weltwasserdekade endet – Probleme in der weltweiten Wasserversorgung bleiben 
12.04.2015 Auberginen als Schädlingskurier – Nachtfalter nutzen Gemüse als Transportmittel nach Europa 
10.04.2015 Neue magnetische Kohlenstoff-Komposite für die Bio- und Umwelttechnik aus dem „Dampfdrucktopf“ 
08.04.2015 Blattduftstoff lockt Kirschessigfliegen an 
07.04.2015 Vierte Abwasser-Reinigungsstufe auch über Abwasserabgabe finanzierbar? Studie: Denkbar als Baustein 
05.04.2015 So früh wie nie zuvor: „El Niño“ korrekt vorhergesagt 
01.04.2015 Wolkenforschung am KIT: Niederschläge besser vorhersagen 
Gesundheit
30.04.2015 Lepra als eine der ältesten Krankheiten der Menschheit identifiziert 
26.04.2015 Je höher die Impfquote, desto seltener der plötzliche Kindstod 
21.04.2015 Wechseljahre des Mannes gibt es nicht: Altersbedingter Testosteronmangel betrifft nur wenige 
15.04.2015 Wie viel Lindenblüte steckt im Honig? – Lebensmittelchemiker wollen Sicherheit für Verbraucher 
13.04.2015 „Die Männerlüge“ – die Wahrheit über Testosteron 
09.04.2015 Schritt machen gegen Bluthochdruck 
06.04.2015 Gefahr aus dem Fettgewebe für körperliche und psychische Gesundheit  
04.04.2015 Neuropsychologie: Nickerchen verbessern das Gedächtnis um ein Vielfaches 
02.04.2015 Darmkrebs – Vorsorge kann Leben retten! 
Gesellschaft
28.04.2015 Hannover Messe: Sensorkabel bewacht Zaunanlagen und schlägt auch bei niedrigen Drohnenflügen Alarm 
14.04.2015 Arbeit und Muße – neue Ergebnisse aus dem ArtSet®-Forschungsprojekt „Arbeit und…“ 
03.04.2015 Psychobiologische Grundlagen von Machiavellismus aufgedeckt: Der Fürst als Führungskraft 
März 2015
Umwelt  
Gesundheit 
Gesellschaft
Umwelt
30.03.2015 DBU: Umweltauswirkungen bei neuen Medikamenten stärker berücksichtigen 
27.03.2015 Mit thermischen Wärmepumpen Wohngebäude beheizen
22.03.2015 Heute ist Weltwassertag – Schutz der Gewässer ist auch Klimaschutz 
20.03.2015 Schützt die Meerengel 
18.03.2015 TU Berlin: Umweltfreundliche Wasseraufbereitung 
16.03.2015 Toxikologen befürchten Gefahr für Umwelt- und Gesundheitsschutz
15.03.2015 Dünger & Biokohle aus Gülle: Gülleverwertung schafft Alternativen zu herkömmlichem Dünger 
13.03.2015 Methanabbau durch Bakterien im Süßwasser 
11.03.2015 Sauerstoffreiches Bodenwasser erreicht die zentrale Ostsee 
09.03.2015 Methan-Killer im Bodensee 
07.03.2015 Erhebung: DBFZ startet jährliche Betreiberbefragung zum Betrieb von Biomasseanlagen 
04.03.2015 BioSuck – Abfälle absaugen und Wasser sparen 
02.03.2015 EU-Zulassungsverfahren für Fungizide schützt Bachökosysteme nicht ausreichend 
01.03.2015 Netzwerk Energieeffiziente Wasserwirtschaft gestartet 
Gesundheit
31.03.2015 Wie Gewichtsveränderungen den menschlichen Stoffwechsel beeinflussen 
29.03.2015 Körperfett: Das Gehirn regelt die Masse, der Stoffwechsel die Verteilung 
25.03.2015 Brokkoli & Co: Krebsprävention durch Ernährung 
23.03.2015 Vitamine und Zink wirksam gegen Augenleiden AMD – Augenärzte warnen vor Selbstmedikation 
21.03.2015 Wie fettiges Essen unserem Darm schadet 
19.03.2015 Hexenschuss ist Warnschuss für den Rücken 
17.03.2015 Stromleitungen und neurodegenerative Erkrankungen: Keine Hinweise auf Zusammenhang 
14.03.2015 Der Körper als Salzspeicher 
05.03.2015 Wie sich Wunden schließen 
01.03.2015 Kuschelhormon hemmt Wirkung von Alkohol – Oxytocin mildert Beeinträchtigung motorischer Fähigkeiten
Gesellschaft
24.03.2015 Ausbilden: Für Betriebe eine Investition, die sich auszahlt! 
12.03.2015 Sportliche Aktivität erhöht Beschäftigungschancen und Einkommen 
10.03.2015 Immer mehr Frauen arbeiten Teilzeit 
08.03.2015 Neue Auswertung des WSI – Reallöhne erstmals wieder höher als im Jahr 2000 
06.03.2015 Wenn Papa mehr als nur arbeiten will 
03.03.2015 Stark im Arbeitsleben
01.03.2015 Rätsel um die Farbe eines Kleides: Die Überbelichtung macht‘s 
Februar 2015
Umwelt 
Gesundheit  
Gesellschaft  
Umwelt
26.02.2015 Neuer Schwung für Europas Energiepolitik
25.02.2015 Hildegard Müller zur Einführung einer Marktstabilitätsreserve 
23.02.2015 Hildegard Müller zum Evaluierungsbericht Anreizregulierung der Strom- und Gasnetze
18.02.2015 Kunden sind mit ihrem Energieanbieter zufrieden 
14.02.2015 Windstrom-Erzeugung im Januar auf Rekordhöhe 
13.02.2015 Umweltbundesamt bestätigt hohe Trinkwasserqualität und Handlungsbedarf bei Nitrat 
11.02.2015 Deutliche Reduktion der Stickstoffeinträge erforderlich 
10.02.2015 Stickstoffeinträge in die Umwelt deutlich verringern 
09.02.2015 Tiefseetiere gesucht – Manganknollen gefunden 
07.02.2015 Biomasseforschungszentrum startet Auftakt für Innovationsforum Hydrothermale Prozesse 
06.02.2015 560 Bienenarten genetisch erfasst – Großer Erfolg im DNA-Barcoding-Projekt 
05.02.2015 E-Fahrzeuge für Fellbach 
02.02.2015 Wie der Stickstoff auf die Erde kam 
01.02.2015 Studie: Artenreiches Grasland wächst nach Flutkatastrophen besser als artenarmes 
Gesundheit
22.02.2015 Ausschuss für Arbeitsmedizin neu gegründet 
19.02.2015 Massiver Anstieg des Arzneimittelkonsums erfordert bewussten Umgang mit Altmedikamenten
04.02.2015 Zitrusduft hemmt Leberkrebs: Bochumer Forscher entschlüsseln Signalweg 
01.02.2015 Studie mit über 500 Familien in Jena: Frühzeitiger Zahnarztbesuch bester Kariesschutz 
Gesellschaft
24.02.2015 Arbeitsmarktprognose 2030 
21.02.2015 Fraunhofer und Bundesregierung ebnen den Weg für den Industrial Data Space 
20.02.2015 Fraunhofer entwickelt Lösungen für nachhaltige und lebenswerte Städte 
17.02.2015 Politik verursacht neue Hürden für den Aufbau der Ladeinfrastruktur 
12.02.2015 Energiebranche bereitet sich auf Datenflut vor
08.02.2015 Psychologe der Uni Witten/Herdecke: „Rollenspiele am Computer fördern roboterhaftes Verhalten“ 
03.02.2015 TU Berlin: Revolte der Demokratieverdrossenen 
01.02.2015 Wie Dorfläden erfolgreich sein können 
Januar 2015
Umwelt  
Gesundheit  
Gesellschaft
Umwelt
31.01.2015 Der Parasit im Parasit – Neue Erkenntnisse zum rätselhaften Rückgang der Aalpopulation in Europa
29.01.2015 Warum sich der Sauerstoff in der Erdatmosphäre nur langsam angereichert hat 
27.01.2015 Teilnehmer/innen für eine Studie zu Selbstbau-Photovoltaik-Anlagen gesucht 
26.01.2015 Drittgrößter Salzwassereinbruch seit Beginn der meereskundlichen Messungen in der Ostseee 
25.01.2015 Bio-Plastik, das hält, was es verspricht 
23.01.2015 Kohlendioxidaufnahme im Ozean durch Erwärmung ausgebremst 
22.01.2015 Steigende Temperaturen reduzieren die weltweite Weizenproduktion 
21.01.2015 Klimawandel verändert Zeitfenster für Getreideernte und erhöht den Bedarf an Mähdruschkapazität 
19.01.2015 Verschwenderischem Umgang mit „Lebensquell Phosphor“ deutlich Riegel vorschieben 
17.01.2015 Revolutioniert DNA-Barcoding die Gewässergüteanalyse? 
15.01.2015 Projekt der Universität in Landau zur Verbesserung der Wasserqualität für GreenTec Awards nominiert 
14.01.2015 Intelligente Fassaden, die Strom, Wärme und Algen erzeugen 
12.01.2015 Künftig Pflanzenkohle als Vorbeuger gegen Gestank von Gülle? 
11.01.2015 Europas Vegetation nimmt mehr Kohlendioxid auf als erwartet 
09.01.2015 Abholzung bedroht Artenvielfalt in Fließgewässern 
06.01.2015 UMSICHT: Zur Sache! – Licht für die Umwelttechnik 
04.01.2015 Ein neuer Eindicker für die Kläranlage
02.01.2015 Mikroplastik im Meer: Biologen untersuchen Effekte auf Meerestiere 
01.01.2015 In Kompostwerken Biogas erzeugen 
Gesundheit
30.01.2015 Bier, Milch und Co. im Bakterien-Schnelltest 
24.01.2015 Gegen Medikamentenmissbrauch in Fitnessstudios 
18.01.2015 Ulmer Forscher entdecken neue Krankheit 
13.01.2015 Alzheimer-Frühdiagnose durch Blutentnahme: Leipziger Forschergruppe entwickelt neues Testverfahren 
10.01.2015 DGVS: Fettes Essen schädigt Leber 
08.01.2015 Natürlicher Bakterienkiller entdeckt 
07.01.2015 Schwere Unfälle: Nicht Weihnachten, nicht Silvester, der 1. Mai ist gefährlichster Tag des Jahres 
03.01.2015 Gerinnungszustand von Blut einfacher überwachen 
01.01.2015 Das Frühstück zu Hause hält das Herz von Kindern gesund 
Gesellschaft
28.01.2015 Azubis haben erneut deutlich mehr im Portemonnaie 
20.01.2015 Gut durch den Arbeitstag – aber wie? 
16.01.2015 Ich weiß genau, dass du während der Arbeit chattest! 
05.01.2015 Fußballtrainer entscheiden irrational 
01.01.2015 Arbeitsplatz Start-up. HHL-Absolvent revolutioniert Markt der Schaumweine 

Unstatistik des Monats: Lebenselixier Kaffee

Katharina Fischer Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

Die Unstatistik des Monats November ist die in verschiedenen Medien verbreitete Meldung, Kaffeetrinken befördere ein langes Leben. So titelte beispielsweise das Hamburger Abendblatt am 18. November „Kaffee soll das Leben verlängern“. Auch die Augsburger Allgemeine berichtete am 19. November: „Kaffee verlängert das Leben“.

Das klingt gut in den Ohren leidenschaftlicher Kaffeetrinker. In Wahrheit hatte aber die diesen Meldungen zugrundeliegende, in der Fachzeitschrift „Circulation“ erschienene Studie „Association of Coffee Consumption with Total and Cause-Specific Mortality in Three Large Prospective Cohorts“ nur eine Korrelation notiert, also einen Zusammenfall von Kaffeekonsum und höherer Lebenserwartung. Ein Kausalzusammenhang, dass der Kaffeekonsum ursächlich für die höhere Lebenserwartung ist, wurde jedoch nicht festgestellt: „The association between consumption of caffeinated and decaffeinated coffee and risk of mortality remains inconclusive“ („Der Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Todesrisiko ist weiter ungeklärt“). Vielleicht verhält es sich ja auch genau umgekehrt: Menschen, die aktiv im Leben stehen und deshalb auch länger leben, trinken gerne Kaffee.

Verschiedene Medien wie der Spiegel wiesen in diesem Kontext auf den zentralen Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität ausdrücklich hin. Anderen Medien wie dem Hamburger Abendblatt und der Augsburger Allgemeinen scheint dieser leider immer noch nicht bekannt.

Wie groß wäre denn die Wirkung von Kaffee, wenn diese Korrelation wirklich kausal wäre? Lebt jeder länger, der Kaffee trinkt? Die Größe eines Effekts ist ja entscheidend, nur darüber wurde so gut wie nie berichtet. Die Antwort ist: Im besten Fall würde Kaffeetrinken jedes Jahr das Leben einer von je 1 000 Personen retten. Also vielleicht doch lieber abwarten und Tee trinken?

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Walter Krämer, Tel.: 0231-7553125

Weitere Informationen:
http://www.unstatistik.de – Weitere Informationen, Kontakte & Archiv

Anhang

Pressemitteilung im PDF-Format
https://idw-online.de/de/attachment46123

Quelle: idw

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Wenn man am Feiertag, am Wochenende und im Urlaub krank wird

Peter Kuntz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Trier

Stark gestresste Menschen klagen am häufigsten über Poststress-Symptome
Gestresste Zeitgenossen kennen das: Endlich Wochenende, Urlaub oder Feiertag, man will sich erholen – und wird krank. Diese Beschwerden nennt man Poststress-Symptome. Besonders typisch sind Infekte, Erschöpfungszustände, Migräne und Rückenschmerzen. Forscher der Universität Trier haben nun erstmals an Patienten mit stressbezogenen Beschwerden untersucht, wie häufig sie über Poststress-Symptome berichten. Dabei kommen sie zu dem Ergebnis, dass stark gestresste und erschöpfte Menschen, die eigentlich Erholung am nötigsten hätten, besonders häufig über Poststress-Symptome klagen. Ein neues Diagnostikverfahren der Trierer Wissenschaftler und entsprechende Maßnahmen können die Beschwerden lindern.

In der Fachzeitschrift „Psychotherapy and Psychosomatics“ schreiben Sandra Waeldin und Kollegen, dass Poststress-Symptome bei gesunden Probanden, die nicht über besondere Stressbelastung klagen, eher selten sind (2,9 Prozent). Demgegenüber findet man bei Patienten, die wegen stressbezogener Beschwerden ihren Hausarzt (20 Prozent) oder eine Fachklinik aufsuchen (34,6 Prozent), eine deutliche Zunahme an Poststress-Symptomen. Je größer die Stressbelastung und die nachfolgende Erschöpfung sind, desto häufiger werden Poststress-Symptome genannt.

An der Universität Trier beschäftigt sich die Arbeitsgruppe um Prof. Dirk Hellhammer seit vielen Jahren mit der Frage, wie es dazu kommen kann, dass gerade in Erholungsphasen psychische und körperliche Beschwerden auftreten. „Stressbelastung mobilisiert besonders stark den Botenstoff Noradrenalin in unserem zentralen und autonomen Nervensystem. Sind die Anforderungen besonders intensiv und dauerhaft, dann übersteigt der Verbrauch an Noradrenalin die Neusynthese. In Ruhephasen wird dann zu wenig Noradrenalin freigesetzt und es kommt zu einer Balancestörung von Funktionen im Nerven- und Immunsystem, welche Poststress-Symptome hervorrufen“, erklärt Professor Hellhammer.

Mit „Neuropattern“, einem neu entwickelten Diagnostikverfahren der Trierer Wissenschaftler, lassen sich solche Fehlregulationen heute zuverlässig messen. Sind derartige Beschwerden nachweisbar, kann eine individualisierte Zusammenstellung von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln mit Stress- und Pausenmanagement hilfreich sein.

Die Veröffentlichung ist online verfügbar: http://www.karger.com/Article/Pdf/438866

Kontakt:
Sandra Waeldin
Universität Trier/Abteilung für Biologische und Klinische Psychologie
Mail: waeldin@uni-trier.de
Tel. 0651/201-3211

Quelle: idw

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Mondfische in der Ostsee: Anzeiger für einströmendes Nordseewasser

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Thünen-Institut bittet Fischer und Angler um Meldung exotischer Fische in der Ostsee

Ein neuer Salzwasser-Einstrom hat wieder Mondfische aus dem Kattegat in die westliche Ostsee gespült. Das Auftreten der Exoten fällt damit zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres mit einem massiven Einstrom großer Mengen salz- und sauerstoffhaltigen Wassers ins größte Brackwassermeer der Welt zusammen.

Junge Mondfische sind am letzten Wochenende gleich zweimal gesichtet worden. Am Freitag hatte der Fischer Frank Warnke mit dem Kutter SO1 „CHRISTIANE“ ein totes Exemplar in seinem Schleppnetzfang aus der Mecklenburger Bucht. Am Samstag wurde ein Exemplar am Rostocker Strand gefunden. Die Fische sind rund 2 Wochen nach einem starken Salzwasser-Einstrom Mitte November verendet. „Die Tiere wurden wahrscheinlich mit dem Einstromwasser im November aus dem südlichen Kattegat durch den Großen Belt in die Mecklenburger Bucht gespült“, vermutet Dr. Uwe Krumme, stellvertretender Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei. „Hier können die Tiere kurze Zeit überleben, aber dann setzen ihnen Nahrungsmangel, verringerter Salzgehalt und die niedrigen Temperaturen zu“.

Der Mondfisch, lateinisch Mola mola, wird auch Klumpfisch genannt und wirkt mit dem hochrückigen und seitlich zusammengedrückten Körper wie ein schwimmender Kopf. Mondfische treiben mit den Strömungen unterhalb der Wasseroberfläche, tauchen aber auch regelmäßig mehrere Hundert Meter in die Tiefe. Mit ihrem schildkrötenartigen Schnabel fressen sie hauptsächlich Flügelschnecken oder Quallen, aber auch Tintenfische und kleinere Fische. Ein Weibchen legt bis zu 300 Millionen Eier. Der Mondfisch ist eigentlich eine Hochseeart, die in allen tropischen und subtropischen Meeren unserer Erde anzutreffen ist. Die Tiere gelangen mit dem Golfstrom auch bis in die Nordsee.

Die Ostsee hängt am Tropf der Nordsee. Durch die Flachwassergebiete des dänischen Insel-Archipels gelangt frisches Salzwasser nur bei seltenen Wetterlagen in die abgeschottete Ostsee. Nur wenn auf eine starke Ostwindphase (Ausstrom) unmittelbar starke Westwindphasen folgen, kann salz- und sauerstoffreiches Frischwasser einströmen. Diese Einstromereignisse belüften die tiefen Becken der Ostsee und versorgen die Bodenlebewesen dort mit dem lebenswichtigen Sauerstoff. Nach Jahren der Stagnation ereignete sich im Dezember 2014 der größte Salzwassereinstrom seit 60 Jahren. Bereits kurz nach Weihnachten 2014 gingen Mondfische Fischern in die Netze und wurden an Stränden gefunden. Der diesjährige November-Einstrom ist laut ersten Abschätzungen des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung (IOW) ungefähr halb so stark wie der letztjährige und wird den Zustand der Ostsee weiter verbessern – und wieder treten Mondfische gehäuft auf. Da Mondfische nur träge Schwimmer sind, steht ihr Auftreten in der Ostsee mit dem Transport größerer Wassermassen in Verbindung. Mondfische sind ansonsten im vergangenen Jahr und auch in den Jahren davor nicht vermehrt aufgetreten, sie könnten daher als wichtige Indikatorart für Salzwassereinströme gelten.

Mit knapp 10 kg Gesamtgewicht und 60 cm Durchmesser handelt sich bei den Mondfischen aus diesem Dezember um Jungtiere, denn ein erwachsener Mondfisch kann mehr als 1000 kg auf die Waage bringen und einen Durchmesser von 3 m erreichen. Mondfische sind damit die größten Knochenfische der Welt. Die Fische besitzen ein stark verknorpeltes Skelett als gewichtssparende Anpassung an ein Leben im ozeanischen Freiwasser. Fischereilich sind sie nicht von Bedeutung. Der Einstrom trieb anderen Fischern deutlich schmackhaftere Exoten ins Netz. Dokumentiert ist bisher in der Kieler Förde ein Thunfischartiger, ein polnischer Fischer vor Swinemünde fing einen Schwertfisch.

Das Thünen-Institut für Ostseefischerei ruft Fischer, Angler und Strandbesucher zur Mitarbeit bei dem Nachweis weiterer seltener Fischarten der Ostsee auf. Falls Sie einen Exoten fangen oder finden, wenden Sie sich bitte an das Thünen-Institut für Ostseefischerei, of@ti.bund.de, Telefon 0381 8116-102. Benötigt werden folgende Informationen: Fangort, Fangdatum und Fanggerät sowie am besten der ganze Fisch zur eindeutigen Artbestimmung. „Lagern Sie das Tier nach Möglichkeit kühl“, rät Uwe Krumme. „Unsere Mitarbeiter können die Exemplare nach Rücksprache abholen.“ Fotos sollten eine Größenreferenz enthalten sowie den Fisch von möglichst vielen verschiedenen Perspektiven zeigen.

Quelle: idw

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Sport wirkt entzündungshemmend

Sabine Maas Presse und Kommunikation
Deutsche Sporthochschule Köln

Neue Studie belegt: Sport führt zu einem Anstieg von entzündungshemmenden Immunzellen

In einer großangelegten Studie über die Effekte von Sport auf das menschliche Immunsystem haben Forscher der Deutsche Sporthochschule Köln und der Uniklinik Köln (Klinik I für Innere Medizin) gezeigt, dass Sport eine entzündungshemmende Wirkung besitzt.

Die Kölner Forscher konnten nachweisen, dass intensive, regelmäßige sportliche Betätigung zu einem Anstieg von entzündungshemmenden Immunzellen, den sogenannten regulatorischen T-Zellen führt. Im Rahmen der Studie untersuchten sie Blutproben von jungen Eliteathleten – unter anderem auch der deutschen Hockey-Olympiamannschaft – und verglichen diese mit Proben von jungen und gesunden, aber untrainierten Probanden. Die Analyse der Daten ergab, dass die Frequenz der regulatorischen T-Zellen in Abhängigkeit von der körperlichen Fitness der Probanden zunahm. Diese Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass körperliche Aktivität durch eine Steigerung regulatorischer T-Zellen entzündungshemmende Effekte erzielt.

Viele Erkrankungen in den Industrieländern, wie z.B. Herz- Kreislauferkrankungen, Krebs und Diabetes, entstehen unter anderem infolge chronischer Entzündungsprozesse. Seit längerem ist bekannt, dass körperliche Inaktivität und Übergewicht chronische Entzündungsprozesse fördern. Ein gesunder Lebensstil mit sportlicher Betätigung wirkt hingegen vorbeugend. Die dem zugrunde liegenden biologischen Mechanismen sind bisher nur teilweise bekannt. Die Forschungsergebnisse der Studie tragen daher entscheidend zum Verständnis der positiven Effekte körperlicher Aktivität für die Gesundheit des Menschen bei.

Die Studie wurde in der Zeitschrift „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ veröffentlicht.

Die Daten wurden im Rahmen der vom Deutschen Forschungszentrum für Leistungssport Köln (momentum) durchgeführten Basischecks erhoben.

Kontakt:
Deutsche Sporthochschule
Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin / Abteilung molekulare und zelluläre Sportmedizin
Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Bloch
Tel.: 0221/4982-5380
Mail: w.bloch@dshs-koeln.de

Weitere Informationen:
http://www.dshs-koeln.de

Quelle: idw

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Gewässer stärker belastet als bislang angenommen

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Gewässer sind Senken und binden daher Schadstoffe besonders gut. Um auch geringe toxische Konzentrationen im Wasser nachzuweisen, sollten Wachstum und Schwimmverhalten von Kleinkrebsen und Mini-Schnecken für eine ökotoxikologische Bewertung hinzugezogen werden. Zu diesem Schluss kommt eine Wissenschaftlerin der TUM, die in Kooperation mit der Universität von Kalifornien in Davis mehrere Studien dazu durchgeführt hat. Sie belegt außerdem, dass es aussagekräftiger ist, mehrere Schadsubstanzen parallel an verschiedenen aquatischen Arten zu überprüfen als nur Einzeltoxizitätstests durchzuführen.

Wenn ein Ruderfusskrebs nicht richtig wächst, kann dies seine Fortpflanzung gefährden. Und wenn er sich nicht normal bewegen kann, flüchtet er nicht vor Feinden oder sich ändernden Temperaturen, was schlussendlich einen tödlichen Ausgang nimmt. Das nennt die Forschung subletale Effekte. Jedoch die gängigen Methoden der Pestizidanalysen und damit verbundene Risikobewertung betrachten weltweit nur die letalen (tödlichen) Effekte. Drei Studien, die in „Ecotoxicology“, „Environmental Science and Pollution Research“ und „Environmental Toxicology and Chemistry“ veröffentlicht wurden, zeigen erstmals die subletalen Effekte an Schwimmverhalten und Wachstum auf, die weit verbreitete Pestizide an den beobachteten Tieren hervorrufen. Die Ergebnisse weisen außerdem daraufhin, dass die Stoffe über Wochen die Unterwasserwelt beeinflussen, selbst wenn sie mit gängigen Methoden schon nicht mehr nachweisbar sind.

Pestizide sind erst im Kombi-Pack besonders toxisch
Weiterer Faktor ist die Mischung der Pestizide: „Wir haben die Insektizide nicht einzeln betrachtet, sondern als Mischung, um die Wechselwirkung untereinander zu untersuchen“, erklärt Erstautorin Dr. Simone Hasenbein. „Außerdem haben wir mehrere Arten in dem belasteten Gewässer beobachtet, auch die weniger gängigen bei solchen Tests wie etwa Mini-Schnecken und Ruderfusskrebse.“

Die Tests fanden über zehn Tage im Labor als auch über sechs Monate im Freiland statt. Für zwölf von 15 kleinen wirbellosen Tierarten und zehn von 16 Krebstierarten wurden schließlich signifikant negative Effekte durch die Kombination der Pestizidbelastung im Wasser festgestellt. „Zusätzlich wurde berücksichtigt, wie lange das Insektizid im Wasser nachgewiesen werden konnte“, erläutert Dr. Hasenbein die Methode – „so war einer der drei Stoffe noch nach sechs Wochen nachweisbar.“

Kombination von Studienreihen liefert eindeutiges Ergebnis
• Die Labortests lieferten einerseits den Hinweis, bei welchen Konzentrationen die Schadstoffe das Wachstum und Schwimmverhalten der Lebewesen beeinflussen.
• Die Freilandstudien konnten die Langzeiteffekte auf ein ganzes Ökosystem, sein Nahrungsnetz und seine Gesellschaftsstrukturen belegen.

Erst in der Kombination aller Ergebnisse können die negativen Effekte auf aquatische Ökosysteme eingeordnet werden. Da die beobachteten Kleinstlebewesen weitaus länger von den Pestiziden beeinflusst werden, als diese Stoffe nachweisbar sind, lässt dies zudem die Folgerung zu, dass die Gewässer weitaus stärker belastet sind, als bislang immer nachgewiesen werden konnte.

Subletale Effekte als Alarmsignale
Ein wichtiger Indikator dafür sind die an Schwimmverhalten, Wachstum oder Gewicht festzustellenden Veränderungen der Tiere, die am Ende zu ihrem Tod führen (subletal). Doch eine dafür gültige Skala, ab welchem Punkt beispielsweise eine Wachstumsverzögerung für das Tier tödlich endet, gibt es bislang nicht. Studienautorin Dr. Hasenbein fordert daher genau das: „Es müssen subletale Endpunkte in die Methoden der Gewässer- und Pestizidüberwachung einfließen, um auch bei niedrigen Pestizidkonzentrationen in Gewässern die langfristigen negativen Auswirkungen auf aquatische Ökosysteme rechtzeitig zu detektieren“, sagt die Wissenschaftlerin.

„Eine Krebs-Population, die einer geringen Schadstoffbelastung ausgesetzt ist, könnte anfälliger sein für invasive Arten, eine sich ändernde Wassertemperatur oder einen anderen Salzgehalt, weil die permanente geringe Pestizidbelastung den Stress der Tiere erhöht.“ Dies ist besonders vor dem Hintergrund des Klimawandels ein wichtiger Aspekt, und sollte daher zukünftig in ökotoxikologischen Bewertungen berücksichtigt werden.

Publikationen:
Hasenbein S, Lawler SP, Geist J, Connon RE.: A long-term assessment of pesticide mixture effects on aquatic invertebrate communities. Environmental Toxicology and Chemistry, 13.11.2015. DOI: 10.1002/etc.3187
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/etc.3187/full

Hasenbein S, Connon RE, Lawler SP, Geist J.: A comparison of the sublethal and lethal toxicity of four pesticides in Hyalella azteca and Chironomus dilutus, Environmental Science and Pollution Research International, 2015 Aug;22(15):11327-39. doi: 10.1007/s11356-015-4374-1. http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs11356-015-4374-1

Hasenbein S, Lawler SP, Geist J, Connon RE: The use of growth and behavioral endpoints to assess the effects of pesticide mixtures upon aquatic organisms. Ecotoxicology 24:746-759, 29.01.2015. DOI: 10.1007/s10646-015-1420-1
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25630500

Kontakt:
Dr. Simone Hasenbein
Technische Universität München
Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie/
University of California Davis, Dept. of Anatomy, Physiology and Cell Biology
Tel: +1 530 752 3141
E-Mail: shasenbein@ucdavis.edu

Prof. Dr. Jürgen Geist
Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie
Department für Ökologie und Ökosystemmanagement
Mühlenweg 22
D-85354 Freising
Tel.: +49/8161/71.3947
E-Mail: geist@wzw.tum.de

Weitere Informationen:
http://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/kurz/article/32771/

Quelle: idw

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Studienteilnehmer ohne Zahnbeschwerden gesucht

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Wissenschaftler der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg untersuchen Früherkennung von Zahnerkrankungen mittels Kernspintomographie

Für eine Studie der Abteilung Neuroradiologie, Neurologische Universitätsklinik Heidelberg, werden ab sofort Frauen und Männer im Alter von 30 bis 70 Jahren gesucht, die gesunde Zähne oder aktuell keine Zahnbeschwerden haben. Die Probanden sollten bereit sein, sich einer Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes unter Einsatz eines gut verträglichen Kontrastmittels zu unterziehen. Zuvor wird die Mundgesundheit in einer zahnärztlichen Routineuntersuchung überprüft. Wer an beiden Untersuchungen teilnimmt, erhält eine Aufwandentschädigung von 50 Euro. Für die Zahnuntersuchung gibt es auf Wunsch einen Stempel in das Bonusheft der Krankenkasse.

Die MRT ist ein Bildgebungsverfahren ohne Belastung durch Röntgenstrahlen, das dazu genutzt werden könnte, Zahnerkrankungen frühzeitig zu erkennen. So wäre eine Behandlung möglich, bevor irreparable Schäden entstehen. Im Rahmen der Studie sollen nun u. a. Bilddaten zahngesunder Probanden gewonnen werden, um gesunde und im frühen Stadium erkrankte Zähne präzise unterscheiden bzw. Auffälligkeiten im MRT-Bild besser einschätzen zu können.

Die Studienteilnehmer sollten keine Zahnfleischerkrankungen (Parodontitis) und keinen aktuell behandlungsbedürftigen Karies haben. Füllungen oder bisher unbemerkter Karies im Anfangsstadium, sogenannter Initialkaries, der keine Beschwerden verursacht, stellen kein Problem dar. Implantate, kieferorthopädische Zahnstabilisatoren (Retainer) oder Zahnspangen schließen von der Studienteilnahme aus. Wer sich nicht sicher ist, ob er für die Studie in Frage kommt, kann gerne einen Termin zur Zahnkontrolle vereinbaren.

Bei Interesse oder Fragen wenden Sie sich bitte an:
E-Mail: dental.mrt@gmail.com
Dr. med. Alexander Heil
Abteilung für Neuroradiologie
Neurologische Universitätsklinik Heidelberg
Tel.: 06221/5634732
Constanze Jelinek
Tel.: 0176/23491408

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg. www.klinikum.uni-heidelberg.de

Quelle: idw

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Tiermehl als Phosphorquelle

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Die Abfälle von Schlachthöfen werden zu Tiermehl verarbeitet und anschließend verfüttert oder verbrannt. Allerdings könnte man dieses Mehl besser nutzen: Es enthält Phosphor, ein knappes Mineral, das als Düngemittel dient. Eine neue Anlage verbrennt das Pulver so, dass die Asche als Rohstoff für Phosphordünger dienen könnte.

Leberwurst, Salami, Steak – die Deutschen essen viel Fleisch. Nicht alle Teile vom Rind und vom Schwein landen dabei auf dem Teller. Zähne, Hufe, Knochen, Augen etwa bleiben übrig und werden zu Tiermehl verarbeitet. Allein in Deutschland fallen mehr als 200 000 Tonnen jährlich an. Die gemahlenen Überbleibsel werden zum Teil wieder an Tiere verfüttert. Der Rest – der etwa aus Augen und Hirn besteht, die die Erreger von BSE enthalten könnten – wird in Müllverbrennungsanlagen gemeinsam mit anderem Abfall verbrannt.

Dünger für die Landwirtschaft
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in Magdeburg schlagen einen anderen Weg vor: »Wir verbrennen das Tiermehl auf spezielle Weise, so dass wir daraus ein wichtiges Mineral zurückgewinnen können«, erläutert Patric Heidecke, Wissenschaftler am IFF. Denn der Rohstoff enthält etwa drei bis vier Prozent Phosphor, ein Mineral also, das nicht unbegrenzt zur Verfügung steht und teuer ist. Man braucht es vor allem als Dünger in der Landwirtschaft. In der Asche beträgt der Phosphoranteil bis zu 16 Prozent. Das ist so viel wie in natürlichen Lagerstätten, die sich vor allem in China, Marokko und den USA befinden. »Die Asche könnte – ebenso wie das phosphorhaltige Material, das in den Lagerstätten gewonnen wird – zu Düngemittel weiterverarbeitet werden«, sagt Heidecke. »Rein rechnerisch lässt sich damit rund fünf Prozent des jährlichen Phosphat-Düngemittelbedarfs in Deutschland ersetzen.«

Schwermetalle von der Asche trennen
Zwar wird das Tiermehl auch heute schon teilweise verbrannt. Allerdings mischt man es dafür mit anderen Brennstoffen. Das führt einerseits dazu, dass der Phosphor in der entstehenden Asche verdünnt ist, andererseits gelangen über die anderen Materialien auch unerwünschte Stoffe in die Asche. Ein weiteres Problem: Das Nebenprodukt enthält Schwermetalle wie Quecksilber und Blei, die später nicht mit auf dem Feld landen dürfen. In der Asche aus den Müllverbrennungsanlagen sind diese Schadstoffe jedoch enthalten.

All dies haben die Forscher bei ihrer Entwicklung berücksichtigt. Das Prinzip: Sie füllen das Tiermehl in eine 850 Grad Celsius heiße Wirbelschichtanlage. Von unten strömt kontinuierlich Luft in eine Brennkammer und vermischt das Mehl mit heißem Quarzsand. Die Masse zündet, und die organischen Partikel verbrennen vollständig. Die Wärme wird abgeführt, sie kann entweder direkt genutzt oder zu Strom umgewandelt werden. Das entstehende Verbrennungsgas, das aufgrund der Luftwirbel auch einen Großteil der Asche enthält, wird in den Ausbrandzyklon geleitet. Dieser trennt die gute, saubere Asche von der schlechten, in der sich die giftigen Schwermetalle befinden. Dafür bremsen die Forscher den Luftstrom ab. Die Asche sinkt auf den Boden, während die Schwermetalle und Ascheteilchen, die kleiner als einen Zehntel Millimeter sind, in der Luft verbleiben. Sie werden später abgeschieden und entsorgt.

Erste kommerzielle Anlage geplant
Welche Parameter müssen bei der Verbrennung eingestellt werden, damit einerseits möglichst viel Wärme erzeugt wird und sich andererseits keine unerwünschten Schadstoffe wie Stickoxide bilden? Dies haben die Forscher in einer breit angelegten Messreihe untersucht. Die Wissenschaftler nutzen eine Wirbelschichtanlage, die etwa vier Meter hoch ist und eine Leistung von 150 Kilowatt erbringt. »Es ließe sich jedoch auch problemlos eine Anlage von zehn Megawatt Leistung realisieren«, sagt Heidecke. Nun wollen sie die erste kommerzielle Anlage bei einem Praxispartner errichten. »In zehn Jahren«, da ist sich der Experte sicher, »wird sich dieses Konzept durchgesetzt haben, da es sich neben dem Brennstoff Tiermehl auch für Klärschlamm eignet.« Zwar ist es momentan noch erlaubt, Klärschlamm als Dünger auf den Feldern auszubringen. Doch der Schlamm enthält Schwermetalle sowie Nitrat, durch das Gewässer umkippen können.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2015/Dezember/tiermehl-al…

Quelle: idw

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Noch etwas Puder? Glatte Haut macht seriös

Kristina Logemann Brand Management, Marketing & Communications
Jacobs University Bremen gGmbH

Der erste Eindruck zählt. Nur eine Zehntelsekunde braucht das Gehirn, um ein Urteil über eine Person zu fällen, der man zum ersten Mal gegenübersteht. Doch was macht diesen ersten Eindruck aus? Neueste Untersuchungen von Dr. Elena Tsankova und Prof. Dr. Arvid Kappas von der Jacobs University in Bremen beweisen, wie selbst kleine Einzelheiten im Aussehen unser Urteil von unserem Gegenüber bestimmen.

Die Bremer Forscher untersuchten, wie kleine Makel der Haut – beispielsweise Muttermale, Hautrötungen oder Pickel – unsere persönliche Wirkung beeinflussen. Dabei zeigte sich: Das Hautbild ist sehr wichtig für den ersten Eindruck. Es bestimmt nicht nur darüber, ob wir gesund und attraktiv wahrgenommen werden, sondern auch glaubwürdig und kompetent. Den Ergebnissen zufolge, wirkt glatte Haut also vertrauenswürdig.

Doch wie kommt es, dass glatte Haut so einen guten Eindruck hinterlässt? „Es gibt einen direkten und einen indirekten Effekt“, erklärt Elena Tsankova. „Einerseits beeinflusst das Hautbild unsere Wahrnehmung direkt, indem glatte Haut gesünder wirkt als unreine Haut.“ Andererseits existiere aber auch eine indirekte Wirkung: Glatte Haut suggeriere Reife und Sachverstand, da im Umkehrschluss unreine Haut häufig mit Unreife (zum Beispiel durch Akne in der Pubertät) und Armut (zum Beispiel durch das Unvermögen, sich gute Hautpflegeprodukte zu leisten) verknüpft würde.

„Angesichts dieser Ergebnisse holen wir vielleicht vor dem nächsten Vorstellungsgespräch oder einer wichtigen Verabredung doch noch einmal den Abdeckstift oder Puder aus der Tasche“, so Tsankova. Mit diesem Wissen könnten wir aber auch uns selbst genauer auf die Finger schauen, meint die Psychologin. „Wenn uns bewusst ist, wie wichtig das Hautbild für die Bewertung einer Person ist“, fährt Tsankova fort, „können wir unser eigenes Urteil über Fremde kritisch hinterfragen.“ Es sei dringend geboten, den Druck auf Menschen mit Hautproblemen nicht weiter unnötig zu erhöhen, betonen die Forscher.

Für ihre Untersuchung nutzten Tsankova und Kappas Fotos von Gesichtern, die sie teilweise am Computer veränderten. Die Wissenschaftler entfernten alle Muttermale, Unreinheiten und sonstigen Schönheitsfehler der Haut. Die 130 Probanden bekamen die Gesichter dann entweder in ihrer natürlichen Erscheinung oder in makelloser Version zu sehen. Anschließend bewerteten sie die Glaubwürdigkeit, Kompetenz, Attraktivität und Gesundheit der abgebildeten Personen.

„Es gab schon früher Studien, die untersucht haben, wie das Aussehen unsere Glaubwürdigkeit beeinflusst“, erläutert Tsankova. „Diese haben aber immer mehrere Faktoren gleichzeitig betrachtet, zum Beispiel die Hautfarbe und Hautstruktur. Wir haben uns nun erstmals einen einzigen Teilaspekt ganz genau angesehen: Die Glätte der Haut.“ Die Ergebnisse wurden vom Fachjournal „Perception“ bereits online veröffentlicht. In weiterführenden Studien wollen die beiden Psychologen der Wirkung glatter Haut weiter nachspüren. Beispielsweise stellt sich die Frage, wie das Hautbild mit anderen Aspekten unserer Erscheinung zusammenwirkt.

Bildmaterial „Original skin – Manipulated skin“ (Jacobs University):
Wie ist Ihr erster Eindruck? Unbearbeitetes und manipuliertes Foto eines Gesichts, wie es auch in der nun vorliegenden Studie der Bremer Jacobs University benutzt wurde.

Link zur Veröffentlichung:
http://pec.sagepub.com/content/early/recent

Weitere Informationen unter:
http://akappas.user.jacobs-university.de
http://jacobs-university.de
Vorstellung der Focus Areas
https://www.youtube.com/watch?v=yfSZKulWe7k
https://www.youtube.com/watch?v=w5ta3rGUj7o
https://www.youtube.com/watch?v=754MNuvQgv0

Fragen beantwortet:
Dr. Elena Tsankova | Postdoctoral Fellow Psychology & Methods
e.tsankova@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200- 3432

Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Bachelor-, Master- und PhD-Programmen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs University: Forschung und Lehre folgen nicht einem einzigen Lösungsweg, sie gehen Fragestellungen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen an. Dieses Prinzip macht Jacobs Absolventen zu begehrten Nachwuchskräften, die erfolgreich internationale Karrierewege einschlagen.

Quelle: idw

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Neue Forschungseinrichtung für Aquakultur und CO2-Nutzung

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Das französische Forschungsinstitut zur Nutzung der Meere (Ifremer) und das Zentrum für internationale Zusammenarbeit in der Agrarforschung für Drittländer (CIRAD) haben in Palavas-les-flots (Languedoc-Roussillon) den Ausbau der Infrastruktur MeDITERA eingeweiht. Diese schon seit 1972 existierende Infrastruktur wurde erweitert, um die Forschungen im Bereich Aquakultur und CO2-Verwertung zu verstärken.

4 000 m2 der bereits existierenden Aquakulturhallen wurden saniert und um 2 000 m2 neue Freilandbecken erweitert. Hinzu kommen mehrere Inkubatoren, um die Fischeier bei der gewünschten Temperatur auszubrüten und um eine Desinfizierung zu gewährleisten. Es werden hauptsächlich unterschiedliche Arten von Seebarschen und Buntbarschen (für die Entwicklungsländer) untersucht.

Die Labore wurden mit neuen Forschungsinstrumenten ausgestattet: Mikroskope, Zentrifugen, Messgeräte für die Fische, Spektrometer für die chemisch-physikalische Analyse des Wassers etc. Mit diesen Geräten können auch ökotoxikologische Studien durchgeführt werden.

Konzepte zur CO2-Nutzung werden ebenfalls entwickelt: das Projekt Vasco 2, das teilweise am MeDITERA durchgeführt wird, wird diesen Aspekt der CO2-Verwertung untersuchen. Unternehmen wie Total, ArcelorMittal und Kem One wollen die Verwertung von industriellen Abgasen des Hafen- und Industriegebiets von La-Fos-sur-Mer (Provence-Alpes-Côte d’Azur) als Düngemittel für Mikroalgen mit den Anlagen von MeDITERA testen. Das Zentrum für Atomenergie und alternative Energien (CEA) wird dort die hydrothermale Verflüssigung von Algenbiomasse erproben, um Öl und biobasierte Produkte zu erzeugen.

Für die Erneuerung und den Ausbau der Plattform stand ein Budget von 2,3 Mio. € zur Verfügung. Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) hat dieses Projekt ebenfalls unterstützt. Zudem wird MeDITERA auch internationalen Forschungspartnern offen stehen, um die Forschungskooperation europaweit zu fördern.

Weitere Informationen:
Webseite des Ifremer (auf Englisch, Französisch und Spanisch): http://wwz.ifremer.fr
Webseite des CIRAD (auf Englisch und Französisch): cirad.fr

Quelle:
„MeDITERA : de nouvelles infrastructures scientifiques et techniques en aquaculture, uniques en Europe“, Pressemitteilung des Ifremer, 13.10.2015 – http://wwz.ifremer.fr/mediterranee/content/download/90830/1113839/file/DP_Medite…

Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de

Quelle: idw

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Riesenchance automatisiertes Fahren

Juliane Segedi Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

Studie ermittelt Potenziale des hochautomatisierten Fahrens für Deutschland
Laut einer Studie, die das Fraunhofer IAO mit weiteren Partnern im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie durchgeführt hat, wird hochautomatisiertes Fahren bereits vor 2020 technische Reife erlangen. Für das Jahr 2025 erwarten die Autoren eine Wertschöpfung am Standort Deutschland in Höhe von 8,8 Milliarden Euro. Die Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie der Ausbau der Infrastruktur stellen große Herausforderungen dar.

Hochautomatisiertes Fahren auf Autobahnen wird bis 2020 technisch möglich sein und bietet große Chancen für Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland. Das sind die zentralen Ergebnisse des Gutachtens »Hochautomatisiertes Fahren auf Autobahnen – Industriepolitische Schlussfolgerungen«, die das Fraunhofer IAO gemeinsam dem Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme FOKUS, der Unternehmensberatung mm1 sowie dem Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) im Auftrag des BMWi im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) durchgeführt hat.

Erhebliche Wertschöpfungs- und Beschäftigungspotenziale
Das Gutachten zeigt, dass die Einführung hochautomatisierter Fahrfunktionen auf Autobahnen spätestens bis 2020 technisch möglich ist. Fahrerlose Fahrzeuge sind hingegen auf öffentlichen Straßen erst weit nach 2020 zu erwarten. Wenn die heutigen Markt- und Standortanteile deutscher Fahrzeughersteller und Zulieferer gehalten werden können, sagen die Gutachter eine Wertschöpfung von knapp 2,3 Milliarden Euro im Jahr 2020 sowie von rund 8,8 Milliarden Euro 2025 voraus. Das entspricht dem 16-fachen der heutigen Wertschöpfung von etwa 546 Millionen Euro. Dies würde ca. 120 000 Arbeitsplätze induzieren. Etwa die Hälfte der Wertschöpfung und Beschäftigung wird auf den Bereich Software (Entwicklung von Funktionen und Algorithmen, Validierung, Datenanalysen) entfallen. Zudem gehen mit dem hochautomatisierten Fahren große Potenziale für das Verkehrssystem und die Reduzierung der externen Kosten des Straßenverkehrs einher.

Deutschland in sehr guter Ausgangsposition – Massiver Wettbewerbsdruck erwartet
Nach den Ergebnissen des Gutachtens ist die deutsche Automobilindustrie derzeit weltweiter Leitanbieter bei Fahrerassistenzsystemen und damit verbundener Technologien. Aufgrund der hohen Marktanteile im Bereich von Premium- und Oberklassefahrzeugen werden deutsche Hersteller zunächst auch bei hochautomatisierten Fahrzeugen Leitanbieter sein. Die hohe Anzahl an einschlägigen Patenten und Publikationen aus Deutschland sprechen zudem für die Innovationskraft des Standorts. Andererseits wird aufgrund von neuen Wettbewerbern und der industriepolitischen Aktivität in den Wettbewerbsländern ein massiver Konkurrenzdruck für den Automobilstandort Deutschland erwartet.

Koordiniertes Vorgehen von Industrie und Politik notwendig
Hürden auf dem Weg zum Regelbetrieb hochautomatisierter Fahrzeuge stellen laut der Studie vor allem die rechtlichen Fragen dar. Die Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen gehört zu den drängenden Herausforderungen auf dem Weg zur Marktreife des hochautomatisierten Fahrens. Darüber hinaus ist es elementar, die Funktionssicherheit auch höherer Automatisierungsgrade zu erproben und die wesentlichen technischen Entwicklungsherausforderungen zügig anzugehen. Zu diesen Fragestellungen unterbreitet das Gutachten konkrete Handlungsempfehlungen.

Das Gutachten steht kostenlos zum Download unter http://s.fhg.de/8y4 bereit.

Kontakt:
Andrej Cacilo
Mobility Innovation
Fraunhofer IAO
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart, Germany
Telefon: +49 711 970-2307
E-Mail: andrej.cacilo@iao.fraunhofer.de

Weitere Informationen:
https://www.iao.fraunhofer.de/lang-de/ueber-uns/presse-und-medien/1671-riesencha…
http://s.fhg.de/8y4

Quelle: idw

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Depressionen verstärken Symptome von Vorhofflimmern

Dr. Angelika Leute Geschäftsstelle
Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)

Vorhofflimmern geht häufig mit Depressionen, Schlafstörungen und körperlicher Inaktivität einher. Dabei verstärken Depressionen die körperlichen Symptome von Vorhofflimmern, wie eine Studie des Kompetenznetzes Vorhofflimmern (AFNET) herausgefunden hat. Unter Leitung des Psychosomatikers Prof. Karl-Heinz Ladwig vom Helmholtz Zentrum München wurden die psychische Verfassung und die Einschränkungen der Lebensqualität bei Patienten mit Vorhofflimmern erforscht.

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland sind davon betroffen. Die meisten Vorhofflimmerpatienten spüren typische Symptome wie Herzrasen, Luftnot oder Schwindel. Zusätzlich leiden viele der Betroffenen auch unter Depressionen, Schlafstörungen und anhaltender Müdigkeit.

Depressionen und Ängste wirken sich negativ auf den Verlauf von Krankheiten aus. Dies ist vielfach belegt. Bei Vorhofflimmern wurden diese Zusammenhänge bisher allerdings wenig erforscht. Prof. Ladwig, Dr. Alexander von Eisenhart Rothe, Helmholtz Zentrum München, und Kollegen haben die seelische Gesundheit von über 500 Patienten mit Vorhofflimmern in Deutschland im Rahmen von zwei klinischen Studien des Kompetenznetzes Vorhofflimmern untersucht. Die Daten von Patienten mit paroxysmalem (anfallsartigem) Vorhofflimmern stammen aus der ANTIPAF – AFNET 2 Studie, die von Patienten mit persisierendem (anhaltendem) Vorhofflimmern aus der Flec-SL – AFNET 3 Studie.

„Kardiologen machen ihre Entscheidung für eine mehr oder weniger aggressive Therapie normalerweise davon abhängig, wie stark das Vorhofflimmern den Patienten belastet. Dabei sollten allerdings nicht nur körperliche Symptome, sondern auch die psychische Verfassung und Lebensqualität des Patienten berücksichtigt werden.“ erklärt Prof. Ladwig. Denn die Studie hat gezeigt: Depressive Stimmungen beeinträchtigen nicht nur das psychische Wohlbefinden, sondern verstärken auch die körperlichen Beschwerden. Symptome wie Unruhe, Übelkeit oder Kurzatmigkeit werden von den Betroffenen schwerwiegender empfunden als von Vorhofflimmerpatienten ohne Depression. Dies gilt bei paroxysmalem Vorhofflimmern ebenso wie bei persistierendem. Diese Ergebnisse belegen, dass die Lebensqualität ein wichtiges Entscheidungskriterium für Therapieoptionen sein sollte.

Arzt und Patient beurteilen die psychische Verfassung von Vorhofflimmerpatienten oft unterschiedlich, wie Prof. Ladwig und Kollegen herausgefunden haben. Depression, Schlafstörung und geringe körperliche Aktivität werden von Ärzten weniger gravierend eingeschätzt als von den Betroffenen selbst. Deshalb empfiehlt Prof. Ladwig: „Ärzte sollten geschult werden, damit sie Depressionen bei ihren Patienten besser erkennen. Außerdem wäre ein gezieltes Depressions-Screening in Kliniken und Praxen, die Vorhofflimmern behandeln, notwendig.“ Weitere Studien sollen erforschen, ob solche Maßnahmen den Gesundheitszustand der Vorhofflimmerpatienten verbessern können.

Publikationen
von Eisenhart Rothe A, Hutt F, Baumert J, Breithardt G, Goette A, Kirchhof P, Ladwig KH. Depressed mood amplifies heart-related symptoms in persistent and paroxysmal atrial fibrillation patients: a longitudinal analysis-data from the German Competence Network on Atrial Fibrillation. Europace. 2015; 17:1354-62.
doi: 10.1093/europace/euv018

von Eisenhart Rothe A, Goette A, Kirchhof P, Breithardt G, Limbourg T, Calvert M et al. Depression in paroxysmal and persistent atrial fibrillation patients: a crosssectional comparison of patients enroled in two large clinical trials. Europace 2014; 16:812-9.
doi: 10.1093/europace/eut361

von Eisenhart Rothe A, Bielitzer M, Meinertz T, Limbourg T, Ladwig KH, Goette A. Predictors of discordance between physicians‘ and patients‘ appraisals of health-related quality of life in atrial fibrillation patients: Findings from the Angiotensin II Antagonist in Paroxysmal Atrial Fibrillation Trial. Am Heart J 2013; 166:589-96 e1.
doi: 10.1016/j.ahj.2013.05.020

Studien
ANTIPAF – AFNET 2 Studie http://clinicaltrials.gov/show/NCT00098137
Flec-SL – AFNET 3 Studie http://clinicaltrials.gov/show/NCT00215774

Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)
Das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET) ist ein interdisziplinäres Forschungsnetz, in dem Wissenschaftler und Ärzte aus Kliniken und Praxen deutschlandweit zusammenarbeiten. Ziel des Netzwerks ist es, die Behandlung und Versorgung von Patienten mit Vorhofflimmern in Deutschland und Europa durch koordinierte Forschung zu verbessern. Dazu führt das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. wissenschaftsinitiierte klinische Studien (investigator initiated trials = IIT) und Register auf nationaler und internationaler Ebene durch. Der Verein ist aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenznetz Vorhofflimmern hervorgegangen. Seit Januar 2015 werden einzelne Projekte und Infrastrukturen des AFNET vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) gefördert.
http://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de

Weitere Informationen:
http://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de – Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V.
http://clinicaltrials.gov/show/NCT00098137 – ANTIPAF – AFNET 2 Studie
http://clinicaltrials.gov/show/NCT00215774 – Flec-SL – AFNET 3 Studie

Quelle: idw

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Belastung durch Nährstoffeinträge im Vergleich: Der indische Fluss Pamba und die Weser

Dr. Susanne Eickhoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT)

Die Meeresverschmutzung durch Düngemittel nimmt rasant zu. Seit den 70er Jahren haben sich die weltweiten Flusseinträge von Stickstoff und Phosphor in die Ozeane verdreifacht und führen in vielen Küstenregionen zu exzessiven Algenblüten, die wertvolle Ökosysteme wie Korallenriffe gefährden. Ein Team des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenökologie (ZMT) hat nun Messungen in einem stark bevölkerten Flussgebiet in Indien vorgenommen. Zur intensiven landwirtschaftlichen Nutzung des Hinterlandes kommt dort noch ein weiterer Verursacher von Wasserverschmutzung hinzu: das Sabarimala-Heiligtum, eine der größten Pilgerstätten der Welt. Die Forscher machten eine überraschende Entdeckung – der Fluss Pamba im südindischen Staat Kerala ist weniger stark mit Nährstoffen belastet als beispielsweise die Weser.

Hohe Bevölkerungsdichte, ungeklärte Abwässer, Einsatz von Düngemitteln auf intensiv genutzter Ackerfläche: südostasiatische Flüsse gelten als stark belastet mit Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor. Insbesondere in den Monsunmonaten tragen sturzflutartige Regengüsse große Mengen an Verunreinigungen in die Flüsse ein. Daten zur Meeresverschmutzung durch Flusseinträge sind in Industrienationen ausreichend vorhanden, in Entwicklungs- und Schwellenländern jedoch noch rar.

In Kerala, einem südindischen Staat mit rund 33 Millionen Einwohnern, untersuchten der Biogeochemiker Dr. Tim Jennerjahn und seine Doktorandin Shilly Elizabeth David die Belastung des Flusses Pamba mit Stickstoff und Phosphor. Die Ergebnisse ihrer Studie sind kürzlich in der Fachzeitschrift „Science of the Total Environment“ erschienen.

Der 176 km lange Pamba entspringt dem Gebirgszug der Westghats, durchzieht den Bundesstaat Kerala und verbreitert sich schließlich zu einem großen See, dem Vembanad, bevor er in das Arabische Meer mündet. Im Einzugsgebiet des Flusses leben im Schnitt 400 Menschen auf einem Quadratkilometer.

Die Forscher beprobten verschiedene Abschnitte des Flusses, die durch unterschiedlich genutzte Landschaften führten – durch Tee- und Kautschukplantagen, Siedlungen mit Gartenanbau, Reisplantagen und vorbei an der Pilgerstätte Sabarimala. Über 50 Millionen Hindus aus aller Welt suchen alljährlich das Heiligtum auf. Täglich steigen Pilgerscharen in die Fluten des Pamba, um sich von Sünden reinzuwaschen.

„Beim Tempel von Sabarimala fanden wir mit 3,1 kg pro Hektar und Jahr große Mengen an Ammoniumstickstoff im Fluss, der vor allem von menschlichen Ausscheidungen herrührt“, berichtet Tim Jennerjahn. „Auch die Menge an Phosphor aus Waschmitteln ist in der Nähe der Pilgerstätte hoch“. Mit bis zu 5,6 kg pro Hektar und Jahr war die Konzentration an Nitratstickstoff aus den Düngemitteln der Plantagen und Gärten in den entsprechenden Flussabschnitten ebenfalls beträchtlich.

„Zu unserer großen Überraschung sind diese Nährstoffmengen in einem so dicht besiedelten Gebiet jedoch eher gering im Vergleich zur Belastung eines deutschen Flusses wie zum Beispiel der Weser“, meint Tim Jennerjahn. „Niedersachsen hat ein Gülleproblem. Zu viel davon wird aus den Äckern in die Weser gewaschen.“

Während die Weser im Durchschnitt eine Stickstoffkonzentration von 12 kg pro Hektar und Jahr aufweist, enthält der Pamba durchschnittlich hingegen nur 3,5 kg. Im Mündungsgebiet des Pamba schließlich nehmen die Nährstoffkonzentrationen noch deutlich ab. Hier gedeihen Wasserhyazinthen im See Vembanad, die wie Klärwerke die Nährstoffe aus dem Flusswasser aufnehmen und in ihrem Stoffwechsel umsetzen.

„Unsere Studie zeigt, wie wichtig es ist, in dicht besiedelten tropischen Flusseinzugsgebieten detaillierte lokale Erhebungen durchzuführen, die unterschiedliche Arten der Landnutzung berücksichtigen“, betont Tim Jennerjahn. „Erst dann können einerseits globale Trends ermittelt und andererseits gezielt Maßnahmen für die Erhaltung gesunder Gewässer ergriffen werden.“

Publikation
David, S.E., Chattopadhyay, M., Chattopadhyay, S., Jennerjahn, T.C. (2015) Impact of human interventions on nutrient biogeochemistry in the Pamba River, Kerala, India. Science of The Total Environment 541, pp. 1420-1430.

Kontakt
Dr. Tim Jennerjahn
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie, Bremen
Tel: 0421 / 23800-44
Mail: tim.jennerjahn@zmt-bremen.de

Das LEIBNIZ-ZENTRUM FÜR MARINE TROPENÖKOLOGIE – ZMT in Bremen widmet sich in Forschung und Lehre dem besseren Verständnis tropischer Küstenökosysteme. Im Mittelpunkt stehen Fragen zu ihrer Struktur und Funktion, ihren Ressourcen und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber menschlichen Eingriffen und natürlichen Veränderungen. Das ZMT führt seine Forschungsprojekte in enger Kooperation mit Partnern in den Tropen durch, wo es den Aufbau von Expertise und Infrastruktur auf dem Gebiet des nachhaltigen Küstenzonenmanagements unterstützt. Das ZMT ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.

Quelle: idw

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Wie stark können Erdbeben an Verwerfungen werden?

Dipl.Met. Franz Ossing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Wenn zwei tektonische Platten aneinander vorbei gleiten, spricht man von einer Verwerfung, die bekanntesten Beispiele sind die kalifornische San Andreas-Verwerfung und die Nordanatolische Verwerfung in der Türkei. Die bei der Verschiebung der Platten entstehenden Erdbeben können Stärken bis zu Magnitude M 8 erreichen, treten zudem meistens in geringen Tiefen von weniger als 20 Kilometern auf und bedrohen so große Städte wie Istanbul oder San Francisco. Für die Risikoabschätzung und die Entwicklung vorbeugender Maßnahmen ist es daher wichtig, die maximale Magnitude der Erdbeben zu kennen, die hier auftreten können. Erschwerend kommt hinzu, dass es Messaufzeichnungen von Erdbeben erst seit rund 150 Jahren gibt, an vielen Verwerfungszonen der Erde aber die Wiederkehrperioden von sehr starken Erdbeben viel länger sind.
Ein Team von Wissenschaftlern des Deutschen GeoForschungsZentrums hat in Zusammenarbeit mit der Universität von Süd-Kalifornien nun eine globale Studie vorgestellt, auf deren Basis sich die größten zu erwartenden Erdbeben entlang solcher Verwerfungen besser abschätzen lassen. Sie untersuchten alle großen Transformstörungen der Erde und stellten dabei fest, dass die Länge der Erdbebenbruchzone für Starkbeben, und damit die Magnitude, mit der Gesamtlänge der Verwerfungen korreliert: je länger die Verwerfungszone insgesamt ist, desto länger sind die einzelnen Segmente der Verwerfung, die bei einem Starkbeben brechen.

Bei diesem Bruch auftretende Erdbeben weisen eine maximal zu erwartende Magnitude auf, die in 75% der Fälle mit dem im Laufe von Jahrmillionen akkumulierten Versatz an den betreffenden Verwerfungen zusammenhängt. Bei Oberflächenbewegungen von einigen Millimetern pro Jahr kommen da im Laufe von Jahrmillionen Gesamtverschiebungen an den Verwerfungen von einigen zehner Kilometern zusammen. Für Verwerfungen mit einer derart großen Gesamtverschiebung wird dann ein direkter Zusammenhang zur größten Erdbebenmagnitude beobachtet.

Die verbleibenden 25% der Erdbeben allerdings sind insgesamt stärker und entstehen ausschließlich entfernt von Plattengrenzen an Orten, wo die Verschiebungen weniger als fünf Millimeter pro Jahr betragen und der Gesamt-Versatz weniger als zehn Kilometer beträgt. „Wir erklären die größeren Magnituden dieser Beben damit, dass sich während des Bruches eine höhere Spannung entlädt. Es wird mehr Energie in der gleichen Zeit freigesetzt was zu größeren Magnituden führt“ erklärt GFZ-Wissenschaftlerin Patricia Martínez-Garzón, Leitautorin der Studie.
Die Arbeitsergebnisse der Geoforscher sind für Millionen von Menschen wichtig, die in der Nähe dieser Verwerfungen wohnen, denn Vorbeugemaßnahmen wie erdbebensicheres Bauen, Katastrophenschutz oder Frühwarnsysteme müssen so ausgelegt sein, dass sie die maximal zu erwartende Stärke eines Bebens zu Grunde legen.

Patricia Martínez-Garzón, Marco Bohnhoff, Yehuda Ben-Zion, Georg Dresen: „Scaling of maximum observed magnitudes with geometrical and stress properties of strike-slip faults“, Geophysical Research Letters, DOI: 10.1002/2015GL066478

Foto in druckfähiger Auflösung:
https://media.gfz-potsdam.de/gfz/wv/05_Medien_Kommunikation/Bildarchiv/_Einzelbi…

Bildunterschrift: Blick über die Bucht von San Francisco, die in unmittelbarer Nähe zur San Andreas-Verwerfung in Kalifornien liegt. (Foto: P. Martínez-Garzón, GFZ)

Quelle: idw

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Arbeiten 4.0: Neue Auswertung zeigt, wie Betriebsräte faire Regeln aushandeln

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Arbeitszeit, Recht auf Nichterreichbarkeit, Schutz vor Überwachung

Arbeiten 4.0: Neue Auswertung zeigt, wie Betriebsräte faire Regeln aushandeln

Der Einsatz moderner Technologien wird die Arbeit stark verändern. Umso wichtiger ist es, Arbeitnehmer und ihre Vertreter frühzeitig einzubeziehen. In manchen Unternehmen gibt es bereits Vereinbarungen zwischen Betriebsrat und Management, die zumindest Teilaspekte der digitalen Umwälzungen regeln. Betriebsräte sollten sich so früh wie möglich dafür einsetzen, den bevorstehenden Wandel zu gestalten. Zugleich müssen sie mit mehr Rechten ausgestattet werden. Das sind zentrale Ergebnisse einer neuen Untersuchung von Dr. Manuela Maschke und Nils Werner aus der Mitbestimmungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung.* „Faire, transparente Regeln sind nicht nur im Interesse der Beschäftigten“, betont Maschke. „Sie sind Voraussetzung für motivierte, selbstverantwortliche Arbeit, ohne die moderne Unternehmen gar nicht funktionieren können.“

Dem von Maschke geleiteten Archiv für Betriebsvereinbarungen liegen insgesamt rund 2.500 Abkommen vor, die auf sehr unterschiedliche Weise den Einsatz von Technik regeln, wie etwa die Nutzung mobiler Geräte, Social Media oder Datenschutz. Darüber hinaus betrifft die Digitalisierung Themen wie Arbeitszeit, Arbeitsprozesse, Gesundheitsschutz oder Weiterbildung. Auch dazu gibt es bereits praktische Erfahrungen. Anhand von Beispielen zeigen die Experten, welche Praktiken sich bewährt haben und wo noch Handlungsbedarf besteht. Immerhin, so zeigt die Auswertung, werden Betriebs- und Personalräte heute tendenziell früher beteiligt als noch vor zehn bis 15 Jahren.

Die neuen technischen Möglichkeiten erlauben auf der einen Seite mehr Freiheiten und Flexibilität, auf der anderen Seite verlangen sie dem einzelnen Beschäftigten mehr ab: „Arbeiten ist zu jeder Zeit und an allen Orten möglich, wachsende Leistungsverdichtung und ständige Erreichbarkeit erzeugen so viel Druck, dass individuell Grenzen kaum gesetzt werden können“, so die Autoren.

Dass Betriebsräte einiges erreichen können, zeigen aktuelle Fälle: Bei Volkswagen vereinbarte man, dass Server außerhalb der vertraglichen Arbeitszeit für tariflich Beschäftigte abgeschaltet werden. Daimler richtete einen elektronischen Abwesenheitsassistenten namens „Mail on Holiday“ ein, der alle E-Mails, die während des Urlaubs eingehen, automatisch löscht. Die Botschaft: Man muss nicht im Urlaub arbeiten.

Der Betriebsrat von BMW handelte eine Vereinbarung zur Gestaltung der mobilen Arbeit aus. Beschäftigte sollen danach die Vorteile flexibler Arbeitszeiten und -orte nutzen können, ohne dass darunter die Freizeit leidet. Dies wird unter anderem durch das Recht auf Nichterreichbarkeit gewährleistet. Auch bei Bosch beschloss man, dass Arbeitszeit und -ort eigenverantwortlich und aufgabenbezogen gewählt werden können. Bedingung ist, dass die Arbeitszeit aufgezeichnet und entsprechend vergütet wird. „Wenn die allgegenwärtige Erreichbarkeit eingehegt wird und über die vereinbarte Arbeitszeit hinausgehende Leistung auch bezahlt wird, dann wird der Nutzen des Arbeitens unabhängig von Zeit und Ort wachsen“, erklärt Maschke.

Bislang kaum geregelt ist, wer die Hoheit über die wachsenden Datenmengen hat und wie sich die Überwachung von Beschäftigten eindämmen lässt. So ist es beispielsweise technisch machbar, jederzeit zu kontrollieren, was die Beschäftigten tun und wo sie sich aufhalten. Alle Zugriffe über mobile Geräte können lückenlos aufgezeichnet werden. Je nach Freigabe kann der Arbeitgeber sogar bei Telefonaten mithören. Dies alles eröffnet völlig neue Möglichkeiten der Verhaltens- und Leistungskontrolle – die sich jedoch durch neue Betriebsvereinbarungen eingrenzen lassen. Einige bereits bestehende Vereinbarungen listen zulässige Auswertungen von Daten in allgemeiner Form auf. Jegliche darüber hinausgehende Nutzung ist dann verboten, auch die Weiterverarbeitung durch externe Dienstleister. „Wenn Betriebsrat und Datenschutzbeauftragte bei der Umsetzung von Beginn an mit am Tisch sitzen, dann können viele Widerstände bei der Einführung neuer Technologien von vornherein vermieden werden“, so Maschke.

„Heute ist noch offen, welche theoretisch denkbaren, politisch diskutierten und prognostizierbaren Szenarien tatsächlich Realität werden“, schreiben die Experten. Ob viele oder wenige Menschen von Digitalisierung profitieren, hänge davon ab, wie Sozialpartner und politisch Verantwortliche sich für Mitbestimmungsrechte stark machen. Mehr Rechte für Betriebsräte seien ein Gebot der Stunde, wenn die Vorteile neuer Technologien im Interesse aller genutzt werden sollen. Betriebsräte und Gewerkschaften müssten von Beginn an einbezogen werden. Dabei gehe es nicht darum, technische Neuerungen zu verhindern, sondern diese so zu gestalten, dass Beschäftigte keine Nachteile befürchten müssen und die Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt.

*Manuela Maschke, Nils Werner: Arbeiten 4.0 – Diskurs und Praxis in Betriebsvereinbarungen, Mitbestimmungsförderung in der Hans-Böckler-Stiftung, Report Nr. 14, Oktober 2015. Download: http://www.boeckler.de/pdf/p_mbf_report_2015_14.pdf

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Manuela Maschke
Leiterin Archiv betriebliche Vereinbarungen
Tel.: 0211-7778-224
E-Mail: Manuela-Maschke@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/hbs_showpicture.htm?id=62641&chunk=1
Infografik zum Download im neuen Böckler Impuls 19/2015

Quelle: idw

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Arbeit im Freien: Wie schützt man sich richtig vor der Sonne?

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Die Studie „Schutzkomponenten bei solarer UV-Exposition“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) untersuchte die Effektivität, Praktikabilität und Akzeptanz von Schutzmaßnahmen insbesondere von Textilien. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass angemessener Sonnenschutz weder teuer noch aufwändig ist.

Dortmund – Im kalten, dunklen Winter sehnt sich so mancher nach Sommer und Sonne. Um einen ausreichenden Sonnenschutz machen sich hingegen weit weniger Gedanken. Dabei arbeiten 2,5 Millionen Menschen in Deutschland im Freien, zum Beispiel im Hoch- und Tiefbau. Seit Januar 2015 wird für diese Beschäftigten eine Hautkrebsart durch Sonnenstrahlung in der Berufskrankheiten-Liste (BK 5103) aufgeführt. Diese neue Berufskrankheit hat die Notwendigkeit von effektiven Präventionsmaßnahmen in den Blickpunkt gerückt. Doch trotz der Gesundheitsgefahren, die von UV-Strahlung ausgehen, schützen sich viele Menschen weder bei der Arbeit noch in der Freizeit ausreichend vor der Sonne. Dabei ist angemessener Sonnenschutz weder teuer noch aufwändig. Das ergab die Studie „Schutzkomponenten bei solarer UV-Exposition“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Die BAuA untersuchte die Effektivität, Praktikabilität und Akzeptanz von Schutzmaßnahmen insbesondere von Textilien. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass es in unseren Breitengraden keiner speziellen UV-Schutzkleidung bedarf, sondern herkömmliche Kleidung vollkommen ausreicht.

Im Freien Beschäftigte sind durchschnittlich übers Jahr einer fünfmal höheren UV-Dosis ausgesetzt als Arbeitnehmer, die überwiegend in Innenräumen tätig sind. Auswertungen der Daten aus dem deutschen UV-Messnetz über einen Zeitraum von zehn Jahren zeigen, dass an rund drei Viertel der Tage zwischen März und September ein mittlerer UV-Index von drei vorliegt. An wenigen Tagen im Jahr sogar ein Wert von acht. Die Erhebung dieser Messdaten war die Grundlage für ein Schutzkonzept vor Sonnenstrahlung, das die Anforderungen an einzelne Schutzkomponenten beschreibt.

Bereits ein UV-Index von drei kann einen Sonnenbrand verursachen. Deshalb empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation entsprechende Schutzmaßnahmen. Dabei kann es sich sowohl um technische, organisatorische als auch persönliche Maßnahmen handeln. Starke Sonneneinstrahlung wie in der Mittagszeit sollte unbedingt gemieden werden. Gut geschützt ist aber nur, wer auch an persönliche Schutzmaßnahmen wie ausreichende Kleidung kombiniert mit Kopfbedeckung und Sonnenschutzbrille denkt.

In der Praxis werden Schutzmaßnahmen jedoch oft nur unzureichend getroffen. Befragungen von Arbeitgebern und Beschäftigten haben ergeben, dass ein deutlicher Informationsbedarf über die Wirksamkeit von Schutzkomponenten besteht. Der Bericht stellt heraus, dass die Qualität der Unterweisungen durch zielgruppenspezifisches Informations- und Schulungsmaterial verbessert werden kann. Dazu wurde für die betriebliche Praxis eine Handlungshilfe zum sicheren und gesundheitsgerechten Verhalten beim Arbeiten in der Sonne erstellt, die der Bericht enthält.

„Schutzkomponenten bei solarer UV-Exposition“; Peter Knuschke, Günter Ott, Andrea Bauer, Marco Janßen, Kristin Mersiowsky, Andrea Püschel, Henriette Rönsch; 1. Auflage; Dortmund; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2015; ISBN: 978-3-88261-154-0; 207 Seiten. Eine Version im PDF-Format gibt es im Internetangebot der BAuA unter http://www.baua.de/publikationen.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 600 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/dok/6964350
Direkter Link zum BAuA-Bericht „Schutzkomponenten bei solarer UV-Exposition“

Quelle: idw

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„Feuer sucht Eis“: Freiwillige Feuerwehren für neuen Klimaschutz-Wettbewerb gesucht

Romy Klupsch Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie

Freiwillige Feuerwehren, Jugendfeuerwehren und Feuerwehrfördervereine können sich jetzt registrieren / Mitglieder der Feuerwehren sammeln ineffiziente Kühl- und Gefrierschränke ein / Bewerbung noch bis 31.01.2016 möglich

Zwei Kühlschränke im Single-Haushalt, eine fast leere Gefriertruhe im Keller: Laut Statistischem Bundesamt waren 2013 rund 22,5 Millionen deutsche Haushalte mit mehr als einem Kühl- und/oder Gefriergerät ausgestattet. Diese Zweitgeräte werden oft nicht benötigt und verbrauchen unnötig Strom – besonders, wenn es sich um ältere Geräte handelt. Ändern will das jetzt die Internetplattform für ökologische Spitzenprodukte EcoTopTen mit dem bundesweiten Wettbewerb „Feuer sucht Eis“ (http://www.feuer-sucht-eis.de/).

Die Idee: Mitglieder von freiwilligen Feuerwehren, Jugendfeuerwehren und Feuerwehrfördervereinen sammeln in enger Abstimmung mit dem zuständigen öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger ineffiziente Kühlgeräte in den Privathaushalten ihrer Gemeinden ein und entsorgen diese fachgerecht. Neben der Chance auf attraktive Preise zeigen die Feuerwehren mit ihrer Teilnahme am Wettbewerb auch Engagement für die Region. Die beiden Gruppen, die die meisten Zweitgeräte relativ zur Einwohnerzahl oder das älteste Kühlgerät sammeln, gewinnen.

Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative, umgesetzt wird es vom Öko-Institut und der gemeinnützigen co2online GmbH. Ab sofort können sich interessierte Feuerwehren auf http://www.feuer-sucht-eis.de/mitmachen für den Wettbewerb registrieren und ein Zeichen für den Klimaschutz setzen.

Geld sparen, CO2 vermeiden und Gemeinschaftsgefühl im Ort stärken
Verbraucher, die sich von ihrem veralteten Kühl- oder Gefrierschrank trennen, können viel sparen: „Wird ein 15 Jahre altes Gerät ersatzlos entsorgt, liegt das Einsparpotenzial bei rund 375 kWh pro Jahr. Wird der alte Stromfresser gegen ein effizientes Neugerät ersetzt, werden immerhin noch 210 kWh eingespart. Das sind zwischen 60 und 100 Euro im Jahr“, so Dr. Dietlinde Quack vom Öko-Institut.

Im Rahmen des Wettbewerbs sollen deutschlandweit mindestens 4.000 Geräte eingesammelt werden. Damit ließen sich über fünf Jahre insgesamt 9.000 Tonnen CO2 vermeiden. Neben der Umwelt profitieren auch die teilnehmenden Gemeinden von „Feuer sucht Eis“: „Mit unserer Aktion möchten wir die Menschen verbinden und zeigen, dass Klimaschutz in Gemeinschaft richtig Spaß machen kann“, erklärt Dr. Quack. Auf der Suche nach einem effizienten Neugerät werden Verbraucher nicht allein gelassen: EcoTopTen hat auf http://www.ecotopten.de/ eine praktische Einkaufshilfe für strom- und geldsparende Haushaltsgeräte zusammengestellt und erleichtert so die Kaufentscheidung. Mit der App ecoGator (http://www.ecogator.de/) ist klimafreundliches Shoppen auch mobil möglich.

Informationen zu Aktion und Wettbewerb auf der Website „Feuer sucht Eis“
http://www.feuer-sucht-eis.de/

Über EcoTopTen
EcoTopTen ist eine Internetplattform des Öko-Instituts, auf der Verbraucher und Beschaffer Empfehlungen für ökologische Spitzenprodukte in den zehn Produktclustern Beleuchtung, Wärme, Strom, große Haushaltsgeräte, kleine Haushaltsgeräte, Fernseher, Computer/Büro, Mobilität, Lebensmittel und Textilien finden. EcoTopTen wird für die nächsten drei Jahre im Rahmen des Projekts „Die Produktauszeichnung EcoTopTen – Schwerpunkt SEK Stromsparen“ von der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesumweltministeriums gefördert. Zusätzlich dazu wird EcoTopTen in diesem Zeitraum auch im Rahmen des Projekts „ToptenAct“ im EU Programm Horizon2020 gefördert.
http://www.ecotopten.de/ | https://twitter.com/ecotopten

Über das Öko-Institut
Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.
http://www.oeko.de/ | https://twitter.com/oekoinstitut

Über die Nationale Klimaschutzinitiative
Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert das Bundesumweltministerium seit 2008 zahlreiche Projekte, mit denen Energie effizienter genutzt und Emissionen gemindert werden können. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.

Weiterführende Informationen zur Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums finden Sie unter: http://www.klimaschutz.de/

Ansprechpartnerin bei co2online:
Stephanie Schropp
Managerin Kampagnen
co2online gemeinnützige GmbH
Hochkirchstraße 9, 10829 Berlin
Tel.: +49 30 7809665-14
E-Mail: stephanie.schropp@co2online.de | http://www.co2online.de/

Ansprechpartnerin am Öko-Institut:
Dr. Dietlinde Quack
Senior Researcher im Institutsbereich
Produkte & Stoffströme und Leiterin EcoTopTen
Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Freiburg
Tel.: +49 761 45295-248
E-Mail: d.quack@oeko.de

Quelle: idw

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Fußball: Drei-Punkte-Regel animiert nicht zu Sturmläufen – weltweit detaillierteste Studie

Juliane Albrecht Presse- und Informationsstelle
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Nicht unbedingt der Gewinn zählt für Fußballteams so sehr, dass sie bis zum Schluss aufs gegnerische Tor stürmen, sondern das deutlich defensivere „Hinten reinstellen“ ist wichtiger, um eine Niederlage zu vermeiden. Das belegt eine Studie, in der Wissenschaftler der Universität Münster die 1995/96 weltweit eingeführte so genannte Drei-Punkte-Regel mit der früheren Zwei-Punkte- Regel verglichen. Fazit: Die Zahl der Unentschieden nahm nicht in dem Maße ab, wie es sich die FIFA erhofft hatte.

Der Sieg ist für Fußballteams offenbar nicht so wichtig, dass sie bis zum Schluss aufs gegnerische Tor stürmen. Für sie steht vielmehr im Vordergrund, eine Niederlage zu vermeiden – enstprechend defensiv sind sie oft ausgerichtet. Das belegt eine aktuelle Studie, in der Wissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) die in der Saison 1995/96 weltweit eingeführte so genannte Drei-Punkte-Regel in 24 Ländern mit der früheren Zwei-Punkte-Regel verglichen haben. Fazit: Die Zahl der Unentschieden nahm nicht in dem Maße ab, wie es sich der Fußball-Weltverband FIFA erhofft hat.

Die Wissenschaftler veröffentlichten die Studie mit dem Titel „Why the Three-Point Rule Failed to Sufficiently Reduce the Number of Draws in Soccer“ jetzt im nordamerikanischen Fachmagazin „Journal of Sport and Exercise Psychology“.

„Der erhoffte Anreiz mit der Einführung der Drei-Punkte-Regel ist deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben, die aus statistischer Sicht abgeleitet werden können“, betont Dennis Riedl. Der Doktorand des Sportpsychologen Prof. Dr. Bernd Strauß verfasste die Arbeit gemeinsam mit dem derzeitigen Dekan des Fachbereichs Chemie und Pharmazie, Prof. Dr. Andreas Heuer, einem passionierten Fußball-Statistiker. Die FIFA wollte mit der Vergabe von drei statt zwei Punkten für einen Sieg (ein Punkt wie bisher für ein Remis) eine offensivere Spielweise hervorrufen und die in den 1990er Jahren gestiegene Zahl an Unentschieden verringern. Nach Auswertung der Daten stellten die Wissenschaftler allerdings fest, dass sich die Zahl der Remis nicht wie erwartet verringert hat. „Das Vermeiden einer Niederlage hat immer noch höhere Priorität als der Wunsch
 zu gewinnen“, urteilt Bernd Strauß.

Die drei WWU-Forscher beziehen sich mit ihren Schlussfolgerungen besonders auf die sogenannte „Prospect-Theorie“, eine psychologische Theorie, für die Daniel Kahneman vor einigen Jahren den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten hat. Kahnemann stellte fest, dass für viele Menschen nicht das Gewinnen, sondern das Vermeiden von Verlusten die entscheidende Motivation darstellt.

Dank der Analyse konnten die WWU-Forscher ableiten, dass ein „4-1-0-Punktesystem“ (vier Punkte für einen Sieg, ein Punkt für ein Remis, kein Punkt bei einer Niederlage) notwendig wäre, damit Gewinnen attraktiver als das Nicht-Verlieren wird. „Erst damit würden psychologische Anreize zu einer übermäßigen Spielsicherung abgebaut“, meint Bernd Strauß.

In der jüngsten Studie analysierten die Wissenschaftler die Ergebnisse von Erstligaspielen aus 24 Ländern über jeweils 20 Saisons (zehn Jahre vor und zehn Jahre nach Einführung der 3-Punkte-Regel) – insgesamt sammelten sie die Daten aus 118.148 Spielen. Die drei Wissenschaftler stellten fest, dass die Unentschieden nach wie vor deutlich häufiger vorkommen als statistisch erwartet. Zwar war der Anteil der Unentschieden in Zeiten der 2-Punkte-Regel (29,7%) höher als in Zeiten der 3-Punkte-Regel (17,6%). Insofern habe die Einführung der 3-Punkte-Regel zwar weltweit – allerdings nicht in der deutschen Liga – zu einer gewissen Reduktion der Unentschieden geführt. „Dies reicht aber nicht aus, damit in der letzten Spielphase die Offensivbemühungen der Teams nicht nachlassen, wenn es Unentschieden steht“, betont Andreas Heuer.

Die Forscher untersuchten zudem früher nur kurzzeitig eingesetzte Varianten auf ihrer Wirksamkeit. Am besten funktionierte ein sehr eigenwilliges System, das in der bulgarischen Liga von 1984 bis 1987 versuchsweise galt. Dort gab es zwar auch die 2-1-0 Regel, aber mit der entscheidenden Ausnahme, wonach bei einem 0:0 kein Team einen Punkt erhielt. Die Folge: Es gab deutlich weniger 0:0-Spiele, und es fielen erheblich mehr Tore. Man führte dies damals allerdings nicht weiter, „wahrscheinlich, weil es ein zu unübersichtliches System war“, meint Dennis Riedl.

Originalquelle:
Riedl, D., Heuer, A. & Strauss, B. (2015). Why the Three-Point Rule Failed to Sufficiently Reduce the Number of Draws in Soccer: An Application of Prospect Theory. Journal of Sport and Exercise Psychology, 37, 316-326.
Weitere Informationen:

http://www.uni-muenster.de/forschungaz/person/6759 – Forschung A-Z / Prof. Dr. Bernd Strauss
http://www.uni-muenster.de/forschungaz/person/6376 – Forschung A-Z / Prof. Dr. Andreas Heuer

Anhang

Original der Studie
https://idw-online.de/de/attachment47176

Quelle: idw

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Lebensmitteleinzelhandel sieht im Bereich Nachhaltigkeit Nachholbedarf bei der Lebensmittelindustrie

Jan Vestweber Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

Forscher der Universität Witten/Herdecke: „Nachhaltige Lebensmittelproduktion wird immer mehr zum strategischen Wettbewerbsvorteil“

Inwieweit beeinflussen Nachhaltigkeitsaspekte das unternehmerische Handeln der Konsumgüterbranche? Worin werden die größten Hürden bei der Umsetzung im Unternehmen gesehen? Wo die Perspektiven? Und wie groß schätzen Handel und Industrie das aktuelle Nachhaltigkeitsengagement ihrer Branche ein? Diese und weitere Fragen stellten das ZNU – Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung der Universität Witten/Herdecke und die Lebensmittel Zeitung an Unternehmensvertreter aus Handel und Konsumgüterindustrie. Insgesamt 347 Führungskräfte haben sich an der Umfrage beteiligt.

„Grundsätzlich unterstreichen die Ergebnisse die Einschätzung, dass das Thema Nachhaltigkeit in der Branche angekommen ist und sich immer stärker zum strategischen Wettbewerbsfaktor entwickelt“, erläutern die ZNU-Leiter Dr. Axel Kölle und Dr. Christian Geßner die Resultate der Umfrage. „Sowohl bei Händlern als auch bei Herstellern fließt der Nachhaltigkeitsgedanke verstärkt über das Unternehmensleitbild in die Firmen-DNA ein und führt zu einer zunehmenden Integration von Nachhaltigkeitsstrategien in die klassischen Geschäftsstrategien.“ So sehen beispielweise über 80 Prozent der Händler und Hersteller Nachhaltigkeit als Thema an, das wesentlich zur Zukunftssicherung des Unternehmens beiträgt. Die größten Chancen durch Nachhaltigkeit sehen beide Seiten im Anstoß von Innovationen auf Unternehmens- und Produktebene (Handel 62 Prozent, Hersteller 70 Prozent).

Jeweils drei Viertel der Hersteller und Händler sehen die Transparenz bei der Produktion und in der Lieferkette als wichtigstes Kriterium bei der Lieferantenauswahl des Handels. Einhaltung und Förderung von Sozialstandards in den Erzeuger- und Produktionsländern werden ebenfalls als wichtige Auswahlkriterien genannt.

Zur Bewertung, wie relevant das Thema Nachhaltigkeit auf beiden Seiten ist, haben Handel und Hersteller jedoch deutlich abweichende Meinungen. Während rund 60 Prozent der befragten Hersteller zu der Einschätzung kamen, dass das Thema sowohl im Handel als auch in der Industrie eher stark bis sehr stark ausgeprägt ist, schätzen die Vertreter des Handels die Situation deutlich anders ein. Hier herrschte die Meinung vor, dass Nachhaltigkeit auf Handelsebene deutlich ausgeprägter ist (57 Prozent) als bei der Konsumgüterindustrie (38 Prozent). „Offensichtlich besteht hier eine Diskrepanz in der Wahrnehmung“, sagt Projektleiterin Verena Diekmann. „Es wird deutlich, dass der Austausch zwischen Hersteller und Handel zum Thema Nachhaltigkeit verstärkt werden kann. Die Studie zeigt, dass die Hersteller den Händlern in der Umsetzung von Nachhaltigkeit eher auf Augenhöhe begegnen.“ Einig sind sich mehr als zwei Drittel der Händler und Hersteller hinsichtlich der Überzeugung, dass Konsumenten bevorzugt von Herstellern mit „nachhaltigem Image“ kaufen.

Die größten Hürden bei der Umsetzung von Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen sehen die Befragten in den hohen Umsetzungskosten (Hersteller 34 Prozent, Handel 28 Prozent), Schwierigkeiten bei der Wirksamkeitsmessung (Hersteller 31 Prozent, Handel 35 Prozent) und mangelndem Kundeninteresse (Hersteller 28 Prozent, Handel 32 Prozent).

„Der Begriff ‚Nachhaltigkeit‘ wird in jüngerer Zeit recht inflationär verwendet und läuft Gefahr, zu einem Modewort zu verkommen“, so Geßner und Kölle. „Umso wichtiger ist es, hier eine stichhaltige Definition zu liefern. Für uns bedeutet nachhaltiger Wirtschaften, auf Unternehmens- und auf Produktebene schrittweise mehr Verantwortung für Mensch und Natur zu übernehmen – vom Unternehmensstandort über die Wertschöpfungskette bis hin zur Gesellschaft. Hierbei gilt es, sowohl das globale Nord-Süd-Gefälle als auch die zukünftigen Generationen im Blick zu haben. Nachhaltiger Wirtschaften ist ein mittel- bis langfristiger Lernprozess, der einen offenen Dialog mit den Anspruchsgruppen des Unternehmens voraussetzt.“

Die aktuelle Studie zum kostenlosen Herunterladen finden Sie unten auf der Seite www.uni-wh.de/universitaet/presse/presse-details/artikel/lebensmitteleinzelhandel-sieht-im-bereich-nachhaltigkeit-nachholbedarf-bei-der-lebensmittelindustrie/

Weitere Informationen: www.uni-wh.de/znu
Kontakt: Alicia Seifer, 02302-926545, alicia.seifer@uni-wh.de

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.200 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.
Das ZNU – Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung ist ein anwendungsorientiertes Forschungsinstitut innerhalb der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft. Als Nachhaltigkeitsinitiative von Wirtschaft und Wissenschaft arbeitet das ZNU in den Bereichen Forschung, Lehre, Weiterbildung, Konferenzen daran, Nachhaltigkeit für Führungskräfte von heute und morgen greifbar zu machen und für die Chancen Nachhaltiger Unternehmensführung zu begeistern.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Quelle: idw

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Deutsches Forschungsprojekt zur Auswirkung der Atlantikzirkulation auf Klima und Küstenschutz setzt

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

BMBF fördert Forschungsverbund RACE mit 4,4 Millionen Euro. Die Koordination liegt bei der Umweltphysikerin Professorin Monika Rhein von der Uni Bremen.

Der deutsche Forschungsverbund RACE „Regionale Atlantikzirkulation im Globalen Wandel“ erforscht seit 2012 die klimarelevanten Strömungen im Atlantik vom Arktischen Ozean bis in die Tropen. Im Fokus stehen dabei die möglichen Auswirkungen auf das atlantische Klimasystem, auf den europäischen Schelfbereich und auf den Küstenschutz in Deutschland. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler setzen dabei auf eine Kombination aus effizienten Beobachtungen in Schlüsselregionen des Atlantiks und realitätsnaher Modellierung. Fünf große Klimaforschungsinstitute und das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie sind am Forschungsverbund beteiligt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt das Forschungsprojekt in den kommenden drei Jahren mit 4,4 Millionen Euro. Der Verbund wird ab Januar 2016 von Professorin Monika Rhein vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (MARUM) und dem Institut für Umweltphysik (IUP) der Universität Bremen koordiniert.

In Westeuropa spielen Meeresströmungen und ihre Änderungen für das Klima eine große Rolle, da sie Wärme aus den Tropen nach Norden transportieren. Die bekannteste Strömung im Nordatlantik, der Golfstrom, gilt als Warmwasserheizung der mittleren und hohen Breiten des Nordatlantiks, und leistet einen signifikanten Beitrag zum milden Klima Nord- und Westeuropas. „Systematische lang anhaltende Zirkulationsänderungen im Atlantik können zu grundlegenden klimatischen Veränderungen in Deutschland und den angrenzenden Regionen führen mit Konsequenzen für die Umwelt und die Wirtschaft“, betont die Bremer Ozeanographin Monika Rhein.

Es wird erwartet, dass sich die Ozeanzirkulation in einer wärmeren Welt erheblich verändern wird. Die in RACE gewonnenen Erkenntnisse werden dazu beitragen, die Schwankungen in der Atlantikzirkulation und ihre Rolle im Klimasystem besser zu verstehen und vorhersagen zu können. Außerdem wird RACE zum sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) beitragen.

Schwankungen in der Atlantik-Zirkulation beeinflussen aber nicht nur das Klima, sondern auch die Erwärmung und den Meeresspiegelanstieg an den Küsten Westeuropas und haben somit Einfluss auf den Küstenschutz. Deshalb ist neben fünf Forschungsinstituten auch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am Verbund beteiligt.

Die Partner in RACE
– AWI Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
– BSH Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, Hamburg
– CEN Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit, Universität Hamburg
– GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
– MPI-Max-Planck-Institut für Meteorologie Hamburg
– MARUM-IUP Zentrum für Marine Umweltwissenschaften – Institut für Umweltphysik, Universität Bremen

Weitere Informationen
Universität Bremen
IUP-MARUM
Prof. Dr. Monika Rhein
Tel: 0421-218-62160
E-Mail: mrhein@physik.uni-bremen.de

Quelle: idw

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Wassermangel kann sowohl Konflikte schüren als auch Frieden stiften

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Welche Rolle Wasserknappheit für die internationale Sicherheit spielt, hat das Team um Prof. Dr. Pierre Thielbörger vom Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum untersucht. Im Wissenschaftsmagazin RUBIN berichten die Forscher, dass Wassermangel sowohl Konflikte stiften als auch Friedensprozesse fördern kann. Sie erklären außerdem, warum sich der UN-Sicherheitsrat mit dem Thema befassen sollte.

Wasserkriege kamen in der Geschichte praktisch nie vor
In den Medien hört man immer wieder, dass die Kriege der Zukunft unter anderem um Wasser geführt werden. Wasserkriege im eigentlichen Sinne gibt es aber derzeit nicht; auch in der Geschichte kamen sie praktisch nie vor. Denn „Krieg“ ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für internationale bewaffnete Konflikte. Wenn zwei oder mehr Gruppen um Zugang zu Wasser kämpfen, geschieht das aber innerhalb der Grenzen eines Landes, also auf nationaler Ebene. Zu diesem Ergebnis kamen die Forscherinnen und Forscher im Projekt „Water Scarcity as Driver for Armed Conflict or Peaceful Cooperation?“, indem sie Ergebnisse aus verschiedenen Studien zusammentrugen und auswerteten.

Konflikte um Wasser finden derzeit nur auf nationaler Ebene statt
Der Klimawandel verschärft den Wassermangel an einigen Orten der Welt – laut Pierre Thielbörger ein Sicherheitsproblem, mit dem sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen befassen sollte. Er ist der einzige internationale Akteur, der Staaten durch rechtsverbindliche Resolutionen verpflichten kann. Allerdings ist der Sicherheitsrat nur zuständig, wenn der Weltfrieden bedroht ist; derzeit zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels aber in nationalen Konflikten. Mit seinem Team hat der RUB-Forscher eine Argumentation entwickelt, mit der sich juristisch rechtfertigen ließe, dass sich der Sicherheitsrat mit dem Klimawandel und insbesondere der daraus resultierenden Wasserknappheit befasst.

Lösung des Problems liegt ausschließlich auf internationaler Ebene
Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich zwar innerhalb von Staatsgrenzen, aber die Ursachen und die mögliche Lösung liegen auf der internationalen Ebene. „Kein Staat kann den Klimawandel allein bekämpfen“, erklärt Thielbörger. Für jedes einzelne Land ist es außerdem teuer und nachteilig, Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen, wenn andere Länder nichts tun. „Daher brauchen wir eine neue starke internationale Institution“, so der Jurist. „Solange wir die nicht haben, kann das nur der Sicherheitsrat sein.“

Wassermangel in der Nigerregion als Friedensvermittler
Wassermangel birgt aber nicht nur Konflikt-, sondern auch Friedenspotenzial, wie etwa die afrikanischen Anrainerstaaten am Niger zeigen. Dort regelt die Nigerbecken-Kommission eine gerechte Verteilung der knappen Ressourcen und bringt alle Akteure an einen Tisch – und wenn man schon einmal zusammensitzt, werden auch andere Probleme besprochen.

Ausführlicher Beitrag in RUBIN
Ein ausführlicher Beitrag inklusive Bildmaterial findet sich im Onlinemagazin RUBIN, dem Wissenschaftsmagazin der RUB: http://rubin.rub.de/de/wasserknappheit. Text und Bilder aus dem Downloadbereich dürfen unter Angabe des Copyrights für redaktionelle Zwecke frei verwendet werden. Sie möchten über neu erscheinende RUBIN-Beiträge auf dem Laufenden bleiben? Dann abonnieren Sie unseren Newsfeed unter http://rubin.rub.de/feed/rubin-de.rss.

Förderung
Die Europäische Kommission fördert das Projekt „Water Scarcity as Driver for Armed Conflict or Peaceful Cooperation?“.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Pierre Thielbörger, Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-Universität Bochum, Bochumer Fenster, Massenbergstraße 9 B, 44787 Bochum, Tel. 0234/32-27934, E-Mail: ifhv@rub.de

Angeklickt
Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht
http://www.ifhv.de

Quelle: idw

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Herbst-Stürme bringen erneut Salz in die Ostsee: Dritter Salzwassereinbruch in 1,5 Jahren

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Vom 14. bis 22. November strömten erneut große Mengen sauerstoffhaltigen Nordseewassers in die Ostsee. Ausgelöst wurde dieses Ereignis durch eine Abfolge von 12 Sturmtiefs, die seit Anfang November über den Ostseeraum hinwegzogen. Nach ersten Berechnungen passierte in der Haupteinstromphase ein Wasservolumen von etwa 76 km³ mit Salzgehalten zwischen 17-22 g/kg die flachen Schwellen der westlichen Ostsee. Aktuell sammelt es sich im Arkona Becken in 45-25 m Wassertiefe. Der Salztransport entspricht rund 1,4 Gigatonnen. Das Ereignis lässt sich als „Major Baltic Inflow“ mittlerer Intensität einordnen.

Nach dem Jahrhundertereignis vom Dezember 2014, das insgesamt 3,98 Gt Salz transportierte und zusammen mit drei kleineren Einstrompulsen im Winter-Frühjahr 2014 erstmalig seit 2003 das Tiefenwasser der zentralen Ostsee belüfteten, ist dies der dritte Salzwassereinbruch in Folge. Davor herrschten über zehn Jahre lang stagnierende Bedingungen im Tiefenwasser der zentralen Ostsee, gepaart mit Sauerstoffarmut und der Bildung von toxischem Schwefelwasserstoff.

Wieder waren es die automatischen Dauermessungen, die das IOW in Auftrag des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie an der MARNET-Station Darsser Schwelle durchführt, die den Warnemünder Ozeanographen frühzeitig das beginnende Ereignis anzeigten. Dr. Michael Naumann, am IOW für die hydrophysikalischen Beobachtungen zuständig, hatte die Entwicklung dauernd im Blick: „Wir haben natürlich immer ein Auge auf den Witterungsbedingungen und den Meeresspiegel-änderungen. Zusammen mit den Daten des Umweltmessnetzes MARNET sind wir so bestens gerüstet, um auch rasche Mengen-Abschätzungen durchführen zu können.“ Wie sich dieser erneute Einstrom auf das Ökosystem der Ostsee auswirkt, wird Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.
Ergänzung vom 25.11.2015

Kontakt:
Dr. Michael Naumann, Sektion Physikalische Ozeanographie, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 267
Dr. Günther Nausch, Sektion Meereschemie, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 332
Dr. Barbara Hentzsch, Öffentlichkeitsarbeit, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 102

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 89 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 17.200 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 8.200 WissenschaftlerInnen, davon wiederum 3.300 NachwuchswissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,5 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 330 Mio. Euro pro Jahr. (www.leibniz-gemeinschaft.de)

Quelle: idw

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Zahl der Fernpendler deutlich gestiegen, Arbeitswege werden länger

Christian Schlag Stab Direktor
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Immer mehr Beschäftige pendeln in die großen Städte in Deutschland. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die mehr als 150 Kilometer Arbeitsweg zurücklegen, ist zwischen 2003 und 2013 von 1 Million auf 1,2 Millionen Menschen gestiegen. In den sieben größten deutschen Städten Berlin, Köln, Hamburg, Frankfurt am Main, München, Stuttgart und Düsseldorf liegt der Anteil der Fernpendler zwischen fünf und zehn Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

Die Wissenschaftler haben Daten zur Entwicklung der Pendeldistanzen der sozialversicherten Beschäftigten von 1999 bis 2013 auf Gemeindeebene ausgewertet. Danach stieg die durchschnittliche Länge der Arbeitswege von 14,6 Kilometer im Jahr 1999 auf 16,6 Kilometer im Jahr 2013. Besonders lang sind die Distanzen zu den Arbeitsmarktzentren in den dünn besiedelten Räumen abseits der Ballungsräume. In großen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns, Brandenburgs und Sachsen-Anhalts müssen Beschäftigte im Durchschnitt mehr als 30 Kilometer auf dem Weg zur Arbeit zurücklegen.

„Unsere Auswertungen zeigen, dass Wohnen und Arbeiten für immer mehr Menschen nicht mehr auf eine Gemeinde beziehungsweise das Umland beschränkt sind“, sagt BBSR-Direktor Harald Herrmann. „Flexibilisierung und Spezialisierung haben zur Folge, dass sich Arbeitsplätze für hochqualifizierte Beschäftigung immer stärker konzentrieren. Viele Beschäftigte sind bereit, für eine ihrer Qualifikation entsprechende Anstellung längere Distanzen in Kauf zu nehmen und nur über das Wochenende zuhause zu sein. Die Ballungsräume sind gut vernetzt. Das fördert die Mobilität auch über große Distanzen“, so Herrmann.

Der Anteil derjenigen Beschäftigten, die innerhalb einer Gemeinde pendeln, nahm von 46,5 Prozent im Jahr 1999 auf 41 Prozent im Jahr 2013 ab. In den letzten Jahren hat sich dieser Trend jedoch abgeschwächt. Einen Grund sehen die Wissenschaftler in der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Das Auto bleibt für viele Pendler das dominante Verkehrsmittel. 65 Prozent aller Pendler nutzen den PKW für den Weg zur Arbeit.

Die Analyse ist unter www.bbsr.bund.de abrufbar. Die Printversion ist kostenfrei beim BBSR erhältlich (gabriele.bohm@bbr.bund.de). Das BBSR veröffentlicht seine regional differenzierten verkehrsstatistischen Analysen in unregelmäßiger Folge unter dem Titel „Verkehrsbild Deutschland“. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen die Zusammenhänge von Raum- und Siedlungsstruktur einerseits und dem Verkehrsgeschehen andererseits.

BBSR-Analysen KOMPAKT 15/2015: Verkehrsbild Deutschland – Pendlerströme
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Service/Medien/2015/analysen_pendeln.pdf

Karte (reprofähig): Pendeldistanzen 2013
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Service/Medien/2015/pendeln_Karte.pdf

Kontakt
Christian Schlag
Stab Direktor
Tel. :+49 228 99401-1484
christian.schlag@bbr.bund.de

Thomas Pütz
Digitale Stadt, Risikovorsorge und Verkehr
Tel.: +49 228 99401-2300
thomas.puetz@bbr.bund.de

Folgen Sie dem BBSR auf Twitter: twitter.com/bbsr_bund

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Es berät die Bundesregierung bei Aufgaben der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens.

Quelle: idw

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Kinder: Bei Verdacht auf Legasthenie erst zum Augenarzt

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

München – Nicht jede Leseschwäche bei Schulkindern ist zwangsläufig eine Lese- und Rechtschreibstörung (LRS), auch Legasthenie genannt. Oft liegt es an den Augen und eine Brille kann die Fehlsichtigkeit ausgleichen. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät deshalb bei Verdacht auf eine LRS zu einer augenärztlichen Untersuchung. Auch bei einer bestehenden Legasthenie kann eine Sehstörung die Symptome zusätzlich verstärken. Empfehlungen für die Diagnostik und Behandlung einer LRS gibt eine Leitlinie, an der die DOG mitgewirkt hat.

„Beim Verdacht auf eine Lese- und Rechtschreibstörung sollte immer ein Augenarzt untersuchen, ob die Augen die Ursache dafür sind“, betont Professor Dr. med. Susanne Trauzettel-Klosinski von der Universitäts-Augenklinik Tübingen, die für die DOG an der Leitlinie mitgearbeitet hat. Schon einfache Tests zeigen, ob eine Sehschwäche der Grund für die vielen Rechtschreibfehler im Diktat ist: Liegt der Fehler beim Sehen, verbessert sich die Lesefähigkeit mit Hilfe geeigneter Sehhilfen sofort deutlich, weiß die Expertin. „Scharfes Sehen ist eine wichtige Voraussetzung, um Lesen und Schreiben zu lernen“, erklärt die Leiterin der Forschungseinheit für Visuelle Rehabilitation. So können Weitsichtigkeit, schielende Augen oder eine verminderte Naheinstellung der Augenlinse dazu führen, dass Buchstaben und Wörter nicht scharf auf der Netzhaut abgebildet werden. Oft reicht dann schon eine Brille, um die Lesefähigkeit deutlich zu verbessern. Aber auch Kinder mit einer bestehenden LRS sollten regelmäßig ihre Augen untersuchen lassen. Denn schlechtes Sehen kann diese verstärken.

Zwei bis vier Prozent der deutschen Schulkinder leiden an einer schweren Lese- und Rechtschreibstörung. Trotz durchschnittlicher Intelligenz geraten sie im Vergleich zu ihren Klassenkameraden in Rückstand beim Lesen und Schreiben. Die Ursachen dafür sind nicht endgültig geklärt. Studien weisen aber auf eine fehlerhafte Verarbeitung von sprachlichen Informationen im Gehirn hin. Den Kindern fällt es zum Beispiel schwer, die Buchstaben beim Lesen in Laute umzuwandeln. Die Behandlungsempfehlung der Leitlinie lautet darum auch, diesen Umwandlungsvorgang mit den Betroffenen zu üben – zum Beispiel durch gemeinsames Vorlesen. Hinzu kommen Rechtschreibtrainings und eventuell Übungen zum Textverständnis. Therapieansätze mit Medikamenten, Prismengläsern oder Brillen mit Farbfiltern dagegen sind nicht wissenschaftlich untersucht und können den Betroffenen sogar schaden.

Das Wichtigste sei, die LRS frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, so Trauzettel-Klosinski. „Je früher die Betroffenen gezielte Förderung erhalten, desto mehr Chancen haben sie, ihre Defizite aufzuarbeiten“, betont die Expertin. Unbehandelt manifestiert sich die Legasthenie als dauerhafte Störung, die sowohl die schulische und berufliche Laufbahn als auch das persönliche Wohlbefinden stark einschränkt.

Literatur:
Diagnostik und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörungen, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e. V. (DGKJP)
Zur Leitlinie: http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/forschung/leitl_lrs.php

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Medizin aus dem Meer

Kristina Logemann Brand Management, Marketing & Communications
Jacobs University Bremen gGmbH

Man sieht, spürt, riecht sie nicht. Und doch sind in jedem Tropfen Meerwasser Millionen von ihnen enthalten. Ein von der EU finanziertes Projekt erforscht die Vielfalt der Mikroorganismen – und ihre Eignung zur Gewinnung neuer Wirkstoffe. Erste Ergebnisse liegen jetzt vor.

Gut 2000 Röhrchen, jedes kaum größer als ein Finger, gefüllt mit prallem maritimen Leben. Gesammelt weltweit zur Sommersonnenwende am 21. Juni 2014 und 2015, nach einheitlichen Standards in den Küstengewässern dieser Welt, vom Nordpolarmeer bis hin zu tropischen Regionen. Geschickt per Post nach Bremen. Was genau ist da drin? Wie wird es von der Umwelt beeinflusst? Und: Wie lässt es sich nutzen?

Der „Ocean Sampling Day“ war zentraler Bestandteil des von der EU geförderten Projekts „Micro B3″ (Mikrobielle Diversität, Bioinformatik und Biotechnologie). 2014 strömten erstmals weltweit Wissenschafter aus, um Wasserproben zu nehmen. In diesem Jahr stießen „Bürgerwissenschaftler“ hinzu, um sich an der Probennahme zu beteiligen. So entstand ein einmaliger, globaler Schnappschuss der mikrobiologischen Diversität.

„Erstmals erfassen wir in diesem Projekt mit molekularen Techniken die genetische Vielfalt der marinen Mikroorganismen weltweit und untersuchen, wie sich die biologische Diversität verändert“, sagt Projekt-Koordinator Prof. Frank Oliver Glöckner von der Jacobs University und dem Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen. Insbesondere der Einfluss des Menschen auf die Kleinstlebewesen, die Entwicklung von Resistenzen gegenüber Antibiotika, die etwa über die Landwirtschaft ins Meer gelangen, interessiert die Wissenschaftler. Aber auch ihre kommerzielle Verwertbarkeit ist für die 32 Partner aus 14 europäischen Ländern von Belang.

Mikroorganismen sind ein zentraler Bestandteil der marinen Nahrungskette. Sie bauen totes biologisches Material ab und führen es dem Nährstoffkreislauf wieder zu. Sie produzieren Biomasse, Sauerstoff und vertilgen Kohlendioxid. Ist das Meer aus dem Tritt, dann auch deshalb, weil die kleinsten Meeresbewohner beeinträchtigt sind.

Die Kleinstlebewesen sind aber auch Träger von genetischen Informationen, die für industrielle Zwecke genutzt werden können. „Das Meer ist das größte Ökosystem der Erde“, sagt Prof. Glöckner. „Von der Wasseroberfläche bis hin zur Tiefesee umfasst es eine riesige Bandbreite von teils extremen Lebensformen, die sich an die unterschiedlichsten Habitate angepasst haben. Von dem dort vorhandenen genetischen Material kennen wir nur einen Bruchteil.“

Schon heute stammen viele Enzyme aus dem Meer und extremen Habitaten. So zum Beispiel die lukrative „Taq-Polymerase“, die im Labor zur Vervielfältigung von DNA eingesetzt wird und aus einem Bakterium gewonnen wurde, das in den heißen Quellen des Yellowstone Parks lebt. Oder das Medikament „Zovirax“, eine Lippenherpescreme. Insbesondere die Waschmittelindustrie ist an Enzymen interessiert, die Verunreinigungen, wie zum Beispiel Eiweiß, bei niedrigen Waschtemperaturen abbauen können. Mehr als 18.000 Naturstoffe und 4900 Patente sind nach Angaben von Prof. Glöckner bereits aus marinen Organismen entstanden.

Mindestens zwei weitere Patente kommen durch Micro B3 hinzu. Zum einen geht es um ein Enzym, das den Phosphatausstoß in der Tierhaltung reduzieren soll. Und zum zweiten um ein neues Antibiotikum, das zunächst in der Fischzucht eingesetzt werden soll, womöglich aber auch für medizinische Anwendungen geeignet ist.

Noch ist die Auswertung der Proben in vollem Gange. Als erste „Hotspots“ für den sichtbaren Einfluss des Menschen, angezeigt durch ein erhöhtes Vorkommen von Antibiotikaresistenzen, haben sich die Azoren, der Golf von Mexiko bei New Orleans sowie die Küste vor Montevideo erwiesen. „Warum das so ist, wissen wir noch nicht. Wir sind erst am Anfang, die Rolle der Mikroorganismen zu verstehen“, sagt Prof. Glöckner. Ende des Jahres läuft Micro B3 aus. Der Bioinformatiker und Molekularbiologe versucht mit seinen Kollegen derzeit, Gelder einzusammeln. „Das Interesse der Forscher und Bürger an einer Fortsetzung des Ocean Sampling Days“, sagt Glöckner, „ist ungebrochen.“

Weitere Informationen unter:
http://www.microb3.eu

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Frank Oliver Glöckner | Professor für Bioinformatik und Micro B3 Koordinator
f.gloeckner@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200- 3167

Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, unabhängige, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Bachelor-, Master- und PhD-Programmen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs University: Forschung und Lehre folgen nicht einem einzigen Lösungsweg, sie gehen Fragestellungen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen an. Dieses Prinzip macht Jacobs Absolventen zu begehrten Nachwuchskräften, die erfolgreich internationale Karrierewege einschlagen.

Kontakt:
Kristina Logemann | Brand Management, Marketing & Communications
k.logemann@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200- 4454

Quelle: idw

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Gluten oder nicht Gluten? Überempfindlichkeit auf Weizen kann unterschiedliche Ursachen haben

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Viele Menschen klagen über eine Unverträglichkeit auf Getreideprodukte. Doch nicht immer verbirgt sich dahinter eine Gluten-Intoleranz, und nicht jede vermeintliche Gluten-Intoleranz ist auf Gluten zurückzuführen.

Warum immer mehr Menschen nach dem Verzehr von Getreideprodukten über Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung klagen, ist nicht genau bekannt. „Als mögliche Ursache wird zum einen die Hochzüchtung der modernen Getreidesorten diskutiert, die mit einem erhöhten Gehalt von Gluten und anderen Substanzen verbunden ist“, berichtet Professor Dr. med. Yurdagül Zopf, eine Expertin für klinische und experimentelle Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Erlangen. Aber auch das zunehmende öffentliche Interesse an einer Gluten-freien Ernährung dürfte die Aufmerksamkeit auf eine Erkrankung gelenkt haben, die medizinisch nur schwer fassbar ist.

Die Symptome ähneln sehr denen einer Zöliakie oder einer Weizenallergie, den beiden anderen Formen einer Getreideunverträglichkeit. Anders als bei der Zöliakie, die oft im Kindesalter beginnt, finden die Ärzte bei Menschen mit NZNWWS bei einer Darmspiegelung keine Veränderungen der Dünndarmschleimhaut. Und die Antikörper im Blut, die auf eine Weizenallergie hinweisen, fehlen ebenfalls. Der einzige diagnostische Hinweis sind die Beschwerden, die innerhalb von wenigen Stunden nach dem Verzehr von Gluten-haltigen Lebensmitteln auftreten und sich unter Einhalten einer glutenfreien Diät innerhalb weniger Tage und Wochen wieder bessern. „Eine Zöliakie entwickelt sich dagegen meistens langsam“, erläutert Professor Zopf: „Zur Besserung kommt es erst, wenn sich die Darmschleimhaut erholt hat.“

Dass tatsächlich das Klebereiweiß Gluten der alleinige Auslöser ist, wird laut Professor Zopf von der Wissenschaft zunehmend bezweifelt. „Weizenmehl enthält noch andere Bestandteile, die bei empfindlichen Menschen Beschwerden verursachen können“, sagt die Expertin. Zu den verdächtigen Substanzen zählen Amylase-Trypsin-Inhibitoren. „Diese Proteine, mit denen Pflanzen Schädlinge abwehren, kommen vor allem in den modernen und hochgezüchteten Getreidesorten vor“, sagt Professor Zopf. Der menschliche Darm könne Amylase-Trypsin-Inhibitoren nicht abbauen. Bei einem Kontakt mit der Schleimhaut komme es kurzfristig zur Aktivierung des Immunsystems.

Weizenmehle enthalten auch eine Reihe von Kohlenhydraten, die als FODMAP – „fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole“ – zusammengefasst werden. „FODMAPs werden vom Darm nicht resorbiert. Beim Fermentieren entstehen Gase und die Bindung von Wasser kann eine abführende Wirkung haben“, erläutert Professor Zopf: „Dies erklärt plausibel die von den Patienten beschriebenen Blähungen und Durchfälle.“

Da die Forschung nicht sicher ist, welche Bestandteile des Mehls für die Überempfindlichkeit verantwortlich sind, wird der Begriff Gluten-Intoleranz gemieden. Deshalb die Bezeichnung: „Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität“ oder NZNWWS. Professor Zopf äußert dazu: „Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass andere Ursachen wie Zöliakie oder Weizenallergie erst ausgeschlossen werden müssen, bevor die Diagnose gestellt werden kann.“ Eine Therapie haben die Mediziner noch nicht gefunden. Für viele Betroffene ist die Vermeidung von Gluten-haltigem Mehl die einzige Möglichkeit, sich zu schützen.

Quelle: idw

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Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende: Die Informations- und Kommunikationstechnologien

Mareike von Frieling Pressearbeit
Münchner Kreis

Die Energiewende führt zu einem dezentralen Energiesystem, das auf einer – im Vergleich zu unserem heutigen Energiesystem – deutlich größeren Anzahl von jedoch weniger steuerbaren Erzeugungseinheiten basiert. Zur Erreichung eines nachhaltigen, sicheren und wirtschaftlichen Energiesystems und für den intelligenten Umgang mit der zunehmenden Komplexität ist der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in großem Ausmaß erforderlich. Darüber waren sich die Teilnehmer des vom MÜNCHNER KREIS veranstalteten Berliner Gesprächs „Wichtige Schritte auf dem Weg zur erfolgreichen Energiewende“ am 14. Oktober in den EIT ICT Labs einig.

Nun ist es an der Politik, einen koordinierten Masterplan zur Schaffung der richtigen Rahmenbedingungen zu erarbeiten, damit eine sichere Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien erreicht werden kann. Dieser Masterplan sollte den steigenden Bedarf der IKT abbilden und alle wichtigen Akteure in einem partizipativen Prozess einbinden.

Dr. Christoph Reichle vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie machte in seiner Auftaktrede deutlich, dass nicht nur Deutschland mitten in der Energiewende steckt, sondern weltweit 164 Länder die Ziele und Politik der erneuerbaren Energien verfolgen. Als Besonderheiten der deutschen Energiewende identifizierte er sowohl die schnellen Zuwachsraten bei den erneuerbaren Energien, die Deutschland in das Energiesystem integrieren muss, als auch den stetig sinkenden Energieverbrauch. Die Herausforderung besteht seiner Meinung nach darin, die verschiedenen Handlungsfelder der Energiewende (u.a. Übertragungsnetze, Verteilnetze, Ausbau der erneuerbaren Energien sowie Digitalisierung), die bisher nebeneinander verliefen, zu verknüpfen. Den Kern der Energiewende bildet der Netzausbau, der aber gleichzeitig aufgrund mangelnder gesellschaftlicher Akzeptanz auch deren Achillesferse ist. Hier müssen die Verbraucher frühzeitig einbezogen werden.

Höhere Komplexität als das Internet
Bereits heute speisen über 1,5 Millionen Erzeugungseinheiten in unser Energiesystem ein, Tendenz steigend. Die Versorgungssicherheit in einem solch komplexen System kann nur durch verlässliche IKT stabilisiert und letztlich garantiert werden. „Die Komplexität unseres zukünftigen Energiemanagementsystems wird höher sein als die des Internets“, sagte Prof. Dr. Dieter Rombach, Technische Universität Kaiserslautern und Fraunhofer IESE. „Heute können wir ein solch komplexes Energiemanagementsystem nicht verlässlich bauen. Die Energiewende zwingt uns aber dazu dieses bisher komplexeste Artefakt der Menschheit zu entwickeln.“ Unternehmen bieten heute zwar Einzellösungen; für eine zuverlässige Energieversorgung sind aber integrierte Lösungen mit klaren Schnittstellen notwendig, auch auf europäischer Ebene. Für eine intelligente Steuerung der Energieversorgung ist das Thema Big Data unerlässlich. Rombach wies darauf hin, dass ein Kompromiss zwischen Datenschutz und den Chancen für neue Geschäftsmodelle, die auf der Sammlung von Daten basieren, gefunden werden muss, um die Akzeptanz in der Gesellschaft sicherzustellen. Transparenz spielt dabei eine wichtige Rolle, denn die Gesellschaft steht der Erfassung von Daten grundsätzlich skeptisch gegenüber. Die IKT muss künftig auf Augenhöhe mit der Energiebranche stehen. Doch Rombach sieht auch die Energieversorger in der Pflicht: „Sie sollten sich Gedanken über ihre Zukunft machen und neue Geschäftsmodelle im Dienstleistungsbereich hervorbringen, wenn sie dieses Feld nicht den Googles dieser Welt überlassen wollen.“

Dr. Benedikt Römer, Siemens AG und MÜNCHNER KREIS, sieht in der Energiewende eine große Chance für die deutsche Volkswirtschaft, denn neue Geschäftsmodelle und neue Lösungen schaffen Wert und Arbeitsplätze. „Durch die Förderungen von Innovationen im Bereich intelligenter Energie kann sich Deutschland als Vorreiter etablieren, die Modernisierung des Energiesystems in Europa vorantreiben und weltweit neue Produkte und Lösungen vermarkten“, so Römer. Wichtig ist in der Umsetzung ein zielgerichteter Einsatz von Technologie- und Prozessinnovationen. Best Practice Beispiele und gut geplante Transformationsprojekte können hierbei wichtige Unterstützung leisten, um aus den vielfältigen Informations- und Kommunikationstechnologien die richtigen auszuwählen und möglichst wertschaffend zu nutzen.

Deutschland droht Anschluss zu verlieren
Ein völliges Umdenken forderte Johannes Kempmann, Präsident des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V (BDEW). „Mit Blick auf die zunehmende Volatilität der Einspeisung und anstehende Dekarbonisierung in den kommenden Jahrzehnten brauchen wir dringend eine ganzheitliche Vernetzung der Energiewende und müssen die Bundesländer dazu bringen, an einem Strang zu ziehen. Momentan haben wir in Deutschland gleichzeitig 16 Energiewenden, Abstimmung sucht man vergebens. Und auch im Bereich Innovationen gibt es viel Luft nach oben: Die Investitionen in Forschung und Entwicklung, zum Beispiel im Bereich Energiespeicher, sind zu gering. Länder wie Frankreich und Spanien sind uns hier weit voraus, Deutschland droht den Anschluss zu verlieren“, so Kempmann.

Dr. Hermann Falk, Hauptgeschäftsführer des Bundesverband Erneuerbare Energien e.V (BEE), wies in seinem anschließenden Impulsvortrag darauf hin, dass bei allen Forderungen nach Innovationen nicht das Spannungsverhältnis zwischen neuen innovativen Geschäftsmodellen und dem Bedürfnis der Menschen nach Datensicherheit und Datenschutz außer Acht gelassen werden darf. Für Barbie Kornelia Haller von der Bundesnetzagentur ist der Netzausbau der Flaschenhals der Energiewende, der zusätzliche Investitionen erfordert. Einsparpotentiale in diesem Bereich können mithilfe der Digitalisierung realisiert werden. Die IKT-Wirtschaft sieht sie insbesondere im Bereich der intelligenten Messtechnik in der Pflicht (Stichwort: Smart Meter) und fordert die Belohnung innovativer Technologieentwicklung.

Synergien zwischen Forschungsbereichen bleiben oft ungenutzt
In der abschließenden Paneldiskussion wurde deutlich, dass in der Forschung und Entwicklung die drängendsten Energiefragen in den unterschiedlichen Bereichen (Smart Cities, Smart Grid etc.) separat angegangen werden – ein „waste of energy“. Die Diskussionen finden vertikal, in abgetrennten Forschungsgebieten statt. Wertvolle Synergien bleiben bisher ungenutzt. Es sollte über Domänengrenzen hinweg die horizontale Zusammenarbeit verstärkt und gefördert werden. Die Energiewende als Generationenprojekt war ein weiteres Thema, das aufgeworfen wurde. Hier lautet die Devise: Konsequenz. Wir müssen beispielsweise an der Offshore Windenergie festhalten, auch wenn sie augenblicklich ein Kostentreiber ist. Eine Verlagerung der Kosten auf die nachfolgenden Generationen kann nicht der richtige Weg sein. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass über die Durchführung praktischer Projekte gezeigt werden muss, wie die Energiewende funktionieren kann, und diese Projekte ebenfalls einen enormen Beitrag zur gesellschaftlichen Akzeptanz leisten.

Übergabe des Positionspapiers an Bundesminister Gabriel
Am Donnerstag, den 23. Oktober übergab Prof. Dr. Dieter Rombach, Leiter des Arbeitskreis Energie des MÜNCHNER KREIS, dem Bundesminister für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel bei einem Treffen am Fraunhofer IESE in Kaiserslautern das Positionspapier „50 Empfehlungen für eine erfolgreiche Energiewende“.

Der MÜNCHNER KREIS wird als unabhängige Plattform zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die Diskussion mit allen Stakeholdern fortsetzen und so den Prozess der Energiewende konstruktiv begleiten und zu Entscheidungsfindungen beitragen.

Weitere Informationen:

http://www.muenchner-kreis.de
http://www.muenchner-kreis.de/download/Empfehlungen_fuer_eine_erfolgreiche_Energ…

Anhang

Pressemitteilung Berliner Gespräch Energiewende
https://idw-online.de/de/attachment45778

Quelle: idw

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Klimawandel verändert europäische Vogelwelt

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Wissenschaftler des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) haben gemeinsam mit internationalen Kollegen die Veränderungen der europäischen Vogelwelt im Zuge des Klimawandels untersucht. Das Team definiert einige Gewinner, aber auch zahlreiche Arten, die von den Folgen des Klimawandels bedroht sind. Grundlage der Studie waren Beobachtungen von über 50.000 Bürgerwissenschaftlern in einem Zeitraum von 18 Jahren. Die Studie ist kürzlich im renommierten Fachjournal „Global Change Biology“ erschienen.

Den Birkenzeisig (Carduelis flammea) erkennt man leicht an seinem charakteristischen roten Fleck oberhalb des Schnabels – antreffen kann man den kleinen Vogel in Island, Skandinavien, Irland, Schottland und im Alpenraum. Im Winter kommen die Zeisige aus dem Norden nach Mittel- und Osteuropa. „Wie lange der Birkenzeisig noch zu uns kommt, wissen wir nicht“, sagt Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klimaforschungszentrums und fährt fort: „Wir haben herausgefunden, dass diese kleinen Vögel es bedingt durch den Klimawandel zukünftig schwerer haben werden.“

Böhning-Gaese ist Zweitautorin einer unter der Leitung des dänischen „Center for Macroecology, Evolution and Climate“ entstandenen Studie zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die europäische Vogelwelt. In dieser konnte das internationale Team Gewinner und Verlierer des Klimawandels definieren: Wärmere Winter wirken sich beispielsweise positiv auf so genannte „Standvögel“ wie Gartenbaumläufer oder Türkentauben aus; von längeren Frühjahren und damit auch Brutzeiten profitieren Kurzstrecken-Zieher, wie der Stieglitz oder die Heidelerche.

„Überwiegend wird sich der Klimawandel aber wohl negativ auf die europäische Vogelwelt auswirken“, erläutert Böhning-Gaese. Vor allem Vögel mit Verbreitungen in kälteren Regionen wie der Haussperling, die Raben- und Nebelkrähe, der Wiesenpieper und verschiedene Zeisigarten sind bedroht. Erschwerend kommt die Intensivierung der Landwirtschaft in vielen europäischen Ländern hinzu – besonders für Zugvögel, die zum Teil zwei Kontinente durchqueren, fehlen zunehmend Orte, an denen sie rasten können.
„Die ‚Langstreckenzieher‘ sind überhaupt eine spannende Gruppe“, fügt die Frankfurter Biologin hinzu. Langstreckenzieher, die spät im Jahr in Europa ankommen – wie der Steinschmätzer oder der Gartenrotschwanz – profitieren nämlich von den wärmeren Jahreszeiten. Sie sind aber gleichzeitig auch vom Klimawandel in Afrika betroffen und damit die am wenigsten vorhersehbare Gruppe. „Ein Rückgang der Artenzahl innerhalb der Langstreckenzieher kann aber schon mit den Daten dokumentiert werden. Die Vögel benötigen daher besonderen Schutz“, empfiehlt Böhning-Gaese.

Die Studie zeigt zudem, dass die Auswirkungen des Klimawandels eng mit den Brutzeiten der verschiedenen Vogelarten zusammenhängen. Böhning-Gaese hierzu: „Um solche Zusammenhänge zu verstehen, sind Langzeit-Studien genauso wichtig wie kurzfristige, jahreszeitliche Trends.“

Das Wissenschaftler-Team konnte über die internationalen Organisationen „BirdLife International“ und „European Bird Census Council“ auf Datensätze von 50.000 freiwilligen Vogelbeobachtern zurückgreifen und so die Veränderung von 51 Vogelarten aus 18 europäischen Ländern zwischen den Jahren 1990 und 2008 untersuchen. „Ein Paradebeispiel, wie gut die Zusammenarbeit von ‚Citizen Science‘ und akademischer Wissenschaft funktionieren kann“, freut sich Böhning-Gaese.

Kontakt
Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese
Senckenberg Biodiversität und
Klima Forschungszentrum
Tel. 069- 7542 1890
katrin.boehninggaese@senckenberg.de

Publikation
Peter Søgaard Jørgensen , Katrin Böhning-Gaese, Kasper Thorup, Anders P. Tøttrup, Przemyslaw Chylarecki, Frédéric Jiguet, Aleksi Lehikoinen, David G. Noble, Jiri Reif, Hans Schmid, Chris van Turnhout, Ian J. Burfield, Ruud Foppen Petr Voříšek, Arco van Strien, Richard D. Gregory and Carsten Rahbek (2015): Continental-scale global change attribution in European birds – combining annual and decadal time scales. Global Change Biology (2015), doi: 10.1111/gcb.13097

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

Weitere Informationen:
Pressemitteilung und Bildmaterial finden Sie auch unter www.senckenberg.de/presse

Quelle: idw

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„Jugendlicher“ Blutdruck im Alter schützt auch vor Schlaganfall

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Gemeinsame Presseinformation der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)

Die meisten Menschen, die einen Schlaganfall erleiden, hatten zuvor über viele Jahre einen erhöhten Blutdruck. Eine konsequente Blutdruckkontrolle ist deshalb die beste Präventivmaßnahme, um Behinderungen zu reduzieren oder einen vorzeitigen Tod durch einen Schlaganfall zu verhindern, empfehlen die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse der US-amerikanischen SPRINT-Studie zeigen, dass auch ältere Menschen einen „jugendlichen“ Blutdruck anstreben sollten.

Ein gesunder jüngerer Mensch hat einen Blutdruck von 120 zu 80 mm Hg. Bei den meisten Menschen steigen mit zunehmendem Alter die Blutdruckwerte langsam an. Das lässt sich mit Medikamenten ausgleichen. „Früher galt die Regel, dass der obere Wert 100 plus dem Lebensalter entsprechen darf“, sagt DSG-Pressesprecher, Professor Dr. med. Joachim Röther, Chefarzt an der Asklepios Klinik in Hamburg-Altona: „Für einen 60-Jährigen wurde deshalb ein oberer Wert von 160 mm Hg als normal, ja sogar gesund angesehen.“ Auch in den Leitlinien werden relativ hohe Werte toleriert. Das „Joint National Committee“ (JNC 8), das in den USA Leitlinien zur Blutdruckkontrolle herausgibt, vertrat noch im vergangenen Jahr die Ansicht, dass bei Menschen über 60 ein Blutdruck bis 150/90 mm Hg toleriert werden sollte. „Die Begründung lautete, dass die Blutdrucksenkung im Alter schwierig und der Nutzen einer aggressiven Blutdrucksenkung nicht belegt sei“, erinnert sich Professor Röther. Diese Haltung wird nach Ansicht des Experten jetzt durch die Ergebnisse der SPRINT-Studie relativiert.

An der Studie hatten mehr als 9000 Hochdruckpatienten im Alter über 50 Jahre teilgenommen (keine Diabetiker). Bei der Hälfte strebten die Ärzte eine Blutdrucksenkung auf den Wert von 120 mm Hg an, bei der anderen Hälfte waren 140 mm Hg der Zielwert. Die jetzt auf der Jahrestagung der American Heart Association in Orlando/Florida vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass die intensivere Blutdruckkontrolle bereits nach wenigen Jahren die Zahl der Herz-Kreislauf-Ereignisse um 25 Prozent und die Zahl der Herz-Kreislauf-Todesfälle um 43 Prozent vermindert hat. Zwar kam es in der Patientengruppe mit niedrigem Blutdruck zu einer höheren Rate an Hypotension (niedrigem Blutdruck), Synkopen (plötzlicher Bewusstlosigkeit) und Nierenfunktionsstörungen, aber die positiven Effekte waren so eindrucksvoll, dass die Studie vorzeitig beendet wurde. Professor Röther: „Dies wird in den USA und sicherlich auch in Deutschland zu einer Veränderung der Empfehlungen führen.“

„Die konsequente Normalisierung der Blutdruckwerte wird langfristig auch die Zahl der Schlaganfälle senken“, vermutet Professor Dr. med. Hans-Christoph Diener, Direktor der Klinik für Neurologie am Uniklinikum Essen. „In der SPRINT-Studie nahm die Zahl der Schlaganfälle zwar nur um 11 Prozent ab und der Unterschied war statistisch nicht signifikant“, berichtet der Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Dieser geringe Einfluss könnte jedoch mit der kurzen Beobachtungszeit von etwas über drei Jahren zusammenhängen, so Professor Diener: „Die meisten Schlaganfälle sind die Folge einer allmählichen Gefäßverkalkung in den Hals- und Hirnarterien, die sich über viele Jahre entwickelt. Viele Langzeitstudien zeigen, dass ein normaler Blutdruck der beste Schutz vor einem Schlaganfall ist.“

Zwar wurden Schlaganfallpatienten nicht in die SPRINT-Studie eingeschlossen, dennoch vermutet Professor Röther, dass sich niedrigere Zielwerte langsam durchsetzen werden. „Es wird sicher nicht gleich eine generelle Empfehlung für einen Zielwert unter 120 mm Hg systolisch geben, aber die JNC 8 Empfehlung, Patienten älter als 60 Jahre erst ab einem Blutdruck von 150 mm Hg zu behandeln, dürfte wieder vom Tisch sein. Wir werden die Patienten allerdings auch überzeugen müssen, mehr Wirkstoffe als bisher einzunehmen“, sagt der DSG-Pressesprecher. Am langfristigen Nutzen ist aus Sicht der beiden Experten nicht zu zweifeln. In den Industrieländern, in denen die Blutdruckkontrolle sehr ernst genommen wird und entsprechend weit verbreitet ist, sei die Zahl der Schlaganfälle gesunken.

Literatur:
The SPRINT Research Group: A Randomized Trial of Intensive versus Standard Blood-Pressure Control. NEJM, November 9, 2015DOI: 10.1056/NEJMoa1511939 http://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMoa1511939

Fachlicher Kontakt bei Rückfragen:
Prof. Dr. med. Joachim Röther
Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Chefarzt Neurologische Abteilung, Asklepios Klinik Altona, Paul-Ehrlich-Straße 1, 22763 Hamburg
Tel.: +49 (0)40-181881-1401, E-Mail: j.roether@asklepios.com

Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener
Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)
Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Essen, Hufelandstr. 55, 45122 Essen
Tel.: +49 (0)201-7232460, E-Mail: h.diener@uni-essen.de

Weitere Informationen:

http://www.dsg-info.de

Quelle: idw

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UDE: Studie zur Einkommensungleichheit in Deutschland – Auch Arbeitszeit vergrößert die Kluft

Katrin Koster Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Die wachsende Einkommenskluft in Deutschland wird nicht nur durch niedrige Löhne, sondern auch durch geringe Arbeitszeiten verursacht. Viele Haushalte rutschen wegen Teilzeit in die unterste Einkommensschicht, während andere aufgrund langer Arbeitszeiten mit zwei Vollverdienern nach ganz oben aufrücken können – selbst mit mittleren Stundenlöhnen. Das zeigen aktuelle Untersuchungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE).

„Die Arbeitszeiten sind zunehmend ungleich verteilt“, stellt IAQ-Direktor Prof. Dr. Gerhard Bosch fest. Vor allem in den unteren Einkommensschichten hat die Vollzeitbeschäftigung abgenommen. Hier haben nur noch 42 Prozent der Haushalte einen Vollverdiener; das sind 20 Prozentpunkte weniger als vor 15 Jahren. In der Oberschicht sind es hingegen stabile 78 Prozent.

Mit wachsendem Einkommen steigt die Zahl der bezahlten Arbeitsstunden, wie die Studie zeigt: Der durchschnittliche Stundenlohn in der Oberschicht war zwischen 2011 und 2013 mit 38,62 Euro rund fünfmal höher als der in der Unterschicht. Und die Arbeitszeiten der besser gestellten Haushalte liegen im Durchschnitt um 2.000 Stunden pro Jahr über denen, die am schlechtesten verdienen.

Mit höheren Stundenlöhnen verändern sich die Optionen: Haushalte können es sich eher leisten, dass zwei Verdiener nur Teilzeit arbeiten oder einer die Familie alleine ernährt. Die höchsten Stundenlöhne in der Oberschicht hatten mit 51 Euro die Alleinernährer und mit 52 Euro die Haushalte mit zwei Teilzeitbeschäftigten.

Der Wunsch der Wenigverdiener, ihr Gehalt durch längere Arbeitszeiten aufzubessern, ist allerdings selten erfolgreich. Ihnen wird oft wegen geringer Qualifikation nur Teilzeitarbeit angeboten oder sie sind unfreiwillig arbeitslos. „Die Chancen, Arbeits- und Erwerbswünsche auch tatsächlich zu realisieren, sind sehr unterschiedlich“, so Prof. Bosch. Die Wünsche nach mehr Arbeit nehmen mit steigendem Einkommen pro Haushalt ab. In der untersten Schicht würden fast 44 Prozent länger arbeiten, während es in der Oberschicht knapp 21 Prozent sind. Besonders ausgeprägt ist dieses Bestreben bei den Teilzeitbeschäftigten und den Minijobbern.

Nach Einschätzung von Professor Bosch muss die Beschäftigungs- und Wirtschaftspolitik darauf zielen, die Ungleichheit bei den Markteinkommen zu verringern. „Die Fehlanreize für Beschäftigte, nur kurz zu arbeiten, und für Unternehmen, nur Minijobs anzubieten, müssen beseitigt werden.“ Gleichzeitig müssen die Arbeitszeitoptionen gering Qualifizierter durch Nachqualifizierung verbessert werden.

Weitere Informationen:
http://www.iaq.uni-due.de/iaq-forschung/2015/fo2015-01.pdf
Prof. Dr. Gerhard Bosch, Institut Arbeit und Qualifikation, gerhard.bosch@uni-due.de, Tel. 0203/379-1827

Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0170/8761608, claudia.braczko@uni-due.de

Quelle: idw

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Holz statt Erdöl: Neuer Weg zur Herstellung chemischer Verbindungen aus nachwachsendem Material

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Wissenschaftler gründen neue internationale Forschergruppe, um an der Entwicklung einer nachhaltigen chemischen Infrastruktur zu arbeiten

Bei der Herstellung chemischer Stoffe könnte Erdöl vielleicht schon bald durch Holz ersetzt werden. Die Forschungen zum Ersatz von Erdöl durch nachwachsende Rohstoffe in der Chemie sind jedenfalls einen bedeutenden Schritt vorangekommen. Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der University of Alabama in Tuscaloosa haben zwei Wirkstoffe aus holzbasierten Ausgangsmaterialien hergestellt und gezeigt, dass sich die üblicherweise auf Erdölprodukten beruhenden Synthesen ohne wirtschaftliche Verluste ersetzen lassen. „Unsere Idee ist es, dass wir Alltagsprodukte aus erneuerbaren Ressourcen herstellen, ohne dass wir dadurch die Umwelt schädigen, aber trotzdem wirtschaftlich konkurrenzfähig bleiben“, erklärte Univ.-Prof. Dr. Till Opatz von der JGU dazu. Die Forschungsarbeit wurde in dem renommierten Fachmagazin Angewandte Chemie veröffentlicht und von der Redaktion als Titelbeitrag ausgewählt.

Am Institut für Organische Chemie der JGU beschäftigt sich die Gruppe um Till Opatz im Rahmen des Forschungsverbundes Chemische Biomedizin (ChemBioMed), gefördert durch die Carl-Zeiss-Stiftung, mit der Synthese von Wirkstoffen, die unter anderem das Wachstum von Tumorzellen hemmen. Die US-Forscherkollegen unter Leitung von Prof. Dr. Anthony J. Arduengo III waren hingegen an der Verwendung von Holzinhaltsstoffen für die nachhaltige Herstellung einer breiten Palette chemischer Grundstoffe, etwa für die Produktion von Autolacken, interessiert. Auf einer Fachtagung in Goslar vor zwei Jahren stellten die beiden Forscher fest, dass sich ihre Ansätze hervorragend ergänzen würden, wenn man sie in geeigneter Weise kombiniert. Seither fand ein intensiver Austausch von Wissenschaftlern und Studierenden zwischen Mainz und Tuscaloosa statt, um diese Zusammenarbeit zu befeuern.

Gemeinsam konnten die beiden Teams nun zeigen, dass sich die üblicherweise auf Erdölprodukten basierenden Synthesen der verschiedenen Wirkstoffe so abändern lassen, dass die Kohlenstoffgerüste ihrer Moleküle ausschließlich aus holzbasierten Ausgangsmaterialien aufgebaut werden. Dabei gab es im Falle einer Zielverbindung, des Naturstoffes Ilicifolin B, keine Vergleichsmöglichkeit mit klassischer Petrochemie, da es sich um die erste Synthese dieser Substanz überhaupt handelte. Im Falle von Derivaten des natürlichen Schmerzmittels Morphin übertraf jedoch die Effizienz der xylochemischen Synthese sämtliche zuvor bekannten petrochemischen Varianten deutlich.

„Dies zeigt, dass die Verwendung von Holz als nachwachsender Ressource nicht mit einer Reduktion der Wirtschaftlichkeit verbunden sein muss“, so Daniel Stubba, Erstautor der Veröffentlichung von der JGU. „Die Xylochemie, also die chemische Synthese aus Holz, könnte einen wichtigen Beitrag zum Ersatz der endlichen und auch klimaschädlichen Erdöl- und Erdgasnutzung in der chemischen Produktion leisten.“ Weitere Untersuchungen sollen nun andere Fragestellungen aus dem gleichen Themenkreis adressieren. Dazu wurde eine internationale Forschergruppe mit dem Namen STANCE (Sustainable Technology for a new Chemical Economy) gegründet. Sie bringt Wissenschaftler aus den USA, Deutschland, Japan und Kanada zusammen, die gemeinsam an der Entwicklung einer alternativen, nachhaltigen chemischen Infrastruktur arbeiten, welche nicht auf endlichen Ressourcen beruht, ökologische Ungleichgewichte vermeidet und dennoch kostengünstig ist.

Holz beinhaltet eine Palette von möglichen Ausgansstoffen, die aufgrund ihrer chemischen Struktur für viele Anwendungen besser geeignet sind als Erdölprodukte. Letztere müssen oft erst aufwändig umgewandelt werden, um die gleiche Funktionalität zu erreichen. „Holz als erneuerbare und einfach zugängliche Ressource ist ein ideales Ausgangsmaterial. Seine Inhaltsstoffe gleichen einem Baukasten, aus dessen Bausteinen Produkte für eine modere Gesellschaft hergestellt werden können“, sagte Opatz mit einem Hinweis darauf, dass gerade Alabama und Deutschland, wie auch Kanada, über reiche Holzvorkommen verfügen.

Veröffentlichung:
Daniel Stubba et al.
Xylochemie – Naturstoffsynthese aus Holz
Angewandte Chemie, 21. Oktober 2015
DOI: 10.1002/ange.201509446

Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Till Opatz
Institut für Organische Chemie
Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-22272 oder 39-24443
Fax +49 6131 39-22338
E-Mail: opatz@uni-mainz.de
http://www.chemie.uni-mainz.de/OC/AK-Opatz/index.php

Weitere Links:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ange.201509446/abstract (Abstract und Titelbild)
http://www.wiley-vch.de/util/hottopics/suschem/

Quelle: idw

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Kupferkorrosion in Trinkwasserleitungen: Konsens über bundesweite Datenerhebung

Stephan Berends Strategie & Kommunikation / Presse
VDI Verein Deutscher Ingenieure e. V.

Die Problematik tauchte bereits vor einigen Jahren auf: Nach wenigen Betriebsjahren entsteht aus ungeklärten Gründen Kupfer-Lochkorrosion in Trinkwasserleitungen. Experten rätseln über die Ursache. Einige sehen das Trinkwasser selbst als Auslöser für die Leitungslöcher, andere geben Materialmängeln, Lager- oder Einbaufehlern die Schuld. Um dem Problem auf den Grund zu gehen und eine neutrale Plattform für Gespräche zu bieten, veranstaltete der VDI am Donnerstag, 19.11.2015, ein Expertengespräch, zudem u.a. Vertreter aus Forschung, Handwerk sowie Gas- und Wasserwirtschaft kamen.

Die Ursache des Lochfraßes in Trinkwasserleitungen soll mit einer bundesweiten Datenerhebung und -auswertung analysiert werden. Darauf verständigten sich Experten und Fachleute. Der Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung (BTGA), das Deutsche Kupferinstitut (DKI), der Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW), die Versicherungswirtschaft, die Handwerksverbände und betroffene Handwerksbetriebe schickten Vertreter, um an dem vom VDI organisierten Expertengespräch teilzunehmen.

Zunächst soll das Auftreten von Kupfer-Lochkorrosionen aufgezeichnet und überprüft werden, ob die Schäden mit bekannten Vorgängen zu erklären sind. Das DKI erklärte sich bereit, dieses Vorgehen mit Eigenleistungen zu unterstützen. Danach ist zu prüfen, welche weiteren Untersuchungen notwendig sind.

Dipl.-Ing., Dipl.-Chem. Rainer Kryschi, stellvertretender Vorsitzender des Fachausschusses Sanitärtechnik in der VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik, stellt klar: „Die auftretenden Fälle müssen im Moment als völlig ungeklärt betrachtet werden. Aus der Tatsache, dass das Wasser der Trinkwasserverordnung und den anerkannten Regeln der Technik entspricht und die Werkstoffe geprüft und zertifiziert sind, lässt sich z. B. nicht ableiten, dass die Ursache für Schadenfälle zwingend in der Verarbeitung liegen muss.“

Daher fordert der VDI, dass die Ursache der zahlreichen Fälle von Kupfer-Lochkorrosion positiv identifiziert wird und nötigenfalls die anerkannten Regeln der Technik aktualisiert werden. Damit kann planenden und ausführenden Betrieben die Sicherheit gegeben werden, dass sie auf Basis der geltenden Regeln eine sichere und zuverlässige Trinkwasser-Installation erstellen können.

Weitere Informationen:
https://www.vdi.de/presse/artikel/kupferkorrosion-in-trinkwasserleitungen/

Quelle: idw

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Aus Koksofengas wird Backpulver: Weltweit erste Versuchsanlage bei ThyssenKrupp in Duisburg

Erik Walner Media Relations Steel
ThyssenKrupp AG

Aus Kohle Kekse zu machen – das ist theoretisch mit einer völlig neuartigen Technologie möglich, die im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts von der Kokerei Schwelgern (KBS), dem Anlagenbauer ThyssenKrupp Industrial Solutions und der Technischen Universität Berlin entwickelt wurde. Auf dem Werkgelände von ThyssenKrupp Steel Europe in Duisburg ist eine Pilotanlage in Betrieb gegangen, die eine Substanz produziert, die tatsächlich auch als Backpulver einsetzbar ist. Das Versuchsaggregat nutzt Prozessgase, die bei der Herstellung von Koks entstehen, und wandelt diese in vermarktbare Stoffe wie Düngemittel und Treibmittel für die Chemieindustrie um, gleichzeitig wird der CO2-Ausstoß vermindert.

Bahnbrechende Technologie wandelt Prozessgas in verwertbare Stoffe um
Im Vordergrund bei der weltweit ersten Anlage ihrer Art steht nicht, mit der Herstellung des sogenannten Hirschhornsalzes in die Lebensmittelindustrie einzusteigen. „Kokereien gibt es auf der ganzen Welt. Wir wollen mit dem neu entwickelten Verfahren den Betreibern die Chance bieten, ihre Prozessgase sinnvoll weiterzuverwenden und die Produktivität ihrer Anlagen zu steigern“, erläutert Dr. Holger Thielert von ThyssenKrupp Industrial Solutions: „Hierfür haben wir ein Verfahren entwickelt und patentiert, das Koksofengase ressourcenschonend in verwertbare Stoffe umwandelt. Dieses Verfahren können wir weltweit vermarkten oder auch in bestehenden Anlagen installieren.“

Am Anfang des neuen Verfahrens steht die Produktion von Koks, neben Eisenerz der Haupteinsatzstoff zur Herstellung von Roheisen im Hochofen. „Dabei wird in der Kokerei Kohle unter hohen Temperaturen ‚gebacken‘. Die in diesem Prozess entstehenden heißen Gase führen eine Reihe von Stoffen mit sich. In der Versuchsanlage wird nun in ein einem komplexen Verfahren das Koksofengas gewaschen. Unter Beigabe von Kohlenstoffdioxid entsteht Ammoniumbikarbonat – umgangssprachlich Hirschhornsalz“, erklärt Dr. Thielert. Die entstehenden Endprodukte sind vielfältig einsetzbar: als Stickstoffdünger, als Treib- und Schäumungsmittel für Kunststoffe oder poröse Keramiken und letztlich auch in der Nahrungsmittelindustrie.

Auf dem Weg zum Einsatz im Großmaßstab
Nach erfolgreichen Testläufen unter Laborbedingungen wurden zwei Forscher der Technischen Universität Berlin mit dem Bau der Pilotanlage in Duisburg beauftragt. „Die entscheidenden Versuche können nur unter realen Bedingungen stattfinden“, erläutert Sebastian Riethof, Wissenschaftler von der TU Berlin. Für die Testphase bietet die Kokerei Schwelgern als Teil des integrierten Hüttenwerks von ThyssenKrupp Steel Europe in Duisburg optimale Bedingungen. „Läuft hier auf der Kokerei alles wie geplant, kann das neue Verfahren auch im Großmaßstab angewendet werden“. Die ersten Ergebnisse waren vielversprechend: „95 Prozent des im Koksofengases enthaltenen Ammoniaks können genutzt werden. Aus 15 Kubikmetern Koksofengas und zwei Kubikmetern Kohlenstoffdioxid entstehen so pro Stunde 15 Kilogramm Feststoffe“, erläutert Riethof die Effizienz der Anlage. Die Chemieprodukte können so zu marktfähigen Kosten hergestellt werden.

Pilotanlage verringert umweltschonend CO2-Emissionen
Laufen die Tests weiter erfolgreich, wäre dies ein echter Durchbruch in Sachen Produktivität und Ressourceneffizienz – auch für die Kokerei Schwelgern: „Schon jetzt werden hier in Duisburg nahezu alle anfallenden Prozessgase möglichst effizient verwertet“, erklärt KBS-Geschäftsführer Peter Liszio. „Gelingt es uns jetzt noch langfristig, sowohl aus den Koksofengasen am Markt absetzbare Produkte für andere Industriezweige herzustellen und zugleich den CO2-Ausstoß des Hüttenwerks zu senken, wäre das ein echter Mehrwert, der auch der Umwelt zugutekommt.“ Deshalb könnten Idee und Anlagentyp bei positivem Fortschritt künftig auch weltweit zum Einsatz kommen.

Kokerei versorgt Hochöfen im Duisburger Norden mit Koks
Die Kokerei Schwelgern stellt jährlich 2,6 Millionen Tonnen Brennstoff für die Duisburger Hochöfen her. Sie ist die modernste Anlage ihrer Art in Europa und besitzt die weltweit größten Öfen. Derzeit sind rund 300 Mitarbeiter dort beschäftigt. Der Betrieb der Kokerei erfolgt unter der zu ThyssenKrupp Steel Europe gehörenden Betriebsführungsgesellschaft Kokereibetriebsgesellschaft Schwelgern GmbH (KBS).

Weitere Informationen:

http://www.thyssenkrupp-steel-europe.com

Anhang

https://idw-online.de/de/attachment46020

Quelle: idw

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Je verbitterter Menschen sind, umso eher machen sie sich Sorgen wegen Zuwanderung

Monika Wimmer Pressestelle
Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)

Je verbitterter Menschen sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich wegen Zuwanderung nach Deutschland Sorgen machen. Das gilt für Frauen und Männer aus allen gesellschaftlichen Schichten. So lauten die zentralen Ergebnisse einer Studie auf der Basis von Daten der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP), die Ökonomen des Ifo Instituts in München und der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg erstellt haben. Die Studie wurde jetzt als 800. SOEPpaper veröffentlicht.

Das Gefühl von Verbitterung wird in der Psychologie als eine Mischung aus Ärger und Hoffnungslosigkeit beschrieben, die daraus resultiert, dass Menschen sich von anderen Menschen oder vom Schicksal benachteiligt fühlen.

Um den Zusammenhang zwischen Verbitterung und einer kritischen Einstellung gegenüber Zuwanderung zu untersuchen, haben Panu Poutvaara vom Ifo Institut und Max Friedrich Steinhardt von der Helmut-Schmidt-Universität Daten von mehr als 16.000 Erwachsenen ausgewertet, die 2005 und 2010 in der repräsentativen Studie SOEP befragt worden waren. Zum einen hatten die Befragten auf einer Punkteskala angegeben, inwieweit sie glaubten, in ihrem Leben im Vergleich zu anderen nicht das erreicht zu haben, was sie verdienten. Die Antworten auf diese Frage dienten den Forschern als Indikator für den Grad der Verbitterung der Befragten. Zum anderen hatten die Befragten Angaben – unabhängig von der Frage zur Verbitterung – darüber gemacht, ob und wie sehr sie sich wegen der Zuwanderung sorgten.

Die Analyse der SOEP-Daten zeigt: Je verbitterter die Befragten waren, desto eher machten sie sich Sorgen wegen der Zuwanderung. Unter denjenigen Befragten, die sehr verbittert waren, machten sich 43 Prozent starke Sorgen. Unter denjenigen, die überhaupt nicht verbittert waren, waren es nur gut 15 Prozent.

Panu Poutvaara vom Ifo Institut warnt davor, dass eine in vielen europäischen Ländern infolge der Wirtschaftskrise steigende Verbitterung der Menschen zu wachsender Fremdenfeindlichkeit führen könnte. „Die Integration von Zuwanderern würde so weiter erschwert – sowohl für die Migranten selbst, als auch für die Aufnahmegesellschaft.“

Worin liegt der Grund für diesen Zusammenhang? „Eine mögliche Erklärung besteht darin, dass verbitterte Menschen tief vom Leben enttäuscht sind und daher auch anderen Menschen – Migranten eingeschlossen – kein besseres Leben gönnen“, sagt Max Friedrich Steinhardt.

Die Forscher hatten auch andere mögliche Erklärungen mit Hilfe verschiedener statistischer Verfahren überprüft. Ihre Berechnungen zeigen jedoch: Weder der Bildungsgrad noch die Arbeitssituation der Befragten, weder Angst vor Kriminalität noch ihre individuelle Lebenszufriedenheit können vollständig erklären, warum verbitterte Menschen sich stärker als andere wegen der Zuwanderung sorgen. Der Grad der Verbitterung ist deswegen erklärungskräftig.

STICHWORT SOEP:
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP im DIW Berlin wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft von Bund und Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung mehrere tausend Menschen befragt. Zurzeit sind es etwa 30.000 Befragte in etwa 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

DIE STUDIE:
Poutvaara, Panu and Max Friedrich Steinhardt (2015): Bitterness in life and attitudes towards immigration. SOEPpaper Nr. 800

Link zur Studie: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.519191.de/diw_sp0800.pdf

KONTAKT ZU DEN FORSCHERN:
Prof. Panu Poutvaara, Ph.D.
Tel: +49(0)89/9224-1372, E-mail: poutvaara@ifo.de

Dr. rer. pol. Max Friedrich Steinhardt
Tel: +49(0)40/6541-2616, E-Mail: steinhardt@hsu-hh.de

Weitere Informationen:
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.519191.de/diw_sp0800.pdf Link zur Studie
http://www.diw.de/soep Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP)
http://www.facebook.com/SOEPnet.de Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) auf Facebook

Quelle: idw

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Deutscher Umweltpreis 2015: Weckruf zum Schutz der Erde

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

DBU fordert mit Ehrung der Forscher Latif und Rockström von UN-Klimakonferenz entschlossenes Handeln – Bundespräsident übergab Preise – Ehrenpreis an Succow

Essen. Der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ist zum 23. Mal vergeben. Aus den Händen von Bundespräsident Joachim Gauck und der DBU-Kuratoriumsvorsitzenden und Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, nahmen heute in Essen der Klima- und Meeresforscher Prof. Dr. Mojib Latif (61, Kiel) und der global agierende Nachhaltigkeitswissenschaftler Prof. Dr. Johan Rockström (49, Stockholm) den höchstdotierten, unabhängigen Umweltpreis Europas in Empfang. Die DBU will mit der Auszeichnung der Klimaexperten im Vorfeld der Ende November in Paris stattfindenden Klimakonferenz der Vereinten Nationen einen Appell an die internationale Staatengemeinschaft richten, entschlossen zu handeln und so die Zukunft des Planeten Erde zu sichern. Latif und Rockström erhalten je 245.000 Euro. Mit dem bisher viermal von der DBU zusätzlich vergebenen, mit 10.000 Euro dotierten Ehrenpreis wurde Prof. em. Dr. Michael Succow (78, Greifswald) für sein lebenslanges Naturschutz-Engagement geehrt.
Die DBU würdigte Latif als einen der herausragenden Klimaforscher Deutschlands. Er weist unter anderem darauf hin, dass der Planet Erde ohne intakte Ozeane für Menschen unbewohnbar zu werden drohe. In zahlreichen Büchern und fachwissenschaftlichen Beiträgen richtet Latif sich an Experten und ein breites Zielpublikum, auch an Kinder und Jugendliche. Er zeige damit seinen hohen wissenschaftlichen Anspruch und Ehrgeiz, Bücher so zu schreiben, dass sich ihre Inhalte einer breiten Öffentlichkeit leichter erschließen.
Rockström habe die biophysischen Grenzen für den Planeten festgesetzt, innerhalb derer eine verträgliche sozio-ökologische Entwicklung möglich bleibe. Gemeinsam mit namhaften Experten habe er weltweit verfügbare Daten zum Zustand der Erde zusammengeführt, gewichtet und auf Basis konkreter Messgrößen Belastungsgrenzen für die Erde definiert, die den Planeten von seinem jetzigen, für den Menschen wünschenswerten, stabilen Zustand abbringen könnten – wie zum Beispiel beim Ziel der internationalen Klimapolitik, die globale Erwärmung auf weniger als eineinhalb bis zwei Grad gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen. Er habe einen konkreten und wichtigen Rahmen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft geschaffen.
Ehrenpreisträger Succow gelte national wie international als Ausnahmepersönlichkeit im Naturschutz, unterstrich die DBU. Sein Engagement für große Wildnisge¬biete in Deutschland sei einmalig. Innerhalb kürzester Zeit sei es Succow zum Zeitpunkt der deutschen Wiedervereinigung gelungen, mit dem Nationalparkpro¬gramm für den Osten Deutschlands auf einen Schlag fast 18 Prozent der Landesfläche der ehemaligen DDR für die Natur zu sichern. Bis heute habe dieses Herzstück ostdeutschen Naturschutzes auf¬grund seiner wegweisenden Konzeption Beispielwirkung auch für den Umwelt¬schutz und die naturverträgliche Landnutzung in Westdeutschland und ganz Europa.
Die Preisträger selbst machten in Filmen, die während des Festaktes eingespielt wurden, ihre Positionen und Einstellungen noch einmal deutlich. Latif unterstrich die Bedeutung der Ozeane als „Klimamotoren“. Änderten sich Meeresströmungen, schlage sich das auch auf das Klima nieder. Das Leben der Menschen hänge vom Wohlergehen der Meere ab – auch deswegen dürften sie nicht als Mülldeponien missbraucht und in dem Maße überfischt werden, wie das zurzeit schon der Fall sei. Latif: „Wir müssen aufhören, die Meere zu überfordern.“ Global und generell müssten die Emissionen etwa auf dem heutigen Stand eingefroren werden. Die Warnsignale, die schon jetzt auszumachen seien, müssten ernstgenommen werden. Latif: „Wenn das Klima eine Bank wäre, hätten wir es schon längst gerettet!“ Der Dynamik der erneuerbaren Energien wies Latif eine zentrale Bedeutung zu. Sie könnten so schnell Auswirkungen auf die Klimaentwicklung zeigen, dass Klimaverhandlungen auf politischer Ebene gar nicht mehr gebraucht würden.
Auch Rockström unterstrich im Film die Bedeutung des Wassers als entscheidend für das Leben. Der Umgang mit ihm bestimme in hohem Maße, ob es Hunger gebe, Armut oder sogar Kriege. Mit Blick auf die globalen Kohlendioxid-Emissionen unterstrich Rockström, dass nur noch fünf bis zehn Jahre blieben, sie „radikal zu reduzieren“. Rockström: „Die Menschen wollen das, aber die Politiker entscheiden zu langsam.“ Deshalb sei der anstehende UN-Klimagipfel „wahrscheinlich der wichtigste Klimagipfel, den es je gab. Er ist unsere beste und letzte Chance auf eine sichere Zukunft für das Klima. Die Frage sollte nie wieder sein, ob wir den Klimaschutz angehen, sondern nur: wie schnell.“ Auch sein Modell der planetaren Grenzen, in das die Themen Klimawandel, Versauerung der Ozeane, Ozonloch und Luftverschmutzung eingeflossen sind, werde von den Menschen verstanden, „weil es dem Wachstum keine Grenzen setzt“. Denn wirtschaftliches Wachstum und Entwicklung müssten nicht beschnitten werden, um das Klima zu retten.
„Ehrenpreisträger Succow unterstrich im Film, die Menschen müssten begreifen, „dass Natur, die wir nicht nutzen, die wir nicht zerstören, etwas Fundamentales ist. Denn dieses ökologisch gebaute Haus braucht eben diesen ungestörten Naturhaushalt. Die Rahmenbedingungen für unsere Zivilisation setzt die Natur.“ Er kritisierte, „immer alles als Fortschritt zu deklarieren, was eigentlich zerstörerisch ist.“ Deshalb seien „Erhalten, Haushalten und Innehalten das, wie wir alle leben können, ohne dabei unglücklicher zu werden.“

Zum Hintergrund: Mit dem 2015 zum 23. Mal verliehenen Deutschen Umweltpreis der DBU – dem unabhängigen, mit 500.000 Euro höchstdotierten Umweltpreis Europas – werden Leistungen von Personen ausgezeichnet, die vorbildlich zum Schutz und Erhalt der Umwelt beigetragen haben oder in Zukunft zu einer deutlichen Umweltentlastung beitragen werden. Es können Projekte, Maßnahmen oder Lebensleistungen einer Person prämiert werden. Kandidaten für den Deutschen Umweltpreis werden der DBU vorgeschlagen. Berechtigt dazu sind etwa Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften, Kirchen, Umwelt- und Naturschutzverbände, wissenschaftliche Vereinigungen und Forschungsgemeinschaften, Medien, das Handwerk und Wirtschaftsverbände. Selbstvorschläge sind nicht möglich. Eine vom DBU-Kuratorium ernannte Jury, besetzt mit unabhängigen und herausragenden Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und gesellschaftlichen Gruppen, empfiehlt dem DBU-Kuratorium die Preisträger für das jeweilige Jahr. Das DBU-Kuratorium fällt die Entscheidung. Mit dem nur sporadisch vergebenen DBU-Ehrenpreis wurden bisher nur Michail Gorbatschow, Professor Dr. Hannelore „Loki“ Schmidt (†), Professor Heinz Sielmann (†) und Hubert Weinzierl ausgezeichnet.

Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/123artikel36492_2362.html

Quelle: idw

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Ausbau der Windenergie gefährdet Schreiadler

Eva Goris Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Die Windenergie eilt in Deutschland von Rekord zu Rekord und dringt immer weiter in naturnahe Gebiete vor, in denen gefährdete Wildtiere zu Hause sind. Während sich die Branche in dieser Woche zu den „24. Windenergietagen“ im mecklenburgischen Linstow trifft, werden in den Brutgebieten der letzten Schreiadler zahlreiche neue Flächen für Windenergieanlagen geplant.

Das ergab eine Analyse der aktuellen Planungen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg durch die Deutsche Wildtier Stiftung. In Deutschland gibt es derzeit nur 110 Brutpaare dieser hochbedrohten Art.
Im östlichen Teil Mecklenburg-Vorpommerns und in Nordbrandenburg, wo noch Schreiadler leben, sind momentan insgesamt 140 Eignungsgebiete für Windenergieanlagen geplant, davon liegen 63 Gebiete weniger als sechs Kilometer von Schreiadler-Brutplätzen entfernt – 13 sogar weniger als drei Kilometer. Mehrere dieser Eignungsgebiete gefährden mehr als ein Schreiadlerpaar. Die Entscheidungen über diese Gebiete fallen in Kürze.
„In der Planungsregion Vorpommern ist die Gefahr für Schreiadler besonders groß“, so Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. „Dass Windenergieanlagen diese Vögel gefährden, wissen auch die Verantwortlichen in den jeweiligen Landesregierungen.“ Daher hätten Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg eine besondere Verantwortung und müssten entsprechend handeln. „Die Umsetzung dieser Pläne wäre ein Beispiel für Ignoranz und mangelnde Achtung vor der Natur“, so Vahrenholt.
Nach den Recherchen der Deutschen Wildtier Stiftung standen schon zu Jahresbeginn 691 Windkraftanlagen weniger als sechs Kilometer von Schreiadlerbrutplätzen entfernt, davon 168 sogar weniger als 3 km. In vielen Fällen handelt es sich um Altanlagen, die nach Ablauf der Genehmigung zurückgebaut werden müssten.
Schreiadler können durch Windenergieanlagen nicht nur ihren angestammten Lebensraum verlieren, sondern auch ihr Leben. Allein in Deutschland sind bisher vier Schreiadler mit Rotoren kollidiert, weitere Opfer sind aus Polen, Rumänien und Griechenland bekannt. Bei der Genehmigung von Windenergieanlagen gilt in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bereits seit Jahren eine Tabuzone von drei Kilometern um den Brutplatz. Fachleute der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten halten jedoch eine Tabuzone von mindestens sechs Kilometern für erforderlich.
Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert zum Schutz des Schreiadlers beim Ausbau der Windenergie:
* Mindestabstand von sechs Kilometern zu Schreiadler-Brutvorkommen
* Schutzmaßnahmen für Schreiadler-Brutplätze im Abstand von weniger als sechs Kilometern zu bestehenden Anlagen. Die Wirksamkeit der Maßnahmen muss durch eine Erfolgskontrolle belegt werden.
* Um eine dauerhaft gesicherte Zukunft von Schreiadlerpopulation zu sichern, sind ausreichende Flächen von Windenergieanlagen freizuhalten, auch wenn dort aktuell keine Schreiadler siedeln. Solche Vorranggebiete für den Schutz des Schreiadlers müssen möglichst bald in beiden Bundesländern ausgewiesen werden.

Die Karte zeigt, wie viele bestehende Windkraftanlagen und zusätzlich geplante Gebiete den Schreiadler gefährden.

Weitere Informationen:
Für Rückfragen: Dr. Jochen Bellebaum, 040 9707869-25
Eva Goris
Pressesprecherin
Telefon: 040 9707869-13
E.Goris@DeWiSt.de
http://www.DeutscheWildtierStiftung.de

Quelle: idw

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Knorpelersatz kann Gelenkbeschwerden im Knie häufig lindern

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Düsseldorf – Wenn die Knorpelschicht, die für eine reibungsfreie Bewegung im Kniegelenk sorgt, beschädigt ist, können Orthopäden heute gleich auf mehrfache Weise helfen. Ein Experte stellt auf der MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2015, die vom 16. bis 19. November in Düsseldorf stattfindet, die aktuellen Therapiemöglichkeiten vor, nennt aber auch Grenzen der Behandlung.

Der Gelenkknorpel ist ein empfindliches Gewebe, das leicht beschädigt werden kann. „Bei Kniespiegelungen finden wir bei zwei von drei Patienten mindestens eine Läsion“, berichtet Privatdozent Dr. Justus Gille, Oberarzt an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein: „Bei jedem fünften Patienten sind die Defekte so tief, dass der Knochen zu sehen ist.“

Früher galten Beschädigungen am Gelenkknorpel als nicht reparierbar, weil das Knorpelgewebe nur eine sehr begrenzte Fähigkeit hat, sich selbst zu erneuern. Im Verlauf wurden jedoch gleich mehrere Behandlungsverfahren entwickelt. PD Dr. Gille teilt sie in zwei Gruppen: Bei der ersten wird versucht, die Selbsterneuerung durch Anfrischen des Knorpeldefektes anzuregen. Bei der zweiten Gruppe werden Knorpelstücke von gesunden, wenig benutzten Abschnitten entweder direkt verpflanzt oder entnommene Knorpelzellen im Labor vermehrt und dann in einer zweiten Operation implantiert.

„Eine Auffüllung des Defektes mit Knorpelersatzgewebe kann durch die Stimulation des Knochenmarks unterhalb des Knorpeldefekts erreicht werden“, erklärt PD Dr. Gille. Der Orthopäde und Unfallchirurg entfernt zunächst die geschädigten Knorpelanteile. Danach gibt es zwei Verfahren. Entweder sticht der Operateur mit einer speziellen Ahle an mehreren Stellen durch die Knochenschicht bis ins Knochenmark. Dies wird als Mikrofrakturierung bezeichnet. Alternativ kann der Arzt auch mehrere Löcher in den Knochen bohren. Beide Male kommt es zu einer Blutung. „In dem Knorpeldefekt bildet sich ein Gerinnsel, das neben roten Blutzellen auch Stammzellen enthält“, so der Experte: „Diese Stammzellen bilden dann einen Ersatzknorpel.“

Das neue Gewebe erreiche jedoch nicht die Qualität des ursprünglichen Gelenkknorpels, berichtet PD Dr. Gille. Deshalb wurde nach einer Optimierung dieser Verfahren gesucht, die nun als innovative Verfahren zur Verfügung stehen. Hierbei wird durch ein zusätzliches Einbringen einer Matrix in den Defekt die Qualität des Ersatzknorpels verbessert. Eine weitere Möglichkeit ist eine Transplantation. „Der Gelenkknorpel überdeckt nicht nur die Regionen, in denen die Knochen miteinander in Kontakt treten“, sagt Dr. Gille: „Menschen verfügen über Reserven an nicht belasteten Stellen. Diese können für eine Transplantation genutzt werden“. Auch hier gibt es mehrere Verfahren. Bei der Knorpel-Knochentransplantation werden kleine Zylinder aus den gesunden unbelasteten Bereichen herausgestanzt, um sie dann in den Knorpeldefekten einzupflanzen. Dieses Verfahren wird auch als Mosaikplastik bezeichnet. Sie kann bei einer einzelnen Kniespiegelung durchgeführt werden. Bei der zweiten Methode, der autotologen Chondrozytentransplantation sind zwei Eingriffe erforderlich. Im ersten Eingriff wird während einer Kniespiegelung gesundes Knorpelgewebe entfernt. Im Labor werden dann die lebenden Zellen (Chondrozyten) aus dem Knorpel isoliert und in Zellkulturen vermehrt. In einem zweiten Eingriff werden die angezüchteten Zellen in den Knorpeldefekt implantiert, wo diese dann einwachsen.

Welche Methode die besten Ergebnisse liefert, ist laut Dr. Gille derzeit nicht bekannt. „Die bisherigen Studien haben gezeigt, dass viele Verfahren zur Knorpeldefektbehandlung in den ersten Jahren gute Ergebnisse liefern“, berichtet der Experte. Langzeitvergleiche lägen aber noch nicht für alle Verfahren vor. Klar sei auch, dass die Knorpelersatztherapie nicht für alle Patienten geeignet ist. „Die besten Ergebnisse werden bei jüngeren Menschen mit kleineren Knorpeldefekten erzielt. Wenn es bei älteren Menschen zu ausgedehnten Verschleißerscheinungen gekommen ist, ist es für die Knorpelersatztherapie in der Regel zu spät“, resümiert der Referent der Düsseldorfer MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2015. Am Thementag Chirurgie und neue operative Techniken am 16. November 2015 geht es dort um Technische Verfahren zur Behandlung von Defekten an Knorpel und Knochen.

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Pressekonferenz der DGIM zur MEDICA EDUCATION CONFERENCE „Geriatrie, Palliativ- und Ernährungsmedizin“
Termin: 18. November 2015, 12.00 bis 13.00 Uhr
Ort: Messe Düsseldorf, Stockumer Kirchstraße 61, 40474 Düsseldorf, Congress Center Düsseldorf (CCD Süd), Raum 5, 1. OG

Themen/Referenten:
Ernährungsmedizin – aktuelle Aspekte: Gluten or not gluten?
Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Bereichsleiterin Klinische und Experimentelle Ernährungsmedizin, Fachärztin für Innere Medizin an der Medizinischen Klinik I, Universitätsklinikum Erlangen

Ernährungsmedizin im Alter – Ethische Herausforderung am Lebensende
Professor Dr. Cornel Sieber, Leiter des Instituts für Biomedizin des Alterns der Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg

Früherkennung und Behandlung der Demenz
PD Dr. Judith Alferink, Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Münster

Gerontotechnologie – Status quo und Zukunftsperspektiven
PD Dr. Jürgen Bauer, Klinikdirektor der Universitätsklinik für Geriatrie Oldenburg

Moderation: Anne-Katrin Döbler, DGIM-Pressestelle, Stuttgart

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Pressekonferenz der DGIM zur MEDICA EDUCATION CONFERENCE „Infektiologie, Entzündung und Labormedizin“
Termin: 19. November 2015, 12.00 bis 13.00 Uhr
Ort: Messe Düsseldorf, Stockumer Kirchstraße 61, 40474 Düsseldorf, Congress Center Düsseldorf (CCD Süd), Raum 5, 1. OG

Themen/Referenten:
MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2015: Eine erste Bilanz und Ausblick
Professor Dr. med. Dr. h.c. Hendrik Lehnert,
Konferenzpräsident der MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2015, Präsident der Universität zu Lübeck

Infektionsrisiken durch Ultraschallsonden – ein unterschätztes Problem
Dr. med. univ. Sebastian Werner, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin, Geschäftsführer des akkreditierten Prüflabors für Medizinproduktesicherheit HygCen Germany GmbH, Schwerin

Multiresistenz bei gramnegativen Bakterien – was ist wichtig?
Professor Dr. med. Mariam Klouche, Fachärztin für Laboratoriumsmedizin, Geschäftsführerin und Ärztliche Leiterin Transfusionsmedizin, Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie am Laborzentrum Bremen

Sinnvolle Labordiagnostik
Prof. Dr. Jan Kramer, Ärztliche Leitung und Geschäftsführung LADR GmbH, Geschäftsführung ISG Intermed Service GmbH & Co. KG, Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Innere Medizin, Hämostaseologie, Geesthacht

S3-Leitlinie – Screening und Diagnose alkoholbezogener Störungen
Prof. Friedrich Wurst, Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg,
Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg

Moderation: Anne-Katrin Döbler, DGIM-Pressestelle, Stuttgart

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Ihr Kontakt für Rückfragen:
Pressestelle DGIM/MEDICA EDUCATION CONFERENCE
Anne-Katrin Döbler/Stephanie Priester
Postfach 30 1 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-605
Telefax: 0711 8931-167
E-Mail:priester@medizinkommunikation.org

Quelle: idw

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Sensor entdeckt Kabelbrand, bevor es brennt

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Feuer entstehen häufig durch schmorende Elektrokabel. Neuartige Sensortechnologie hilft solche Schwelbrände frühzeitig zu entdecken, indem sie die Kunststoff-Ausdünstungen überhitzter Isolierkabel analysiert. Wissenschaftler am KIT und der Hochschule Karlsruhe sind maßgeblich an der Einwicklung von Hybrid-Sensoren beteiligt, die Messprozesse und deren informationstechnologische Auswertung kombinieren. Darüber berichten sie in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Sensors & Transducers journal.

Dass ein Kabel schmort, lässt sich mit Glück bemerken, bevor es brennt: Die Kunststoffummantelung verfärbt sich und es riecht brenzlig. Hybrid-Sensoren könnten die Gefahr von Kabelbränden allerdings noch früher erkennen, schon bevor Auge und Nase sie wahrnehmen: Sie spüren Gase auf, die sich durch die Erwärmung aus der Kunststoff-Ummantelung lösen und bieten eine zuverlässige Identifikation und Analyse, um welches Gasgemisch es sich handelt und wie hoch die Konzentration des Gasgemisches ist.

Darüber hinaus können sie auch Störgase wie zum Beispiel Propen oder Kohlenmonoxid erkennen und somit Fehlalarme ausschließen. Möglich wird dies, weil die Hybrid-Sensoren nicht nur über einen Gas detektierenden Sensorchip, sondern auch über Rechenleistung und Algorithmen für die Auswertung der Messdaten verfügen. „Die Kombination des intelligenten Auswertungsverfahrens mit der physikalischen Messung ist Kern der Entwicklung“, erläutert Dr. Hubert Keller, Projektleiter Simulation und Messtechnik am Institut für Angewandte Informatik des KIT.

Die sehr empfindlichen und dadurch höchst zuverlässigen Hybrid-Sensoren könnten die Sicherheit in Kabelschächten erhöhen. Ihre Fähigkeit, Gasgemische aufzuspüren und Einzelgas-Konzentrationen zu bestimmen, ließe sich aber auch nutzen, um in der Lebensmittelüberwachung giftige Schimmelpilzgase nachzuweisen, um in Düngemittelsilos vor dem Auftreten explosiver Gase zu warnen oder um Leckagen an Erdgasleitungen zu entdecken. „Hybrid-Sensoren lassen sich universell als einzelnes Sensorsystem oder als Netzwerk und auch kombiniert mit klassischen Sicherheitsansätzen wie Infrarotkameras einsetzen“, betont Keller.

„Für die Entwicklung des Sensors nutzen wir den Effekt, dass vielerlei Gase in Abhängigkeit der Temperatur ganz unterschiedlich mit gassensitiven Metalloxiden reagieren“, sagt Professor Dr. Heinz Kohler vom Institut für Sensorik und Informationssysteme (ISIS) an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft. „Auf diesen Effekt haben wir einen eigenbeheizten, temperaturgeregelten Sensorchip mit vier Einzelsensoren – Sensorarray – aufgebaut.“ Das Sensorarray wird zyklisch erhitzt und wieder abgekühlt und liefert bei simultaner Messung des elektrischen Wiederstands oder des Leitwertes vier verschiedene, spezifische Leitwert-Signaturen, deren Auswertung Aufschluss über die Zusammensetzung und Konzentration des Gases gibt. In der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Sensors & Transducers Journal berichten die Wissenschaftler über ihre zukunftsweisende Forschung zur Hybrid-Sensortechnologie.

Die Verschmelzung von Sensortechnologie und Analysemethode haben die Informatiker und Mathematiker des KIT und der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft sowie zwei Industriepartnern im Zuge des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über drei Jahre mit rund 1,3 Millionen Euro geförderten Projekts Hybrid-Sensor-Plattform entwickelt. Das weltweit beachtete Verfahren wurde bereits zweimal auf internationalen Konferenzen mit einem Best Paper Award für herausragende Forschungsbeiträge ausgezeichnet.

Rolf Seifert, Hubert B. Keller, Navas Illyaskutty, Jens Knoblauch, Heinz Kohler: Numerical Signal Analysis of Thermo-Cyclically Operated MOG Gas Sensor Arrays for Early Identification of Emissions from Overloaded Electric Cables. Sensors & Transducers Journal, Vol. 193, Issue 10, October 2015.
http://www.sensorsportal.com/HTML/DIGEST/P_2738.htm

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, PKM – Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vereint als selbständige Körperschaft des öffentlichen Rechts die Aufgaben einer Universität des Landes Baden-Württemberg und eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft. Seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation verbindet das KIT zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

Weitere Informationen:
http://www.sensorsportal.com/HTML/DIGEST/P_2738.htm

Anhang

Sensor entdeckt Kabelbrand, bevor es brennt
https://idw-online.de/de/attachment45933

Quelle: idw

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Was Arbeitnehmer wünschen: Gutes Arbeitsklima und eigenverantwortliches Arbeiten

Dr. Christian Sonntag Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Niederrhein – University of Applied Sciences

Die Deutschen wünschen sich bei ihrer Arbeit in erster Linie ein angenehmes Betriebsklima. Das Gehalt rangiert nur auf Rang drei. Wichtiger ist Arbeitnehmern eine kompetente Unternehmensleitung. Bei alledem gibt es signifikante Unterschiede zwischen den Generationen und Geschlechtern. Das sind – auf einen Blick – die wichtigsten Erkenntnisse einer repräsentativen Studie des Masterkurses „Human Resource Management“ im Sommersemester 2015 unter Leitung von Prof. Dr. Alexander Cisik am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein.

Die zehn Studierenden hatten sich mit der Frage beschäftigt, was Arbeitgeber attraktiv macht – und dazu über soziale Netzwerke, SMS und Email 475 Arbeitnehmer gefragt, was ihnen an einem Arbeitgeber generell wichtig ist, wie sie ihre aktuellen Arbeitgeber bewerten und wo die größten Abweichungen zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegen.

„Der Kampf um die besten Köpfe wird immer härter geführt. Dabei bestimmt die Attraktivität eines Arbeitgebers, für welches Unternehmen Bewerber sich entscheiden und bei welchem Mitarbeiter längerfristig bleiben“, erklärt Prof. Dr. Alexander Cisik, der an der Hochschule Niederrhein Wirtschafts-, Organisations- und Arbeitspsychologie lehrt, die Relevanz der Studie. Als attraktiv gilt ein Arbeitgeber, wenn die subjektiven Erwartungen der Mitarbeiter an den Arbeitgeber (Soll) mit deren wahrgenommener Realität beim Arbeitgeber (Ist) übereinstimmen.

Weniger wichtig bei der Arbeitgeberattraktivität sind den Deutschen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, Größe des Unternehmens und – zuletzt – die Internationalität des Unternehmens. Dabei gibt es durchaus Unterschiede zwischen den Generationen. Generation Y (bis 30 Jahre) sind Betriebsklima und Aufstiegsmöglichkeiten wichtiger als Generation X (31-50 Jahre). Die Bewertung des derzeitigen Arbeitsplatzes ist dagegen relativ einheitlich. Auffallende Unterschiede gibt es bei der Bewertung der Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, der Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf sowie bei der Arbeitszeitgestaltung. Diese Punkte bewertet die Generation Y deutlich negativer als Generation X.

Die Studierenden schauten sich auch an, wo die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit besonders groß ist. Und hier geht es dann doch wesentlich ums Geld. In der Kategorie „angemessenes Gehalt“ ist die Differenz zwischen Wunsch und Realität nämlich am Größten. Es liegen fast eineinhalb Schulnoten zwischen der Einschätzung, wie wichtig dieser Bereich für die Attraktivität ist und wie sich die Situation beim derzeitigen Arbeitgeber darstellt. Eine große Kluft besteht auch bei den Themen Aufstiegsmöglichkeiten, Arbeitsabläufe und Unternehmensleitung.

Aber: Insgesamt sind die Deutschen durchaus zufrieden mit ihrer Arbeit. So stimmen Anspruch an den Arbeitgeber und tatsächliche Situation zu 86,9 Prozent überein. „Das ist grundsätzlich ein zufriedenstellender Wert, der aber ausbaufähig erscheint“, bilanziert Alexander Cisik. Die Ergebnisse implizierten aber kein Patentrezept, wie Unternehmen ihre Beliebtheit steigern könnten, so der Experte. Vielmehr müssten die Maßnahmen die Bedürfnisse der Bewerber und Mitarbeiter gezielt in den Blick nehmen.

Das Management Summary kann direkt über Prof. Cisik (alexander.cisik@hs-niederrhein.de) bezogen werden.

Quelle: idw

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Forschung und Wasserwirtschaft vernetzen

Dipl.-Met. Alfred Hommes Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde leitet das Vernetzungs- und Transfervorhaben ReWaMnet

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) führt im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM) das Vernetzungs- und Transfervorhaben ReWaMnet durch. Ziel des bis Ende 2018 laufenden Projekts ist die Vernetzung von Akteuren aus Forschung, Wirtschaft, Gesellschaft und öffentlicher Verwaltung. Ein weiteres Anliegen von ReWaMnet ist der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die wasserwirtschaftliche Praxis.

Um neue Ansätze im Bereich Wasserwirtschaft modellhaft zu erforschen, zu erproben und zu etablieren, startete das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die dreijährige Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland (ReWaM)“. Die Fördermaßnahme ist breit aufgestellt: In 14 Verbundprojekten mit 97 Teilprojekten engagieren sich 38 Forschungseinrichtungen, 32 Unternehmen sowie 27 Verbände, Behörden und Kommunen. ReWaM ist Teil des Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)“ im Förderprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA3)“ des BMBF. Ziel von ReWaM ist es, Wissenslücken zu schließen und neue Werkzeuge für die Wasserwirtschaft bereitzustellen.

Damit Erkenntnisse aus ReWaM in der Praxis ankommen, müssen die Forschungsergebnisse übersetzt und kommuniziert werden. Deshalb hat das BMBF das Vernetzungs- und Transfervorhaben ReWaMnet auf den Weg gebracht. Das von der Bundesanstalt für Gewässerkunde geleitete Vorhaben fördert zum einen die Zusammenarbeit der Verbundprojekte untereinander, indem es Fachgespräche zu verbundübergreifenden Themen organisiert und moderiert. Zum anderen werden die Forscher bei der Übertragung ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse in die wasserwirtschaftliche Praxis unterstützt. Dazu sollen anwendungsorientierte Lösungen entwickelt und zielgruppengerecht aufbereitet werden. Um den Dialog mit der Bevölkerung anzuregen, präsentiert ReWaMnet die Fördermaßnahme auch in der Öffentlichkeit.

Neben Vernetzung und Transfer leistet die BfG außerdem in drei ReWaM-Verbundprojekten eigene Forschungsbeiträge:

• NiddaMan – Entwicklung eines nachhaltigen Wasserressourcen-Managements am Beispiel des Einzugsgebiets der Nidda; die BfG lenkt das Modul „Stoffliche Belastungen“ und entwickelt ein innovatives Konzept zur Gewässerüberwachung am Beispiel der Nidda
http://www.bafg.de/DE/07_Aktuell/20151012_niddaman.html

• FLUSSHYGIENE – Hygienisch relevante Mikroorganismen und Krankheitserreger in multifunktionalen Gewässern und Wasserkreisläufen – Nachhaltiges Management unterschiedlicher Gewässertypen Deutschlands; die BfG übernimmt die Leitung des Teilprojekts „Prognoseinstrumente“. Ziel der Forscher ist es, ein kurzfristiges Prognose- sowie ein langfristiges Wirkmodell zu erarbeiten und den zuständigen Behörden zur Verfügung zu stellen
http://www.bafg.de/DE/07_Aktuell/20151022_flusshygiene.html

• RESI – River Ecosystem Service Index; die BfG engagiert sich bei der Koordination des Verbundprojekts und stellt wichtige Grundlagendaten aus seiner Makrozoobenthos- sowie der Chemie- und Schwebstoffdatenbank zur Verfügung
http://www.bafg.de/DE/07_Aktuell/20151019_resi.html

Weiterführende Informationen zu ReWaM sind unter folgendem Link abrufbar: http://www.bmbf.nawam-rewam.de/

Weitere fachliche Informationen:
Alexia Krug von Nidda, Fon: 0261/1306 5331, Mail: rewamnet@bafg.de
sowie Dr. Sebastian Kofalk, Fon: 0261/1306 5330, Mail: kofalk@bafg.de
beide: Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz

zur Bundesanstalt für Gewässerkunde:
Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI). Sie ist das wissenschaftliche Institut des Bundes für wasserbezogene Forschung, Begutachtung und Beratung insbesondere in den Bereichen Hydrologie, Gewässernutzung, Gewässerbeschaffenheit, Ökologie und Gewässerschutz. Die Arbeit der BfG erstreckt sich in erster Linie auf die schiffbaren Flüsse, Kanäle und Küstengewässer (Bundeswasserstraßen), die durch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) verwaltet werden. Als Ressortforschungseinrichtung ist die BfG Teil der deutschen Wissenschaftslandschaft.

Weitere Informationen:

http://www.bmbf.nawam-rewam.de/

Quelle: idw

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Neue Software für die Umweltbewertung von Kläranlagen

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Das nationale Forschungsinstitut für Agrar- und Umwelttechnik (IRSTEA) hat eine neue Software, ACV4E, zur Bewertung der Umweltbelastungen von Kläranlagen entwickelt [1].

Ziel der Software ist es, 18 mögliche, durch Kläranlagen verursachte Umweltbelastungen zu identifizieren und zu quantifizieren. Mit Hilfe von ACV4E können Modelle gebaut und Szenarien von Kläranlagen erstellt und anschließend bewertet werden. Die Informatiker des IRSTEA haben vier Anwendungsbereiche für die Software definiert:

– Auswahl zwischen mehreren Alternativen (eine zentrale oder mehrere dezentrale Anlagen?)
– umweltgerechte Gestaltung: frühzeitige Identifizierung der Umweltbelastungen
– umweltgerechte Nutzung: Identifikation von Prozessen mit der höchsten Umweltbelastung
– Benchmarking: Vergleich von Lösungen mit Hilfe einer Datenbank von bereits existierenden Systemen und Simulationsmodellen.

Zwischen 2012 und 2014 wurde die Software bereits in sieben Gemeinden getestet, darunter kleinere wie Sarrians und Puguet-ville, aber auch größere wie Montpellier. Dank der mit Hilfe der Software erhaltenen Ergebnisse war es leichter eine Entscheidung darüber zu treffen, welche Art von Kläranlage sich am besten für die jeweilige Gemeinde eignet – eine zentralisierte (alle Einwohner sind an die selbe Station angeschlossen) oder eine dezentralisierte. ACV4E kommt derzeit in mehreren Ingenieurbüros für letzte Tests zur Anwendung. Auf diese Weise werden Feedbacks von potenziellen Kunden für die spätere Vermarktung gewonnen.

Die Software hat bei der Umweltfachmesse World Efficiency in Paris einen Preis der französischen Organisation für Umwelt- und Energiewirtschaft (ADEME) bekommen, der die Exzellenz des Vorhabens und der Forschung belohnt.

[1] ACV4E steht für (auf Französisch) „Analyse Cycle de Vie – 4E Evaluation Environnementale Epuration Eau“: Lebenszyklusanalyse – Umweltbewertung der Wasseraufbereitung

Weitere Informationen:
– Webseite des IRSTEA (auf Englisch und Französisch): www.irstea.fr
– Webseite von World Efficiency (auf Englisch und Französisch): www.world-efficiency.com

Quelle: „Evaluer l’impact environnemental des systèmes d’assainissement : un logiciel primé“, Pressemitteilung des IRSTEA, 16.10.2015 – http://www.irstea.fr/toutes-les-actualites/departement-ecotechnologies/logiciel-…

Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr

Weitere Informationen:

http://www.wissenschaft-frankreich.de/

Quelle: idw

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Jahrhundertprojekt Energiewende

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Die Energiewende stellt auch aus rechtlicher Sicht eine gewaltige Herausforderung dar. In einem neuen Forschungsprojekt arbeiten Juristen der Universität Würzburg in den kommenden zwei Jahren an einer Analyse der Situation. Die Fritz-Thyssen-Stiftung fördert das Projekt.

Im Jahr 2011 hat die Bundesregierung die Energiewende ausgerufen. Nicht nur nach Ansicht von Experten stellt dieses Vorhaben eine der bedeutendsten Herausforderungen der Gegenwart dar und wird daher zu Recht als Jahrhundertprojekt bezeichnet. Seine Umsetzung erweist sich in naturwissenschaftlich-technischer, gesellschaftspolitischer, ökonomischer und nicht zuletzt juristischer Hinsicht als ambitioniert.

Zahlreiche Widerstände
Zunehmend rücken auch die Schattenseiten der Energiewende ins Bewusstsein. Prägnante Beispiele bilden die Klageflut der Energieversorger gegen den Atomausstieg, die Widerstände in der Bevölkerung gegen den Stromnetzausbau, die Sorge um die Versorgungssicherheit oder die den Strompreis in die Höhe treibende EEG-Umlage. Die hieraus resultierenden völker-, europa- und verfassungsrechtlichen Probleme sind vielfältig und in erheblichem Maße interdisziplinär geprägt.

Eine wissenschaftlich fundierte und interdisziplinär geprägte Gesamtanalyse der Situation wird nun an der Universität Würzburg erstellt. Initiator ist Professor Markus Ludwigs, Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht und Europarecht. Das Projekt „Das Recht der Energiewende“ ist zunächst auf zwei Jahre angelegt; die Fritz-Thyssen-Stiftung fördert es finanziell. Eine erste Tagung zum Thema „Der Kernenergieausstieg und die Folgen“ ist für das Frühjahr 2016 geplant.

Die zentralen Elemente der Energiewende
Zwar ist der Begriff „Energiewende“ schon 1980 vom Freiburger Öko-Institut als Chiffre verwendet worden, um Szenarien für eine alternative Energiezukunft zu propagieren. Endgültig etabliert hat sich die Idee aber erst drei Jahrzehnte später unter dem Eindruck der Atomkatastrophe von Fukushima. Als Reaktion darauf ist in Deutschland ein radikaler Wandel in der Klima- und Energiepolitik erfolgt, für den drei miteinander verbundene Elemente prägend sind.

Erstens wurde mit der 13. Atomgesetznovelle vom 31. Juli 2011 der vollständige und beschleunigte Ausstieg aus der Kernenergie bis Ende 2022 fixiert. Zugleich ist die bereits Anfang 2011 eingeführte Brennelemente-Steuer beibehalten und die Suche nach dem geeigneten Standort für ein Atommüll-Endlager intensiviert worden.

Zweitens erfolgte eine beschleunigte Abkehr von fossilen Energieträgern und ein forcierter Ausbau der erneuerbaren Energien. Bis zum Jahr 2050 soll der sogenannte Ökostrom mindestens 80 Prozent am Bruttostromverbrauch ausmachen. Um dies kosteneffizient und europarechtskonform zu gewährleisten, hat der Gesetzgeber mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2014 einen Paradigmenwechsel weg von festen Einspeisetarifen und hin zu stärker wettbewerblich geprägten Fördermechanismen, wie dem Ausschreibungsverfahren, vollzogen.

Drittens ergeben sich aus der Kombination von Kernenergieausstieg und Ausbau der erneuerbaren Energien elementare Folgeprobleme, die zu lösen sind. Dabei gilt es zum einen zu garantieren, dass der Ökostrom die Verbraucher auch erreicht. Voraussetzung hierfür ist ein Ausbau der Stromnetze, die den im windreichen Norden auf See oder an Land erzeugten Strom in den Süden transportieren. Zum anderen stellt die Gewährleistung der Versorgungssicherheit eine Herausforderung dar. Um die Rentabilität der hierfür benötigten konventionellen Kraftwerke sicherzustellen, wird aktuell ein neues Strommarktdesign diskutiert.

Kontakt
Prof. Dr. Markus Ludwigs, Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Europarecht, Universität Würzburg, T +49 931 31-89979, markus.ludwigs@uni-wuerzburg.de

Quelle: idw

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Grippe: Sinkflug der Impfraten in Deutschland gestoppt / Handlungsbedarf in den alten Bundesländern

Barbara Ritzert Pressestelle Versorgungsatlas – ProScience Communications
Versorgungsatlas

(Berlin) In der Grippesaison 2013/2014 haben sich die Influenza-Impfraten in Deutschland stabilisiert. Diese waren seit 2009 stetig gesunken. In einigen Regionen verzeichnen die Wissenschaftler vom Versorgungsatlas in einer aktuellen Studie sogar einen leichten Anstieg. Die von der WHO und der Europäischen Kommission empfohlene Durchimpfungsrate von 75 Prozent bei den über 60-Jährigen wird nur etwa zur Hälfte erreicht.

Seit Jahren wird in Deutschland konsequent das Ziel der WHO verfehlt, bei älteren Menschen eine Durchimpfungsrate gegen die Influenza von 75 Prozent zu erreichen. Schlimmer noch: Nach einer aktuellen Untersuchung der Wissenschaftler vom Versorgungsatlas ist die bundesweite Impfrate von 47 Prozent in der Saison 2009/2010 auf 38 Prozent in der Saison 2013/2014 gesunken. Nur im Vergleich mit der vorausgegangenen Saison 2012/2013 zeigte sich ein geringfügiger Anstieg von 37 auf 38 Prozent. „Dies spricht dafür, dass sich die Impfraten zumindest stabilisiert haben“, erklärt Dr. Jörg Bätzing-Feigenbaum, der Erstautor der Studie und Leiter des Versorgungsatlas.

Ost-West-Gefälle.
Wie bei nahezu allen Impfungen variiert das Impfverhalten auch bei der Immunisierung gegen Influenza regional. Es besteht ein deutliches Ost-West-Gefälle. In den neuen Bundesländern ließen sich in der Saison 2009/2010 61 Prozent der über 60-Jährigen impfen, in den alten Bundesländern waren dazu nur 43 Prozent der Senioren bereit. In der Saison 2013/14 waren die Raten in den neuen Bundesländern auf 54 Prozent und in den alten auf 33 Prozent gesunken. Die niedrigsten Impfraten finden sich in Baden-Württemberg und Bayern. Auf Kreisebene zeigten sich extreme Unterschiede der Impfraten, die in 2013/14 zwischen 13,5 und 65 Prozent lagen. Bundesweiter Vorreiter war 2009 die Kreisfreie Stadt Frankfurt/Oder mit einer Impfrate von 71 Prozent. In der Saison 2013/14 führt der Kreis Demmin in Mecklenburg-Vorpommern die Liste an.

Mögliche Ursachen.
Gründe für den rückläufigen Trend lassen sich aus der Datenanalyse nicht herauslesen. Allerdings belegen Umfragen, dass die Influenza von vielen Menschen nicht mehr als schwere Krankheit wahrgenommen wird. Hinzu kommen Zweifel an der Sicherheit und Wirksamkeit der Impfung. Außerdem haben in den vergangenen Jahren Rabattverträge zwischen Krankenkassen und bestimmten Herstellern immer wieder zu Lieferengpässen bei Grippeimpfstoffen geführt.

Impfraten verbessern.
„Krankenkassen, Ärzte und der Öffentliche Gesundheitsdienst sollten gemeinsam zielgerichtete Maßnahmen ergreifen, um die Impfraten deutlich zu verbessern“, betont Dr. Bätzing-Feigenbaum. Und sein Appell an die Bürger lautet: „Die jährliche Influenzawelle setzt in Deutschland meist nach der Jahreswende ein. Es dauert 10 bis 14 Tage, bis sich der Impfschutz nach der Immunisierung aufgebaut hat. Deshalb ist es auch jetzt noch nicht zu spät, sich gegen die Influenza zu wappnen. Neben Menschen ab 60 ist dies auch für Patienten wichtig, die aufgrund bereits bestehender chronischer Krankheiten besonders stark von der Grippe betroffen sein können, etwa für Patienten mit Asthma, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“

Für ihre Untersuchung hat das Wissenschaftler-Team des Versorgungsatlas die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten der Jahre 2009 bis 2014 ausgewertet und jene Patienten betrachtet, die älter als 60 Jahre waren. In diesen Daten ist jede gesetzlich krankenversicherte Person erfasst, die im entsprechenden Abrechnungszeitraum mindestens einen ambulanten Kontakt mit einem Vertragsarzt hatte.

INFLUENZA. Jährlich sterben weltweit 250.000 bis 500.000 Menschen an der Influenza, allein in Deutschland zwischen 5000 bis 10000. Besonders Ältere und chronisch kranke Patienten sind überdurchschnittlich häufig betroffen. Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt darum Älteren sowie chronisch kranken Patienten und medizinischem Personal eine jährliche Influenza-Impfung.

DER VERSORGUNGSATLAS. www.versorgungsatlas.de ist eine Einrichtung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Er wurde institutionalisiert als öffentlich zugängliche Informationsquelle mit Studien zur medizinischen Versorgung in Deutschland. Schwerpunkt der Studien sind regionale Unterschiede in der Versorgung sowie deren unterschiedliche Strukturen und Abläufe. Die Analysen sollen Anhaltspunkte liefern, wie die Versorgung verbessert werden kann. In Diskussionsforen kann jeder Beitrag öffentlich diskutiert werden. Die Analysen der Wissenschaftler des Versorgungsatlasses basieren auf den bundesweiten Abrechnungsdaten der vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland. Die Internet-Plattform steht aber auch anderen Forschergruppen zur Verfügung, die ihre Untersuchungen nach einem Peer-Review veröffentlichen können.

Weitere Informationen:
http://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&a…

Anhang

Entwicklung der saisonalen Influenzastandardimpfraten: Eine Trendanalyse auf regionaler Ebene für den Zeitraum 2009/2010 bis 2013/2014
https://idw-online.de/de/attachment45877

Quelle: idw

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Phosphat-Angeln auf dem Prüfstand

Julia Kovar Stabsstelle Kommunikation
Baden-Württemberg Stiftung

Wissenschaftler aus Stuttgart, Karlsruhe und Würzburg haben im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung ein Verfahren entwickelt, um den Rohstoff Phosphat mithilfe magnetischer Mikropartikel aus dem Abwasser zu fischen. In einer aktuellen Studie stellen die Forscher zwei Materialien vor, die sich besonders gut für die Beschichtung der Partikel eignen.

Phosphat ist für alle Lebewesen ein essenzieller Nährstoff. Mit wachsender Weltbevölkerung steigt auch der Bedarf an phosphathaltigen Düngemitteln, für die gut 80% des weltweit geförderten Phosphats verbraucht werden. Während der Vorrat an Rohphosphat zunehmend verknappt, reichert sich der Nährstoff im Abwasser an – mit negativen Folgen für die Umwelt, wie zum Beispiel dem unerwünschten Wachstum von Algen in stehenden Gewässern.
Die meisten gängigen Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphat aus dem Abwasser sind mit einem hohen Verbrauch an Chemikalien verbunden. Eine Ausnahme bildet ein Verfahren namens „SuPaPhos“, in dessen Entwicklung die Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen ihres über 4 Millionen Euro schweren Programms „Umwelttechnologieforschung“ investiert. Um den Nährstoff unter minimalstem Chemikalieneinsatz aus dem Wasser zu fischen, haben die Wissenschaftler hinter dem Projekt spezielle, 20 Mikrometer große Partikel entwickelt, die sich auf zweifache Weise auszeichnen: Zum einen sind die Partikel magnetisierbar. Dadurch lassen sie sich mithilfe eines Magneten jederzeit auf einfache Weise wieder aus dem Wasser entfernen. Zum anderen ist die Hülle der Kügelchen so konstruiert, dass sich das Phosphat gut daran anlagern, aber auch wieder abgelöst werden kann. Dies ermöglicht einen wiederholten Einsatz der Partikel im Klärbecken (siehe Grafik).

Großes Interesse am Verfahren
Das Verfahren, bei dem Ingenieure vom Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft (ISWA) der Universität Stuttgart und des Karlsruher Instituts für Technologie mit Chemikern vom Fraunhofer Institut für Silicatforschung in Würzburg und Bronnbach kooperieren, hat bereits viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Im vergangenen Jahr erhielt Dr. Karl Mandel, der im Rahmen seiner Promotion entscheidend zur Entwicklung der Mikropartikel beigetragen hat, hierfür den mit 25.000 Euro dotierten Studienpreis der Körber-Stiftung. Die Baden-Württemberg Stiftung sieht in der Technologie so großes Potenzial, dass sie diese gleich in mehreren Ländern zum Patent angemeldet hat.

Gute Ergebnisse bei Versuchen im großen Maßstab
Die Wissenschaftler stehen aktuell vor der Herausforderung, das Verfahren zu optimieren und zu demonstrieren, dass es auch im großen Maßstab funktioniert. Im Zuge der Optimierung hat Asya Drenkova-Tuhtan am Stuttgarter ISWA mit ihren Kollegen aus einer Reihe von Metallhydroxiden diejenigen identifiziert, die sich am besten für die Beschichtung der Mikropartikel eignen. „Insgesamt hatten wir über 50 Verbindungen im Test“, sagt Frau Drenkova-Tuhtan. „Auf Basis der Stabilität und der Phosphoreliminationsleistung haben wir 13 dieser Materialien ausgewählt, um sie genauer zu untersuchen.“

Sowohl mit destilliertem Wasser, das sie mit Phosphat angereichert hatten, als auch mit kommunalem Abwasser testeten die Wissenschaftler, wie schnell diese Materialien welche Mengen an Phosphat aufnehmen. Je nach Zusammensetzung des Materials hafteten bei neutralem pH-Wert innerhalb einer Stunde zwischen 32 und 47 Milligramm Phosphor pro Gramm Adsorber an.

Die beste Leistung zeigten dabei zwei Materialien, die den Schlüsselbestandteil Zink enthielten, und zwar Zink-Eisen-Zirkon- und Calcium-Zink-Eisen-Zirkon-haltige Hydroxide. An diesen haftete das Phosphat nicht nur verhältnismäßig spezifisch in großen Mengen an. In einem Bad aus verdünnter Natronlauge löste sich das Phosphat auch gut wieder ab. So konnten die Wissenschaftler den Prozess über 50mal wiederholen, ohne dass es zu einem Materialverschleiß kam.

Als nächstes planen die Forscher am ISWA, mit einem Kilogramm Zink-Eisen-Zirkon-Hydroxid-beschichteter Partikel einen Pilotversuch durchzuführen. Damit lassen sich über 400 Liter Abwasser von ihrer Phosphatfracht befreien. Um die Phosphat-beladenen Partikel wieder aus dem Abwasser zu entfernen, steht bereits ein Magnet-Trommelabscheider am Stuttgarter ISWA.

„Wenn die Aufskalierung des Verfahrens funktioniert, könnte man es in kommunalen Kläranlagen einsetzen und damit den Phosphatgehalt des Abwassers unter die Bestimmungsgrenze senken“, sagt Asya Drenkova-Tuhtan. „Darüber hinaus eignet sich die Methode sogar für Industrieabwässer, die über 50 mal mehr Phosphat enthalten können als kommunales Abwasser.“

Im Jahresbericht der Baden-Württemberg Stiftung (http://www.bwstiftung.de/uploads/tx_news/Jahresbericht_2013_final_01.pdf) erklärt Ingenieur Carsten Meyer, warum es so wichtig ist, das Phosphat aus dem Abwasser zurück zu gewinnen.

Einen anschaulichen Bericht über die Strategie der Phosphat-Fischer finden Sie in der „bild der wissenschaft“ Sonderpublikation „Weitblick“. (http://www.bwstiftung.de/uploads/tx_news/BdW-WeitBlick.pdf).

Weitere Informationen:
http://authors.elsevier.com/a/1Rxh53IywTyHs4

Quelle: idw

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Warum graben Tiere Wasserlöcher in Flussnähe?

Gesine Wiemer Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Berliner Wissenschaftler zeigten im Ruaha-Nationalpark in Tansania, Afrika, dass Wildtiere in den Trockenperioden bereits dann Wasserlöcher graben, wenn noch Wasser im Flussbett vorhanden ist. Trocknet der Fluss aus und hört auf zu fließen, sinkt die Wasserqualität in den verbleibenden Tümpeln, welche mit Kot und Bakterien verseucht werden. Um an sauberes Trinkwasser zu gelangen, müssen die Tiere sich neue Wasserquellen erschliessen. Die Studie wurde in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Mammalian Biology“ veröffentlicht.

WissenschaftlerInnen des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) untersuchten den Zusammenhang zwischen Wasserlöchern, die von Wildtieren gegraben wurden, und der Wasserverfügbarkeit sowie dessen Qualität im Ruaha-Nationalpark in Zentraltansania. Im Lebensraum des „Miombo“-Buschgebiets im östlichen und südlichen Afrika bedeckt das Ruaha Ökosystem mit dem Nationalpark und seinen benachbarten Schutzgebieten über 50.000 km2 und ist damit eines der größten Schutzgebiete in dieser Region. Die Beobachtungen fanden entlang des Großen Ruaha-Flusses über den Zeitraum von drei Trockenperioden von Juni bis November 2011 – 2013 statt. Dabei zeigte sich, dass Wildtiere nicht nur Wasserlöcher graben, wenn der Fluss komplett ausgTiere graben etrocknet ist, sondern bereits dann, wenn der Fluss aufhört zu fließen. Das in den restlichen Tümpeln verfügbare Wasser wies eine hohe Belastung durch Bakterien und Kot auf.
Die ForscherInnen führten ihre Untersuchungen auf einem Abschnitt von insgesamt 130 km entlang des Flusses durch. Dabei konnten sie Elefanten, Steppenzebras, Warzenschweine und Steppenpaviane beobachten, wie sie Wasserlöcher gruben. Andere Arten bedienten sich an den bereits gegrabenen Löchern, die bis zu zwei Wochen genutzt wurden. Neben den Tümpeln waren die gegrabenen Wasserlöcher bisweilen die einzige verfügbare Wasserquelle in einem Radius von fünf Kilometern. Vermutlich ermöglichen die Wasserlöcher einigen Arten, in Gebieten zu verweilen, die sie sonst während der Trockenzeit verlassen müssten.
Der Große Ruaha Fluss, der als Namensgeber des Nationalparks dient, trocknet seit vielen Jahren über Zeiträume von bis zu drei Monaten aus. Wasser ist lebensnotwendig, weshalb sich die Tiere im Ruaha Nationalpark in Zeiten des Wassermangels anpassen müssen. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass das Graben von Wasserlöchern eine solche Anpassung darstellt. Vermutlich verringern Wildtiere damit die Infektionsgefahr, die durch die Aufnahme von potentiellen Krankheitserregern entsteht. Viele Erreger, darunter auch Bakterien, nutzen Wasser als Übertragungsweg zwischen verschiedenen Wirten.
Die Resultate betonen die entscheidende Rolle des Großen Ruaha Flusses als bedeutende Wasserquelle für Wildtiere im Ruaha-Nationalpark während der Trockenzeit. Die Verschlechterung der Wasserqualität während der Trockenperiode ist einerseits auf den Stillstand des Flusses zurückzuführen; Verunreinigungen können nicht abfließen. Andererseits werden zurückbleibende Tümpel durch die hohe Frequentierung durch Wildtiere durch diese z. B. mit Kot und Urin verunreinigt. Umso wichtiger ist es, den Wasserfluss auch während der Trockenperiode aufrecht zu erhalten. Der Fluss kommt erst seit den 90er Jahren zum Stillstand, was auf eine starke Nutzung des Wassers durch die Landwirtschaft zurück zu führen ist, die flussaufwärts vom Nationalpark betrieben wird.

Hintergrundinformation:
Das IZW ist Mitglied im Leibniz-Forschungsverbund „Infections ´21″ zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten im 21. Jahrhundert. Im Rahmen des Verbundes untersucht das IZW im Forschungsprojekt „AQUAVIR – Wasser als Übertragungsweg“ für neu auftretende Krankheiten. Es gibt vermehrt Hinweise darauf, dass Wasser oft als Übertragungsweg übersehen wurde. Es wird vermutet, dass in Wasser eingebrachte Krankheitserreger unter optimalen ökologischen Bedingungen einen Fitnessvorteil erhalten, indem sie Merkmale entwickeln, die ihnen sowohl die Beibehaltung ihrer Infektiosität im Wasser, als auch eine Reduktion der Wirtsspezifität erlauben.

Publikation:
Stommel C, Hofer H, Grobbel M, East ML (2015): Large mammals in Ruaha National Park, Tanzania, dig for water when water stops flowing and water bacterial load increases. MAMM BIOL; doi:10.1016/j.mambio.2015.08.005

Kontakt:
Leibniz-Institut für Zoo und Wildtierforschung (IZW)
im Forschungsverbund Berlin e.V.
Alfred-Kowalke-Str. 17
10315 Berlin

Marion East
Tel.: +49 30 5168-512
east@izw-berlin.de

Steven Seet (Presse)
Tel.: +49 30 5168-125
seet@izw-berlin.de

Quelle: idw

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Ozeanversauerung – das andere CO2-Problem

Eva Söderman Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Klima-Konsortium e.V.

Meereswissenschaftler betonen im Vorfeld der Pariser Weltklimakonferenz die Bedeutung der Ozeane

Ambitionierte Klimaziele und Treibhausgasreduktionen sind nötig, um die Zukunft unseres Planeten und des Ozeans zu sichern. Darauf weisen die Meereswissenschaftler Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner und Prof. Dr. Ulf Riebesell im Vorfeld der Pariser Weltklimakonferenz beim Klima-Frühstück des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK) und des Konsortiums Deutsche Meeresforschung (KDM) hin.

Professor Dr. Hans-Otto Pörtner, Biologe am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, und neu gewählter Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II des kommenden Sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarates IPCC, zeigte die durch den Klimawandel verursachten und zu erwartenden Risiken für die Ozeane auf: Erwärmung, Meeresspiegel-Anstieg sowie vor allem die Ozeanversauerung. Neben den tropischen Korallenriffen gelten dabei die Meereisgebiete der Arktis als die verwundbarsten Ökosysteme. Im aktuellen Weltklimabericht wurden erstmals kritische Veränderungsschwellen für Organismen und Ökosysteme und die damit verbundenen Risiken analysiert und auf Temperaturen zurückgerechnet. „Wir können klar sagen, dass die menschlich verursachte Erwärmung auf deutlich unter 2°C Grad – eher noch 1,5°C Grad – begrenzt werden muss“, erklärte Hans-Otto Pörtner. Die Empfindlichkeit der Korallenriffe erfordert sogar eine noch stärkere Begrenzung, wie Pörtner deutlich machte: „Nach Modellrechnungen können fünfzig Prozent der Korallenriffe erhalten werden, wenn wir den Temperaturanstieg auf etwa 1,2°C Grad begrenzen. Hierbei sind aber zusätzliche Risiken etwa durch Ozeanversauerung noch nicht einbezogen.“

Ozeanversauerung: Wie ein Treibhausgas die Meere verändert
Zu den größten Klimarisiken für die Ozeane zählt die Versauerung: 24 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) nimmt der Ozean jeden Tag auf. Er hat bisher etwa ein Drittel des seit Beginn der Industrialisierung freigesetzten CO2 absorbiert und so die Auswirkungen des Klimawandels abgemildert. Durch die CO2-Aufnahme ist der Säuregrad des Ozeans heute im Mittel um 28 Prozent höher als zu vorindustrieller Zeit. Bei ungebremsten CO2-Emissionen wird sich der Säuregehalt bis zum Ende dieses Jahrhunderts mehr als verdoppeln. Je stärker die Ozeane versauern, desto weniger zusätzliches Kohlendioxid können sie aus der Atmosphäre aufnehmen. „Die Geschwindigkeit der prognostizierten Ozeanversauerung ist beispiellos in der Erdgeschichte“, betonte Professor Dr. Ulf Riebesell, Leiter der Forschungseinheit Biologische Ozeanographie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. „Vor allem kalkbildende Organismen gehören zu den Verlierern der Ozeanversauerung, darunter neben Korallen auch Muscheln, Schnecken, Seeigel und Seesterne sowie viele Kalkbildner im Plankton.“

GEOMAR-Feldexperiment in Norwegen: Gewinner und Verlierer der Versauerung
Beim Klima-Frühstück stellte Ulf Riebesell erste Ergebnisse eines Feldexperiments vor, das im Frühjahr 2015 am norwegischen Raunefjord südlich von Bergen durchgeführt wurde. Dabei wurden die Auswirkungen der Versauerung in sogenannten Mesokosmen (teilgeschlossene experimentelle Anlagen im Fjord zur Simulation biologischer, chemischer und physikalischer Prozesse) über mehrere Monate untersucht. Im norwegischen Raunefjord zählten vor allem die Flügelschnecken und Kalkalgen zu den Verlierern. Zu den Gewinnern hingegen gehörte das Pikoplankton – Kleinstorganismen an der Basis des Nahrungsgefüges. „Kleine Veränderungen im Ökosystem können riesige Konsequenzen haben, die nicht nur das Nahrungsnetz im Meer umkrempeln, sondern die auch Aquakulturen und die Fischerei beeinträchtigen“, so Ulf Riebesell, der das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundprojekt BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification) am GEOMAR koordiniert.

Klimawandel und Ozeanversauerung
Die Ozeanversauerung ist eine direkte Folge des Kohlendioxidausstoßes durch den Menschen. Das Zusammenwirken der Klimafaktoren auf die Meeresorganismen und mit anderen menschengemachten Veränderungen wie Überdüngung und Verschmutzung führt zu komplexen Veränderungen in den Ökosystemen, zur Abwanderung von Arten und zu einer insgesamt abnehmenden Artenvielfalt. Die Ozeane sind also vielfältigen Belastungen ausgesetzt, deren Folgen die Wissenschaft erst zu verstehen beginnt.

Eine junge Wissenschaft steht vor großen Herausforderungen
Die Erforschung der Ozeanversauerung steht als junge Wissenschaft vor besonderen Herausforderungen. Es sei nötig, die verschiedenen Ebenen der Veränderung – Umweltfaktoren, Interaktionen zwischen den Organismen des Nahrungsnetzes und die Anpassung auf längeren Zeitskalen – zusammenzuführen, betonte Ulf Riebesell. „Da die Zeit drängt, sollte nun besonderes Augenmerk auf die gesellschaftlich relevanten Aspekte gelegt werden. Das sind vor allem die Fischerei, die Aquakultur, der Tourismus und der Küstenschutz. Diesen Themen müssen wir uns verstärkt zuwenden, um die notwendigen Handlungsoptionen für politische Entscheidungen und Management-Strategien zu entwickeln.“

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an
Eva Söderman, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Klima-Konsortium e.V. (DKK)
Wissenschaftsforum, Markgrafenstraße 37, 10117 Berlin
Tel.: +49 (0)30 76 77 18 69-4 | Fax: +49 (0)30 76 77 18 69-9
E-Mail: eva.soederman@klima-konsortium.de

Weitere Informationen:
http://www.deutsches-klima-konsortium.de
http://www.deutsche-meeresforschung.de
http://www.awi.de
http://www.geomar.de

Quelle: idw

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Begehrter US-Umweltpreis für eine Thüringer Partnerschaft

DC Katrin Schwarz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS

Das Fraunhofer IKTS und die inopor GmbH aus Veilsdorf erhalten für ihre gemeinsame Entwicklung keramischer Nanofiltrationsmembranen den Corporate Environmental Achievement Award 2015 der Amerikanischen Keramischen Gesellschaft (ACerS).

Die Filterung und Aufbereitung von Wasser wird weltweit immer bedeutender. Mit porösen Membranen können, abhängig von der Porengröße, beispielsweise Mikroorganismen, gelöste organische Bestandteile oder Salze aus Abwässern abgetrennt werden, energiesparend und ganz ohne zusätzliche Chemikalien. Dem Fraunhofer IKTS gelang nun die Entwicklung der weltweit ersten Nanofiltrationsmembran aus Keramik mit einer Porengröße von unter 1 nm. Gemeinsam mit der inopor GmbH wurde die Fertigung im industriellen Maßstab aufgebaut und bereits zahlreiche Applikationen realisiert.

Die Innovation
Die neue Qualität des Ansatzes liegt in der einzigartigen Verbindung von Nanotechnologie und Umwelttechnik. Mit der Sol-Gel-Technik setzte das Team auf eine gut bekannte Methode der Präparation von Nanopulvern und Nanoschichten. Mit ihr werden bereits Hartstoffbeschichtungen, »Easy-to-Clean«- oder »Antifogging«-Schichten industriell hergestellt. Den Preisträgern gelang nun die Weiterentwicklung der Sol-Gel-Technik und ihre erfolgreiche Anwendung zur Abscheidung definiert poröser, sehr dünner aber dennoch defektfreier Schichten auf porösen keramischen Trägern. Die Dicke der keramischen Nanofiltrationsmembranen beträgt dabei nur 50 Nanometer – also ein Tausendstel eines menschlichen Haares – bei einer Porengröße von kleiner als 1 Nanometer. Darüber hinaus verfügt die Membran über eine außerordentlich hohe Mikroporosität von etwa 30 % und gewährleistet somit, dass 100 bis 200 Liter Wasser pro Quadratmeter und Stunde die Trennschicht passieren können. Dieses hervorragende Ergebnis wurde durch die Optimierung der Membranzusammensetzung erreicht, die aus Titaniumoxid und Zirkoniumoxid besteht. Somit lassen sich nicht nur gelöste organische Bestandteile sondern auch technische Salze aus dem Wasser entfernen.
Trotz der kleinen Poren und hohen Mikroporosität sind die keramischen Membranen stabil in Säuren und Laugen und zeichnen sich durch eine sehr lange Lebensdauer von mehr als zehn Jahren aus. Keramische Nanofiltrationsmembranen ermöglichen u. a. eine produktionsintegrierte Abwasserreinigung. Da Keramiken beständig gegen Hitze sind, können auch heiße Abwässer – wie in der Textilindustrie – gereinigt in Produktionskreisläufe zurückgeführt werden. Durch die deutliche Verfeinerung der Porengrößen werden nun auch die Trennung von Produkten in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, die Entsalzung und Aufbereitung von Trinkwasser oder die effiziente Abwasserreinigung im Umfeld der Öl- und Gasgewinnung möglich.

Der Preis
Der ACers Corporate Environmental Achievement Award 2015 wird jährlich im Rahmen der ACerS-Jahrestagung verliehen. Frühere Preisträger waren u. a. namhafte Firmen wie Osram, Toyota, Unifrax und Schott. »Der Preis hat einen enormen Stellenwert in der Fachwelt und erfüllt uns mit Stolz. Diese Auszeichnung ist eine große Anerkennung für die jahrelange gemeinsame Forschung und Entwicklung von inopor und dem Fraunhofer IKTS und zugleich Ansporn, an diesem Thema weiterzuarbeiten«, sagt Dr. Ingolf Voigt, Leiter des Fraunhofer IKTS am Standort Hermsdorf.

Das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS betreibt anwendungsorientierte Forschung für Hochleistungskeramik. Die drei Institutsteile in Dresden und Hermsdorf (Thüringen) formen gemeinsam das größte Keramikforschungsinstitut Europas. Als Forschungs- und Technologiedienstleister entwickelt das Fraunhofer IKTS moderne keramische Hochleistungswerkstoffe, industrierelevante Herstellungsverfahren sowie prototypische Bauteile und Systeme in vollständigen Fertigungslinien bis in den Pilotmaßstab. Die Entwicklung von keramischen Membranen für die Flüssigfiltration sowie die Gastrennung einschließlich Membranverfahrenstechnik gehören zu den Kernkompetenzen des IKTS am Standort Hermsdorf.

Die inopor GmbH ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Firma Rauschert. Rauschert ist ein deutsches Familienunternehmen mit über 110 Jahren Erfahrung in der Herstellung von Hochleistungskeramik. Das Unternehmen beschäftigt 1200 Mitarbeiter in 12 Ländern. Im Jahr 2009 erweitere Rauschert erfolgreich seine Unternehmensausrichtung auf erneuerbare Energien und dezentrale Energiesysteme mit einem klaren Fokus auf Industriekunden. Die inopor GmbH wurde gegründet, um die Herstellung keramischer Nanofiltrationsmembranen, die gemeinsam mit dem Fraunhofer IKTS entwickelt wurden, im industriellen Maßstab voranzutreiben.

Quelle: idw

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Wie intelligente Systeme die Arbeitswelt verändern

Sebastian Dreher Pressestelle
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung, kurz BMBF, unterstützt den Aufbau einer RWTH-Arbeitsgruppe, die das Zusammenspiel zwischen sozialen und technischen Innovationen untersucht. Das Projekt unter der Leitung von Dr. Yves-Simon Gloy vom Institut für Textiltechnik, kurz ITA, erhält innerhalb von fünf Jahren 2,5 Millionen Euro.

In einer Halle des Instituts für Textiltechnik, kurz ITA genannt, rattern mehrere Webmaschinen. An ihnen werden viele technische Details und Vorgänge getestet, auch die Steuerungen. Dr.-Ing. Yves-Simon Gloy demonstriert an einer Maschine die bisher gängige Bedienung. Hier müssen erst vielfach Tasten gedrückt werden, um die gewünschten Parameter zu erhalten. „Das geht einfacher und besser“, sagt Gloy und zeigt eine weitere Maschine mit zwei Studierenden an einem kleinen Bediener-Tablet. Das Menü besteht aus übersichtlichen und leicht verständlichen Symbolen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen nicht mehr selbst die Parameter für den Webprozess auswählen. Ein Assistenzsystem gibt die optimalen Einstellungen vor, die zum Material und der Maschine passen. Sie werden dann nur noch per Knopfdruck bestätigt.

In der Textilbranche führen intelligente Systeme und die zunehmende Automation zu Veränderungen für die Beschäftigten in vielen Bereichen. Unter der Projektleitung von Gloy untersucht eine Arbeitsgruppe das Zusammenspiel zwischen sozialen und technischen Innovationen. Mit seinem Konzept war der Bereichsleiter am ITA und Adjunct-Professor der Clemson University in South Carolina in einem Förderwettbewerb des Bundesforschungsministeriums erfolgreich. Während der nächsten fünf Jahren wird der Aufbau einer Forschungsgruppe zum Thema „Soziotechnische Systeme in der Textilbranche“ mit 2,5 Millionen Euro gefördert.

Technik schließt Mensch nicht aus
Interdisziplinär und in Kooperation mit Industrie- und Forschungspartnern wird an Hand von Demonstratoren der Einsatz von vorhandenen Lösungen im Rahmen von Industrie 4.0 in die Textiltechnik überprüft. Ein Ziel ist, einer älter werdenden Belegschaft mehr Bedienungsfreundlichkeit zu ermöglichen. Es gehe aber nicht nur um die Generation, die noch mit analogen Maschinensystemen groß geworden ist, sondern um alle Altersstufen, betont Jacqueline Lemm. Sie arbeitet als Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem Projekt mit: „In der Textilmaschinenbranche ist das Durchschnittsalter der Belegschaften mit über 50 Jahren zwar deutlich höher als in anderen Branchen. Hinzu kommt aber ein hoher Anteil an Leiharbeitern und Migranten, die Sprachbarrieren überwinden müssen.“ An Arbeitsplätzen mit Assistenzsystemen können die individuellen Kompetenzen berücksichtigt und jeder in die Lage versetzt werden, sich in den komplexeren Arbeitsinhalten zurechtzufinden. Lemm kennt die Argumente der Kritiker: „Viele befürchten, dass die zunehmende Automatisierung von Produktionsprozessen Arbeitsplätze vernichtet. Wir wollen zeigen, dass Technik Menschen nicht ausschließt.“

Soziotechnische Systeme
Der Forschungsverbund will Produktionsverfahren als soziotechnische Systeme initiieren, bei denen der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Kompetenzen im Mittelpunkt steht. Dazu gehören Barrierefreiheit und die Standortunabhängigkeit der Maschinen. Sinnvoll sind nach Ansicht der Aachener Forscher auch Details wie eine individuelle Anpassung von Schriftgrößen, Piktogramme oder die Einbindung von Fotos und Videos, die einzelne Arbeitsschritte erklären.

„Von den Textilmaschinenherstellern haben wir bereits viele positive Rückmeldungen erhalten“, berichtet Gloy. Das ist auch begründet im Wettbewerbsdruck der Branche, die international nur über Innovationen konkurrenzfähig bleibt. In Deutschland ist die Textilindustrie mit rund 65.000 Beschäftigten ein wichtiger Arbeitgeber. Deshalb werden die Aachener auch die Kontakte zur Industrie nutzen, um die Alltagstauglichkeit ihrer entwickelten Systeme zu testen.

Text: Helga Hermanns

Kontakt:
Dr.-Ing. Yves-Simon Gloy
Institut für Textiltechnik (ITA)
Telefon: +49 241 80 23470
E-Mail: Yves.Gloy@ita.rwth-aachen.de

Weitere Informationen:
http://www.ita.rwth-aachen.de

Quelle: idw

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Vom Klärwerk zum Kraftwerk

Dr.-Ing. Bodo Weigert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
KompetenzZentrum Wasser Berlin gGmbH (KWB)

Das Kompetenzzentrum Wasser Berlin koordiniert das im Juli 2015 gestartete Europäische Forschungs- und Demonstrationsvorhaben POWERSTEP.
Das Ziel: Wie können bestehende Kläranlagen vom Energieverbraucher zum -erzeuger umgerüstet werden?

Der Energieinhalt von Abwasser ist eine bisher wenig beachtete Energiequelle, die es zu nutzen gilt.
Unter diesem Motto ist im Juli 2015 unter der Leitung des Kompetenzzentrums Wasser Berlin das europäische Verbundforschungsvorhaben POWERSTEP gestartet. 15 europäische Partner, führende Forschungseinrichtungen und Unternehmen, arbeiten hier gemeinsam an einem Ziel: Kläranlagen, die bisher zur Abwasserreinigung noch Energie benötigen, zu Energieerzeugern zu machen. Selbstverständlich soll dies nicht auf Kosten der Reinigungsleistung gehen.

Kombination von bewährter Technik mit Innovationen.
Kernaktivität des Projektes ist die Implementierung bewährter aber auch neuer Technologien auf großen konventionellen Kläranlagen in Deutschland, Schweden, Dänemark, Österreich und der Schweiz ab Mitte 2016:

– Abtrennung von energiereichem organischen Kohlenstoff aus dem Rohabwasser (Mikrosiebung oder Biosorption)

– Anwendung von innovativen Verfahren der Stickstoffentfernung (Deammonifikation im Hauptstrom, Wasserlinsen-Bioreaktor)

– Steigerung der Biogasausbeute mit „Power-to-Gas-Technologie“ und Netzanbindung über „smart grids“

– Energiegewinnung aus Abwärme (thermoelektrische Systeme zur Energierückgewinnung in BHKWs, Dampf-Kreislauf nach Rankine, Wärmespeicherkonzepte)

– Innovative Prozesswasseraufbereitung (Nitritation, Membranstrippung).

Die Umrüstung von Kläranlagen ist wirtschaftlich sinnvoll.
Eine Umrüstung der Abwassertechnik führt letztlich zu einer Steigerung der regionalen Energieerzeugungskapazitäten. Derzeit sind Klärwerke für ungefähr 1 % des gesamten Stromverbrauchs in Europa verantwortlich und haben meist den größten Anteil an den Stromkosten von kommunaler Infrastruktur (über 30%). Mit einer umfassenden Umrüstung aller europäischen Klärwerke und einer Nutzung des chemischen Energiepotenzials von 87.000 GWh pro Jahr in Europa könnte mit den POWERSTEP-Konzepten Strom in der Größenordnung von bis zu 12 großen Kraftwerken erzeugt werden.

POWERSTEP: Projektvolumen € 5.2 Millionen – 15 Partner – Laufzeit: 2015-2018

POWERSTEP wird gefördert im Europäischen Programm für Forschung und Innovation „Horizon 2020″ unter dem Förderkennzeichen n°641661.

Koordinator:
Christian Loderer – Christian.Loderer@kompetenz-wasser.de
Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH
+49 30 53653 806

Weitere Informationen:
http://www.powerstep.eu
http://www.kompetenz-wasser.de

Quelle: idw

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Blauer Eisenhut, Engelstrompete und Wunderbaum – das Risiko akuter Vergiftungen durch Pflanzen

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR-Broschüre „Ärztliche Mitteilungen bei Vergiftungen 2011-2013″ dokumentiert unter anderem Vergiftungsunfälle mit Pflanzen

Kleinkinder sind, gerade jetzt im Herbst, durch die versehentliche Einnahme von giftigen Blüten, Samen oder Früchten in besonderem Maße gefährdet. Dies legen von Ärztinnen und Ärzten, Krankenhäusern und Giftinformationszentren an das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gemeldete Vergiftungsfälle nahe, die zusammengefasst in der Broschüre „Ärztliche Mitteilungen bei Vergiftungen 2011-2013″ beschrieben sind. Hierunter finden sich Fälle mit Blauem Eisenhut, Engelstrompete und den Ricinussamen des Wunderbaums. Allgemein sind die meisten Vergiftungsmeldungen zwar auf den Umgang mit chemischen Produkten zurückzuführen, doch werden rund 10 Prozent der Fälle durch giftige Pflanzen oder Pilze ausgelöst. In den Jahren 2011-2013 hat das BfR insgesamt 13.225 Vergiftungen dokumentiert. Der Bericht „Ärztliche Mitteilungen bei Vergiftungen“ gibt einen informativen Überblick über alle Meldungen aus dieser Zeit – von exotischen Fällen wie Ciguatera-Vergiftungen nach dem Verzehr von Schnapper-Fischfilets, allergischen Nebenwirkungen nach dem Stechen eines Tattoos bis hin zu Vergiftungen am Arbeitsplatz. „Die Meldungen und Auswertungen von Vergiftungen“, so BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, „führen dazu, dass Vergiftungsrisiken für die Bevölkerung schneller erkannt werden. Sie tragen so dazu dabei, dass die Sicherheit von Produkten stetig verbessert wird.“

In den „Ärztlichen Mitteilungen bei Vergiftungen 2011-2013″ werden Fälle in Verbindung mit dreien der giftigsten Gartenpflanzen skizziert: Blauer Eisenhut, Engelstrompete und Wunderbaum (Ricinus). Der Blaue Eisenhut trägt sogar den unrühmlichen Titel der „giftigsten Pflanze Europas“. Sämtliche Teile der Pflanze enthalten Aconitin, das giftiger ist als das aus Krimis wohlbekannte Strychnin. Für den erwachsenen Menschen sind bereits etwa zwei bis sechs Milligramm reines Aconitin tödlich. Schon in der Folge des Hautkontakts beim Pflücken der imposanten, tiefblauen Blüten können sich Symptome zeigen. Häufig kommt es jedoch zu Vergiftungen, weil die Knolle des Eisenhuts mit Sellerie- oder Meerrettichwurzeln verwechselt wird. Auch die Blätter landen, aus Unkenntnis oder in Verwechslung mit Petersilie, in Salaten.

Bei der Engelstrompete handelt es sich um ein bis zu fünf Meter hohes Ziergewächs mit auffällig großen, hängenden Trompetenblüten. Auch bei dieser Pflanze sind alle Teile giftig. Im Fall einer Vergiftung können die Symptome – insbesondere Verwirrtheit und Bewusstseinsverlust – bis zu zwei Tage lang andauern.

Zu den giftigsten Gartenpflanzen gehört darüber hinaus der Wunderbaum, der wegen seiner großen, tiefrot gefärbten Blätter als Zierpflanze kultiviert wird. Der Wunderbaum bildet rotbraune, mit weichen Stacheln besetzte Kapselfrüchte mit bohnenförmigen Samen aus, die gern gepflückt werden. Ricinussamen sind jedoch hochgiftig. Für eine tödliche Vergiftung mit Ricin reicht bei Kindern bereits eine Aufnahme von drei bis fünf gut zerkauten Samen aus. Nicht nur der Verzehr, sondern auch der Hautkontakt mit den Samen, besonders mit durchbohrten Samen – wie sie teilweise an Halsketten zu finden sind – können schwere Allergien auslösen. Da hier die feste Samenschale durchbohrt wird, können die Giftstoffe direkt in die Haut gelangen. Solcher Schmuck darf unter keinen Umständen in die Hände von Kindern gelangen.

Bei Unsicherheit, ob eine giftige Pflanze verzehrt wurde oder Kontakt bestand, hilft ein Anruf bei einer der acht deutschen Giftnotrufzentralen weiter. Auch die vielfach genutzte BfR-App „Vergiftungsunfälle bei Kindern“, die 2014 den Deutschen Preis für Onlinekommunikation erhielt, bietet Hinweise, wie sich Unfälle vermeiden lassen und gibt Informationen über Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Die vorliegenden „Ärztlichen Mitteilungen bei Vergiftungen“ wurden als Sammelband für die Jahre 2011-2013 erstellt und schließen somit lückenlos an die letzten Mitteilungen aus dem Jahr 2010 an. Der Bericht gibt einen informativen Überblick über Vergiftungsrisiken sowie Schwerpunkte der ärztlichen Meldungen an das BfR. In der Broschüre, die sich besonders an Ärzte, Klinik- und Rettungspersonal richtet, beschreibt das BfR für ausgewählte Vergiftungsfälle ausführlich Symptome, Verlauf und Therapieansätze. Sie ist kostenlos beim BfR erhältlich: Fax +49-(0)30-18412-4970, E-Mail: publikationen@bfr.bund.de und steht unter www.bfr.bund.de zum Herunterladen zur Verfügung.

Weitere Informationen über die Meldepflicht bei Vergiftungen und unerwünschten Produktwirkungen nach § 16e des Chemikaliengesetzes finden Sie hier: http://www.bfr.bund.de/de/vergiftungen-7467.html

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/cm/350/aerztliche-mitteilungen-bei-vergiftungen-2011-2013…
Informationsbroschüre Ärztliche Mitteilungen bei Vergiftungen 2011-2013

Quelle: idw

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Alternative Kraftstoffe: Kostengünstig und klimafreundlich aus dem Bioethanol-Reaktor

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Wissenschaftler der Universität Hohenheim entwickeln neues kontinuierliches Verfahren zur effizienten Bioethanol-Herstellung / Ein Werkstattbericht

Biokraftstoffe könnten bis zu 20 Prozent des Treibstoffbedarfs der Menschen decken. Dass dies auch klimafreundlich, wirtschaftlich und ohne Tank-Teller-Diskussion geschieht, will ein Forschungsprojekt der Universität Hohenheim ermöglichen. Die Wissenschaftler um Prof. Dr. Ralf Kölling-Paternoga forschen an einem kontinuierlich arbeitenden Bioethanol-Reaktor, der die bisherigen Schwächen der Biokraftstoff-Produktion beheben soll. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) unterstützt das Projekt mit gut 350.000 Euro. Damit zählt es zu den Schwergewichten der Forschung an der Universität Hohenheim.

Bioethanol – Treibstoff aus nachwachsenden Rohstoffen, klimaneutral und damit eine gute Alternative zu fossilen Brennstoffen. Soviel zur Theorie. In der Praxis ist die Bioethanol-Produktion bislang jedoch noch umstritten.
„Eine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion kann entstehen, wenn Ausgangsstoffe wie Getreide oder Zuckerrüben eingesetzt werden. Je nach Herstellungsprozess kann zudem die Klimabilanz relativ schlecht ausfallen. Verwendet man andere als die bislang üblichen Rohstoffe, ist die Produktion immer noch teuer und damit unwirtschaftlich“, umreißt Prof. Dr. Kölling-Paternoga von der Universität Hohenheim die Hindernisse.
Der Biotechnologe arbeitet mit seinem Team am Fachgebiet Hefegenetik und Gärungstechnologie daran, gleich alle drei Probleme mit einem Streich zu lösen. Ihr Ziel ist ein kontinuierliches Verfahren mit genveränderten Hefen, das eine erheblich kostengünstigere Bioethanol-Produktion ermöglicht.
Als Ausgangsstoff setzen die Wissenschaftler Cellulose aus Reststoffen wie Stroh ein – das vermeidet die Konkurrenz zu Nahrungsmitteln und sorgt für eine gute Klimabilanz mit Einsparungen von 80 bis 90 Prozent gegenüber Benzin aus fossilen Quellen.
„Wir stellen uns eine Art Bioethanol-Reaktor vor, ähnlich wie bei Biogas. Ein möglichst einfaches System, in das man die Ausgangsstoffe auf einer Seite hineingibt und auf der anderen Bioethanol herauskommt“, veranschaulicht Prof. Dr. Kölling-Paternoga das Ziel des Forschungsprojektes.

Hefepilze mit Sonderzubehör
Cellulose zur Produktion von Bioethanol hat einen Nachteil: Sie ist schwer aufzuschließen. Bisher führt man eine Vorbehandlung mit Dampf, Druck und zugesetzten Enzymen durch, um den Zucker in den Pflanzen freizusetzen. Erst dann kann Hefe zugegeben werden, die den Zucker zu Alkohol umwandelt.
Dieses Batch-Verfahren ist umständlich und kostenaufwendig. Die Forscher wollen es deshalb erheblich vereinfachen. „Wir möchten mit gentechnischen Methoden Hefen herstellen, die selbst diese Enzyme produzieren“, erklärt Prof. Dr. Kölling-Paternoga.
Dafür etablieren sie auf den Hefepilzen sogenannte Mini-Cellulosomen – Anhänge auf der Zelloberfläche, die alle zum Cellulose-Abbau nötigen Enzyme beinhalten. In der Natur findet man derartige Cellulosome vor allem in einigen Bakterien. „Die Hefen können dann an die Cellulose andocken und in parallelen Prozessen die Cellulose abbauen und mit der Bioethanol-Produktion starten“, so der Experte.

Kontinuierliche Bioethanol-Produktion: Einfach und kostengünstig
Sein Institutskollege PD Dr. Thomas Senn will diese Hefen in einem kontinuierlichen System nutzen. Er arbeitet parallel zur genetischen Entwicklung an der technischen Umsetzung.
Ziel der Forscher ist ein Prototyp einer solchen kontinuierlich arbeitenden Anlage am Ende der drei Förderjahre. Sie soll Biokraftstoffe der 2. Generation produzieren, also hergestellt aus Stoffen, die nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind.

Keine Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion
Grundsätzlich könnten dazu unterschiedliche Materialien eingesetzt werden. „Denkbar wären auch zum Beispiel Biomüll oder Energiepflanzen aus Agroforstsystemen“, erläutert Prof. Dr. Kölling-Paternoga. „Berechnungen zufolge könnte man unter optimalen Voraussetzungen weltweit rund die Hälfte des Bedarfs an Kraftstoffen mit Bioethanol aus Reststoffen decken.“
Entscheidend wird jedoch die marktwirtschaftliche Seite sein. „Momentan liegen die Produktionskosten für Cellulose-Ethanol über den Herstellungskosten für Benzin“, stellt Prof. Dr. Kölling-Paternoga fest. „Unser neues System dürfte die Kosten ganz erheblich senken und die Effizienz steigern.“

Hintergrund des Forschungsprojektes
Das Projekt „Entwicklung eines kontinuierlichen Prozesses zur Herstellung von Cellulose-Ethanol auf der Basis von Cellulosom-Hefen“ ist auf drei Jahre ausgelegt und startete am 1.1.2015. Mit einer Summe von gut 350.000 Euro wird die Forschung an der Universität Hohenheim von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) gefördert. Damit gehört es zu den Schwergewichten der Forschung an der Universität Hohenheim.

Hintergrund: Schwergewichte der Forschung
Rund 30 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der Universität Hohenheim 2014 für Forschung und Lehre. In loser Folge präsentiert die Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 250.000 Euro bei den Experimental- bzw. 125.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.
Text: Elsner / Klebs

Quelle: idw

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Studie zum Gemeinwohl: dm, Edeka und ALDI Nord genießen höchstes Ansehen

MBA Volker Stößel Media Relations
HHL Leipzig Graduate School of Management

GemeinwohlAtlas 2015 http://www.gemeinwohlatlas.de

Der Drogerieriese dm hat die Nase im GemeinwohlAtlas 2015 der HHL Leipzig Graduate School of Management/Universität St. Gallen vorn. In einer repräsentativen Erhebung von mehr als 7000 Personen im gesamten Bundesgebiet zum Gemeinwohlbeitrag von insgesamt 127 Unternehmen, öffentlichen Institutionen und NGOs führt das größte deutsche Drogerie-Unternehmen in der Kategorie Einzelhandel vor Edeka und ALDI Nord. Studienleiter Prof. Dr. Timo Meynhardt kommentiert: „Die Bürgerinnen und Bürger differenzieren sehr genau, wenn es um ihre täglichen Einkäufe geht. Bemerkenswert ist unter anderem, dass heute auch ALDI in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Wenn es um Gemeinwohlverträglichkeit geht, tun sich die Deutschen hingegen schwer mit Amazon.“

Laut der Studie steht das Gemeinwohl in Deutschland hoch im Kurs: 85% der Befragten sind besorgt, dass dem Thema in Deutschland zu wenig Beachtung geschenkt wird. Neun von zehn Befragten geben dabei an, eine klare Vorstellung davon zu haben, was unter Gemeinwohl zu verstehen ist. Fast ebenso viele sehen die Orientierung am Gemeinwohl für den langfristigen Erfolg einer Organisation als entscheidend an.

Prof. Dr. Timo Meynhardt sagt: „Der GemeinwohlAtlas 2015 zeigt ein klares Bild: Die Feuerwehr, die unser Schutz- und Sicherheitsbedürfnis befriedigt, wird von den Befragten mit Abstand als die gemeinwohlförderlichste Organisation eingestuft. Am unteren Ende rangiert mit Abstand die BILD-Zeitung. Sie steht für den polarisierenden Boulevardjournalismus. Diese beiden Pole spannen gewissermaßen den Bogen und definieren die Atlasränder.“

http://www.gemeinwohlatlas.de

Über die HHL Leipzig Graduate School of Management
Die HHL ist eine universitäre Einrichtung und zählt zu den führenden internationalen Business Schools. Ziel der ältesten betriebswirtschaftlichen Hochschule im deutschsprachigen Raum ist die Ausbildung leistungsfähiger, verantwortungsbewusster und unternehmerisch denkender Führungspersönlichkeiten. Die HHL zeichnet sich aus durch exzellente Lehre, klare Forschungsorientierung und praxisnahen Transfer sowie hervorragenden Service für ihre Studierenden. Das Studienangebot umfasst Voll- und Teilzeit-Master in Management- sowie MBA-Programme, ein Promotionsstudium sowie Executive Education. 2013 und auch 2014 errang die HHL einen der drei ersten Plätze für die besten Gründerhochschulen in Deutschland innerhalb des vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) herausgegebenen Rankings „Gründungsradar“. Laut der Financial Times liegt die HHL im Bereich Entrepreneurship innerhalb des M.Sc.- sowie des EMBA-Programms national auf Platz 1 bzw. global unter den Top 5. Die HHL ist akkreditiert durch AACSB International. http://www.hhl.de

Weitere Informationen:
http://www.gemeinwohlatlas.de
http://www.hhl.de

Quelle: idw

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DBU: energieeffizientes Verfahren zur vollständigen Aufbereitung von Gärresten aus Biogasanlagen

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Entwicklung eines energieeffizienten Verfahrens zur vollständigen Aufbereitung von Gärresten aus Biogasanlagen durch die Kombination von Fest-/ Flüssig-Separation und Membranverfahren

Die Biogaserzeugung zur Energiegewinnung durch die anaerobe Vergärung von Wirtschaftsdünger, nachwachsenden Rohstoffen (NawaRo), Bioabfällen und landwirtschaftlichen und industriellen Reststoffen ist Stand der Technik. 2012 waren in Deutschland 7.850 Biogasanlagen mit einer elektrischen Leistung von 3.540 MW installiert. Die Prognose des Fachverbands Biogas für 2014 betrug 7.944 Anlagen bei einer installierten Leistung von 3.860 MW. Biogasanlagen wandeln organisches Substrat durch anaerobe Vergärung in Biogas und einen Gärrest um. Dieser ist im Vergleich zu den als Substrat eingesetzten Wirtschaftsdüngern und Energiepflanzen ein sehr guter und geruchsreduzierter Dünger. Er besteht zu über 90 % aus Wasser und enthält eine Reihe von Nährstoffen wie Stickstoff, Phosphor und Kalium. Dabei entsteht zunehmend das Problem, dass die produzierten Gärrestmassenströme nicht auf die lokal vorhandenen Flächen ausgebracht werden können. Aufgrund hoher Transport-/Lagerkosten für die Rückführung beziehungsweise Lagerung der Gärreste werden für diese Anlagen neue Verfahrensweisen zur direkten und vollständigen Aufbereitung des Gärrestes gesucht.
Die Voll-Gärrestaufbereitung durch die Kombination aus Fest-/Flüssig-Separation und Membranverfahren ist eine Technologie, bei der die Nährstoffe in transport-, lagerungs- und verkaufsfähige Düngemittelprodukte überführt werden und die zu transportierende oder zu lagernde Masse durch den entzogenen Wasseranteil deutlich reduziert wird. Der Feststoff kann als Bodenhilfsmittel oder Kompost eingesetzt werden. Der entstehende Flüssigdünger dient als direkter Ersatz für Mineraldünger. Das abgetrennte Wasser wird auf Direkteinleiter- oder Prozesswasserqualität aufbereitet und somit wiederverwendet. Hierdurch entsteht eine Verminderung der Umweltbelastungen durch Emissionen bei Transporten von unbehandelten Gärresten.
Ziel des Gesamtprojektes ist es, einen wirtschaftlichen Einsatz der Voll-Gärrestaufbereitung zu verwirklichen. Das soll durch eine deutliche Effizienzsteigerung der energieintensivsten Stufe der Gärrestaufbereitung, der Ultrafiltrationsstufe, erfolgen. Das Projekt ist in zwei Phasen unterteilt. In der ersten Phase wurden 15 Gärreste im Hinblick auf ihre Fluideigenschaften und die Energieeffizienz der Aufbereitung untersucht und unterschiedliche Ansätze zur Modifikation des Verfahrens erfolgreich erprobt. In der zweiten Phase soll die Umsetzbarkeit der gesamten Prozesskette technisch abgesichert werden. Hierzu sind Versuche im halbtechnischen Maßstab an zwei realen Biogasanlagen geplant. Zwischen Januar und April 2016 werden hierzu Versuchsreihen in einer Biogasanlage in Bad Bentheim (Niedersachsen) stattfinden, ab Mai 2016 folgt dann die Beprobung einer weiteren Anlage.

Zwischenstand:
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) stellte für die erste Phase (AZ 31276/01) 178.355 € Fördermittel zur Verfügung. Ausgehend vom derzeitigen Stand der Technik werden unterschiedliche Ansätze zur Modifikation des Verfahrens untersucht.

Die erste Phase enthielt die Arbeitspakete:
AP 1: Untersuchungen im Labormaßstab von 15 Gärresten und Dekanter-Zentraten (vorwiegend C, N und P) mit dem Ziel der Identifikation der für die hohe Viskosität verantwortlichen Stoffe.
Im Ergebnis wurde ein deutlicher Zusammenhang zwischen den rheologischen Eigenschaften der Flüssigphase des Gärrestes nach Fest-Flüssig-Trennung (entspricht dem Zulauf zur UF-Stufe) und der Trennleistung bzw. dem aufzubringenden Energieaufwand der UF gefunden.
AP 2: Testung von Prozessmodifikationen, die die Fluideigenschaften des Gärrest-Zentrist deutlich ändern, also die Fluid-Viskosität verringern:
o Zugabe von mineralischen Flockungshilfsmitteln zum Gärrest vor dem Dekanter;
o Zugabe von enzymatischen Hilfsstoffen zum Gärrest vor dem Dekanter sowie im Dekanter-Zentrat vor der UF-Stufe;
o Thermische Behandlung des Dekanter-Zentrats bei Temperaturen zwischen 60 und 220 °C;
o Chemische/ physikalische Behandlung des Dekanter-Zentrats,
o Oxidation,
o Mechanische Behandlung des Dekanter-Zentrats durch Vorsiebung, Vorfiltration.
Im Ergebnis sind sowohl die Zugabe von enzymatischen Hilfsstoffen als auch die Oxidation dazu geeignet, die Energieeffizienz der UF-Stufe und damit des gesamten Gärrest-Aufbereitungsverfahrens zu steigern.

Zielsetzung:
Gärreste und Gülle bestehen zu über 90 % aus Wasser. Ziel aller Strategien zur Aufbereitung von Gärresten ist die Reduzierung des unwirtschaftlichen, ökologisch bedenklichen Transportaufwandes. Bei der Teil- oder Vollaufbereitung von Gärresten wird der große Wasseranteil abgetrennt und ein kleiner Massenstrom hochwertigen und transportwürdigen Düngers direkt am Standort der Biogasanlagen erzeugt. Die Vollaufbereitung trennt den Gärrest in drei Stoffströme auf: den Feststoff, ein nährstoffreiches Konzentrat und eine einleitfähige Flüssigphase. Diese Art der Aufbereitung bietet folgende umweltrelevanten Vorteile: die zu transportierende oder zu lagernde Masse wird durch den entzogenen Wasseranteil deutlich reduziert; die Nährstoffe werden in transport-, lagerungs- und verkaufsfähige Produkte überführt; das abgetrennte Wasser wird auf eine Qualität zur Direkt-einleitung in ein Gewässer oder darüber hinaus auf Prozesswasserqualität aufbereitet.
Das zweiphasige Gesamtprojekt verfolgt im Vergleich mit den am Markt verfügbaren „MPS“-Verfahren (Multi-Phase-Separation) eine deutliche Reduzierung des Energieverbrauchs der Gärrestaufbereitung um 50 %. Die im Substrat der Biogasanlage enthaltenen Nährstoffe sollen wirtschaftlich effizient separiert und als hochwertiger Langzeitdünger zurückgewonnen werden. Ansatzpunkt für die Optimierung ist die energieintensivste Stufe, die Ultrafiltration (UF: Partikel-Abtrenngrenze 2 – 100 nm; 1 nm = 1 Millionstel Millimeter). In der Regel werden hier keramische Rohrmodule mit materialspezifischen Vorteilen eingesetzt.

In der zweiten Phase wird die Umsetzbarkeit der gesamten Prozesskette technisch abgesichert. Hierzu sind Versuche im halbtechnischen Maßstab (Faktor etwa 1:10 zur Realausführung) an zwei realen Biogasanlagen geplant. Diese Versuche erlauben neben der technischen Optimierung eine zuverlässige Bewertung der Wirtschaftlichkeit.

Folgende Arbeitspakete sind vorgesehen:
AP 3: Halbtechnische Versuche mit Messung und Bilanzierung aller Stoffströme, insbesondere im Hinblick auf die Düngerqualität (vorwiegend N, K) und der Wiederverwendbarkeit des aufbereiteten Wassers;
AP 4: Entwicklung hydrodynamisch optimierter getauchter Plattenmodule als Alternative zu den bislang eingesetzten UF-Rohrmodulen;
AP 5: Durchführung der Öffentlichkeitsarbeit (Vorträge, Veröffentlichungen) sowie die Analyse der
• Energieeinsparpotenziale,
• Wirtschaftlichkeit,
• Betriebssicherheit und Übertragbarkeit auf den großtechnischen Maßstab.

Einschätzung:
Die zu entwickelnde Technik bietet gute Chancen für eine Umweltentlastung in den Bereichen Gärrestaufbereitung, Düngemittelproduktion und Grundwasserschutz. Die Voll-Gärrestaufbereitung durch die innovative Kombination bekannter Prozessstufen ist ein vielversprechendes Verfahren, bei dem die Nährstoffe in transport-, lagerungs- und verkaufsfähige Düngemittelprodukte überführt werden. Die zu transportierende oder zu lagernde Masse wird durch den entzogenen Wasseranteil deutlich reduziert. Die große Hemmschwelle zum Einsatz der Voll-Gärrestaufbereitung liegt bislang in den noch hohen Investitions- und Betriebskosten im Vergleich zu LKW-Transporten. Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es daher, einen wirtschaftlichen Einsatz der Voll-Gärrestaufbereitung zur Düngemittelrückgewinnung zu verwirklichen.

Quelle: idw

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Studie zum Gemeinwohl: BVB schlägt Bayern München

MBA Volker Stößel Media Relations
HHL Leipzig Graduate School of Management

DFB im Sommer noch hoch angesehen. GemeinwohlAtlas 2015 (http://www.gemeinwohltas.de)

Borussia Dortmund hat die Nase im GemeinwohlAtlas 2015 von der HHL Leipzig Graduate School of Management/Universität St. Gallen vorn. In einer repräsentativen Erhebung von mehr als 7000 Personen im gesamten Bundesgebiet zum Gemeinwohlbeitrag von insgesamt 127 Unternehmen, öffentlichen Institutionen und NGOs steht der Dortmunder Bundesligaverein unter den Top-10 aller Unternehmen. In der Kategorie der Fußballclubs führt der BVB vor Bayer 04 Leverkusen, dem FC Bayern München, dem SV Werder Bremen, dem FC Schalke 04 und dem HSV.

Studienleiter Prof. Dr. Timo Meynhardt kommentiert: „Fußball entfaltet für vielen Menschen eine Kraft, die verbindet und tief in die Gesellschaft hinwirkt. Fußballklubs tragen effektiv zum Gemeinwohl bei. Bemerkenswert ist, dass auch hier der FC Bayern am stärksten polarisiert. Im Kerngeschäft leistet der Klub die beste Arbeit von allen, wird aber in der Anstandsdimension sehr kritisch betrachtet. Interessant auch: In der im Sommer 2015 durchgeführten Befragung wurde auch dem DFB eine sehr positive Rolle zugeschrieben, insbesondere wenn es um den Beitrag zum Zusammenhalt in Deutschland geht.“

Laut der Studie steht das Gemeinwohl in Deutschland hoch im Kurs: 85% der Befragten sind besorgt, dass dem Thema in Deutschland zu wenig Beachtung geschenkt wird. Neun von zehn Befragten geben dabei an, eine klare Vorstellung davon zu haben, was unter Gemeinwohl zu verstehen ist. Fast ebenso viele sehen die Orientierung am Gemeinwohl für den langfristigen Erfolg einer Organisation als entscheidend an.

Prof. Dr. Timo Meynhardt sagt: „Der GemeinwohlAtlas 2015 zeigt ein klares Bild: Die Feuerwehr, die unser Schutz- und Sicherheitsbedürfnis befriedigt, wird von den Befragten mit Abstand als die gemeinwohlförderlichste Organisation eingestuft. Am unteren Ende rangiert mit Abstand die BILD-Zeitung. Sie steht für den polarisierenden Boulevardjournalismus. Diese beiden Pole spannen gewissermaßen den Bogen und definieren die Atlasränder.“

http://www.gemeinwohltas.de

Über die HHL Leipzig Graduate School of Management
Die HHL ist eine universitäre Einrichtung und zählt zu den führenden internationalen Business Schools. Ziel der ältesten betriebswirtschaftlichen Hochschule im deutschsprachigen Raum ist die Ausbildung leistungsfähiger, verantwortungsbewusster und unternehmerisch denkender Führungspersönlichkeiten. Die HHL zeichnet sich aus durch exzellente Lehre, klare Forschungsorientierung und praxisnahen Transfer sowie hervorragenden Service für ihre Studierenden. Das Studienangebot umfasst Voll- und Teilzeit-Master in Management- sowie MBA-Programme, ein Promotionsstudium sowie Executive Education. 2013 und auch 2014 errang die HHL einen der drei ersten Plätze für die besten Gründerhochschulen in Deutschland innerhalb des vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) herausgegebenen Rankings „Gründungsradar“. Laut der Financial Times liegt die HHL im Bereich Entrepreneurship innerhalb des M.Sc.- sowie des EMBA-Programms national auf Platz 1 bzw. global unter den Top 5. Die HHL ist akkreditiert durch AACSB International. http://www.hhl.de

Weitere Informationen:
http://www.gemeinwohltas.de

http://www.hhl.de

Quelle: idw

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Humanstudie belegt: Orangensaft ist gesünder als Orange

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Wissenschaftler der Universität Hohenheim zeigen: Nährstoffe aus pasteurisiertem Orangensaft werden doppelt so gut vom Körper aufgenommen wie aus der frischen Frucht.
Erst am Modell, dann am Menschen: Bereits im März 2015 haben Forscher der Universität Hohenheim bei einer Studie mit einem in vitro-Modell im Labor festgestellt, dass der menschliche Körper Nährstoffe besser aus Orangensaft als aus der Orange aufnehmen kann. Nun haben sie ihre Ergebnisse mit einer Humanstudie bestätigt und sie in dem Fachjournal „Molecular Nutrition and Food Research“ veröffentlicht. Damit widerlegen sie die Ansicht vieler Kritiker, dass Orangensaft genauso ungesund sei wie Cola.

Die Orange ist ein wahres Nährstoff-Depot: Neben einer hohen Menge an Vitamin C enthält sie auch eine Vielfalt an Carotinoiden und Flavonoiden. Beide Nährstoffe werden damit in Verbindung gebracht, das Risiko von bestimmten Krebs- und Herzkreislauferkrankungen deutlich senken zu können. Denn als Antioxidantien schützen sie die Körperzellen vor schädlichen Umwelteinflüssen. Carotinoide spielen zudem aufgrund ihrer Provitamin A-Aktivität eine wichtige Rolle in unserer täglichen Ernährung.

Anders sieht es mit dem Ruf von Orangensaft aus. Vor allem sein natürlicher Zuckergehalt ist vielen Ernährungsberatern ein Dorn im Auge. Doch der Doktorand Julian Aschoff und Prof. Dr. Dr. Reinhold Carle vom Lehrstuhl Technologie und Analytik pflanzlicher Lebensmittel der Universität Hohenheim wollten es ganz genau wissen. Im März 2015 veröffentlichten sie eine Untersuchung mit einem in vitro-Modell, das nahelegte, dass Orangensaft eine bessere Quelle für Carotinoide darstellt als die Orange selbst. Nun haben die Wissenschaftler ihre Ergebnisse mit einer Humanstudie bestätigt.

Probanden mussten zwei Wochen auf Tomaten, Spinat & Co. verzichten
Zur Vorbereitung der randomisierten Crossover-Studie, in der nach dem Zufallsprinzip entweder zunächst die Orange oder der Orangensaft verzehrt wurde, mussten die zwölf Probanden zunächst zwei Wochen völlig auf Carotinoide verzichten. Im Verlauf des sogenannten „Wash-out“ waren grüne und rote Lebensmittel wie Tomaten, Karotten oder Spinat vom Speiseplan gestrichen und durften nicht verzehrt werden, damit die im Körper gespeicherten Carotinoide ausgewaschen werden.

Anschließend erhielten die Probanden einmal ein standardisiertes Frühstück mit Orangen und eines mit pasteurisiertem Orangensaft. Zwischen den beiden Testphasen lagen 14 Tage. Nach dem Frühstück entnahmen die Wissenschaftler den Probanden innerhalb von knapp zehn Stunden acht Blutproben und bestimmten anschließend den Carotinoid-Gehalt.

Doppelt so viele Carotinoide aus Saft wie aus Frucht
„In der Humanstudie hat sich unsere Hypothese aus der in vitro-Studie voll bestätigt. Orangensaft ist eine bessere Carotinoid-Quelle als eine Orange“, sagt Julian Aschoff. „Bei unseren Untersuchungen konnten wir feststellen, dass aus pasteurisiertem Orangensaft ungefähr doppelt so viele Carotinoide aufgenommen werden wie aus einer handelsüblichen Orange.“

Dies liege an der Herstellung des Saftes, so Prof. Dr. Dr. Reinhold Carle, Inhaber des Lehrstuhls für Technologie und Analytik pflanzlicher Lebensmittel und Initiator der Studie. „Bei der Herstellung des Orangensaftes werden Ballaststoffe wie beispielsweise Pektin oder auch Cellulose teilweise abgetrennt. Diese Stoffe hemmen die Absorption von Carotinoiden während der Verdauung. In der Orange sind mehr unverdauliche Ballaststoffe enthalten als im Saft, weshalb die Aufnahme der Carotinoide aus der Frucht stark vermindert ist.“

Orangensaft kann zu einer gesunden Ernährung beitragen
Auch die Konsistenz spiele bei der Nährstoffaufnahme eine Rolle, so Julian Aschoff weiter: „Beim Zerkauen einer Orange wird die Frucht nie komplett zerkleinert. Viele Zellen bleiben so intakt und schließen die Carotinoide ein. Das erschwert ihre Aufnahme und Verwertung.“

Im Vergleich zu Cola enthält Orangensaft zudem weder das für Kinder ungeeignete Koffein noch die allgemein bedenkliche Phosphorsäure. Außerdem wird Orangensaft im Vergleich zu Erfrischungsgetränken, zu denen auch Cola zählt, üblicherweise nicht zum Löschen des Durstes getrunken. „Der Verzehr von Obst und Gemüse in Deutschland liegt weit unter der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung“, so die Wissenschaftler. „Kaum ein Konsument hat Zeit, täglich genug Gemüse oder Früchte zu sich zu nehmen. In Maßen konsumiert, also ein Glas mit 200 ml pro Tag, kann Orangensaft so zu einer gesunden Ernährung beitragen und uns mit den Nährstoffen versorgen, die unser Körper benötigt.“

Text: C. Schmid / Klebs

Quelle: idw

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Der Umgang mit Hochwasserereignissen und ihren Folgen

Sabine Johnson Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Wasserbau (BAW)

Hochwasserereignisse sind ein unvermeidbares Element des komplexen Wettersystems unserer Erde. Beim Aufeinandertreffen von Wasser und Boden können verheerende Schäden entstehen. Ziel muss es daher sein, entweder das Wasser zu beherrschen, oder den Widerstand dagegen zu stärken. Dafür bieten Bauweisen mit Geokunststoffen zahlreiche Möglichkeiten.

Als Experte auf dem Gebiet des Bauens mit Geokunststoffen war Dr.-Ing. Michael Heibaum, Leiter der Abteilung Geotechnik der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW), am 14. Oktober in London Gast bei der renommierten British Geotechnical Association. In seinem Vortrag mit dem Titel: „Flooding mitigation, including the use of geosynthetic construction methods“ stellte er Bauweisen vor, wie mit Hilfe von Geokunststoffen Überflutungen verhindert oder deren Auswirkungen begrenzt werden können.

Hochwasserschutz beginnt mit Erosionsverhinderung, wofür vielfältige geotextile Lösungen zur Verfügung stehen. Daneben können Geokunststoffe die Widerstandsfähigkeit und Standsicherheit von Hochwasserschutzbauwerken, wie Dämme, Deiche und Küstendünen, deutlich erhöhen.

Die im Anschluss an den Vortrag ausgiebig geführte Diskussion zeigte das besondere Interesse der 135 Veranstaltungsteilnehmer am Know-how der BAW.

Weitere Informationen:
http://britishgeotech.org/flooding-mitigation-including-the-use-of-geosynthetic-…

Quelle: idw

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Medikamentenrückstände im Abwasser: Privathaushalte sind Hauptverursacher

Stefanie Hennig Universitätskommunikation
Leuphana Universität Lüneburg

Lüneburg. Privathaushalte sind für die Mehrheit der ins Abwasser eingeleiteten Medikamentenrückstände verantwortlich. Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser, Psychiatrien und Pflegeheime tragen dagegen lediglich lokal und mit nur wenigen Substanzen als nennenswerte Verursacher zu einer Verunreinigung des Abwassers durch Arzneistoffe – kurz: API – bei. Zu diesem Ergebnis sind Nachhaltigkeitswissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg in Zusammenarbeit mit dem Ortenau Klinikum Offenburg-Gengenbach in einer kürzlich in der Zeitschrift „Environment International“ veröffentlichten Studie gelangt.

Das Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Klaus Kümmerer analysierte Medikamentenverbrauchsdaten eines Krankenhauses, einer psychiatrischen Klinik und eines Pflegeheimes in Südwestdeutschland. Auf Basis der so ermittelten Verbrauchsmuster identifizierten die Forscher 50 häufig verabreichte Substanzen, die generell eine besondere Relevanz für den Abwassereintrag haben. Sie werden von den Patienten teils unverändert ausgeschieden und gelangen so ins Abwasser. Den über drei Jahre gemittelten gesamten Verbrauch dieser Medikamente durch die Gesundheitseinrichtungen verglichen die Wissenschaftler in einem zweiten Schritt mit dem jährlichen Gesamtverbrauch der ausgewählten Substanzen durch deutsche Privathaushalte. Dazu nutzten sie Daten aus dem jährlich veröffentlichten Arzneiverordnungs-Report (AVR), in dem alle Medikamente verzeichnet sind, die gesetzlich versicherten Patienten von deutschen Arztpraxen verschrieben werden.

Die Ergebnisse belegen für die überwiegende Zahl der untersuchten Substanzen im nationalen Vergleich einen deutlich höheren durchschnittlichen Verbrauch – und daraus abgeleitet eine höhere Emission – durch Privathaushalte als durch Einrichtungen des Gesundheitswesens. So ist der Verbrauch von Medikamenten, die den Verdauungstrakt oder das Herz-Kreislauf-System beeinflussen, in Krankenhäusern 15 bis 500 Mal niedriger als in Privathaushalten. In psychiatrischen Kliniken beläuft sich der Unterschied sogar bis auf den Faktor 2.500. Selbst der Verbrauch von Schmerzmitteln durch Krankenhäuser macht nur einen relativ kleinen Anteil am Gesamtverbrauch aus – bei Metamizol, dem Schmerzmittel mit dem größten Verbrauch, sind es lediglich 22 Prozent. Nennenswerte Verbrauchsmengen konnten nur für das Sedativum Clomethiazol in Krankenhäusern sowie für das Neuroleptikum Quetiapin und das Antidepressivum Moclobemid in Pflegeheimen aufgezeigt werden. Spezifische API wie diese können daher in regionaler Perspektive auf bestimmte Gesundheitseinrichtungen als Emissionsquellen zurückgeführt werden.

Anhand ihrer Studie konnten die Lüneburger Wissenschaftler erstmals belegen, dass bundesweit betrachtet auch psychiatrische Kliniken und Pflegeheime im Vergleich zu Privathaushalten nur einen geringen Anteil an der Einleitung von API ins kommunale Abwasser haben. In bisherigen Untersuchungen war dies lediglich für Allgemeine Krankenhäuser nachgewiesen worden. Auch die methodische Vorgehensweise der Wissenschaftler – die Vorhersage der Emission von API auf Basis von Verbrauchsmustern zu modellieren – ist neu. „Unsere Studie hat gezeigt, dass Verbrauchsmuster ein mindestens ebenso genaues Bild der Abwasserverschmutzung durch einzelne Substanzen ergeben wie Messungen im Abwasser selbst“, so Manuel Herrmann, Hauptautor der Studie. „Unsere Methode hat gegenüber der Messmethode allerdings den Vorteil, dass sie viel weniger aufwändig und kostenintensiv ist. So können Verunreinigungen sehr einfach vorhergesagt werden und Politik und Verwaltung können gezielt und zeitnah reagieren.“

Weitere Informationen:
Herrmann, Manuel; Olsson, Oliver; Fiehn, Rainer; Herrel, Markus; Kümmerer, Klaus (2015). The Significance of Different Health Institutions and Their Respective Contributions of Active Pharmaceutical Ingredients to Wastewater. Environment International 85, 61-76.

Kontakt:
Prof. Dr. Klaus Kümmerer
Leuphana Universität Lüneburg
Institut für Nachhaltige Chemie und Umweltchemie
Telefon +49.4131.677-2893
klaus.kuemmerer@leuphana.de

Apotheker Manuel Herrmann
Leuphana Universität Lüneburg
Institut für Nachhaltige Chemie und Umweltchemie
Telefon +49.4131.677-2896
manuel.herrmann@leuphana.de

Quelle: idw

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Helicobacter pylori: Gastroenterologen empfehlen Behandlung des Magenkeims

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Berlin – Eine Infektion mit Helicobacter pylori kann zu lebensbedrohlichen Krankheiten wie Magenkrebs und Geschwüren führen. Meistens bleibt sie aber harmlos, und es gibt sogar Hinweise auf nützliche Effekte. Warum ein Befall mit dem Bakterium dennoch in jedem Fall therapiert werden sollte, erläuterten Experten auf dem Kongress „Viszeralmedizin 2015″ der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), ihrer Sektion Endoskopie und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV). Die Tagung fand vom 16. bis 19. September in Leipzig statt.

Helicobacter pylori ist ein Bakterium der Extreme: Es kann sich trotz der Magensäure im Magen des Menschen einnisten, was lange Zeit als unmöglich galt. Und es ist dasjenige Bakterium, mit dem die meisten Menschen chronisch infiziert sind, nämlich rund die Hälfte der Weltbevölkerung. In Ländern mit hohem Lebensstandard, zum Beispiel Deutschland, beträgt der Anteil zirka ein Drittel.

„Eine Infektion mit Helicobacter kann zu einer Reihe von Erkrankungen führen“, erläutert Professor Dr. med. Joachim Labenz, Chefarzt am Jung-Stilling-Krankenhaus in Siegen und Kongresspräsident der DGVS. Zu den möglichen Folgeerkrankungen zählen Magenschleimhautentzündungen, Geschwüre im Magen oder im Zwölffingerdarm, Tumore im Lymphgewebe und Magenkrebs. Allerdings bleibt die Infektion in den meisten Fällen symptomfrei, nur bei etwa einem Fünftel der Betroffenen führt sie zu einer Erkrankung. Aus diesem Grund zögern Ärzte und Patienten bei der Diagnose häufig, die Infektion zu behandeln.

„Die Frage ‚behandeln oder nicht?‘ ist eindeutig zu beantworten: Jede Infektion sollte therapiert werden“, so Labenz. Zwar gebe es Hinweise darauf, dass das Bakterium vor bestimmten Erkrankungen schütze; beispielsweise hätten Fettleibigkeit, Sodbrennen und Speiseröhrenkrebs in Ländern mit abnehmender Helicobacter-Durchseuchung zugenommen. Ein direkter Zusammenhang sei aber bisher nicht erwiesen. Zudem sei es noch nicht möglich, zuverlässig eine möglicherweise harmlose von einer riskanten Infektion zu unterscheiden. „Nach kritischer Abwägung aller bisherigen Erkenntnisse, scheint das Risiko einer Infektion weit größer als deren Nutzen zu sein“, sagt Labenz. Schließlich könne ein Träger des Helicobacter jederzeit schwer erkranken. Außerdem reduziere eine erfolgreiche Therapie das Risiko für andere Menschen, ebenfalls von dem Keim befallen zu werden.

Die Behandlung einer Helicobacter-Infektion ist nicht immer einfach: Die bisher bevorzugte Methode einer sogenannten Tripel-Therapie, bestehend aus einem Magensäurehemmer, dem Antibiotikum Clarithromycin sowie einem der beiden Antibiotika Amoxicillin oder Metronidazol, versagt häufiger als bisher angenommen. Aus diesem Grund werden heute in vielen Situationen Vierfachtherapien bevorzugt. „In mehr als 90 Prozent der Fälle kann der Keim so eliminiert werden“, sagt Labenz. Noch in diesem Jahr wird die DGVS eine neue Leitlinie „Helicobacter pylori“ herausgeben, die Behandlungsempfehlungen entsprechend dem aktuellen Wissensstand zusammenfasst.

Weitere Informationen:
http://www.viszeralmedizin.com
http://www.dgvs.de
http://www.dgav.de

Quelle: idw

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Ozeanversauerung – das andere CO2-Problem

Eva Söderman Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Klima-Konsortium e.V.

Wie Treibhausgase die Meere verändern

Dass sich das Klima wandelt und die Menschen die Hauptverursacher sind, ist wissenschaftlich unstrittig. Dieser Befund wird von Regierungen weltweit akzeptiert und die Bereitschaft zu mehr Klimaschutz nimmt im Vorfeld der Pariser Weltklimakonferenz zu. In der politischen und öffentlichen Diskussion spielen auch die Auswirkungen der Treibhausgase auf die Ozeane eine zunehmende Rolle.

Die Wissenschaft konstatiert längst, dass der Klimawandel von einem Ozeanwandel begleitet wird, und zwar nicht nur über den Anstieg des Meeresspiegels. Was sich in den durchschnittlich 4.000 Meter tiefen Ozeanen abspielt, müssen Wissenschaftler mit großem technologischem Aufwand erforschen. Dabei sehen sie eine zwar allmähliche, aber tiefgreifende Umgestaltung der Weltmeere durch die menschlichen Einflüsse – und ein zweifaches CO2-Problem: Erwärmung und Versauerung. Der steigende CO2-Gehalt der Atmosphäre hat schon heute zu einem steigenden Säuregrad des Meerwassers geführt. Diese Versauerung der Meere hat weitreichende Konsequenzen, u.a. auf die Nahrungsketten im Ozean und die Ernährungssicherheit der Menschen. Das Ausmaß, die Folgen und Risiken der Ozeanversauerung werden erst seit kurzem systematisch erforscht.

Das Deutsche Klima-Konsortium (DKK) und das Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) laden Sie zum Klima-Frühstück für Presse- und Medienvertreter ein, bei dem Prof. Dr. Ulf Riebesell und Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner Ihnen aktuelle Ergebnisse aus der Meeresforschung vorstellen.

Wann: am Donnerstag, 29. Oktober 2015 von 9 bis 10:30 Uhr

Wo: in der Brasserie „Gendarmenmarkt“ im Wissenschaftsforum,
Taubenstr.30, 10117 Berlin-Mitte
http://goo.gl/maps/5swqc

Mit: Prof. Dr. Ulf Riebesell, Leiter der Forschungseinheit Biologische Ozeanographie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Koordinator des BMBF-Verbundprojektes BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification),
Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner, Biologe am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Hauptautor beim Fünften Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC und neugewählter Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II des kommenden Sechsten Sachstandsberichts,
moderiert von Marie-Luise Beck, DKK-Geschäftsführerin, und Rolf Peinert, KDM-Geschäftsführer

Bitte melden Sie sich bis Mittwoch, 28. Oktober 2015 um 16 Uhr an – per E-Mail an eva.soederman@klima-konsortium.de

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an
Eva Söderman, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Klima-Konsortium e.V. (DKK)
Wissenschaftsforum, Markgrafenstraße 37, 10117 Berlin
Tel.: +49 (0)30 76 77 18 69-4 | Fax: +49 (0)30 76 77 18 69-9
E-Mail: eva.soederman@klima-konsortium.de

Das Deutsche Klima-Konsortium e. V. (DKK) vertritt führende Akteure der deutschen Klimaforschung und Klimafolgenforschung. Dazu gehören Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Bundesbehörden. Das DKK steht für wissenschaftsbasierte Politikberatung, greift aktuelle Klimathemen auf und liefert Hintergründe aus Expertensicht.

Im Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) haben sich alle großen Forschungsinstitute, universitäre und außeruniversitäre Einrichtungen, Museen und eine Bundesbehörde zusammengeschlossen, die in der Meeres-, Polar- und Küstenforschung aktiv sind.

Weitere Informationen:
http://www.deutsches-klima-konsortium.de
http://www.deutsche-meeresforschung.de

Quelle: idw

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Bezahlter Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall: In der Praxis Nachholbedarf bei Minijobbern

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Bei Minijobbern kommt es anders als bei anderen Beschäftigten häufiger vor, dass sie keinen bezahlten Urlaub oder keine Lohnfortzahlung bei Krankheit erhalten. Zugleich sind sie weniger gut über ihre Arbeitnehmerrechte informiert als andere Beschäftigte. Das zeigt eine Befragung von 7.500 Beschäftigten und 1.100 Betrieben durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Rund 35 Prozent der Minijobber berichten, keinen bezahlten Urlaub zu erhalten, ohne dass ein rechtlich zulässiger Grund dafür vorliegt. Von den Betrieben sagen etwa 15 Prozent ohne Angabe eines rechtlichen Grundes, dass ihre Minijobber keinen bezahlten Urlaub bekommen. Bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall liegen die Anteile bei rund 46 bzw. rund 21 Prozent.

Beschäftigte, die in Vollzeit oder in sozialversicherungspflichtiger Teilzeit arbeiten, erhalten dagegen in aller Regel bezahlten Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Von ihnen berichten zwischen rund einem und knapp sechs Prozent, dass dies nicht der Fall ist, ohne dass dafür ein rechtlicher Grund besteht. Laut Betriebsbefragung erhalten 0,3 bis 1,3 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten diese Leistungen nicht.

Die IAB-Forscher haben auch untersucht, ob die Beschäftigten und die Betriebe die rechtlichen Regelungen zum bezahlten Urlaub und zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall kennen. Etwa zwei Drittel der Minijobber wissen über ihren Anspruch auf bezahlten Urlaub oder auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall Bescheid, bei den übrigen Beschäftigten sind es dagegen rund 95 Prozent.

Bei der Betriebsbefragung zeigt sich dagegen: Vier Fünftel der Befragten kennen die rechtlichen Regelungen bei Urlaub und Krankheit von Minijobbern. Fragen zur Kenntnis des Arbeitsrechts werden häufiger korrekt beantwortet, wenn es im Betrieb einen Betriebs- oder Personalrat gibt. Auch auf Seiten der Beschäftigten hängen arbeitsrechtliche Kenntnisse und das Vorhandensein von Mitarbeitervertretungen zusammen: „Beschäftigte in Betrieben mit Betriebsrat oder Tarifvertrag sind vergleichsweise gut über ihre Rechte informiert“, stellen die IAB-Forscher fest.

Bei Betrieben, deren Auskunftspersonen den Rechtsanspruch der Minijobber auf bezahlten Urlaub nicht kennen, ist die Häufigkeit, dass es für Minijobber keinen bezahlten Urlaub gibt, mehr als dreimal so hoch wie in den anderen Betrieben (33 Prozent bzw. zehn Prozent). Die Studie zeigt aber auch: Rund 50 Prozent der Betriebe, die angeben, ihren Minijobbern keinen bezahlten Urlaub zu gewähren, haben Kenntnis von der tatsächlichen Rechtslage. Bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall fielen die Ergebnisse ähnlich aus, erklären die Forscher.

Die IAB-Studie bezieht sich auf die Situation in Betrieben mit mindestens elf Beschäftigten.

Weitere Informationen:

http://doku.iab.de/kurzber/2015/kb1815.pdf

Quelle: idw

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Wertvoller Phosphor aus Klärschlamm: DBU fördert Pilotanlage der AVA cleanphos Technologie

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Aus der Forschung in die Praxis: Forschungsarbeit von Universität Hohenheim und AVA cleanphos Technologie ist Basis der neuen Pilotanlage

Ein neues Verfahren, das wertvollen Phosphor aus HTC-Klärschlammkohle gewinnt: Um diese neue Technologie zu etablieren, fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) eine AVA cleanphos Pilotanlage mit Standort in Karlsruhe. Das auf der hydrothermalen Carbonisierung (HTC) basierende Verfahren wurde bereits im Labor von AVA-CO2 erfolgreich getestet. In den nächsten 12 Monaten wird die innovative Lösung bei der AVA-CO2 Forschung GmbH in Karlsruhe in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern, der Universität Hohenheim und der Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ISC, im halbtechnischen Maßstab erprobt. Das Projekt soll zeigen, dass sich dank der AVA cleanphos Technologie ein pflanzenverfügbarer Recycling-Dünger aus Klärschlamm effizient und kostengünstig herstellen lässt.

Für die Industrie wird durch die erfolgreiche AVA cleanphos Pilotierung ein Durchbruch bei der Phosphor-Rückgewinnung, wie sie durch die Novelle der Klärschlammverordnung gefordert wird, erwartet. Das Verfahren hat nicht nur das Potenzial effizienter und kostengünstiger als andere, bestehende Verfahren zu sein. Denn über das HTC-Verfahren wird Klärschlamm zuerst auch in Kohle umgewandelt, ehe das Phosphat isoliert wird.
So entstehen gleich zwei wirtschaftlich interessante Produkte: Ein wertvoller Dünger und die phosphorfreie HTC-Klärschlammkohle, die auch in Zukunft als Ersatz für Braun- oder Steinkohle in der Mitverbrennung eingesetzt werden kann – was zu beträchtlichen Einsparungen von CO2-Emissionen führt. „Die HTC in Kombination mit der AVA cleanphos Lösung macht den Weg frei für eine echte, langfristige Klärschlammverwertung“, erklärt Thomas Kläusli, Chief Marketing Officer von AVA-CO2.
Auch für die Landwirtschaft bietet das Verfahren neue Möglichkeiten. „Obwohl Klärschlamm viel wertvolles Phosphat enthält, spricht vieles gegen eine landwirtschaftliche Verwertung. Der Schlamm kann Krankheitserreger mit sich führen und enthält zusätzlich viele Schwermetalle“, so Prof. Dr. Andrea Kruse, Agrartechnologin der Universität Hohenheim. Bisherige Technologien für die Phosphor-Rückgewinnung setzen zudem vor allem auf die Entsorgung in Monoverbrennungsanlagen, um dann aus der Asche das Phosphat zu gewinnen und als Dünger zu verarbeiten. Diese Verfahren sind aber teurer und deutlich aufwendiger als die HTC.“
Bisher, so Prof. Dr. Kruse weiter, schöpfe man das Phosphat zwar noch aus Mineralwerken in China, den USA und Marokko. „Diese Mineralwerke sind aber mittlerweile so ausgebeutet, dass immer tiefer abgebaut werden muss. Doch je tiefer gebohrt wird, desto mehr Schwermetalle wie Uran sind im Phosphat angereichert, der wiederum als Dünger auf die Felder kommt. Wir brauchen daher neue Phosphatquellen. Der Klärschlamm ist eine davon, und mit der HTC basierten AVA cleanphos Technologie kann er nutzbar gemacht werden.“
Auch die Fraunhofer-Projektgruppe IWKS begleitet das Projekt wissenschaftlich und wird detaillierte Analysen in Anlehnung an die Vorgaben der Düngemittelverordnung vornehmen.

Über AVA-CO2
Das Biotechnologie-Unternehmen AVA-CO2 ist führend beim Einsatz hydrothermaler Prozesse zur stofflichen und energetischen Nutzung von Biomassen. Zum Leistungsangebot gehört ein patentiertes Verfahren zur großtechnischen Herstellung der biobasierten Plattformchemikalie 5-HMF (5-Hydroxymethylfurfural). Diese dient als erneuerbares Substitut für erdölbasierte Ausgangsstoffe in der chemischen und pharmazeutischen Industrie. Für die feinchemische Industrie produziert die Tochtergesellschaft AVA Biochem bereits heute hochreines 5-HMF. Das Unternehmen ist auch führend beim Einsatz der hydrothermalen Carbonisierung (HTC) zur effizienten Verwertung von Klärschlämmen und anderen biogenen Reststoffen sowie zur Herstellung von Hochleistungskohlenstoffen wie Pulveraktivkohle oder Carbon Black. Als Technologieführer ermöglicht das Unternehmen mit dem eigens entwickelten HTC basierten Verfahren AVA cleanphos auch wirtschaftliche Lösungen für die Phosphorrückgewinnung.
Das Schweizer Unternehmen mit Sitz in Zug und Tochtergesellschaften in der Schweiz und Deutschland hat im Oktober 2010 in Karlsruhe mit der HTC-0 die weltweit erste HTC-Demonstrationsanlage im industriellen Massstab in Betrieb genommen. Im Februar 2014 wurde mit der Biochem-1 die weltweit erste Anlage zur kommerziellen Produktion von 5-HMF in Betrieb genommen.

Über Universität Hohenheim
Gegründet 1818 nach verheerenden Hungersnöten fühlt sich die Universität Hohenheim neben intensiver Grundlagenforschung immer auch der Tradition verpflichtet, innovative Lösungen auf drängende gesellschaftliche Fragen zu entwickeln. Anders als andere Universitäten besitzt die Universität Hohenheim dazu einen bundesweit einmaligen Fächerkanon.
Heute ist die Universität Hohenheim Deutschlands Nr. 1 in Agrarforschung und Food Sciences, sowie stark und einzigartig in Natur-, Wirtschafts-, Sozial-, und Kommunikationswissenschaften.
Text: Klebs

Prof. Dr. Andrea Kruse, Universität Hohenheim, Fachgebiet Konversionstechnologie und Systembewertung nachwachsender Rohstoffe, T +49 711 459-24700, Andrea_Kruse@uni-hohenheim.de

Quelle: idw

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Wie die Ernährung die Demenz beeinflusst

Nina Meckel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)

Demenz ist ursächlich nicht heilbar. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf hinauszuzögern – auch durch die Ernährung. Die Chancen, aber auch die Grenzen abgestimmter Ernährung und mögliche Wechselwirkungen erläutert PD Dr. Werner Hofmann, Chefarzt der Klinik für Geriatrie und Frührehabilitation am Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster.

„Zusammenhänge zwischen Ernährung und Demenz sind sehr vielfältig“, sagt Dr. Hofmann. Dies scheinen Beobachtungen zu bekräftigen. So lässt sich bei der Hälfte der Demenzkranken im Rückblick feststellen, dass sie in den Jahren vor der Diagnose schleichend Gewicht verloren haben. „Es lässt sich durchaus sagen: Mangelernährung und Gewichtsverlust sind begleitende Faktoren bei der Entwicklung einer Demenz“, sagt er. Ob es eine Ursache und eine daraus ableitbare Wirkung gibt, hat sich bislang aber nicht klären lassen: „Das ist wie mit der Henne und dem Ei – da ist noch Spekulation im Spiel.“

Doch lässt sich zumindest der Krankheitsverlauf durch Ernährung beeinflussen? Hier scheint es mehr Hoffnung zu geben. Dr. Hofmann, der bis 2012 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG) war und sich intensiv mit der Ernährung alter Menschen beschäftigt, verweist auf zwei neue Studien (siehe unten). Deren Ergebnisse legen nahe, dass eine Kombination verschiedener Nahrungsstoffe – zum Beispiel Vitamine, Fette und Aminosäuren – die Einschränkungen bei einer Alzheimer Erkrankung mildern kann.

Ernährung als Schalthebel
„Man kann aber leider nicht schlussfolgern, dass eine wiederaufgenommene bessere Ernährung das Fortschreiten einer Demenzerkrankung aufhält“, schränkt er ein. „Dafür ist die Datenlage noch zu begrenzt.“

Trotzdem ist die Ernährung ein Schalthebel, um das Gesamtbefinden der Patienten wesentlich zu beeinflussen. So gelten exemplarisch diese drei Empfehlungen: mehr Proteine, um den Muskelabbau im Alter zu stoppen und die Sturzgefahr zu reduzieren. Mehr Kalorien, um den erhöhten Energieverbrauch durch Hyperaktivität auszugleichen. Und mehr individuell zubereitete Gerichte, auch finger food, um Leiden wie Schluckprobleme mit entsprechender Kost aufzufangen.

Weitere Informationen:
http://www.dggeriatrie.de/presse-469/1018-pm-wie-die-ern%C3%A4hrung-die-demenz-b…

Anhang

Pressemeldung DGG
https://idw-online.de/de/attachment45653

Quelle: idw

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KIT koordiniert Netzwerk Wasserforschung in Baden-Württemberg

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Wasser könnte der wichtigste Rohstoff des 21. Jahrhunderts werden: Weltbevölkerung, Urbanisierung und Wasserbedarf für die Energiebereitstellung sowie die industrielle Produktion nehmen stetig zu. Die immer größer werdende Lücke zwischen Wasserangebot und -nachfrage ist ein zentrales Thema der Umweltforschung. Die vielfältigen Aktivitäten der Universitäten des Landes auf diesem Gebiet stärker zu vernetzen, ist Ziel des Netzwerks Wasserforschung Baden-Württemberg, einer Initiative des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK). Die Geschäftsstelle des Netzwerks hat das MWK am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) eingerichtet.

Sprecher für die ersten drei Jahre ist Professor Harald Horn. Das KIT ist zudem an einem Forschungsverbund zur Risikobewertung von Chemikalien in Gewässern beteiligt.

Mit der Geschäftsstelle am KIT wird für die Wissenschaft wie für die Gesellschaft eine zentrale Anlaufstelle für die Wasserforschung in Baden-Württemberg geschaffen. „Die Verbindung unterschiedlicher Disziplinen und Themenschwerpunkte in der Wasserforschung – wie sie sich auch unter dem Dach des KIT abbildet – bietet eine ausgezeichnete Basis, um das Netzwerk zu vertreten, komplementäre Ressourcen zu bündeln und weitere gemeinsame Forschungsperspektiven in Baden-Württemberg zu entwickeln“, so Professor Detlef Löhe, Vizepräsident des KIT für Forschung und Information.

Die Herausforderungen für die Wasserforschung sind dabei vielfältig: Die Lücke zwischen verfügbarem Wasserangebot und steigender Wassernachfrage wird größer. Ein Drittel der Weltbevölkerung, so die Global Water Partnership (GWP), lebt bereits heute unter „Wasserstress“, sowohl im Hinblick auf die Wassermenge als auch die Wasserqualität, Wasser ist damit auch eine Ressource mit Konfliktpotenzial. Wasser ist nicht zuletzt eines der vielfältigsten Umweltthemen. „Schon aus regional baden-württembergischer Perspektive spiegeln zahlreiche Umweltprobleme das komplexe Spannungsfeld zwischen der Nutzung der Ressource Wasser einerseits und deren Schutz andererseits“, so der Sprecher des Netzwerks Professor Harald Horn, verantwortlich für Wasserchemie und Wassertechnologie am Engler-Bunte-Institut des KIT. Oft seien Nutzungskonflikte die Folge, etwa zwischen Landwirtschaft und Trinkwasserversorgung wie bei Nitrat- und Pestizideinträgen in das Grundwasser, zwischen Raumplanung und Hochwasserschutz wie beim Bau von Poldern in Auen, oder zwischen Energieversorgung und Gewässerschutz wie bei der Kühlwassernutzung thermischer Kraftwerke während Hitzeperioden. „Durch ihre Breite erfordern diese Themen ein hohes Maß an interdisziplinärer Zusammenarbeit: Nur so können wir innovative Lösungsstrategien und Technologien für aktuelle und zukünftige Problemfronten in der Wasserforschung entwickeln und nachhaltig in die Praxis übertragen“, so Horn.

Netzwerk „Eff-Net“: Risikobewertung von Chemikalien in Gewässern
Drei standortübergreifende Projekte fördert das MWK nun für fünf Jahre als Forschernetzwerke mit jeweils rund zwei Millionen Euro. Das KIT ist gemeinsam mit den Universitäten Heidelberg (Sprecherhochschule) und Tübingen am Netzwerk „Eff-Net“ beteiligt (steht für: Effect Network in Water Research). Dabei geht es um Wirkungszusammenhänge für die Risikobewertung von vom Menschen in Gewässerökosysteme eingetragenen Chemikalien (Arzneimittel und Lebensmittelzusatzstoffe sowie deren Umwandlungsprodukt). Eff-Net verbindet naturwissenschaftliche Grundlagenforschung mit sozialwissenschaftlichen Ansätzen. Eine solch umfassende Risikobewertung stellt eine Notwendigkeit für weitere Entscheidungsprozesse dar. Dazu entwickeln die Forscherinnen und Forscher ein analytisches Netzwerk, das es ermöglicht, zunächst Lebensmittelzusatzstoffe (insbesondere künstliche Süßstoffe) und Medikamente (insbesondere Antidepressiva und Antidiabetika) sowie deren Umwandlungsprodukte in Gewässern zu identifizieren und zu quantifizieren. Außerdem werden die Wirkungen dieser Stoffe auf Lebewesen im Ökosystem Wasser auf der Ebene von Molekülen, Zellen und ganzer Organismen untersucht. Drei Arbeitsgruppen des KIT sind in diesem Projekt beteiligt. Sie beschäftigen sich mit den Wirkungen auf Stoffwechselwege in der Zelle (Rezeptoren und Signalwege) sowie auf bakterielle Gemeinschaften der Darmflora und damit Vitalität höherer Wasserorganismen. Ziel von Eff-Net ist es nicht nur, biologische Risiken zu identifizieren, sondern auch ihnen entgegenzuwirken. Dazu werden die Forschungsergebnisse gesellschaftlichen Interessengruppen (Konsumenten, politische Entscheidungsträger) vorgestellt und mit ihnen diskutiert, um darauf aufbauend Konzepte zur Steuerung von Konsumentenverhalten und für die Umweltgesetzgebung zu entwickeln.

Wasserforschung am KIT
Als Teil des KIT-Zentrums Klima und Umwelt deckt eine ganze Reihe an Arbeitsgruppen – mit insgesamt etwa 250 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – nahezu die gesamte Breite der Wasserforschung ab: von den Natur- und Ingenieurwissenschaften bis hin zur Technikfolgenabschätzung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen zum gesamten regionalen Wasser- und Stoffkreislauf in natürlichen und vom Menschen geschaffenen Systemen von der Mikro- bis zur Flussgebietsskala. Das Themenspektrum reicht dabei von der Untersuchung von Transportprozessen im gesamten Wasserkreislauf über die Entwicklung numerischer und physikalischer Modelle für Grundlagenforschung und die wasserwirtschaftliche Praxis bis hin zur Entwicklung innovativer Technologien zur Wasseraufbereitung. Das KIT initiiert und bearbeitet auch international sichtbare Verbundvorhaben, darunter aktuell eine Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit starker Beteiligung weiterer baden-württembergischer Universitäten. Über breite Erfahrung verfügen die Forscherinnen und Forscher des KIT auch im Integrierten Wasserressourcenmanagement (IWRM), entsprechende Verbundprojekte laufen seit mehreren Jahren unter KIT-Führung und -Beteiligung. Zielregionen für internationale Projekte in der Wasserforschung sind der südostasiatische Raum, die Region Israel, Jordanien und Palästina sowie Afrika und Südamerika.

Details zum KIT-Zentrum Klima und Umwelt:
http://www.klima-umwelt.kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vereint als selbstständige Körperschaft des öffentlichen Rechts die Aufgaben einer Universität des Landes Baden-Württemberg und eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemein-schaft. Seine Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation verbindet das KIT zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Weitere Informationen:
Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: www.kit.edu

Anhang
KIT koordiniert Netzwerk Wasserforschung in Baden-Württemberg
https://idw-online.de/de/attachment44959

Quelle: idw

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Wie regional isst Hamburg? Studierende der ISM erforschen Kaufverhalten der Hamburger

Daniel Lichtenstein Marketing & Communications
International School of Management (ISM)

Immer mehr Verbraucher legen Wert auf Produkte aus ihrer Region. Doch oft verbirgt sich hinter vermeintlich frischer Ware aus der Region eine Mogelpackung. Wie die lokale Wertschöpfungskette von regionalen Erzeugern, Händlern und Verbrauchern in Zukunft gestärkt werden kann, erforschten Master-Studierende der International School of Management (ISM) in Kooperation mit der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation im Rahmen eines Consulting Projekts. Ihre Ergebnisse durften sie vor dem Wirtschaftssenator Frank Horch präsentieren.

„Für das Projekt mit der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation sollten die Studierenden herausfinden, inwieweit regionale Produkte tatsächlich von Verbrauchern nachgefragt werden und ob eine Initiative zur Vermarktung regionaler Produkte, besonders für den Einzelhandel, sinnvoll ist“, erklärt Prof. Dr. Ulrike Weber, Leiterin des Projekts.

Für die Studierenden der privaten Wirtschaftshochschule bedeutete das, die lokale Wertschöpfungskette genauer zu untersuchen. Dafür ging es für sie zunächst auf den Hamburger Großmarkt, um die regionalen Erzeuger als ersten Teil der Supply Chain kennenzulernen. Anschließend nahmen sie mit den großen Lebensmittelhändlern REWE und EDEKA Kontakt auf, um deren Perspektive zu hören. Um mehr über die Wünsche und Bedürfnisse der End-Verbraucher zu erfahren, interviewten die Studierenden diese direkt vor den Supermärkten. Zudem folgte eine Online-Umfrage mit dem Titel „Wie regional isst Hamburg?“.

Die Ergebnisse der Befragung durfte das Consulting-Team in einer Abschlusspräsentation vor dem Hamburger Wirtschaftssenator Frank Horch und weiteren Vertretern der Behörde vorstellen. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass sich eine Förderung regionaler Produkte durchaus lohnt“, erklärt Raphaela Schedel, studentische Teamleiterin des Projekts. „Eine bessere und nachvollziehbare Kennzeichnung von regionalen Produkten würde sich positiv auf das Kaufverhalten der Befragten auswirken. Zudem sind die meisten Verbraucher bereit, für regionale Produkte mehr Geld auszugeben.“

Neben den Ergebnissen der Umfrage stellten die Studierenden verschiedene Ideen vor, wie eine Stärkung regionaler Produkte konkret aussehen könnte – zum Beispiel die Einführung eines „Pflück-Pfads“, einer Gartenroute, die besonders schöne Höfe in der Gegend zusammenführt.

Bei der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation stieß die Arbeit der Studierenden auf großen Zuspruch: „Es ist bemerkenswert, wie die Studierenden das Thema mit Begeisterung und höchst strukturiert angegangen sind. Innerhalb einer so kurzen Zeitspanne wurden viele kreative Ideen entwickelt. Wir werden diese auf jeden Fall ernsthaft prüfen und hoffen auf eine weitere so professionelle Zusammenarbeit“, so die Projektleiterin Birgit Maus.

Hintergrund:
Die International School of Management (ISM) zählt zu den führenden privaten Wirtschaftshochschulen in Deutschland. In den einschlägigen Hochschulrankings firmiert die ISM regelmäßig an vorderster Stelle.
Die ISM hat Standorte in Dortmund, Frankfurt/Main, München, Hamburg und Köln. An der staatlich anerkannten, privaten Hochschule in gemeinnütziger Trägerschaft wird der Führungsnachwuchs für international orientierte Wirtschaftsunternehmen in kompakten, anwendungsbezogenen Studiengängen ausgebildet. Alle Studiengänge der ISM zeichnen sich durch Internationalität und Praxisorientierung aus. Projekte in Kleingruppen gehören ebenso zum Hochschulalltag wie integrierte Auslandssemester und -module an einer der über 160 Partneruniversitäten der ISM.

Weitere Informationen:
http://www.ism.de

Quelle: idw

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Die Zukunft des Wassers

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Universität Freiburg beteiligt sich an zwei Netzwerken zur Erforschung von Dürreperioden und Stauseen

Welche sozialen und wirtschaftlichen Folgen haben Dürreperioden? Was kann die Politik zu einem nachhaltigen Wasserhaushalt beitragen? Und wie können Stauseen langfristig effizient funktionieren? Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) fördert zwei fächerübergreifende Projekte, an denen die Universität Freiburg beteiligt ist, mit insgesamt knapp vier Millionen Euro. Beide Verbünde sind an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen angesiedelt. Ziel des Projekts „Auswirkungen, Prozesse und Widerstandsfähigkeit im Zusammenhang mit Dürreperioden: Das Unsichtbare sichtbar machen“ (DRIeR) ist es, vor allem die nicht offensichtlichen Auswirkungen von Dürren zu untersuchen. Im Netzwerk „Herausforderungen des Stausee-Managements unter Berücksichtigung ökologischer und sozialer Aspekte“ (CHARM) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Probleme, die mit dem Betrieb von Stauseen einhergehen.

Ein Team um die Hydrologin Dr. Kerstin Stahl und ihren Kollegen Dr. Jens Lange möchte mit dem Projekt DRIeR Politik und Gesellschaft in Deutschland auf die Herausforderungen von Trockenperioden vorbereiten. Darunter fallen etwa Waldbrände, Trinkwasserknappheit, Fischsterben und reduzierte Ernteerträge. Die Forscherinnen und Forscher analysieren Informationen aus vergangenen Dürren sowie neu erhobene Daten und nutzen diese für Simulationen. Dabei sollen insbesondere die versteckten Auswirkungen von Trockenheit, beispielsweise auf Wasserqualität und Ökosysteme, sichtbar werden. Das Team will Modelle entwickeln, die zu einem zuverlässigen Wassermanagement in Baden-Württemberg beitragen. Als zentraler Knotenpunkt soll eine Onlineplattform entstehen, auf der die Wissenschaftler ihre Ergebnisse sammeln und sich vernetzen können. Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft können die Plattform als Informationsquelle nutzen. An DRIeR beteiligen sich Forscher aus den Professuren für Hydrologie, Waldbau, Forst- und Umweltpolitik sowie Physische Geographie der Universität Freiburg. Zudem sind die Universitäten Heidelberg und Tübingen Teil des Netzwerks.

Das Projekt CHARM, an dem ein Team um den Geographen Prof. Dr. Rüdiger Glaser vom Institut für Umweltsozialwissenschaften und Geographie der Universität Freiburg mitwirkt, beschäftigt sich mit zentralen Herausforderungen beim Betrieb von Stauseen: Sedimente lagern sich ab, mikrobielle Filme, Blaualgen und Methangasemissionen verbreiten sich, soziale Konflikte können entstehen. Da Stauseen wichtig für die Wasserversorgung und zur Energiegewinnung sind, soll die Forschung dazu beitragen, die Funktionsfähigkeit der Seen aufrechtzuerhalten. Sprecherhochschule von CHARM ist die Universität Stuttgart, beteiligt ist außerdem die Universität Konstanz.

Kontakt:
PD Dr. Jens Lange und PD Dr. Kerstin Stahl
Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschaften
Professur für Hydrologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203- 3546 und 3532
E-Mail: jens.lange@hydrology.uni-freiburg.de, kerstin.stahl@hydrology.uni-freiburg.de

Prof. Dr. Rüdiger Glaser
Institut für Umweltsozialwissenschaften und Geographie
Professur für Physische Geographie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
E-Mail: ruediger.glaser@geographie.uni-freiburg.de

Weitere Informationen:
http://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2015/pm.2015-08-14.120

Quelle: idw

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Bundesweite Studie zu Fußballfans im Stadion

Sandra Sieraad Pressestelle
Universität Bielefeld

Universität Bielefeld startet zweite Onlinebefragung

Wie leben Fußballfans ihre Leidenschaft für ihren Verein aus? Das wollen Wissenschaftler des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld herausfinden. In dem deutschlandweiten Projekt „Bielefelder Fußballfan-Studie“ (BiFans) erforschen sie Fankulturen und die Identifikation von Fans mit Fußballvereinen der ersten bis dritten Liga. Für die Studie unter Leitung von Professor Dr. Andreas Zick werden Fußballfans gesucht, die Spiele in den Stadien dieser Ligen besuchen. Die Studie wird von der Deutschen Fußball Liga (DFL) und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) gefördert, ist jedoch wissenschaftlich unabhängig. Die zweite Onlinebefragung ist ab sofort freigeschaltet unter www.unipark.de/uc/bifans.

Zu Beginn der vergangenen Saison haben die Wissenschaftler in einer ersten Onlinebefragung die Identifikation von Fußballfans untersucht. Daran haben sich 7.708 Fans von Vereinen der ersten drei Fußballligen in Deutschland beteiligt. Rund 15 Prozent der Befragten sind Frauen und etwas mehr als die Hälfte der Befragten ist unter 30 Jahre alt. Zwei Drittel der Studienteilnehmer geben an, bei Spielen ihrer Mannschaft von einem Stehplatz aus mitzufiebern. Rund 84 Prozent der Fans gehen zu Spielen ihrer Mannschaft ins Stadion, weil es sehr unterhaltsam ist. Etwas weniger als 6 Prozent geben an, zu Spielen ihrer Mannschaft zu gehen, weil sie Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans mögen.

An der zweiten Erhebung zum Saisonbeginn 2015/16 können sowohl Fans mitmachen, die bis-her noch nicht teilgenommen haben, als auch Fans, die die Fragen der ersten Onlinebefragung vor einem Jahr bereits beantwortet haben. Durch eine wiederholte Teilnahme erfassen die Wissenschaftler, ob sich die Ergebnisse im Vergleich zum ersten Zeitpunkt verändert haben oder ob sie stabil geblieben sind.

Die Forscher laden alle Fans zur Studie ein, die vereinzelt oder regelmäßig Spiele der ersten drei Ligen im Stadion verfolgen. Es geht darum, die Sichtweisen vieler verschiedener Fans einzuholen, um die Vielfalt der Realität im Stadion möglichst präzise abbilden zu können. Der Online-Fragebogen ist auf der Internetseite www.unipark.de/uc/bifans freigeschaltet. Verantwortlich für die Studie ist die Fachstelle „Fußball und Konflikt“ des IKG. Die bundesweit einmalige Fachstelle berät unter anderem Fanprojekte und Fußballvereine, um Konflikte rund um den Fußball im Stadion und auf dem Bolzplatz zu verhindern und zu bewältigen.

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Zick, Universität Bielefeld
Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
Telefon: 0521 106-2442
E-Mail: zick@uni-bielefeld.de

Andreas Grau, Universität Bielefeld
Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
Telefon: 0521 106-3195
E-Mail: andreas.grau@uni-bielefeld.de

Martin Winands, Universität Bielefeld
Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
Telefon: 0521 106-3105
E-Mail: martin.winands@uni-bielefeld.de

Weitere Informationen:
http://www.unipark.de/uc/bifans
http://www.uni-bielefeld.de/ikg/fussball.html
http://ekvv.uni-bielefeld.de/blog/ikgblog/entry/zwischenergebnisse_der_bielefeld…
http://www.facebook.com/bifans

Quelle: idw

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Frankreich verabschiedet Gesetz zum Energiewandel

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Die französische Nationalversammlung hat am 22. Juli 2015 in letzter Lesung das Gesetz zum Energiewandel und für ein grünes Wachstum verabschiedet. Der französische Staatspräsident bezeichnete dieses Gesetz als eines der wichtigsten seiner fünfjährigen Amtszeit.

Es legt die wichtigsten mittel- und langfristigen Ziele des neuen französischen Energiemodells für die Energieproduktion und den Energieverbrauch fest:

-Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 40 % bis 2030 (im Vergleich zu 1990);
-Reduzierung des Verbrauchs an fossilen Brennstoffen um 30 % bis 2030;
-Reduzierung des Anteils der Kernenergie am französischen Energiemix von 75 % auf 50 % bis 2025;
-Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch auf 32 % bis 2030;
-Reduzierung des Endenergieverbrauchs um 50 % bis 2050.

Auszüge aus der Rede von Ségolène Royale vor der Nationalversammlung:
[…] Ein Gesetz, das Frankreich zu einem besonders umweltfreundlichen Land machen soll, zu einem Motor für den Aufbau eines Europas der Energie, zu einer umweltfreundlichen Industrienation, die als Beispiel dafür steht, was sie sich auf internationaler Ebene vom Weltklimagipfel in Paris erwartet. […]

[…] Wir sind hier alle davon überzeugt, dass ein effizientes Vorgehen im Kampf gegen den Klimawandel und bei der Schaffung eines neuen französischen Energiemodells notwendig ist, um die Treibhausgasemissionen zu senken, Zukunftsbranchen zu entwickeln sowie neue Tätigkeitsbereiche und nachhaltige Arbeitsplätze zu schaffen, angefangen bei den 100.000 Arbeitsplätzen, die kurzfristig in den Industriezweigen des grünen Wachstums entstehen sollen, darunter im Baugewerbe für die Gebäudesanierung und in den Bereichen Energieeffizienz, erneuerbare Energien, saubere Mobilität und Kreislaufwirtschaft. […]

Übersetzerin: Jana Ulbricht, jana.ulbricht@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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BAuA-Studie: Lichtwirkung blau-angereicherter Beleuchtung am Arbeitsplatz

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Dresden – Die innere Uhr bestimmt die Tagesrhythmik des Menschen. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass Licht dabei eine bedeutende Rolle für Physiologie und Verhalten spielt. Eine Studie im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) untersuchte akute und mittelfristige Effekte von blau-angereicherter Beleuchtung in den Morgen- und Abendstunden. Die Forscher fanden heraus, dass gezielte Lichtveränderungen am Morgen das Potenzial besitzen, Störungen der inneren Uhr zu kompensieren. Der Bericht „Circadiane Wirksamkeit AmI-basierter Beleuchtungssysteme: Wirkungsfragen circadianer Desynchronisation“ ist jetzt erschienen.

Ziel der Untersuchung war es, die physiologischen Basismechanismen für Gestaltungsempfehlungen biologisch wirksamer Beleuchtung zu untersuchen. Im Mittelpunkt standen dabei die aktivierende Wirkung von blauem Licht und die Verschiebung der circadianen Rhythmik.

Für die innere Uhr spielen Intensität, Zeitpunkt und Zusammensetzung des Lichtes, dem wir ausgesetzt sind, eine große Rolle. Durch gezielte Auswertung und Analyse verschiedener Lichtsituationen sollten mögliche Risiken ermittelt werden. In der Studie wurden 18 junge, gesunde Probanden insgesamt acht Tage lang untersucht. Sie verbrachten die Abende, Nächte und Morgen im Schlaflabor. Sie wurden abends jeweils für 30 Minuten drei verschiedenen Beleuchtungsbedingungen ausgesetzt. Am darauffolgenden Morgen erfolgte für drei Stunden entweder eine effektive Bürobeleuchtung mit blau-angereichertem Licht oder eine Kontrollbeleuchtung durch eine warm-weiße Glühlampe. Dabei beobachteten die Forscher akute Lichtwirkungen wie Reaktionszeit, Wachheitsgrad sowie mittelfristige Effekte auf den Schlaf und die Verschiebung der inneren Uhr. Beispielsweise wurde mit Hilfe von Speichelproben, in denen die Konzentration des Hormons Melatonin bestimmt wurde, die individuelle innere Uhrzeit gemessen.

Im Ergebnis zeigte sich unter anderem, dass die gegenwärtige Aufmerksamkeit von den Beleuchtungsbedingungen der vorangegangenen Stunden beeinflusst wird. Beispielsweise wirkte die Beleuchtung der Morgenstunden auf die Aufmerksamkeit am darauffolgenden Abend nach. Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse, dass es zum jetzigen Zeitpunkt unrealistisch erscheint, konkrete Gestaltungsempfehlungen für eine biologisch wirksame Beleuchtung an Arbeitsplätzen abzuleiten.

Die Studie „Circadiane Wirksamkeit AmI-basierter Beleuchtungssysteme: Wirkungsfragen circadianer Desynchronisation“ gibt es im PDF-Format unter http://www.baua.de/publikationen.

„Circadiane Wirksamkeit AmI-basierter Beleuchtungssysteme: Wirkungsfragen circadianer Desynchronisation“; Dieter Kunz; 1. Auflage; Dortmund; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2015; ISBN 978-3-88261-148-9; 20 Seiten.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 700 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/dok/6270912 Direkter Link zum Bericht „Circadiane Wirksamkeit AmI-basierter Beleuchtungssysteme: Wirkungsfragen circadianer Desynchronisation“ im Internetangebot der BAuA

Quelle: idw

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CO2 aus der Luft zurück zu holen kann die Ozeane nicht retten – wenn wir weiter Kohle, Öl verfeuern

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Treibhausgase aus dem Verbrennen von Kohle und Öl verursachen nicht nur eine rasche Erwärmung der Meere, sondern auch eine Versauerung des Wassers – und dies rascher als je in den vergangenen Jahrmillionen. Deshalb gibt es die Idee, künstlich CO2 aus der Luft zurück zu holen, um die Risiken für das Leben in den Ozeanen zu verringern. Geschieht dies aber zu spät, so nützt es kaum noch etwas, wie eine neue Studie auf der Grundlage von Computer-Simulationen jetzt zeigt.

Wenn die Emissionen in diesem Jahrhundert und darüber hinaus weiter wie bisher zunehmen, so bliebe der Ozean laut der Studie noch auf Jahrhunderte hin stark verändert – sogar wenn in der Atmosphäre die Menge von CO2 irgendwann in der Zukunft wieder auf das vor-industrielle Niveau heruntergebracht würde. Daher können solche Maßnahmen rechtzeitige Emissionsreduktionen nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.

„Geo-Engineering, also eine großtechnische Manipulation des Erdsystems, wird derzeit als eine Art letzter Ausweg diskutiert, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu vermeiden – für den Fall, dass sich die Politik nicht rechtzeitig auf die Minderung des CO2-Ausstoßes einigen kann, oder um den Umbau unseres Energiesystems zu verzögern“, sagt Leit-Autorin Sabine Mathesius vom GEOMAR Helmholtz Zentrum für Meeresforschung in Kiel und vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Wenn wir uns aber die Ozeane anschauen, dann zeigt sich, dass dieser Ansatz erhebliche Risiken birgt.“

In Szenarien mit frühzeitigen Emissionsreduktionen können diese durch das künstliche Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre (Carbon Dioxide Removal genannt, kurz CDR) ergänzt werden. „Aber in einem Szenario mit zunächst unverminderten Emissionen wäre der Ozean, selbst wenn wir den CO2-Gehalt der Atmosphäre später wieder auf das vorindustrielle Niveau bringen könnten, dann dennoch viermal saurer als vor der Industrialisierung“, so Mathesius. „Es würde viele Jahrhunderte brauchen, um das Gleichgewicht von Ozean und Atmosphäre wiederherzustellen.“

***Korallen und Muscheln: Versauerung kann Ökosysteme schädigen***
Rund ein Viertel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen wurden bisher von den Ozeanen aufgenommen. Dies führt zu chemischen Reaktionen und damit zur Versauerung des Wassers. Langfristig kann dies Meereslebewesen wie Korallen oder Muscheln und Schnecken bedrohen, weil die Versauerung die Bildung von Kalkschalen und Skeletten beeinträchtigt. Dies würde die Artenvielfalt und die Nahrungsketten gefährden.

Deshalb wurde Hoffnung in CDR-Maßnahmen zum Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre gesetzt. Dazu könnte man zum Beispiel schnell wachsende Pflanzen wie etwa Pappeln oder Gräser anbauen, die CO2 aus der Luft aufnehmen und den Kohlenstoff in Halme oder Stämme einbauen. Diese könnten dann in Kraftwerken verbrannt werden, bei denen das freiwerdende CO2 abgeschieden und unterirdisch gespeichert wird (CCS). Wie alle CDR-Technologien ist auch diese noch nicht im industriellen Maßstab erprobt, und sie müsste sorgfältig abgewogen werden gegen den Bedarf an Land für die Nahrungsproduktion.

***„In den Tiefen des Ozeans wird das chemische Echo noch Jahrtausende nachhallen“***
„Wir haben in einem Computer-Experiment simuliert, verschiedene Mengen von CO2 aus der Luft wieder zu entfernen – einmal in realistischer Größenordnung, und einmal mit 90 Milliarden Tonnen pro Jahr, was mehr als das Doppelte der derzeitigen jährlichen Emissionen und wahrscheinlich nicht machbar wäre“, sagt Ko-Autor Ken Caldeira von der Carnegie Institution for Science in Stanford, USA. Er hatte an der Studie während eines Forschungsaufenthalts am PIK gearbeitet. Das Experiment wurde unabhängig davon angelegt, welche konkrete Technologie für die Herausnahme des CO2 eines Tages tatsächlich verfügbar sind. „Interessanterweise zeigt sich, dass nach business-as-usual bis 2150 sogar das Herausholen enormer Mengen CO2 aus der Atmosphäre den Ozeanen nicht so viel helfen würde,“ so Caldeira. „Wenn das versauerte Wasser durch die großen Strömungen einmal in die Tiefe transportiert worden ist, ist es dort für viele Jahrhunderte außer Reichweite, ganz egal wie viel CO2 aus der Luft entfernt wird.“

Die Wissenschaftler untersuchten auch die Zunahme der Temperaturen in den Ozeanen, und die Abnahme gelösten Sauerstoffs. Sauerstoff ist für viele Organismen lebenswichtig. Die Erwärmung verlangsamt zudem die Ozean-Umwälzung und verringert die Durchmischung von Oberflächen- und Tiefenwasser, was den Transport von Nährstoffen behindert. Zusammen mit der Versauerung setzen diese Veränderungen die Lebewesen in den Meeren stark unter Druck. Früher in der Erdgeschichte haben solche Veränderungen zu Massenaussterben geführt. Wie sich in Zukunft die Kombination aller drei Faktoren – Sauerstoffmangel, Erwärmung, Versauerung – auf die Tiere und Pflanzen der Meere genau auswirkt, wissen die Forscher noch nicht.

„In den Tiefen des Ozeans wird das chemische Echo der heute verursachten CO2-Emissionen noch Tausende von Jahren nachhallen“, sagt Ko-Autor Hans Joachim Schellnhuber. „Wenn wir nicht rasch Emissionsreduktionen umsetzen, die der 2-Grad-Grenze entsprechen, dann wird es nicht möglich sein, die Ozeane der Welt so zu erhalten, wie wir sie heute kennen.“

Artikel: Mathesius, S., Hofmann, M., Caldeira, K., Schellnhuber, H. J. (2015): Long-term response of oceans to CO2 removal from the atmosphere. Nature Climate Change (online) [DOI:10.1038/nclimate2729]

Weblink zum Artikel sobald er veröffentlicht wird: http://dx.doi.org/10.1038/nclimate2729

Quelle: idw

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Neue Bioindikatoren und Messverfahren für das Grundwasser

Susanne Eichacker Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Wissenschaftler des Instituts für Grundwasserökologie (IGOE) am Helmholtz Zentrum München koordinieren das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit mehr als 2 Millionen Euro geförderte Verbundprojekt GroundCare. Die Laufzeit des Projekts beträgt drei Jahre. Ziel ist es, neue ökologische Indikatoren zu finden und Methoden zu entwickeln, um die Grundwasserqualität zu bewerten und Ökosystemdienstleistungen nachhaltig zu nutzen.

Nachhaltiges Ressourcen-Management ist die Basis für einen verantwortungsvollen Umgang mit Grundwasser – stellt dieses doch die wichtigste Quelle für Trinkwasser dar. Derzeit fehlen jedoch standardisierte Indikatoren und Methoden zur Bewertung der ökologischen Funktionsfähigkeit und Stresstoleranz von Grundwasserökosystemen. Auch grundwasser-spezifische Ökotoxverfahren gibt es bis dato nicht. „Solche Methoden sind absolut nötig, um das Ökosystem Grundwasser an seinem jeweiligen Standort optimal bewirtschaften und schützen zu können“, erklärt Dr. Christian Griebler. Er ist der Koordinator des ReWaM-Projektes „Parametrisierung und Quantifizierung von Grundwasser-Ökosystem-Dienst¬leistungen als Grundlage für eine nachhaltige Bewirtschaftung (GroundCare)“ und Kommissarischer Direktor des IGOE. „In unserem Projekt versuchen wir, für die wasserwirtschaftliche Praxis geeignete Indikatoren zu identifizieren und zu standardisieren. Wir hoffen so, durch kostengünstige und zeitsparende Methoden den Zustand unseres Grundwassers in Zukunft besser überwachen zu können“.

Leitfaden für Umweltbehörden
Grundwasser ist sowohl durch zunehmende Einträge von Schadstoffen und Krankheitserregern als auch durch Extremwetterereignisse in seiner Qualität vielerorts gefährdet oder bereits beeinträchtigt. Für den langfristigen Schutz und die Verfügbarkeit von sauberem Grundwasser ist es daher von zentraler Bedeutung, neue Konzepte zur Beurteilung der Belastbarkeit und des Selbstreinigungsvermögens zur Anwendungsreife zu bringen. Für eine nachhaltige Bewirtschaftung sowie den Ökosystemschutz sind zudem Verfahren zur grundwasserspezifischen Stoffbewertung unter Nutzungsaspekten und aus ökotoxikologischer Sicht erforderlich. „Da diese derzeit nicht existieren“, so Griebler, „sollten die Erkenntnislücken unbedingt geschlossen werden“. Die gewonnenen Empfehlungen können den Umweltbehörden und der Wasserwirtschaft anschließend als Leitfäden für ein möglichst nachhaltiges und ökonomisches Grundwassermanagement dienen.

Weitere Informationen
Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de/

DasVerbundprojekt GroundCare ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasser-Ressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland (ReWaM)“ im Förderschwerpunkt „Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)“. Das in interdisziplinärer Zusammenarbeit von verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen und Praxispartnern durchgeführte Projekt startete am 1. Juni 2015 und läuft bis zum 31. Mai 2018. Ziel von ReWaM ist die Erforschung, Erprobung und Etablierung neuer Ansätze in der Wasserwirtschaft.http://www.helmholtz-muenchen.de/igoe/forschung/drittmittelprojekte/groundcare/i…

An dem Projekt sind beteiligt:
• Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), Augsburg
• Technologiezentrum Wasser (DVGW-TZW ), Karlsruhe
• Technische Universität Hamburg Harburg (DVGW-TUHH)
• Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)
• Boden und Grundwasserlabor GmbH (BGD), Dresden
• GELSENWASSER AG, Gelsenkirchen
• Institut für Grundwasserökologie GmbH, Landau
• Limco International GmbH (LimCo), Konstanz
• Westfälische Wasser- und Umweltanalytik, Gelsenkirchen
• Umweltforschungszentrum, Leipzig
• Universität Koblenz Landau, Landau
• Institut für Wasserforschung GmbH, Schwerte
• Trinkwasserversorger in Augsburg, Berlin, Dresden, Karlsruhe, Hannover und Würzburg

Weitere Informationen:

http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/artic…

Quelle: idw

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Institut für Arbeitsschutz der DGUV: Benzolbelastungen an Tankstellen unbedenklich

Elke Biesel Pressestelle
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung – DGUV

Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) hat gemeinsam mit Berufsgenossenschaften und Unfallkassen die besondere Situation von Beschäftigten an Tankstellen untersucht und konnte zeigen: Die Belastung an Tankstellenarbeitsplätzen liegt inzwischen im Bereich der Konzentration, die durch Verteilung überall in der Atemluft vorhanden ist.

Benzol kann beim Menschen krebserzeugend wirken. Trotzdem lässt sich der Stoff nicht von allen Arbeitsplätzen verbannen. Insbesondere an Tankstellen können Belastungen auftreten, weil dort mit Ottokraftstoffen umgegangen wird, die immer noch geringe Mengen an Benzol enthalten dürfen. Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) hat gemeinsam mit Berufsgenossenschaften und Unfallkassen die besondere Situation von Beschäftigten an Tankstellen untersucht und konnte zeigen: Die Belastung an Tankstellenarbeitsplätzen liegt inzwischen im Bereich der Konzentration, die durch Verteilung überall in der Atemluft vorhanden ist.

Benzol ist eine Grundchemikalie. 2012 lag die Produktion weltweit bei über 57 Millionen Tonnen. In den meisten Fällen setzt die Industrie Benzol in geschlossenen Anlagen ein, Belastungen der Umgebungsluft sind damit ausgeschlossen. Arbeitsbereiche, in denen das nicht möglich ist, finden sich vor allem an Tankstellen: Betroffen sind Beschäftigte an Zapfsäulen, im Werkstattbereich und in Verkaufs- und Kassenräumen von Tankstellen.
Vor allem im Verkaufsbereich stellt sich mit Blick auf eine mögliche Benzolbelastung häufig die Frage, ob Schwangere hier tätig sein dürfen. „Die Voraussetzung ist, dass der Benzolwert am Arbeitsplatz sich nicht wesentlich vom Benzolwert in der Außenluft unterscheidet“, sagt Professor Dietmar Breuer, Gefahrstoffexperte im IFA. So lege es das baden-württembergische Merkblatt für werdende Mütter fest, auf das sich auch andere Länder beziehen. Das IFA hat für alle 13 untersuchten Tankstellen gezeigt, dass diese Voraussetzung erfüllt ist.

Breuer: „Damit wird selbstverständlich auch die so genannte Akzeptanzkonzentration, wie sie der Arbeitsschutz für Benzol an Arbeitsplätzen fordert, deutlich unterschritten.“ Selbst wenn in der Zukunft irgendwann ein noch niedrigerer Wert gelten sollte, wäre man an diesen Arbeitsplätze in puncto Arbeitsschutz immer noch auf der sicheren Seite.

Weitere Informationen
Das Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) gibt gemeinsam mit der Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL) die Fachzeitschrift „Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft – Air Quality Control“ heraus. Den Artikel aus dem aktuellen Heft („Benzol – Messungen in verschiedenen Arbeitsbereichen mit Bezug zur Toleranz- und Akzeptanzkonzentration nach TRGS 910“) können Sie dort im Volltext als PDF-Datei finden.

Weitere Informationen:
http://www.dguv.de

Quelle: idw

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POMPEJI – mit Spendengeldern Forschung den Erhalt des einzigartigen Kulturerbes unterstützen

Presse Institute Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Das POMPEII SUSTAINABLE PRESERVATION PROJECT (PSPP) ist ein auf Fundraising basierendes Vorhaben. Direktes Sponsoring ist notwendig, um die Fördergelder unmittelbar der Forschung und Erhaltung von Pompeji zukommen zu lassen.

Mit dem konventionellen Weg der öffentlich geförderten Forschung ist das Projekt gerade wegen des neuen Ansatzes der Kombination von Restaurierungspraxis, Wissenschaft und Lehre nicht umsetzbar. Daher startet das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP gemeinsam mit seinen Projektpartnern einen Spendenaufruf, um weiter für die Erhaltung von Pompeji arbeiten und forschen zu können.
Alles über das Projekt sowie zu Spendenmöglichkeiten finden Sie unter http://www.pompeii-sustainable-preservation-project.org/.

Weitere Informationen:
http://www.pompeii-sustainable-preservation-project.org

Quelle: idw

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Geobee: Bienenschutz-Informationsplattform ist online

Tassilo Frhr. v. Leoprechting Pressestelle
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Forscher und Ingenieure haben mit http://geobee.jki.bund.de/ ein interaktives Bienenportal entwickelt. Zum Schutz von Bienen und Wildbienen können sich Imker und Landwirte über Pflanzenschutz, geeignete Standorte oder eine bienenfreundliche Gestaltung von Blühstreifen austauschen. Wildbienen-Steckbriefe sowie interaktive Karten zur Verteilung von Bienenvölkern in Brandenburg runden das Angebot ab.

Während der Projektlaufzeit führten die Forscher Erhebungen zu Wildbienen in Brandenburg durch. Die Ergebnisse zu den gefundenen Arten sind in Steckbriefen zusammen gefasst. Imker, Landwirte, Naturschützer und andere Bieneninteressierte können diese nun online abrufen. In dynamischen Kartenanwendungen sind die Verteilung der Imker und Bienenvölker, Wildbienengebiete und geeignete Trachtpflanzen in Brandenburg dargestellt.

Kooperationsbörse bietet Austausch für Praktiker
Eine „Kooperationsbörse“ ermöglicht Landwirten und Imkern einen Austausch untereinander. Landwirte können Pflanzenschutzanwendungen angeben und Imker auf potenzielle Gefahren hinweisen. Die Imker können die Bienenvölker daraufhin an geeigneten Standorten aufstellen oder auch anhand der eingegeben Trachtpflanzen geeignete Standorte für die Beuten ausfindig machen. Weiterhin können Landwirte Informationen zum Bienenschutz und zur Strukturierung der Agrarflächen mit beispielsweise Blühstreifen abrufen. Das Ingenieurbüro Leschke und das Julius Kühn-Institut für Kulturpflanzen in Kleinmachnow bündeln in ihrer innovativen Informations- und Kommunikationsplattform vorhandene Daten und verknüpfen diese regional. Zurzeit umfasst das Portal nur die Region Brandenburg. Eine Erweiterung auf andere Bundesländer wird angestrebt. Eine mobile WebApp als Anwendung für das Smartphone gibt es bereits.

Die Daten werden anonymisiert angegeben. Der genaue Standort von Bienenvölkern ist nicht ersichtlich. Zudem sind einige Anwendungen nur für registrierte Nutzer sichtbar.
Die Plattform ist unter dem Link http://geobee.jki.bund.de/ erreichbar.

Hintergrund
Bienen und Wildbienen sind mit ihrer Bestäubungsleistung essenziell für die Landwirtschaft. Jedoch ist eine erfolgreiche Bienenhaltung abhängig von Landschaftsnutzung und -management. Das Forschungsprojekt „Geobee“ sollte ein Internetangebot mit Informationen aus verschiedenen Fachbereichen hervorbringen. Das dreijährige Forschungsprojekt wurde im Innovationsförderprogramm des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert und von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung als Projektträger betreut.

Weitere Informationen:
http://geobee.jki.bund.de/

Quelle: idw

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Zu viele Untersuchungen in der Schwangerschaft

Maria Droop Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

Nahezu alle schwangeren Frauen (99 Prozent) erhalten mehr Untersuchungen als die Mutterschaftsrichtlinien vorsehen. Ob sie eine Risikoschwangerschaft haben oder einen völlig unauffälligen Schwangerschaftsverlauf: Werdende Mütter erfahren stets die nahezu gleiche Behandlung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung.

Befragt wurden 1.293 Mütter, die im vergangenen Jahr ihr Baby zur Welt gebracht haben. Weil viele der von Ärztinnen oder Ärzten angebotenen oder von den Schwangeren gewünschten Leistungen nicht routinemäßig vorgesehen sind, mussten 80 Prozent der werdenden Mütter Zuzahlungen leisten. „Mehr ist nicht zwingend besser. Es gibt eine klare Überversorgung während der Schwangerschaft“, sagte Uwe Schwenk, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung.

Fast alle Schwangeren wurden abweichend von den offiziellen Richtlinien behandelt. Beim sogenannten CTG (Kardiotokographie, erfasst Herztöne des Kindes und Wehen der Mutter) und bei der Ultraschall-Untersuchung wurden Risikoschwangerschaften genauso versorgt wie Frauen mit einem unauffälligen Schwangerschaftsverlauf. „Die Ausnahme Risikoschwangerschaft ist inzwischen zur Regel geworden“, sagte Schwenk.

Die Autorinnen der Studie gehen sogar noch einen Schritt weiter. Prof. Rainhild Schäfers von der Hochschule für Gesundheit in Bochum sagte: „Das Überangebot an Untersuchungen schürt die Angst der Frauen vor der Geburt und möglicherweise auch ihren Wunsch nach einer vermeintlich sicheren Kaiserschnitt-Entbindung.“

Jede zweite Frau gab an, von ihrem Arzt sehr gut beraten worden zu sein. Weitere 30 Prozent antworteten mit gut. Allerdings bedeutet dies auch, dass sich durchschnittlich nur die Hälfte der Befragten über die Aussagekraft beziehungsweise die Wirkungsweise einer Maßnahme sehr gut aufgeklärt fühlte. 95 Prozent der Frauen glauben, dass ein CTG zu den Routinemaßnahmen in der Schwangerschaft gehört – dabei ist es als solche in den Mutterschaftsrichtlinien nicht vorgesehen.

Nahezu jede Schwangere bekommt ein CTG, auch wenn die Schwangerschaft unauffällig verläuft. Bei Ultraschall-Untersuchungen erhalten 49 Prozent der Frauen mit normaler Schwangerschaft mehr als fünf Ultraschall-Untersuchungen. Laut Studie hatten weder das Alter als Risikofaktor noch Einkommen oder Bildungsabschluss der Schwangeren einen Einfluss darauf, ob Zusatzleistungen in Anspruch genommen wurden.

Zusatzinformationen
Die Inhalte der ärztlichen Schwangerenvorsorge sind durch die Mutterschaftsrichtlinien (MSR) geregelt. Dies sind Richtlinien, die der Gemeinsame Bundesausschuss veröffentlicht hat. Neben Beratung, besonderen Blutuntersuchungen, Gewichts-, Urin- und Blutdruckkontrollen, Kontrolle der kindlichen Herztöne und des Gebärmutterwachstums werden dort drei Basis-Ultraschall-Untersuchungen aufgeführt, die um die 10., 20. und 30. Schwangerschaftswoche gemacht werden sollen. Die MSR sehen zehn bis zwölf Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft bis zum errechneten Geburtstermin vor, die anfangs im Abstand von vier Wochen, ab der 32. Woche im Abstand von zwei Wochen durchgeführt werden sollen.

Methodisches Vorgehen
Frauen, die zwischen November 2013 und Oktober 2014 ein Kind geboren haben, wurden im November 2014 postalisch zu der Schwangerschaft befragt. Es handelt sich dabei um eine Zufallsstichprobe aller bei der BARMER GEK versicherten Frauen, die in diesem Zeitraum ein Kind bekommen haben. Die Teilnehmerinnen wurden aufgefordert, Fragen zu dem Angebot und der Durchführung der oben beschriebenen Maßnahmen, der Motivation zur Durchführung und der Aufklärung über die genannten Maßnahmen zu beantworten. Um die Notwendigkeit einzelner Maßnahmen besser nachvollziehen zu können, wurden außerdem schwangerschaftsbezogene medizinische Befunde abgefragt.

Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de und www.gesundheitsmonitor.de

Quelle: idw

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Gefährliche Kost: Regenwürmer schützen sich gegen schädliche Pflanzenstoffe

Dr. Manfred Schloesser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie

Naturstoff hilft jährlich Milliarden Tonnen Laub zu zersetzen
Regenwürmer kann man fast überall auf unserer Welt finden, vom Komposthaufen im eigenen Garten, in Wiesen- und Feldböden bis hin zu tropischen Regenwäldern. Die wichtigste Aufgabe der Regenwürmer ist die Rückgewinnung von Nährstoffen aus totem Pflanzenmaterial, von dem sie sich ernähren. Jetzt haben Forscher herausgefunden, wie die Würmer mit den giftigen Stoffen umgehen, die von Pflanzen als Schutz gegen Fraßfeinde gebildet werden. Ihre Ergebnisse publizieren sie jetzt in der Fachzeitschrift Nature Communications.

Schutz durch besondere Moleküle im Darm
Pflanzen produzieren sogenannte Polyphenole, diese wirken als Antioxidantien und geben Pflanzen ihre Farbe. Sie behindern jedoch die Verdauungsprozesse von vielen Pflanzenfresser. Die Wissenschaftler um Dr. Manuel Liebeke haben jetzt Moleküle (Drilodefensine) im Darm der Würmer entdeckt, die die pflanzlichen Abwehrstoffe inaktivieren und den Nahrungsverdau ermöglichen. Regenwürmer setzen diese Drilodefensine als Gegenmittel ein um sich zu schützen.

Dr. Liebeke sagt: „Es gibt weltweit eine Menge von diesen Wirkstoffen, weil es sehr viele Regenwürmer gibt, teilweise bis zu 300 pro Quadratmeter. Die Gesamtmasse der Drilodefensine ist beträchtlich, verteilt auf die Weltbevölkerung ungefähr ein Kilogramm pro Mensch.“
Die Moleküle scheinen sehr wertvoll für den einzelnen Wurm zu sein, denn die Würmer schonen ihren eigenen Vorrat, indem sie ein effektives Recyclingsystem nutzen und nichts von der Substanz ausscheiden. Dr. Liebeke und seine Kollegen fanden heraus, je mehr Polyphenole in der Nahrung der Würmer stecken, desto mehr Drilodefensin wird im Regenwurmdarm gebildet.

Das Schutzmolekül Drilodefensin der Würmer arbeitet im Prinzip wie eine Seife. Sie umhüllen die Nahrungseiweiße und Enzyme im Wurmdarm und verhindern das die Polyphenole daran binden können. Ohne diesen Schutz würden die pflanzlichen Polyphenole einen Prozess starten, der den Wurmdarm schädigen würde.

Der Nachweis dieser Stoffe im Darm wurde erst möglich durch ein auf Massenspektrometrie beruhendes bildgebendes Verfahren (MALDI-MS). Manuel Liebeke konnte mit dieser Technik genau verfolgen, in welchem Darmbereich sich das Defensin ansammelte. Der Wissenschaftler ist inzwischen am Bremer Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in der Abteilung Symbiose tätig und forscht nun an marinen Würmern. Er sagt: „Diese neue Methodik der molekularen Mikroskopie wird unser Verständnis in der Biologie auf vielen Ebenen revolutionieren. Wir sind nun in der Lage, fast jedes Molekül in einem Lebewesen wie dem Regenwurm zu lokalisieren. Und wenn wir wissen, wo sich das Molekül anreichert, hilft es uns dabei seine mögliche Funktion zu verstehen.“

Rückfragen an
Dr. Manuel Liebeke
Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Celsiusstr. 1
D-28359 Bremen, Telefon:0421 2028 – 825
mliebeke@mpi-bremen.de

Beteiligte Institute
Department of Surgery and Cancer, Imperial College London, London, UK;
Department of Materials, Imperial College London, UK;
Cardiff School of Biosciences, Cardiff University, Cardiff, UK;
Bruker Daltonik GmbH, Bremen, Germany;
Department of Chemistry, Chemistry Research Laboratory, University of Oxford, Oxford, UK
Centre for Ecology and Hydrology, Wallingford, Oxon, UK;
Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen

Originalarbeit
Unique metabolites protect earthworms against plant polyphenols.
Liebeke, Manuel; Strittmatter, Nicole; Fearn, Sarah; Morgan, A John; Kille, Peter; Fuchser, Jens; Wallis, David, Palchykov, Vitalii; Robertson, Jeremy; Lahive, Elma; Spurgeon, David J; McPhail, David; Takáts, Zoltán; Bundy, Jacob G
Nature Communications 2015, DOI 10.1038/ncomms8869

Diese Arbeit wurde unterstützt durch das Natural Environment Research Council, UK.

Weitere Informationen:
http://www.mpi-bremen.de

Quelle: idw

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Altersvorsorge: Sorgenkind Nr. 1 der Deutschen

Sophie Zervos PR & Marketing
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften

Besonders das Thema der individuellen finanziellen und pflegebezogene Altersversorgung beeinträchtigt die Lebenszufriedenheit der Deutschen. Auch im Hinblick auf den gesellschaftlichen Bereich dominieren Sorgen aus dem sozialen und ökonomischen Bereich, wie die Wirtschaftslage, die Entwicklung der Kriminalität und die Sorge um zunehmende soziale Ungleichheit.

Auf der Basis der repräsentativen Bevölkerungsbefragung „Barometer Sicherheit in Deutschland“ (BaSiD) untersuchte Dina Hummelsheim vom GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, welche Themen die deutschen besonders belasten und in ihrer Lebensqualität einschränken.

Als dominierendes Thema erweist sich die Lebenssituation im Alter. Insgesamt sind 78% der Befragten besorgt, im letzten Lebensabschnitt verstärkt Pflege zu benötigen. 41% äußern sogar sehr starke Besorgnis. Doch nicht nur die körperlichen Auswirkungen des Alters, sondern auch die ökonomische Situation im Alter ist Grund zur Sorge für einen Großteil der Bevölkerung (68%). 37% der Befragten sind sehr beunruhigt, dass ihre finanzielle Altersversorgung nicht ausreichen wird. Gefolgt werden diese altersbezogenen Sorgen von der Befürchtung, schwer zu erkranken. An vierthäufigster Stelle wird die große Sorge geäußert, den Kontakt zu einer wichtigen Person zu verlieren.

Wendet man die Aufmerksamkeit den gesellschaftlichen Sorgen zu, zeigt sich auch hier, dass Sozio-ökonomische Themen im Vordergrund stehen. Insgesamt befürchten 94% der Befragten eine zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich. Nur eine Minderheit von 6% ist im Hinblick auf Einkommensungleichheit in der Gesellschaft nicht beunruhigt. Auch ansteigende Arbeitslosigkeit und die deutsche Wirtschaftslage werden von einer deutlichen Mehrheit der Befragten als ernstzunehmende Probleme wahrgenommen. Umweltbelastungen und ihre Auswirkungen stellen neben den ökonomischen Fragen eine weitere Gruppe von gesellschaftlichen Unsicherheitsfaktoren dar. Etwa die Hälfte der Bevölkerung sorgt sich stark um schadstoffbelastete Lebensmittel (52%), mögliche Störfälle in Atomkraftwerken (47%) und die Folgen des Klimawandels (46%). Daneben sieht ein gutes Drittel der Befragten den Zusammenhalt der europäischen Staaten gefährdet. Terrorismus und insbesondere Naturkatastrophen nehmen in der Rangfolge der Unsicherheiten im Jahr 2012 eine eher nachrangige Stellung in der deutschen Bevölkerung ein.

Bei fast allen angesprochenen persönlichen und gesellschaftlichen Themen äußern Frauen größere Besorgnis als Männer. Allerdings fürchten sich Frauen weniger vor sozialen Problemen als Männer, d.h. vor einer möglichen Trennung vom Partner, vor einem Kontaktverlust oder vor Vereinsamung. Regional lässt sich ein größerer Grad an Unzufriedenheit bei der ostdeutschen Bevölkerung messen. In Bezug auf das Alter stellt Hummelsheim vermehrte Sorge bei Menschen mittleren Alters fest, was sie auf die erschwerte Lebenssituation im Spannungsfeld von Beruf und Karriere zurückführt.

Am stärksten betroffen von Unsicherheitsgefühlen sind Personen in den mittleren Altersgruppen. Menschen mit niedrigem Bildungsstatus und geringem Einkommen, Frauen und Ostdeutsche äußern in den meisten Bereichen größere Unsicherheiten. So bewerten einkommensschwächere und in Ostdeutschland wohnhafte Personen ihr Leben insgesamt schlechter als wohlhabendere und in Westdeutschland lebende Personen.

Die ganze Studie finden Sie im Informationsdienst Soziale Indikatoren ISI 54, den sie entweder in gedruckter Form bestellen können oder hier zum Download finden:

http://www.gesis.org/fileadmin/upload/forschung/publikationen/zeitschriften/isi/…

Ansprechpartner bei GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften:

Dina Hummelsheim, GESIS
dina.hummelsheim@gesis.org

Dr. Sophie Zervos
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Abteilung Kommunikation
Unter Sachsenhausen 6-8, 50667 Köln
Tel: + 49 (0) 221-47694-136
sophie.zervos@gesis.org

Als die größte deutsche Infrastruktureinrichtung für die Sozialwissenschaften steht das GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Forscherinnen und Forschern auf allen Ebene ihrer Forschungsvorhaben mit seiner Expertise und seinen Dienstleistungen beratend zur Seite, so dass gesellschaftlich relevante Fragen auf der Basis neuester wissenschaftlicher Methoden, qualitativ hochwertiger Daten und Forschungsinformationen beantwortet werden können. GESIS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und unterhält institutionelle und projektbezogene Kooperationen mit diversen Universitäten. GESIS ist an wichtigen europäischen und internationalen Studien und Projekten wie u.a. dem European Social Survey (ESS) und der European Value Study (EVS), dem europäischen Archivverbund CESSDA und dem OECD-Projekt Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC) beteiligt.

Weitere Informationen:

http://www.gesis.org
http://www.facebook.com/gesis.org
http://www.twitter.com/gesis_org

Quelle: idw

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Nicht immer tut die Heimat dem Herzen gut: Wohnort des Patienten beeinflusst Herz-Kreislauf-Schäden

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

Wiesbaden – Weltweit sterben jährlich etwa 18 Millionen Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass der Krankheitsverlauf in Ländern mit niedrigen Einkommenszahlen dramatischer und die Sterblichkeit höher ist. Experten vermuten, dass fehlende Präventionsprogramme und mangelhafte medizinische Versorgung die Ursache sind. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) rät daher, die hier vorhandenen Angebote der medizinischen Versorgung wahrzunehmen und einen gesunden Lebensstil zu führen. Denn nur so könne die auch in Deutschland weiterhin steigende Erkrankungszahl reduziert werden.

Bis in die 1950er Jahre waren überwiegend Bewohner der Industrieländer von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. Doch ereignen sich mittlerweile 80 Prozent aller kardiovaskulären Vorfälle in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen. Eine aktuelle Studie im New England Journal of Medicine zeigt, dass Menschen in diesen Ländern unter einem schwereren Krankheitsverlauf leiden und auch häufiger an einem kardiovaskulären Vorfall sterben als Bewohner westlicher Länder. „Wir müssen also einen neuen Risikofaktor für die Entstehung solcher Erkrankungen berücksichtigen: den Wohnort, d.h. das Herkunftsland des Patienten“, erklärt Professor Dr. med. Gerd Hasenfuß, Vorsitzender der DGIM und Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen.

Die Autoren der Studie untersuchten über einen Zeitraum von vier Jahren mehr als 150 000 Menschen aus 17 Ländern, um zu klären, ob sich Risikofaktoren, Erkrankungsanzahl und Todesfolgen in Ländern mit höherem Einkommen von Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen unterscheiden. Um das kardiovaskuläre Risiko der Bewohner zu ermitteln, verwendeten die Forscher den international anerkannten INTERHEART-Risk Score. Er setzt sich aus messbaren Risikofaktoren wie Rauchen, erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Stress sowie mangelhafte Ernährung und Bewegung zusammen. Obwohl dieser Score in westlichen Ländern höher ist, zeigte sich in der aktuellen Studie, dass Menschen aus Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen häufiger und schwerer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden – insbesondere Bewohner ländlicher Gegenden. In westlichen Ländern sei hingegen kein Unterschied zwischen ländlichen und städtischen Gemeinden zu verzeichnen.

Wie auch die Autoren schlussfolgert Professor Hasenfuß, dass ein gut funktionierendes, flächendeckendes Gesundheitssystem mit einer wirksamen Vorsorge, Therapie und Medikamentenversorgung hierzu ausschlaggebend für die geringeren Erkrankungs- und Sterbefälle in westlichen Ländern sei. „Die Studie verdeutlicht die großen Errungenschaften der modernen Medizin. Das sollte uns jedoch nicht dazu verleiten, sich ganz auf den Errungenschaften unseres Gesundheitssystems auszuruhen. Denn trotz guter Vorsorge- und Therapieprogramme sind auch hierzulande Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiterhin Todesursache Nummer eins“, mahnt der Kardiologe. „Darum sollte jeder sein persönliches Risiko mindern.“ Alleine Rauchen erhöhe das Risiko, an einer Herz-Kreislauferkrankung oder an einem Schlaganfall zu sterben, um das Zwei- bis Dreifache.

Die DGIM empfiehlt daher, nicht zu rauchen, sich abwechslungsreich zu ernähren und Übergewicht zu vermeiden, sich täglich 30 bis 60 Minuten mäßig intensiv zu bewegen, einen Blutdruck von unter 140/90 mmHg anzustreben und die Blutfett- und die Blutzuckerwerte im Normalbereich zu halten. Zudem sollten Angebote zur Vorsorge unbedingt wahrgenommen werden.

Literatur:
S. Yusuf et al., Cardiovascular Risk and Events in 17 Low-, Middle-, and High-Income Countries, N Engl J Med 2014;371:818-27. DOI: 10.1056/NEJMoa1311890

Quelle: idw

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Schadstoffbeseitigung mit Nanopartikeln – Forscher entwickeln biologisch abbaubares System

Alexander Schlaak Referat II/2, Kommunikation
Universität Regensburg

Forscher der Universität Regensburg und des Massachusetts Institute of Technology (MIT, Cambridge, USA) haben biologisch abbaubare Nanopartikel entwickelt, die Schadstoffe aus Wasser und Erdreich absorbieren können. Doch nicht nur das: Nach dem Gebrauch lassen sich die Nanopartikel auch relativ einfach beseitigen, da sie verklumpen, wenn man sie UV-Licht aussetzt. Die Erfindung wurde jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Communications“ vorgestellt (DOI: 10.1038/ncomms8765).

Der Kontakt mit bestimmten Chemikalien, z.B. mit Pestiziden oder Arzneimittelrückständen, steht im Verdacht, die Entwicklung von Krankheiten wie Krebs oder Diabetes zu begünstigen. Zwar ist die Möglichkeit, Nanopartikel zur Reinigung von kontaminiertem Wasser oder Erdreich einzusetzen, schon länger bekannt. Allerdings gibt es erhebliche Vorbehalte gegen diese Technologie, da die Nanopartikel nach ihrem Einsatz häufig in der Umwelt verbleiben und die Bildung von giftigen Nebenprodukten nicht ausgeschlossen werden kann. Deshalb ist es besonders wichtig, Wege zu finden, um die Nanomaterialien nach ihrem Einsatz einfach und effektiv zu entfernen.

Dr. Ferdinand Brandl vom Institut für Pharmazie der Universität Regensburg hat gemeinsam mit Prof. Dr. Robert S. Langer vom MIT neuartige Nanopartikel entwickelt, die Chemikalien aus kontaminiertem Wasser und Erdreich binden können. Nach der Behandlung mit UV-Licht verlieren die Nanopartikel ihre stabilisierende Hülle und vereinigen sich zu Klumpen, die mit den Schadstoffen angereichert sind und die einfach zu beseitigen sind. Das System kombiniert somit das hohe Absorptionsvermögen von Nanopartikeln mit einem einfachen Weg zur Entsorgung der Abfälle.

Erste Experimente mit Abwasser, Thermopapier und kontaminiertem Erdreich waren sehr vielversprechend und haben gezeigt, dass bei dem neuen Verfahren keine giftigen Nebenprodukte entstehen. Es erlaubt somit die künftige Entwicklung von risikoarmen und hochaktiven Materialien für die Abwasserbehandlung und die Sanierung von kontaminieren Böden

Der Original-Artikel im Internet unter:
www.nature.com/ncomms/2015/150721/ncomms8765/full/ncomms8765.html

Quelle: idw

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Unstatistik des Monats: Macht uns eine vegetarische Lebensweise zu besseren Menschen?

Katharina Fischer Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

„Vegetarier und Veganer sind die besseren Menschen, denn sie haben weniger Vorurteile und widersetzen sich eher autoritären Strukturen.“ So oder ähnlich kommentierten viele Medien – wie zum Beispiel die Allgemeine Zeitung (http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/nachrichten-mainz/studie-in-mainz…) oder die NWZ Online (http://www.nwzonline.de/panorama/studie-vegetarier-vorurteilsfreier_a_30,0,13728…) – eine am 24. Juli publizierte Studie der Universitäten Mainz und Wuppertal.

Mehr oder weniger deutlich wird dabei formuliert, dass die vegetarische Lebensweise ein bestimmtes soziales Verhalten fördere oder sogar die Ursache dafür sei. Damit wird aber wie so oft kein Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität gemacht. Schon bei dem Mythos, Vegetarier lebten länger als andere, hat sich die vegetarische Lebensweise als solche – Vegetarier greifen seltener als andere zur Zigarette und treiben öfter Sport – als irrelevant herausgestellt (Studie: Vegetarian diet, Seventh Day Adventists and risk of cardiovascular mortality: A systematic review and meta-analysis. International Journal of Cardiology 176(3): 680-6). Und im vorliegenden Fall ist zu vermuten, dass unkonventionelle und antiautoritäre Charaktere auch bei der Ernährung zu eher unkonventionellen Methoden neigen. Dann gäbe es zwar eine Kausalbeziehung, aber eine in die umgekehrte Richtung: nicht von der vegetarischen Ernährung zum Charakter, sondern vom Charakter zur vegetarischen Ernährung.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Walter Krämer, Tel.: 0231-7553125

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de.

Weitere Informationen:
http://www.unstatistik.de – Weitere Informationen, Kontakte & Archiv

Anhang
Pressemitteilung im PDF-Format
https://idw-online.de/de/attachment44839

Quelle: idw

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Ertappt: Mikrobielle „Methanfresser“ im Meeresboden nutzen Gasblasen zum Aufstieg in der Wassersäule

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Neuartiges Instrument zum Auffangen von Gasblasen (bubble catcher) liefert erste Beweise für einen bisher unbeachteten Transportprozess, der für die Reduktion des Klimagases Methan in der marinen Umwelt Bedeutung haben kann.

Um die Rolle von Mikroorganismen im Prozess der Methanregulierung im Meer besser zu verstehen, entwickelten Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) ein neues Gerät, mit dem sich der Transport dieser Organismen durch vom Meeresboden aufsteigende Methanblasen in die Wassersäule erfassen lässt. Mit diesem sogenannten „Bubble Catcher“ gelang nun erstmals der Nachweis, dass Methan-konsumierende Bakterien tatsächlich auf diesem Weg aus dem Sediment ins freie Wasser gelangen. Dieser Transportprozess kann somit von Bedeutung für die Reduktion des Klimagases Methan in der marinen Umwelt und damit für das Klimageschehen auf der Erde sein.

Zu verstehen, auf welchem Wege Methan in die Atmosphäre gelangt und welche Prozesse das verhindern können, ist ein wichtiges Ziel der Umweltforschung. Auch in der Meeresforschung sind weltweit Methanquellen wie untermeerische Schlammvulkane, Kohlenwasserstoff-Austrittsgebiete (Seeps) und die Organik-reichen Sedimente in Randmeeren wie der Ostsee im Fokus der Untersuchungen. Marine Methanquellen sind zahlreich und vielfältig. Auf dieses umfangreiche Angebot haben sich Mikroorganismen spezialisiert: So nutzen vor allem Methan-oxidierende Bakterien im Freiwasser und methanotrophe Archaeen am Meeresboden Methan als Energie- und Kohlenstoffquelle. Dabei wandeln sie es in Karbonate und Biomasse oder in das im Vergleich zum Methan weniger potente Treibhausgas Kohlendioxid um. Dieser effektive Prozess verhindert normalerweise, dass Methan aus dem Meeresboden bis an die Wasseroberfläche und damit auch in die Atmosphäre gelangt. Wenn jedoch so viel Methan austritt, dass es in Form von Gasblasen vom Meeresboden aufsteigt, funktioniert der mikrobielle Methanfilter im Sediment und in der Wassersäule nicht mehr: Die hohe Geschwindigkeit der Blasen führt das Methan zu rasch an den Zonen vorbei, in denen die Methan-umsetzenden Mikroorganismen leben.

Aus anderen aquatischen Umgebungen wie z. B. dem Grundwasser ist bekannt, dass Blasen an ihrer Außenhaut Mikroorganismen transportieren können. Unbeachtet blieb aber bislang der blasenvermittelte Transport zwischen Sediment und Wassersäule. Dies war der Ansatzpunkt für das Team der IOW-WissenschaftlerInnen um den Meereschemiker Oliver Schmale und seinen KollegInnen vom Kieler GEOMAR sowie der University of California, die mit dem extra für diesen Zweck entwickelten Bubble Catcher untersuchen wollten, ob methanotrophe Bakterien im Sediment über ein Anheften an die Gasblasenhaut am Aufstiegsprozess der Gasblasen teilnehmen und ob auf diesem Wege das umgebende Wasser kontinuierlich mit diesen Organismen geimpft wird. Der Nachweis eines solchen Prozesses ist allerdings nicht einfach, da die Gasblasen und die daran anheftenden Mikroorganismen möglichst kontaminationsfrei an der Blasenaustrittsstelle eingefangen werden müssen. Während einer Pilot Studie vor der Küste Kaliforniens gelang es dem Forscherteam jedoch nun erstmals, über einem natürlichen Methan-Austritt die entweichenden Blasen in dem mit künstlichem, sterilen Meerwasser gefüllten Zylinder des Bubble Catchers einzufangen. Durch anschließende mikroskopische Analysen (CARD-FISH) wiesen sie nach, dass Methan-oxidierende Bakterien die Methanblasen begleiteten.

Oliver Schmale: „Wir wissen jetzt, dass methanotrophe Bakterien aus dem Sediment die Gasblasen tatsächlich als ‚Mitfahrgelegenheit‘ nutzen und so in die umgebende Wassersäule transportiert werden. Weitere Untersuchungen müssen nun zeigen, ob die Bakterien nach ihrem Umgebungswechsel weiterhin in der Wassersäule aktiv bleiben und so den Transport des Treibhausgases in die Atmosphäre vermindern.“

Publiziert wurden die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Arbeiten kürzlich in der Fachzeitschrift Continental Shelf Research:
Schmale, O., I. Leifer, J. S. v. Deimling, C. Stolle, S. Krause, K. Kießlich, A. Frahm and T. Treude (2015). Bubble transport mechanism: indications for a gas bubble-mediated inoculation of benthic methanotrophs into the water column. Cont. Shelf Res. 103: 70-78, doi:10.1016/j.csr.2015.04.022

*Kontakt:
Dr. Oliver Schmale, Sektion Meereschemie, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 305, oliver.schmale@io-warnemuende.de

Dr. Barbara Hentzsch, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 – 5197 102, barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 89 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 18.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.200 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,64 Mrd. Euro. (http://www.leibniz-gemeinschaft.de)

Quelle: idw

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Ballastwasser von Schiffen: Filtration statt Desinfektion

Helmholtz Zentrum München Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Ballastwasser von Schiffen kann Organismen und sogar Krankheitserreger rund um den Erdball verteilen. Wissenschaftler empfehlen, eher physikalische Verfahren wie Filtrationen einzusetzen. Die elektrochemische Desinfektion führt zu zahlreichen potenziell schädlichen Verbindungen, wie eine im Journal ‚Environmental Science and Technology‘ veröffentlichte Studie des Helmholtz Zentrums München zeigt.

Um keine Organismen zu verschleppen, wird Ballastwasser aus Schiffen häufig elektrochemisch desinfiziert*. „Unsere Analysen ergaben, dass durch elektrochemische Desinfektion des Ballastwassers aber zahlreiche sogenannte Desinfektions-Nebenprodukte (DBPs) entstehen“, beschreibt Studienleiter Prof. Dr. Philippe Schmitt-Kopplin die Ergebnisse. Er und sein Team der Abteilung für Analytische Biogeochemie (BGC) am Helmholtz Zentrum München hatten in enger Zusammenarbeit mit Kollegen in den USA die Proben von behandeltem mit unbehandeltem Ballastwasser verglichen. Mittels hochauflösender Massenspektrometrie fanden sie heraus, dass durch die Behandlung über 450 neue unterschiedliche Verbindungen entstehen. Manche davon waren bis dato noch nicht als Desinfektionsprodukte beschrieben beziehungsweise strukturell noch nicht charakterisiert worden.

Alternative Verfahren nutzen
„Bis deren toxikologische Eigenschaften noch nicht vollständig geklärt sind, empfehlen wir einen sehr vorsichtigen Umgang mit der Desinfektion von Ballastwasser“, so Schmitt-Kopplin weiter. Die Studie ist nach Angaben der Wissenschaftler die erste tiefgreifende Analyse von DBPs in Ballastwasser und offenbarte vor allem die hohe Komplexität der entstehenden Produkte. Philippe Schmitt-Kopplin rät, eher auf physikalische Verfahren wie die Filtration oder Adsorption auszuweichen**.

Steigende Bedeutung durch den globalen Handel
Die Helmholtz-Forscher weisen zudem auf die weitereichende Bedeutung der Ergebnisse hin: Durch die steigende Verbreitung und Bewegung von Waren rund um die Welt werden auch immer zahlreichere und größere Schiffe genutzt. Diese nehmen eine entsprechend steigende Menge an Ballastwasser auf, um ihre Lage im Wasser zu stabilisieren und verändertes Gewicht von Gütern und Treibstoff während der Fahrt auszugleichen. Aktuell wird daher weltweit diskutiert, wie mit diesem Wasser umzugehen ist, da das unbehandelte Ausstoßen künftig verboten werden soll. Die Alternativmethode der Wahl ist nach Stand der Dinge die elektrochemische Desinfektion.

„Große Mengen von desinfiziertem Ballastwasser werden täglich in küstennahen Gewässern verteilt werden, ihr Einfluss auf die Umwelt ist aber bisher kaum absehbar“, so Erstautor Michael Gonsior vom Center of Environmental Science der Universität von Maryland, USA. „In künftigen Studien wollen wir herausfinden, welchen Einfluss die DBPs auf die Ökosysteme an der Küste haben“. Jetzt hoffen die Forscher, dass durch ihre Daten alternative Verfahren stärker in den Mittelpunkt gerückt werden.

Weitere Informationen:
Hintergrund:

*Bei der elektrochemischen Wasserdesinfektion wird Strom genutzt, um chemisch aktive Komponenten direkt per Elektrolyse, also per Umwandlung durch Strom, zu erzeugen.

** Erst kürzlich entdeckte das Team von Prof. Schmitt-Kopplin ganz ähnliche Produkte in desinfizierten Trinkwasserproben: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25322143

Original-Publikation:
Gonsior, M. et al. (2015). Bromination of Marine Dissolved Organic Matter Following Full Scale Electrochemical Ballast Water Disinfection. Environmental Science & Technology, DOI : 10.1021/acs.est.5b01474

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören.

Die selbstständige Abteilung Analytische Biogeochemie (BGC) untersucht molekulare Wechselwirkungen von Stoffen in Biogeosystemen. Hochauflösende Methoden der organischen Strukturaufklärung ermöglichen zusammen mit Trennverfahren und mathematischen Methoden eine präzise raum- und zeitauflösende Analyse. Ziel ist es, das Verständnis der molekularen Abläufe in Ökosystemen und die Bestimmung von Biomarkern in Organismen zu verbessern. BGC gehört dem Department of Environmental Sciences an.

Fachlicher Ansprechpartner
Prof. Dr. Philippe Schmitt-Kopplin, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Abteilung Analytische Biogeochemie, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 3187 3246 – E-Mail: schmitt-kopplin@helmholtz-muenchen.de

Weitere Informationen:
http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/acs.est.5b01474 – Link zur Publikation
http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/pressemitteilungen/2015/index.html – Pressemitteilungen Helmholtz Zentrum München
http://www.helmholtz-muenchen.de/en/research-unit-analytical-biogeochemistry/index.html – Abteilung Analytische Biogeochemie

Quelle: idw

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55 Kilo weg: Neues Lebensgefühl dank UKJ-Adipositas-Sprechstunden

Stefan Dreising Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena

Kerstin Lumpe erhielt Hilfe in Spezialsprechstunde am Universitätsklinikum Jena

„Mein Leben hat sich total verändert“, sagt Kerstin Lumpe heute, zwei Jahre nach ihrer Schlauchmagen-OP und einer Bauchdeckenstraffung am Universitätsklinikum Jena (UKJ), sind nicht nur die Pfunde gepurzelt, Bluthochdruck und Gelenkprobleme haben sich gebessert und auch ihre Medikamente konnte sie reduzieren. In den Adipositas-Sprechstunden am UKJ werden die Patienten interdisziplinär vor und dann lebenslang nach der Operation betreut.

„Wir freuen uns sehr über den positiven Verlauf. Dank unserer interdisziplinären Zusammenarbeit mit verschiedenen Spezialisten des Klinikums können wir unseren Patienten eine optimale Behandlung und Betreuung ermöglichen. Eine Operation ist allerdings erst eine Option, wenn alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft sind“, erklärt Dr. Hermann Kißler, Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am UKJ. Zu den Adipositas-Sprechstunden gehören folgende Bausteine: Die internistische Sprechstunde mit Ernährungsberatung in der Klinik für Innere Medizin III mit Prof. Dr. Ulrich-Alfons Müller und Dr. Christof Kloos, die psychologische Sprechstunde im Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie bei Dipl.-Psych. Sabrina Raack und die plastische Sprechstunde in der Klinik für Plastische Chirurgie bei Dr. Rene Wohlrat.

Kerstin Lumpe hatte einen langen Leidensweg hinter sich. „Ich habe unzählige Diäten ausprobiert. Mein Gewicht ging runter und wieder rauf“, beschreibt die 60-jährige ihre damalige Situation. Jetzt sei sie stolz auf sich. Während es vor der OP 143 Kilogramm waren, verlor sie im ersten Jahr 40 Kilogramm, im zweiten Jahr 15. Sie lobt vor allem das Team der chirurgischen Klinik. „Ich fühlte mich in der Adipositas-Sprechstunde und auf Station von den Ärzten und Pflegern rundum optimal betreut. Ich bin auf viel Verständnis gestoßen, wo es vorher auch oft Ablehnung gab. Regelmäßig komme ich zur Nachkontrolle“, so Kerstin Lumpe. „Geholfen hat mir sehr, dass mein Mann von Anfang an mit einbezogen wurde. Denn die Unterstützung meiner Familie war sehr wichtig für mich“, betont die Stadtrodaerin.

„Bluthochdruck und Diabetes bessern sich nach einer OP meist deutlich, da viel weniger Medikamente benötigt werden. Die Therapieanpassungen erfolgen ebenfalls in der gemeinsamen Sprechstunde“, sagt Prof. Dr. Ulrich Müller.

Über die Adipositas-Sprechstunden wurde auch der Kontakt zur Adipositas Selbsthilfegruppe Jena geknüpft. „In der Gruppe kann man sich über die Veränderungen, die man durchlebt austauschen. Wenn man offen darüber spricht, gehen die Menschen auch anders damit um.“

In diesem Jahr erfüllte sich ein weiterer Wunsch von Kerstin Lumpe: Das Team um Dr. Rene Wohlrath führte eine Bauchdeckenstraffung durch. Diese kann erfolgen, wenn die Fettschürze zu starken Hautirritationen führt und das Gewicht sechs Monate stabil geblieben ist. Jetzt fühlt sich Kerstin Lumpe noch wohler in ihrer Haut. „Ich habe schon vor den Eingriffen gern Wassergymnastik gemacht. Die Bewegung fällt mir jetzt viel leichter.“

Kontakt:

PD Dr. Hermann Kißler
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie
Universitätsklinikum Jena
Erlanger Allee 101
07747 Jena

Terminvereinbarung unter Tel.: 03641-9 32 26 45
E-Mail: AVG@med.uni-jena.de

Christina Cyliax
Leiterin der Selbsthilfegruppe Adipositas „Dicke zurück ins Leben“
Tel.: 0178 / 3727402
E-Mail: Christinacyliax@aol.com

Weitere Informationen:
http://www.avc.uniklinikum-jena.de/Informationen+f%C3%BCr+Patienten/Sprechstunde…
http://www.gewichtig.info

Quelle: idw

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Nimmt Mann ab, profitiert sein Liebesleben

Katharina Fischer Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

Nehmen fettleibige Männer ab, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine sexuelle Beziehung haben. Nehmen sie weiter ab oder halten sie ihr Gewicht, haben sie häufiger Sex. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI, der FAU und des CINCH. Für Frauen lassen sich derartige Auswirkungen des Abnehmens nicht nachweisen. Für die Studie wurden die Antworten von gut 150 Befragten mit einem BMI über 30 ausgewertet.

Reduzieren erwachsene, fettleibige Männer ihr Gewicht, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie in einer sexuellen Beziehung leben. Nehmen sie weiter ab oder halten sie zumindest ihr niedrigeres Gewicht, haben sie häufiger Sex. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des gesundheitsökonomischen Forschungszentrums CINCH in Essen. Für übergewichtige Frauen ließen sich derartige Auswirkungen eines reduzierten Körpergewichts nicht nachweisen.

Die Ergebnisse der Untersuchung machen deutlich, dass starkes Übergewicht neben den bereits bekannten gesundheitlichen Problemen auch das soziale Leben der Betroffenen beeinträchtigt. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass schon eine moderate Gewichtsreduktion die Einschränkungen mildern kann. So erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, eine sexuelle Beziehung zu haben, bei Männern um bis zu 7,7 Prozent, wenn sie ihren Body-Mass-Index (BMI) um einen Punkt reduzierten.

Wie genau dieser Effekt zustande kommt, lässt sich durch die vorliegende Studie nicht bestimmen. Eine Möglichkeit ist, dass durch die Gewichtsabnahme auch sexuelle Funktionsstörungen verschwinden oder zumindest deutlich gemildert werden. Zudem könnte das geringere Körpergewicht bei Männern zu einer positiveren körperlichen Selbstwahrnehmung und einem selbstbewussteren Auftreten führen sowie die Attraktivität für potenzielle Sexualpartner erhöhen. Möglich ist auch, dass mit einem abnehmenden Körpergewicht das Verlangen nach Sex zunimmt.

Studie wertete Antworten von fettleibigen Reha-Patienten aus
Für die Untersuchung wurden Daten eines groß angelegten, mehrstufigen Experiments zur Wirkung finanzieller Anreize auf die Gewichtsreduktion bei Übergewichtigen ausgewertet. An diesem nahmen zwischen März 2010 und Juli 2013 knapp 700 fettleibige Patientinnen und Patienten im Alter zwischen 18 und 75 Jahren teil, die gerade einen Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik absolviert hatten. Voraussetzung für die Teilnahme war ein BMI von 30 oder mehr. In der letzten Phase des Experiments beteiligten sich noch gut 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie erhielten 22 Monate nach Ende ihres Reha-Aufenthalts einen Fragebogen, der bei der Hälfte der Befragten auch Fragen zu ihrem Sexualverhalten enthielt.

Für Frauen konnte kein Einfluss der Gewichtsreduktion auf das Sexualverhalten nachgewiesen werden. Ein Grund dafür könnte sein, dass Frauen – wie die Ergebnisse früherer Studien zeigen – insgesamt im Vergleich zu Männern ein geringeres Verlangen nach Sex haben.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Ansgar Wübker (RWI), Tel.: (0201) 8149-242
Katharina Fischer (RWI-Pressestelle), Tel.: (0201) 8149-244
Prof. Dr. Harald Tauchmann (FAU), Tel.: (0911) 5302-635

Dieser Pressemitteilung liegt Ruhr Economic Paper #561 „Weight Loss and Sexual Activity in Adult Obese Individuals: Establishing a Causal Link“ zugrunde.

Weitere Informationen:
http://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/ruhr-economic-papers/r… – Ruhr Economic Paper #561

Quelle: idw

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Gewinnern und Verlierern der Ozeanversauerung auf der Spur

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Um besser zu verstehen, wie die Ozeanversauerung die Planktongemeinschaft und den Stoff-Austausch innerhalb des marinen Nahrungsnetzes beeinflusst, waren Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel zwei Monate lang im Raunefjord bei Bergen (Norwegen) im Einsatz. Ihre Beobachtungen bestätigen, dass positive und negative Effekte zu erwarten sind. Zu den Verlierern zählen die Flügelschnecke Limacina helicina und die Kalkalge Emiliania huxleyi. Die gelatinöse Zooplankton-Art Oikopleura dioica und das winzige Piko-Phytoplankton profitieren hingegen von der erhöhten Kohlendioxid-Konzentration im Wasser.

Acht Mesokosmen, 36 Forscher, 50 Probenahme-Tage – und ein weiterer großer Schritt im Verständnis der Ozeanversauerung: Von Anfang Mai bis Anfang Juli untersuchte ein Team von Wissenschaftlern unter Leitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel im Raunefjord bei Bergen (Norwegen), wie die komplexe marine Lebensgemeinschaft reagiert, wenn der Ozean durch die Aufnahme von Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre zunehmend versauert. „Unsere Studie war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich, und wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf und unseren Daten“, zieht Prof. Dr. Ulf Riebesell, Professor für Biologische Ozeanografie am GEOMAR und Leiter des Experiments, begeistert Bilanz. „Keine der bisherigen Studien hat uns so deutlich vor Augen geführt, wie entscheidend die Wechselwirkungen innerhalb des Nahrungsnetzes für die Sensitivität der Planktongemeinschaft gegenüber der Ozeanversauerung sind.“

Für ihren Langzeit-Versuch nutzten die Forscher die KOSMOS Mesokosmen (KOSMOS: Kiel Off-Shore Mesocosms for Future Ocean Simulations), schwimmende Experimentieranlagen mit einem Fassungsvermögen von je 55.000 Litern. Vier der Mesokosmen brachten sie auf erhöhte Kohlendioxid-Konzentrationen. Anschließend zeigten regelmäßige Probennahmen und Analysen, wie sich die eingeschlossene Lebensgemeinschaft entwickelt.

Um zu testen, ob sich die weltweit wichtigste einzellige Kalkalge Emiliania huxleyi per Evolution an Ozeanversauerung anpassen kann, wurden Individuen in die Mesokosmen eingesetzt, die sich im Labor über 2500 Generationen auf das Überleben unter saureren Bedingungen eingestellt hatten. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob die erzielte Laboranpassung die Art befähigt, sich im saureren Wasser auch innerhalb der natürlichen Lebensgemeinschaft zu behaupten und die negativen Auswirkungen der Ozeanversauerung teilweise oder ganz zu kompensieren. Erkenntnisse aus der aktuellen Studie geben keinen Anlass zur Entwarnung: Die evolutionäre Anpassung bewahrte die Kalkalge nicht vor höheren Verlustraten und geringeren Bestandsdichten unter Ozeanversauerung. Emiliania huxleyi spielt eine wichtige Rolle für den Transport von Kohlenstoff in die Tiefe des Ozeans – und damit für seine Fähigkeit, Kohlendioxid zu speichern und den Klimawandel abzumildern. Außerdem setzen die Kalkalgen das klimakühlende Gas Dimethylsulfid (DMS) frei.

Ein weiterer Verlierer wird die Flügelschnecke Limacina helicina sein. Der „Seeschmetterling“, der sein Gehäuse aus der besonders leicht löslichen Kalk-Art Aragonit aufbaut, stellt eine wichtige Nahrungsquelle für Fische, Meeressäuger und Seevögel dar. „Wenn die Flügelschnecken unter der Versauerung leiden, könnte ein wichtiges Bindeglied in der Nahrungskette verloren gehen“, erklärt Dr. Silke Lischka, Meeresbiologin am GEOMAR. „Die bisher ausgewerteten Ergebnisse zeichnen ein klares Bild. Limacina bekommt mit fortschreitender Ozeanversauerung zunehmend Probleme, in ihrer ökologischen Nische zu überleben.“

Allerdings zeigten die Experimente, dass es auch Gewinner geben könnte. Neben dem winzigen Piko-Phytoplankton reagierte auch größeres Zooplankton der Art Oikopleura dioica positiv auf höhere Kohlendioxid-Konzentrationen in den Mesokosmen. Diese Beobachtung bestätigt vorangegangene Labor-Experimente und Studien in landbasierten Versuchsanlagen der meeresbiologischen Station der Universität Bergen. „Oikopleura dioica ist ein planktonisches Manteltier mit globaler Verbreitung. Es lebt in einer komplizierten Gallert-Struktur, mit deren Hilfe es ein breites Nahrungsspektrum sehr effizient einfangen kann“, erläutert Jean-Marie Bouqet, Techniker am Sars Zentrum für Marine Molekularbiologie und Doktorand an der Universität Bergen. „Oikopleura kann unter günstigen Bedingungen schnell große Populationsdichten erreichen und durch Massenentwicklungen das gesamte Nahrungsgefüge im Plankton umkrempeln. Genau das war auch in den angesäuerten Mesokosmen zu beobachten.“

Die Messdaten und Analysen der Wissenschaftler decken das gesamte Spektrum vom kleinsten bis zum größten Plankton und Fischlarven sowie den Stoffaustausch und Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Ebenen des Nahrungsnetzes ab. „Da wir insgesamt rund 50 Parameter erfassen und viele Analysen erst in unseren Heimatlaboren durchgeführt werden können, dauert die Auswertung noch einige Monate“, kündigt Riebesell an. „Doch dann können wir Erkenntnisse aus verschiedenen Bereichen wie ein Puzzle zusammensetzen und gemeinsam interpretieren.“ Schon jetzt wird deutlich, dass eine fortschreitende Ozeanversauerung nicht ohne Folgen für die Artenvielfalt, das Nahrungsgefüge und die Stoffumsätze im Meer bleiben wird. Wie stark diese sich ausprägen werden und wie weitreichend auch wir Menschen davon betroffen sein werden, hängt wesentlich davon ab, in welchem Maße es uns gelingt, die Kohlendioxid-Emission zu reduzieren.

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.uib.no Universität Bergen

Quelle: idw

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Solarthermische Kraftwerke – ein Gewinn auch für die soziale Entwicklung in Nordafrika

Dorle Riechert Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH

Social CSP – Studie von Germanwatch und Wuppertal Institut formuliert Nachhaltigkeits-Anforderungen und Best-Practice-Empfehlungen

Solarthermische Kraftwerke (CSP, concentrated solar power) an ihren nordafrikanischen Standorten stellen nicht nur erneuerbare Stromlieferanten für den steigenden Energiebedarf im südlichen Mittelmeerraum dar, sondern bringen auch große Vorteile für die regionale Entwicklung. Das haben Germanwatch und das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie in einer gemeinsamen Studie am Beispiel von NOORo I, einem CSP-Kraftwerk in Südmarokko, nachgewiesen.

Die Studie zeigt, dass Planung und Bau von NOORo I durch die lokale Bevölkerung bisher sehr positiv aufgenommen wurde. Obwohl auch derartige CSP-Projekte keine allumfassende Lösung für Marokkos drängende Entwicklungserfordernisse darstellt, wurden dennoch vielfache Zusatznutzen für die gesamte Region sichtbar. „Für die angrenzenden Gemeinden sind neue Arbeitsplätze und Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen entstanden sowie kommunale Wohlfahrts-, Bildungs-, und Gesundheitseinrichtungen verbessert worden“, sagt Boris Schinke von Germanwatch.

Dr. Peter Viebahn vom Wuppertal Institut ergänzt: „Auf der anderen Seite sind aber auch Befürchtungen, beispielsweise über mögliche Folgen des Kraftwerksbetriebs auf den lokalen Wasserhaushalt, ernst zu nehmen. Zudem wirkt sich auch das bisher fehlende Ausbildungsniveau lokaler Einrichtungen in Bezug auf die Anforderungen an Arbeitnehmer hemmend aus.“ Doch gegenüber den negativen Auswirkungen, die eine Förderung fossiler Rohstoffe oder der Betrieb konventioneller Kraftwerke auf die lokale und regionale Ebene hätte, könnten die festgestellten Wirkungen von NOORo I generell als niedrig eingestuft werden, betont der Wissenschaftler.

Des Weiteren haben die Untersuchungen ergeben, dass der Ausbau Erneuerbarer Energien auch in Marokko gesellschaftliche Entscheidungen erfordert. „Ähnlich wie die Debatten in Deutschland zum Netzausbau haben unsere Untersuchungen ergeben, dass die Bürger im Umfeld des marokkanischen Kraftwerks eine höhere Transparenz in der Kommunikation und rechtzeitige Mitsprachemöglichkeiten bei der weiteren Ausgestaltung des Projektes einfordern“, so Schinke.

Basierend auf den Ergebnissen der empirischen Analyse und Vorschlägen verschiedenster lokaler Akteure wurden Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Marokkanischen Solarplans sowie ein Set von 18 Nachhaltigkeits-Anforderungen und Best-Practice-Empfehlungen für CSP-Kraftwerke erarbeitet. Sie liefern einen wichtigen Input für Projektentwickler sowie Regierungen und Entwicklungsbanken, um im Zuge des zukünftigen Ausbaus der CSP-Technologie die Entwicklungsbedürfnisse der lokalen Bevölkerung und die politische Teilhabe an der Projektgestaltung miteinzubeziehen. Dies gilt auch für den weiteren Ausbau des Kraftwerks in der Nähe der Provinzhauptstadt Ouarzazate, wo bis 2019 mit der Inbetriebnahme von zwei weiteren Blöcken das bald größte solarthermische Kraftwerk der Welt mit 500 Megawatt elektrischer Leistung ans Netz gehen wird.

Für die internationale Nachhaltigkeitsdebatte zeigen die Erfahrungen aus Marokko, wie scheinbar konkurrierende Ziele in den Bereichen Klimawandel, Energiesicherheit und nachhaltige Entwicklung gemeinsam und kohärent verfolgt werden können.

Das Projekt „Social CSP“ wurde im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durchgeführt. Die Studie steht in englischer Sprache zum Download zur Verfügung; ebenfalls zum Download gibt es eine Zusammenfassung in englischer, französischer und arabischer Sprache (siehe weitere Informationen).

Ansprechpartner Germanwatch:
Boris Schinke
Referent für Klima und Sicherheit [Policy Officer – Climate and Security]
Tel.: +49 228 60492-32
E-Mail: schinke@germanwatch.org

Ansprechpartner Wuppertal Institut:
Dr. Peter Viebahn
Stellv. Forschungsgruppenleiter
Forschungsgruppe 1: Zukünftige Energie- und Mobilitätsstrukturen
Tel.: +49 202 2492-306
E-Mail: peter.viebahn@wupperinst.org

Gemeinsame Pressemitteilung von Germanwatch und Wuppertal Institut
Für das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
ViSdP: Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident
Kontakt: Öffentlichkeitsarbeit, Dorle Riechert
Tel.: +49 202 2492-180, Fax: +49 202 2492-108
E-Mail: dorle.riechert@wupperinst.org

Weitere Informationen:
http://wupperinst.org/projekte/details/wi/p/s/pd/449/

Quelle: idw

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Programm „Energetische Biomassenutzung“ wird mit neuer Förderbekanntmachung fortgesetzt

Diana Pfeiffer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat am 9. Juli 2015 die Bekanntmachung über die Förderung von Forschung und Entwicklung zur kosten- und energieeffizienten Nutzung von Biomasse im Strom- und Wärmemarkt „Energetische Biomassenutzung“ veröffentlicht. Damit wird das erfolgreiche Förderprogramm fortgesetzt und an den aktuellen Stand der Energiewende angepasst. Stichtage für die Einreichung von Projektskizzen sind für 2015 und 2016 vorgesehen.

„Die vielfältigen Vorteile von hochwertiger Bioenergie wie hohe Flexibilität, gute Speicherbarkeit und dezentrale Anwendung machen die Bioenergie zum idealen Partner im erneuerbaren Energiemix für den Strom- und Wärmemarkt der Zukunft. Um die ambitionierten Ziele der Bundesregierung zum Ausbau der erneuerbaren Energien zu erreichen, muss die Entwicklung zukunftsweisender, effizienter und kostengünstiger Technologien weiter vorangetrieben werden. Daher setzt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die erfolgreiche Förderung von Forschung und Entwicklung des 2008 gestarteten Programms „Energetische Biomassenutzung“ fort, so kündigt MinDirig‘in Dr. Dorothee Mühl vom BMWi die Fortschreibung des Förderprogramms an.

Im Zuge der Neuausrichtung des Programms werden vor allem praxisorientierte Lösungen gefördert, die zur Flexibilisierung der Strom- und Wärmeerzeugung aus Biomasse und zu einem klimafreundlichen Wärmemarkt beitragen. Vor diesem Hintergrund stehen technologisch vorrangig kostengünstige und effiziente Verbrennungs-, Vergasungs-, Biogas- und Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, sowie effiziente Kombinationen mit anderen erneuerbaren Energien im Fokus. Ferner spielt die Optimierung der Bioenergie auf dem Weg zu einem zukünftig klimaneutralen Gebäudebestand eine wesentliche Rolle. Hier kommt es darauf an, auf einen rückläufigen Wärmebedarf zu reagieren.

Ziel der neuen Bekanntmachung ist es, insbesondere innovative Technologien sowie Verfahrens- und Prozessoptimierungen zu fördern, die die effiziente, wirtschaftliche und nachhaltige Nutzung der Bioenergie ermöglichen und zur Versorgungssicherheit beitragen. Zur Verbesserung der nachhaltigen energetischen Nutzung im (gekoppelten) Wärme- und Strombereich sollen Biomassereststoff- und Abfallpotenziale außerhalb der Forst- und Landwirtschaft erschlossen werden.

Forciert werden Untersuchungen sowie Pilot- und Demonstrationsvorhaben mit hohem Übertragungspotenzial. Insbesondere die kreative Zusammenarbeit von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit Forschungseinrichtungen verspricht dabei eine verstärkte Markt- und Wettbewerbsfähigkeit.

Interessierte können ihre Ideen in Form von Projektskizzen mit dem easy-Online Tool bis zum 30.09.2015 zu folgenden Themenschwerpunkten einreichen:

WÄRME:
Entwicklung von Technologien zur effizienten Erzeugung von Wärme aus Biomasse

STROM:
Forschung, Entwicklung und Innovation zur effizienten Erzeugung von Strom aus Biomasse und dessen Integration ins Stromsystem

BIOMASSEREST- UND ABFALLSTOFFE:
Erschließung kostengünstiger Biomasserest- und Abfallstoffe außerhalb der Forst- und Landwirtschaft für die energetische Nutzung im Wärme- und Strombereich

KWK:
Entwicklung und Demonstration neuer und fortschrittlicher Technologien zur effizienten Nutzung von Biomasse in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen

MARKTPOTENZIAL:
Validierung des Marktpotenzials von Forschungsergebnissen

STUDIEN & KONZEPTE
für die Energieerzeugung aus Biomasse

Weitere Informationen zur Skizzeneinreichung finden Sie im Internet unter: www.ptj.de/bioenergie.

Viel Erfolg bei der Einreichung Ihrer Ideen. Der nächste Veranstaltungshöhepunkt des Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“ ist die 6. Statuskonferenz, zu welcher Sie herzlich eingeladen sind. Die diesjährige Konferenz steht unter dem Motto „Bioenergie – Mehr als eine sichere Reserve?!“ Treffen Sie die Projektpartner des Programms und diskutieren Sie neue Ideen.

Informationen zur Skizzen-Einreichung:
>> Förderbekanntmachung im Bundesanzeiger
>> Informationen des PtJ: www.ptj.de/bioenergie
>> Einreichungsfristen: 30.09.2015 & 30.09.2016
>> Skizzeneinreichung mit dem easy-Online-Tool: https://foerderportal.bund.de/easyonline

Weitere Informationen:
https://www.energetische-biomassenutzung.de/de/presse/pressemitteilungen/details…
https://www.ptj.de/lw_resource/datapool/_items/item_2725/banz_at_21.07.2015_b1.p…
http://www.ptj.de/bioenergie

Quelle: idw

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Emnid-Umfrage belegt: 79 Prozent der Befragten lehnen Windkraft im Wald ab

Eva Goris Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Windkraftanlagen im Wald werden von 79 Prozent der Befragten abgelehnt. Das ist das Ergebnis der neuesten repräsentativen Emnid-Umfrage, die von der Deutschen Wildtier Stiftung in Auftrag gegeben wurde.

Auf die Frage: „Für den Ausbau der Windenergie sollten generell keine Waldgebiete verschwinden oder zerschnitten werden“, antworteten 79 Prozent der Befragten: „Dem stimme ich zu!“ Lediglich 11 Prozent akzeptieren, dass für „zusätzliche Windkraftanlagen auch Waldgebiete verschwinden oder zerschnitten werden.“ Die Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Emnid hat auch ermittelt, dass das Interesse an dem Thema Windenergie im Wald sehr groß ist. Nur acht Prozent der Befragten sagen: „Das Thema interessiert mich nicht.“

Für die Deutsche Wildtier Stiftung beweisen die Emnid-Ergebnisse, dass ein großer Teil der Bevölkerung Windkraftanlagen im Wald ablehnt. „Windkraft um jeden Preis kann nicht das Ergebnis der Energiewende sein“, betont Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. „Die Menschen in Deutschland wollen nicht, dass der Wald einer eindimensionalen Klimapolitik geopfert wird.“ Biodiversität und der Erhalt von Waldgebieten sind den Menschen ebenfalls wichtig. Immerhin betonen 65 Prozent der Befragten obendrein, dass „im Zweifelsfall der Schutz von Vögeln und anderen Tieren Vorrang vor dem Bau von Windkraftanlagen haben soll“.

Der gedankenlose Ausbau der Windenergie im Wald ist eine ernste Gefahr. „Die Öffnung des Waldes als Standort für Windenergieanlagen führt zur Gefährdung seltener Arten“, kritisiert Prof. Dr. Vahrenholt. In Deutschland fallen Jahr für Jahr bis zu 240.000 Fledermäuse Windkraftanlagen zum Opfer. Sie können zwar den Rotoren auch im Dunkeln ausweichen, aber im Unterdruck auf der Rückseite der Anlagen platzen ihre Lungen. Die meisten heimischen Fledermausarten stehen auf der Roten Liste. Besonders sensibel reagieren auch Vogelarten, wie der extrem seltene Schreiadler, der Rotmilan und der Schwarzstorch. So halbierte sich beispielsweise der Brutbestand des seltenen Schwarzstorchs am hessischen Vogelsberg nach dem Bau von 125 Windkraftanlagen in einem Zeitraum von nur sechs Jahren. Schwarzstörche sind sehr störempfindlich. Viele Greifvögel hingegen sterben durch Kollisionen mit den Rotorblättern.

„Nur Sachsen-Anhalt hat bisher beschlossen, mit der Windkraft nicht in den Wald zu gehen“, sagt Prof. Dr. Fritz Vahrenholt. „In waldreichen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Brandenburg liegen schon Erlasse vor, die den Bau von Windparks im Wald trotz regionaler Widerstände erlauben“, sagt der Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung.

Die Emnid-Umfrage hat außerdem herausgefunden, dass es den Befragten beim Thema Windenergie im Wald nicht um ihre persönlichen Befindlichkeiten, sondern um ein höheres Gut – nämlich den Lebensraum Wald – geht. Auf die Frage: „Würden Sie sich durch Windenergieanlagen im Wald gestört fühlen?“, antworteten 43 Prozent mit „Ja“.

Weitere Informationen:

http://www.DeutscheWildtierStiftung.de

Quelle: idw

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Neue Konzepte für Bioraffinerien

Christian Colmer Pressestelle
ttz Bremerhaven

Bundesweites Kooperationsnetzwerk unter der Leitung des ttz Bremerhaven gestartet

Das neue ZIM-Kooperationsnetzwerk Bioraffinerien, kurz BioRaf, vereint Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Verbände auf dem Weg zur vollständigen Verwertung aller Rohstoffkomponenten aus Biomasse für neue Produkte.

Biobasierte Werkstoffe und Chemikalien werden in Deutschland mehr und mehr nachgefragt. Ebenso Energie aus nachwachsenden Rohstoffen sowie biogenen Reststoffen. Und die Prognosen zeigen steil nach oben. Denn die nationalen Klimaschutzziele sind ambitioniert. Das Ziel der Bundesregierung ist, die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren, verglichen mit 1990. 2050 sollen sogar 80 Prozent eingespart werden. Das geht nur, wenn biobasierte Wertstoffströme und die Bioenergie massiv ausgebaut werden, und gleichzeitig der Einsatz fossiler Grundstoffe wie Erdöl und Kohle reduziert wird.

Aber wie ist das zu erreichen? Im Grunde geht es um nichts weniger als die mittelfristige Umstellung unserer verbrauchsorientierten Industriegesellschaft auf eine Produktionsweise, die Ressourcen als Teil von Kreisläufen begreift. Bioraffinerien, die nachwachsende Rohstoffe verarbeiten, sind ein Schlüssel zum Aufbau einer nachhaltigen Industrie. Dazu sind Innovationen, Netzwerke und intensive Partnerschaften nötig. Das neue, bundesweite ZIM-Kooperationsnetzwerk BioRaf, koordiniert vom ttz Bremerhaven, setzt hier an und richtet sich speziell an kleine und mittelständische Unternehmen.

Der Plan ist, Konzepte und Geschäftsfelder für Bioraffinerien sowie innovative Produkte und Verfahren gemeinsam mit den Unternehmen im Netzwerk zu erarbeiten. Außerdem sollen Synergieeffekte herausgestellt werden, um alle Potentiale im Bereich Bioraffinerie zu erschließen. Ferner möchte das Netzwerk regionalen Wertschöpfungsketten und dezentrale Strukturen mit geringen Investitionskosten anregen, damit kleine und mittelständische Unternehmen stärker von den Entwicklungen profitieren.

Praxisgerechte Entwicklungsansätze aus dem Netzwerk
Aus den bereits identifizierten Potenzialen von Bioraffinerien wurden verschiedene erste Ansätze für Entwicklungen definiert. So soll eine Erweiterung der verwendbaren Biomasse in Bioraffinerien geprüft werden – der Fokus liegt hier auf bislang unzureichend genutzten biogenen Reststoffen und sogenannten Koppelprodukten. Zudem soll die Effizienz von Bioraffinerien erhöht und die Produktqualität gesteigert werden.

Optimierte Lebenszyklen
Das BioRaf-Netzwerk umfasst dabei die gesamte Wertschöpfungskette von Biomasse für, in und aus Bioraffinerien. Von der Bereitstellung über die Aufbereitung (Primärraffination) und Veredlung (Sekundärraffination) bis zur anschließenden Nutzung der Produkte werden die Lebenszyklen von Stoffen betrachtet. Eine möglichst umfangreiche stoffliche Nutzung sowie intelligente energetische Nutzung soll helfen, die Wirtschaftlichkeit der Bioraffinerie-Konzepte zu optimieren.

Starke Partner
Die Gründungsmitglieder sind die Unternehmen abc GmbH, aevotis GmbH, ANiMOX GmbH, BAUTEC GmbH & Co. KG, FLEXBIO Technologie UG, FTF AG, Renergie Systeme GmbH & CO. KG sowie die Weber Entec GmbH & Co. KG. Unterstützt werden diese von folgenden Institutionen: bvse e.V., DBFZ, Fraunhofer CBP, Fraunhofer WKI, HAWK Göttingen (Fachgebiet NEUTec), LLFG sowie der TU Hamburg-Harburg (IUE) als assoziierte Netzwerkpartner (siehe Abbildung 1). Netzwerkkoordinator ist das ttz Bremerhaven.

Weitere Unternehmen willkommen
Das Netzwerk ist offen für weitere Unternehmen aus der Biomassebranche. Insbesondere Maschinen- und Anlagenbauer, Biomasseaufbereiter und -veredeler sind aufgerufen, mit dem Netzwerk in Kontakt zu treten. Das erste Netzwerktreffen wurde bereits im Juli 2015 in Bremerhaven erfolgreich durchgeführt.

Interessenten erhalten Informationen bei Oliver Hahn, Projektleiter am ttz Bremerhaven, unter Telefon: +49 471 80934 – 151, oder E-Mail: ohahn@ttz-bremerhaven.de.

Mit Hilfe einer Förderung im Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erhalten die am Netzwerk teilnehmenden Unternehmen zunächst für ein Jahr Unterstützung von einer Netzwerkmanagementeinrichtung, hier vom ttz Bremerhaven. Dabei erhalten die Netzwerkpartner Hilfe bei der Ideenfindung, der Projektskizzierung, der Beantragung von Fördermitteln zur Forschung und Entwicklung sowie im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Die Förderung des Netzwerks wurde im Mai 2015 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bewilligt.

Das ttz Bremerhaven ist ein unabhängiges Forschungsinstitut und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Experten-Team in den Bereichen Lebensmittel, Umwelt und Gesundheit. Seit mehr als 25 Jahren begleitet es Unternehmen jeder Größenordnung bei der Planung und Durchführung von Innovationsvorhaben und der Akquisition entsprechender Fördermittel auf nationaler und europäischer Ebene.

Weitere Informationen:

http://www.ttz-bremerhaven.de

Quelle: idw

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Vulkanausbrüche bremsen Klimawandel

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V.

Lund/Hampton/De Bilt/Karlsruhe/Mainz/Leipzig. Obwohl die Konzentrationen an Treibhausgasen in der Atmosphäre kontinuierlich ansteigen, ist die globale mittlere Bodentemperatur seit der Jahrtausendwende weit weniger stark angestiegen als erwartet. Eine Erklärung für diese bisher noch nicht völlig verstandene sogenannte „Pause in der Klimaerwärmung“ liefert jetzt ein internationales Team: Die Sonneneinstrahlung ist in den unteren Schichten der Stratosphäre zwischen 2008 und 2011 durch mehrere Vulkanausbrüche doppelt so stark abgeschwächt worden als bisher angenommen.

Für diesen Bereich der Atmosphäre lagen lange kaum Daten vor; jetzt aber lieferte das auf einen Lufthansa-Airbus gestützte IAGOS-CARIBIC-Projekt zusammen mit Beobachtungen des CALIPSO-Satelliten entscheidende Hinweise. Der kühlende Effekt von Vulkanen sei in den Modellen, auf denen der Bericht des Weltklimarats IPCC beruht, deutlich unterschätzt worden, so die Studie im Fachjournal Nature Communications. Unter Federführung der Universität Lund in Schweden waren daran aus Deutschland das Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz (MPI-C), das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig (TROPOS) und das Karlsruher Institute für Technologie (KIT) beteiligt. Da Vulkanausbrüche bisher nicht vorherzusagen sind, bleibt offen, ob dieser kühlende Effekt in den nächsten Jahren anhalten oder aufhören wird. Langfristig wird die Erwärmung durch die Treibhausgase den kühlenden Effekt durch die Vulkan-ausbrüche aber überwiegen, da die Treibhausgaskonzentrationen immer noch ansteigen.

Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts ist die Durchschnittstemperatur über den Kontinenten in den mittleren Breiten der Nordhemisphäre nicht angestiegen. Dieser Effekt wurde intensiv in der Wissenschaft diskutiert und kann jetzt erklärt werden durch eine neue Studie, die zeigt, dass der kühlende Effekt von vulkanischen Aerosolpartikeln in den letzten Jahren besonders stark ausgeprägt war. Die Studie beruht auf Daten aus der Tropopause, einem Bereich der Atmosphäre zwischen 8 Kilometern (an den Polen) und 17 Kilometern Höhe (am Äquator), der eine Übergangszone zwischen der feuchten Wetterschicht mit ihren Wolken darunter (der Troposphäre) und der trockenen, wolkenfreien Schicht darüber (der Stratosphäre) bildet. Möglich wurde dies, weil das Team zwei Methoden kombinieren konnte: Probenahme und Vor-Ort-Messungen aus dieser Luftschicht durch IAGOS-CARIBIC sowie verbesserte Beobachtungen aus dem All durch den CALIPSO-Satelliten.

Das CARIBIC-Projekt (www.caribic-atmospheric.de) sammelt seit 1997 Daten zu Spurengasen und Aerosolpartikeln. Mit Hilfe eines Messcontainers, der in einen dazu umgebauten Airbus A340-600 der Deutschen Lufthansa verladen wird, werden vier Interkontinentalflüge pro Monat absolviert. Insgesamt werden so über 100 Spurengas- und Aerosolparameter gemessen, teils direkt in 9 bis 12 Kilometern Höhe, teils werden gewonnen Proben in verschiedenen Speziallabors nach dem Flug ausgewertet. CARIBIC bildet somit einen entscheidenden Eckpfeiler im weltweiten atmosphärischen Überwachungsnetz, mit dem ein besseres Verständnis der atmosphärischen Prozesse und des Klimawandels erreicht werden soll. TROPOS betreut dabei die Vor-Ort-Aerosol-messungen. Die Partikelproben werden von der Universität Lund aus Schweden im dortigen Ionenstrahlbeschleuniger analysiert, um die Konzentration von partikelgebunden Schwefel zu bestimmen. Setzt man diese Konzentration ins Verhältnis zur im Flug gemessenen Ozon-Spurengaskonzentration, ist dieses normalerweise relativ konstant. Bei Vulkanausbrüchen gelangt jedoch mehr Schwefel in die Atmosphäre, das Verhältnis verschiebt sich und zeigt so an, wie stark vulkanische Eruptionen die Tropopausenregion beeinflussen. „Das Verhältnis zwischen partikelgebundenen Schwefel und Ozon aus den CARIBIC-Messungen belegt deutlich den starken Einfluss von Vulkanen auf diese Luftschichten“, berichten Dr. Sandra M. Andersson und Prof. Bengt G. Martinsson von der Universität Lund, die die Studie geleitet haben.

Die zweite Messmethode basiert auf Satellitenbeobachtungen. Die CALIPSO-Mission, eine Zusammenarbeit zwischen der National Aeronautics and Space Administration (NASA) der USA und dem Centre National d’Etude Spatiale (CNES) in Frankreich hat beispiellose Einblicke auf Aerosole und Wolken in der Atmosphäre ermöglicht. Bis vor kurzen wurden nur Daten oberhalb von 15 Kilometern genutzt, wo vulkanische Partikel aus großen Eruptionen bekanntermaßen unser Klima über mehrere Monate beeinflussen können. Die vergessene Region in der Stratosphäre – auch „unterste Stratosphäre“ genannt – wurde nun vollständig mit einbezogen, um auch die Auswirkungen kleinerer Vulkanausbrüche berücksichtigen zu können. „Dr. Sandra M. Andersson, bis Ende 2014 Doktorandin von Prof. B. G. Martinsson, hat großartige Arbeit geleistet, um die CALIPSO-Daten bei der Suche nach den fehlenden Vulkanaerosolschichten zu nutzen“, betont Dr. Jean-Paul Vernier vom NASA Langley Research Center.

Nachdem es zwischen 1999 und 2002 keine größeren Vulkanausbrüche in der Nordhemisphäre gab, konnten zwischen 2005 und 2012 deutlich mehr Partikel beobachtet werden. Besonders drei Eruptionen stachen dabei heraus: Der Kasatochi im August 2008 auf den Aleuten in Alaska (USA), der Sarytschew im Juni 2009 auf den Kurilen vor Kamtschatka (Russland) und der Nabro im Juni 2011 in Eritrea am Roten Meer. Alle drei schleuderten Schätzungen zufolge jeweils weit über eine Megatonne Schwefeldioxid (SO2) in die Atmosphäre. „Praktisch alle Vulkaneruptionen, die die Stratosphäre erreichen, führen zu mehr Partikeln in dieser Schicht, da sie Schwefeldioxid mitbringen, aus dem sich Sulfatpartikel bilden“, erläutert Dr. Markus Hermann vom TROPOS, der die Vor-Ort-Partikelmessungen im CARIBIC-Projekt betreut.

Ob ein Vulkanausbruch globale Auswirkungen auf das Klima hat, hängt von einer Reihe von Faktoren ab. Dazu gehört die ausgestoßene Menge an Schwefeldioxid sowie die maximale Höhe, die die Eruption erreicht. Aber auch der Breitengrad der Eruption spielt eine wichtige Rolle: Da die Strömungen in der oberen Atmosphäre auf der Nordhalbkugel weitgehend getrennt von denen auf der Südhalbkugel ablaufen, können nur Vulkane in Nähe des Äquators ihr Material effektiv über beide Hemisphären verteilen. Im April 2015 wurde an den Ausbruch des Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa (auf 8° südlicher Breite) vor 200 Jahren gedacht, der zu einer so starken globalen Abkühlung führte, dass 1816 das „Jahr ohne Sommer“ genannt wurde und dadurch schwere Missernten und Hungersnöte ausgelöst wurden. Auch der Krakatau 1883 in Indonesien (auf 6° südlicher Breite) oder der Pinatubo 1991 auf den Philippinen (auf 15° nördlicher Breite) sorgten für spürbare Abkühlungen. „Unsere Studie deutet nun darauf hin, dass der kühlende Effekt von Vulkanausbrüchen in der Vergangenheit unterschätzt wurde, da der unterste Teil der Stratosphäre in diesen Berechnungen fehlte“, erklärt Dr. Sandra M. Andersson. „Insgesamt unterstreichen unsere Ergebnisse, dass die untere Stratosphäre viel wichtiger für das Klima der Erde ist, als bislang angenommen wurde“, fassen die beiden CARIBIC-Koordinatoren Dr. Carl Brenninkmeijer vom Max-Planck-Institut für Chemie (MPI-C) in Mainz und Dr. Andreas Zahn vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zusammen. Das CARIBIC-Observatorium wurde bis Ende 2014 vom MPI-C koordiniert und betrieben, seit 2015 durch das KIT.

In den letzten Jahren ist viel über Unterschiede zwischen den modellierten und den tatsächlich beobachteten Erwärmungsraten diskutiert und über die Ursachen dieser Diskrepanzen spekuliert worden – von systematischen Fehlern bei der Abhängigkeit des Klimas vom Anstieg der Treibhausgase bis zu Problemen, die natürlichen Schwankungen des Klimas hinreichend in den Modellen abzubilden. Neuere Untersuchungen konnten jedoch zeigen, dass verschiedene Faktoren wie veränderten Meeresströmungen, Schwankungen in der Sonnenaktivität und Aerosole aus Vulkanen zu diesen Abweichungen beitragen, weil sie in den Klimamodellen nicht hinreichend berücksichtigt sind. 2011 hatten Susan Solomon und Kollegen in SCIENCE den Effekt des vulkanischen Aerosols in der Stratosphäre oberhalb von 15 Kilometern Höhe noch auf -0,1 Watt pro Quadratmeter geschätzt. Die jetzt veröffentlichte Studie belegt jedoch, dass dieser globale Strahlungsantrieb sich zwischen 2008 und 2011 um mehr als 30 Prozent erhöht hat, wenn auch die untere Stratosphäre unter 15 Kilometern Höhe mit berücksichtigt wird. In den mittleren Breiten der Nordhemisphäre ist die Effekt sogar noch größer.
Tilo Arnhold (TROPOS)

Publikation:
Sandra M. Andersson, Bengt G. Martinsson, Jean-Paul Vernier, Johan Friberg, Carl A. M. Brenninkmeijer, Markus Hermann, Peter F. J. van Velthoven & Andreas Zahn (2015): Significant radiative impact of volcanic aerosol in the lowermost stratosphere. Nature Communications, doi: 10.1038/ncomms8692.
http://www.nature.com/ncomms/index.html

Die Untersuchungen wurden gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF; Messbetrieb von IAGOS-D) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG; Schwerpunktprogramm HALO/SPP 1294). Die Deutsche Lufthansa AG (CARIBIC-Observatorium) und das NASA Langley Research Center (CALIPSO-Aerosolmessungen) leisteten technische Unterstützung.

Weitere Infos:
Dr. Markus Hermann
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
Tel. +49-341-2717-7071
http://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/markus-hermann/

und
Sandra M. Anderson, PhD/ Prof. Bengt G. Martinsson
Lund University (Schweden)
Tel. +46-462227733, +46-462227989
http://www.staff.lu.se/lucat/user/dfbe909468947ecffd067bd2d85df838

und
Dr. Andreas Zahn
Institut für Meteorologie und Klimaforschung (IMK) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Tel. +49-721-608- 22788
http://www.imk-asf.kit.edu/mitarbeiter_51.php

oder
Tilo Arnhold, TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +49-341-2717-7189
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/

Links:
IAGOS-CARIBIC
Aerosolpartikelmessungen mittels Passagierflugzeugen – das IAGOS-CARIBIC Projekt
http://www.tropos.de/forschung/atmosphaerische-aerosole/langzeit-prozess-und-tre…
http://www.iagos.org/

Particulate Carbon and Sulfur in the Lowermost Stratosphere
http://www.cast.lu.se/presentations/CAST_aerosol_seminar_2011-09-15_presentation…

Lufthansa Airbus A340-300 „D-AIKO“ sammelt Daten von atmosphärischen Spurenstoffen in Reiseflughöhe
http://www.lufthansagroup.com/de/themen/klimaforschung.html
http://www.fz-juelich.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/UK/DE/2015/15-05-07iagos….

Video:
http://www.lufthansagroup.com/de/verantwortung/klima-und-umweltverantwortung/for…

aktuelle Karte der IAGOS-Flüge:
http://www.iagos.fr/web/images/map/map_iagos.png

CALIPSO (Cloud-Aerosol Lidar and Infrared Pathfinder Satellite Observations)
http://de.wikipedia.org/wiki/CALIPSO
http://www-calipso.larc.nasa.gov/

Validierung von Satelliten-Lidarmessungen
http://www.tropos.de/forschung/atmosphaerische-aerosole/langzeit-prozess-und-tre…
Polarstern bestand Wettrennen mit Erdbeobachtungssatelliten des A-Train (Pressemitteilung vom 14.04.2014)
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/polarstern-bestand-wet…

Auswirkungen von Aerosolpartikeln auf das Klima:
… und jetzt zum Klima von morgen (MaxPlanckForschung Heft 1/2015)
http://www.mpg.de/9221340/W005_Umwelt_Klima_068-075.pdf

Globale Verdunkelung
http://de.wikipedia.org/wiki/Globale_Verdunkelung

„Jahr ohne Sommer“
http://de.wikipedia.org/wiki/Jahr_ohne_Sommer

Aerosols: Tiny Particles, Big Impact
http://earthobservatory.nasa.gov/Features/Aerosols/

Wichtige wissenschaftliche Publikationen zum Thema:
Karl, T. et al. Science (2015).
http://dx.doi.org/10.1126/science.aaa5632
http://www.nature.com/news/climate-change-hiatus-disappears-with-new-data-1.1770…

Schmidt, G., Shindell, D. T. & Tsigaridis, K. Nature Geosci. 7, 158-160 (2014).
http://dx.doi.org/10.1038/ngeo2105

Santer, B. D. et al. Nature Geosci. 7, 185-189 (2014).
http://dx.doi.org/10.1038/ngeo2098

Solomon, S. et al. Science 333 (6044), 866-870. (2011).
http://dx.doi.org/10.1126/science.1206027

Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) ist Mitglied der Leibniz- Gemeinschaft, die 89 selbständige Forschungseinrichtungen verbindet. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen, u.a. in Form der WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,64 Milliarden Euro. http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Weitere Informationen:
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/

Quelle: idw

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Demografischer Wandel als Schrittmacher für technologische Entwicklung

Frauke Nippel Geschäftsstelle Vorstand
Technologiestiftung Berlin

Studie zur altersgerechten Mobilität in Berlin vorgestellt

Technische Lösungen beispielsweise aus der Robotik sowie die weitere Vernetzung der Verkehrsträger können die Barrierefreiheit der Verkehrsmittel in Berlin fördern und dazu beitragen, dass die Stadt noch attraktiver für die wachsende Zahl der über 65jährigen wird. Ebenfalls wichtig ist es, die vorhandenen Geodatenbank um seniorenrelevante Informationen zu ergänzen. Dies zeigt die Studie „Demografie und Mobilität. Wie Technik unterstützen kann“, die Nicolas Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Technologiestiftung Berlin, gemeinsam mit Rico Gast, Stabsabteilungsleiter Geschäftsentwicklung bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), heute vorstellte.

Nicolas Zimmer: „Die Stadt sollte den demografischen Wandel als Chance verstehen und Berlin zum Living Lab für die älter werdende Gesellschaft machen. Neben der Verfügbarkeit von Daten ist die Entwicklung von Anwendungen wichtig, die von Menschen unterschiedlichen Alters intuitiv genutzt werden können. Die Digitalisierung macht Berlin auch für Seniorinnen und Senioren to the place to be.“

Dr. Sigrid Evelyn Nikutta: „Die barrierefreie Gestaltung von Mobilität für Menschen mit Behinderung und für Menschen, die in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind, hat für die BVG eine hohe Bedeutung. Aus diesem Grund sind wir besonders stolz darauf, dass bereits insgesamt 109 U-Bahnhöfe barrierefrei zu erreichen sind und ein komfortabler und barrierefreier Einstieg in insgesamt rund 1600 Fahrzeugen möglich ist. Selbstverständlich ist die Barrierefreiheit auch weiterhin wichtiges Kriterium bei allen Neu- und Umbauten von Verkehrsanlagen und Neubeschaffungen von Fahrzeugen.“

Bis 2030 wird fast jeder Vierte in Berlin über 65 Jahre alt sein, die Zahl der über 80jährigen um rund 80 Prozent steigen. Dies hat Auswirkungen auf die Verkehrsströme. Ältere Menschen bewegen sich zu anderen Zeiten, auf anderen Strecken und mit anderen Verkehrsmitteln durch die Stadt als beispielsweise die Gruppe der Berufstätigen. Sie stellen andere Anforderungen an Sicherheit und Komfort von öffentlichen Verkehrsmitteln und fragen Assistenzsysteme wie Einparkhilfen für das Auto und Elektromotoren am Fahrrad nach.

In Zukunftsszenarien spielt die Technologiestiftung durch, welche Schlüsselfaktoren die weitere Entwicklung im Verkehrsbereich beeinflussen werden und leitet daraus Handlungsempfehlungen ab. Berlin ist mit einem dichten Verkehrsnetz ausgestattet und schon heute mit seinem Echtzeitverkehrsinformationssystem und seinem vielfältigen Dienstleistungsangebot zum Beispiel zum Carsharing im Verkehrsbereich besonders innovativ. Es hat die Chance, für die wachsende Gruppe der über 65jährigen noch attraktiver zu werden, wenn es die vorhandenen Stärken gezielt weiter ausbaut. Der Markt für altersgerechte, mobilitätsunterstützende Produkte befindet sich gerade im Entstehen. Hier frühzeitig die Innovationsführerschaft zu übernehmen, kann zu einem bedeutenden regionalen Wirtschaftsfaktor werden.

Die Studie „Demografie und Mobilität in Berlin 2030. Wie Technik unterstützen
kann“ wurde aus Mitteln des Landes Berlin und der Investitionsbank Berlin
gefördert, kofinanziert von der Europäischen Union- Europäischer Fonds für
Regionale Entwicklung. Investition in Ihre Zukunft“.

Weitere Informationen:
https://www.technologiestiftung-berlin.de/fileadmin/daten/media/publikationen/Re…

Quelle: idw

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Klimawandel: Immer mehr Rekord-Regenfälle

Mareike Schodder Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Weltweit haben extreme Regenfälle in den vergangenen dreißig Jahren zu immer neuen Rekorden geführt. Bis 1980 lassen sich Schwankungen in der Häufigkeit von Starkregen mit natürlichen Faktoren erklären,– für die jüngste Zeit aber haben Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung einen klaren Aufwärtstrend solcher zuvor nie dagewesenen Regenfälle entdeckt. Diese Zunahme passt zum Anstieg der globalen Mitteltemperatur, die verursacht wird von Treibhausgasen aus dem Verbrennen von Kohle und Öl. Sturzbachartige Regenfälle können zu folgeschweren Überschwemmungen führen.

Extreme Regenfälle in Pakistan 2010 haben verheerende Fluten verursacht, die zum Tode hunderter Menschen führten und Cholera auslösten. Andere Beispiele von Rekord-Regenfällen im untersuchten Zeitraum sind die in Texas 2010, die zu Dutzenden Blitzfluten führten. Und seit 1997 haben sich in Deutschland nicht weniger als drei so genannte Jahrhundertfluten ereignet – also innerhalb von nur wenigen Jahren. „In allen diesen Regionen hat die Regenmenge, die an einem Tag zu Boden stürzte, örtliche Rekorde gebrochen“, erklärt Leit-Autor Jascha Lehmann. „Jedes dieser einzelnen Ereignisse hat eine ganze Reihe von verschiedenen Auslösern, aber insgesamt sehen wir bei diesen am jeweiligen Ort so nie dagewesenen Unwettern einen klaren Trend: sie nehmen zu.“

Zunahme um durchschnittlich 12 Prozent, aber um 56 Prozent in Südost-Asien
Eine statistische Analyse von Regendaten aus den Jahren 1901-2010, gewonnen aus Tausenden von Wetterstationen weltweit, zeigt für den Zeitraum seit 1980 einen Anstieg solcher Rekord-Regen-Ereignisse um 12 Prozent verglichen mit einem Szenario ohne Klimawandel. „Weil der Trend nach oben weist, beträgt die Zunahme von Rekord-Regenfällen im letzten der untersuchten Jahre sogar 26 Prozent“, so Lehmann.

Diese Rekorde brechende Abnormität ist auf den verschiedenen Kontinenten der Erde unterschiedlich ausgeprägt; feuchte Regionen erleben eine stärkere Zunahme, trockene eine weniger starke. In den Ländern Südost-Asiens wurde eine Zunahme von Rekord-Regenfällen um volle 56 Prozent verzeichnet, in Europa um 31 Prozent. Andere Regionen hingegen beobachten eine Abnahme von Rekord-Regen. Im Mittelmeer-Raum beträgt diese Abnahme 27 Prozent, im Westen der USA 21 Prozent. Beide Regionen sind von Trockenheit bedroht.

Die Verbindung zum Klimawandel: Warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen
Eine statistische Analyse kann keine direkte physikalische Ursache-Wirkung-Beziehung liefern. Deshalb haben die Wissenschaftler ihre Ergebnisse mit dem bereits vorhandenen Wissen verglichen, wieviel mehr an Wasser eine wärmere Atmosphäre speichern kann; erfasst wird dies mit der Clausius-Clapeyron-Gleichung. Das Mehr an Feuchtigkeit in der Luft kann bei kurzfristigen Regenfällen freigesetzt werden. Die Forscher zeigen, dass die beobachtete Zunahme von nie dagewesenem Starkregen tatsächlich zu dem passt, was man durch den Einfluss der globalen Erwärmung rein thermodynamisch erwarten würde.

„Das bedeutet: Einer von zehn Rekord-Regen in den vergangenen dreißig Jahren ist nur durch den Einfluss der langfristigen Klima-Erwärmung zu erklären“, sagt Ko-Autor Dim Coumou. „Und im letzten untersuchten Jahr, 2010, ist es sogar einer von vier Rekord-Regenfällen.“

Bislang konnten Studien nur mit mittlerer Sicherheit sagen, wie der vom Menschen verursachte Ausstoß von Treibhausgasen örtliche wie auch weltweit gemittelte Regenfälle beeinflusst hat. Die nun vorliegende Studie hilft, diese Forschungslücke zu schließen. Erstmals blickt sie, aufbauend auf früheren Studien zu Starkregen, auf weltweite Beobachtungsdaten von kurzfristigen Rekord-Regenfällen.

„Dieser Trend ist beunruhigend“
Die Wissenschaftler haben berücksichtigt, dass die Qualität historischer Wetterdaten regional sehr unterschiedlich sein kann. Zum Beispiel sind Regenmessungen aus der Sahara nur spärlich vorhanden. Für die betreffende Region können daher keine Rückschlüsse gezogen werden. Andere Regionen wie Europa und die USA bieten hingegen über mehr als ein Jahrhundert hinweg sehr gute Messdaten, was es den Forschern erlaubt, für diese Regionen aussagekräftige Schlüsse zu ziehen.

„Der ausgeprägte Trend zu vermehrten Rekord-Regenfällen ist natürlich beunruhigend“, so Coumou. „Aber weil dieser Trend übereinstimmend ist mit der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung, kann er auch vom Menschen wieder gedreht werden – nämlich wenn sie den Ausstoß von Treibhausgasen aus fossilen Brennstoffen rasch und stark reduzieren.“

Artikel:
Lehmann, J., Coumou, D., Frieler, K. (2015): Increased record-breaking precipitation events under global warming. Climatic Change [DOI: 10.1007/s10584-015-1434-y]

Weblink zum Artikel:
http://dx.doi.org/10.1007/s10584-015-1434-y

Quelle: idw

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Neue Quelle von Treibhausgasen entdeckt

Dr. Susanne Benner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Chemie

Flechten, Moose und Cyanobakterien produzieren große Mengen an Lachgas

Unscheinbare Lebewesen überraschen mit einer für das Klima wichtigen Eigenschaft: Flechten, Moose und Cyanobakterien geben große Mengen des Treibhausgases Lachgas (N2O) und geringe Mengen Methan (CH4) an die Atmosphäre ab. Wie neueste Untersuchungen ergaben, sind kryptogame Schichten, wie der flächige Bewuchs aus Flechten, Moosen, Cyanobakterien und weiteren Mikroorganismen wissenschaftlich genannt wird, für vier bis neun Prozent des aus natürlichen Quellen stammenden N2O verantwortlich. Dies fanden Wissenschaftler der Universitäten Gießen und Heidelberg und des Max-Planck-Instituts für Chemie in umfangreichen Laboruntersuchungen heraus. Da mit steigender Temperatur die Menge des emittierten Lachgases anstieg, gewinnt die Entdeckung der Gruppe mit Blick auf die globale Erwärmung an Bedeutung.

„Wir wollten zwei Dinge herausfinden: Erstens, ob kryptogame Schichten überhaupt N2O und CH4 abgeben. Und zweitens, wie sich die klimatischen Bedingungen auf die Emissionswerte auswirken“, erläutert Katharina Lenhart, Vertretungsprofessorin am Institut für Pflanzenökologie der Justus-Liebig-Universität Gießen, die Ziele der Studie. Dazu untersuchten die Wissenschaftler 68 Proben unterschiedlicher Flechten und Moose aus verschiedenen Klimaregionen. Sie erfassten die Treibhausgasemissionen der Organismen bei verschiedenen Temperaturen, Wassergehalten, Lichtbedingungen und Stickstoffdüngegaben, um so die Auswirkung der Umweltbedingungen auf die Freisetzung der Klimagase zu ermitteln.

„Die Methanemissionen von kryptogamen Schichten sind gemessen am globalen Rahmen zwar zu vernachlässigen. Bemerkenswert sind jedoch die hohen Freisetzungsraten für Lachgas“, so Bettina Weber, Gruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Chemie. „Generell konnten wir zeigen, dass die N2O und CH4 Emissionen ab einer Temperatur von 20 Grad Celsius stark zunehmen“, ergänzt sie. Deshalb vermuten die Wissenschaftler, dass die von Flechten, Cyanobakterien und Moosen stammenden Methan- und Lachgasemissionen im Zuge der globalen Erwärmung ansteigen könnten. Dies könnte vor allem in Wäldern der gemäßigten Breiten von größerer Bedeutung sein, wo kryptogame Schichten eine der Hauptquellen für Lachgasemissionen darstellen. In manchen Tundren, Steppen und Wüstenregionen sind sie vermutlich sogar die ausschließliche Quelle.

In einem nächsten Schritt werden die Wissenschaftler ihre im Labor gefundenen Ergebnisse in Feldstudien überprüfen und weitere Organismen in die Untersuchungen einschließen.

Auf die Idee zu der jetzigen Studie kamen die Forscher am Max-Planck-Institut, da sie einige Jahre zuvor herausgefunden hatten, dass kryptogame Schichten große Mengen Kohlendioxid und Stickstoff aus der Atmosphäre aufnehmen. Flechten, Moose und Cyanobakterien binden in etwa so viel Kohlendioxid wie bei der Verbrennung von Biomasse oder fossilen Brennstoffen jährlich freigesetzt werden. Dass Pflanzen und Pilze Methan produzieren können, hatte das Team um Frank Keppler vom Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg entdeckt. Zuvor hatte man angenommen, dass biogenes Methan ausschließlich unter Sauerstoffausschluss bei der Zersetzung organischen Materials entsteht.

Originalveröffentlichung:
Katharina Lenhart, Bettina Weber, Wolfgang Elbert, Jörg Steinkamp, Tim Clough, Paul Crutzen, Ulrich Pöschl and Frank Keppler
Nitrous oxide and methane emissions from cryptogamic covers
Global Change Biology (2015), doi: 10.1111/gcb.12995

Kontakt:
PD Dr. Bettina Weber
Max-Planck-Institut für Chemie
Abteilung Multiphasenchemie
55128 Mainz
E-Mail: b.weber@mpic.de

Dr. Katharina Lenhart
Vertretungsprofessorin für Geoökologie und Modellbildung
Justus-Liebig Universität Gießen
Interdisziplinäres Forschungszentrum (IFZ)
Institut für Pflanzenökologie
35392 Gießen
E-Mail: Katharina.Lenhart@bot2.bio.uni-giessen.de

Prof. Dr. Frank Keppler
Forschungsgruppe Biogeochemie
Institut für Geowissenschaften
Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 234-236
D-69120 Heidelberg
Email: frank.keppler@geow.uni-heidelberg.de

Quelle: idw

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Auch ohne Beschwerden – Mehrzahl der Raucher ist lungenkrank

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Große US-amerikanische Studie mit Heidelberger Beteiligung zur Lungengesundheit bei Rauchern zeigt: Trotz unauffälliger Lungenfunktion häufig schon deutliche Schäden mit Computertomographie erkennbar / Ergebnisse im Fachmagazin JAMA Internal Medicine erschienen

Deutlich mehr Raucher als bisher angenommen – rund 80 anstatt der mit gängigen Diagnosetests ermittelten ca. 50 Prozent – entwickeln eine sogenannte chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), die mit fortschreitenden Lungenschäden einhergeht. Das ist das Ergebnis einer Studie der führenden US-amerikanischen Lungenfachklinik National Jewish Health mit mehr als 8.800 Rauchern, an der auch ein Radiologe des Universitätsklinikums Heidelberg beteiligt war. Professor Dr. Hans-Ulrich Kauczor, Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, wertete computertomographische Aufnahmen der Studienteilnehmer aus. Selbst bei Rauchern, deren Lungenfunktionstest unauffällig ausfiel und die daher als gesund eingestuft wurden, fand der Experte Gewebeschäden: „Das Ergebnis zeigt ganz klar: Die Mehrheit der Raucher ist chronisch lungenkrank – auch wenn viele von ihnen nichts bemerken und davon ausgehen, dass es sie nicht betrifft. Aber ohne Behandlung schreitet die COPD unaufhaltsam weiter fort.“

Professor Kauczor hat sich auf die Weiterentwicklung der Lungenbildgebung spezialisiert und leitet die „Imaging-Plattform“ am Deutschen Zentrum für Lungenforschung. Die Studie ist nun im renommierten Fachjournal JAMA Internal Medicine erschienen.

An einer COPD leiden in Deutschland rund acht Millionen Menschen, jedes Jahr sterben über 100.000 an den Folgen des schleichenden Lungenversagens. „Die COPD ist eine – jedenfalls hierzulande – größtenteils vermeidbare Erkrankung“, betont der Lungenexperte Professor Dr. Felix Herth, Chefarzt der Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg. „Rund 90 Prozent der Betroffenen sind oder waren Raucher.“ Häufig leidet die Lunge lange unbemerkt, Symptome wie Kurzatmigkeit oder morgendlicher Husten werden oftmals nicht ernst genommen. Hat sich das Lungengewebe aber erst einmal krankhaft verändert, kann dies nicht mehr rückgängig gemacht werden. Je früher die Therapie einsetzt, desto besser können weitere Schäden hinausgezögert werden. Eine Heilung ist nicht möglich.

Folgen langjährigen Rauchens auf die Lunge bisher unterschätzt
Zur Diagnose einer COPD wird in der Regel ein Lungenfunktionstest, die Spirometrie, herangezogen. Dabei wird u.a. gemessen, wie viel Luft die Patienten einatmen und in einer Sekunde ausatmen können. Dass damit die Folgen langjährigen Rauchens auf die Lunge bisher gravierend unterschätzt wurden, hat die Studie des National Jewish Health nun eindrucksvoll belegt.

Die Wissenschaftler um Professor Dr. James Crapo und Dr. Elisabeth Regan vom National Jewish Health in Denver untersuchten 8.872 aktive und ehemalige Raucher im Alter zwischen 45 und 80 Jahren. Alle hatten mindestens zehn Jahre lang mindestens eine Packung Zigaretten pro Tag (zehn Packungsjahre), die meisten deutlich mehr geraucht. Bei rund der Hälfte der Teilnehmer fanden sich beim Lungenfunktionstest keine Anzeichen einer COPD. Ihre Lungen wurden als gesund eingestuft.

Zusätzliche Untersuchungen zeichneten allerdings ein anderes Bild: Bei 42 Prozent der zuvor als gesund eingestuften Teilnehmer zeigten CT-Untersuchungen Veränderungen der Atemwege oder aufgeblähte Lungenabschnitte (Emphysem). 23 Prozent litten unter Atemnot, 15 Prozent schafften beim Gehtest weniger als 350 Meter in sechs Minuten. In einem Fragebogen überschritt ein Viertel von ihnen einen Wert, der eine klinisch relevante Einschränkung der Lebensqualität markiert. Insgesamt war bei mehr als der Hälfte (55 Prozent) die Lungengesundheit in irgendeiner Form beeinträchtigt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dies frühe Anzeichen einer COPD sind.

Bei ersten Beschwerden Lungengewebe bereits irreversibel geschädigt
Was das für die Lunge bedeutet, erklärt Professor Herth: „Bei Einschränkungen im Lungenfunktionstest gehen wir davon aus, dass bereits ein Viertel des Lungengewebes zerstört ist. Bis dahin ist viel Raum für erhebliche Schäden, die Betroffene nicht bewusst wahrnehmen oder wahrnehmen wollen. Hier gilt es, durch entsprechende Beratung zu sensibilisieren.“ Außerdem sollte bei Rauchern die Therapie der COPD, z.B. in Form von Sprays zum Inhalieren, bei entsprechenden Beschwerden schon früher als bisher einsetzen, auch wenn der Lungenfunktionstest noch keinen Anlass zur Sorge gibt. „Voraussetzung ist allerdings, dass der Patient das Rauchen aufgibt, sonst hat die Behandlung ohnehin keinen Erfolg“, so der Lungenspezialist.

Literatur:
Clinical and Radiologic Disease in Smokers With Normal Spirometry: Elizabeth A. Regan, MD et al.; JAMA Intern Med. Published online June 22, 2015. doi:10.1001/jamainternmed.2015.2735

Kontakt:
Prof. Dr. Hans-Ulrich Kauczor
Ärztlicher Direktor
Klinik Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Tel.: 06221 56-6410 (Sekretariat)
E-Mail: hu.kauczor@med.uni-heidelberg.de

Prof. Dr. Felix Herth
Ärztlicher Direktor
Chefarzt Innere Medizin – Pneumologie
Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg
Tel. 06221 396-1200
E-Mail: felix.herth@med.uni-heidelberg.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Weitere Informationen:
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/63226/Viele-Raucher-haben-unterschwellige-… Artikel im Deutschen Ärzteblatt
http://www.eurekalert.org/pub_releases/2015-06/njh-mos061915.php Abstract

Quelle: idw

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Demographischer Wandel verstärkt Unterschiede zwischen Stadt und Land

Maria Droop Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

Deutschlands Bevölkerungsstruktur wird sich in den kommenden Jahren spürbar verändern. Das Durchschnittsalter steigt. Der Pflegebedarf nimmt zu. Während die Städte eher wachsen, dünnt der ländliche Raum weiter aus. Die Kommunen stellt das vor ganz unterschiedliche Herausforderungen.

Deutschland wird bis zum Jahr 2030 um mehr als eine halbe Million Einwohner schrumpfen. Das zeigt eine Bevölkerungsprognose aus dem Datenportal „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung. Für die Studie wurde die zahlenmäßige Entwicklung der Bevölkerung für Städte und Gemeinden ab 5.000 Einwohner sowie aller Landkreise berechnet. Demnach werden in 15 Jahren trotz zu erwartender hoher Zuwanderung in Deutschland nur noch 79,97 Millionen Menschen leben, 0,7 Prozent weniger als 2012.

Der Bevölkerungsrückgang verteilt sich alles andere als gleichmäßig. Die einzelnen Bundesländer und Regionen nehmen sogar eine teils gegensätzliche Entwicklung. Während Sachsen-Anhalt (- 13,6 Prozent), Thüringen (- 9,9 Prozent) sowie Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland (je – 7,9 Prozent) einen beachtlichen Teil ihrer Bevölkerung verlieren, werden andere Länder wachsen. Die Stadtstaaten Berlin (+ 10,3 Prozent), Hamburg (+ 7,5 Prozent) und Bremen (+ 1,0 Prozent) gewinnen ebenso an Einwohnern wie die Flächenländer Bayern (+ 3,5 Prozent), Baden-Württemberg (+ 2,1 Prozent), Hessen (+ 1,8 Prozent) und Schleswig-Holstein (+ 0,4 Prozent).

Städte wachsen, ländlicher Raum verliert
Vor allem für viele Gemeinden im ländlichen Raum dürften die Folgen des Bevölkerungsrückgangs dramatisch werden. In Hoyerswerda (Kreis Bautzen), Bitterfeld-Wolfen (Kreis Anhalt-Bitterfeld), Gräfenhainichen (Kreis Wittenberg) oder Roßleben (Kyffhäuserkreis) wohnen 2030 gut 26 Prozent weniger Menschen als 2012. Unterföhring, Feldkirchen (beide Kreis München), Ilvesheim (Rhein-Neckar-Kreis) und Teltow (Kreis Potsdam-Mittelmark) hingegen erwarten einen Anstieg der Einwohnerzahl um mehr als ein Viertel.

Generell setzt sich der Trend fort: Städtische Regionen wachsen, der ländliche Raum verliert. Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung: „Es wird für die schrumpfenden und alternden Regionen immer schwieriger, eine gute Infrastruktur zu gewährleisten.“ Die zentrale Herausforderung sei, auch in einwohnerschwachen Regionen flexible Mobilitätsangebote, schnelles Internet und eine angemessene Gesundheitsversorgung in erreichbarer Nähe anzubieten.

Gefahr von Versorgungslücken für alte Menschen
Die zunehmende Alterung der Bevölkerung bedeutet einen erhöhten Pflegebedarf in den Kommunen. 2030 wird die Hälfte der Bundesbürger älter als 48,1 Jahre sein, während das sogenannte Medianalter 2012 noch 45,3 Jahre betrug. In den Stadtstaaten Berlin und Hamburg liegt es 2030 bei etwa 43 Jahren am niedrigsten. Am höchsten ist das Medianalter in Brandenburg und Sachsen-Anhalt (53,0 Jahre) sowie in Mecklenburg-Vorpommern (52,6 Jahre).

Auch dieser Wert verändert sich regional ganz unterschiedlich. Auf der Ebene der Städte und Gemeinden wird die Spanne von 41 bis 63 Jahren (2012: von 37 bis 56 Jahren) reichen. „Jüngste“ Kommunen sind dann München, Unterföhring (Kreis München) und Münster, „älteste“ Kommunen sind 2030 Bad Füssing (Kreis Passau), Guben (Kreis Spree-Neiße) und Grömitz (Kreis Ostholstein).

In den kommenden 15 Jahren steigt die Zahl der Hochbetagten über 80 Jahre bundesweit um 47,2 Prozent auf über 6,3 Millionen. Mit seiner relativ jungen und wachsenden Bevölkerung wird sich Berlin gleichwohl auf einen Anstieg in dieser Altersgruppe um 75,1 Prozent einstellen müssen. Hohe Zuwächse wurden auch für Schleswig-Holstein (+ 68,8 Prozent) und Brandenburg (+ 60,9 Prozent) errechnet. Moderater verläuft die Entwicklung im Saarland (+ 31,8 Prozent) und in Nordrhein-Westfalen (+ 36,1 Prozent).

Nur in vereinzelten Gemeinden werden 2030 weniger über 80-Jährige leben als 2012. So gibt es einen Rückgang von 17 Prozent und mehr in Bad Blankenburg (Kreis Saalfeld-Rudolstadt) und Heringen (Werra) im Kreis Hersfeld-Rotenburg. Die Zuwächse fallen sehr viel drastischer aus: So müssen Kirchheim (Kreis München), Kropp (Kreis Schleswig-Flensburg) und Karlsfeld (Kreis Dachau) mit einem Anstieg von mehr als 180 Prozent bei den Hochbetagten rechnen. „Mit dem Anstieg dieser Altersgruppe vergrößert sich auch der Unterstützungs- und Pflegebedarf in den Kommunen. Es gilt, frühzeitig der Gefahr von Versorgungslücken aufgrund fehlender Pflegekräfte entgegenzuwirken“, sagte Brigitte Mohn.

Zusatzinformationen
Die Auswertungen und Analysen stammen aus dem „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung. Unter www.wegweiser-kommune.de werden für alle Kommunen in Deutschland mit mehr als 5.000 Einwohnern Daten, Bevölkerungsvorausberechnungen, Handlungskonzepte und Praxisbeispiele für kommunale Akteure zur Verfügung gestellt. Der „Wegweiser Kommune“ ermöglicht so einen Blick auf die Entwicklung in den Politikfeldern demographischer Wandel, Bildung, Finanzen, Integration und soziale Lage.

Unsere Experten: Carsten Große Starmann, Telefon: 0 52 41 81 81 228
E-Mail: carsten.grosse.starmann@bertelsmann-stiftung.de

Petra Klug, Telefon: 0 52 41 81 81 347
E-Mail: petra.klug@bertelsmann-stiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de

Quelle: idw

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Hitze und Starkregen in der Stadt – wie sich Kommunen wappnen können

Christian Schlag Stab Direktor
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Neue BBSR-Broschüre gibt Tipps für den Umbau städtischer Infrastruktur gegenüber Witterungs- und Klimarisiken

Eine neue Arbeitshilfe des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) gibt Hinweise, wie sich Städte und Gemeinden besser gegen Extremwetter wie Starkregen mit Überflutungen und Hitze wappnen können. Die Wissenschaftler haben für die Arbeitshilfe zahlreiche Beispiele von Kommunen unterschiedlicher Größe ausgewertet und diese anschaulich aufbereitet. Informationen zu Leitfäden, Gefahrenkarten, Mustersatzungen und Regelwerken liefern weiterführende Hinweise. Schritt für Schritt können Kommunen so gezielt Anpassungsmaßnahmen an Extremwitterungen und die Folgen des Klimawandels umsetzen.

„Schon heute heizen sich die Städte sehr viel stärker auf als das Umland. Dauer und Intensität von Hitzeperioden nehmen zu. Immer häufiger sind Städte und Regionen von Starkregen und Überflutungen betroffen. Unsere Fallstudien zeigen, dass Maßnahmen zur Vorsorge Schäden mindern und Hitzewellen erträglich machen. Gerade in dicht bebauten Stadtquartieren gibt es viele Möglichkeiten, schon mit kleinteiligen Maßnahmen die Hitzebelastung zu reduzieren“, so BBSR-Direktor Harald Herrmann.

Vor allem eine Erhöhung des Anteils an begrünten Oberflächen bindet Wasser und trägt zur Hitzevorsorge bei. Über offene Rasenflächen und Wiesen kann die kühle Luft in die Siedlungsgebiete strömen. Parkanlagen entwickeln bereits ein eigenes kühleres Binnenklima, das in überhitzte Stadträume ausstrahlen kann. Aber auch in dichter bebauten Quartieren verbessert urbanes Grün das Quartiersklima und sorgt für Kühlung – etwa durch die Entsiegelung und Begrünung von Grundstücken und deren Bewässerung.

Neben Maßnahmen gegen Hitze gibt die Broschüre Hinweise für den Umgang mit sommerlichem Starkregen. „Die Zusammenarbeit von Stadtentwicklung und Siedlungswasserwirtschaft für ein ganzheitliches Regenwassermanagement ist wichtig, um die Folgen von Starkregen mit Überflutungen zu mindern“, betont BBSR-Direktor Harald Herrmann. So können speziell angelegte Versickerungsanlagen die Kanalnetze entlasten und Rückhalteflächen das Regenwasser speichern. Speziell gestaltete Plätze, Straßen und Wege werden im Extremfall für den Abfluss des Wassers genutzt.

Die Broschüre zeigt darüber hinaus, wie Kommunen durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Beratung Haus- und Grundstückseigentümer für Vorsorge gewinnen können. „Es sind vor allem die Kommunen, die ihre Infrastruktur anpassen. Alleine schaffen sie das aber nicht. Gegenüber Witterungs- und Klimarisiken widerstandsfähige Städte erhalten wir nur im Zusammenspiel von öffentlicher und privater Vorsorge. Der bauliche Schutz von Gebäuden vor Hitze und extremen Niederschlägen sollte dabei Maßnahmen der Kommunen ergänzen“, so Herrmann.

Interessierte können die Publikation im BBSR per E-Mail (gabriele.bohm@bbr.bund.de) anfordern. Eine PDF-Version kann unter http://www.bbsr.bund.de abgerufen werden.

Download der Veröffentlichung
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/Sonderveroeffentlichungen/20…

Kontakt
Christian Schlag
Stab Direktor und Professor
Tel.: +49 228 99401-1484
E-Mail: christian.schlag@bbr.bund.de

Dr. Fabian Dosch
Referat I 6 – Stadt-, Umwelt- und Raumbeobachtung
Tel.: +49 228 99401-2307
E-Mail: fabian.dosch@bbr.bund.de

Folgen Sie dem BBSR auf Twitter: twitter.com/bbsr_bund
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Es berät die Bundesregierung bei Aufgaben der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens.

Quelle: idw

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Seltene Erden als Umweltbelastung: anthropogene Hochtechnologiemetalle in Rheinmuscheln gefunden

Kristina Logemann Brand Management, Marketing & Communications
Jacobs University Bremen gGmbH

Die Ausbreitung kritischer Hochtechnologiemetalle in der Umwelt geht weiter. Eine in der Fachzeitschrift „Science of the Total Environment“ veröffentlichte Studie von Michael Bau, Professor für Geowissenschaften an der Jacobs University in Bremen, und seiner Doktorandin Gila Merschel, zeigt, dass Seltene Erden in die Nahrungskette gelangen können.

Flussabwärts von Worms ist der Rhein mit Lanthan und Samarium verunreinigt. Diese beiden Metalle gehören zur Gruppe der Seltenen Erden und stammen aus der Produktion von Katalysatoren für die Erdölverarbeitung. Bisher war unklar, ob Tiere diese Seltenen Erden aus dem Wasser aufnehmen und in ihrem Körper anreichern können. Michael Bau und Gila Merschel ist es nun gelungen, die Hochtechnologiemetalle erstmals in Muschelschalen nachzuweisen. „Wir haben an neun Stellen am Rhein zwischen Bodensee und niederländischer Grenze die Schalen von Körbchenmuscheln untersucht. Alle Muschelschalen, die wir nördlich von Worms beprobt haben, also flussabwärts von der Stelle, an der anthropogenes Lanthan und Samarium in den Rhein gelangen, weisen anomal hohe Gehalte dieser Metalle auf“, berichtet Michael Bau und ergänzt: „Das bedeutet, dass diese Seltenen Erden bioverfügbar sind und von Tieren und Mikroorganismen in ihren Körper aufgenommen werden können.“ Da über die Wirkung von Seltenen Erden auf den Menschen und insbesondere auf Kinder und Schwangere nur wenig bekannt ist, müssen weitere Studien jetzt klären, ob die Hochtechnologiemetalle auch von Fischen aufgenommen werden, die durch Fischer oder Hobbyangler in den Verzehr gebracht werden. Michael Bau und Gila Merschel betonen aber, dass nur im engeren Bereich der Einleitstelle nördlich von Worms die Lanthan-Konzentration im Rhein so hoch ist, dass dies zum Problem werden könnte.

Ein anderes Selten-Erd-Element, das in nahezu allen deutschen Flüssen als Verunreinigung auftritt, ist Gadolinium. Es stammt aus Kontrastmitteln, die bei der medizinischen Diagnostik in der Magnetresonanztomographie verwendet werden, und gelangt über das gereinigte Abwasser von Klärwerken in Flüsse und Seen. In Muschelschalen aus Rhein und Weser konnten die Jacobs Geochemiker das Kontrastmittel-Gadolinium bisher jedoch nicht nachweisen. Es ist also im Gegensatz zum anthropogenen Lanthan und Samarium nicht bioverfügbar.

Aber nicht nur in Deutschland, sondern nahezu überall auf der Welt breiten sich die Hochtechnologiemetalle in der Umwelt aus. Im Rahmen einer Studie des EU-Projektes CLIM-AMAZON haben Michael Bau und Gila Merschel herausgefunden, dass der Lago Paranoa, ein als Naherholungsgebiet vielbesuchter künstlicher See in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia, weiträumig mit Kontrastmittel-Gadolinium verunreinigt ist. Gemeinsam mit ihrer Bachelor-Studentin Linda Baldewein und Kollegen der Universität Brasilia ist den Bremer Wissenschaftlern damit der erste Nachweis des Hochtechnologiemetalls in Fluss- oder Seewasser in Südamerika gelungen. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass mit dem Gadolinium-haltigen Abwasser in Zukunft auch andere Xenobiotika wie zum Beispiel Arzneimittelrückstände, in dem See gelangen können. Das ist zwar zurzeit noch kein Problem, aber unsere Beobachtung ist wichtig, weil eine zukünftige Nutzung des Lago Paranoa als Trinkwasser-Reservoir diskutiert wird“, so Gila Merschel. Das Gemeinschaftsprojekt mit der Universität Brasilia ist Teil einer Brasilien-Kooperation des Bereichs Umwelt- und Rohstoffgeochemie im Earth and Environmental Sciences (EES) Programm der Jacobs University. Diese umfasst neben Forschungsprojekten in Brasilia und am Amazonas auch den Austausch von Studierenden und die gemeinsame Betreuung von Doktoranden.

Fragen beantwortet:
Michael Bau | Professor für Geowissenschaften
Email: m.bau@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-3564

Weitere Informationen:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048969715302394 – „Rare earth elements in the aragonitic shell of freshwater mussel Corbicula fluminea and the bioavailability of anthropogenic lanthanum, samarium and gadolinium in river water“ – Studie von Prof. Michael Bau und Gila Merschel in „Science of the Total Environment“

Anhang
https://idw-online.de/de/attachment44686
Tracing and tracking wastewater-derived substances in freshwater lakes and reservoirs: Anthropogenic gadolinium and geogenic REEs in Lake Paranoa´ , Brasilia

Quelle: idw

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Qualität von Fließgewässern mit DNA-Analysen bewerten

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Die Güte von Gewässern kann anhand der darin vorkommenden Organismen bewertet werden. Oft passieren dabei Fehler, weil sich viele Arten ähnlich sehen. Neue Methoden setzen daher auf DNA-Analysen. Biologen der Ruhr-Universität Bochum (RUB) haben das Verfahren weiterentwickelt, sodass sie viele Organismen auf einmal anhand kurzer DNA-Sequenzen identifizieren können – und zwar schnell und zuverlässig. Die Ergebnisse sind in der Zeitschrift „PLOS ONE“ veröffentlicht.

Expertenwissen für Artbestimmung droht verloren zu gehen
Industrie, Landwirtschaft und Besiedlung belasten die Gewässer; einige Organismen können unter den veränderten Bedingungen in Bächen und Flüssen nicht überleben. Ihre Anwesenheit gibt daher Aufschluss über die Qualität des Lebensraums. Die Experten, die die kleinen Tiere anhand ihres Aussehens identifizieren können, werden jedoch immer seltener; nur wenige Nachwuchsforscher betätigen sich in dem Bereich. RUB-Forscher vom Lehrstuhl Evolutionsökologie und Biodiversität der Tiere helfen dabei, das Expertenwissen zu konservieren.

Datenbank mit „DNA-Barcodes“
Zu diesem Zweck entsteht derzeit eine Datenbank in Zusammenarbeit mit dem „German Barcode of Life Project“: Zunächst identifizieren ausgewiesene Fachleute die Wasserorganismen anhand ihres Aussehens. Dann wird ein kurzer charakteristischer Bereich des Erbguts der Tiere – Barcode genannt – entschlüsselt und in der Datenbank hinterlegt. Wer wissen will, welche Arten in einem Gewässer vertreten sind, nimmt eine Wasserprobe, sequenziert die DNA der darin enthaltenen Organismen und vergleicht sie mit der Datenbank. Vasco Elbrecht und Dr. Florian Leese haben ein innovatives Laborprotokoll entwickelt, mit dem dieses sogenannte DNA-Barcoding wesentlich schneller geht als bislang. Über tausend Tiere können sie innerhalb von einer Woche nach der Probennahme identifizieren. Schon jetzt in der Pionierphase bestimmt die Methode mehr als 80 Prozent der Spezies richtig. Damit ist sie zuverlässiger als die Artbestimmung anhand äußerlicher Merkmale, und die Bochumer Biologen sind überzeugt, dass sie die Quote zeitnah noch deutlich steigern können.

Bewertungssysteme müssen an die neue Methode angepasst werden
Die Bochumer Biologen haben in ihrer Studie auch Limitationen des DNA-Barcoding aufgezeigt. Mit dem Verfahren lässt sich nicht ermitteln, wie viele Individuen einer bestimmten Art in einem Gewässer vorkommen. Die bisherigen Bewertungskriterien für die Gewässergüte beziehen jedoch solche Daten mit ein. „Das ist ein Problem für die gültigen Bewertungssysteme“, weiß Florian Leese. „Allerdings sind Fließgewässer sehr dynamisch; die Häufigkeit der Arten schwankt über die Jahre hinweg auch natürlicherweise stark. Es ist somit sinnvoll, die Qualität anhand von eindeutigen Artenlisten zu erheben, ohne zu sehr auf die Häufigkeit zu bauen.“

Titelaufnahme
V. Elbrecht, F. Leese (2015): Can DNA-based ecosystem assessments quantify species abundance? Testing primer bias and biomass – sequence relationships with an innovative metabarcoding protocol, PLOS ONE, DOI: 10.1371/journal.pone.0130324, Link: http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0130324

Weitere Informationen
Dr. Florian Leese, Lehrstuhl Evolutionsökologie und Biodiversität der Tiere, Fakultät für Biologie und Biotechnologie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-25072, E-Mail: florian.leese@rub.de

Quelle: idw

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Schwimmbadkeime gefährlich für die Augen – Schwimmbrille verhindert Infektionen

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

München – Bakterien verursachen 80 Prozent aller infektiösen Hornhauterkrankungen am Auge. Als möglicher Übertragungsort gilt das Schwimmbad – insbesondere in der Badesaison. Denn trotz des Chlors im Badewasser sammeln sich Schmutzpartikel und Keime im Becken. Diese können in Hornhaut und Bindehaut des Auges eindringen und dort Entzündungen verursachen. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät deshalb, zum Baden eine gut sitzende Schwimmbrille zu tragen und auf Kontaktlinsen zu verzichten. Bei anhaltenden Beschwerden sollten Betroffene den Augenarzt aufsuchen.

Bei sommerlichen Temperaturen laden Freibäder zur kühlen Erfrischung ein. Viele Badegäste klagen hinterher über gerötete, brennende und tränende Augen. Schuld daran ist das zur Badewasserdesinfektion eingesetzte Chlor. Denn durch eine Reaktion von Chlor mit Urin, Schweiß und Schmutz und Schmutzpartikeln im Badewasser entstehen reizende, chemische Verbindungen, die den schützenden Tränenfilm der Augen angreifen. Normalerweise klingen die Symptome nach wenigen Stunden ab. Augentropfen mit Tränenersatzflüssigkeit lindern das Brennen. „Halten die Beschwerden jedoch länger als 24 Stunden an, sollten Betroffene unbedingt einen Augenarzt aufsuchen, um eine mögliche Infektion auszuschließen“, rät Privatdozent Dr. med. Philip Maier, Leiter des Schwerpunkts Hornhaut- und Bindehauterkrankungen am Universitätsklinikum Freiburg.

Zum Schutz der Augen rät der DOG-Experte zu einer gut sitzenden, abdichtenden Schwimmbrille: Diese hält nicht nur die aggressiven Substanzen, sondern auch Schmutz und Bakterien von den Augen fern. Insbesondere Kontaktlinsenträger sollten ihre Augen schützen. „Beim Schwimmen ohne Brille kann sich die Kontaktlinse am Auge festsaugen“, erklärt Maier. Dadurch könne es zu sehr schmerzhaften Abschürfungen an der Hornhaut kommen. Außerdem können sich gefährliche Keime wie Akanthamöben oder Pilze unbemerkt in das weiche Material der Kontaktlinse einnisten und dort vermehren. Unbehandelt drohen in solchen Fällen bleibende Sehbeeinträchtigungen bis hin zur Erblindung. Ein nachlässiger Umgang mit Kontaktlinsen und mangelnde Pflege gelten aktuellen Daten zufolge als Hauptursachen für infektiöse Hornhauterkrankungen.

Moderne Schwimmbrillen mit geschliffenen Gläsern machen Sehhilfen im Wasser überflüssig. Eine Schwimmbrille schützt außerdem davor, dass die Linsen aus den Augen gespült werden. Wer gar nicht auf Kontaktlinsen verzichten möchte, sollte Tageslinsen verwenden und diese nach dem Schwimmbadbesuch entsorgen. Gründliches Händewaschen zum Einsetzen und Entfernen der Linsen sowie geeignete Pflegemittel gehören selbstverständlich zum sachgemäßen Gebrauch.

Literatur:
G. Geerling, P. Maier, B. Seitz, Die infektiöse Keratitis: Herpes im Griff, Akanthamöben und Fusarien auf dem Vormarsch, Klin Monatsbl Augenheilkd 2015; 232(6): 735-737

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Die größte grüne Wasserstoffanlage der Welt

Dipl.-Journ. Birte Müller-Heidelberg Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule RheinMain

In Mainz ist der Startschuss für die umweltfreundliche Erzeugung von Wasserstoff aus „grünem“ Strom gefallen. Die Hochschule RheinMain begleitet das Vorzeigeprojekt von wissenschaftlicher Seite.

Mit einem symbolischen Knopfdruck wurde in Mainz die größte grüne Wasserstoffanlage der Welt in Betrieb genommen, deren wissenschaftliche Begleitung die Hochschule RheinMain übernommen hat. Nach gut einem Jahr Bauzeit ist damit im Beisein der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer ein Vorzeigeprojekt der deutschen Energiewende an den Start gegangen. Die von den Partnern Linde, Siemens und Stadtwerke Mainz gemeinsam entwickelte Anlage wird künftig Wasserstoff mit Hilfe von umweltfreundlich erzeugtem Strom herstellen – unter anderem aus benachbarten Windkraftanlagen. Das Forschungsprojekt umfasst Investitionen von etwa 17 Millionen Euro und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen der „Förderinitiative Energiespeicher“ unterstützt.

SPEICHERUNG MACHT ERNEUERBARE ENERGIEN FLEXIBLER NUTZBAR
Bei der feierlichen Eröffnung waren sich die Vorstände der beteiligten Partner und die geladenen Gäste aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik einig, dass der Energiepark und sein technisches Konzept zu einem wichtigen Baustein der Energiewende werden können. Denn bereits heute müssen Windkraft- oder Photovoltaikanlagen wegen fehlender Kapazitäten im Stromnetz zu bestimmten Zeiten abgeschaltet werden. Durch den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien wird dieses Problem in den nächsten Jahren noch größer werden. Im Energiepark Mainz kann diese „überschüssige“ elektrische Energie durch die Zerlegung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespeichert und der umweltfreundlich erzeugte Wasserstoff später bedarfsgerecht verwendet werden. Damit werden erneuerbare Energien flexibler einsetzbar und stehen dann zur Verfügung, wenn sie gebraucht werden.

Der Energiepark ist direkt an das Mittelspannungsnetz der Stadtwerke Mainz Netze GmbH angebunden sowie an vier benachbarte Windräder, die zur Stadtwerke-Unternehmensgruppe gehören. Die dezentrale Speicherung von elektrischer Energie in Zeiten hoher Wind-Einspeisung dient der Netzintegration erneuerbarer Energien und gewährleistet die Netzstabilität. Auf diesem Gebiet arbeitet seit vielen Jahren die Hochschule RheinMain. Die Erkenntnisse aus dem auf vier Jahre angesetzten Projekt werden am Fachbereich Ingenieurwissenschaften im Rahmen einer Doktorarbeit ver- und bewertet.

HOCHSCHULE FREUT SICH AUF SPANNENDE ERKENNTNISSE
„Im Energiepark Mainz können wir die Umwandlung von Windenergie zu Wasserstoff in einem großtechnischen Maßstab erproben und testen, welche Betriebsführungskonzepte sinnvoll sind. Für das wichtige Zukunftsziel, die Energie aus volatilen Quellen, also Windkraft, aber auch Photovoltaik, ökonomisch und ökologisch optimal nutzbar zu machen, erwarten wir daraus spannende und wegweisende Erkenntnisse“, freut sich Prof. Dr. Birgit Scheppat, Leiterin des Wasserstofflabors der Hochschule.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer lobte das Energiespeicherprojekt nicht nur als Vorzeigemodell für Mainz, sondern für ganz Rheinland-Pfalz und darüber hinaus: „Mit der Energiewende hat die Landesregierung ein großes Vorhaben in Angriff genommen, das Generationen übergreift und Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig verändern wird. Die Produktion von Wasserstoff durch umweltfreundlich erzeugten Strom ist ein markanter Schritt auf unserem Weg zum Schutz des Klimas.“

KONTAKT
Jan Wüntscher
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule RheinMain

06142/898-4657
jan.wuentscher@hs-rm.de

Weitere Informationen:
http://energiepark-mainz.de/

Quelle: idw

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Meereserwärmung führt zu stärkeren Niederschlagsextremen

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Aktuelles Ereignis betont Bedeutung der Studie Kieler Meeresforscher

Bedingt durch den Klimawandel steigen auch die Temperaturen in unseren Ozeanen. Die kann zu zur Entwicklung stärkerer Niederschlagsereignisse beitragen, wie eine Studie deutschen und russischer Wissenschaftler unter Leitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel zeigt, die heute in der internationalen Fachzeitschrift Nature Geoscience erschien. Ein Niederschlagsereignis, dass Ende Juni in Sotschi, Russland stattfand, untermauert den Befund der Studie.

Dass die Temperaturen auf unserem Planeten ansteigen, ist kein Geheimnis. Insbesondere die steigenden Emissionen von Treibhausgasen wie Kohlendioxid heizen die Atmosphäre weiter auf. Die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf den Wasserkreislauf sind bisher jedoch nur unzureichend verstanden. Besonders unsicher ist, wie sich die Stärke von extremen Sommergewittern infolge des Klimawandels verändert hat und weiter verändern könnte. In Küstenregionen von warmen Meeren kann die Meeresoberflächentemperatur eine entscheidende Rolle für die Stärke von Sommergewittern spielen. Das östliche Mittelmeer und das Schwarze Meer haben sich seit den 80iger Jahren um etwa zwei Grad erwärmt. Russische und deutsche Wissenschaftler untersuchten in der aktuellen Studie welchen Einfluss diese Meereserwärmung auf Extremniederschläge gehabt hat.

„Als Beispiel diente uns ein Starkniederschlagereignis aus dem Juli 2012, dass in der Schwarzmeerstadt Krymsk (Russland) zu einer der stärksten Überschwemmungen mit 172 Toten geführt hat“, erläutert Edmund Meredith, Hauptautor der Studie. „Wir haben eine Reihe von Simulationen des Ereignisses mit einem sehr hochauflösenden Atmosphärenmodell benutzt, um die Auswirkungen der steigenden Meeresoberflächentemperaturen auf die Entstehung starker konvektiver Stürme, die oft mit extremen Regenfällen verbunden sind, zu untersuchen“, so Meredith weiter. Der Vergleich von Simulationen mit fiktiven kühleren Meeresoberflächentemperaturen, wie sie in den 80er Jahren vorgeherrscht haben, mit solchen mit den tatsächlichen warmen Bedingungen zeigt eine Steigerung der Niederschlagsintensität um 300%. „Wir konnten hier eine sehr deutliche Veränderung identifizieren, die zeigt, dass konvektive Niederschläge eine starke, nichtlineare Reaktion auf Temperaturänderungen zeigen“, fügt Prof. Dr. Douglas Maraun, Leiter der Studie, hinzu.

Ende Juni 2015 gab es in der Olympiastadt Sotschi, nicht weit von Krymsk ebenfalls am Schwarzen Meer gelegen, außerordentlich heftige Niederschläge. Dieses Ereignis, bei dem 175 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 12 Stunden gemessen wurden, zeigt, wie relevant die Arbeit der Kieler Meeresforscher ist. „Über dem gesamten östlichen Mittelmeer und Schwarzen Meer ist die Atmosphäre durch die Meereserwärmung deutlich instabiler geworden. Wir rechnen deshalb damit, dass Ereignisse wie in Krymsk oder Sotschi in Zukunft häufiger auftreten.“, so der Kieler Klimaforscher.

Originalarbeit:
Meredith, E.P., V.A. Semenov, D. Maraun, W. Park, and A.V. Chernokulsky, 2015: Crucial role of Black Sea warming in amplifying the 2012 Krymsk precipitation extreme. Nature Geoscience, DOI: 10.1038/NGEO2483

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de – GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Quelle: idw

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Macht Krankheit arm oder Armut krank?

Anke Westwood Presse & Kommunikation
Jade Hochschule – Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth

Medizinsoziologe referierte über soziale Einflüsse auf gesundheitliche Versorgung

Oldenburg. Macht Krankheit arm oder Armut krank? Über „Soziale Einflüsse auf die gesundheitliche Versorgung“ berichtete Prof. Dr. Olaf von dem Knesebeck vom Institut für Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf auf Einladung von Dr. Frauke Koppelin, Professorin für Gesundheitswissenschaften beim Master-Studiengang Public Health an der Jade Hochschule am Studienort Oldenburg.

Im Mittelpunkt seines Vortrags stand die Frage, ob alle gesundheitlichen Ungleichheiten ungerecht sind? Doch wie entstehen Ungleichheiten überhaupt? Dass Bildung und Einkommen dabei eine Rolle spielen, ist unbestritten, sagt der Medizinsoziologe. Aber es gibt noch weitere Ursachen, wie zahlreiche Studien belegen. Denn in skandinavischen Ländern, die ein staatliches organisiertes Gesundheitssystem haben, treten vergleichbare Phänomene auf wie in Deutschland.

Einkommen und Lebenserwartung zeigen einen sozialen Gradienten. Je mehr jemand verdient, umso länger lebt man statistisch gesehen. Das kann einen Unterschied von bis zu elf Jahren ausmachen, wie der Referent anhand von Studien darstellte. Das gilt auch für den Bildungsstand. „Je niedriger die Bildung, umso höher ist das Risiko früher zu sterben“, berichtet von dem Knesebeck. Aber auch innerhalb einer Stadt kann die Lebenserwartung sehr unterschiedlich sein. Im Glasgower Stadtteil Calton ist die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern 54 Jahre, im Glasgower Stadtteil Lenzie hingegen 82 Jahre.

Tatsächlich wird über die Lebenserwartung auch im Mutterleib entschieden. Schwangere mit niedrigem Sozialstatus haben nicht selten ein ungünstigeres Gesundheitsverhalten und rauchen häufiger als Schwangere mit höheren Sozialstatus. Folge: Sie bringen kleinere und leichtere Kinder zur Welt. Sind wir dann auf der Welt, entwickeln wir andere gesundheitsschädigende Verhaltensweisen. Wir rauchen, essen zu viel und falsch, wir bewegen uns zu wenig und trinken Alkohol, wobei der vor allem von höheren Bildungsschichten konsumiert wird. Schließlich wirken sich auch familiäre und berufliche Belastungen und unsere sonstigen sozialen Beziehungen auf unsere Gesundheit aus.

Entscheidend für unsere Gesundheit sind zudem der Zugang und die Inanspruchnahme unseres gesundheitlichen Versorgungssystems. So ist bewiesen, dass Präventionsangebote vor allem höhere Bildungsschichten in Anspruch nehmen. Vor und nach einer Präventionskampagne in Hamburg wurden Menschen zu ihrem Wissensstand befragt. Nach Abschluss der Kampagnen wussten diejenigen, die ohnehin schon viel wussten, noch mehr. Offenbar, so bemerkte von dem Knesebeck, finden die Kampagnen an Orten statt, die eher höhere Bildungsschichten ansprechen.

Auch Wartezeiten, Zuzahlungen oder die Kommunikation zwischen Arzt und Patient wirken sich aus. Denn je schneller ein Kranker behandelt wird und dabei möglichst genau versteht, was er hat und wie er sich idealerweise verhalten sollte, umso größer ist seine Chance auf Gesunderhaltung. Gleichwohl stellte der Medizinsoziologe abschließend klar, dass es keine Indikatoren gibt, die den Einfluss des Versorgungssystems umfassend und valide abbilden.

Die Veranstaltung war im weiterbildenden Master-Studiengang Public Health angesiedelt und ist Teil des Curriculums.

Weitere Informationen:

http://tgm.jade-hs.de/web/file/Weiterbildungsmaster_Public_Health.php
http://www.jade-hs.de/jadewelt/vermischtes/detailseite/article/macht-krankheit-a…

Quelle: idw

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Die verborgene Kraft im Schilf

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Natürliche Silikatstrukturen in Schilfpflanzen können zu Elektrodenmaterialien für Lithiumionenakkumulatoren umgewandelt werden.

Seit Urzeiten nutzt der Mensch Schilf als Material für den Bau und als Dachdeckmaterial wegen seiner stabilen Struktur und der stark wasserabweisenden Eigenschaften. Das Schilfblatt enthält einen großen Anteil an mikro- und nanostrukturiertem Silikat. Wie dieses auf relativ einfache Weise in hoch effiziente Anodenmaterialien für Lithiumionenakkumulatoren umgewandelt werden kann, haben chinesische und deutsche Wissenschaftler jetzt erforscht und in der Zeitschrift Angewandte Chemie publiziert.

Viele halten nanoporöses Silizium für das Anodenmaterial der Zukunft, denn im Vergleich zu graphitischem Kohlenstoff, der bislang das meistgenutzte Anodenmaterial ist, hat es eine viel höhere theoretische Kapazität und eine geringere Arbeitsspannung. Die große Herausforderung sind jedoch noch die Kosten für die Herstellung von nanostrukturiertem Silizium. Bislang wurden hierfür einfache Silicate chemisch und physikalisch aufwändig umgewandelt, oder teures Silizum-Ausgangsmaterial modifiziert. Einen ganz anderen Weg schlagen Yan Yu und ihre Kollegen vom Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart, von der University of Science and Technology of China und der South China University of Technology ein. Nach der Vorstellung der Wissenschaftler sollte es möglich sein, die hierarchische Architektur der Silicatkristalle in den Schilfblättern auszunutzen, um sie in eine ebenso geordnete Mikro- und Nanoporosität von Silizium zu bringen. „Schilfblätter weisen eine definierte dreidimensionale hierarchische Blatt-Mikrostruktur auf“, argumentieren die Wissenschaftler. „Diese lässt sich durch Magnesiothermie in eine dreidimensionale, überaus poröse hierarchische Siliciumarchitektur umwandeln“. Durch einfache Beschichtung mit Kohlenstoff als letztem Schritt erhielten die Autoren dann ein Anodenmaterial, das mit hoher spezifischer Kapazität und einer sehr guten Aufladerate und Zyklusstabilität, wie sie für moderne Lithiumionenakkumulatoren gefordert sind, aufwartet.

Besonders bemerkenswert an dieser Studie ist die Tatsache, dass die ursprüngliche Architektur der Silicate aus der Pflanze trotz der chemischen und physikalischen Behandlung so außerordentlich gut erhalten bleibt. Während der Aufreinigung aus den trockenen Schilfblättern schrumpft die dreidimensionale Struktur stark zusammen, behält aber ihr mesoporöses Netzwerk. Selbst während der Reduktion zur carbonisierten Silizium-Endstruktur ändert sich die Architektur nicht wesentlich. Aus diesem Grund sollte sich das Schilf-Silicat als nachhaltiges Ausgangsmaterial für Batterieelektroden sehr gut eignen. Schilf wächst in Form großer Monokulturen an Wasserläufen und um Seen herum in gemäßigten Regionen weltweit.

Angewandte Chemie: Presseinfo 28/2015

Autor: Yan Yu, University of Science and Technology of China (China), http://en.scms.ustc.edu.cn/faculty/professors/201204/t20120413_132735.html

Permalink to the original article: http://dx.doi.org/10.1002/ange.201503150

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.

Weitere Informationen:
http://presse.angewandte.de

Quelle: idw

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Ist die Ehe gut oder schlecht für die Figur?

Nicole Siller Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Es wird allgemein angenommen, dass sich die Ehe positiv auf Gesundheit und Lebenserwartung auswirkt. Trifft dieser „Ehe-Bonus“ auch für den Gesundheitsindikator Körpergewicht zu? Dieser Frage gingen Wissenschaftler der Universität Basel und des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung nach. Dafür verglichen sie den Body-Mass-Index von verheirateten Paaren mit dem von alleinstehenden Menschen in neun europäischen Ländern. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Social Science & Medicine“ veröffentlicht.

Eine Reihe von Studien zeigt: Die Ehe ist gesundheitsfördernd. Doch stimmt das nicht für alle Gesundheitsindikatoren, wie jetzt ein Wissenschaftlerteam aus Basel, Nürnberg und Berlin in einer aktuellen Studie belegt. Demnach ernähren sich zusammenlebende Paare zwar durchschnittlich besser als alleinstehende Menschen, jedoch wiegen sie auch signifikant mehr und treiben weniger Sport. In ihrer Studie verglichen die Wissenschaftler die Verbindung zwischen dem Familienstand und dem Body-Mass-Index. Dieser Index setzt das Körpergewicht eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße. Ein zu hoher Body-Mass-Index kann dabei ein Risikofaktor für chronische Erkrankungen wie Diabetes oder kardiovaskuläre Erkrankungen sein.

Für die Erhebung nutzten die Wissenschaftler repräsentative Querschnittsdaten von 10.226 Bürgern aus Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen, Russland, Spanien und Großbritannien. Die Studie ist die erste, die den Zusammenhang zwischen Familienstand und Body-Mass-Index in neun europäischen Ländern vergleicht. Dabei betrachteten die Wissenschaftler nicht nur verheiratete, sondern berücksichtigten auch zusammenlebende Paare. Zusätzlich prüften sie mögliche Ursachen für die Gewichtszunahme mit Blick auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Befragten.

Über alle neun Länder hinweg zeigte sich, dass Paare im Vergleich zu Alleinstehenden einen höheren Body-Mass-Index haben – dies betrifft sowohl Männer als auch Frauen. Dabei gibt es länderübergreifend erstaunlich wenige Unterschiede.

Ein normaler Body-Mass-Index liegt laut Weltgesundheitsorganisation zwischen 18,5 und 25. Von Übergewicht spricht man bei einem Wert zwischen 25 und 30, darüber von Adipositas oder Fettleibigkeit. Der durchschnittliche Body-Mass-Index der befragten alleinstehenden Männer lag bei 25,7, bei den verheirateten Männern waren es 26,3. Bei den Frauen lag der Durchschnittswert der unverheirateten bei 25,1 und der verheirateten bei 25,6.

Obgleich die Unterschiede im Index klein erscheinen, haben sie Bedeutung. Bei einer Durchschnittsfrau mit 1,65 Meter oder einem Durchschnittsmann mit 1,80 Meter Körpergröße sind dies etwa zwei Kilo Unterschied. Wichtig ist, dass diese Ergebnisse bereits den Einfluss des sozioökonomischen Status, des Alters und der Länderzugehörigkeit berücksichtigen. „Die Resultate zeigen die Bedeutung von sozialen Faktoren für die Gesundheit. In diesem Fall, dass die Institution Ehe und relevante Verhaltensveränderungen im Kontext der Ehe direkt mit Ernährung und dem Körpergewicht zusammenhängen“, sagt Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs „Adaptive Rationalität“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin.

Mögliche Ursachen für diesen Trend lieferte die Erhebung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens. So gaben Paare beim Thema Ernährung eher an, dass sie regionale und unbehandelte Produkte bevorzugen und auf Fertigprodukte verzichten. Die befragten Männer legten zudem mehr Wert auf biologische und fair gehandelte Lebensmittel, wenn sie in einer Partnerschaft waren. „Das lässt darauf schließen, dass die Ernährung durch eine Partnerschaft vor allem für Männer bewusster und damit wahrscheinlich auch gesünder wird“, sagt Jutta Mata, Erstautorin und Assistenzprofessorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Basel. Jedoch heißt das nicht, dass sie allgemein gesünder sind. Denn die Studie zeigt auch, dass Männer in Beziehungen weniger Sport treiben als Alleinstehende. „Schaut man auf den Body-Mass-Index, sind Paare somit nicht in jeder Hinsicht gesünder, wie bisher angenommen“, so Jutta Mata.

In persönlichen Interviews wurden den Probanden Fragen zu Ernährungsverhalten, zu Einstellungen zur Ernährung und zum Bewegungsverhalten gestellt. Das ermöglichte eine hohe Datenqualität. Denn die Selbsteinschätzung von Menschen, zum Beispiel bezüglich ihres Gewichtes, ist realistischer, wenn man sich dabei gegenüber sitzt anstatt beispielsweise zu telefonieren.

Originalstudie
Mata, J., Frank, R., & Hertwig, R. (2015). Higher body mass index, less exercise, but healthier eating in married adults: Nine representative surveys across Europe. Social Science & Medicine. doi:10.1016/j.socscimed.2015.06.001

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1963 in Berlin gegründet und ist als interdisziplinäre Forschungseinrichtung dem Studium der menschlichen Entwicklung und Bildung gewidmet. Das Institut gehört zur Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V., eine der führenden Organisationen für Grundlagenforschung in Europa.

Weitere Informationen:
http://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2015/06/ist-die-ehe-gut-oder-schlecht-fu…

Quelle: idw

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Einweihung der Mikroalgen-Plattform AlgoSolis

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Am 25.06.2015 wurde die neue Plattform AlgoSolis für Mikroalgenforschung in Saint-Nazaire (Pays de la Loire) eingeweiht. Sie wird vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelt und Nahrungsmittel (GEPEA) betrieben, das zur Universität von Nantes und dem französischen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) gehört.

Diese neue Plattform soll die Forschung und die industriellen Anwendungen bündeln, um neue Arten von Mikroalgen zu identifizieren und zu verwerten. Es gibt weltweit mehrere hunderttausend Arten von Mikroalgen, die gegenwärtig jedoch nur teilweise bekannt sind. Als Lipid- und Eiweiß-Quellen bieten sie zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten in vielen Bereichen: in der Kosmetikindustrie, der Nahrungsmittelindustrie, dem Energiesektor, der Chemieindustrie etc. Diese Artenvielfalt besser zu kennen heißt auch, neue industrielle Anwendungen zu schaffen.

Die neue Plattform AlgoSolis verfügt über diverse Anlagen auf einer Fläche von 1840m2: Züchtungsräume, Photobioreaktoren, Produktionslinien, ein Biochemielabor, eine Bioraffinerie etc. Die gesamte Wertschöpfungskette von CO2-angereicherten Mikroalgen zu chemischen Produkten kann hier getestet werden, um industrielle Anwendungen hervorzubringen.

AlgoSolis wurde von zahlreichen Geldgebern mit insgesamt 3,8 Millionen € unterstützt, darunter die Region Pays de la Loire, der europäische Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), die Städte Nantes und Saint-Nazaire. Die Cluster Mer Bretagne Atlantique (Meeresökonomie), Valorial (Nahrungsmittel) und Atlantis (Technologiepark von Nantes) sind ebenfalls am Projekt beteiligt.

Weitere Informationen:
– Internetseite des GEPEA (auf Englisch und Französisch): www.gepea.fr
– Pascal Jaouen, wissenschaftlicher Mitarbeiter, GEPEA – E-Mail: pascal.jaouen@gepea.univ-nantes.fr
– Jack Legrand, wissenschaftlicher Mitarbeiter, GEPEA – E-Mail: jack.legrand@gepea.univ-nantes.fr

Quelle:
„AlgoSolis : une plateforme de recherche dédiée à l’exploitation industrielle des micro-algues“, Pressemitteilung des CNRS, 25.06.2015 – www2.cnrs.fr/presse/communique/4113.htm

Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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Schlank aber satt: Molekularer Schalter für gesunden Stoffwechsel entdeckt

Dr. Kerstin Wagner Kommunikation
Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut e.V. (FLI)

Der Eiweißkomplex mTORC1 reguliert den Stoffwechsel in Zellen. Ist er aktiviert, wird der Stoffwechsel stimuliert und die Neubildung und Speicherung von Eiweißen und Fett angekurbelt. Forscher vom Leibniz-Institut für Altersforschung (FLI) in Jena und ERIBA in Groningen, Niederlande, entdeckten einen Mechanismus, wie mTORC1 den Stoffwechsel steuert: Er regelt den Genschalter C/EBPβ, der in einer kurzen und langen Variante auftreten kann. Wird die Bildung der kurzen Variante unterdrückt, ist ein gesünderer Stoffwechsel mit reduziertem Körpergewicht und verbesserter Insulinsensitivität die Folge; ein möglicher Ansatzpunkt für Therapien gegen Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes

Der Eiweißkomplex mTORC1 (engl.: mammalian target of rapamycin 1) ist eine zentrale Schaltstelle für die Regulation des Stoffwechsels in der Zelle. Seine Aktivität wird durch das Angebot an Nährstoffen sowie durch Wachstumssignale kontrolliert. Wenn der Eiweißkomplex aktiviert ist, wird der körperaufbauende (anabole) Stoffwechsel, d.h. die Neubildung von Zellmaterialien wie Eiweiß und Fett, stimuliert. Die Aktivierung und Weiterleitung des mTORC1-Signals sind damit für die Körperfunktion wichtige und daher streng kontrollierte Prozesse.

Die Hyperaktivierung von mTORC1, beispielsweise ausgelöst durch eine übermäßige Nahrungsaufnahme, spielt deshalb eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Fettleibigkeit und den damit verbundenen Krankheiten wie Typ-2-Diabetes. Die mTORC1-Hemmung wird dagegen als wichtiger Faktor für die gesundheitsfördernden Effekte einer kalorischen Restriktion angesehen, was bei vielen Tierarten (sogar bei Säugetieren) die Lebensspanne verlängert. Aufgrund dieser zentralen Funktion für den Stoffwechsel steht der mTORC1-Signalweg seit einigen Jahren im Fokus der Wissenschaft. Forscher des Jenaer Leibniz-Instituts für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut e.V. (FLI) und des European Research Institute for the Biology of Ageing (ERIBA) in Groningen, Niederlande, haben herausgefunden, wie mTORC1 den Stoffwechsel steuert und ihre Ergebnisse jetzt in der renommierten Fachzeitschrift EMBO Reports publiziert.

Veränderter Genschalter
„Während die Abläufe der mTORC1-Aktivierung durch Nährstoffe bereits relativ gut verstanden sind, ist bisher nur wenig bekannt, wie mTORC1 den Stoffwechsel steuert“, berichtet Prof. Cornelis Calkhoven, ehemaliger Forschungsgruppenleiter am FLI, der vor zwei Jahren ans ERIBA wechselte. Eine wichtige Funktion von mTORC1 ist die Stimulierung der mRNA-Translation, einem zentralen Schritt bei der Genexpression, der zur Eiweiß-Synthese führt. „Wir haben nun einen Faktor identifiziert, der auf dieser Regulationsebene durch mTORC1 kontrolliert wird“, berichtet Calkhoven weiter. Dieser Faktor, C/EBPβ genannt, fungiert selbst als Genregulator, d.h. er steuert die Expression zahlreicher Gene, die für die Funktion des Stoffwechsels wichtig sind. Dabei kommt C/EBPβ in der Zelle in zwei Varianten vor: Die lange Variante wirkt als Genaktivator, die kurze Variante hemmt dagegen die Genexpression.

„Unsere Forschungsergebnisse belegen, dass mTORC1 gezielt die Entstehung der kurzen C/EBPβ-Variante fördert“, berichtet Dr. Christine Müller, die ebenfalls am FLI tätig war und mit der Calkhoven-Gruppe ans ERIBA wechselte. Die Forscher konnten im Mausmodell nachweisen, dass durch eine Mutation im C/EBPβ-Gen die Entstehung der kurzen C/EBPβ-Variante verhindert werden kann, selbst wenn mTORC1 aktiviert ist. „Interessanterweise haben diese Mäuse im Vergleich zur Kontrollgruppe einen viel gesünderen Stoffwechsel. Ihr Körpergewicht sowie die Menge an gespeichertem Fett im Fettgewebe sind bei ihnen reduziert“, unterstreicht Dr. Laura Zidek, Postdoc am FLI, die Ergebnisse. Auch die als gesundheitsschädlich angesehene Fetteinlagerung in anderen Organen, wie z.B. Leber, Herz und Muskel, ist bei diesen Mäusen stark vermindert. Darüber hinaus haben sie eine deutlich erhöhte Insulinsensitivität, was auf einen sehr gesunden Zuckerstoffwechsel hindeutet.

Gesunder Stoffwechsel
„Diese beobachteten Veränderungen im Stoffwechsel weisen große Ähnlichkeit mit denen auf, die für Mäuse nach kalorischer Restriktion typisch sind“, erklärt Calkhoven. „In den Mäusen mit verändertem C/EBPβ-Gen wird dieser positive Effekt auf den Stoffwechsel jedoch ohne Einschränkung der Nährstoffaufnahme erzielt“, betonen die Wissenschaftler. „Sie sind schlank, aber satt.“

„Unsere Studie belegt, dass der Mechanismus, der zur Entstehung der unterschiedlichen C/EBPβ-Varianten führt, ein wichtiger Schalter für die Weiterleitung des mTORC1-Signals ist. Dies bietet eine Grundlage für die Entwicklung neuer Therapieansätze gegen Fettleibigkeit und damit in Zusammenhang stehender Krankheiten“. Eine pharmakologische Unterdrückung der Ausbildung der kurzen C/EBPβ-Variante könnte einen gesünderen Stoffwechsel herbeiführen und somit der Entstehung von Stoffwechselerkrankungen, wie z.B. Typ-2-Diabetes, entgegenwirken.

Publikation.
Zidek LM, Ackermann T, Hartleben G, Eichwald S, Kortman G, Kiehntopf M, Leutz A, Sonenberg N, Wang ZQ, von Maltzahn J, Müller C, Calkhoven CF. Deficiency in mTORC1-controlled 1 C/EBPβ -mRNA translation improves metabolic health in mice. EMBO Rep. 2015. pii: e201439837. DOI 10.15252/embr.201439837.

Kontakt
Dr. Kerstin Wagner
Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI)
Beutenbergstr. 11, 07745 Jena
Tel.: 03641-656378, Fax: 03641-656351, E-Mail: presse@fli-leibniz.de

Hintergrundinfo
Das Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena widmet sich seit 2004 der biomedizinischen Alternsforschung. Über 330 Mitarbeiter aus 30 Nationen forschen zu molekularen Mechanismen von Alternsprozessen und alternsbedingten Krankheiten. Näheres unter http://www.fli-leibniz.de.

Das niederländische European Research Institute for the Biology of Ageing (ERIBA) ist 2013 vom University Medical Center Groningen (UMCG) in Zusammenarbeit mit der Universität von Groningen gegründet worden. Das international orientierte ERIBA widmet sich der Grundlagenforschung im Bereich der molekularbiologischen Mechanismen des Alternsprozesses und alternsbedingter Krankheiten. Näheres unter http://www.umcg.nl/EN/Research/ERIBA.

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen ‑ u.a. in Form der WissenschaftsCampi ‑, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 17.200 Personen, darunter 8.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,5 Milliarden Euro. Näheres unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Weitere Informationen:
http://www.fli-leibniz.de – Homepage Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) Jena

Quelle: idw

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Steuert das marine Ökosystem auf ein neues Regime zu?

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Produziert Phytoplankton in Folge der Klimaerwärmung zukünftig weniger organisches Material als heute? Bisherige Untersuchungen deuten auf eine solche Entwicklung hin, die auch Folgen für höhere Ebenen des marinen Nahrungsnetzes hätte. Eine aktuelle Studie australischer und deutscher Wissenschaftler stellt dies jetzt in Frage. Ihre Ergebnisse legen nahe, dass die Planktongemeinschaft in fernerer Zukunft eine völlig neue Art der Produktivität entwickelt.

Wissenschaftlich anerkannten Studien zufolge, steigt die von Menschen verursachte Kohlendioxid-Emission in die Atmosphäre in den kommenden 100 Jahren auf bis zu 30 Gigatonnen Kohlenstoff pro Jahr an – sofern sich die derzeitige Entwicklung unverändert fortsetzt. Die globale Mitteltemperatur würde um fast fünf Grad Celsius ansteigen, und auch der Ozean würde sich stark erwärmen. Laut einer Studie von Wissenschaftlern der Universität von New South Wales in Sydney, Australien und des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel könnten diese Veränderungen die Produktivität mariner Organismen grundlegend verändern. In ihrer Arbeit, die in der aktuellen Ausgabe der Environmental Research Letters veröffentlichtet ist, argumentieren die Forscher, dass die bisherigen Prognosen für die nächsten 100 Jahren nicht unbedingt die fernere Zukunft des Ozeans darstellen.

„Wir haben eine Simulation über 600 Jahre, beginnend im Jahr 1800, erstellt und sind dem Entwicklungs-Pfad RCP 8,5 des Weltklimarats IPCC gefolgt, einem „business as usual“-Szenario“, erklärt Dr. Karin Kvale, Modelliererin am GEOMAR. Drei leicht unterschiedliche Modell-Varianten zeigten zunächst eine verminderte Produktivität des Ozeans. Grund für den Rückgang ist die Tatsache, dass das Meerwasser durch steigende Temperaturen stärker geschichtet ist und weniger Vermischung stattfindet. Wenn weniger Wasser aus der Tiefe die sonnendurchflutete obere Schicht erreicht, stehen auch weniger Nährstoffe für das Phytoplankton zur Verfügung, und die Primärproduktion – die Produktion von organischem Material aus anorganischem Kohlenstoff etwa durch Photosynthese – sinkt erheblich.

Laut den Berechnungen der Modellierer kurbeln steigende Wassertemperaturen die Respirationsraten ab dem Jahr 2000 wieder an. „Die heterotrophe Zehrung, beispielsweise durch Bakterien, Stoffwechsel-Prozesse oder von Plankton, das sich von organischen Stoffen aus anderen Organismen ernährt, nimmt dann stärker zu, als die Primärproduktion“, fasst Dr. Kvale zusammen. „Irgendwann sorgt dieses unausgewogene Verhältnis dafür, dass sich die globale Primärproduktion von einem System, das bislang durch physikalische Faktoren wie der Zugang zu Nährstoffen aus tieferen Wasserschichten beschränkt wird, in ein völlig neues Regime wechselt, das im wesentlichen durch die Biologie selbst angetrieben wird“.

In einem zukünftigen Ozean mit verstärkter Heterotrophie werden Kohlenstoff und Nährstoffe in der oberen Wasserschicht effektiver umgesetzt als innerhalb des derzeitigen Systems. So gelangt weniger Kohlenstoff in die Tiefe, um dort gespeichert zu werden. Dies hätte auch Auswirkungen auf die Fähigkeit des Ozeans, Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufzunehmen und die Auswirkungen des globalen Wandels zu mildern.

Die derzeit verwendeten Modelle berücksichtigen noch nicht, dass Ozeanversauerung im Zuge der globalen Veränderung auch das Wachstum kalkbildender Organismen beeinträchtigen kann oder sich die von vielen Organismen produzierte Kalkart Aragonit im saureren Wasser besonders leicht auflöst. Beide Prozesse würden den Kohlenstoff-Export aus der oberen Schicht des Ozeans verringern und dadurch den Wechsel zur Heterotrophie weiter beschleunigen und verstärken. Aus diesem Grund müssen die Modelle verfeinert werden, um ein besseres Verständnis möglicher Veränderungen und eventuelle Kipp-Punkte zu erhalten, betonen die Wissenschaftler. „Unsere Studie ist ein Hinweis darauf, dass in der ferneren Zukunft überraschende Veränderungen im Ozean anstehen“, so Dr. Kvale. „Wir halten es in der Debatte über den Klimawandel für wichtig, auch solche längerfristigen Vorhersagen zu berücksichtigen. Natürlich gibt es noch viele Unsicherheiten – sowohl in Bezug auf die Treiber eines solchen massiven Wandels als auch mit Blick auf seine möglichen Auswirkungen.“

Originalarbeit:
Kvale, K.F., Meissner, K.J., Keller, D.P., 2015: Potential increasing dominance of heterotrophy in the global ocean. Environmental Research Letters,10, doi:10.1088/1748-9326/10/7/074009

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.ccrc.unsw.edu.au Climate Change Research Centre, University of New South Wales
http://www.climatescience.org.au ARC Centre of Excellence for Climate System Science

Quelle: idw

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Schwach im Abschluss: Warum Jungen in der Bildung hinter Mädchen zurückfallen

Stephan Sievert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung

Bildungserfolg ist in Deutschland überwiegend Frauensache. Dieses Ungleichgewicht hat Folgen für die persönlichen Karrieremöglichkeiten und führt zu volkswirtschaftlichen Einbußen. Wer etwas dagegen unternehmen will, sollte auf den Unterricht schauen.

In den 1960er Jahren galt die katholische Arbeitertochter vom Land als Inbegriff für im Bildungssystem benachteiligte Personen. Heute trifft dies eher auf den Sohn dieser Familie zu. Denn mehr als die Hälfte der Mädchen jedes Geburtsjahrgangs erreichen inzwischen die Hochschulreife – aber nur etwa 41 Prozent der Jungen. Am anderen Ende der Leistungsskala verlassen 21 Prozent der Jungen die Schule mit höchstens dem Hauptschulabschluss, aber nur 14 Prozent der Mädchen. Mädchen sind jedoch nicht in allem besser als Jungen. So haben 15-jährige Mädchen im Lesen einen Leistungsvorsprung von mehr als einem Schuljahr, während die Mathematik eine Jungendomäne bleibt.
Nicht alle dieser Unterschiede sind neu. Schon vor mehreren Jahrzehnten erhielten Mädchen im Schnitt bessere Noten. Lange konnten sie diese allerdings nicht in entsprechende Abschlüsse umsetzen. Erst Anfang der 1990er Jahre überholten Mädchen die Jungen auch bei den Zertifikaten – obwohl auch die Jungen heute bessere Abschlüsse erreichen als früher. „Trotzdem sind die Geschlechterunterschiede relevant,“ erklärt Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. „Denn sie führen zu ungleichen Lebenschancen – etwa weil Jungen seltener studieren können und Mädchen weniger häufig lukrative Karrieren im Mint-Bereich einschlagen.“
Die gute Nachricht ist, dass ungleiche Bildungserfolge von Jungen und Mädchen nicht zwangsläufig auftreten müssen. Denn es gibt zwar biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die Auswirkungen auf den Schulerfolg haben. Diese können aber vom sozialen Umfeld ausgeglichen werden. Hauptgrund für das Gefälle sind ohnehin weniger Intelligenz-Unterschiede als unterschiedliche Verhaltensweisen von Jungen und Mädchen in und außerhalb der Schule: Mädchen stören seltener den Unterricht, machen mehr Hausaufgaben und lesen mehr in ihrer Freizeit.
Bei der Frage, wie den Geschlechterunterschieden beizukommen wäre, ist die öffentliche Diskussion häufig von Missverständnissen geprägt. „Erstaunlicherweise hört man immer wieder, dass Jungen mehr männliche Lehrer benötigen und von nach Geschlechtern getrenntem Unterricht profitieren würden“, stellt Stephan Sievert, Autor der Studie, fest. „Dabei zeigen alle verfügbaren Studien, dass gerade diese beiden Maßnahmen kaum praktische Verbesserungen nach sich ziehen“.
Viel wichtiger ist es, das tatsächliche Unterrichtsgeschehen ins Augenmerk zu nehmen. Steffen Kröhnert, Mitautor der Studie, verweist darauf, dass „die Lehrer und ihr Unterricht der wichtigste Grund von Leistungsunterschieden unter Kindern sind“. In Zukunft sollte daher verstärkt darauf geachtet werden, den Unterricht so zu gestalten, dass sowohl Jungen als auch Mädchen motiviert sind, erfolgreich zu lernen. Gerade für Jungen scheint es besonders wichtig, engagierte Lehrer zu finden, die im Unterricht klare Ziele formulieren und deren Erreichen einfordern. Darüber hinaus sollte noch mehr Gewicht auf Leseförderung und das Hinterfragen von Geschlechterstereotypen gelegt werden. Letzteres könnte auch Mädchen in Mint-Fächern helfen, in denen sie auch deswegen weniger erfolgreich sind, weil ihnen das Selbstvertrauen fehlt. „Ein praktischer Ansatzpunkt wäre, mehr weibliche Physik- oder Mathelehrkräfte einzustellen“, schlägt Stephan Sievert vor.

Die Studie erhalten Sie als PDF kostenlos unter:
http://www.berlin-institut.org/publikationen/studien/schwach-im-abschluss.html

Bei Rückfragen helfen wir Ihnen gerne weiter:
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Schillerstr. 59
10627 Berlin
Ansprechpartner: Stephan Sievert (sievert@berlin-institut.org, Tel.: 030 – 31 10 26 98)

Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten.
Das Berlin-Institut erstellt Studien, Diskussions- und Hintergrundpapiere, bereitet wissenschaftliche Informationen für den politischen Entscheidungsprozess auf und betreibt ein Online-Handbuch zum Thema Bevölkerung. Weitere Informationen, wie auch die Möglichkeit, den kostenlosen regelmäßigen Online-Newsletter „Demos“ zu abonnieren, finden Sie unter http://www.berlin-institut.org.

Weitere Informationen:
http://www.berlin-institut.org/
http://www.berlin-institut.org/publikationen/studien/schwach-im-abschluss.html

Quelle: idw

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Gesunde Ernährung schützt das Gehirn

Frank A. Miltner Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie

Patienten mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden und Schlaganfälle können sich womöglich durch gesunde Ernährung vor geistigem Abbau schützen. „Die Auswertung zweier großer Untersuchungen mit fast 30.000 Teilnehmern durch die kanadischen Kollegen zeigt, dass gesunde Essgewohnheiten das Risiko kognitiver Einschränkungen und demenzieller Erkrankungen im Alter tatsächlich verringern können“, kommentiert Professor Dr. Agnes Flöel von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.

„Die Erkenntnisse sind ein weiterer Schritt auf dem Weg zu soliden wissenschaftlichen Empfehlungen, um das Demenzrisiko für Patienten wie auch Gesunde zu senken“, so die Leiterin der Arbeitsgruppe Kognitive Neurologie an der Klinik für Neurologie der Charité in Berlin. Welche Nährstoffe für den positiven Effekt verantwortlich sind und ob auch andere Faktoren wie eine verminderte Kalorienzufuhr positiv auf das Gehirn wirken, wird derzeit weltweit intensiv untersucht. Auch auf dem 88. Neurologenkongress, der mit rund 6000 Experten für Gehirn und Nerven vom 23. bis 26. September in Düsseldorf stattfindet, wird das Thema diskutiert.

Für die Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift Neurology veröffentlicht wurde, hat ein Forscherteam um Andrew Smyth von der McMaster University im kanadischen Hamilton die Daten von zwei großen Untersuchungen zur Wirkung blutdrucksenkender Medikamente neu ausgewertet. Das Ergebnis: Die Studienteilnehmer, die sich am gesündesten ernährten, hatten ein um 24 Prozent geringeres Risiko für geistigen Abbau im Vergleich zu denen, die sich besonders ungesund ernährten. Als „gesund“ galt dabei eine Diät mit viel Obst, Gemüse, Nüssen oder Eiweiß aus Soja sowie bei tierischen Nahrungsmitteln die Formel „mehr Fisch als Fleisch“ – im Gegensatz zum Konsum von zum Beispiel viel frittiertem Essen oder Alkohol.

„Die Ergebnisse legen nahe, dass gesunde Essgewohnheiten nicht nur das Herz-Kreislauf-Risiko sondern auch das Risiko für kognitive Störungen, insbesondere bezüglich Aufmerksamkeits- und Kontrollfunktionen, aber auch von Gedächtnisstörungen, senken könnten“, erläutert Flöel. Den deutlichen Unterschied von 24 Prozent zwischen dem besten und dem schlechtesten Fünftel der Teilnehmer hält sie in dieser großen, multinationalen Studie für bemerkenswert.

Zusammenhang zwischen Essgewohnheiten und kognitiven Leistungen
Die 27.860 Teilnehmer der Studie aus 40 Ländern waren mindestens 55 Jahre alt, sie litten an Herzerkrankungen oder hatten ein hohes Risiko für die Zuckerkrankheit. Gemessen wurde die geistige Leistung anhand des Mini-Mental-Status-Test (MMST), einem Standardtest zur Diagnose von Demenz und Alzheimer. Der MMST wird als Interview durchgeführt. Anhand von festen Aufgabenkomplexen werden zentrale kognitive Funktionen überprüft, wie zeitliche und räumliche Orientierung, Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit, Sprachverständnis, Lesen, Schreiben, Zeichnen und Rechnen. In der Studie wurde der Test zu Beginn der Untersuchung und nach fünf Jahren durchgeführt. In diesem Zeitraum beobachteten die Forscher etwa bei jedem sechsten Studienteilnehmer eine Verschlechterung der kognitiven Leistungen. Diese Informationen stellten Smyth und Kollegen dann den Ergebnissen aus einer Befragung zu den Essgewohnheiten der Studienteilnehmer gegenüber.

Auch Fasten und Bewegung helfen dem Gehirn
Flöel hält es allerdings auch für möglich, dass die errechnete Risikoreduktion nicht allein auf das gesunde Essen zurückgeht, sondern auch eine Folge der verminderten Kalorienzufuhr sein könnte. Die Forscherin selbst hat die positiven Auswirkungen solch einer „kalorischen Restriktion“ bereits vor einigen Jahren am Universitätsklinikum Münster nachgewiesen. Damals konnte Flöel zeigen, dass ältere Versuchspersonen im Anschluss an eine dreimonatige verringerte Kalorienzufuhr besser lernten: Die Lernleistung stieg um 20 Prozent gegenüber der Vergleichsgruppe. Dieser Effekt beruht möglicherweise auf einem verbesserten Glukose-Stoffwechsel und einer damit verbundenen, positiven Wirkung auf insulinabhängige Stoffwechselwege im Gehirn, vermutet Flöel.

In der aktuellen Studie hatten die Forscher zwar mit statistischen Methoden mögliche Auswirkungen des Rauchens, des Körpergewichts und von sportlichen Aktivitäten herausgerechnet. Der unterschiedliche Energiegehalt der Nahrung wurde aber nicht berücksichtigt. Statt dessen ging es darum, wie viele Portionen Obst, Gemüse, Nüsse, frittiertes Essen oder Alkohol täglich konsumiert wurden, und wie das Verhältnis von Fisch zu Fleischprodukten und Eiern war.

Weiter kann die Studie nicht beantworten, welche Inhaltsstoffe der „gesunden Lebensmittel“ letztlich für die positiven Effekte verantwortlich waren. Dies wird weltweit derzeit intensiv untersucht, auch von der Arbeitsgruppe von Professor Flöel. Mögliche Substanzen sind hier Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine und Nährstoffe, die eine Kalorienrestriktion imitieren, mit positiven Auswirkungen auf den Glukose-Stoffwechsel. Hierzu gehört zum Beispiel das in Weintrauben vorkommende Resveratrol oder die für Selbstreinigungsprozesse der Zelle wichtigen Polyamine, die unter anderem in Weizenkeimlingen oder Sojabohnen enthalten sind.

Dem geistigen Abbau aus eigener Kraft entgegenwirken
Trotz dieser Einschränkungen sei die Arbeit der Kollegen ein weiterer Schritt nach vorne, lobt Flöel. Die Forschung sucht schon lange nach einem wirksamen Schutz gegen Demenz. Neben gesunder Ernährung wird körperlicher Aktivität eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Der Schlüssel liegt daher in jedem Einzelnen: „Auch wenn viele Details noch nicht geklärt sind, so scheint doch sicher, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, dem geistigen Abbau aus eigener Kraft entgegen zu wirken. Eine gesunde und maßvolle Ernährung und regelmäßige Bewegung gehören zu den präventiven und wirkungsvollen Maßnahmen, die jeder heute schon umsetzen kann“, so Flöel. Und zwar nicht erst, wenn die sich die Erkrankungen schon zeigen, wie bei den Patienten der kanadischen Studie.

Quellen
Smyth A, et al: Healthy eating and reduced risk of cognitive decline: A cohort from 40 countries. Neurology. 2015 Jun 2;84(22):2258-65

Witte AV, et al: Caloric restriction improves memory in elderly humans. Proc Natl Acad Sci U S A. 2009 Jan 27;106(4):1255-60

Witte AV, Kerti L, Margulies DS, Flöel A. Effects of resveratrol on memory performance, hippocampal functional connectivity, and glucose metabolism in healthy older adults. J Neurosci. 2014;34(23):7862-70.

Witte AV, Kerti L, Hermannstädter HM, Fiebach JB, Schreiber SJ, Schuchardt JP, Hahn A, Flöel A. Long-chain omega-3 fatty acids improve brain function and structure in older adults. Cereb Cortex. 2014;24(11):3059-68.

Fachlicher Kontakt bei Rückfragen
Prof. Dr. med. Agnes Flöel
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Neurologie
Charitéplatz 1, 10117 Berlin
Tel: +49 (0) 30 4506 6028 4, E-mail: agnes.floeel@charite.de

Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
Frank A. Miltner, c/o albertZWEI media GmbH
Englmannstr. 2, 81673 München
Tel.: +49 (0) 89 46148622, E-Mail: presse@dgn.org

Pressesprecher: Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen

Mensch im Blick – Gehirn im Fokus
88. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie vom 23. bis 26. September in Düsseldorf

Rund 6000 Experten für Gehirn und Nerven tagen im September in Düsseldorf. Von Demenz bis Epilepsie, von Schlaganfall bis Multiple Sklerose – der DGN-Kongress ist das zentrale Wissenschafts-, Fortbildungs- und Diskussionsforum der neurologischen Medizin in Deutschland. Journalisten bietet er Gelegenheit zur Recherche sowie für persönliche Gespräche mit den führenden Köpfen der deutschen und internationalen Neuromedizin.
Die DGN bietet ein gut ausgestattetes Pressezentrum mit Informationen und Computer-Arbeitsplätzen. Die Pressekonferenzen finden statt am Mittwoch, 23. September, 10.00 bis 11.00 Uhr, sowie Freitag, 25. September, 11.30 bis 12.30 Uhr (terminliche Änderungen vorbehalten).

• Presseservice auf dem DGN-Kongress, mit Online-Akkreditierung und Anmeldung zum Presse-Newsletter:
http://www.dgn.org/presse/presse-auf-dem-kongress
• Programm und Informationen zum DGN-Kongress:
http://www.dgnkongress.org

Weitere Informationen:
http://www.dgn.org/presse/pressemitteilungen/3073-gesunde-ernaehrung-schuetzt-da…

Quelle: idw

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Messung der Wassertemperatur aus der Luft

Dipl.-Met. Alfred Hommes Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) wird in der nächsten Woche an der Hahnöfer Nebenelbe die Wasseroberflächentemperatur aus der Luft messen. Bei dieser Messung, die über mehrere Tage läuft, werden Wärmebild-Kameras mit unterschiedlichen Trägersystemen genutzt. Neben einem kleinen, unbemannten Fluggerät wird auch ein Tragschrauber (Gyrocopter) zum Einsatz kommen.

Die Wassertemperatur ist für viele Anwendungsfelder der Gewässerkunde ein wichtiger Parameter und ein wesentliches natürliches Charakteristikum eines Gewässers. Messungen vor Ort werden oft nur an einzelnen Stellen durchgeführt, Aufnahmen mit einer Kamera hingegen können diese kontinuierlichen Punktmessungen durch Informationen über die räumliche Temperaturverteilung an der Wasseroberfläche ergänzen. Bei größeren Flächen wird dafür von einem Fluggerät aus die Strahlung der Oberfläche im thermischen Infrarot aufgenommen.

Kooperationspartner der BfG sind ein norddeutsches Ingenieurbüro und das Anwendungszentrum für multimodale und luftgestützte Sensorik (AMLS) an der Hochschule Koblenz. Das Ingenieurbüro wird mit einem unbemannten Fluggerät einen Teil der Wattflächen vor dem Cranzer Hauptdeich aus 100 Meter Höhe erfassen. Parallel dazu wird ein Gyrokopter des AMLS, ausgestattet mit einer Wärmebildkamera, die gesamte Hahnöfer Nebenelbe in 1000 Meter Höhe abfliegen.

Zwei Ziele verfolgt die Bundesanstalt bei diesem Projekt: zum einen geht es um ein besseres Verständnis der Temperaturverhältnisse an Gewässern, zum anderen erforscht und entwickelt die BfG auch die technischen Möglichkeiten der Fernerkundung, um diese bis zur praktischen Anwendung zu bringen. Bei der anstehenden Befliegung soll vor allem die Verteilung der Wassertemperatur über den Wattflächen im Mühlenberger Loch sowie in der Hahnöfer Nebenelbe untersucht werden. Um die unterschiedlichen Prozesse vor Ort zu erfassen, wird die Messung in regelmäßigen zeitlichen Abständen wiederholt.

Eine Identifizierung von Personen, Schildern u. ä. ist aufgrund des Aufnahmewinkels und der Kameraauflösung nicht möglich. Zur Georeferenzierung der Aufnahmen ist es deshalb auch notwendig, im Deichbereich Markierungen auszubringen. Die zuständigen Behörden sind über die Befliegung informiert, die erforderlichen Genehmigungen wurden eingeholt.

Weitere fachliche Informationen:
Dr. Katharina Fricke, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz, Fon: 0261/1306 5037, Mail: fricke@bafg.de; Dr. Björn Baschek, BfG, Fon: 0261/1306 5395,baschek@bafg.de

Quelle: idw

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Das Ohr an der Schiene: Preisgekrönte Sensortechnik erkennt frühzeitig herannahende Züge

Friederike Meyer zu Tittingdorf Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Im Bahnverkehr kommt es immer wieder zu schweren Unfällen, wenn Menschen die Gleise überqueren und herannahende Züge zu spät wahrnehmen. Auch umgestürzte Bäume oder Autos, die auf einem Bahnübergang stehen bleiben, werden für Zugreisende zum Verhängnis. Absolventen der Universität des Saarlandes haben auf dem Gründer-Campus Saar eine Sensortechnik entwickelt, die einen heranrauschenden Zug schon in bis zu sechs Kilometer Entfernung „erspürt“ und Hindernisse auf den Gleisen in einigen hundert Meter Distanz orten kann. Mit dieser Erfindung gewannen die Jungunternehmer einen mit 25.000 Euro dotierten Startup-Preis der Deutschen Bahn. Sie wollen nun die Sensortechnik zur Marktreife bringen.

Um Bahnübergänge abzusichern und herannahende Züge rechtzeitig zu orten, müssen heute rund um die Schranken acht Detektoren installiert und achttausend Meter Kabel verlegt werden. „Unser Sensorsystem kommt mit nur vier Detektoren aus und benötigt überhaupt keine weitere Verkabelung. Damit können Bahngesellschaften mit verbessertem Sicherheitsstandard viel Geld sparen“, sagt Houssam El-Moutaouakil. Der Absolvent der Computer- und Kommunikationstechnik der Saar-Uni hat die Sensortechnik gemeinsam mit der Informatikerin Vera Bazhenova entwickelt. Die Sensoren reagieren so sensibel auf Schwingungen, dass sie erkennen, wenn Züge sich aus bis zu sechs Kilometer Entfernung annähern. „Wir können mit der Sensortechnik außerdem in einem Radius von 500 Metern erfassen, ob ein Mensch unerlaubt die Gleise überquert hat oder ob ein Hindernis, etwa ein Baum oder Fahrzeug, auf den Gleisen liegen geblieben ist“, erläutert El-Moutaouakil. Er hat berechnet, dass die Deutsche Bahn damit ihre Ausgaben für die Überwachung von Gleisanlagen und Bahnübergängen halbieren könnte.

„Das System ist viel schneller zu installieren als das herkömmliche und braucht weniger Wartung, so dass auch hier Geld gespart werden kann“, sagt der Kommunikationstechniker. Die Deutsche Bahn will dem Saarbrücker Entwicklerteam nun eine Testanlage zur Verfügung stellen, um die Technologie möglichst schnell zur Marktreife zu bringen. Gemeinsam mit der Informatikerin Vera Bazhenova und der Betriebswirtin Savina Takeva hat Houssam El-Moutaouakil dafür die Firma senvisys mit Sitz im Starterzentrum gegründet. Die IT-Experten haben außerdem bereits ein EXIST-Gründerstipendium der Bundesregierung erhalten, um ihre Unternehmensgründung voranzutreiben.

Hintergrund: Startup-Wettbewerb DB Pitch Infrastructure 4.0
Für den Startup-Wettbewerb der Deutschen Bahn hatten 120 Jungunternehmer ihre Ideen eingerichtet, elf kamen in die engere Wahl und durften jetzt mit einem fünf-minütigen Kurzvortrag die Jury von ihren Geschäftsideen überzeugen. Gefragt waren digitale Geschäftsmodelle und Technologien, mit denen die Infrastruktur der Deutschen Bahn modernisiert werden kann. Neben dem Saarbrücker Startup senvisys kamen drei weitere Firmen aufs Siegertreppchen. Alle Jungunternehmen erhielten jeweils 25.000 Euro Preisgeld. Sie dürfen außerdem drei Monate lang kostenlose Büroräume nutzen, um ihre Ideen in Begleitung von erfahrenen Mentoren zur Marktreife zu bringen.

Weitere Informationen:
www.deutschebahn.com/de/presse/presseinformationen/pi_it/9580690/ubd20150624.html

Fragen beantwortet:
Houssam El-Moutaouakil
Starterzentrum der Universität des Saarlandes
Mail: kwt.wehrle@univw.uni-saarland.de
Tel. +49 (681) 302 64948

Quelle: idw

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Schönheit zahlt sich auf dem Arbeitsmarkt aus

Mark Fallak Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut zur Zukunft der Arbeit

Gutes Aussehen erhöht die Jobchancen und schlägt sich in einem Einkommensplus von bis zu einem Fünftel nieder. Zu den Hauptgründen zählt die Diskriminierung durch Arbeitgeber und Kunden. Hinzu kommt, dass attraktive Menschen meist selbstbewusster auftreten und sich häufiger für besser bezahlte Jobs bewerben. Die Erkenntnisse der internationalen Wissenschaft zur Bedeutung von Schönheit im Job hat die Ökonomin Eva Sierminska jetzt für das Online-Kompendium „IZA World of Labor“ des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) zusammengetragen.

Laut Studie fällt der „Schönheits-Bonus“ in Deutschland größer aus als in allen anderen untersuchten Ländern: Schöne Frauen verdienen hierzulande rund 20 Prozent mehr als der Durchschnitt, attraktive Männer immerhin etwa 14 Prozent. Viele Arbeitgeber, Kollegen und Kunden bevorzugen attraktive Mitarbeiter – nicht nur der Optik wegen, sondern auch, weil gut aussehende Menschen als vertrauenswürdiger, kompetenter und produktiver gelten. Körperliche Attraktivität spielt daher insbesondere in Berufen mit häufigem Kundenkontakt eine Rolle.

Auch Lehrer neigen dazu, hübsche Schüler bevorzugt zu behandeln. So wird bereits in jungen Jahren der Grundstein für die späteren Arbeitsmarktvorteile gelegt. Denn gut aussehende Jugendliche nehmen auch häufiger an sozialen und sportlichen Aktivitäten teil, die wiederum Selbstvertrauen, Teamgeist und weitere „Soft Skills“ fördern. Schöne Menschen streben daher auch von sich aus in besser bezahlte Jobs. Eine Untersuchung von Juristenkarrieren in den USA zeigt beispielsweise, dass attraktive Arbeitnehmer überdurchschnittlich oft aus dem öffentlichen Dienst in die besser bezahlte Privatwirtschaft wechseln.

In Deutschland weist hingegen ausgerechnet die Berufsgruppe der mittleren Beamten den höchsten Anteil an schönen Menschen auf. Das geht aus der sogenannten ALLBUS-Umfrage hervor, für die stichprobenartig 3.500 Männer und Frauen unter anderem zu Gehalt und Beruf befragt werden. Zu Beginn der persönlichen Befragung halten die Interviewer auf einer Skala von 1 bis 11 fest, wie attraktiv sie ihren Gesprächspartner finden. Über die Hälfte der mittleren Beamten erzielt dabei eine Punktzahl von 8 bis 11. Ähnlich gut schneiden Manager und leitende Angestellte ab. Unter Landwirten und Arbeitern gilt nicht einmal jeder vierte als attraktiv.

Um die Benachteiligung weniger gut aussehender Menschen auf dem Arbeitsmarkt abzumildern, plädiert die Ökonomin Eva Sierminska für die freiwillige Einführung anonymisierter Bewerbungsverfahren: „In Deutschland sind Bewerbungsfotos noch immer Standard. Wer vom ersten optischen Eindruck her nicht überzeugt, wird häufig gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Anonymisierte Bewerbungen würden helfen, diese oft unbewusste Diskriminierung durch Personaler zu reduzieren.“ Im Vorstellungsgespräch und im betrieblichen Alltag gehe es dann nicht nur um Aussehen, sondern auch um Auftreten. „Bewerbercoachings und Mitarbeiterschulungen zu Kleidung, Styling und Verhalten können dazu beitragen, eine positivere Wirkung auf Arbeitgeber und Kunden zu erzielen“, empfiehlt Sierminska.

Die englischsprachige Studie ist über IZA World of Labor abrufbar:
Eva Sierminska, Does it pay to be beautiful?
http://wol.iza.org/articles/does-it-pay-to-be-beautiful
DOI: 10.15185/izawol.161

Quelle: idw

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Fischereiliche Evolution lässt Fische schrumpfen

Karl-Heinz Karisch Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Beim Angeln und Fischen geht es wie so oft darum: Wer zieht den größten Fisch an Land? Die größenselektive Fischerei bevorzugt das Überleben von kleinen, scheuen Fischen. Durch die sogenannte fischereiliche Evolution passen sich die Bestände an. In die Röhre gucken Fischer und Angler, die immer kleinere Fische erbeuten. Darauf weist eine internationale Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Dr. Robert Arlinghaus vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei und der Humboldt-Universität zu Berlin im Fachmagazin Evolutionary Applications (Jahrgang 8, S. 597-620) hin.

Große Fische erzielen am Markt höhere Preise und sind Garant für zufriedene Angler. Doch die großen Fische sind bedroht: Fast alle Fischbestände weltweit werden mit Mindestmaßen bewirtschaftet. Auch wirken Netze und Langleinen in der Regel größenselektiv. Die Folge: Große Fische landen bevorzugt im Kescher oder auf Deck, während die kleinen, noch unreifen bzw. erstmalig geschlechtsreif werdenden Tiere geschont werden. Scharfe Befischung führt zur starken Verjüngung der Bestände, die Durchschnittsgröße der Fische in Fang und Bestand geht zurück. Das ist zunächst ein demografischer Effekt, der bereits innerhalb einer Fischereisaison spürbar wird und nichts mit Evolution zu tun hat. Wenn der Fischereidruck aber über mehrere Fischgenerationen anhaltend hoch ist, kann Fischerei auch zu genetischen (d. h. evolutionären) Veränderungen führen, weil die die Fischerei überlebenden Tiere bestimmte Erbanlagen in sich tragen, die ihnen trotz intensiver Befischung das Überleben und die Vermehrung garantieren. Beispielsweise sollten die Individuen bevorteilt werden, die möglichst lange möglichst klein bleiben.

Allerdings ist das Wachstum von Fischen in der Natur sehr variabel und abhängig von Futterverfügbarkeit, Temperatur und vielen anderen natürlichen Faktoren. Das macht es so schwierig, auf Basis von Freilandstudien im Meer oder in Seen zweifelsfrei zwischen rein demografisch-ökologischen und evolutionären Ursachen für Köpergrößenveränderungen in befischten Beständen zu unterscheiden. Entsprechend kontrovers wird die Hypothese zur fischereilichen Evolution seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts in Fachkreisen debattiert.

In einem einmaligen fast zehn Jahre andauernden Selektionsexperiment an Zebrafischen haben die Fischereiwissenschaftler Dr. Silva Uusi-Heikkilä und Prof. Dr. Robert Arlinghaus zusammen mit einem Team von internationalen und nationalen Kooperationspartnern nun klare Belege für die sogenannten fischereiliche Evolution vorgelegt. Größenselektiv befischte Bestände büßten in nur fünf Generationen 7% ihrer Maximalgröße ein. Das ganze hatte auch Auswirkungen auf die Gesamtanzahl abgegebener Eier, die bei den befischten Populationen geringer war als bei den unselektiv befischten Beständen. Auch die Eiqualität litt, die bei den größenselektiv befischten Populationen geringer war als bei den Vergleichsbeständen.

Die Forscherinnen und Forscher wiesen überdies nach, dass in den befischten Populationen Veränderungen in den Erbanlagen stattgefunden hatten – ein zweifelsfreier Beleg für die fischereiliche Evolution. „Dass diese Effekte bereits nach fünf Generationen eintraten, zeigt wie schnell sich scharfe Befischung in den Genen niederschlagen kann“, erläutert die Erstautorin der Studie Silva Uusi-Heikkilä, die jetzt als PostDoc an der University in Turku in Finnland arbeitet. „Weil die meisten kommerziell befischten Populationen längere Generationszeiten haben als Zebrafische, sollten sich Effekte fischereilicher Evolution innerhalb von 100 Jahren in der Natur nachweisen lassen“, ergänzt der Studienleiter Prof. Dr. Robert Arlinghaus. „Natürlich lassen sich die Zebrafischstudien unter Laborbedingungen nicht 1:1 auf die Bedingungen im Freiland übertragen. Der Wert unserer Studie liegt in dem Nachweis von Ursache – Fischerei – und Wirkung – genetische Veränderung. Diese Belegführung ist im Freiland nicht möglich. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Fischerei rasche Evolution auslösen und einen genetischen Niederschlag finden kann“, konstatiert Arlinghaus.

Die Forscherinnen und Forscher vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei und der Humboldt-Universität zu Berlin fanden überdies heraus, dass die sich an den Fischereidruck anpassenden Zebrafische nicht nur kleiner, sondern in ihrem Verhalten auch scheuer waren. Für die genetisch angepassten Fische ist die Evolution übrigens überlebensnotwendig und daher positiv zu bewerten. Computermodelle zeigten, dass die angepassten Zebrafischpopulationen unter befischten Bedingungen eine um 20% erhöhte Populationswachstumsrate aufwiesen als die nicht angepassten Vergleichstiere. „Fischereiliche Evolution, die sich über Körpermerkmale hinaus auch in den Genen niederschlägt, ist also entgegen anderslautenden Behauptungen nicht unbedingt kontraproduktiv für die Populationen. Allerdings dürften Fischer und Angler in die Röhre gucken, weil die gefangenen Tiere nicht mehr ihre maximale Länge erreichen und überdies immer schlechter zu fangen sind“, erläutert Arlinghaus.

Arlinghaus fasst die Kernbotschaft zusammen: „Die Art und Weise der Befischung von Süß- und Salzwasserfischen ist vergleichbar einer Zucht durch Auslese, allerdings mit unbeabsichtigten Züchtungsergebnissen“. Es müsse bedacht werden, dass Fischerei-induzierte genetische Veränderungen nur sehr langsam umkehrbar sind.

Im Kern geht es also nicht nur um ein interessantes wissenschaftliches Phänomen, sondern um etwas, das für die globale Fischwirtschaft von Relevanz ist. Das zeigt auch ein populationsdynamisches Modell an den Zebrafischen: Nach einem simulierten Fangmoratorium erholte sich der evolvierte Fischbestand deutlich langsamer als die unselektierten Vergleichspopulationen. „Die an die Fischerei angepassten Tiere haben Probleme, mit natürlichen Umweltbedingungen umzugehen, in der der menschliche Einfluss durch den Fangstopp eliminiert wird“, bemerkt Silva Uusi-Heikkilä.

„Darüber hinaus entziehen sich durch die Evolution die Fische immer besser dem Zugriff durch den Menschen. Dadurch reduziert sich auch die Möglichkeit, auf Basis von Fangmengen und anderen Fangdaten Fangmengen etwas über die Fischmenge in den Ozeanen und Seen auszusagen“, ergänzt Robert Arlinghaus.

Was ist zu tun? Die Autoren schlagen vor, das Management der Fischbestände in den Weltmeeren und andernorts auf einem evolutionsbiologischen Ansatz aufzubauen, sofern sich die in dem Experiment nachgewiesenen Effekte auch in der Natur zeigen. Diesen Beleg muss weiterführende Forschung erst vorlegen. Die entsprechenden Techniken werden derzeit vorsorglich in mehreren Gruppen weltweit erforscht. Arlinghaus: „Es würde zunächst einmal helfen, besonders empfindliche Bestände zu identifizieren.“ In der Folge sei es wichtig festzustellen, welche Veränderungen genau der Fischereidruck hervorrufe und welchen Einfluss das auf den Wert der Fischbestände für die Fischereiwirtschaft und die hobbymäßige Angelfischerei hat. „Eine Möglichkeit ist, den Fischereidruck insgesamt zu reduzieren und weniger selektiv wirken zu lassen. Man könnte sowohl die kleinen wie auch die sehr großen Tiere von der Fischerei ausnehmen, z. B. durch Entnahmefenster“, so das Fazit von Arlinghaus. Weiterführende Modelle haben nämlich inzwischen gezeigt, dass durch Entnahmefenster im Unterschied zu Mindestmaßen Schnell- statt Kleinwüchsigkeit gefördert wird. Und darüber freuen sich mit Sicherheit die Angler und Fischer.

Quelle
Uusi-Heikkilä, S., Whiteley, A.R., Kuparinen, A., Matsumura, S., Venturelli, P.A., Wolter, C., Slate, J., Primmer, C.R., Meinelt, T., Killen, S.S., Bierbach, D., Polverino, G., Ludwig, A., Arlinghaus, R. (2015). The evolutionary legacy of size-selective harvesting extends from genes to populations. Evolutionary Applications, 8: 597-620. (download unter http://besatz-fisch.de/images/stories/Papers/Papers_2015/uusi-heikkilae_evol_app…).

Kontakt
Wissenschaftler:
Prof. Dr. Robert Arlinghaus
arlinghaus@igb-berlin.de

www.igb-berlin.de/mitarbeitende-igb.html?show=211
www.besatz-fisch.de

Weitere Informationen zum IGB
Die Arbeiten des IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Das IGB untersucht dabei die Struktur und Funktion von aquatischen Ökosystemen unter naturnahen Bedingungen und unter der Wirkung multipler Stressoren. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden globalen, regionalen und lokalen Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.

Weitere Informationen:

http://www.igb-berlin.de
http://www.besatz-fisch.de

Quelle: idw

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Arbeitsschutz hinkt beim Einsatz mobiler und digitaler Technologien hinterher

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Analyse in den WSI-Mitteilungen
Mobile und digitale Technologien verändern die Arbeitswelt. Nicht selten wird ständige Erreichbarkeit zum Stressfaktor. Geltende Arbeitsschutzgesetze hinken in wichtigen Punkten hinterher, zeigt eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Analyse.

Dank Smartphones, Tablets oder Notebooks ist Arbeit nicht mehr zwangsläufig an einen bestimmten Ort oder feste Zeiten gebunden. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten, aber auch neue Belastungen, etwa wenn der Arbeitgeber permanente Erreichbarkeit fordert. Die Regeln, die Beschäftigte schützen sollen, werden in vielen Betrieben missachtet oder gehen nicht weit genug, schreibt Dr. Tanja Carstensen in den WSI-Mitteilungen.* Die Soziologin von der TU Hamburg-Harburg forscht in dem von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten laufenden Projekt „Arbeit 2.0. Neue Anforderungen an Beschäftigte und ihre Interessenvertretungen im Umgang mit Social Media“.

„Mit dem Bearbeiten von beruflichen E-Mails von zu Hause, in der Bahn, im Bus, in Hotelzimmern, in Cafés, auf Dienstreise, nach Feierabend, am Wochenende oder im Urlaub hat sich Arbeiten ‚immer‘ und ‚überall‘ als Normalzustand etabliert“, so die Soziologin. Zwar empfinde nicht jeder dies als Belastung. Es könne sogar entlastend sein, sich gut informiert zu fühlen. Dabei bestehe jedoch die Gefahr, dass das Privatleben der Arbeit untergeordnet wird und es zu einer Verlängerung der Arbeitszeit kommt.

Dem DGB-Index Gute Arbeit 2012 zufolge müssen 27 Prozent der Beschäftigten sehr häufig oder oft nach Dienstschluss erreichbar sein (siehe auch die Infografik; Link unten). Dies kollidiere mit den gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten, die grundsätzlich elf Stunden ohne Unterbrechung betragen müssen, so Carstensen. „Erreichbarkeit“ gelte zwar nicht generell als Arbeitszeit. So wie bei der Rufbereitschaft stelle jedoch jede Arbeitsaufnahme – und sei sie noch so kurz wie etwa das Lesen einer beruflichen Mail – eine Unterbrechung der Ruhezeit dar.

Die Arbeitgeber könnten kaum kontrollieren, unter welchen Bedingungen die Angestellten außerhalb der Firma arbeiten. Schließlich gelte die Arbeitsstättenverordnung nur auf dem Gelände des Betriebs. Bei mobiler Arbeit entspreche die Umgebung – zum Beispiel im Zug, Auto oder Hotelzimmer – häufig nicht den Anforderungen an einen gesunden Arbeitsplatz. Zudem seien privat angeschaffte Geräte meist nicht für längeres Arbeiten gedacht. Nach Ansicht von Carstensen besteht hier „eine massive Regelungslücke“.

Ein weiteres Problem: Die Anzahl der Kommunikationskanäle – Mails, Chats oder Soziale Netzwerke – nimmt zu, was zu Überforderung führen könne. Zumal sich die Angestellten häufig mit widersprüchlichen Anweisungen konfrontiert sähen. So stünden der allgemeinen Aufforderung, sich in Sozialen Medien zu engagieren und mitzudiskutieren, oft unterschiedliche Kulturen in einzelnen Abteilungen gegenüber, die dies als Zeitverschwendung betrachten. Diesen Widerspruch zu lösen, liege dann in der Eigenverantwortung der Beschäftigten.

Die Wissenschaftlerin sieht mehrere Handlungsansätze: Auf politischer Ebene gingen Vorstöße wie eine „Anti-Stress-Verordnung“ oder das „Recht auf Nicht-Erreichbarkeit“ in die richtige Richtung. Die Arbeitsstättenverordnung könnte auf mobile und häusliche Arbeitsplätze ausgeweitet werden. Denkbar sei auch eine Modernisierung der Bildschirmarbeitsverordnung, die regelt, dass nur solche Geräte für die berufliche Nutzung zugelassen werden, die ergonomische Mindestanforderungen erfüllen. Zudem biete das Betriebsverfassungsgesetz einige Möglichkeiten: Zum Beispiel könnten Betriebsräte die Geräteausstattung mitbestimmen und ungeeignete Geräte ausschließen.

Solche Lösungen allein reichten aber nicht aus, wenn Beschäftigte ihre Mails nach Feierabend bearbeiten müssen, weil sie die Menge anders nicht bewältigen können. Dann sei es ebenso notwendig, eine Diskussion über Arbeitszeiten, Organisation oder Kommunikationskultur in den Unternehmen zu führen. „Technik ist nie alleiniger Auslöser veränderter Arbeitsbedingungen und -belastungen“, so die Wissenschaftlerin. Die technologischen Entwicklungen dürften daher nicht isoliert von sozialen, politischen und ökonomischen Veränderungen betrachtet werden.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Elke Ahlers
WSI, Expertin „Qualität der Arbeit“
Tel.: 0211-7778-344
E-Mail: Elke-Ahlers@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://media.boeckler.de/Sites/A/Online-Archiv/16034 – Tanja Carstensen: Neue Anforderungen und Belastungen durch digitale und mobile Technologien. In: WSI-Mitteilungen 3/2015.
http://www.boeckler.de/hbs_showpicture.htm?id=54169&chunk=1 – Infografik zum Download. In Böckler-Impuls 08/2015

Quelle: idw

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Wasserwirtschaft: FH Köln entwickelt naturnahes Verfahren gegen Stauseen-Verlandung

Petra Schmidt-Bentum Referat für Kommunikation und Marketing, Team Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachhochschule Köln

An der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umwelttechnik der FH Köln arbeiten Wissenschaftler im Forschungsprojekt „Kontinuierliche Lösung und Aufnahme von Sedimentablagerungen“ (KLASed) an einem einfachen, kostengünstigen und CO2-freien Verfahren, um Stauseen nachhaltig von Sedimentablagerungen zu befreien. Dabei wurde ein Messgerät entwickelt, das jetzt zum Patent angemeldet ist.

Rund 16 Prozent der weltweiten Energie wird durch Wasserkraft erzeugt. Neben unkalkulierbaren Wetter- und Klimafaktoren – der US-Bundesstaat Kalifornien leidet seit Jahren unter Trockenheit – birgt auch die Verlandung der Stauseen ein großes Risiko für die Wasser- und Energieversorgung: Durch die sich ansammelnden Stoff- und Gesteinsablagerungen verlieren die Stauseen große Mengen ihrer Speicherkapazität.

Stauseen wie der US-amerikanische Glen-Canyon-Damm, der Drei-Schluchten-Stausee in China oder der ägyptische Assuan-Staudamm müssen alle ein bis zwei Jahre mit aufwendigen Verfahren von Sedimentablagerungen befreit werden. Alleine beim Glen-Canyon-Damm kostet das jeweils rund sechs Millionen US-Dollar. Die Stauseen müssen dabei teilweise abgelassen und ausgebaggert werden. Auch deutsche Talsperrenbetreiber investieren in die Instandhaltung mehrere Millionen Euro. Sedimente und Schwebstoffe sind für fließende und stehende Gewässer sehr wichtig: „Sie schützen das Gewässer vor Erosion und sind ein wichtiger Lebensraum für die Bodenlebewesen“, sagt Yannick Ratke, Wirtschaftsingenieur am Institut für Baustoffe, Geotechnik, Verkehr und Wasser. Sedimentation und Erosion ist ein natürlicher Prozess in Flüssen. Schwebeteilchen sinken auf den Grund des Gewässers und bilden dort einen Bodensatz. Stauseen unterbinden diesen natürlichen Vorgang: Während sich am Grund der Seen die Ablagerungen sammeln, führen die Flüsse nur noch wenige Schwebstoffe mit sich. Das führt flussabwärts zu vermehrter Erosion.

2011 hat das Unternehmen DB Sediments zusammen mit der RWTH Aachen eine kostengünstige und naturnahe Lösung für die Verlandung der Stauseen entwickelt. Dabei fährt eine schwimmende Arbeitsplattform kontinuierlich über das Gewässer. Die Ablagerungen auf dem Boden werden über eine Fräse gelockert, schichtweise vom Boden gelöst, wie bei einem Staubsauger abtransportiert und in den Flussablauf geleitet. Dieses bisher einzigartige Verfahren wird jetzt an der Fachhochschule Köln im Forschungsprojekt KLASed optimiert. Unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Jokiel arbeiten die Ingenieure Yannick Ratke und Timo Fahlenbock daran, die Sedimentschichten mit einem Wasserstrahl vollautomatisch vom Boden zu lösen und in ökologisch sinnvollen Konzentrationen in das fließende Gewässer abzugeben. Projektpartner sind die Firmen DB Sediments GmbH und die RWTH Aachen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert KLASed mit rund 311.000 Euro.

Bei den Untersuchungen der FH Köln werden Form, Art und Größe des kombinierten Wasserstrahldüsen-Saugkopfes und des Absaug-Rohres optimiert. Dessen Abstand zur Sedimentoberfläche ist ebenso entscheidend wie der entsprechende Wasserdruck der Düsen – damit nicht zu viele Sedimente gleichzeitig gelöst werden und eine Trübung im Stausee entsteht. „Größe, Struktur und organische Anteile der Sedimente sind unterschiedlich. Auf diese Eigenschaften muss der Wasserstrahl angepasst werden, der sich unter Wasser anders verhält, als über Wasser“, so Ratke. „Viele dieser Ablagerungen haben sich so sehr verfestigt, dass hohe Wasserdrücke von bis zu 120 bar nötig sind um diese zu lösen“.

Das Erodieren der Sedimente, das je nach Beschaffenheit der Spüldüse und des Wasserdrucks variiert, ist ebenso Gegenstand der Untersuchungen wie die Dichte und Konzentration der gelösten Schwebstoffe. Dazu hat das Kölner Team ein neuartiges Messgerät entwickelt, das jetzt zum Patent angemeldet ist. Es misst vollautomatisch die Konzentration der Schwebstoffe im Wasser. Im Gegensatz zu dem gängigen Coriolis-Messgerät ist der Prototyp der FH Köln kostengünstig, leicht und misst sehr präzise – auch in Gewässern, die durch ihre hohe Biomasse eine hohe Methanemmision aufweisen. Dadurch können die Wissenschaftler die Förderrate des Sediments flexibel auf die individuellen Gegebenheiten der Stauseen anpassen.

Das Verfahren ist eine Schlüsseltechnologie zur CO2-freien Energierzeugung und -speicherung aus Wasserkraft“, sagt Prof. Dr. Christain Jokiel. „Es schafft als bisher einziges Verfahren die in den Europäischen Wasserrichtlinien geforderte Durchgängigkeit von Stauanlagen für Sedimente.“ KLASed trifft bereits auf internationales Interesse. Das zeigte zum Beispiel die äußerst positive Resonanz US-amerikanischer Wissenschaftler und Behörden auf der Joint Federal Interagency Conference on Sedimentation and Hydrologic Modeling (SEDHYD 2015) in Reno, Nevada, auf der das Kölner Team im Frühjahr seine Forschungsergebnisse vorgestellt haben.

Die Fachhochschule Köln ist die größte Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Deutschland. Mehr als 23.000 Studierende werden von rund 420 Professorinnen und Professoren unterrichtet. Das Angebot der elf Fakultäten und des ITT umfasst mehr als 80 Studiengänge aus den Ingenieur-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften und den Angewandten Naturwissenschaften. Die Fachhochschule Köln ist Vollmitglied in der Vereinigung Europäischer Universitäten (EUA) und gehört dem Fachhochschulverband UAS7 an. Die EU-Kommission bestätigt der Hochschule internationale Standards in der Personalentwicklung der Forscherinnen und Forscher durch ihr Logo „HR Excellence in Research“. Die Fachhochschule Köln ist zudem eine nach den europäischen Öko-Management-Richtlinien EMAS und ISO 14001 geprüfte umweltorientierte Einrichtung und als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Weitere Informationen:
http://www.fh-koeln.de
http://www.facebook.de/fhkoeln
http://www.twitter.com/fhkoeln

Quelle: idw

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Solardächer produzieren Strom für Fahrzeuge

Dr. Katharina Jeorgakopulos Presse und Kommunikation
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

Studentische Industriekooperation zwischen HAW Hamburg und Webasto erarbeitet Ergebnisse für EU-Zertifizierungsprozess von Solardächern zur Verbesserung der Öko-Bilanz von Fahrzeugen.

Unter der Leitung von Dr.-Ing. Volker Skwarek, Professor für technische Informatik an der HAW Hamburg, erarbeiteten sechs Studierende des hochschulübergreifenden Studienganges Wirtschaftsingenieurwesen (HWI) im Rahmen ihrer Semesterarbeit bei dem Industriebetrieb Webasto Ergebnisse für einen EU-Zertifizierungsprozess von Solardächern. Webasto produziert Solardächer für PKWs, die von der EU als Öko-Innovationen anerkannt sind. Die Dächer liefern Strom für den Fahrbetrieb und senken dementsprechend die Öko-Bilanz der Fahrzeuge. HAW-Studierende konnten nun in einer Simulation genauere Berechnungen zur Energielieferung treffen, die in die Zertifizierung mit einfließen und von Webasto der EU-Kommission zur Bewertung vorgelegt werden. Die Ergebnisse sollen langfristig veröffentlicht werden.

Der Automobilzulieferer mit Sitz in Stockdorf bei München entwickelt und produziert seit über 25 Jahren Solardachsysteme. Die im Dach integrierten Solarzellen produzieren dabei Strom, der in die Batterie eingespeist wird und in der Folge die Lichtmaschine durch Pufferung der Nebenaggregate entlastet. Somit werden der Kraftstoffverbrauch und damit auch der CO2-Ausstoß eines Fahrzeugs gesenkt. Aus diesem Grund hat die Europäische Kommission Solardächer für PKWs von Webasto als Öko-Innovation anerkannt.

Unter Öko-Innovationen versteht man Technologien, die nachweislich den CO2-Ausstoß von Fahrzeugen senken. Das Potenzial zur CO2-Reduzierung von Öko-Innovationen kann nicht vollständig mit dem offiziellen Testverfahren (NEFZ) gemessen werden und wird deshalb rechnerisch ermittelt. Wird die Öko-Innovation von der EU-Kommission in einem Zertifizierungsverfahren anerkannt, kann ein Automobilhersteller die Kohlendioxid-Emission von Neuwagen senken, wenn er sie in seine PKWs integriert.

Anhand einer Simulation hat Webasto ein solches Zertifizierungsverfahren bei der EU-Kommission für sein PKW-Solardach bereits durchgeführt. Die vorhandene Simulation musste nun für leichte Nutzfahrzeuge (LNF) abgeändert werden. Hier setzte das Industriekooperationsprojekt der HAW-Studierenden und Webasto an. Ihr Projekt hatte die Zielsetzung, den Faktor zu berechnen, der die von Nutzfahrzeugen nutzbare Sonnenenergie beschreibt. Dafür übertrugen die Studierenden die für PKW bekannten Einflussparameter auf diese, erweiterten sie und modellierten sie mathematisch. Das überraschende Ergebnis: Das Fahrverhalten beeinflusst den Solar-Nutzungsfaktor und somit die potentielle CO2-Minderung entscheidend mit. In der Simulation wurden deswegen verschiedenste Faktoren wie beispielsweise Fahr- und Standzeit, Pausendauer oder Anteile der Stadt- und Überlandfahrten berücksichtigt. In einem zweiten Schritt ist geplant, einige Fahrzeuge mit Sensoren auszustatten, die den Einfall der Sonne messen, um die errechneten Ergebnisse zu validieren.

Kontakt:
HAW Hamburg
Fakultät Life Sciences/ Department Wirtschaftsingenieurwesen HWI
Prof. Dr.-Ing. Volker Skwarek/Professor für technische Informatik
Tel.: +49.40.428 75 – 6435 / 04533.709801
volker.skware@haw-hamburg.de

Weitere Informationen:
http://www.haw-hamburg.de
http://www.webasto-group.com/de

Quelle: idw

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Moderne Therapien bei Krampfadern und offenem Bein

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Nahezu jeder Zweite in Deutschland leidet an Krampfadern – nicht nur harmlose Schönheitsfehler, sondern Ursache für eine Überlastung der tiefen Venen, tiefe Venenthrombosen und verschiedene Hautveränderungen die bis zum „offenen Bein“ führen können. Durch rechtzeitige Behandlung lassen sich diese Komplikationen verhindern. Bei den Betroffenen besteht eine Schwäche der Gefäßwände: Die Venen weiten sich, die Venenklappen schließen nicht mehr vollständig und das Blut staut sich in den Beinen. In der Folge schwellen die Beine an und schmerzen. Risikofaktoren sind neben dem Alter und Übergewicht auch langes Sitzen oder Stehen im Beruf.

Radiowellen lassen Venen von innen schrumpfen
In der Behandlung der sogenannten Stammvarikose – einer Aufweitung der großen, oberflächennahen Venen in den Beinen – kommen heute weitestgehend schonende, minimal-invasive Methoden wie die Radiofrequenzbehandlung zum Einsatz: Die Ärzte führen unter lokaler Betäubung einen dünnen Katheter in die defekten Venen ein. Das Katheterende erhitzt mittels Radiowellen die Innenwand der Venen kontrolliert auf 120 Grad Celsius, woraufhin sich die Venen dauerhaft zusammenziehen und abgebaut werden. Hier kann in Zukunft kein Blut mehr versacken. Das umliegende Gewebe wird nicht geschädigt und es treten kaum Beschwerden auf. Der Patient kann bereits 30 Minuten nach dem Eingriff die Klinik wieder verlassen. Derzeit übernehmen nur die privaten Kassen den Eingriff, gesetzlich Versicherte müssen die Kosten in der Regel noch selbst tragen.

Umfassendes Versorgungskonzept für offene Beine
Für die Behandlung chronischer Wunden an den Beinen – bei arteriellen Durchblutungs-störungen, Venenschwäche, Rheuma, Diabetes oder anderen Grunderkrankungen – gibt es an der Universitäts-Hautklinik ein eigenes Versorgungskonzept: Klinikärzte und ein speziell geschultes Pflegeteam betreuen die Patienten gemeinsam mit niedergelassenen Hautärzten durchgängig von der Diagnostik bis zur Nachsorge. Einer genauen und interdisziplinären Abklärung möglicher Ursachen folgen die Therapie der zugrundeliegenden Erkrankung und die intensive Wundbehandlung bis hin zur Hauttransplantation im Rahmen eines stationären Aufenthaltes. Seit dem Umzug ins Neuenheimer Feld gibt es als Anlaufstelle für die Patienten die Wundambulanz mit eigenen Räumlichkeiten und Sprechstunden.

Kontakt:
Sarah Müller
Allgemeines Oberarztsekretariat
Universitäts-Hautklinik Heidelberg
Telefon: 06221 56-8511
E-Mail: Sarah.Mueller@med.uni-heidelberg.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Weitere Informationen:
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/Haut/Fortbildungen/Venentag.pdf Flyer Veneninformationstag
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Wund-und-Ulcusambulanz.135965.0.html?&… Wund- und Ulcusambulanz, Universitäts-Hautklinik Heidelberg
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Hautklinik.113977.0.html Startseite Universitäts-Hautklinik Heidelberg

Quelle: idw

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Bioenergie am Oberrhein – Es ist noch Luft nach oben

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Das trinationale vom KIT koordinierte Forschungsprojekt OUI Biomasse hat die Potenziale einer nachhaltigen Nutzung von Biomasse am Oberrhein untersucht und stellt am 26. Juni im Akademiehotel Karlsruhe seine Ergebnisse sowie einen Leitfaden für die künftige Entwicklung vor. Das Fazit der Forscher: Ein weiterer Ausbau der Biomasseproduktion ist wegen des weiteren Flächenbedarfs nur in begrenztem Umfang möglich. Großes Potenzial sehen die Forscher dagegen bei der Effizienzsteigerung. Ihre Empfehlung für die Oberrheinregion: Entwicklung effizienterer Technologien, verstärkte Mehrfachverwertung von Biomasse in der Nutzungskette sowie grenzüberschreitender Wissensaustausch.

Das Elsass in Frankreich, die Nordwestschweiz mit fünf Kantonen, große Teile Badens und die südliche Pfalz – sie alle sind Teil der geographisch eigenständigen Oberrheinregion. Hier stoßen drei Ländergrenzen aufeinander, hier leben fast 6 Millionen Franzosen, Schweizer und Deutsche in einem milden Klima, hier gibt es ausgedehnte Wälder und intensiv genutzte Äcker, Felder und Weiden. Für die Produktion von Biomasse – etwa in Form von Raps, Mais oder Holz – bietet die Oberrheinregion hervorragende Bedingungen. Mittels Verbrennung oder Vergärung lässt sich daraus Bioenergie – also Strom und Wärme – gewinnen, die erneuerbar ist und kaum mehr Kohlenstoff freisetzt, als zuvor beim Wachstum der Pflanzen gebunden wurde. Doch die Biomasseproduktion steht in Flächenkonkurrenz zum Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln und wird unter anderem deshalb auch kritisch gesehen.

In der Oberrheinregion wird Biomasse schon heute intensiv zur Energiegewinnung genutzt, jedoch sind durchaus regionale Unterschiede vorhanden. Während im deutschen Teil vor allem auf Energiepflanzen in Form von Holz und Mais gesetzt wird, ist in der Schweiz die Gewinnung von Bioenergie aus organischen Abfällen weit verbreitet. Im Elsass ist der Anteil von Bioenergie im Vergleich zur Schweiz und Deutschland etwas geringer, da Frankreich nach wie vor stark auf Atomstrom setzt.

Trotz der gemeinsamen Geographie gab es bislang weder eine grenzüberschreitende Strategie zur nachhaltigen Biomassenutzung, noch ein etabliertes Netzwerk zur Umweltforschung für die gesamte Region. Das vom KIT koordinierte trinationale INTERREG-Projekt „Innovationen für eine nachhaltige Biomassenutzung in der Oberrheinregion“, kurz OUI Biomasse – hat sich zum Ziel gesetzt, genau diese Lücke zu füllen. Die Forscher der 19 Partnereinrichtungen aus allen drei Ländern haben sich der Frage gewidmet, wie sich die Bioenergiegewinnung am Oberrhein nachhaltig und umweltschonend weiterentwickeln lässt.

Ein zentrales Ergebnis der Forschungsarbeit: Ein weiterer Ausbau der für die Produktion von Biomasse benötigten Flächen ist in der bereits intensiv bewirtschafteten Oberrheinregion nur in begrenztem Umfang möglich. Weitere Steigerungen gingen auf Kosten geschützter oder für den Nahrungsmittelanbau genutzter Flächen und seien deshalb nicht empfehlenswert.

Großes Potenzial sehen die Forscher dagegen in der Effizienzsteigerung bei den unterschiedlichen Biomasseverwertungspfaden. Hier empfehlen sie einen starken Fokus auf die Entwicklung neuer Technologien sowie eine verbesserte auch mehrfache und stoffliche Verwertung besonders bei Abfällen. Beispielsweise sollten feuchte Haushaltsabfälle aus der Biotonne vor der Verbrennung oder Kompostierung verstärkt zur Biogasherstellung genutzt werden. Biogasanlagen kämpfen zudem häufig mit dem Problem, dass die vor Ort entstehende Wärme aufgrund fehlender Infrastruktur oder Nachfrage nicht genutzt werden kann und sich somit negativ auf die Energiebilanz auswirkt. Auch hier sehen die Forscher deshalb großes Potenzial zur Effizienzsteigerung. Darüber hinaus empfehlen sie einen intensiven Wissensaustausch sowie einen „Export“ bewährter Nutzungsmodelle und staatlicher Förderprogramme über die Grenzen hinweg. So könnten etwa die deutschen „Bioenergiedörfer“ oder die schweizerische „Energiestadt“ auch in den jeweiligen Nachbarländern probeweise zum Einsatz kommen.

Nach der Abschlusskonferenz und der Vorstellung des Leitfadens werden die Projektpartner die bereits aufgebauten trinationalen Kontakte in das Oberrheinische Cluster für Nachhaltigkeitsforschung einbringen. Entsprechende EU-Förderanträge sind bereits in Arbeit. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass die Forschungsarbeit auch nach Projektabschluss weitergeht und die im Leitfaden formulierte Strategie fortentwickelt, an die Akteure in Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit transferiert und schließlich auch umgesetzt werden kann.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vereint als selbständige Körperschaft des öffentlichen Rechts die Aufgaben einer Universität des Landes Baden-Württemberg und eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft. Seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation verbindet das KIT zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Anhang
Bioenergie am Oberrhein – Es ist noch Luft nach oben
https://idw-online.de/de/attachment44526

Quelle: idw

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Schützt ein gesunder Lebensstil vor Alzheimer?

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Hat die langjährige Ernährungsweise einen Einfluss darauf, ob man im fortgeschrittenen Alter zum Beispiel an Alzheimer erkrankt? Kann ein gesunder Lebensstil vor der Erkrankung schützen? Diese Fragen untersuchen Wissenschaftler im neuen Kompetenzcluster „Diet-Body-Brain“ (DietBB). Das Bundesforschungsministerium fördert das Vorhaben, das von der Universität Bonn koordiniert wird, mit mehr als fünf Millionen Euro.

Welchen Ernährungs- und Lebensstil Menschen pflegen, kann sich auch auf das Gedächtnis und die Entwicklung einer neurodegenerativen Erkrankung auswirken. „Studien haben gezeigt, dass Mikronährstoffe – wie zum Beispiel Vitamine, Flavonoide und Fettsäuren – Gedächtniseinbußen durch neurodegenerative Erkrankungen vorbeugen können“, sagt Clustersprecherin Prof. Dr. Ute Nöthlings von der Ernährungsepidemiologie der Universität Bonn.

Auch Übergewicht scheint eine Rolle zu spielen. Bislang fehlen jedoch weitgehend belastbare Daten zum Zusammenhang von Ernährungs- und Lebensstilfaktoren einerseits und dem Auftreten von neurodegenerativen Erkrankungen andererseits. Darüber hinaus ist unklar, wie Forschungsergebnisse zu Ernährung und Lebensstil heutzutage am besten an die Bevölkerung kommuniziert werden. In diese Lücken stößt nun DietBB vor.

Insgesamt 17 Partner haben sich im Cluster zusammengeschlossen
Das Bundesforschungsministerium fördert das Kompetenzcluster in den nächsten drei Jahren mit mehr als fünf Millionen Euro. Insgesamt haben sich 17 Partner für das Vorhaben zusammengeschlossen, darunter mehrere Institute der Universität Bonn und des Universitätsklinikums, die LIFE&BRAIN GmbH, das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, die Deutsche Sporthochschule Köln und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.

Das Forscherteam plant unter anderem im Rahmen der sogenannten „Rheinland Studie“, neue Erhebungsmethoden zu entwickeln, um Zusammenhänge zwischen dem Ernährungsverhalten der Bevölkerung und dem Auftreten von neurodegenerativen Erkrankungen erkennen zu können. Darüber hinaus sollen das Erbgut und das gesundheitsbezogene Verhalten, zum Beispiel körperliche Aktivitäten, mit in die Untersuchung einbezogen werden. Ein Teilprojekt beschäftigt sich außerdem mit der Frage, wie Ernährungsempfehlungen kommuniziert werden müssen, damit sie auch umgesetzt werden.

Weitere Informationen:
http://www.diet-body-brain.de Informationen zu DietBB im Internet

Quelle: idw

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Wärmepumpen und Kältemaschinen: Hocheffiziente Bausteine für die Klimazukunft

Karin Schneider Presse und Public Relations
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

Fraunhofer ISE eröffnet neues Prüf- und Entwicklungszentrum

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE eröffnet sein neues Prüf- und Entwicklungszentrum für Wärmepumpen und Kältemaschinen in Freiburg. Es trägt damit der zentralen Bedeutung dieser Techniken für die Energiewende Rechnung. Das Institut bietet der Industrie völlig neue Möglichkeiten, Komponenten, Geräte und ganze Systeme für das hocheffiziente Heizen und Kühlen entwickeln und testen zu lassen.

»Bei der Energiewende denken die meisten an Strom. Doch machen Wärme und Kälte im Gebäude über 40 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs aus«, so Ivan Malenković, Leiter ServiceLab Heat Pumps and Chillers des Fraunhofer ISE. »Hocheffiziente Wärmepumpen und Kältemaschinen können enorm viel Energie einsparen und sind deshalb ein zentraler Baustein für ein nachhaltiges Energiesystem.«
Wärmepumpen können nicht nur mit Strom, sondern auch mit Erdgas, Biogas oder Gas angetrieben werden, das mit erneuerbarem Strom gewonnen wurde (Power-To-Gas). Und auch Kältemaschinen können mit Wärme hoher Temperatur, z.B. aus Abwärme, angetrieben werden. Mit dem neuen Prüf- und Entwicklungszentrum kann das Institut die Industrie bei der Entwicklung neuer Geräte aller Varianten besonders schnell und umfassend unterstützen.

Bisher war zum Beispiel die Optimierung einer Wärmepumpe an langwierige Versuche gebunden, die viel Zeit in Anspruch genommen haben, um alle relevanten Betriebsbedingungen zu umfassen. Das neue Zentrum wurde mit Mess- und Konditionierungstechnik ausgestattet, die »Hardware in the Loop«-Messungen (HiL) erlaubt. Damit können die Forscher zum Beispiel die Klimabedingungen in Skandinavien, die dortigen Bauweisen und Heizlasten, durch modulare Prüfgruppen und Computersimulationen so nachbilden, dass der Prüfling in wenigen Tagen ein virtuelles Jahr absolviert. Um das zu ermöglichen haben die Forscher des Fraunhofer ISE ihre Anlagen so konzipiert, dass sie hochdynamische Vorgänge in Komponenten und Systemen sehr genau abbilden und messen können – zum Beispiel Temperatursprünge in der Hydraulik einer Heizungswärmepumpe, die gerade vom Heizungs- auf Brauchwarmwasserbetrieb umschaltet.

»Dynamische Messungen und die Integration von Testgeräten in Echtzeit-Simulationen ermöglichen Forschung und Industrie, komplexe Regelvorgänge und Abhängigkeiten besser zu verstehen und Produkte schneller und kostengünstiger zu entwickeln«, sagt Ivan Malenković. Die ISE-Forscher arbeiten in ihrem neuen Zentrum auch an neuen Testmethoden, die diese Dynamik berücksichtigen.

Ein weiterer Schwerpunkt des Zentrums wird durch neue EU-Vorschriften wie der F-Gas-Verordnung bestimmt: Sie sehen eine Verschärfung der Einsatzbedingungen von herkömmlichen Kältemitteln für Wärmepumpen vor, einschließlich schrittweiser Beschränkung der am Markt verfügbaren Mengen. Natürliche Kältemittel wie Propan oder Ammoniak, die kein oder ein um den Faktor 1000 kleineres Treibhauspotenzial haben, gewinnen dadurch an Bedeutung. Viele neue Kältemittel erfordern beim Umgang besondere Sicherheitsvorkehrungen, zum Beispiel wegen Brennbarkeit. Das neue Prüf- und Entwicklungszentrum ist mit einem integralen Sicherheitskonzept und entsprechenden technischen Einrichtungen ausgerüstet, um Anlagen mit den Kältemitteln der Zukunft entwickeln zu können.

Am Beispiel Kältemittel wird auch deutlich, wie die Industrie von der Einbindung der Messungen in andere Forschungsaktivitäten profitiert: So reduziert gerade im Projekt »Green Heat Pump« ein bionischer Kältemittelverteiler, dessen Kanalführung von natürlichen Vorbildern inspiriert ist, die benötigte Menge an Kältemittel deutlich. Von diesen Erkenntnissen können alle Hersteller profitieren, da es sich um ein mit EU-Mitteln gefördertes Projekt handelt.

Einen großen Teil des Zentrums nimmt eine kalorimetrische Doppelklimakammer ein, in der Prüflinge mit bis zu 2 x 50 Kilowatt Heiz- oder Kühlleistung vermessen werden können. In der Kammer sind Gasanschlüsse, Luftkanäle und Kamine vorhanden, die jede mögliche Antriebsart des Prüflings abdecken. Durch die Kalibrierung der Kammer vor dem Versuch können thermische Verluste für die Energiebilanzierung exakt erfasst werden.

Der Grundgedanke bei Wärmepumpen ist, Umweltwärme zur Energieeinsparung heranzuziehen. So macht eine elektrische Wärmepumpe mit der Jahresarbeitszahl 3 aus einem Teil Strom 3 Teile Wärme, wovon 2 Teile aus der Umwelt gewonnen werden. Wärmepumpen sind in energetisch sanierten Altbauten oder modernen Neubauten eine sinnvolle Heiztechnik. In einem künftigen Smart Grid können elekrische Wärmepumpen, insbesondere in Verbindung mit Wärmespeichern oder Nutzung der thermischen Gebäudemasse, auch überschüssigen Strom aus fluktuierender Erzeugung aufnehmen und somit die Nutzung erneuerbarer Energien optimieren.

Das Fraunhofer ISE begleitet die Entwicklung von Wärmepumpen und Kältemaschinen seit über 20 Jahren. Die Vernetzung mit der hauseigenen Forschung zum Beispiel bei Sorptions- oder Speichermaterialien oder für das Smart Grid liefert dabei immer wieder innovative Ansätze und Produktideen.

Weitere Informationen:
http://www.ise.fraunhofer.de


Anhang

Presseinformation im PDF-Format
https://idw-online.de/de/attachment44646

Quelle: idw

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Speicher- und Wärmetransformationstechnologien – wichtige Pfeiler der Energiewende

Karin Schneider Presse und Public Relations
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

Fraunhofer ISE erweitert Forschungs- und Entwicklungsangebot mit neuem Standort

Schon seit seiner Gründung vor mehr als 30 Jahren ist das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE sehr breit und komplementär und damit optimal für die zentralen Fragen der Energiewende aufgestellt. Systemische Aspekte und die Frage der Energiespeicherung zählten in Ergänzung zu solaren Technologien von Anfang an dazu. Zwei der Themen, die heute bei der Transformation unseres Energiesystems besonders im Fokus stehen sind Energiespeichertechnologien sowie effiziente Verfahren für die Wärme- und Kältebereitstellung.

In diesen Bereichen hat das Fraunhofer ISE jetzt seine Aktivitäten an einem neuen Standort in der Auerstraße in Freiburg gebündelt und seine Ausstattung deutlich ausgeweitet. Am 2. Juli 2015 wurde das neue Zentrum für Speicher- und Wärmetransformationstechnologien in Anwesenheit von Vertretern mehrerer Bundesministerien sowie Repräsentanten aus der Industrie und Branchenverbänden offiziell eingeweiht.

»Mit diesen deutlich erweiterten Möglichkeiten in der Speicherforschung sowie der Wärme- und Kältebereitstellung tragen wir gleich mehreren zentralen Fragestellungen Rechnung, die von entscheidender Bedeutung sind auf dem Weg hin zu einem Energieversorgungssystem auf Basis erneuerbarer Energien«, so Institutsleiter Prof. Eicke R. Weber. Neue Labor- und Technikumsfläche gibt es für die Themen Batteriesysteme für Photovoltaik und Mobilität, Redox-Flow-Batterien, Wasserstofferzeugung durch Elektrolyse, Hochtemperaturspeicher für die Solarthermie sowie Wärmepumpen und Kältemaschinen für den Antrieb mit Strom, Gas oder Wärme.

Batteriesysteme
Aufgrund ihres modularen Aufbaus und hohen energetischen Wirkungsgrads nehmen Batteriesysteme eine Schlüsselrolle bei der Nutzung fluktuierender erneuerbarer Energiequellen wie Photovoltaik oder Windkraft ein und können erheblich zur Systemstabilität beitragen. Mit der fortschreitenden Entwicklung neuer Technologien steigen Energie- und Leistungsdichte der Batterien und somit erschließen sich immer neue Einsatzzwecke wie beispielsweise im Bereich der Elektromobilität. Je nach Anwendung und Einsatzprofil sind die Anforderungen an Batteriesysteme jedoch enorm. Oberste Ziele der Aktivitäten am Fraunhofer ISE sind deshalb die Optimierung von Schlüsselkomponenten und des Gesamtsystems sowie die Erhöhung der Zuverlässigkeit bei gleichzeitiger Minimierung der Kosten des Speichersystems. Die FuE-Themen umfassen dabei die zentralen Aufgaben der Batteriesystemtechnik wie beispielsweise das Batteriemanagement sowie das thermische Management und die Untersuchung von Alterungsprozessen von Batterien in unterschiedlichsten Anwendungen und für verschiedene Zellchemie, sowohl im Labor als auch mit modernsten Simulationswerkzeugen.

Wasserstofferzeugung durch Elektrolyse
Wasserstoff kann über Elektrolyse mittels Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. Dies wird besonders interessant wenn bei wachsendem Anteil von Sonne und Wind im Stromsystem große Mengen von Überschussstrom zur Verfügung stehen werden. Wasserstoff besitzt als einziger Energieträger das Potenzial, sehr große Energiemengen auch über lange Zeiträume in chemischer Form zu speichern. Neben der Rückverstromung in stationären Brennstoffzellensystemen oder in Gasmotoren bildet Wasserstoff auch als Kraftstoff in Brennstoffzellenfahrzeugen das Bindeglied zur emissionsfreien Mobilität. Wasserelektrolyseure sind künftig als (de)zentrale, regelbare Lasten im Stromnetz für die Stadtwerke oder Netzbetreiber eine wertvolle Regelgröße, um die Stromerzeugung zeitnah an den Verbrauch anzupassen und damit die Netzfrequenz zu stabilisieren. Das Fraunhofer ISE konzentriert seine Aktivitäten auf die elektrochemische Wasserstofferzeugung durch die Membranelektrolyse als zentrales Kernelement für stoffliche Speicher in Kopplung mit erneuerbaren Energien.

Wesentliche Alleinstellungsmerkmale des Fraunhofer ISE sind 25 Jahre Forschung und Entwicklung zur PEM-Elektrolyse sowie die Größe der am Standort Auerstraße aufgestellten Testanlage zur Prüfung von Zellstapeln für PEM-Elektrolyseure bis 4.000 Ampere in energiewirtschaftlich relevanter Größe. Der Aufbau einer Einspeiseanlage zur Zumischung von Wasserstoff ins lokale Gasnetz unterstreicht die Anwendungsnähe der Fraunhofer-Forschung.

Solarthermische Hochtemperaturspeicher
Das Fraunhofer ISE betreibt Forschung und Entwicklung für solarthermische Speicher sowohl im Niedrig- als auch im Hochtemperaturbereich. Am Standort Auerstraße stehen die Hochtemperaturspeicher für solarthermische Kraftwerke im Mittelpunkt. In solarthermischen Kraftwerken wird die Solarstrahlung mittels großer Spiegelfelder auf Absorber fokussiert. Zum Abführen der entstehenden Wärme werden die Absorber mit einem Wärmeträgermedium, z.B. Thermoöl, Wasser/Dampf, Salzschmelze oder Luft, durchströmt. Mit der Wärme kann dann eine Gas- oder Dampfturbine betrieben und Strom erzeugt werden. Die Integration von Hochtemperaturspeichern in solarthermischen Kraftwerken ermöglicht eine zeitlich bedarfsorientierte Stromerzeugung, auch nachts oder in Stunden mit Bewölkung.

Das Fraunhofer ISE entwickelt, vermisst, bewertet und optimiert Speicherkonzepte, die für sehr hohe Temperaturen ausgelegt sind. Am neuen Standort besteht zum ersten Mal die Möglichkeit, mit Temperaturen bis zu 550°C zu testen und in sogenannten Schneckenwärmeübertragern mit Dampf unter hohen Drücken zu arbeiten. Ein weiteres Anwendungsfeld sind industrielle Prozessdampfanlagen, die ebenfalls Speicher für Temperaturen ab 180°C benötigen.

Wärmepumpen
Die Bereitstellung von Wärme und Kälte im Gebäudebereich nimmt einen zunehmend wichtigeren Stellenwert in der Energiewende ein. Heute gehen etwa 40% des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs in diesen Bereich, dies bedeutet, dass mit effizienteren und nachhaltigen Verfahren hier ein enormes Potenzial an Energieeinsparung gehoben werden kann. Die Wärmepumpentechnologie ist in der Lage, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Der größte Vorteil der Wärmepumpen ist die Tatsache, dass die Bereitstellung von Wärme (und Kälte) zum großen Teil auf Umweltenergie basiert. Die restliche Energie wird beispielsweise in Form von elektrischer Energie zugeführt – und diese elektrische Energie kommt im sich wandelnden Energiesystem zunehmend aus erneuerbaren Quellen. Deshalb sind elektrische Wärmepumpen äußerst kompatibel zur Stromerzeugung mit Sonne und Wind. Aber auch Gas-Wärmepumpen als Nachfolgetechnologie heutiger Heizkessel spielen eine eminent wichtige Rolle, da sie den eingesetzten Brennstoff unter zusätzlicher Nutzung von Umweltwärme viel effizienter wandeln.

Am Standort Auerstraße hat das Fraunhofer ISE die Laborfläche für seine Wärmepumpenaktivitäten verzehnfacht und damit ein komplett neues Prüf- und Entwicklungszentrum für Wärmepumpen und Kältemaschinen installiert. So kann das Institut, das seit 20 Jahren Entwicklung von Wärmepumpen und Kältemaschinen betreibt, die Industrie bei der Entwicklung neuer Geräte besonders schnell und umfassend unterstützen, von der Komponentenentwicklung bis zur Systembewertung. Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal am neuen Standort ist, dass alle Messeinrichtungen die strengen Sicherheitsauflagen für das Arbeiten mit brennbaren Kältemitteln wie Propan erfüllen, um so die Entwicklung neuartiger Kältemittel mit geringem Treibhausgaspotenzial voranzutreiben. Darüber hinaus liefert die Vernetzung mit der hauseigenen Forschung zum Beispiel bei Sorptions- oder Speichermaterialien oder für das Smart Grid immer wieder innovative Ansätze und Produktideen.

Weitere Informationen:
http://www.ise.fraunhofer.de

Anhang

https://idw-online.de/de/attachment44643
Presseinformation: Speicher- und Wärmetransformationstechnologien – wichtige Pfeiler der Energiewende

Quelle: idw

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Atherosklerose – Kontrolle auf der Außenseite

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

Auf der Außenwand von Blutgefäßen mit atherosklerotischen Plaques bilden sich tertiäre Lymphorgane, die Atherosklerose hemmen können, wie LMU-Wissenschaftler zeigen. Dieser Fund eröffnet neue Therapieoptionen der Erkrankung.

Atherosklerose entsteht, wenn Ablagerungen in der Gefäßinnenwand – sogenannte atherosklerotische Plaques – zu chronischen Entzündungen führen und die Blutgefäße verengen. Plaques behindern den Blutfluss und blockieren ihn schließlich vollständig, was einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslöst. Verursacht werden die chronischen Entzündungen durch eine außer Kontrolle geratene Reaktion des Immunsystems. „Aber das Immunsystem kann an den betroffenen Arterien die überschießende Immunreaktion auch dämpfen“, sagt Professor Andreas Habenicht (Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten, Direktor Professor Christian Weber). Das Team von Habenicht konnte nun in Kooperation mit nationalen und internationalen Forschergruppen zeigen, dass sogenannte arterielle tertiäre Lymphorgane (ATLOs) auf den Gefäßaußenwänden den Entzündungen entgegen wirken können. Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Immunity.

Wie atherosklerotische Plaques entstehen, ist noch nicht vollständig geklärt. Rauchen, Übergewicht oder mangelnde Bewegung tragen zu ihrer Entstehung bei. Oft beginnt die Krankheit schon im Jugendalter und ist vermutlich auch Teil des natürlichen Alterungsprozesses. „Wir haben nun im Mausmodell beobachtet, dass im Verlauf des Alterungsprozesses Immunzellen die Arterienwand infiltrieren und auf der Gefäßaußenwand tertiäre Lymphorgane bilden – und zwar genau dort, wo an der Innenseite atherosklerotische Plaques liegen“, sagt Habenicht. Diese ATLOs ähneln Lymphknoten. Im Unterschied zu anderen Schlüsselkomponenten des Lymphsystems wie etwa der Milz oder den Mandeln, die bereits während der Embryonalentwicklung angelegt werden, entstehen ATLOs erst während des Alterungsprozesses als Reaktion auf chronische Entzündungen – sie bilden also eine Art „Zweigstelle“ des Immunsystems, die flexibel dort entsteht, wo sie gebraucht wird.

Schützende Immunzellen überwiegen
ATLOs enthalten alle Immunzellen, die nötig sind, um eine Immunreaktion zu steuern. Darunter sind sowohl Zellen, die Immunreaktionen aktivieren, als auch solche, die Immunreaktionen dämpfen. „Welche Funktion ATLOs genau haben, war bisher ungeklärt. Insgesamt ging man davon aus, dass sie Autoimmunerkrankungen und chronische Entzündungen eher fördern. Das ist überraschenderweise aber gerade nicht der Fall“, sagt Habenicht. „Als wir ATLOs ausschalteten, entwickelte sich im Mausmodell mehr Atherosklerose, nicht weniger. Wir schließen daraus, dass die immun-dämpfenden Zellen das Übergewicht über die aktivierenden Zellen haben, sodass die Immunreaktion insgesamt gebremst wird“.

ATLOs sind damit wichtige Steuerungszentren der Immunabwehr bei Atherosklerose und möglicherweise auch bei anderen chronischen Entzündungskrankheiten und bestimmten Krebserkrankungen. Daher sind sie ein interessantes, bisher unbeachtetes Ziel für neue Therapiestrategien. „Unserer Ergebnisse eröffnen die Möglichkeit, die Atherosklerose-spezifischen Immunzellen zu isolieren und molekular zu charakterisieren. Anschließend können wir die Zellen dann hinsichtlich ihrer Funktion untersuchen und mittelfristig verwenden, um neue Therapieoptionen zu entwickeln. Langfristig könnte so möglicherweise eine Impfung gegen Atherosklerose entwickelt werden – aber bis dahin ist es noch ein langer Weg“, betont Habenicht.
göd

Publikation
Artery tertiary lymphoid organs control aorta immunity and protect against atherosclerosis via vascular smooth muscle cell lymphotoxin β receptors
Desheng Hu, Sarajo K. Mohanta, Changjun Yin, Li Peng, Zhe Ma, Prasad Srikakulapu, Gianluca Grassia, Neil MacRitchie, Gary Dever, Peter Gordon, Francis L. Burton, Armando Ialenti, Suleman R. Sabir, Iain B. McInnes, James M.Brewer, Paul Garside, Christian Weber, Thomas Lehmann, Daniel Teupser, Livia Habenicht, Michael Beer, Rolf Grabner, Pasquale Maffia, Falk Weih, Andreas J.R. Habenicht
Immunity 2015

http://www.cell.com/immunity/abstract/S1074-7613%2815%2900213-7

Kontakt:
Andreas Habenicht, M.D.
Professor of Medicine
Institute for Cardiovascular Disease Prevention
Mobile: 49-(0)1525-4849425
Landline/Fax: 49-(0)89-45227358
Andreas.Habenicht@med.uni-muenchen.de
http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Institut-fuer-Prophylaxe-und-Epidemiologie-d…

Quelle: idw

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Biofilme erhöhen Stabilität und Effizienz der Biogaserzeugung

Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.

Wissenschaftler des Potsdamer Leibniz-Instituts für Agrartechnik haben erstmalig die mikrobiellen Lebensgemeinschaften in den methanogenen Biofilmen unterschiedlicher Biogasreaktoren untersucht und charakterisiert. Neben neuen mikrobiologischen Erkenntnissen über die Zusammensetzung und Entwicklung solcher Biofilme konnten sie insbesondere die stabilisierende und effizienzsteigernde Wirkung von Biofilmen für die Biomethanisierung nachweisen. Die Ergebnisse dieser Studie wurden kürzlich veröffentlicht.

Auf allen Oberflächen im Biogasreaktor bilden sich rasch Biofilme. In diesen Biofilmen leben verschiedene Mikroorganismen, darunter gärende Bakterien und methanbildende Archaeen, in enger Symbiose. Zusammen gewährleisten sie einen effizienten Abbau von Biomasse zu Biogas. In einem dreijährigen Forschungsvorhaben haben Potsdamer Forscher die Entwicklung solcher Biofilme in unterschiedlichen Reaktortypen und bei unterschiedlichen Betriebstemperaturen untersucht. Das wissenschaftliche Interesse galt dabei insbesondere der Frage, wie die Entwicklung besonders effizienter Biofilme gezielt gefördert werden kann.

Eine Möglichkeit besteht darin, gezielt Aufwuchsträger in die Reaktoren einzubringen, beispielsweise Festkörper aus Kunststoff wie sie in der Abwasserwirtschaft eingesetzt werden. Das Einbringen von zusätzlichen Aufwuchsflächen bewirkte in allen untersuchten Biogasanlagen eine Stabilisierung der Gärsäureproduktion und der Methanbildung. Insbesondere bei mittleren Betriebstemperaturen (37°C) konnte im Vergleich zu der Kontrolle ohne zusätzliche Aufwuchsflächen eine deutliche Erhöhung sowohl der Biogasbildung insgesamt als auch des Gehalts an Methan erreicht werden.

Entscheidend für die Ansiedlung einer effizienten mikrobiellen Gemeinschaft sind vor allem die Materialeigenschaften der Aufwuchsträger. Von den getesteten Werkstoffen, u. a. Polyvinylchlorid, Polypropylen, Polyethylen und Polyurethan, erwies sich Acrylglas für die Nutzung als Aufwuchsträger am besten geeignet. Auch auf magnetischen Aufwuchsträgern, die mitsamt ihrer mikrobiellen Beladung gut im System zurückgehalten werden können, etablierten sich Biofilme erfolgreich. Insgesamt beeinflussen die Oberflächenrauigkeit des Materials und die Temperatur des Prozesses die mikrobielle Besiedlung.

Überraschend für die Wissenschaftler war, dass innerhalb eines Biogasreaktors unterschiedliche Biofilme mit unterschiedlichen Arten von Mikroorganismen und Stoffwechselleistungen vorliegen können. „Wir vermuten, dass über die Materialeigenschaften der Aufwuchsträger die Struktur der Biofilme und damit auch die Leistung des Biogasreaktors positiv beeinflusst werden kann“, so Dr. Ingo Bergmann, einer der Autoren der Studie.

Projektleiter Dr. Michael Klocke unterstreicht die Relevanz der Ergebnisse: „Unsere Forschungsergebnisse zeigen einen Weg zur weiteren Optimierung von Biogasreaktoren auf. Durch die Bereitstellung von geeigneten Aufwuchsflächen lässt sich die Biogas-Mikrobiologie gezielt steuern. Ziel muss die Ansiedlung besonders effizienter mikrobieller Gemeinschaften im Biogasreaktor sein, um eine optimale Prozesseffizienz zu erreichen.“

Am Leibniz-Institut für Agrartechnik wurden in den letzten Jahren verschiedene Biofilm-basierte Reaktorlösungen entwickelt und in Labor und Praxis erprobt. Wesentlich für solche Verfahren ist die räumliche Trennung von Aufschluss und Abbau der Biomasse von der eigentlichen Methanbildung. „Solche mehrstufigen Systeme sollten unbedingt verstärkt Anwendung in der Praxis finden. Dabei sind die symbiotischen Beziehungen zwischen den Mikroorganismen in den Biofilmen für die Stabilität des Prozesses und die Leistungsfähigkeit der Biogasbildung entscheidend“, fasst Dr. Michael Klocke die Ergebnisse zusammen.

Der anaerobe Abbau von pflanzlicher Biomasse zu Biogas wird durch zwei Gruppen von Mikroorganismen durchgeführt. Fermentative Bakterien katalysieren den Abbau der in der Biomasse enthaltenen hochmolekularen Verbindungen zu kurzkettigen Carbonsäuren sowie Gasen wie molekularem Wasserstoff und Kohlendioxid. Diese Abbauprodukte sind wiederum die Ausgangssubstrate für die eigentlichen Produzenten der energetischen Komponente im Biogas, des Methans. Zur Bildung von Methan sind nur einige wenige, hoch spezialisierte Vertreter aus der Gruppe der Archaeen befähigt.

Das Projekt „Biofilme in Biogasanlagen – Struktur, Einfluss auf die Biogasausbeute und Optimierung technischer Systeme zur Rückhaltung der mikrobiellen Biomasse“ wurde im Rahmen des Förderprogramms „Nachwachsende Rohstoffe“ vom Bundesministerium für Ernährung und Verbraucherschutz (BMEL) finanziell gefördert und durch den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) unterstützt.

Literatur:
Bergmann, I., & Klocke, M. (2015): Biofilme in Biogasanlagen – Struktur, Einfluss auf die Biogasausbeute und Optimierung technischer Systeme zur Rückhaltung der mikrobiellen Biomasse. Schlussbericht zum Forschungsverbund BIOGAS-BIOFILM. Bornimer Agrartechnische Berichte, Heft 87, Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim, 164 S.
Der Bericht ist online verfügbar unter: http://www.atb-potsdam.de/fileadmin/docs/BABs/Heft_87_k.pdf sowie in der FNR-Projektdatenbank http://www.fnr.de/projekte-foerderung/projekte/ unter dem Förderkennzeichen 22016308.

Kontakt:
Dr. Michael Klocke – Abteilung Bioverfahrenstechnik
Tel.: 0331 5699-113, E-Mail: mklocke@atb-potsdam.de

Helene Foltan – Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0331 5699-820, E-Mail: hfoltan@atb-potsdam.de

Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.
Max-Eyth-Allee 100, 14469 Potsdam
http://www.atb-potsdam.de

Das Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e. V. (ATB) ist ein europäisches Zentrum agrartechnischer Forschung an der Schnittstelle von biologischen und technischen Systemen. Unsere Forschung zielt auf eine wissensbasierte Bioökonomie. Hierfür entwickeln wir hochinnovative und effiziente Technologien zur Nutzung natürlicher Ressourcen in landwirtschaftlichen Produktionssystemen – von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung.

Quelle: idw

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Leiharbeit, Minijob und Co.: Spürbare Folgen für das Privat- und Familienleben

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Wer atypisch beschäftigt ist, muss mit zahlreichen Nachteilen leben. Menschen in Leiharbeit, Teilzeitarbeit, mit befristeten oder Minijobs verdienen meist nicht nur weniger als die sogenannten Normalarbeitnehmer. Das Arbeiten jenseits der „Norm“ wirkt sich auch auf das Privatleben aus, wie Prof. Dr. Irene Gerlach, Dr. Regina Ahrens, Inga Laß und Henning Heddendorp vom Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (FFP) in Münster herausgefunden haben. Die damit verbundenen Risiken tragen vor allem Frauen, zeigt ihre von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie.*

Im Kern der Untersuchung geht es darum, welchen Einfluss atypische Beschäftigungsverhältnisse auf Partnerschaft und Familie, soziale Netzwerke oder die gesellschaftliche Teilhabe haben. Die Datenbasis für die Analyse bildet das Sozio-oekonomische Panel (SOEP).

In den vergangenen Jahrzehnten ist die Zahl der atypisch Beschäftigten deutlich gestiegen. Ein großer Teil des Jobwachstums seit den 1990er-Jahren ging auf die zunehmende Verbreitung solcher Beschäftigungsverhältnisse zurück. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren 2012 knapp acht Millionen Menschen atypisch beschäftigt. Die WSI-Datenbank „Atypische Beschäftigung“ folgt der engeren Definition, die die Bundesagentur für Arbeit vom „Normalarbeitsverhältnis“ hat, und geht sogar von mehr als 13 Millionen aus.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um die Politikwissenschaftlerin Gerlach sehen atypische Beschäftigung nicht pauschal als negativ an, betonen aber den zwiespältigen Charakter: Während Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befristete Stellen und Leiharbeit ganz überwiegend unfreiwillig und mangels alternativer Angebote übernähmen, sehe das bei Teilzeit- oder Minijobs auf den ersten Blick teilweise anders aus. Insbesondere Frauen entschieden sich häufig bewusst für einen solchen Job, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Doch selbst wenn es sich „oberflächlich betrachtet“ um eine freiwillige Wahl handele, steckten dahinter oftmals „strukturelle Zwänge“, wie etwa fehlende Möglichkeiten der Kinderbetreuung oder ein mangelndes Familienbewusstsein in der Arbeitswelt.

– Teilzeitbeschäftigte: Mehr Zeit für Kinder, höhere Abhängigkeit –
Ein Vergleich der verschiedenen Beschäftigungsformen zeigt: Beschäftigte in Teilzeit oder Minijobs investieren am meisten Zeit in die Betreuung von Kindern – im Schnitt zwischen gut sieben und mehr als elf Stunden pro Werktag, wenn das jüngste Kind unter drei Jahre alt ist. Diese Arbeit leisten der Studie zufolge vor allem Frauen. Zwar wenden auch Väter, die in Teilzeit arbeiten, mehr Zeit für Kinder auf als regulär Beschäftigte, aber bei den Müttern stellten die Forscher „weitaus deutlichere Effekte“ fest. Am wenigsten Zeit für die Kinderbetreuung – 2,7 Stunden pro Werktag – bringen Beschäftigte in Normalarbeitsverhältnissen auf, eine Gruppe mit besonders hohem Männeranteil (siehe auch die Infografik; Link unten).

In Partnerschaften ist eine traditionelle Rollenverteilung nach wie vor weit verbreitet: „Während normalbeschäftigte Männer zumeist eine Partnerin im Hintergrund haben, die ihnen den Rücken für das berufliche Engagement freihält“, sind Frauen mit regulärem Job mehrheitlich ledig, schreiben Gerlach, Ahrens, Laß und Heddendorp. Nur 38 Prozent von ihnen seien verheiratet, unter den normalbeschäftigten Männern seien es 59 Prozent.

Frauen, die ihre Arbeitszeit zugunsten der Familie reduzieren, seien abhängiger vom Partner und damit im Falle einer Trennung schlechter abgesichert. Außerdem zeigten die Untersuchungen, dass atypisch beschäftigte Frauen in erhöhtem Maße finanzielle Unterstützung von Familienmitgliedern außerhalb des Haushalts erhalten.

Höheres Trennungsrisiko bei Unverheirateten in Leiharbeit und zwischen zwei atypisch Beschäftigten
Zudem scheint atypische Beschäftigung die Partnerschaft zu belasten: Nicht verheiratete Paare trennen sich deutlich häufiger, wenn ein Partner in Leiharbeit beschäftigt ist oder wenn beide Partner atypische Jobs (Leiharbeit oder andere) haben. Bei Verheirateten ist dieser Effekt nicht zu beobachten. „Hier scheint der höhere Institutionalisierungsgrad von Ehen für einen stärkeren Zusammenhalt bei beruflichen Belastungen zu sorgen“, schreiben die Wissenschaftler.

Große Unterschiede stellten die Forscher fest, wenn es um die Mitsprache im Betrieb geht: Je größer die Abweichung vom Normalarbeitsverhältnis ist, desto seltener gehören Beschäftigte einer Gewerkschaft oder einem Betriebsrat an. Geringfügig Beschäftigte sind am seltensten organisiert, befristet Vollzeitbeschäftigte dagegen relativ häufig.

– Aufklärung über Risiken, passende Kinderbetreuung für Normalbeschäftigte –
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des FFP sehen die politische und gesellschaftliche Kommunikation am Zuge. Sie müsse stärker als bisher den Zusammenhang zwischen individuellen und gesellschaftlichen Konsequenzen atypischer Beschäftigung in den Blick nehmen. So erhöhten atypische Beschäftigungsformen aufgrund der geringeren Erwerbsbeteiligung, von diskontinuierlichen Erwerbsbiographien sowie des tendenziell geringeren Einkommens das Risiko von Altersarmut, warnen die Forscher. Auch ein Faktor wie die höhere Trennungsrate im Zusammenhang mit Leiharbeit könne die soziale Integration von Beschäftigten schwächen. Neben den individuellen Problemen verursache dies sowohl volkswirtschaftlich als auch sozialpolitisch Folgekosten, die gerade in einer „alternden Gesellschaft“ nicht unterschätzt werden dürften.

Politik und Recht sollten daher „stärker als bisher echte Wahlmöglichkeiten zwischen unterschiedlichen Beschäftigungsformen schaffen“, empfehlen die Forscher. Das beginne etwa bei einer besseren Aufklärung Beschäftigter über die ökonomischen Risiken bestimmter Jobs. Zentral sei die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch im Normalarbeitsverhältnis, beispielsweise durch den weiteren Ausbau von qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungsmöglichkeiten.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Claudia Bogedan
Leiterin Abteilung Forschungsförderung
Tel.: 0211-7778-108
E-Mail: Claudia-Bogedan@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.ffp.de/tl_files/dokumente/2015/20150625_Policy_Brief_Projekt%202013-6… -Die Bedeutung atypischer Beschäftigung für zentrale Lebensbereiche, FFP-Policy Brief, Juni 2015.
http://www.boeckler.de/hbs_showpicture.htm?id=60219&chunk=1 – Infografik
http://www.boeckler.de/wsi_5859.htm – Die WSI-Datenbank „Atypische Beschäftigung“ der Hans-Böckler-Stiftung bietet aktuelle Zahlen für jeden Landkreis und jede kreisfreie Stadt

Quelle: idw

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Wie man Kinder für gesunde Lebensmittel gewinnt

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Wenn die Verpackung verlockend gestaltet ist, greifen Grundschulkinder auch zu gesunden Lebensmitteln. Das hat eine Studie mit dem Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund unter Federführung von Wissenschaftlern der Universität Bonn ergeben. Die Resultate sind vorab online im Fachjournal „Frontiers in Psychology“ veröffentlicht. Die Endfassung erscheint in Kürze.

Kinder greifen bei Snacks besonders gerne zu, wenn die Verpackung ansprechend gestaltet ist. „Die Süßigkeitenindustrie hat sehr viel Erfahrung damit, wie sich mit Marketingeffekten der Produktabsatz bei Kindern steigern lässt“, sagt Prof. Bernd Weber vom Center for Economics and Neuroscience (CENs) der Universität Bonn. „Vergleichsweise gibt es aber nur wenige Erkenntnisse darüber, wie sich solche Marketingeffekte für gesunde Lebensmittel nutzen lassen.“ In diese Lücke stößt eine Studie, die ein Team um Prof. Weber zusammen mit Wissenschaftlern um Prof. Dr. Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund durchgeführt hat.

Drei unterschiedliche Verpackungen mit identischem Produkt
Insgesamt 179 Jungen und Mädchen von Dortmunder Grundschulen nahmen an dem Forschungsprojekt teil. Die Acht- bis Zehnjährigen konnten zwischen drei identischen Joghurt-Früchtemüsli-Snacks wählen, die nach den Empfehlungen des FKE hergestellt worden waren, nur die Verpackungen waren unterschiedlich gestaltet: Erstens eine schlichte Standardverpackung, zweitens eine Verpackung mit zusätzlichen Gesundheitshinweisen und drittens mit für Kinder besonders attraktiven Zeichentrickfiguren.

Wie groß ist die Motivation der Grundschüler, an einen bestimmten Snack aus dem Dreiersortiment heranzukommen? Dies ermittelten die Forscher mit einem speziellen Messgerät, welches die Handgriffstärke misst. Es zeigt an, mit welcher Kraft die Kinder mit einer Hand zudrückten, wenn sie ihre Wunschpackung mit dem Müsli haben wollten. „Wir konnten mit diesem Handdynamometer ablesen, wieviel Anstrengung die Kinder bereit waren, für das Produkt zu leisten“, erläutert Erstautorin Laura Enax aus Prof. Webers Team. Anschließend durften die Kinder auch von den Snacks in den unterschiedlichen Verpackungen kosten.

Gesundheitshinweise sind bei Kindern weniger beliebt
Die Ergebnisse zeigen, dass die Motivation der Kinder für das Müsli in der Verpackung mit den attraktiven Zeichentrickfiguren am größten war. Die Messungen mit dem Dynamometer ergaben, dass sie besonders viel Kraft aufwendeten, um an diesen kindgerecht offerierten Snack heranzukommen. Auch beim Geschmackstest schnitt das Müsli mit den spaßigen Zeichentrickfiguren am besten ab. Sowohl die Standardverpackung als auch die an die Gesundheit appellierende Verpackung fiel in der Gunst der Kinder deutlich ab. Sowohl die Ergebnisse der Befragung als auch die Messung der Druckkraft trugen dazu bei, die spätere Produktwahl zu erklären. Dies weise darauf hin, dass nur die Befragung der Kinder alleine nicht ausreicht, um zu erfassen, was die Kinder lieber mögen, so die Forscher.

„Es handelt sich dabei um einen klassischen Marketingplaceboeffekt“, sagt Prof. Weber. Wie bei einem Scheinmedikament (Placebo) wird bestimmten Produkten eine Wirkung zugesprochen, ohne dass dies durch den Inhalt gerechtfertigt wäre. Bei der Studie war in jedem Becher der identische Joghurt-Früchtemüsli-Snack, trotzdem glaubten die Grundschulkinder zu erkennen, dass sich der Geschmack in den verschiedenen Verpackungen voneinander unterscheidet.

Methode ist reif für den Einsatz beim Schulessen
„Attraktiv gestaltete Lebensmittelverpackungen können Kinder zu ungesunden Lebensmitteln verführen“, sagt Prof. Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund. „Solche Marketingeffekte lassen sich jedoch auch dazu nutzen, den Nachwuchs für gesunde Lebensmittel zu gewinnen.“ Die in der Studie herausgearbeitete Methode könne etwa eingesetzt werden, um zu untersuchen, wie die Attraktivität von Schulmilch oder Vollkornsandwiches gesteigert werden kann. Die Wissenschaftler wollen in weiteren Studien untersuchen, ob insbesondere stark übergewichtige Kinder besonders für Marketingplaceboeffekte auf Verpackungen empfänglich sind.

Publikation: Food packaging cues influence taste perception and increase effort provision for a recommended snack product in children, Fachjournal „Frontiers in Psychology“

Weitere Informationen:
http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fpsyg.2015.00882/abstract Publikation im Internet

Quelle: idw

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Wissenschaftlerin fordert zur Erforschung der nach Ölunfällen eingesetzten Dispersionsmittel auf

Dr. Karl Guido Rijkhoek Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Über die Wirkung auf ölabbauende Mikroorganismen im Ozean ist bisher zu wenig bekannt – Begrenzung der Umweltschäden nach Unfällen

Mikroorganismen sind Verwertungskünstler und können eine Vielzahl von organischen Stoffen abbauen. Einige Bakteriengruppen können sich sogar von den Kohlenwasserstoffen ernähren, die den Hauptbestandteil von Mineralöl bilden. Auf diese besonderen Fähigkeiten setzt man auch bei der Bekämpfung von Ölkatastrophen im Meer, wie sie beim Auslaufen von Tankschiffen, undichten Pipelines oder Ölplattformen passieren. Um den Abbau der Ölbestandteile zu beschleunigen, werden häufig in großem Stil Dispersionsmittel eingesetzt. Sie lösen Ölansammlungen auf und fangen das Öl in kleinen Tröpfchen ein, die für die Bakterien leichter zugänglich sein sollen. Doch nach Überprüfung der vorhandenen Daten zu diesen Dispersionsmitteln weist die Molekularökologin Dr. Sara Kleindienst vom Arbeitsbereich Geomikrobiologie der Universität Tübingen zusammen mit zwei US-amerikanischen Kollegen auf Unklarheiten über die Wirkung dieser Chemikalien auf Mikroorganismen hin. In der Fachzeitschrift Nature Reviews Microbiology macht sie auf mögliche Umweltrisiken der Dispersionsmittel aufmerksam, stellt die erhoffte positive Wirkung auf ölabbauende Organismen in Frage und beschreibt die Forschungslücke, die vor der nächsten Katastrophe geschlossen werden müsste.

Öl gelangt auf unterschiedliche Weise in die Umwelt. In Ozeanen gibt es natürliche Quellen, an denen Öl aus tiefen Gesteinsschichten in die obersten Sedimentschichten gelangt und dort in das Wasser austritt. Einige dieser natürlichen Quellen sind sogar so aktiv, dass das Öl auf der Wasseroberfläche sichtbar ist. Ölquellen sind ein faszinierender Lebensraum für viele Lebewesen und werden seit ihrer Entdeckung als Tiefseeoasen des Lebens bezeichnet. An diesen Standorten herrscht eine große Artenvielfalt, insbesondere auch für Mikroorganismen, die aus dem Öl gewonnene Kohlenwasserstoffe als Nahrungs- und Energiequelle nutzen. Aber Öl gelangt auch als Folge von Unfällen in die Umwelt. Besonders präsent ist die letzte große Katastrophe, bei der die Ölplattform „Deepwater Horizon“ im April 2010 explodierte und über mehrere Monate hinweg enorme Mengen Öl in den Golf von Mexiko freisetzte.

Nach Ölunfällen in Ozeanen werden weltweit routinemäßig chemische Dispersionsmittel eingesetzt. Je nach Ölmenge werden bis zu mehrere Millionen Liter ausgebracht, um Ölklumpen aufzulösen, Ölanschwemmung an Küsten zu verhindern und die Öldispersion im Wasser zu steigern. „Es wird allgemein davon ausgegangen, dass der Einsatz dieser Mittel zu einem erhöhten und schnelleren mikrobiellen Abbau des Öls führt“, sagt Sara Kleindienst, die vor kurzem aus den USA an die Universität Tübingen gekommen ist. Tatsächlich sei die Wirkung von Dispersionsmitteln auf die Mikroorganismen im Ozean bisher kaum untersucht worden, sie könnte möglicherweise sogar nachteilig sein. Die Gefährdung der Ozeane durch Dispersionsmittel ist bisher nicht abzuschätzen.

Die Wissenschaftlerin hat in Zusammenarbeit mit den amerikanischen Wissenschaftlern Prof. John Paul von der University of South Florida und Prof. Samantha Joye von der University of Georgia diese Forschungslücke und das große Umweltrisiko der Dispersionsmittel aufgezeigt. „Es gibt kaum wissenschaftliche Studien zum Einfluss von Dispersionsmitteln auf Mikroorganismen, und die wenigen bereits veröffentlichten Studienergebnisse sind widersprüchlich“, sagt sie. So sei bislang unklar, ob Dispersionsmittel die Aktivitäten von ölabbauenden Mikroorganismen steigern oder verringern. Die Mittel könnten toxisch auf Mikroorgansimen wirken und genverändernde Stoffe enthalten. In ihrer Arbeit weisen die Wissenschaftler deshalb auf den dringenden Bedarf für systematische Studien unter Verwendung von standardisierten Protokollen hin. Das Wissen werde dringend benötigt, um bei der nächsten Ölkatastrophe den Entscheidungsprozess um den Einsatz von Dispersionsmitteln mit wissenschaftlichen Daten unterstützen zu können.

Originalpublikation:
S. Kleindienst, J.H. Paul, S.B. Joye (2015): Using dispersants following oil spills: impacts on the composition and activity of microbial communities. Nature Reviews Microbiology, 13: 388-396

Kontakt:
Dr. Sara Kleindienst
Universität Tübingen
Zentrum für Angewandte Geowissenschaften
Mikrobielle Ökologie/Geomikrobiologie
Telefon: +49 7071 29-75496
Fax: +49 7071 29-5059
E-Mail: sara.kleindienst@uni-tuebingen.de

Quelle: idw

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DGVS: Ursache der „Weizensensitivität“ ist nicht das Gluten – „glutenfrei“ hilft trotzdem

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Berlin – Treten nach dem Genuss getreidehaltiger Speisen Bauchschmerzen und andere Beschwerden auf, deutet das nicht immer auf eine Zöliakie oder auf eine Allergie gegen Weizenbestandteile hin. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) weist auf eine dritte, weniger bekannte Störung hin, die dazu führen kann, dass Betroffene keine Getreideprodukte vertragen. Bessern sich unklare Beschwerden unter glutenfreier Diät, sei die Weizensensitivität als mögliche Erklärung in Betracht zu ziehen, so die Experten der Fachgesellschaft. Für über 90 Prozent der Bevölkerung sei der Verzehr von Weizen jedoch unschädlich, betont die DGVS.

Wahrscheinliche Ursache der Weizensensitivität sind Eiweißstoffe, die wie Gluten in Weizen, Gerste und Roggen vorkommen. „Amylase-Trypsin-Inhibitoren, kurz ATIs, sind natürliche Eiweiße in Getreide, die bestimme Zellen des angeborenen Immunsystems aktivieren“, erklärt Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Detlef Schuppan, Leiter des Instituts für Translationale Immunologie und der Ambulanz für Zöliakie und Dünndarmerkrankungen am Universitätsklinikum Mainz. Bei Menschen, die an einer Weizensensitivität leiden, führen die freigesetzten Entzündungsstoffe mitunter zu Bauchschmerzen oder Durchfällen.

Wie Schuppan und Kollegen in einer aktuellen Sonderausgabe des Fachmagazins „Gastroenterology“ zur Rolle der Ernährung bei immunologischen gastrointestinalen Erkrankungen erläutern, treten insbesondere auch Beschwerden außerhalb des Magen-Darm-Traktes auf. So können zum Beispiel Kopfschmerzen, Migräne, chronische Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen auf den Verzehr glutenhaltiger Nahrungsmittel zurückgehen. Besonders schwer könnte die Weizensensitivität Menschen mit bereits bestehenden chronischen Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen betreffen. „In tierexperimentellen Studien verstärken ATIs durch die Aktivierung angeborener Immunzellen bestehende Entzündungs- und Autoimmunreaktionen“, erläutert Schuppan, der in Mainz und an der US-amerikanischen Harvard-Universität die Rolle der ATIs bei der Weizensensitivität untersucht. Es gebe hier deutliche Hinweise darauf, dass sich Symptome von Krankheiten wie Multiple Sklerose oder einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung durch diese Weizenproteine verstärken.

Menschen, die vermuten, dass sie Weizen, Roggen oder Gerste nicht vertragen, sollten sich einer gründlichen Diagnostik unterziehen, empfiehlt die DGVS. Derzeit erfolgt die Diagnose der Weizensensitivität nach dem Ausschlussprinzip: Können Ärzte eine Zöliakie, eine Weizenallergie und bestimmte andere Erkrankungen als Ursache der Beschwerden ausschließen, ist eine Weizensensitivität wahrscheinlich. Allen drei Patientengruppen gemein ist, dass sie von einer glutenfreien Diät profitieren. Denn wer an einer Weizensensitivität leidet, vermeidet mit dem Verzicht auf Gluten gleichzeitig auch die problematischen ATIs. „Anders als bei Zöliakie ist bei einer Weizensensitivität eine strikte Diät nicht nötig“, erläutert Schuppan. Damit die Symptome verschwinden, reiche wahrscheinlich eine Reduktion gluten- und damit ATI-haltiger Lebensmittel um etwa 90 Prozent.

ATIs dienen der Pflanze unter anderem zum Schutz vor Schädlingen. Einige ältere Getreide wie zum Beispiel Dinkel, aber auch einige moderne Sorten können um etwa 50 Prozent weniger ATIs enthalten als andere moderne Sorten. Inwieweit verschiedene Weizensorten, unter anderem unter unterschiedlichen Anbau- und Verarbeitungsbedingungen, ATIs enthalten, ist derzeit Gegenstand eines interdisziplinären Forschungsprojektes.

Für den Großteil der Bevölkerung sei eine weizenfreie Ernährung weder besonders gesund noch schädlich, ist Schuppan überzeugt. Unabhängig von dem Trend zur glutenfreien Ernährung sollten Ärzte jene Patienten, die nach dem Verzehr von Weizen echte Krankheitssymptome entwickeln, ernst nehmen und sie bei der Ursachenforschung unterstützen. Der Experte ist zuversichtlich, dass die Diagnose der Weizensensitivität künftig einfacher wird. „Wir hoffen auf einen Serumtest, der gerade in der Entwicklung ist“, berichtet Schuppan, der gemeinsam mit seinem Kollegen Professor Dr. med. Andreas Stallmach aus Jena die 2014 erschienene DGVS-Leitlinie „Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität“ koordiniert hat.

Literatur:
Nonceliac gluten sensitivity.
Fasano A, Sapone A, Zevallos V, Schuppan D
Gastroenterology. 2015 May;148(6):1195-204.
Food, the Immune System, and the Gastrointestinal Tract , Herausgeber: D. Schuppan und D. Corley

Non-celiac wheat sensitivity: Differential diagnosis, triggers and implications
Schuppan D, Pickert G, Ashfaq-Khan M, Zevallos V
Best Practice & Research Clinical Gastroenterology, June 2015, Vol. 29, Issue 3, p469-476

How the Diagnosis of Non-Celiac Gluten Sensitivity (NCGS) Should Be Confirmed: The Salerno Experts‘ Criteria
(Salerno Konsensuskonferenz 10/2014 zur Gluten (Weizen)-Sensitivität)
Catassi C et al.
Nutrients 2015, in Druck

DGVS-Leitlinie zur Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität:
http://www.dgvs.de/leitlinien/zoeliakie/

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5.000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

http://www.dgvs.de

Quelle: idw

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„‚Laudato Si’‘ ist keine reine Umweltenzyklika“

Christoph Sachs Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Philosophie München

Institut für Gesellschaftspolitik ordnet Lehrschreiben des Papstes ein

„Laudato Si'“ ist nach Einschätzung des Leiters des Instituts für Gesellschaftspolitik (IGP) an der Münchner Hochschule für Philosophie der Jesuiten, Michael Schöpf SJ, „keine reine Umweltenzyklika“. „Papst Franziskus trennt nicht zwischen Armuts- und Umweltproblem“, stellt Schöpf klar. „Umweltzerstörung und Armut haben als menschengemachtes Problem dieselbe Wurzel und können deshalb nur gemeinsam gelöst werden.“ Das mache das Lehrschreiben zu einer „Sozialenzyklika“, sagt er.

Dem Wirtschaftsethiker Johannes Wallacher, Mitarbeiter am IGP und Präsident der Hochschule für Philosophie, zufolge stellt sich Papst Franziskus vehement gegen alle Klimaskeptiker. „Sie vertreten lediglich Macht- und Partikularinteressen und übersehen die Zusammenhänge“, ordnet Wallacher ein. Im Gegensatz dazu lege die Enzyklika Hintergründe offen und zeige auf, wie alles miteinander in Verbindung stehe. Damit stelle der Papst nicht nur konkrete politische Forderungen, sondern liefere auch eine umfassende philosophische Erklärung für globale Entwicklungen. „Nicht nur in diesem Sinne ist Franziskus ein Aufklärer“, betont Wallacher. So fordere er etwa auch einen transparenten Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Religion auf Augenhöhe.

Wie der Sozialphilosoph Michael Reder hervorhebt, nimmt „Laudato Si'“ zurecht jeden Einzelnen in die Pflicht. „Wir müssen unser Verhalten kritisch hinterfragen und die Erziehung zu neuen Gewohnheiten stärken“, sagt der IGP-Mitarbeiter und Professor an der Hochschule für Philosophie. „Das können wir nur über ganzheitliche Bildung erreichen, die über reine Wissensvermittlung hinaus geht und der Kreativität Raum gibt.“ Zusätzlich fordere Franziskus handlungsfähige globale Institutionen. „Nur wenn die Staaten ihnen die Macht verleihen, Sanktionen zu verhängen, können Armut und Umweltzerstörung wirksam bekämpft werden“, schlussfolgert Reder.

Das Institut für Gesellschaftspolitik ist an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München angesiedelt und erforscht seit langem interdisziplinär die Zusammenhänge von Entwicklungs- und Umweltproblemen. Eine Verknüpfung von sozialer Analyse und ethischer Reflexion bildet dabei den Schwerpunkt.

** Ein beigefügtes Dossier gibt Einblick in die aktuelle Forschung des Instituts zu den Zusammenhängen von Klimawandel, Armut und globaler Gerechtigkeit. **

Weitere Informationen:
http://www.hfph.de/igp – Website des Instituts für Gesellschaftspolitik
http://www.hfph.de – Website der Hochschule für Philosophie München
http://bit.ly/1ekaA0G – Pressemitteilung als PDF herunterladen

Anhang
„Ökologie für den Menschen. Zu Ethik und Politik in der Enzyklika Laudato Si‘“
https://idw-online.de/de/attachment44500

Ergänzung vom 18.06.2015
Korrekter Link zur Pressemitteilung als PDF: http://bit.ly/1JZXLnE

Quelle: idw

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Wasseranalytik: Internationale Fahndung nach unbekannten Molekülen

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Schadstoffe versickern im Boden, Reinigungsmittel laufen in den Abguss: Wir alle bringen Chemikalien in den Wasserkreislauf ein. Dazu kommen noch Stoffe aus der Natur: In einer einzigen umweltrelevanten Wasserprobe befinden so bis zu einigen tausend unterschiedlicher organischer Moleküle. Doch um welche Stoffe handelt es sich dabei? Sind sie harmlos oder gefährlich? Bisher stehen für zukünftige Analysen über 8000 Molekül-Profile in einer öffentlichen Datenbank zur Verfügung. Diese vorsorgende Wasseranalytik wird nun in dem Projekt „FOR-IDENT“ international ausgeweitet.

Bislang war es nur eingeschränkt möglich, unbekannte Moleküle im Wasser schnell zu identifizieren. Doch das Prinzip der vorsorgenden Analytik ist gerade bei der Prüfung von Oberflächengewässern wichtig, sind diese doch oft die Quelle für Trinkwasser. Hier gilt besonders das Motto: „Untersuchen, um Schäden vorzubeugen oder diese zumindest schnell zu erkennen“.

Chemische Analysen zeigen, dass in einer einzigen Wasserprobe oftmals Tausende unterschiedlicher Moleküle gefunden werden können. Dabei handelt es sich zum einen um Stoffe aus der Umwelt, zum anderen aber auch um vom Menschen eingebrachte Industriechemikalien, Pflanzenschutzmittel sowie Kosmetika, Medikamente, Haushaltschemikalien sowie deren Abbauprodukte. Auch die Anzahl und die Zusammensetzung dieser Moleküle unterscheidet sich von Region zu Region sowie von Land zu Land – je nachdem, welche Pflanzen dort wachsen oder welche Arzneimittel, Pflanzenschutzmittel und Chemikalien dort zugelassen sind.

„In Routineanalysen lassen sich von diesen Tausenden Molekülen derzeit maximal ein paar hundert identifizieren – und das oft auch nur in spezialisierten Laboren“, sagt Prof. Dr. Thomas Letzel, Leiter der Analytische Forschungsgruppe am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der Technischen Universität München (TUM). „Dabei ist die technologische Voraussetzung, sie zu identifizieren, mittlerweile oft auch in nicht-spezialisierten Analyselaboratorien gegeben. Allerdings fehlt es hier bisher meist an strategischen Lösungen zur Datenauswertung.“

„Molekulare Fingerabdrücke“ für die vorsorgende Wasseranalytik
Um dieses Problem zu lösen, haben Wasserspezialisten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, des Zweckverbandes Landeswasserversorgung sowie der TUM zunächst eine neue Datenbank namens „STOFF-IDENT“ entwickelt. Die Datenbank entstand im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts „RISK-IDENT“, das im März 2015 abgeschlossen wurde. Sie enthält inzwischen mehr als 8000 Substanzen mit ihren wichtigsten physikalisch-chemischen Eigenschaften. Darunter REACH-registrierte Industriechemikalien, zugelassene Pharmaka, Biozide und Pflanzenschutzmittel sowie weitere vom Menschen genutzte Substanzen aus Alltagsprodukten. Auch in der Umwelt gefundene Abbauprodukte wie Metaboliten oder Transformationsprodukte sind dort zu finden.

Mithilfe dieser Daten können nun Analyselabore einige ihnen noch unbekannte Moleküle schneller identifizieren. Sie nutzen dazu das sogenannte Non-Target Screening: Bei dieser Methode werden „molekulare Fingerabdrücke“ ermittelt. Dabei wird für jedes erfasste Molekül dessen Polarität und die Molekularmasse bestimmt. „Durch den Vergleich mit den in der Datenbank hinterlegten Eigenschaften gibt sich nun auch beim Non-Target Screening eine Vielzahl der bisher unbekannten Moleküle zu erkennen“, so Prof. Letzel.

Datenbank wird weltweit erweitert
Das Nachfolgeprojekt „FOR-IDENT“, das vom BMBF bis 2017 gefördert wird, hat nun das Ziel, die Datenbank um die jeweils vor Ort zugelassenen und verwendeten Chemikalien zu erweitern. Auch wollen die Wissenschaftler die international zum Einsatz kommenden Auswertestrategien erfassen, bündeln und harmonisieren. In das Projekt sollen auch weltweit Hersteller von Analysegeräten sowie Laboratorien eingebunden werden. Im Laufe des Projektes wird eine offene Softwareplattform entstehen, in der die unterschiedlichen Auswertestrategien kombiniert oder verlinkt werden können. Die „Open-Access“-Idee stellt dabei sicher, dass die Auswertetools oder Datenbanken langfristig von Unternehmen, Behörden und Wissenschaft kostenlos und uneingeschränkt genutzt werden können.

Die Daten aus der akkurat messenden Massenspektrometrie der Wasserlabore stehen generell auch für spätere Auswertungen zur Verfügung. Dies hat zahlreiche Vorteile: Wird beispielsweise die Datenbank weiter befüllt oder entstehen neue Auswertestrategien, so müssen die Proben nicht erneut untersucht werden; die erfassten Daten können direkt wiederverwendet werden. Labore, Behörden und Wasserwirtschaftsbetriebe müssen dafür zukünftig nur noch die gemessenen Daten einlagern, nicht aber die Wasserprobe selbst. Dies ist dann von Interesse, wenn bekannt wird, dass ein Spurenstoff möglicherweise Wasserpflanzen und Fische schädigt oder im Trinkwasser für die Gesundheit des Menschen problematisch werden könnte: Wird dieser Stoff bei der erneuten Datenauswertung nachgewiesen, so kann er umgehend in Routinetests integriert werden. Auch lässt sich im Nachhinein feststellen, wo welche Mengen des Stoffes ins Wasser gelangt sind und wo demnach technische Gegenmaßnahmen notwendig sind.

„Damit ist die Grundlage für eine vorsorgende Wasseranalytik gelegt, die aufgrund einer Vielzahl neuer Auswertestrategien mehr und mehr zum Einsatz kommen wird“, ist sich Letzel sicher.

Das Projekt „FOR-IDENT“ entwickelt internationale Strategien
Eine besondere Herausforderung ist aber nach wie vor die effiziente Nutzung von Analysemethoden bei der Aufklärung der Molekülstruktur sowie die eindeutige Zuordnung eines Stoffes. Ziel des Projektes „FOR-IDENT“ ist es daher, die Effizienz und die Vergleichbarkeit der Suspected- und Non-Target-Analytik zu steigern. Dazu werden die vorhandenen Werkzeuge gebündelt, methodische Qualitätsanforderungen definiert sowie Vorgehensweise und Methoden standardisiert.

Um nationale wie internationale Strategien und Arbeitsweisen länderübergreifend zu diskutieren und weltweit zu harmonisieren, veranstaltet das Projekt „FOR-IDENT“ in den nächsten beiden Jahren regelmäßig Konferenzen und Workshops. Unter anderem organisieren die TUM-Wissenschaftler bei der 250. Konferenz der American Chemical Society vom 16. bis 20. August 2015 in Boston, Massachusetts, USA, einen Workshop, bei dem transatlantische Strategien erarbeitet werden sollen.

„FOR-IDENT“ ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf (RiSKWa)“ im Förderschwerpunkt „Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)“.
Bild zum Download: https://mediatum.ub.tum.de/node?id=1256261

Kontakt:
Technische Universität München
Prof. Dr. Thomas Letzel
Analytische Forschungsgruppe (AFG) am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft (Prof. Jörg Drewes)
Tel.: +49 89 289 13780
E-Mail: t.letzel@tum.de

Weitere Informationen:
Kurzbeschreibung des Projektes FOR-IDENT: http://for-ident.hswt.de/
Kurzbeschreibung des Projektes RISK-IDENT: http://www.sww.bgu.tum.de/forschung/analytische-forschungsgruppe/risk-ident-allg…
http://risk-ident.hswt.de/pages/de/projekt/zusammenfassung.php
http://www.lfu.bayern.de/analytik_stoffe/risk_ident/index.htm

Weitere Informationen:
https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/kurz/article/32448/

Quelle: idw

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Wie Krebsschmerz entsteht

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Nervenzellen reagieren auf Botenstoffe von Tumoren und werden dadurch übersensibel für Schmerzreize / Heidelberger Wissenschaftler veröffentlichen in „Cancer Cell“

Wie Krebsschmerz, unter dem besonders Patienten mit Krebsabsiedlungen im Knochen oder bestimmten Tumoren der Bauchspeicheldrüse leiden, seinen Anfang nimmt, haben Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg um Professor Dr. Rohini Kuner und des Deutschen Krebsforschungszentrums um Professor Dr. Hellmut Augustin nun entdeckt: Schütten Tumoren bestimmte Botenstoffe aus, um das Wachstum neuer Blutgefäße in ihrer Umgebung anzuregen, reagieren benachbarte Nervenzellen empfindlich. Das macht sie übersensibel für Schmerzreize. Der Sensor für diese Botenstoffe ist ein sogenanntes Rezeptorprotein (VEGF-Rezeptor 1), das zwar schon länger bekannt ist, über dessen genaue Funktion man bisher aber noch wenig weiß. Es kommt in Blutgefäßen und Nervenendigungen vor. Wird es im Experiment blockiert, lindert das die Tumorschmerzen. Die Forschungsergebnisse sind nun im renommierten Journal „Cancer Cell“ erschienen.

Erreicht ein Tumor eine bestimmte Größe, benötigt er für sein weiteres Wachstum eine gute Anbindung an den Blutkreislauf. Indem er bestimmte, auch im gesunden Körper vorkommende Wachstumsfaktoren an seine Umgebung abgibt, regt er benachbarte Blutgefäße dazu an, neue Verzweigungen zu bilden. Eine wichtige Rolle in diesem Prozess spielen der Wachstumsfaktor VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) und verwandte Moleküle. Sie binden an Rezeptorproteine (VEGF-R1 und -R2) in den Gefäßwänden und aktivieren so die Bildung neuer Blutgefäße. VEGF und Konsorten sind aber auch bei Entwicklungsprozessen im Nervensystem beteiligt und Nervenenden außerhalb von Gehirn und Rückenmark tragen auch im Erwachsenenalter noch VEGF-Rezeptoren an ihrer Oberfläche. „Wozu ausgereifte Nervenzellen Sensoren für Wachstumsfaktoren des Gefäßsystems benötigen, ist unklar. Allerdings ist die Interaktion zwischen Nerven und Blutgefäßen bisher noch kaum erforscht“, sagt Professor Dr. Rohini Kuner, Geschäftsführende Direktorin des Pharmakologischen Instituts der Universität Heidelberg.

Kein Tumorschmerz, wenn eines von zwei ähnlichen Rezeptorproteinen fehlt
Die Heidelberger Wissenschaftler zeigten im Mausversuch, dass die Wachstumsfaktoren wie VEGF Nerven für Schmerzreize sensibilisieren: Sie reagieren fortan schon auf geringe, an sich harmlose Reize mit einer Schmerzmeldung. Verantwortlich dafür ist allerdings nur einer der beiden Rezeptoren, der VEGF-Rezeptor 1. Dies entdeckten die Forscher, indem sie die Rezeptorproteine 1 und 2 jeweils einzeln und gezielt nur in den Nervenzellen blockierten. Ohne funktionsfähigen Rezeptor 1 trat beim Abtasten kaum Sensibilisierung auf, ohne Rezeptor 2 dagegen war die Empfindlichkeit unverändert erhöht.

Zusätzlich analysierte das Team Tumorgewebe von Patienten mit einer bestimmten und sehr schmerzhaften Form des Bauchspeicheldrüsenkrebs, dem duktalen Pankreaskarzinom. Die Patienten wurden entsprechend ihrer Schmerzen vor der Operation in drei Gruppen eingeteilt. Es zeigte sich: Je stärker die Tumorschmerzen, desto mehr VEGFR1 fand sich auf der Oberfläche der Nervenendigungen. „Wir gehen davon aus, dass die Intensität der Tumor-schmerzen direkt mit der Menge und Aktivität des Rezeptorproteins VEGFR1 zusammenhängt“, sagt Erstautorin Dr. Deepitha Selvaraj vom Pharmakologischen Institut. Auch bei den äußerst schmerzhaften Tumorabsiedlungen in Knochen, z.B. bei Prostatakrebs, ist die Menge des Rezeptorproteins auf den umliegenden Nervenzellen erhöht. „Unsere Ergebnisse zeigen allerdings nur, wie es zur Sensibilisierung der Nervenzellen durch das Tumorwachstum kommt. Was anschließend den anhaltenden Krebsschmerz aufrecht erhält, muss noch erforscht werden“, so die Wissenschaftlerin. Offen ist zudem die Frage, warum nur bestimmte Tumoren Schmerzen auslösen, andere, wie beispielsweise Brustkrebs, trotz gleicher Wachstumsmechanismen dagegen nicht.

Gezielte Schmerztherapie ohne Wirkung auf Blutgefäße
Trotzdem geben die Arbeiten erste Anhaltspunkte, wie Krebsschmerz in Zukunft besser behandelt werden könnte: „Wir empfehlen, direkt den Rezeptor 1 mit Hilfe spezieller Blocker auszuschalten. Fängt man die Wachstumsfaktoren ab, was man bereits bei einigen experimentellen Krebstherapien tut, um das Tumorwachstum zu stoppen, greift man gleichzeitig die gesunden Blutgefäße an. Bei einer R1-Blockade konnten wir bisher keine Gefäßveränderungen feststellen“, so Professor Kuner.

Literatur:
A Functional Role for VEGFR1 Expressed in Peripheral Sensory Neurons in Cancer Pain.
Selvaraj D, Gangadharan V, Michalski CW, Kurejova M, Stösser S, Srivastava K, Schweizerhof M, Waltenberger J, Ferrara N, Heppenstall P, Shibuya M, Augustin HG, Kuner R., Cancer Cell. 2015 Jun 8;27(6):780-96. doi: 10.1016/j.ccell.2015.04.017.

Professor Dr. Rohini Kuner
Geschäftsführende Direktorin
Pharmakologisches Institut
Universitätsklinikum Heidelberg
E-Mail: rohini.kuner@pharma.uni-heidelberg.de
Tel.: 06221 54-8247 (Sekretariat)

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Weitere Informationen:
http://www.medizinische-fakultaet-hd.uni-heidelberg.de/Kuner.107599.0.html Pharmakologisches Institut

Quelle: idw

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Forschen für eine wirksame Flexibilisierung von Biogasanlagen

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Erik Mauky erhält den mit 10.000 Euro dotierten Biogas-Innovationspreis der Deutschen Landwirtschaft 2015

Im Rahmen des diesjährigen Biogas-Innovationskongresses, der Anfang Juni 2015 bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück stattfand, wurden zum sechsten Mal Preise in den Kategorien Wissenschaft und Wirtschaft verliehen. Den Wissenschaftspreis erhielt in diesem Jahr Eric Mauky für den Beitrag „Bedarfsgerechte Biogasproduktion durch modellprädiktive Fütterungsregelung im Praxismaßstab“. Eric Mauky ist Doktorand am Lehrstuhl Abfall- und Stoffstromwirtschaft der Universität Rostock und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in Leipzig.

Zusammen mit seinen Kollegen entwickelte Eric Mauky ein simulationsgestütztes Fütterungsmanagement für Bestands-Biogasanlagen, welches die flexible Biogasproduktion unter Berücksichtigung eines Blockheizkraftwerk-Fahrplans und der Abbaugeschwindigkeiten unterschiedlicher Substrate ermöglicht.

Für die Umsetzung der Regelung wurde zuerst die generelle Flexibilität des biologischen Prozesses innerhalb von Biogasanlagen und deren Einfluss auf die Prozessstabilität untersucht. Dabei konnte ein hohes Maß an Flexibilität bei gleichzeitig stabilem Prozess im Technikums- und Praxismaßstab nachgewiesen werden. Aufbauend darauf, ist die modellprädiktive Regelung zur bedarfsgerechten Substratfütterung von Biogasanlagen entwickelt worden. Die entwickelte Regelung kann Differenzen zwischen Energiebedarf und Energiebereitstellung durch ungeregelte Quellen im Netz (z. B. Wind und Solar) kompensieren und erlaubt es, den Anlagenbetrieb bei Ausfallzeiten (z. B. längere Wartungen) verlust- und emissionsarm zu gestalten. Getestet wurde diese Entwicklung an der DBFZ-Forschungsbiogasanlage und an der Biogasanlage „Unterer Lindenhof“ der Universität Hohenheim. Die Entwicklung ermöglicht die Vermeidung von Verlusten, Über- und Unterproduktion durch präzises Gasspeichermanagement und vorausschauende Prozessführung bei geringem technischem und ökonomischem Aufwand. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass Einsparungen zusätzlicher Investitionen in Gasspeicherkapazitäten von bis zu 50 % durch flexible Fütterung möglich sind.

„Diese Forschungsarbeiten von Eric Mauky sind ein wichtiger Meilenstein zur effizienten Flexibilisierung von Biogasanlagen und die Grundlage für die Integration in das Energiesystem der Zukunft“, sagt Prof. Nelles, der an der Universität Rostock den Lehrstuhl für Abfall- und Stoffstromwirtschaft an der Universität Rostock leitet und sich seit drei Jahren auch als wissenschaftlicher Geschäftsführer am DBFZ in Leipzig engagiert. „Über den Biogas-Innovationspreis haben wir uns sehr gefreut. Dies ist ein weiterer Beleg für die hervorragende Kooperation zwischen dem DBFZ und der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Uni Rostock“, so Nelles weiter. Auch international sind insbesondere die Kompetenzen zur stofflichen und energetischen Verwertung von biogenen Abfällen und Reststoffen sehr gefragt. So waren Prof. Nelles und sein Team z.B. im Mai auf der „International Conference on Solid Waste 2015″ in Hong Kong (rund 900 Teilnehmer) mit fünf Beiträgen vertreten und Nelles ist einer der vier Herausgeber des 1.200-seitigen Tagungsbandes.

Kontakt:
Universität Rostock
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Prof. Dr. mont. Michael Nelles
Fon: +49 (0)381 498 3400
Mobil: +49 (0)170 380 2449
eMail: michael.nelles@uni-rostock.de

Quelle: idw

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Evonik zeigt innovative Gastrennung und Beitrag zur biobasierten Produktion

Dr. Edda Schulze Corporate Communications
Evonik Industries AG

• SEPURAN®-Hohlfasern für neue Anwendungen werden vorgestellt
• Chief Innovation Officer Dr. Ulrich Küsthardt: „Die Suche nach alternativen Rohstoffquellen ist für uns ein wichtiges Innovationsfeld.“
• Biobasierte Kunststoffe und Prozesse bereits im Portfolio

Neue SEPURAN®-Hohlfasern für die effiziente und energiesparende Trennung von Gasgemischen präsentiert Evonik Industries auf der diesjährigen ACHEMA in Frankfurt am Main. Mit SEPURAN® N2 gelingt die kostengünstige Zerlegung von Luft und damit eine effiziente Stickstoffgewinnung; hochselektive SEPURAN® Noble Membranen dienen der effizienten Gewinnung von Helium aus Erdgas oder Prozessgasen. Mit den Neuentwicklungen knüpft das Spezialchemieunternehmen an den Erfolg von SEPURAN® Green an, das sich in kurzer Zeit weltweit für die Aufbereitung von Biogas etabliert hat. Mehr als 40 Biogasaufbereitungsanlagen auf Basis von SEPURAN® Green sind inzwischen in Betrieb oder im Bau.

Dr. Ulrich Küsthardt, Chief Innovation Officer von Evonik: „SEPURAN®-Hohlfasern stehen beispielhaft für Innovation von Evonik: erfolgreich, effizient und nachhaltig.“ Die SEPURAN®-Hohlfasermembranen sind ein Beispiel, wie Evonik mit seinen Produkten einen Beitrag zur Wertschöpfung der biobasierten Produktion, einem der drei Schwerpunktthemen der ACHEMA, leistet. Die „BiobasedWorld“ der ACHEMA bildet wie schon 2012 die biobasierte Produktion ab, die nach wie vor ein wesentliches Thema für Forschung und Industrie ist.

Evonik Industries setzt gezielt auf die Nutzung alternativer Rohstoffe und biotechnologischer Prozesse. Für das Spezialchemieunternehmen ist die Biotechnologie eine wichtige Technologieplattform mit deutlichem Potenzial. Das innovationsstarke Unternehmen will unabhängiger von fossilen Ressourcen werden und neuartige, nachhaltige Produkte anbieten. „Die Suche nach alternativen Rohstoffquellen ist für uns ein wichtiges Innovationsfeld“, so Küsthardt.

Entsprechend zeigt Evonik in Frankfurt mit VESTAMID® Terra auch einen biobasierten Hochleistungskunststoff, der zur Familie der Polyamide gehört. Die Rohstoffe dafür werden aus dem Öl der Rizinus-Pflanze gewonnen. VESTAMID® Terra kann überall dort eingesetzt werden, wo hohe technische Anforderungen bestehen oder eine gute Ökobilanz gefragt ist. Dazu gehören Anwendungen in der Automobil- und Bauindustrie genauso wie Sportartikel, Konsumgüter oder Elektronikgeräte.

Ein weiteres biobasiertes Polyamid befindet sich bei Evonik in der Pilotphase. In Slovenska Lupca (Slowakei) ist eine Pilotanlage zur biotechnologischen Herstellung von ω-Amino-Laurinsäure (ALS), einer Vorstufe des Hochleistungskunststoffes Polyamid 12, in Betrieb. Langfristig kann das neue Verfahren die erdölbasierte Produktion von Polyamid 12 ergänzen.

Die Innovationsstrategie von Evonik orientiert sich an den Bedürfnissen einer wachsenden Gesellschaft – Ernährung, Gesundheit, Zugang zu neuen Technologien, schonender Umgang mit den vorhandenen Ressourcen. „Evonik soll eines der innovativsten Unternehmen der Welt werden, das ist unser Anspruch“, stellte Küsthardt nochmals klar. „Denn Innovationen eröffnen neue Geschäftsfelder und stärken unsere führenden Markt- und Technologiepositionen.“ So will Evonik Industries in den nächsten zehn Jahren mehr als 4 Milliarden € in F&E investieren. Im Geschäftsjahr 2014 lagen die F&E-Aufwendungen von Evonik mit 413 Millionen € fünf Prozent über denen des Vorjahres (394 Millionen €). Die F&E-Quote betrug 3,2 Prozent (2013: 3,1 Prozent).

Anhang
https://idw-online.de/de/attachment44384
PDF-Download

Quelle: idw

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Meister, Techniker und Akademiker haben besonders gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Akademiker sind weiterhin selten von Arbeitslosigkeit betroffen: Ihre Arbeitslosenquote lag im Jahresdurchschnitt 2013 bei 2,5 Prozent. Auch die Arbeitslosenquote von Personen mit beruflicher Qualifikation war 2013 mit 5,1 Prozent vergleichsweise niedrig. Unter den Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung nahmen Techniker und Meister eine besondere Rolle ein: Sie waren im Schnitt weniger häufig erwerbslos als Akademiker. Dies geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Schwierig ist die Lage hingegen noch immer für Personen ohne berufliche Qualifikation: Ihre Arbeitslosenquote erhöhte sich 2013 auf 20 Prozent.

Bei Personen ohne beruflichen Abschluss kommt der schulischen Qualifikation besondere Bedeutung zu. „Auch hier zeigt sich: Ein höherer schulischer Abschluss verbessert die Chancen am Arbeitsmarkt“, erläutern die Arbeitsmarktforscher. So war in der Gruppe ohne schulischen Abschluss fast jede dritte Person arbeitslos. Mit Hauptschulabschluss halbierte sich diese Quote nahezu auf 17,8 Prozent. Bei Personen ohne Berufsausbildung, aber mit einem mittleren Bildungsabschluss lag die Arbeitslosenquote bei 9,8 Prozent.

Die IAB-Forscher folgern: „Bildungsinvestitionen bringen selbst nach Berücksichtigung der Kosten hohe individuelle und gesellschaftliche Vorteile.“ Von höheren Bildungsinvestitionen beispielsweise im frühkindlichen Bereich erwarten sich die Forscher eine positive Wirkung auf dem Arbeitsmarkt.

Aufgrund einer Revision der Beschäftigtenstatistik können die Zahlen von zuvor veröffentlichten Daten abweichen.

Zu den Begriffen Erwerbslosigkeit und Arbeitslosigkeit:
Aufgrund einer Umstellung des Erfassungssystems der Bundesagentur für Arbeit (BA) bei den Arbeitslosen können Techniker und Meister seit 2006 nicht mehr von den übrigen beruflich Qualifizierten unterschieden werden. Deshalb werden in der Studie alternativ zu den Arbeitslosenzahlen der BA Erwerbslosenzahlen auf Grundlage des Erwerbskonzepts der International Labour Organisation (ILO) verwendet. Erwerbslosigkeit und Arbeitslosigkeit unterscheiden sich aufgrund verschiedener Erhebungsmethoden (Stichprobenbefragung versus Registrierung) und abweichender Konzepte. Beispielsweise liegt nach dem Sozialgesetzbuch Arbeitslosigkeit auch dann vor, wenn eine Beschäftigung von weniger als 15 Wochenstunden ausgeübt wird, während nach dem ILO-Konzept schon eine Wochenstunde Arbeit Erwerbslosigkeit ausschließt.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2015/kb1115.pdf
http://doku.iab.de/kurzber/2015/kb1115_Anhang.pdf

Quelle: idw

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Oberhausen: Gemüse vom Dach des neuen Jobcenters

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Das neue Jobcenter in Oberhausen könnte zum möglichen Trendsetter für urbanen Gartenbau werden. Am 9. Juni unterzeichneten die OGM Oberhausener Gebäudemanagement GmbH und Fraunhofer UMSICHT ein Memorandum of Understanding, das den Bau einer gebäudeintegrierten Gemüseproduktion nach dem inFARMING®-Konzept auf dem Dach des Neubaus vorsieht.

Ein großer Teil der Erdoberfläche wird landwirtschaftlich genutzt. Damit einher geht ein enormer Ressourcenverbrauch – alleine 70 Prozent[i] des weltweit verfügbaren Trinkwassers fällt auf diesen Sektor. Dazu kommen weitere kritische Punkte wie Wasserverunreinigung und Treibstoffverbrauch aufgrund globaler Produktion. Deutlich ressourcensparender ist die regionale Wertschöpfung. Doch insbesondere im urbanen Raum sind die Flächen rar – hier sind alternative Lösungen gefragt. Eine Möglichkeit, lokal frische Lebensmittel bereitzustellen, sind urbane Stadtfarmen, wie sie das von Fraunhofer UMSICHT entwickelte Konzept inFARMING® vorsieht. Mittels intelligenter Verknüpfung von Produktionssystemen und Gebäudeinfrastrukturen werden kommunale und industrielle Stoff- und Energieströme nachhaltig genutzt. Etwa durch ROOF WATER-FARM, ein Projekt, in dessen Rahmen die Wasserströme aus Gebäuden zur Versorgung von Pflanzensystemen verwendet werden. InFARMING® zeigt, dass der Anbau in speziellen Gewächshäusern auf dem Dach oder an Fassaden, die in Ballungszentren integriert sind, eine ressourcenschonende und flächeneffiziente Möglichkeit des Gartenbaus bieten kann.

Memorandum of Understanding
Die Stadt Oberhausen hat das Potenzial urbaner Stadtfarmen erkannt und nutzt die Synergien mit der hiesigen Forschungslandschaft. Am 9. Juni haben die OGM, vertreten durch deren Geschäftsführung, und Fraunhofer UMSICHT, vertreten durch deren stellvertretenden Institutsleiter, Prof. Görge Deerberg, ein Memorandum of Understanding unterzeichnet: Auf dem Dach des geplanten Neubaus des Oberhausener Jobcenters – Ecke Altmarkt/Marktstraße/Friedrich-Karl-Straße – soll eine gebäudeintegrierte Gemüseproduktion nach dem inFARMING®-Ansatz entstehen. Im Vorfeld der Vereinbarung haben die Partner bereits intensive Gespräche geführt, bei denen die beabsichtigte Zusammenarbeit manifestiert wurde.

Die Experten von Fraunhofer UMSICHT um Volkmar Keuter, Leiter des Fraunhofer-inHaus-Zentrums, und Simone Krause, Innovationsmanagement, werden ihr strategisches und technisches Know-how einbringen und den Bau, für den die OGM Oberhausener Gebäudemanagement GmbH verantwortlich ist, beratend begleiten. Nach Fertigstellung wird das Institut weiterhin in das Projekt involviert sein, wenn es die Gemüseproduktion zu Forschungs- und Entwicklungszwecken nutzt.

OGM Oberhausener Gebäudemanagement GmbH
Gegenstand des Unternehmens OGM GmbH ist in diesem Fall der Erwerb, der Um- und Neubau (als Generalunternehmer) sowie die Verwaltung und Vermarktung von Flächen in Oberhausen.

Fraunhofer UMSICHT
Fraunhofer UMSICHT versteht sich als Wegbereiter der nachhaltigen Energie- und Rohstoffwirtschaft. Das Institut erforscht und entwickelt mit seinen Partnern nachhaltige Produkte, Prozesse und Dienstleistungen in den Geschäftsfeldern Polymerwerkstoffe, Chemie, Umwelt, Biomasse und Energie. Seit seiner Gründung im Juni 1990 engagiert sich Fraunhofer UMSICHT beim Strukturwandel in Stadt und Region mit neuen Ideen, Technologietransfer, Ausgründungen und bei der Bildung von Netzwerken im Bereich Forschung und Entwicklung.

[i] Quelle: Deutsche UNESCO-Kommission Weltwasserbericht 2014. http://www.unesco.de/wissenschaft/2014/weltwasserbericht2014.html

Weitere Informationen:
http://www.infarming.de
inFARMING®-Konzept
http://www.umsicht.fraunhofer.de/de/presse-medien/2015/mou-inFARMING.html
Pressemitteilung (ausführliche Bildunterschriften)

Quelle: idw

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Koffein hilft bei chronischem Stress

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Koffein kann die Folgen von chronischem Stress lindern: Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Universität Bonn zeigt, dass der Wirkstoff über eine Blockade des Adenosinrezeptors „A2A“ wirkt. Synthetische Substanzen mit koffeinartiger Wirkung führten bei erwachsenen Mäusen, die unter Stresssymptomen litten, zu einer Besserung der Beschwerden: Sie schnitten bei Gedächtnistests besser ab und depressive Symptome milderten sich im Vergleich zu unbehandelten Tieren. Die Ergebnisse werden nun in den „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS) vorgestellt.

Chronischer Stress macht bekanntlich krank: Wer sich dauerhaft mit Kollegen herumärgert, im Schlaf häufig gestört wird oder vom Chef eine kurzfristige Deadline nach der anderen vorgesetzt bekommt, wird allmählich schlecht gelaunt oder sogar depressiv, kann sich nicht mehr richtig konzentrieren oder leidet zunehmend unter Ängsten. Koffein kann diese gefährliche Stressspirale durchbrechen oder ihr sogar vorbeugen. Das hat ein internationales Forscherteam unter Federführung der portugiesischen Universität Coimbra unter Beteiligung der Bonner Universität herausgefunden.

Die Wissenschaftler behandelten Mäuse, die mehrere Wochen unter Stresssymptomen litten, mit Koffein oder einem synthetischen Wirkstoff, der – ähnlich wie das Koffein, aber viel stärker und mit hoher Spezifität – Adenosin-A2A-Rezeptoren blockiert. Die Tiere nahmen die Substanzen mit dem Trinkwasser oder mit der Nahrung auf. Daraufhin besserten sich die Stresssymptome: Die Nager lösten sich aus ihrer depressiven Erstarrung, waren weniger ängstlich, schnitten bei Gedächtnistests besser ab als die unbehandelte Kontrollgruppe und zeigten auch im Hirnstoffwechsel eine Normalisierung der Botenstoffe und Gehirnzellen.

Adenosinrezeptor „A2A“ ist für Stresssymptome verantwortlich
Wie die portugiesischen Forscher mit ihren Kollegen aus Brasilien, Oman, USA und der Universität Bonn zeigen konnten, wird bei Stress der Adenosinrezeptor „A2A“ im Gehirn hochreguliert und führt dann zu den entsprechenden Symptomen. Die Rezeptoren stellen Proteine dar, an die ganz bestimmte Signalmoleküle binden und dadurch Signalprozesse im Inneren der lebenden Zelle auslösen können.

„Wurde in den Mäusen das Gen, das den Rezeptor A2A codiert, stumm geschaltet oder wurde der Rezeptor durch Koffein oder spezifische A2A-Hemmer blockiert, dann klangen die Beschwerden durch den anhaltenden Stress ab“, sagt Prof. Dr. Christa E. Müller vom Pharmazeutischen Institut der Universität Bonn. Insbesondere verbesserte sich durch die Koffeingaben wieder die Gedächtnisleistung der Tiere. Prof. Müller hatte in einer vorangegangenen Studie bereits gezeigt, dass sich Koffein auch positiv auf die Tau-Ablagerungen bei der Alzheimer-Krankheit auswirkt, die letztlich zu den fortschreitenden Gedächtniseinbußen bei dieser Erkrankung führen.

Forscher der Universität Bonn entwickelten synthetische Wirkstoffe
Das Team der Pharmazeutin der Universität Bonn hat für die aktuelle Stress-Studie die Synthese der Wirkstoffe entwickelt und in größeren Mengen für die Experimente hergestellt. „Die Substanz ist dem Koffein sehr ähnlich, hat aber weniger Nebenwirkungen. Sie blockiert ausschließlich die A2A-Rezeptoren und wirkt deutlich stärker als das Koffein“, berichtet Prof. Müller. Der Wirkstoff wurde den Mäusen nicht in großen Mengen verabreicht, sondern entfaltete schon in geringerer Dosierung seinen Effekt.

Intuitiv nutzen viele Menschen die Adenosinrezeptoren blockierende Wirkung von Koffein: „Die Erfahrung zeigt: Wer unter Stress steht, trinkt meist mehr Kaffee oder Tee. Weil in beiden Getränken Koffein enthalten ist, handelt es sich dabei um so etwas wie eine Eigenbehandlung der Betroffenen“, sagt Prof. Müller. Der Koffeingenuss in höherer Dosierung sei zwar auch mit Nebenwirkungen verbunden, aber gegen ein paar Tassen Kaffee oder Tee täglich sei für ansonsten gesunde Personen nichts einzuwenden.

Ansatzpunkt für neue Therapien
Beim Koffein könne es sich um einen sehr interessanten Ansatzpunkt für die Entwicklung neuartiger Stresstherapien handeln, blickt die Pharmazeutin der Universität Bonn in die Zukunft. Inwieweit die Substanz zur Behandlung der Folgen von größerem Stress beim Menschen – etwa von der Verbesserung der Gedächtnisleistung bis hin zur Therapie von posttraumatischen Belastungsstörungen – hilfreich sein könnte, müssten jedoch erst noch klinische Studien erweisen.

Publikation: Caffeine acts through neuronal adenosine A2A receptors to prevent mood and memory dysfunction triggered by chronic stress, „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS)

Weitere Informationen:
http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1423088112 Publikation im Internet

Quelle: idw

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Frauen reagieren anders. Männer auch.

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Seit wenigen Tagen läuft in Kanada die Frauen-WM im Fußball. Mit einem hohen Sieg über die Elfenbeinküste ist die deutsche Nationalmannschaft optimal gestartet. Welche Effekte die Fernsehübertragung der Spiele auf das Publikum haben kann, zeigt eine neue Studie zweier Würzburger Wissenschaftler.

„Eine gigantische Enttäuschung“: So lautete die Schlagzeile vor rund fünf Jahren in der Süddeutschen Zeitung. Obwohl zuvor als haushoher Favorit gehandelt, waren Deutschlands Fußballerinnen bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land mit einem bitteren 0:1 gegen Japan frühzeitig im Viertelfinale ausgeschieden. Dem Entsetzen in Deutschland stand der Jubel in Japan gegenüber.

Wie sich solche Sportereignisse auf die Stimmung und bestimmte Einschätzungen der Zuschauer auswirken, haben damals zwei Wissenschaftler der Universität Würzburg untersucht: Holger Schramm, Professor für Medien- und Wirtschaftskommunikation am Institut für Mensch-Computer-Medien, und sein Mitarbeiter Johannes Knoll. Jetzt haben sie die Ergebnisse in der Fachzeitschrift Communication Research veröffentlicht, dem derzeit höchst gerankten Journal im Bereich der Medien- und Kommunikationswissenschaft.

Deutliche Effekte bei fußballverrückten Männern
Die zentrale Aussage der Studie fasst Holger Schramm so zusammen: „Das Ergebnis eines angeschauten Fußballspiels beeinflusst die Stimmung und allgemeine Einschätzungen der Zuschauer merklich – allerdings nur bei fußballverrückten Männern, die sich stark mit dem Team identifizieren.“ Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler 180 Fernsehzuschauer jeweils nach einem Sieg und nach einer Niederlage der deutschen Nationalmannschaft während der Frauenfußball-WM 2011 einen Online-Fragebogen ausfüllen lassen. Dabei sollten die Teilnehmer sowohl Angaben zu ihrer aktuellen Stimmung machen als auch Aussagen treffen beispielsweise über ihr Selbstwertgefühl, ihre ökonomische Situation und ihre Zufriedenheit mit der Arbeit ihrer Regierung.

Wie erwartet, waren Fernsehzuschauer, die den Sieg der Frauen-Nationalmannschaft im zweiten Spiel der Vorrunde gesehen hatten, nach dem Spiel besser gelaunt als davor. Umgekehrt sank die Stimmung bei den Zuschauern, die die Niederlage im Viertelfinale gesehen hatten – allerdings nicht auf eine signifikante Art und Weise. Aus diesem Grund konzentrierten sich die Wissenschaftler bei der Auswertung der Daten nur noch auf das gewonnene Spiel. Dabei zeigte sich: Nur Männer, die sich moderat bis stark mit dem deutschen Team identifizierten, zeigten nach dem Sieg eine Veränderung ihrer Stimmung. Frauen allgemein und Männer, die sich nur wenig mit dem deutschen Team identifizierten, zeigten hingegen kaum Stimmungsveränderungen.

Frauen sind am Wettkampf interessiert, Männer am Ergebnis
„Wir führen diesen Unterschied zwischen den Geschlechtern darauf zurück, dass Männer stärker an Wettbewerb und am Ergebnis solcher Wettkämpfe interessiert sind als Frauen“, erklärt Holger Schramm. Frauen könnten sich demnach zwar genauso stark mit „ihren“ Teams identifizieren und diese anfeuern wie Männer; am Ausgang dieses Wettkampfs seien sie jedoch in der Regel weniger interessiert.

Und weil sich Männer – zumindest bislang – mit der Nationalmannschaft der Männer deutlich stärker identifizieren als mit dem Team der Frauen, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass diese Effekte bei Sportturnieren mit männlicher Beteiligung noch deutlich höher ausfallen könnten.

Gute Stimmung wirkt sich auf andere Urteile aus
Ähnlich fiel das Ergebnis aus bei der Untersuchung weitergehender Effekte des Vorrunden-Siegs, etwa auf das Selbstvertrauen, das Urteil über die persönliche ökonomische Situation und die Zufriedenheit mit der Regierung. Auch in diesen Punkten erwiesen sich nur männliche Zuschauer, die sich moderat bis stark mit „ihrem“ Team identifizierten, als beeinflussbar. Männer, die besonders intensiv mit den deutschen Frauen mitfieberten, hatten nach dem Sieg ein höheres Selbstbewusstsein, sie bewerteten ihre ökonomische Situation besser und waren mit der Arbeit ihrer Regierung deutlich zufriedener als noch vor Spielbeginn. Dieser Effekt hielt sogar über drei Tage hinweg an. Kein Einfluss zeigte sich wiederum bei Männern, die sich kaum bis gar nicht mit dem deutschen Team identifizierten, und bei Frauen.

Der Schluss, ein deutscher Sieg im Fußball garantiert der Bundesregierung gute Noten, ist nach Aussage der Wissenschaftler allerdings nur indirekt gültig: „Die Einschätzung von Menschen gegenüber ökonomischen und politischen Aspekten basiert im Wesentlichen auf ihrer aktuellen Stimmung“, erklärt Holger Schramm. Allerdings könne diese Stimmung durch Sportereignisse merklich beeinflusst werden. So gesehen, sei es durchaus sinnvoll, wenn Politiker und andere Entscheidungsträger die Nähe zu großen Sportereignissen suchen in der Hoffnung, einige der positiven Aspekte auf ihre Person und ihre Ideen zu übertragen.

Effects of Women’s Football Broadcastings on Viewers‘ Moods and Judgments: Investigating the Moderating Role of Team Identification and Sex. Holger Schramm and Johannes Knoll, Communication Research, DOI: 10.1177/0093650215583894

Kontakt
Prof. Dr. Holger Schramm, Institut für Mensch-Computer-Medien
T: (0931) 31-83735, holger.schramm@uni-wuerzburg.de

Quelle: idw

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Zu dick? Zu dünn? – Selbstwahrnehmung unter der Lupe

Stephanie Bertenbreiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik

Max-Planck-Wissenschaftler nutzen lebensgroße 3D-Avatare zur Körperwahrnehmung

Von jedem von uns gibt es Fotos, von denen wir wünschten sie wären nie entstanden. Wir finden uns darauf vielleicht zu dick oder die Kleidung sitzt nicht – wir bevorzugen jene Bilder, die uns vorteilhaft erscheinen lassen. Nur unter bestimmten Bedingungen akzeptieren wir uns also so, wie wir sind. Doch welche Kleidungsstücke erscheinen uns besonders schmeichelhaft? Und welche Farben haben einen Einfluss darauf, wie wir unser Körpergewicht wahrnehmen? Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik sind diesen Fragen nun auf den Grund gegangen.

Um zu untersuchen, wie Menschen ihren Körper wahrnehmen, verwenden Forscher meist Zerrbilder von Fotografien oder zeichentrickähnliche Abbildungen des Körpers. Nutzt man jedoch Fotos oder Abbildungen, ist es schwierig die Körperwahrnehmung systematisch zu untersuchen. Man erhält keine ausreichenden Informationen darüber, wie sich die Gewichtszunahme beziehungsweise -abnahme auf andere Körperteile wie Arme, Beine oder Gesicht auswirkt. Dennoch deuten viele Forschungsreihen darauf hin, dass auch gesunde Menschen ihren Körper nicht so wahrnehmen, wie er wirklich ist.

Ivelina Piryankova, Wissenschaftlerin in der Forschungsgruppe für Körper- und Raumwahrnehmung von Betty Mohler am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik nutzte realistische 3D-Körpermodelle von Frauen zwischen 20 und 40 Jahren, um deren Wahrnehmung ihres eigenen Körpers zu untersuchen. Sie wollte wissen, inwieweit ihre Wahrnehmung der Realität entspricht. Die Avatare dafür entwickelte die Forschungsgruppe gemeinsam mit der Abteilung für Perzeptive Systeme am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme.

Insbesondere untersuchte die Informatikerin Piryankova, ob die Form dieses Avatars und sein Farbmuster einen Einfluss auf die Gewichtswahrnehmung haben. Welche Rolle spielen diese Aspekte bei der Selbstwahrnehmung? Hierzu wurden die Körper der Frauen zunächst gescannt und ihr BMI leicht verändert. Die Avatare hatten im Versuch dann entweder dieselben Körperproportionen wie die Probandinnen oder aber Durchschnittsmaße.

Die Wissenschaftler konnten so messen, wie akkurat Menschen ihr aktuelles Körpergewicht in Abhängigkeit von Figur und Muster einschätzen. Es stellte sich heraus, dass die Probanden das eigene Körpergewicht richtig einschätzen konnten. Auffällig war dabei aber, dass Frauen offenbar bereitwillig einen schlankeren Körper als ihren eigenen akzeptieren, nicht jedoch einen dickeren. Wurde die farbbasierte Information geändert und ein Schachbrettmuster auf den Körper der Avatare gelegt, also das Kleidungsmuster geändert, tendierten die Teilnehmerinnen generell zu den schlankeren Versionen.

Kooperationsprojekt: Biometrische Avatare in Virtueller Realität
„Unsere Forschungsergebnisse können nun genutzt werden, um neue Methoden zur Messung der Selbstwahrnehmung für Personen zu entwickeln, die in dieser Hinsicht sehr empfindlich reagieren. Auf diese Weise können wir ihnen sogar alternative Erfahrungen ermöglichen“, erklärt die Wissenschaftlerin Piryankova. Gemeint sind Menschen mit Körperwahrnehmungs- und Körperbildstörungen, zum Beispiel Patienten mit Essstörungen oder jene, die nach einem Schlaganfall einzelne Gliedmaßen nicht als ihre eigenen erkennen.

Im Rahmen eines vom Werner Reichardt Centrum für Integrative Neurowissenschaften (CIN) unterstützten Kollaborationsprojekts der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikums, der Minervagruppe Körper- und Raumwahrnehmung am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik und der Abteilung für Perzeptive Systeme am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme untersuchen die Wissenschaftler nun die Wahrnehmung von Patienten bezüglich ihrer Körperdimensionen wie Gewicht oder der Arm- und Beinlänge.

Der 4DScanner – Geburtshilfe für einen Avatar
Damit der Avatar wirklichkeitsgetreu aussieht und sich in seiner Computer-Welt realistisch bewegt, brauchen seine Schöpfer möglichst detaillierte Informationen über den Körper des realen Vorbilds – auch in Bewegung. Genau diese Daten liefert der erste vierdimensionale Ganzkörper-Scanner. Entwickelt hat den 4D-Scanner Michael J. Black, Direktor am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, gemeinsam mit dem amerikanischen Unternehmen 3dMD. Um die Körperform und deren Haut realistisch abbilden zu können, wird eine Person mit einem schnell pulsierenden Fleckenmuster beleuchtet und zusätzlich mit roten und blauen Quadraten bedruckt. Beide Muster helfen den Forschern, die dreidimensionale Oberfläche des Körpers und die Haut wahrheitsgetreu zu rekonstruieren. Mit 60 Aufnahmen pro Sekunde zeichnen 22 Stereo- und 22 Farbkameras den Körper in verschiedenen Haltungen und Aktivitäten auf.

Für die oben beschrieben Forschung wurde jedoch nur der Körper gescannt. Zukünftig soll jedoch auch die vierte Dimension – die Avatare in Bewegung – mit genutzt werden.

Originalpublikation:
Piryankova IV, Stefanucci JK, Romero J, de la Rosa S, Black MJ and Mohler BJ (September-2014) Can I recognize my body’s weight? The influence of shape and texture on the perception of self ACM Transactions on Applied Perception 11(3:13) 1-18.
Piryankova IV, Wong HY , Linkenauger SA, Stinson C, Longo MR , Bülthoff HH and Mohler BJ (August-2014) Owning an Overweight or Underweight Body: Distinguishing the Physical, Experienced and Virtual Body PLoS ONE 9(8) 1-13

Ansprechpartner:
Betty Mohler, PhD
Tel.: 07071 601- 214
E-Mail: betty.mohler@tuebingen.mpg.de

Dr. Ivelina Piryankova
Tel.: 07071 601- 214
E-Mail: ivelina.piryankova@tuebingen.mpg.de

Christina Bornschein / Stephanie Bertenbreiter
Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 07071 601-777/-222
E-Mail: presse-kyb@tuebingen.mpg.de

Das Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik forscht an der Aufklärung von kognitiven Prozessen auf experimentellem, theoretischem und methodischem Gebiet. Es beschäftigt rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 40 Ländern und hat seinen Sitz auf dem Max-Planck-Campus in Tübingen. Das MPI für biologische Kybernetik ist eines der 83 Institute und Forschungseinrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Weitere Informationen:
http://tuebingen.mpg.de/startseite/detail/zu-dick-zu-duenn-selbstwahrnehmung-unt…
http://www.kyb.tuebingen.mpg.de/de/
http://www.kyb.tuebingen.mpg.de/de/forschung/fg/mohlergroup.html

Anhang
Zu dick? Zu dünn? – Selbstwahrnehmung unter der Lupe
https://idw-online.de/de/attachment44393

Quelle: idw

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Schwankungen im Nordatlantikstrom: kein Trend in Sicht

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

Wissenschaftler der Universität Bremen untersuchen Langzeit-Schwankungen beim Wassermassentransport des Golfstroms in den Nordatlantik. Ihre Studie ist jetzt im „Journal of Geophysical Research“ vorgestellt worden.

Das Szenario wird oft beschrieben: Der Nordatlantikstrom (NAC) als Fortsetzung des Golfstroms wird schwächer. Europa wird sich abkühlen. Mit der Frage, ob es so kommt, haben sich Wissenschaftler der Universität Bremen beschäftigt. Ihre Aussage: Bei den Transport-Schwankungen wärmerer Wassermassen in den Nordatlantik ist derzeit kein Trend nachweisbar.

Professorin Monika Rhein und ihrem Team vom Institut für Umweltphysik und dem Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (MARUM) ist es erstmals gelungen, eine 21-jährige kontinuierliche Zeitreihe der Stärke des Nordatlantikstroms (NAC) beim Einströmen vom West- in den Ostatlantik zu erstellen. Die Ergebnisse wurden soeben im renommierten Fachjournal „Journal of Geophysical Research“ veröffentlicht. „Dies ist die erste Studie, die langfristige Transport-Schwankungen aus dem offenen Nordatlantik liefert“, sagt die Bremer Umweltphysikerin Monika Rhein. Möglich wurde dies durch den Einsatz von Bodenecholoten, die in einer Nord-Süd-Linie am Mittelatlantischen Rücken über mehrere Jahre verankert waren. „Unsere Messungen zeigen, dass der NAC beim Einstrom in den Ostatlantik immer noch halb so stark ist wie der Golfstrom in der Floridastraße“, erläutert Dr. Achim Roessler, der Erstautor der Studie, „aber die Stärke kann über vier bis neun Jahre hinweg um mehr als 30 Prozent schwanken“. Ein Teil dieses Signals ist mit dem atmosphärischen Zustand über dem Nordatlantik, der sogenannten Nordatlantischen Oszillation, verknüpft.

Der NAC ist eine der wichtigsten Meeresströmungen des Nordatlantiks. Als direkte Fortsetzung des Golfstromes transportiert er warme und salzreiche Wassermassen aus den Subtropen in unsere Breiten. Diese Wärme gelangt weit nach Norden und wird nach und nach an die Atmosphäre abgegeben. Der NAC hat somit für das vergleichsweise milde europäische Klima eine große Bedeutung. Wie stark der NAC-Transport ist und auf welchen Zeitskalen Schwankungen erzeugt werden, war bisher weitgehend unbekannt.

Die verankerten Bodenecholote senden kontinuierlich akustische Signale aus und messen die Laufzeit bis zur Meeresoberfläche und zurück. Aus diesen Laufzeiten und aus der Abhängigkeit der Schallgeschwindigkeit von Druck, Temperatur und Salzgehalt wurden die Wassertransporte berechnet. Die Daten einer vierjährigen Verankerungsperiode konnten in der aktuellen Studie durch Satellitenmessungen der Wasserbewegungen an der Meeresoberfläche auf 21 Jahre verlängert werden.

Derzeit ist die Bremer Arbeitsgruppe auf dem deutschen Forschungsschiff „Maria S. Merian“ im subpolaren Nordatlantik wieder unterwegs. Im Rahmen der Forschungsreise MSM-43 werden die neuesten Messdaten ausgelesen und weitere Geräte verankert.

Publikation: Roessler, A., M. Rhein, D. Kieke, and C. Mertens (2015), Long-term observations of North Atlantic Current transport at the gateway between western and eastern Atlantic, J. Geophys. Res., 120, doi:10.1002/2014JC010662.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Physik/Elektrotechnik
Institut für Umweltphysik
Prof. Dr. Monika Rhein
Tel. 0421 218 62160
mrhein@physik.uni-bremen.de
http://www.ocean.uni-bremen.de

Quelle: idw

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Wie denkt der Mensch?

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Mit modernsten Mess- und Analysemethoden gelingt es immer besser, dem Gehirn beim Denken zuzuschauen. Über neue Erkenntnisse zur Physiologie des Gehirns, über Möglichkeiten und Grenzen der Hirnforschung sprach der Neurophysiologe Professor Dr. Andreas Draguhn bei Medizin am Abend am 17. Juni 2015.

Das Gehirn gibt seine Geheimnisse nur sehr langsam preis – zu komplex ist das Zusammen-spiel der Millionen Nervenzellen. „Die Hirnforschung erklärt uns zwar schon vieles über uns, unser Verhalten und unsere Denkleistungen, stellt uns aber nach wie vor vor unzählige ungelöste Fragen“, sagt Professor Dr. Andreas Draguhn, Direktor der Abteilung für Neuro- und Sinnesphysiologie am Institut für Physiologie und Pathophysiologie des Universitätsklinikums Heidelberg. Wie neue Erkenntnisse der Neurowissenschaften helfen, die Vorgänge in unserem Denkorgan besser zu verstehen, was man mit diesem Wissen anfangen oder auch nicht anfangen kann, erklärte der renommierte Neurophysiologe in seinem Vortrag bei Medizin am Abend am Mittwoch, 17. Juni 2015.

Erfolge in der Hirnforschung erfahren immer wieder große Aufmerksamkeit sowohl in Wissenschaftskreisen als auch der medialen Öffentlichkeit: So ging der Nobelpreis für Physiologie und Medizin 2014 an die Entdecker des inneren Navigationssystems, dem Sitz des Orientierungs¬sinns im Hirn. Doch hilft dieses Wissen Menschen, die sich schlecht orientieren können? „Nein“, so der Experte, „davon sind wir noch weit entfernt. Momentan versuchen die Neurowissenschaften Denkvorgänge mit Aktivitätsmustern im Gehirn in Einklang zu bringen. Also z.B. zu klären, wie das Gehirn Erinnerungen abspeichert, was passiert, wenn diese abgerufen werden und wir etwas wiedererkennen. Im Fall der örtlichen Erinnerung weiß man das nun.“

Kann das Wissen um Hirnentwicklung und -rhythmen das Lernen erleichtern?
Neue Erkenntnisse über Lernen und Gedächtnis lassen aber dennoch hoffen, irgendwann Strategien entwickeln zu können, die das Lernen hirngerechter gestalten und damit auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten leichter machen. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die sogenannte Neurodidaktik, die Erkenntnisse zur Hirnreifung bei Kindern und Jugendlichen, zu Wahrnehmungsspannen, Lernen unter Stress sowie Schlaf-Wachrhythmen einbezieht. Zwischen den experimentellen Fragestellungen der Hirnfroscher und der komplexen Realität des Schulunterrichts klafft aber immer noch eine große Lücke. Deshalb tragen die Erkenntnisse der Neurobiologie bis heute nur wenig Konkretes zur Pädagogik bei.

Anders sieht es bei angeborenen Sinnesstörungen, wie Schielen oder Taubheit, aus. Hier gibt das aktuelle Wissen um die kindliche Hirnentwicklung ein klares Zeitfenster für die Behandlung vor. Wird dieses nicht eingehalten, verkümmern die entsprechenden Hirnareale. Im Fall des Schielens wird der Sinneseindruck eines Auges vom Gehirn mit der Zeit unterdrückt, das Auge, obwohl gesund und funktionsfähig, bleibt dann lebenslang blind. Dazu kommt es in den westlichen Industrienationen dank entsprechender Beratung und Behandlungsmöglichkeiten kaum noch. Inzwischen ist die Medizin sogar noch einen Schritt weiter: So können speziell entwickelte Videospiele mit dreidimensionaler Optik die behandelbare Phase verlängern, indem sie zur Nutzung des unterdrückten Auges anregen und Vernetzungen im Gehirn stärken.

Neurodegenerativen Erkrankungen: Therapeutische Hoffnungen bisher nicht erfüllt
In der Therapie psychiatrischer und neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer ist man so weit noch nicht. Auf diesen Gebieten forschen Mediziner intensiv daran, Veränderungen in der Hirnfunktion zu verstehen, Krankheitsmechanismen zu entschlüsseln, Ansatzpunkte für Therapien zu finden oder, wie im Fall psychiatrischer Erkrankungen, herauszufinden, wie sich bereits etablierte Therapien auf Hirnfunktionen auswirken. „Die Einblicke in die Funktion des Hirns haben bei machen Syndromen schon sehr effektive Therapien auf den Weg gebracht, zum Beispiel bei der Parkinson-Erkrankung. „Dennoch wurden die großen Hoffnungen in grundlegend neue Therapien zur Wiederherstellung verlorener Hirnfunktionen noch nicht eingelöst“, so Draguhn.

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Weitere Informationen:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Medizin-am-Abend.132249.0.html Medizin am Abend

Quelle: idw

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Nahrungsmittelallergien: Ist ein Umdenken bei der Säuglingsernährung erforderlich?

Dr. Ulrich Kümmel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e. V.

Noch bis vor wenigen Jahren galt besonders bei Kindern mit familiärem Allergierisiko die Empfehlung, hochallergene Nahrungsmittel wie Hühnerei, Erdnuss oder Baumnüsse erst spät in die Ernährung einzuführen. Nun wurde in einer in England durchgeführten Untersuchung gezeigt, dass die frühe Einführung von Erdnüssen in die Säuglingsernährung zwischen dem vollendeten 4. und 11. Lebensmonat zu einer deutlichen Reduzierung der Häufigkeit von Erdnussallergien führen kann. Zurzeit vollkommen unklar ist jedoch, welche Nahrungsmittel früh und regelmäßig gegeben werden sollten.

Über Jahrzehnte hinweg lautete die Empfehlung von Allergologen, hoch allergieauslösende Nahrungsmittel, wie z. B. Erdnüsse, zur Vorbeugung von Nahrungsmittelallergien zu meiden. Die Empfehlung galt besonders für Säuglinge und Kinder mit einem erhöhten familiären Allergierisiko. Gerade diese Vorsicht könnte aber möglicherweise eher zu einer Zunahme der Allergien führen, wie eine in England durchgeführte Studie anhand der frühen Einführung von Erdnüssen in die Säuglingsernährung zeigt (www.leapstudy.co.uk).

Die Ergebnisse der so genannten LEAP-Studie (Learning Early About Peanut) deutet darauf hin, dass die frühe Einführung von Erdnüssen in die Säuglingsernährung zwischen dem vollendeten 4. und 11. Lebensmonat zu einer deutlichen Verminderung der Rate an Erdnussallergien führen kann. Die Wissenschaftler vermuten, dass der kindliche Magen-Darm-Trakt im ersten Lebensjahr durch eine regelmäßige Auseinandersetzung mit Nahrungsmitteln eine Toleranz statt einer allergischen Immunantwort entwickeln könnte. Laut Dr. Lars Lange, einer der beiden Koordinatoren der Wissenschaftlichen Arbeitsgruppe Nahrungsmittelallergie der GPA, ist jedoch zurzeit noch gänzlich ungeklärt, welche Nahrungsmittel früh und regelmäßig gegeben werden sollten. Darüber hinaus bestehe bei Gabe zum Beispiel von Erdnüssen oder anderen Nüssen bei kleinen Kindern die Gefahr der Aspiration, was zu lebensbedrohlichen Erstickungsereignissen führen könne. Sinnvolle Zubereitungen hoch allergener Nahrungsmittel als Alternative stünden für dieses Alter jedoch kaum zur Verfügung.

Im Rahmen der Studie wurden nur Kinder untersucht, die unter einer ausgeprägten Neurodermitis litten, also Kinder mit einem bekannt erhöhten Risiko für eine Nahrungsmittelallergie. Daher lassen sich die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf gesunde Kinder übertragen. Darüber hinaus zeigte sich, dass ein recht großer Teil der an Neurodermitis erkrankten Kinder (ca. 10%) bereits vor dem ersten Kontakt mit Erdnüssen allergisch waren und auf die erste Gabe mit Allergiesymptomen reagierten.

Noch gravierender war das Risiko allergischer Reaktionen in einer zuvor veröffentlichten Studie aus Australien, bei der ebenfalls das Prinzip der frühen Einführung, allerdings mit Hühnerei getestet wurde. Hierbei erhielten Kinder mit Neurodermitis bereits im Alter von 4 Monaten Hühnerei. Ziel der der Untersuchung war, eine Hühnereiallergie, die in Australien besonders häufig ist, zu verhindern. Diese Studie wurde von den Initiatoren vorzeitig abgebrochen, weil zu viele Kinder bereits beim ersten Kontakt mit Hühnereiweiß zum Teil schwere allergische Symptome zeigten.

Die notwendige Konsequenz vor der frühen Einführung bestimmter Nahrungsmittel wäre also, alle Kindern mit Neurodermitis vorsorglich vor dem ersten Kontakt einem Allergietest zu unterziehen und bei den Allergietest-positiven Kindern orale Nahrungsmittelprovokationen durchzuführen, ein teures und zeitaufwändiges Prozedere.

Trotz der ermutigenden Ergebnisse ist die Zeit für einen Paradigmenwechsel noch nicht gekommen, so Prof. Bodo Niggemann, Koordinator der Wissenschaftlichen Arbeitsgruppe Nahrungsmittelallergie der GPA. Im Moment laufen in Deutschland und weltweit weitere Studien zur frühen Beikosteinführung von bisher vermiedenen Nahrungsmitteln. Bis zum Vorliegen der Studienergebnisse sind seriöse Empfehlungen hinsichtlich der Einführung potentiell allergener Nahrungsmittel nicht möglich. Wenn Kinder aber einen Kontakt mit Nüssen oder Erdnuss zum Beispiel in Form von Brotaufstrichen bereits problemlos vertragen, sollten diese Nahrungsmittel regelmäßig verabreicht werden, um dem Körper die Möglichkeit zur Toleranzentwicklung zu erhalten.

Wissenschaftliche Arbeitsgruppe Nahrungsmittelallergie der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e. V. (GPA)
Dr. med. Lars Lange, Bonn
Prof. Dr. med. Bodo Niggemann, Berlin

Weitere Informationen:
http://www.leapstudy.co.uk LEAP Studie
http://www.gpau.de/mediathek/pressemitteilungen/ Pressemitteilungen der GPA

Quelle: idw

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Wasser-Ressourcenpreis der Rüdiger Kurt Bode-Stiftung geht an Prof. Dr. Klaus Kümmerer

Anke Meis DSZ – Deutsches Stiftungszentrum
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

Die Rüdiger Kurt Bode-Stiftung vergibt den mit 100.000 Euro dotierten Wasser-Ressourcenpreis an Prof. Dr. Klaus Kümmerer, Leuphana Universität Lüneburg, für seine Arbeiten zur Entwicklung innovativer Strategien und Konzepte für eine nachhaltige Nutzung der globalen Wasserressourcen.

Das Kuratorium der Stiftung wählte Kümmerer auf Empfehlung seiner beratenden Jury (Prof. i.R. Dr. Siegmar Breckle, Universität Bielefeld, Abteilung Ökologie; Prof. Dr. Peter Krebs, TU Dresden, Direktor des Instituts für Siedlungswasserwirtschaft und Vorsitzender der Water Science Alliance; Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie) aus zahlreichen Bewerbungen aus. Der Preis wurde am 17. Juni 2015 im Rahmen der 6. Water Research Horizon Conference in Berlin verliehen.

Der Preis
Der Konkurrenzkampf um die immer knapper werdende Ressource Wasser wird die globale Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten prägen. Die Hauptgründe sind Bevölkerungswachstum, Klimawandel und nicht nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen. Bereits heute lebt etwa ein Drittel der Weltbevölkerung unter Bedingungen, die durch mittleren bis starken Wassermangel gekennzeichnet sind. Mit ihrem Preis zeichnet die Bode-Stiftung Forscherpersönlichkeiten aus, die herausragende Strategien und Konzepte für eine nachhaltige Nutzung der globalen Wasserressourcen entwickeln. Mit einer Dotation von 100.000 Euro gehört der Wasser-Ressourcenpreis zu den großen deutschen Stiftungspreisen.

Der Preisträger
Prof. Dr. Klaus Kümmerer (*1959) ist seit 2010 Professor für Nachhaltige Chemie und Stoffliche Ressourcen an der Leuphana Universität Lüneburg. Er studierte Chemie in Würzburg und Tübingen, wo er auch promovierte. Nach einer Tätigkeit am Öko-Institut in Freiburg wechselte er an die dortige Universität, wo er sich habilitierte. Er war als Visiting Professor an der Case Western Reserve University (Cleveland, OH, USA). Am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Freiburg leitete er als Professor für Umwelthygiene und Umweltchemie die Sektion für Angewandte Umweltforschung. Seine Forschungsschwerpunkte sind Nachhaltige Chemie, Stoffliche Ressourcen und Spurenstoffe in der aquatischen Umwelt. Er unterhält eine Vielzahl internationaler Kooperationen, ist Mitglied diverser nationaler und internationaler Kommissionen und Gremien, Founding Editor der Zeitschrift Sustainable Chemistry and Pharmacy sowie Mitherausgeber weiterer internationaler wissenschaftlicher Zeitschriften.

Mit der Preisvergabe an Klaus Kümmerer würdigt die Stiftung die konsequente Umsetzung seines interdisziplinären und lösungsorientierten Ansatzes. Seine Arbeiten zur Abbaubarkeit von Arzneistoffen in der aquatischen Umwelt sind wegweisend. Das von ihm entwickelte Konzept „Benign by design“ erlaubt, in einer frühen Phase der Chemikalien- und Arzneistoffentwicklung die Abbaubarkeit miteinzuplanen, um entstehende Probleme nicht allein mit rein technischen End-of-Pipe-Technologien zu lösen. In herausragender Weise gelingt es Kümmerer, Praxis und Forschung zu verknüpfen. Hohe Akzeptanz genießt er sowohl in der Scientific Community als auch bei Praxispartnern in der Industrie.

Die Preisverleihung
Die Preisverleihung fand am Mittwoch, 17. Juni 2015 im Rahmen der 6. Water Research Horizon Conference im Botanischen Garten und Museum Berlin statt, die von der Water Science Alliance (WSA) durchgeführt wird. Die WSA ist eine Plattform zur Stärkung der interdisziplinären Wasserforschung in Deutschland, in deren Fokus die Synergiebildung zwischen deren Kompetenzträgern, die Entwicklung innovativer Forschungsideen und die Förderung junger Wissenschaftler/innen stehen. (Infos zum Programm: Jörg Seegert, info@watersciencealliance.org).

Die Rüdiger Kurt Bode-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Die Stiftung wurde 2009 vom Hamburger Pharmazeuten und Unternehmer Rüdiger Bode zur Förderung der interdisziplinären Forschung auf dem Gebiet der Lebens- und Naturwissenschaften errichtet. Schwerpunkt des im Jahr 2009 aufgelegten Stiftungsprogramms ist die Vergabe des Wasser-Ressourcenpreises, der alle drei Jahre vergeben wird – erstmalig im Jahr 2012 an Frau Professor Claudia Pahl-Wostl.

Für weitere Informationen:
Anke Meis
Leiterin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
DSZ – Deutsches Stiftungszentrum GmbH
im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Barkhovenallee 1
45239 Essen
Tel.: (02 01) 84 01-2 04
anke.meis@stifterverband.de

Quelle: idw

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UDE: Gut Freund mit den Bakterien – Abfall- und Wasserexperten auf internationaler Leitmesse

Ulrike Bohnsack Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Sie nennen sich Bakterienflüsterer und sind oft in Klärwerken und auf Deponien unterwegs. Oder mit anderen Worten: Sie kümmern sich um angewandte Bioprozesse im technischen Umweltschutz.

Bakterien helfen, Verunreinigungen oder Biogas, etwa Methan, abzubauen. „Je besser es ihnen geht, desto besser machen sie ihre Arbeit“, so Prof. Dr. Martin Denecke. Für den Betrieb von Kläranlagen und Deponien, aber auch wenn neue geplant werden, ist es wichtig zu wissen, wo genau die Bakterien sitzen, wo sie sich wohlfühlen und mit welchen Arten sie zusammenarbeiten.

Ihre „Freunde“, wie Deneckes Team sie nennt, schauen sie sich genau an: Wie sehen die Bakterien aus? Wie sind DNA, Atmungsrate, Abwärme, Arbeitstempo und Proteinmuster?

„Die Proteine beispielsweise sagen uns etwas über die Abbauvorgänge, aber auch, ob etwas nicht stimmt mit unseren Helfern. Finden sich etwa Stressproteine im Belebtschlamm der Kläranlage, kann das auf eine zu hohe Temperatur oder Vergiftung hinweisen. Bakterien, die Methan in Deponieböden abbauen, verraten sich hingegen durch ihre Abwärme. Als Ingenieure können wir nun festlegen, wie der Boden und die anderen Bedingungen sein müssen, damit es optimal läuft.“

Für ihre Arbeit, die von Kommunen wie auch Industrie geschätzt wird, nutzen sie empfindliche Wärmekameras, Spezial-Mikroskope, aber auch selbst entwickelte Geräte: „Wir haben mit der FH Mannheim ein automatisches Mustererkennungssystem für fädige Bakterien entwickelt. Diese können in Kläranlagen große Schäden verursachen. Das System erkennt und quantifiziert die Bakterien sekundenschnell, wofür man vorher Stunden gebraucht hat.“

Auch ein Toximeter haben die UDE-Forscher entwickelt. Ein Sensor überwacht den Sauerstoffverbrauch der Bakterien – dieser sinkt oder stoppt nämlich, wenn sie geschädigt werden. So lassen sich frühzeitig Schadstoffe in Klärbecken erkennen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Martin Denecke, Tel. 0201/183-2742, martin.denecke@uni-due.de

Quelle: idw

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Rohstoffe aus Industriewässern gewinnen – mit Membranadsorbern

Dr. Claudia Vorbeck Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB

Am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart entwickeln Wissenschaftler Membranadsorber, mit denen sich Schad- und Wertstoffe aus Wasser selektiv abtrennen lassen. Diese Technologie kann einerseits zur Wasseraufbereitung eingesetzt werden, ein großes Potenzial liegt aber speziell in der Rückgewinnung von wertvollen Metallen.

Im Zuge knapper werdender Ressourcen gewinnt das Recycling von Rohstoffen immer mehr an Bedeutung. Insbesondere Sondermetalle sind aufgrund ihres Werts (Edelmetalle) oder ihrer Verfügbarkeit (Seltene Erden) für die Industrie enorm wichtig. In industriellen Prozess- und Abwasserströmen sind beträchtliche Mengen dieser metallischen Rohstoffe enthalten.

Auch bei Feststoffen wie Elektronikschrott oder Aschen aus Verbrennungsprozessen erfolgt in der Regel eine nasschemische Aufarbeitung, um Metalle aus dieser Matrix herauszulösen. Hier sind weitere, zum Teil sehr aufwendige Prozessschritte nötig. Um die Wertstoffe aus dem Wasser wiederzugewinnen, bedarf es also kostengünstiger und effizienter Trennverfahren. Das Fraunhofer IGB entwickelt hierfür spezielle Membran-adsorber.

Mixed-Matrix-Membranen binden Wertstoffe
Mithilfe von Membranen lässt sich Wasser filtern, wobei in erster Linie die Porengröße bestimmt, welche Stoffe durchgelassen werden. Die unter der Membranoberfläche gelegenen porösen Strukturen blieben dabei bisher ungenutzt. Hier setzt die am Fraunhofer IGB neu entwickelte Adsorbertechnologie an.

»Dabei integrieren wir Partikel, die im Wasser gelöste Stoffe adsorptiv binden, gut zugänglich in den Mikroporen der Membranen«, erläutert Dr. Thomas Schiestel, der am IGB die Gruppe »Anorganische Grenzflächen und Membranen« leitet. Auf diese Weise entstehen sogenannte Mixed-Matrix-Membranen, die Wasser nicht nur durch die Zurückhaltung von Stoffen filtern, sondern die enthaltenen Wertstoffe gezielt festhalten können.

Membranen mit Adsorberpartikeln individuell funktionalisiert
Aufgrund der Vielzahl nutzbarer Partikel können die Membranen für den jeweils angedachten Zweck funktionalisiert werden. So lassen sich selektiv ganz bestimmte Wertstoffe in reiner Form aus dem Wasser gewinnen. »Membranadsorber mit Schwefelharnstoffgruppen binden beispielsweise über 0,8 Gramm Silber pro Quadratmeter Membranfläche, Phosphonat-Membranadsorber 1,5 Gramm«, beschreibt IGB-Wissenschaftler Schiestel.

Zudem ist es möglich, verschiedene Partikel in einer einzigen Membran zu kombinieren, um mehrere unterschiedliche Stoffe gleichzeitig zu binden. Dies hat vor allem bei der Abwasserreinigung große Vorteile. Durch die Variation der Partikeloberfläche und die Kombination unterschiedlicher Partikel stellt das IGB Membranadsorber her, deren Trenneigenschaften flexibel für Anwendungen in den Bereichen Trinkwasser, Prozesswasser und Abwasser angepasst werden können.

Wenn es um die Wirtschaftlichkeit der Trennverfahren geht, kommt der Regenerierbarkeit der Membranen eine besondere Bedeutung zu. Bei den am IGB entwickelten Membransystemen erreichten die Fraunhofer-Wissenschaftler eine vollständige Regeneration der Adsorber. Kupfer lässt sich auf diese Weise um den Faktor 100 anreichern.

Das Forscherteam am Fraunhofer IGB wird nun in weiteren Arbeiten das Prinzip der Membranadsorber auf Hohlfasermembranen übertragen. Diese ermöglichen sowohl eine höhere spezifische Trennfläche als auch ein höheres spezifisches Adsorptionsvolumen.

Originalliteratur
K. Niedergall, M. Bach, T. Hirth, G.E.M. Tovar, T. Schiestel (2014) Removal of micropollutants from water by nanocomposite membrane adsorbers, Sep. Purif. Technol. 131: 60-68

K. Niedergall, M. Bach, T. Schiestel, G.E.M. Tovar (2013) Nanostructured composite adsorber membranes for the reduction of trace substances in water: the example of bisphenol A, Industrial Chemical Research ACS Special Issue: Recent Advances in Nanotechnology-based Water Purification Methods, Ind. Eng. Chem. Res. 52/39 14011, DOI: 10.1021/ie303264r

Weitere Informationen:
http://www.igb.fraunhofer.de/de/presse-medien/presseinformationen/2015/rohstoffe…

Quelle: idw

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Hydrothermale Prozesse – Plattformtechnologie in einer biobasierten Wirtschaft

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Ergebnistreffen des Innovationsforums Hydrothermale Prozesse am 15./ 16. Juni 2015

Hydrothermale Produkte und Verfahren in den Markt bringen – so ist das Kernanliegen der potenziellen Anwender, Verfahrensentwickler und Akteure im Innovationsforum „Hydrothermale Prozesse“ formuliert. Konkrete Wertschöpfungsketten basierend auf wasserreicher Biomasse stehen dabei im Fokus der Ergebnistagung, die am 15./16. Juni 2015 in Leipzig stattfand.

Die Akteure im Innovationsforum entwickelten in fünf Anwendungsfeldern Projektansätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette, um die letzten Herausforderungen auf dem Weg zur Marktreife zu erreichen. Aktuelle Hindernisse und spezifische Marktzugänge werden auf der Tagung vorgestellt und gemeinsam diskutiert.

Hydrothermale Prozesse (HTP) wandeln unter Druck und Temperatur feuchte Biomasse in feste, flüssige oder gasförmige Kohlenstoffträger um. Diese können vielseitig in der chemischen Industrie, in der Energiewirtschaft, als Düngemittel oder als Werkstoff eingesetzt werden. Durch die Entwicklung dieser speziellen Verfahren ist es möglich, bisher wenig genutzte Potenziale von Reststoff- und Biomasseströmen zu erschließen. Ziel ist die Verknüpfung von Technologieentwicklern mit der veredelnden Industrie, Anlagenbauern und Forschungspartnern im Endproduktbereich.

Zum zweitägigen Treffen des Innovationsforums am 15./16. Juni 2015 im Mediencampus der Villa Ida in Leipzig wurde der aktuelle Stand der Entwicklungen vorgestellt, rechtliche Fragestellungen erörtert, Projektideen geschmiedet und erfolgversprechende Wege des Markteintritts von Produkten aufgezeigt.

Das Innovationsforum „Hydrothermale Prozesse“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Programm „Unternehmen Region“ gefördert.

Nähere Details finden Sie unter: www.dbfz.de/htp

Forschung für die Energie der Zukunft – DBFZ
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz zum bestehenden, vor allem aber auch zu einem zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/htp

Quelle: idw

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Alles über Web-Technologien lernen: Kostenloser Online-Kurs für jedermann

Rosina Geiger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI)

Potsdam. Einen kostenlosen offenen Onlinekurs zu den Technologien des World Wide Web bietet das Hasso-Plattner-Institut (HPI) ab Montag, 1. Juni, an. Jeder Interessierte kann sich dafür auf der Internet-Bildungsplattform des Instituts anmelden: https://open.hpi.de/courses/webtech2015.

HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel erläutert während des sechswöchigen Massive Open Online Courses (MOOC) die dem Web zugrunde liegenden Basistechnologien, aber auch Webservices und die Techniken der Webprogrammierung. Ferner geht es darum, wie Suchmaschinen im Internet Inhalte und Dienstangebote finden und wie das Cloud Computing künftig den Zugriff auf Rechenleistungen grundlegend verändert.

Der Kurs wird in englischer Sprache gehalten. Zugangsbeschränkungen gibt es nicht. Erfolgreiche Absolventen erhalten ein Zertifikat des HPI. Bei dem neuen Onlinekurs von openHPI.de handelt es sich um den 21. seiner Art seit dem Start der Plattform im September 2012. Mittlerweile sind dort mehr als 87.000 Lernende aus über 150 Ländern aktiv. 183.000 Einschreibungen sind registriert.

Quelle: idw

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Blutanalysen sprechen dafür, dass viel rotes Fleisch das Diabetesrisiko erhöht

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Wie zahlreiche Beobachtungsstudien zeigen, haben Menschen, die viel rotes Fleisch essen, ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes. Die Ursachen für diese Risikobeziehung sind jedoch noch nicht geklärt. Ein Forscherteam um Clemens Wittenbecher und Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) hat nun Biomarker* im Blut von Studienteilnehmern identifiziert, die erste Hinweise auf die Stoffwechselmechanismen geben, die der Risikobeziehung zugrunde liegen könnten und somit für einen kausalen Zusammenhang sprechen.

Die Forscher publizierten kürzlich ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift American Journal of Clinical Nutrition (Wittenbecher et al.; DOI: 10.3945/ajcn.114.099150).

Die von der EU und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Studie führten die Wissenschaftler im Verbund mit Partnern des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) e.V. durch.

Große Langzeit-Beobachtungsstudien kommen weltweit zu dem Ergebnis, dass ein hoher Konsum von rotem Fleisch, das heißt Rind-, Schweine- oder Lammfleisch, mit einem erhöhten Typ-2-Diabetesrisiko verbunden ist. Auch die Daten der Potsdamer EPIC**-Studie weisen darauf hin. Wie sie zeigen, geht der tägliche Verzehr von 150 Gramm rotem Fleisch mit einem um ca. 80 Prozent erhöhten Erkrankungsrisiko einher. Eine ähnliche Risikoerhöhung beobachteten die Wissenschaftler auch in Verbindung mit dem Rauchen von mehr als 20 Zigaretten pro Tag, mit einer Zunahme des Taillenumfangs um 7,6 cm oder in Zusammenhang mit einer erblichen Vorbelastung durch Mutter oder Vater. Welche Stoffwechselprozesse der Risikobeziehung zwischen dem Verzehr von rotem Fleisch und Typ-2-Diabetes zugrunde liegen und ob bestimmte im Fleisch enthaltene Stoffe wie Eisen hierfür eine Rolle spielen, ist jedoch noch nicht hinreichend erforscht.

Um mehr über die Zusammenhänge zu erfahren, analysierte das Team um die beiden Epidemiologen Wittenbecher und Schulze die Blutproben von 2.681 Potsdamer EPIC-Studienteilnehmern. Von diesen waren 688 im Verlauf der Studie an einem Typ-2-Diabetes erkrankt. Die Ernährungsgewohnheiten und den Fleischverzehr der Studienteilnehmer erfassten die Wissenschaftler mit Hilfe von Fragebögen.

Insgesamt überprüften die Forscher 127 verschiedene Biomarker im Blut der Teilnehmer, wobei 21 dieser Marker sowohl bei Frauen als auch bei Männern mit dem Fleischverzehr in Beziehung standen. Bei sechs dieser Biomarker waren die beobachteten Konzentrationsänderungen zudem mit einem erhöhten Diabetesrisiko verbunden. So hatten Studienteilnehmer mit einem hohen Ferritinspiegel*** und einem niedrigen Spiegel des Eiweißbausteins Glyzin ein erhöhtes Diabetesrisiko. Ebenso waren bei diesen Teilnehmern die Werte von vier Lipiden**** verändert, die von der Leber ans Blut abgegeben werden.

„Hohe Ferritinspiegel bedeuten, dass die Eisenspeicher voll sind und können auf eine hohe Eisenaufnahme hinweisen. Wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, führt ein Zuviel an Eisen dazu, dass sich in den Körperzellen verstärkt hochreaktive Moleküle bilden, welche die Zellen schädigen. Wissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang auch von oxidativem Stress“, erklärt Wittenbecher, Erstautor der Studie. „Da Glyzin ein zentraler Bestandteil der körpereigenen Systeme ist, welche die Zellen vor oxidativem Stress schützen, und gleichzeitig Entzündungsreaktionen entgegenwirkt, könnten hohe Ferritinspiegel und niedrige Glyzinwerte annehmen lassen, dass der Körper einem erhöhten oxidativen Stress ausgesetzt und vor Entzündungen weniger gut geschützt ist. Dies wiederum könnte den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von rotem Fleisch und Diabetes erklären, da oxidativer Stress sowie Entzündungsreaktionen nach neuestem Wissensstand zur Typ-2-Diabetes-Entstehung beitragen“, so Wittenbecher weiter. Die veränderten Lipidwerte würden zudem auf einen gestörten Fettstoffwechsel der Leber hinweisen, der nach Angaben der Wissenschaftler ebenso zur Krankheitsentstehung beitragen könne.

„Unsere Ergebnisse lassen somit annehmen, dass nicht eine einzelne Substanz, die im roten Fleisch enthalten ist, in Zusammenhang mit dem Diabetesrisiko steht, sondern dass der gewohnheitsmäßig hohe Verzehr von rotem Fleisch den Stoffwechsel über verschiedene Wege in einer Weise beeinflusst, die langfristig die Entstehung eines Typ-2-Diabetes begünstigt“, sagt Studienleiter Matthias Schulze.

„Beobachtungsstudien wie die EPIC-Studie sind zwar nicht geeignet, um kausale Risikobeziehungen zweifelsfrei zu beweisen. Sie geben jedoch gute Hinweise auf die Stoffwechselmechanismen, die einer solchen Beziehung zugrunde liegen könnten“, sagt Wittenbecher. „Unsere Ergebnisse liefern damit nicht nur neue Ansatzpunkte, um die Effekte des Fleischkonsums in Stoffwechselstudien gezielter und detaillierter zu untersuchen. Sie stützen auch die aktuelle Ernährungsempfehlung, den Verzehr von rotem Fleisch zu verringern, um einer Typ-2-Diabetes-Erkrankung vorzubeugen“, ergänzt Schulze.

Hintergrundinformationen:
* Biomarker sind charakteristische biologische Merkmale, die objektiv gemessen werden und auf einen normalen biologischen oder krankhaften Prozess im Körper hinweisen können. Bei einem Biomarker kann es sich um Zellen, Gene, Stoffwechselprodukte oder bestimmte Moleküle wie Hormone handeln. Als eingängiges Beispiel sei das Blutbild genannt, das Hinweise auf den Gesundheitszustand des Patienten gibt (Quelle: Wikipedia).

** EPIC steht für European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Sie ist eine der größten prospektiven („vorausschauenden“) Studien, welche die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. An der EPIC-Studie sind zehn europäische Länder mit insgesamt 519.000 weiblichen und männlichen Studienteilnehmern im Erwachsenenalter beteiligt. In Deutschland gehören das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg sowie das DIfE zu den EPIC-Studienzentren. Die Potsdamer EPIC-Teilstudie schließt mehr als 27.500 erwachsene Studienteilnehmer/innen ein. Bei der Auswertung einer prospektiven Studie ist es wichtig, dass die Teilnehmer zu Beginn der Studie noch nicht an der zu untersuchenden Krankheit leiden. Die Risikofaktoren für eine bestimmte Erkrankung lassen sich so vor ihrem Entstehen erfassen, wodurch eine Verfälschung der Daten durch die Erkrankung weitestgehend verhindert werden kann – ein entscheidender Vorteil gegenüber retrospektiven Studien.

*** Ferritin (lat. ferrum, ‚Eisen‘), auch Depot-Eisen, ist ein Proteinkomplex, der in Tieren, Pflanzen und Bakterien vorkommt, wo er als Speicherstoff für Eisen dient. Bei gesunden Menschen sind ca. 20 Prozent des gesamten Eisens in Ferritin gespeichert. Die Ferritinkonzentration im menschlichen Blutserum ist ein aussagekräftiges Maß für den gesamten Eisenspeicher des Organismus (Quelle: Wikipedia).

**** Lipide sind ganz oder zumindest größtenteils wasserunlösliche Stoffe, die in verschiedene Klassen unterteilt sind. Im menschlichen Körper werden sie z. B. zum Aufbau von Zellmembranen als Baustoffe verwendet, dienen als Energiespeicher oder Botenstoffe. Die in der neuen Studie identifizierten Phospholipide (Diacyl-Phosphatidylcholine C36:4 und C38:4, Lysophosphatidylcholin C17:0 sowie Sphingomyelin C14:1) kommen in Zellmembranen und frei im Blut vor. Sie üben vermutlich wichtige Funktionen als Botenstoffe aus und könnten das mit dem Fleischverzehr assoziierte Diabetesrisiko vermitteln.

Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Näheres unter http://www.dzd-ev.de.

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen – u. a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi -, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,64 Milliarden Euro. Weitere Informationen unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Kontakt:
Prof. Dr. Matthias Schulze
Abteilung Molekulare Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2434
E-Mail: mschulze@dife.de

Clemens Wittenbecher
Abteilung Molekulare Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2454
E-Mail: clemens.wittenbecher@dife.de

http://www.dife.de

Weitere Informationen:
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=MEP
Informationen zur Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE

Quelle: idw

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Umwelt-Oscarverleihung: Projekt „Biobind“ der Uni Rostock auf Platz 2

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Bei Ölkatastrophen in Meeren könnte Rettung bald vom Himmel fallen

Das Verbundprojekt BIOBIND unter Gesamtprojektleitung von Prof. Dr.-Ing. Fokke Saathoff vom Lehrstuhl für Geotechnik und Küstenwasserbau der Agrar-und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Uni Rostock hat zwei große internationale Preise erhalten: Der „GreenTec Awards“, Europas größter Umwelt-und Wirtschaftspreis, geht an innovative Projekte, die Maßstäbe in Sachen Umwelttechnologien setzen. Mit dem „Galileo Wissenspreis“ werden Erfindungen und Initiativen ausgezeichnet, die einen verantwortungsvollen Lebensstil im Einklang mit der Umwelt unterstützen und das Thema Nachhaltigkeit vorantreiben. BIOBIND gewann die Silbermedaille in beiden Kategorien.

Worum geht es bei Biobind? „Wir haben ein luftgestütztes Ölhavariebekämpfungssystem als Ergänzung zu anderen Systemen entwickelt“, sagt Prof. Saathoff. Es ermögliche eine schnelle Analyse und Überwachung von Ölverschmutzungen auf See sowie eine zeitnahe Bekämpfung und Reinigung, vor allem in küstennahen Bereichen und Flachwassergebieten bei schlechtem Wetter mit hohem Seegang. Im Klartext: Bei Ölkatastrophen in unseren Meeren könnte die Rettung demnächst vom Himmel fallen. Dabei werden biologisch abbaubare Binder (Aktenordner) aus Holzfaserstoffen mit Mikroorganismen bestückt und von Flugzeugen aus abgeworfen. BioBind ermöglicht eine zeitnahe Bekämpfung und Reinigung in den Gewässern. Mit einem extra entwickelten System werden die Binder geborgen und ihrer Verwertung zugeführt.

Professor Saathoff: „Was sich so einfach anhört -das Erkennen des Ölteppichs, das Vorhersagen der Verdriftung, das Heranziehen von ölabbauenden Mikroorganismen kombiniert mit Ölanalysen, die Entwicklung der Holz-Binder, das Tränken dieser Binder mit den Mikroorganismen, der Abwurf aus dem Flugzeug, die landseitige oder noch mehr die seeseitige Bergung der Binder mit Netzen, das Entsorgen und nicht zu vergessen das ganze Management der einzelnen Partner- war wirklich eine große Herausforderung für die Forschung und konnte nur als Team bewältigt werden.“

Uni-Rektor Professor Wolfgang Schareck würdigt die Forschung des Teams um Professor Saathoff als „innovativen Umweltschutz“, der dem Land MV gut zu Gesicht stehe. Seine exzellente Forschung, die gut in die Profillinie Maritime Systeme passe, verknüpfe Prof. Saathoff als Hochschullehrer mit einer soliden Ausbildung der Studierenden.

Das Verbundprojekt BIOBIND zum Thema Ölhavariebekämpfung wurde von den Gutachtern im November 2014 in der Kategorie „Wasser & Abwasser“ unter die TOP 10 gewählt. Gleichzeitig mit Erreichen dieses Levels wurden die 14 Kategorien durchforstet und insgesamt nur ganze 10 Projekte aus den 140 nominierten ausgewählt und für den ProSieben – Sat 1- Galileo Wissenspreis nominiert. Auch hier wurde BIOBIND in die Top 10 gewählt. Nach dieser Vorauswahl der Jury fand eine öffentliche Online-Abstimmung statt, die einen neuen Rekord von über 100 000 registrierten Stimmabgaben aufgestellt hat.
Anfang 2015 stand nach der Online-Abstimmung fest, dass BIOBIND in der Kategorie „Wasser & Abwasser“ des GreenTec Awards auf Platz 2 und beim ProSieben – Sat 1- Galileo Wissenspreis auf Platz 1 lag. Alle Sieger wurden für das „RECALL“ gesetzt und in jeder Kategorie wurden erneut von Gutachtern die Projekte der Plätze zwei bis zehn neu bewertet und nur zwei weitere Ideen, unabhängig vom Ausgang der Online-Abstimmung, in die Top 3 gewählt. Vertreten waren sowohl international bekannte Marken wie BMW oder G-Star als auch renommierte Universitäten und Institutionen wie das Fraunhofer Institut. Ebenso im Rennen um den ersten Platz befanden sich Unternehmen aus der Energiebranche wie RWE und Naturstrom sowie engagierte Start-ups wie the Ocean Cleanup aus den Niederlanden. BIOBIND war im Februar 2015 in beiden oben genannten Kategorien erneut unter den Top 3 dabei.

Prof. Saathoff: „Natürlich sind wir als gesamtes Projektteam stolz auf diese beiden Preise, insbesondere auf den 2. Platz beim Umweltoscar, dem ProSieben – Sat 1- Galileo Wissenspreis. Warum die Prominentenjury uns allerdings vom ersten Platz gestoßen hat, den wir nach der Online-Abstimmung mit mehr als dreimal so viel Stimmen als die Konkurrenz noch innehatten, wurde nicht ganz klar. Aber Platz 2 von 250 ist ja auch nicht schlecht.“
Prof. Saathoff weiter: „Mein Dank gilt allen, die direkt und indirekt zum Gelingen dieses außergewöhnlichen Projektes beigesteuert haben. Angefangen vom Geldgeber, dem Bundeministerium für Wirtschaft und Technologie, über alle Ideengebern bis zu den diversen Behördenvertretern sowie den Kolleginnen und Kollegen der sieben einzelnen Projektpartner, die allesamt aus dem Osten Deutschlands stammen.“ Text: Wolfgang Thiel

HINTERGRUND
Die GreenTec Awards, Europas größtem Umwelt- und Wirtschaftspreis, zeichnen zukunftsweisende Produkte aus, die marktfähig und profitabel sind, aber auch die natürlichen Ressourcen schonen und schädliche Emissionen reduzieren. Die WirtschaftsWoche und Experten des GreenTec Awards suchen jedes Jahr wissenschaftliche Projekte in 14 verschiedenen Kategorien, um innovative Ideen zu prämieren. Dieser internationale Preis wird seit 2008 jährlich an Unternehmen, wissenschaftliche Einrichtungen oder private Projekte verliehen, um ökologisches und ökonomisches Engagement sowie den Einsatz von Umwelttechnologien zu honorieren und zu fördern. Der Preis will Technologie und Umwelt in Einklang bringen und eine breite Öffentlichkeit für Umweltengagement und technische Innovationen begeistern.
Der ProSieben – Sat 1- Galileo Wissenspreis, der sogenannte Umweltoscar, zeichnet Erfindungen und Initiativen aus, die unser Leben in der Umwelt harmonischer gestalten oder helfen, die Umwelt zu schützen. Der ProSieben – Sat 1- Galileo Wissenspreis wählt aus allen 14 Kategoreine des GreenTec Awards Projekte und Ideen aus, die folgende Kriterien erfüllen:
Die Erfindung ist neu.
Die Idee hilft, die Umwelt zu schonen.
Technik spielt bei der Erfindung eine Rolle.
Die Erfindung hat schon Erfolge erzielt oder weist eine klare Vorstellung davon auf, wie sie die Zukunft verändern kann.

Weitere Informationen:

http://www.biobind.de/
http://www.greentec-awards.com/greentec-awards.html
http://www.auf-gk.uni-rostock.de/

Kontakt:
Universität Rostock
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl für Geotechnik und Küstenwasserbau
Prof. Dr.-Ing. Fokke Saathoff
E-Mail: fokke.saathoff@uni-rostock.de
Tel.: +49 381 498-3700 oder 0172 52 97 961

Quelle: idw

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Intelligente Denitrifikation für die Aquakultur

Christian Colmer Pressestelle
ttz Bremerhaven

Neues Modul zur Steuerung der Wasserqualität in Aquakulturanlagen soll Nitratwerte dynamisch regeln und Kosten reduzieren.

Die SubCtech GmbH, das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) und das ttz Bremerhaven entwickeln im Rahmen des vom ZIM-BMWi geförderten Forschungsprojektes NikoDe ein neues Steuer-Modul für Denitrifikationsfilter in Aquakulturanlagen.

„Ziel der gemeinsamen Arbeit ist eine kontinuierliche und automatische Kontrolle des Bio-Filters ohne manuelle Eingriffe, bei der die vorgegebene Nitratkonzentration im Prozesswasser genau eingehalten wird“, sagt Projektleiter Carlos Espinal vom ttz Bremerhaven.

Die SubCtech GmbH aus Kiel wird die Anlage bauen und ist für ihre messtechnische Auslegung verantwortlich. Nach der Fertigstellung eines Prototyps wird die Arbeitsgruppe Aquakultur des AWI das Modul im Zentrum für Aquakulturforschung in Bremerhaven testen. Das ttz Bremerhaven begleitet das Vorhaben mit nass-chemischen Analysemethoden und entwickelt Algorithmen, mit denen die Wasserwerte interpretiert werden sollen.

Neues System soll helfen, Zeit und Geld zu sparen
Das neue System soll helfen, Zeit und Geld zu sparen. Herkömmliche, kombinierte Technologien zur Steuerung der Wasserqualität in Aquakulturanlagen müssen aufwendig aufeinander abgestimmt und manuell überwacht werden. Durch den Einsatz des neuen Moduls sinkt der Aufwand dafür erheblich. Besteht heute noch die Gefahr, dass es bei fehlerhaften Einstellungen des Bio-Filters im schlimmsten Fall zum Fischsterben kommt, wird dies zukünftig verhindert, indem die Wasserwerte permanent erfasst und automatisch optimiert werden.

Die Fördersumme aus dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des BMWi beträgt rund 600.000 €. NikoDe ist aus dem vom ttz Bremerhaven koordinierten „Technologie Netzwerk Aquakultur AQUZENTE“ (http://www.aquzente.net) hervorgegangen. Die Projektpartner haben ihre Arbeit im März 2015 aufgenommen, die Laufzeit von „NikoDe – Nitratkontrollierte Denitrifikation“ beträgt 24 Monate.

Das ttz Bremerhaven ist ein unabhängiges Forschungsinstitut und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Experten-Team in den Bereichen Lebensmittel, Umwelt und Gesundheit. Seit mehr als 25 Jahren begleitet es Unternehmen jeder Größenordnung bei der Planung und Durchführung von Innovationsvorhaben und der Akquisition entsprechender Fördermittel auf nationaler und europäischer Ebene. http://www.ttz-bremerhaven.de

Weitere Informationen:
http://www.ttz-bremerhaven.de
http://www.facebook.com/ttzBremerhaven
http://www.twitter.com/ttzBremerhaven
http://www.xing.com/companies/ttzbremerhaven

Quelle: idw

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Deutsches Biomasseforschungszentrum veröffentlicht den Jahresbericht 2014

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Die wissenschaftliche Arbeit an neuen Forschungsvorhaben, fortschreitende Planungen der Baumaßnahmen auf dem DBFZ-Gelände, die Ausrichtung verschiedenster Fachveranstaltungen, neue Publikationen und die inhaltliche Definition neuer Forschungsschwerpunkte und wissenschaftsbasierter Dienstleistungen: zahlreiche Themen bestimmten im Jahr 2014 die Arbeit am Deutschen Biomasseforschungszentrum in Leipzig. Nachzulesen sind diese und eine Vielzahl weiterer Themen im DBFZ-Jahresbericht 2014.

Der Jahresbericht des DBFZ stellt auf insgesamt 180 Seiten die umfangreiche wissenschaftliche Arbeit des Deutschen Biomasseforschungszentrums anhand der neu definierten Forschungsschwerpunkte und wissenschaftsbasierter Dienstleistungen sowie zahlreicher weiterer Aspekte vor. Damit bietet der Tätigkeitsbericht einen detaillierten Überblick über den Forschungsstand im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung. In einem Interview mit der Geschäftsführung des DBFZ wird neben einer Vielzahl weiterer Aspekte unter anderem zu Status Quo und Zukunft der Biomassenutzung Stellung genommen: „Als alternativer Energieträger mit seinen zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten (Wärme, Strom, Kraftstoffe) ist die Biomasse aus dem Energiemix der Zukunft nicht wegzudenken. Tatsächlich muss und wird sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten jedoch der Fokus verschieben, d.h. die künftige Bioenergieforschung muss den Systemübergang von der modernen zur ’smarten‘ Bioenergiebereitstellung bereiten“, so Prof. Dr. Michael Nelles, der wissenschaftliche Geschäftsführer des DBFZ.

Im Jahr 2014 bearbeiteten die Wissenschaftler des DBFZ bis zu 150 Projekte aus den verschiedensten Bereichen (Kraftstoffe, Strom, Wärme) und mit den unterschiedlichsten inhaltlichen Schwerpunkten. Hierbei handelte es sich primär um im Wettbewerb eingeworbene Drittmittelprojekte. Ergänzend dazu wurden auch direkte Aufträge von Partnern aus der Wirtschaft und für Ministerien bearbeitet. Das Themenspektrum der wissenschaftlichen Arbeit reichte von „Algenproduktion und Umwandlung in Flugzeugtreibstoffe“ über das große EU-Projekt „SECTOR“ zur Torrefizierung, die „integrierte energetische Verwertung von Rückständen aus Bioraffinerien“ im Rahmen des BMBF-Spitzenclusters „BioEconomy“ bis hin zu „Klimaeffekten einer Biomethanwirtschaft“ oder die technisch-ökonomische Begleitforschung des Bundeswettbewerbes „Bioenergie-Regionen“. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Ergebnissen gibt der Jahresbericht außerdem einen detaillierten Überblick über die personelle, finanzielle und organisatorische Entwicklung des Leipziger Forschungszentrums.

Der Jahresbericht 2014 kann auf der Webseite des DBFZ kostenlos als deutsche oder englische PDF-Variante bezogen werden.

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/referenzen-publikationen/jahresberichte.html

Quelle: idw

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Innovative Strömungsturbinen in Flüssen und Meeren

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Das 2010 in Grenoble gegründete Unternehmen HydroQuest hat eine Reihe von Energieanlagen entwickelt, die in der Lage sind, Strom aus hydrokinetischer Energie aus Flussströmungen, Flussmündungen und Meeren zu generieren. In enger Partnerschaft mit EDF, der französischen Ingenieurhochschule Grenoble INP und dem nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS wurden über mehr als zehn Jahre Forschungsprojekte zum Thema Wasserkraft in Speziallabors durchgeführt.

Die Flussturbinen von HydroQuest bestehen nicht wie die herkömmlichen Turbinen aus einer Schraube, sondern aus zwei Turbinensäulen mit vertikalen Achsen. Das auf diese Weise modular gestaltete System ermöglicht es somit, bis zu drei Turbinen auf beiden vertikalen Achsen zu positionieren, um die Anlage dadurch an verschiedene Wassertiefen anpassen zu können. Es ist ein einfaches und zugleich robustes System, das zudem ausgezeichnete wirtschaftliche Erträge erzielt. Die Flussturbinen, mit einer Leistung im zweistelligen Kilowattbereich pro Einheit, werden als Turbinenfarmen mit einer Gesamtkapazität von einigen hundert Kilowatt bis zu 1 oder 2 Megawatt verkauft. Das Unternehmen hat bereits an mehreren Standorten in Grenoble, Französisch Guyana und Orléans Anlagen installiert.

Der Weltmarkt für Flussturbinen wird in den nächsten zehn Jahren auf 15 Mrd. € geschätzt. Eine große Anzahl von Bächen, Flüssen und Flussmündungen könnten als Ergänzung zu anderen Energiequellen mit Turbinen ausgestattet werden, insbesondere in Frankreich. Nach den Flussturbinen möchte sich HydroQuest jetzt auf den Markt für Meeresströmungskraftwerke konzentrieren. Das Unternehmen hat bereits ein Partnerschaftsabkommen mit dem Unternehmen Constructions Mécaniques de Normandie (CMN), einer der wichtigsten französischen Werften in Cherbourg, abgeschlossen, um gemeinsam Meeresströmungskraftwerke weltweit zu entwickeln.
Ab 2015 werden in einer ersten Demonstrationsanlage Tests durchgeführt, um die Vorteile der Technologie zu bestätigen: Modularität, Widerstandsfähigkeit und vor allem hervorragende Wirtschaftlichkeit.

Auf dem Internationalen Kongress für erneuerbare Meeresenergien Thetis EMR am 20. und 21. Mai 2015 in Nantes hatte HydroQuest die Vermarktung seiner Flussströmungskraftwerke Tidal River angekündigt.

Die von HydroQuest in Orléans installierte Flussturbine wird die erste Turbine in Frankreich sein, die in den kommenden Wochen an das Stromnetz angeschlossen wird. Das Unternehmen beabsichtigt nun, seine Präsenz in Frankreich und im Ausland, insbesondere in Afrika, Lateinamerika, Asien, Italien, Brasilien und Russland auszubauen.

Das innovative Flussturbinenmodel HydroQuest River nutzt die kinetische Energie der Flüsse. Somit ist die Stromerzeugung stabiler und vorhersehbarer. Durch seinen vollständig modularen Aufbau ist die Anlage an jedes Flussprofil mit mindestens 2 Meter Tiefe adaptierbar.
Zwei Modelle werden in Frankreich angeboten: HydroQuest River 1,40 und 2,80 mit einer oder zwei Etagen und einer elektrischen Anschlussleistung von 40 kW bzw. 80 kW. Sie weisen dank der Schutzgitter eine sehr gute Beständigkeit gegen Ablagerungen auf und haben aufgrund der niedrigen Geschwindigkeit der Turbinen nur geringe Auswirkungen auf die Umwelt, insbesondere auf die Tierwelt.

Weitere Informationen:
– Webseite der Firma HydroQuest (auf Englisch): http://www.hydroquest.net/en

Quellen:
– „HydroQuest lance la commercialisation de sa gamme d’hydroliennes fluviales“, Pressemitteilung des online Energiemagazins Enerzine, 21.04.2015 – http://da.feedsportal.com/c/33218/f/548286/s/46820362/sc/3/l/0L0Senerzine0N0C70C…
– „Des hydroliennes dans les fleuves et dans les mers“, Pressemitteilung des Institut polytechnique de Grenoble (Grenoble INP), November 2014 – http://www.grenoble-inp.fr/grenoble-in-press/des-hydroliennes-dans-les-fleuves-e…

Redakteurin:
Daniela Niethammer, daniela.niethammer@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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Weltgesundheitsorganisation WHO: Nutzen des Mammographie-Screenings überwiegt nachteilige Effekte

Corinna Heinrich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kooperationsgemeinschaft Mammographie

Das unabhängige Expertengremium, welches von der International Agency for Research on Cancer (IARC) der WHO einberufen wurde, kommt zu dem Schluss, dass der Nutzen des MammographieScreenings für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren klar den potenziellen Schaden überwiege. Für Teilnehmerinnen werde die Brustkrebssterblichkeit um etwa 40 Prozent gesenkt. Die zusammengefassten Ergebnisse wurden heute online im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Die 29 unabhängigen Experten aus 16 Ländern zogen für ihre Bewertung alle überprüften wissenschaftlichen Ergebnisse heran. In Anbetracht der großen Verbesserungen in der Mammographietechnik und der Brustkrebstherapie kam das Gremium zu dem Schluss, dass die Relevanz der 25 bis 30 Jahre alten, randomisiert kontrollierten Studien (RCT) in Frage zu stellen ist. Die besten Daten zur Bewertung der Effekte eines Mammographie Screenings lieferten nach Auffassung der IARC die qualitativ hochwertigen Beobachtungsstudien aus den aktuellen qualitätsgesicherten Brustkrebsfrüherkennungs-Programmen. Insbesondere inzidenzbasierte Kohorten-Studien mit langem Follow-up und Adjustierungen für Lead Time sowie für zeitliche Trends und geographische Unterschiede werden vom Expertengremium als geeignet angesehen ebenso wie Fall-Kontrollstudien nach sorgfältiger Prüfung ihrer methodischen Limitationen.

Weltgesundheitsorganisation WHO: Nutzen des Mammographie-Screenings überwiegt nachteilige Effekte Das unabhängige Expertengremium, welches von der International Agency for Research on Cancer (IARC) der WHO einberufen wurde, kommt zu dem Schluss, dass der Nutzen des MammographieScreenings für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren klar den potenziellen Schaden überwiege. Für Teilnehmerinnen werde die Brustkrebssterblichkeit um etwa 40 Prozent gesenkt. Die zusammengefassten Ergebnisse wurden heute online im New England Journal of Medicine veröffentlicht. 04.06. 2015 / Berlin. Die 29 unabhängigen Experten aus 16 Ländern zogen für ihre Bewertung alle überprüften wissenschaftlichen Ergebnisse heran. In Anbetracht der großen Verbesserungen in der Mammographietechnik und der Brustkrebstherapie kam das Gremium zu dem Schluss, dass die Relevanz der 25 bis 30 Jahre alten, randomisiert kontrollierten Studien (RCT) in Frage zu stellen ist. Die besten Daten zur Bewertung der Effekte eines Mammographie Screenings lieferten nach Auffassung der IARC die qualitativ hochwertigen Beobachtungsstudien aus den aktuellen qualitätsgesicherten Brustkrebsfrüherkennungs-Programmen. Insbesondere inzidenzbasierte Kohorten-Studien mit langem Follow-up und Adjustierungen für Lead Time sowie für zeitliche Trends und geographische Unterschiede werden vom Expertengremium als geeignet angesehen ebenso wie Fall-Kontrollstudien nach sorgfältiger Prüfung ihrer methodischen Limitationen.

Literatur:
Lauby-Secretan B et al. for the International Agency for Research on Cancer Handbook Working Group (2015)
Breast-Cancer Screening – Viewpoint of the IARC Working Group. June 3, 2015DOI: 10.1056/NEJMsr1504363

Detaillierte Ausführungen der IARC Working Group werden publiziert in: Handbook of Cancer Prevention Volume 15.

Independent UK Panel on Breast Cancer Screening (2012) The benefits and harms of breast cancer screening: an independent review. Lancet 380 (9855): 1778-86.

Health Council of the Netherlands (2014) Population screening for breast cancer: expectations and developments. The Hague: Health Council of the Netherlands; publication no. 2014/01E. U.S.

Preventive Services Task Force (2015) Breast Cancer Screening Draft Recommendations, publication online April 20, 2015: http://screeningforbreastcancer.org/

Hintergrund:
Das deutsche Mammographie-Screening-Programm Jährlich nehmen rund 2,7 Millionen Frauen am Mammographie-Screening teil. Das entspricht einer Teilnahmerate von rund 56 Prozent. Bei rund 17.000 Frauen wurde innerhalb eines Jahres im Mammographie-Screening-Programm Brustkrebs entdeckt (2011). Rund 12.000 der aufgespürten Karzinome sind maximal 2 Zentimeter groß und haben die Lymphknoten noch nicht befallen. Von den 130.000 zur Abklärung einer Auffälligkeit einbestellten Frauen wird bei 34.000 Frauen eine Gewebeentnahme erforderlich. Die Hälfte dieser Frauen erhält die Diagnose Brustkrebs, das sind 13 Prozent aller Frauen, die zur Abklärung eingeladen wurden. Die Teilnahme am Mammographie-Screening-Programm ist freiwillig. Die Untersuchung dient dazu, Brustkrebs möglichst früh zu erkennen. Sie schützt jedoch nicht vorbeugend davor, an Brustkrebs zu erkranken. Weitere Informationen zu Vor- und Nachteilen des Mammographie-Screenings unter: www.mammo-programm.de

Kooperationsgemeinschaft Mammographie
Die Kooperationsgemeinschaft Mammographie ist in gemeinsamer Trägerschaft von den gesetzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) im August 2003 gegründet worden. Ihre Aufgabe ist die Koordination, Qualitätssicherung und Evaluation des Mammographie-Screening-Programms. Im Jahr 2005 gingen die ersten Screening-Einheiten an den Start. Seit 2009 ist das Programm in Deutschland flächendeckend umgesetzt.

Quelle: idw

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Wärme und Sauerstoffmangel setzen Meeresbewohner zunehmend unter Druck

Ralf Röchert Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Wer leben will, muss atmen und ausreichend Energie aufbringen, um sich zu bewegen, Nahrung zu suchen oder sich fortzupflanzen. Dieser Leitsatz gilt für uns Menschen ebenso wie für die Tierwelt der Ozeane. Den meisten Meerestieren werden diese überlebenswichtigen Tätigkeiten künftig jedoch schwerer fallen.

Das zeigt eine neue Studie im Fachmagazin Science, in der deutsche und US-amerikanische Biologen erstmals einen allgemeingültigen Grundsatz zu den gemeinsamen Auswirkungen der Ozeanerwärmung und des Sauerstoffmangels auf das Leistungsvermögen der Meeresbewohner definiert haben. Ihr Fazit: Im Zuge des Klimawandels werden die Tiere ihren Sauerstoff- und Energiebedarf in ihren sich verändernden angestammten Lebensräumen kaum mehr decken können. Die Folge: Die Arten wandern in kühlere Regionen oder größere Wassertiefen ab, Ökosysteme werden umgewälzt, die Artenvielfalt schrumpft.

Um die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben in den Weltmeeren genauer und global vorhersagen zu können, suchen Meeresbiologen seit langem nach allgemein gültigen Prinzipien, mit denen sich die Lebensbedingungen in den Ozeanen und deren Grenzen beschreiben lassen. Eine Kernfrage dabei lautet: Wie wirken sich die Erwärmung der Meere und die damit verbundene Abnahme des Sauerstoffgehaltes im Wasser auf das Leistungsvermögen der Meereslebewesen aus? Denn: „Soll ein Tier etwas leisten, kostet dies Energie, die das Tier zusätzlich zu seinem Grundumsatz aufbringen muss. Meereslebewesen gewinnen diese zusätzliche Energie, indem sie mehr Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen und veratmen. In welchem Ausmaß dies jedoch möglich ist, hängt zum einen von der Wassertemperatur ab; zum anderen von der Frage, wie empfindlich diese Art auf Sauerstoffmangel reagiert“, erläutert Co-Autor und Meeresbiologe Prof. Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung.

Er und seine US-amerikanischen Kollegen Curtis Deutsch, Brad Seibel, Aaron Ferrel und Raymond B. Huey haben in der neuen Studie die Fähigkeit der Tiere, ihren Energieumsatz zu steigern, für ausgewählte Tierarten berechnet und im Anschluss mit den Temperaturen und den Sauerstoffkonzentrationen der Weltmeere in Beziehung gesetzt. Dabei herausgekommen ist ein sogenannter Stoffwechselindex für jede Art, der für sauerstoff-atmende Meeresbewohner eine deutliche Grenze definiert: „Meerestiere wie zum Beispiel Aalmuttern, Steinkrabben oder Kabeljau können nur dort leben, wo sie so viel Sauerstoff vorfinden, dass sie bei Bedarf ihre Stoffwechselrate um das Zwei- bis Fünffache des Grundumsatzes steigern können. Das heißt, jede Tierart hat sich nicht nur auf einen bestimmten Temperaturbereich spezialisiert. Um zu überleben, ist sie auch auf einen ausreichend hohen Sauerstoffgehalt angewiesen“, sagt Erstautor Curtis Deutsch von der Universität Washington, Seattle.

Im Zuge des fortschreitenden Klimawandels stellt sich für die Meeresbewohner deshalb folgendes Problem: Je wärmer das Wasser wird, desto weniger Sauerstoff kann es aufnehmen und speichern. Gleichzeitig benötigen die Tiere im wärmeren Wasser mehr Energie und Sauerstoff, um ihren Grundumsatz sicherzustellen. Das wiederum bedeutet: Je wärmer die Meere werden, desto weiter sinkt die Fähigkeit seiner Bewohner, ihren Sauerstoffverbrauch je nach Art um das Zwei- bis Fünffache ihres Grundumsatzes zu steigern und somit Bewegung, Futtersuche oder Fortpflanzung zu ermöglichen. „Wird es zu warm und unterschreitet der Sauerstoffgehalt einer Meeresregion die artspezifischen Mindestanforderungen der Lebewesen, müssen die Tiere ihren angestammten Lebensraum verlassen. Meist wandern sie dann in kühlere Regionen ab. Das heißt, sie verlagern ihre Lebensräume entweder polwärts oder in größere Wassertiefen. Beim Kabeljau und vielen anderen Fischarten beobachten wir diese Verschiebung des Lebensraumes schon jetzt“, sagt Hans-Otto Pörtner.

Dieses Phänomen der Artenverschiebung können die Wissenschaftler in ihrer Studie für alle Breitengrade vorhersagen. Zudem verstärkt es sich in jenen Regionen, in denen der Sauerstoffgehalt des Wassers zusätzlich sinkt, etwa durch die zunehmende Wasserschichtung oder weil der Mensch viele Nährstoffe in das Meer einleitet, welche dann wiederum das Wachstum sauerstoffzehrender Mikroorganismen forcieren.

Besonders deutliche Veränderungen der Tierwelt erwarten die Forscher für die Polarmeere. „Im Nord- und Südpolarmeer ist das Wasser sehr kalt, aber auch sehr sauerstoffreich. Die dort lebende Tierwelt hat sich im Laufe der Evolution auf diese Lebensbedingungen eingestellt und wird nur wenige Anpassungsmöglichkeiten haben, wenn es zu der kombinierten Erwärmung und Sauerstoffabnahme kommt. Stattdessen werden wärmeliebende Arten Einzug halten, die an höhere Wassertemperaturen und geringere Sauerstoffkonzentrationen angepasst sind. Sie werden die polaren Arten verdrängen“, sagt Hans-Otto Pörtner.

Im Nordpazifik zum Beispiel beobachten Forscher schon jetzt einen stärkeren Rückgang der Sauerstoffkonzentration als wärmebedingt erwartet wurde. In solchen Meeresregionen verengt sich die geografische Verbreitung der Arten drastisch, was natürlich zur Folge hat, dass dort auch die Fischerei in einem großen Maße von den Veränderungen betroffen ist.
Aus Forscherperspektive bietet das neue Konzept des Stoffwechselindexes nun die Chance, bessere Vorhersagen zu treffen. „Wir haben jetzt einen universellen Ansatz zur Verfügung, um die klimabedingten Veränderungen der geografischen Verbreitung von Arten und ihrer Produktivität besser zu erfassen“, sagt Hans-Otto Pörtner. Jetzt sei es Aufgabe der Wissenschaft, weitere Arten auf ihren Stoffwechselindex und dessen Grenzen hin zu untersuchen. „Nach und nach kann so ein komplettes Bild dessen entstehen, was wir in unserer Studie in den ersten Zügen skizziert haben“, so Hans-Otto Pörtner.

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Quelle: idw

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Übergewicht und Persönlichkeit

Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

Die Behandlung von Übergewicht könnte effektiver werden, wenn die Persönlichkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer berücksichtigt wird. Zu diesem Ergebnis kommen Psychologen der Universitäten Bamberg und Bochum in einer Zusammenschau von mehr als 70 einschlägigen Studien. Ihre Analysen zeigen, dass Übergewicht, Adipositas und „Essanfälle“ mit bestimmten Persönlichkeitseigenschaften zusammenhängen. Während impulsive Persönlichkeitszüge Essstörungen eher begünstigen, wirken Gewissenhaftigkeit und Selbstkontrolle als Schutzfaktoren vor Essstörungen. Die Ergebnisse der Literaturanalyse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Obesity Reviews“ veröffentlicht.

„Unser Wissen über den Zusammenhang von Persönlichkeit, Übergewicht und übermäßigem Essensgenuss hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert“, sagt Sabine Löber, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Bamberg. „Wir können mittlerweile klar sagen, dass Menschen mit entsprechenden Essstörungen häufiger impulsiv und weniger selbstkontrolliert sind als Personen mit Normalgewicht“.

70 Studien aus den Jahren 1993 – 2013
Die Forscher analysierten Studien, die zwischen 1993 und 2013 durchgeführt wurden und in denen jeweils der Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Übergewicht beziehungsweise Adipositas (Fettleibigkeit) sowie Binge-Eating Störung (sogenannte „Essanfälle“) untersucht wurde. Den Untersuchungen lag in den meisten Fällen das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit zugrunde. Nach diesem Modell lässt sich die Persönlichkeit eines jeden Menschen auf diesen fünf Faktoren einordnen: Neurotizismus (dazu gehören Eigenschaften wie Ängstlichkeit, Impulsivität, Verletzlichkeit), Extraversion (Geselligkeit, Selbstsicherheit, Abenteuerlust), Gewissenhaftigkeit (Kompetenz, Pflichtbewusstsein, Ehrgeiz, Selbstkontrolle), Verträglichkeit (Vertrauen, Geradlinigkeit, Empfindsamkeit) und Offenheit (Fantasie, ästhetisches Empfinden, Ideen).

Impulsivität: Risikofaktor für „Essattacken“
Welche Persönlichkeitsfaktoren spielen eine Rolle bei Essstörungen und Übergewicht? Die Analysen zeigen: Übergewichtige Menschen sind neurotischer und insbesondere impulsiver als Normalgewichtige, das heißt sie können ihr Handeln schlechter an langfristigen Konsequenzen ausrichten. Übergewichtige sind auch extravertierter und empfänglicher für Belohnungen als Normalgewichtige. Diese auch Belohnungssensitivität genannte Eigenschaft bezieht sich darauf, dass man zum Beispiel bei der Nahrungsmittelaufnahme besonderen Genuss empfindet. Impulsivität und Belohnungssensitivität scheinen zudem besonders bei Menschen ausgeprägt zu sein, die unter einer Binge-Eating Störung leiden. Belohnungssensitivität ist insbesondere bei Männern ein Risikofaktor.

Schutz durch Selbstkontrolle
Gewissenhaftigkeit hingegen erweist sich für beide Geschlechter als Schutzfaktor gegen Übergewicht. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Selbstkontrolle, das heißt die Fähigkeit, Belohnungen aufzuschieben und längerfristig zu planen. Verträglichkeit und Offenheit scheinen dagegen nicht mit Übergewicht zusammenzuhängen.

Henne oder Ei – die Frage der Kausalität
Sind Menschen nun dicker, weil sie neurotisch sind oder sind sie neurotischer, weil sie dick sind? Beide Zusammenhangsrichtungen sind möglich, doch zeigen die bisherigen Langzeitstudien, dass Neurotizismus tatsächlich ein Risikofaktor und Gewissenhaftigkeit ein Schutzfaktor für späteres Übergewicht darstellt.

Nutzen für die Therapie von Übergewicht
„Die Therapie von Adipositas kann von diesen Erkenntnissen profitieren“, sagt Sabine Löber. „Bei der Entstehung von Übergewicht spielen individuelle Merkmale eine wichtige Rolle. Diese Aspekte sollten in der Therapie berücksichtigt werden. So könnte beispielsweise ein Selbstregulationstraining, in dessen Rahmen Strategien zum Umgang mit Impulsivität und Belohnungssensitivität geübt werden, dazu beitragen, die Ursachen von Übergewicht und Essattacken anzugehen und könnte insofern eine wichtige Ergänzung zu anderen Behandlungsformen der Adipositas sein“.

Die Originalstudie finden Sie hier:
Gerlach, G., Herpertz, S., Loeber, S. (2015). Personality traits and obesity: A systematic review. Obesity Reviews, 16 (1): 32-63. doi: 10.1111/obr.12235

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Sabine Löber
Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Markusplatz 3
96047 Bamberg
Tel.: 0951 8631884
E-Mail: sabine.loeber@uni-bamberg.de

Quelle: idw

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Regenerative Energien – Mehr Wasserstoff durch neue Nanopartikel

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

Wasserstoff ist ein vielversprechendes Speichermedium für regenerativ erzeugten Strom. LMU-Forscher haben jetzt Eisen-Nickel-Oxid-Nanopartikel synthetisiert, mit deren Hilfe die Wasseroxidation bis zu zehnmal effektiver abläuft.

Die Zukunft der erneuerbaren Energien hängt eng damit zusammen, wie effizient sich der erzeugte Strom speichern lässt. Ein vielversprechendes Speichermedium ist Wasserstoff. Er entsteht mit Hilfe des Stroms aus Wasser und kann je nach Bedarf wieder als Energiequelle genutzt werden.

Seine elektrochemische Herstellung beinhaltet zwei gekoppelte Reaktionen. In der ersten, der Wasseroxidation, entstehen Sauerstoff und freie Elektronen. In der zweiten Reaktion, der Wasserreduktion, bildet sich mit Hilfe dieser Elektronen der Wasserstoff. Sind ausreichend freie Elektronen vorhanden, läuft dieser zweite Schritt problemlos ab. Der limitierende Faktor ist die Wasseroxidation. Derzeit forschen viele Wissenschaftler an Materialien, den sogenannten Katalysatoren, die diese Reaktion erleichtern sollen.

Ein Team um Thomas Bein, Professor für Physikalische Chemie an der LMU und Koordinator des Bereichs Energiekonversion bei der Nanosystems Initiative Munich (NIM), und Professor Dina Fattakhova-Rohlfing von der LMU und NIM haben jetzt Nanopartikel aus Nickel und Eisen entwickelt, mit deren Hilfe die Wasseroxidation bis zu zehnmal effektiver abläuft als mit vergleichbaren Verbindungen. Zudem sind die Partikel einfach herzustellen, günstig und vielfältig einsetzbar.

Bewusst langsame Synthese
Verantwortlich für den Erfolg sind die Mischung aus Nickel und Eisen, die kristalline Struktur der Partikel und ihre außergewöhnlich geringe Größe. „Mit den herkömmlichen Synthesemethoden entstehen Partikel grundsätzlich in dem thermodynamisch stabilsten Zustand“, erklärt Ksenia Fominykh, Erstautorin der Veröffentlichung. „In unserer Methode spielt die bewusst langsame Reaktionsgeschwindigkeit die entscheidende Rolle. Denn sie ermöglicht, dass auch weniger stabile, sogenannte metastabile Phasen entstehen und sich dadurch unter anderem außergewöhnliche Mischverhältnisse von Nickel und Eisen in unseren Nanopartikeln bilden können.“

Die Charakterisierung der Struktur und besonders die Eisenverteilung in dermaßen kleinen Teilchen stellt eine große Herausforderung dar und bedarf spezieller analytischer Methoden. In Zusammenarbeit mit den Gruppen von Professor Christina Scheu (MPI Düsseldorf) und Dr. Ivelina Zaharieva (FU Berlin) gelang es den LMU Forschern, die Struktur vollständig aufzuklären.

Vielfach höhere Ausbeute
Die von den Münchner Chemikern entwickelten Partikel weisen eine einheitliche kristalline Struktur auf und sind mit bis zu 1,5 Nanometer Durchmesser außergewöhnlich klein. Entsprechend groß ist daher das Verhältnis Oberfläche zu Volumen, was entscheidend zur hohen katalytischen Aktivität beiträgt. Wie effektiv ihre Nanopartikel sind, zeigt den NIM-Wissenschaftlern die Anzahl an Sauerstoff-Molekülen, die pro Sekunde und zugänglichem Nickel-Atom gebildet werden. Die Rate liegt zehnmal höher als bei allen bisher in der Literatur beschriebenen Versuchen mit vergleichbaren Nickel-Eisen-basierten Verbindungen.

Die Kombination der sehr großen katalytisch aktiven Oberfläche mit der hohen Kristallinität der Nanoteilchen ist zudem mitverantwortlich dafür, dass die Stuktur auch nach dauerhafter Elektrolyse unter hohen Strömen intakt bleibt. Dies ist besonders wichtig, da Stabilität eines der größten Probleme bei der Entwicklung von Katalysatoren darstellt.

Anwenderfreundliche Nanopartikel
Auch sonst sind die Partikel sehr anwenderfreundlich. Eine Besonderheit der Synthese ist die Entstehung nicht verklumpter Nanokristalle, die als Teilchen-Dispersion vielseitig einsetzbar sind. So lassen sie sich zum Beispiel als elektrochemisch aktive dünne Schicht auf beliebige Unterlagen aufbringen oder alternativ als Einzelteilchen verteilen, was für die Entwicklung von komplexeren katalytischen Systemen erfolgversprechend ist.

„Die außergewöhnlich hohe katalytische Aktivität unserer Nanopartikel zeigt, wie groß der Einfluss von Synthesestrategie und Nanomorphologie auf die Eigenschaften der entstehenden Materialien ist“, erklärt Dina Fattakhova-Rohlfing. „Aktuell arbeiten wir daran, die katalytische Aktivität von Nanomaterialien nicht nur durch die Größe sondern auch durch den gezielten Einbau von Defekten zu erhöhen. Ziel ist die Entwicklung noch effektiverer Materialien für unterschiedliche Energieanwendungen.“

(ACS Nano, DOI: 10.1021/acsnano.5b00520) (NIM, bz)
http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/acsnano.5b00520

Kontakt:
Prof. Dina Fattakhova-Rohlfing
Department Chemie der LMU
Tel.: 089-2180-77604
E-Mail: dina.fattakhova@cup.lmu.de

Prof. Thomas Bein
Department Chemie der LMU
Tel.: 089-2180-77621
E-Mail: bein@lmu.de

Quelle: idw

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Starke Gewichtszunahme im jungen Erwachsenenalter ist mit erhöhtem Darmkrebsrisiko verbunden

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Potsdam-Rehbrücke – Wie eine wissenschaftliche Auswertung von 12 Beobachtungsstudien nun zeigt, ist bereits im jungen Erwachsenenalter, d. h. zwischen 18 und 25 Jahren, eine Gewichtszunahme von durchschnittlich 15,2 Kilogramm mit einem um 22 Prozent erhöhten Darmkrebsrisiko verbunden. Männer sind dabei hinsichtlich einer Krebserkrankung des Dickdarms besonders gefährdet. Bezüglich des Enddarms waren keine geschlechtsspezifischen Unterschiede zu beobachten.

Das Forscherteam um Krasimira Aleksandrova vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) und Sabrina Schlesinger von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel veröffentlichten ihre Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift Obesity Reviews (Schlesinger et al., 2015; DOI 10.1111/obr.12286).

Darmkrebs ist die dritt- bzw. die zweithäufigste Krebsform, an der Männer bzw. Frauen in Deutschland erkranken. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen verläuft die Krankheit tödlich. Verschiedene Beobachtungsstudien weisen darauf hin, dass starkes Übergewicht ein wesentlicher Risikofaktor für diese Erkrankung ist, wobei die meisten Studien den Body-Mass-Index (BMI)* verwenden, um das Körpergewicht bzw. die Körperfettmenge der Studienteilnehmer einzuordnen.

„In die Berechnung des BMI fließt das Körpergewicht insgesamt, also auch das Gewicht der fettfreien Körpermasse mit ein. Daher ist der BMI als Indikator für die Körperfettmenge nicht ganz so gut geeignet. Das Körperfett ist jedoch vermutlich der entscheidende Faktor, der über seinen Einfluss auf den Stoffwechsel zur Krebsentstehung beiträgt“, sagt Sabrina Schlesinger. „Da wir davon ausgehen, dass eine Gewichtszunahme im Erwachsenenalter hauptsächlich auf eine Zunahme des Körperfetts zurückzuführen ist, wählten wir für unsere Untersuchung daher das Maß der Gewichtszunahme als einen präziseren Indikator für die Körperfettmenge“, ergänzt Krasimira Aleksandrova.

In ihrer Meta-Analyse wertete das Forscherteam die Daten von 12 verschiedenen Beobachtungsstudien aus dem In- und Ausland aus. Insgesamt beinhalteten diese Studien die Daten von 16.151 erstmals an Darmkrebs erkrankten Menschen.

Wie die Wissenschaftler feststellten, hatte das Ausgangsgewicht keinen Einfluss auf den untersuchten Zusammenhang. Pro 5 Kilogramm, die die Teilnehmer über die Jahre (im Mittel 12,2 Jahre**) zulegten, erhöhte sich das Darmkrebsrisiko um 4 Prozent. Die beobachtete Risikobeziehung für Dickdarmkrebs war bei Männern etwas stärker ausgeprägt als bei Frauen, wobei die Epidemiologen für Enddarmkrebs keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellten.

„Um das Darmkrebsrisiko zu minimieren, ist es wichtig, nicht nur mit zunehmendem Alter auf ein normales Körpergewicht und vor allem einen normalen Körperfettanteil zu achten, sondern bereits schon in jungen Jahren damit zu beginnen“, fasst Aleksandrova die Ergebnisse zusammen. „Denn unsere Ergebnisse bestärken erneut die Annahme, dass insbesondere das Körperfett eine entscheidende Rolle für die Erkrankung spielt“, erklärt Schlesinger. „Derzeit arbeiten wir daran, die biologischen Mechanismen aufzuklären, die hinter dem beobachteten Zusammenhang stehen“, ergänzt Aleksandrova.

Hintergrundinformationen:

* Die Formel für den Body-Mass-Index lautet: BMI = Körpergewicht in kg/(Körperlänge in m)2.

** Die einzelnen Studien weisen unterschiedliche Nachverfolgungszeiten auf. Diese umfassen in den jeweiligen Studien einen Zeitraum von 7,1 bis 18 Jahren. Der grobe Mittelwert liegt bei 12,2 Jahren.

Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen – u. a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi -, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,64 Milliarden Euro.

Kontakt:
Dr. Krasimira Aleksandrova
Abteilung Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
E-Mail: Krasimira.Aleksandrova@dife.de

Dr. Sabrina Schlesinger
Institut für Epidemiologie
Christian-Albrechts Universität zu Kiel
Arnold-Heller-Str. 3, Haus 1
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH)
24105 Kiel
E-Mail: sabrina.schlesinger@epi.uni-kiel.de

Weitere Informationen:
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=EPI
Informationen zur Abteilung Epidemiologie am DIfE

Quelle: idw

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Biogas effizienter erzeugen – Forschungsverbund für neue Technologien

Madlen Domaschke Pressestelle
Technische Universität Bergakademie Freiberg

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat einen Förderantrag zur Entwicklung innovativer, hocheffizienter Technologien zum Einsatz von Biomethan bewilligt. Das Projekt inTeBi soll einen Technologiesprung in der Biogaserzeugung, -aufbereitung und -nutzung bewirken. Neben der TU Bergakademie Freiberg sind die DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts für Technologie, der Gas- und Wärme-Institut Essen e.V., das Leibniz-Institut für Katalyse sowie das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik am Gesamtprojekt beteiligt.

Ob Grünschnitt, Essensreste oder Gülle – dank Biogasanalgen lässt sich aus Reststoffen und Abfällen noch Energie, Wärme oder Sprit gewinnen. Rund 8.000 Biogasanlagen stehen derzeit in Deutschland. Laut Fachverband Biogas entspricht die heutige Biogasproduktion in Deutschland rund 20 Prozent der derzeitigen Erdgasimporte aus Russland, mit dem verbleibenden Potenzial könnten weitere zehn Prozent ersetzt werden.

In einem neuen Forschungsverbund wollen Wissenschaftler nun Verfahren entwickeln, die eine kostengünstigere und „grüne“ Erzeugung und Einspeisung von Biogas ermöglichen. Im Rahmen des Projekts „Entwicklung innovativer, hocheffizienter Technologien zur Aufbereitung von Biogas/Biomethan über die komplette Wertschöpfungs- und Verwertungskette“ (inTeBi) wird die herkömmliche Wertschöpfungskette von Biomethan durch innovative und hocheffiziente Technologien gezielt erweitert. So kann die Leistung von Biogasanlagen um bis zu 90 Prozent, die Effizienz um bis zu zehn Prozent gesteigert werden. In verschiedenen Teilprojekten geht es unter anderem um die Biogaserzeugung an sich: Klassische Biogasanlagen sollen in die Lage versetzt werden, überschüssigen elektrischen Strom in Methan umzuwandeln, das anschließend ohne eine kostenintensive CO2-Abtrennung ins Erdgasnetz eingespeist werden kann.

Auch die TU Bergakademie Freiberg ist mit der Professur Reaktionstechnik des Instituts für Energieverfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen an inTeBi beteiligt. Die Forscher suchen nach Wegen, kritische Spurenstoffe bei Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz zu entfernen. „Technisch müssen Schwefelwasserstoff und Sauerstoff aus dem Biogas entfernt werden, um eine Korrosion im Erdgasnetz zu vermeiden und die Emission von schädlichem Schwefeldioxid bei der späteren Verbrennung zu reduzieren. Unser Part ist die Entwicklung von effizienten Katalysatoren zur Schwefelwasserstoff- und Sauerstoff-Minderung“, erklärt Prof. Sven Kureti, der mit seinem Lehrstuhl am Projekt beteiligt ist. Die Katalysatorentwicklung solle dabei auf wissensbasiertem Wege erfolgen: Nach einer eingehenden physikalisch-chemischen Charakterisierung der neuen Katalysatoren folgen mechanistische und kinetische Studien, um schließlich die Eigenschaften der Katalysatoren zu identifizieren, die für die Umsetzung der Schadgase verantwortlich sind.

Koordinator des Projekts inTeBi ist die DBI – Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg (DBI-GTI). Neben der TU Bergakademie Freiberg sind weiterhin auch die DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts für Technologie (DVGW-EBI), der Gas- und Wärme-Institut Essen e.V. (GWI), das Leibniz-Institut für Katalyse (LIKAT) sowie das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) am Gesamtprojekt beteiligt. Das Gesamtprojekt teilt sich in zwei Phasen und startete am 1. Mai 2015. Die Fördersumme für die erste Phase beträgt 2,9 Mio. Euro.

Weitere Informationen:
http://www.tu-freiberg.de – Homepage der TU Bergakademie Freiberg‘
http://www.dbi-gruppe.de/intebi.html – weitere Projektinfos‘

Quelle: idw

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Neue Saison für den „Mückenatlas“ – Stechmückenbeobachtung in Deutschland geht weiter

Monique Luckas Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.

Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg und das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, auf der Insel Riems bei Greifswald, setzen den seit 2012 erfolgreich laufenden „Mückenatlas“ fort. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) fördert die weitere Erforschung von Stechmücken in Deutschland für die kommenden drei Jahre. Zu den geförderten Maßnahmen gehören die Erfassung der Stechmückenarten in Deutschland durch das gezielte Aufstellen von Fallen im Bundesgebiet und das Citizen Science-Projekt Mückenatlas.

Durch Einsendungen von Bürgerinnen und Bürgern konnten die Forscher des ZALF und des FLI bereits zwei Stechmückenarten nachweisen, die bisher in Deutschland nicht als etabliert galten: die Asiatische Buschmücke Aedes japonicus und die Asiatische Tigermücke Aedes albopictus. Die Asiatische Buschmücke hat sich seit 2012 in Westdeutschland stark ausgebreitet. Neben der Verbreitung der Buschmücke untersuchen die Forscher in diesem Sommer insbesondere, ob Exemplare der Tigermücke, die 2014 im Raum Freiburg in Baden-Württemberg gefunden wurden, überwintert haben.
„Sollten es die eher wärmeliebenden Tigermücken geschafft haben, den Winter am Oberrhein zu überstehen, besteht eine günstige Ausgangsposition für den Aufbau einer gefestigten Population dieser Stechmückenart in Süddeutschland“, sagt Projektleiterin Doreen Werner vom ZALF. „Angesichts der milden Temperaturen im vergangenen Winter ist das nicht unwahrscheinlich.“
Aedes albopictus hat sich seit dem Erstnachweis Ende der 1980er Jahre in Südeuropa weit verbreitet und drängt immer weiter nach Norden vor. Nördlich der Alpen wurden bislang noch keine etablierten Populationen dokumentiert. Die Asiatische Tigermücke gilt als potenzieller Überträger zahlreicher Krankheitserreger und führte in Südfrankreich, Kroatien und Norditalien zur Übertragung des Erregers für Chikungunya- und Dengue-Fieber.
Die Asiatische Buschmücke ist von Natur aus bestens an das mitteleuropäische Klima angepasst, für viele Erreger aber bisher nur aus dem Labor als Überträger bekannt. Ob sie zukünftig im europäischen Raum als Überträger eine Rolle spielen wird, bleibt abzuwarten. Doch auch das geografische und saisonale Auftreten einheimischer Arten ist für die Bewertung des zukünftigen Risikos der Übertragung von Krankheitserregern durch Stechmücken wichtig.

Der Mückenatlas
Um die Verbreitung von Mückenarten in Deutschland flächendeckend erfassen zu können, haben Wissenschaftler des ZALF und des FLI im Jahr 2012 das Citizen Science-Projekt „Mückenatlas“ ins Leben gerufen. Das Forscherteam bittet darin um die Einsendung von Stechmücken aus allen Gebieten Deutschlands. Die Stechmücken sollen unbeschädigt eingefangen, tiefgefroren und anschließend an das ZALF geschickt werden. Die Mückenfänge werden in eine zentrale deutsche Datenbank eingegeben, mit deren Hilfe die räumliche und geografische Verbreitung der Stechmückenarten Deutschlands kartografiert wird. Die erhaltenen Daten dienen der Bewertung des Risikos, das von der Übertragung von Krankheitserregern durch Stechmücken in Deutschland ausgehen könnte. Seit April 2012 wurden über 25.000 Stechmücken aus 41 Arten eingeschickt. Mehr Informationen zum „Mückenatlas“ und dem Fangen von Mücken sind unter www.mueckenatlas.de zu finden.

Weitere Informationen:
http://www.mueckenatlas.de
http://www.zalf.de
http://www.fli.bund.de

Quelle: idw

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Mikroreaktor Biodiesel aus Altspeisefetten mit überkritischem Methanol

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Neues Förderprojekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Biodiesel wird heute bevorzugt aus frischen Pflanzenölen hergestellt. Dies geschieht unter Einsatz eines Katalysators, der nach der Umesterung aufwändig abgetrennt werden muss. Frische Pflanzenöle als Rohstoff stehen wegen ihrer Konkurrenz zur Lebensmittelherstellung in der Kritik. In diesem Projekt soll ein neues Verfahren auf Basis von Altspeisefett entwickelt werden. Die Anforderungen an die Verarbeitung dieses Rohstoffes sind groß, da er Verunreinigungen und freie Fettsäuren enthält, die die Umesterung erschweren. Im neuen Verfahren soll überkritisches Methanol in einem Mikroreaktor verwendet werden. Bei erfolgreichem Verlauf würde ein katalysatorfreies Verfahren zur Verfügung stehen, das die Biodieselgewinnung aus stark verunreinigtem und preiswertem Altspeisefett ermöglicht.

Zielsetzung:
In dem geplanten Vorhaben soll die Grundlage für ein neues Verfahren zur Biodieselherstellung aus Altspeiseölen und -fetten geschaffen werden. Biodiesel, chemisch Fettsäuremethylester, ist ein Kraftstoff, der durch Umesterung von pflanzlichen oder tierischen Fetten und Ölen hergestellt wird. Das gebräuchlichste Verfahren ist die basisch katalysierte Umesterung. Dabei kommen als Katalysatoren üblicherweise Natronlauge oder Natriummethylat zum Einsatz.

Ziel dieses Projektes ist die Entwicklung eines Verfahrens, das es erlaubt, auch Altspeiseöl von schlechter Qualität oder die Abfallprodukte aus der Biodieselproduktion als Rohstoff ohne hohen Ausbeuteverlust zu verwenden. Das Verfahren soll ohne Katalysator auskommen und ein Endprodukt von so guter Qualität liefern, dass aufwändige Reinigungsschritte nicht mehr nötig sind. Dazu sollen Methanol im überkritischen Zustand eingesetzt und gleichzeitig mikrostrukturierte Reaktoren verwendet werden. Die Verwendung von überkritischem Methanol, das bei Temperaturen von 250 bis 350° C und Drücken von 80 bis 400 bar realisiert wird, erfordert druckstabile Reaktoren wie z. B. die Mikroreaktoren des Forschungspartners, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Ferner bieten die Mikroreaktoren den Vorteil, durch ihr sehr großes Oberflächen-Volumen-Verhältnis hohe Wärmeleistungen rasch transportieren zu können. Dazu soll zunächst am KIT eine Versuchsanlage vorbereitet werden, um Untersuchungen mit überkritischem Methanol in Mikroreaktoren durchzuführen. Es sind auch laserbasierte Verfahren vorgesehen, um innerhalb eines Mikrokanals die chemische Reaktion in-situ beobachten zu können. Mit dieser Versuchsanlage soll das Verfahren erprobt und optimiert werden.

In der zweiten Hälfte des Vorhabens sind die Verfahrensentwicklung sowie die Auslegung des Mehrkanal-Mikroreaktors und die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung vorgesehen.

Bei erfolgreichem Verlauf des Vorhabens würde das neue Verfahren folgende Vorteile mit sich bringen:
– Es würde einen breiten Rohstoffeinsatz von Altspeisefetten mit hohem Gehalt an freien Fettsäuren ermöglichen.
– Der Katalysator würde wegfallen (und damit auch der Umgang mit einem Gefahrstoff).
– Der Prozesswassereinsatz würde reduziert werden.
– Der Anfall an minderwertigen Nebenprodukten und Seifen würde wegfallen bzw. verringert werden.
– Die Anzahl der Prozessschritte bei der Umesterung könnte deutlich reduziert werden.
– Die Verwendung der Mikroreaktoren würde die Wärmerückgewinnung und damit eine Erhöhung der Energieeffizienz ermöglichen.

Einschätzung:
Biokraftstoffe, wie Bioethanol oder Biodiesel, spielen eine wichtige Rolle beim Klimaschutz und bei der Energieversorgung. Durch ihre Verwendung sinkt die Abhängigkeit von immer knapper werdenden fossilen Rohstoffen. Mit der Erneuerbaren Energien Richtlinie der EU soll der Anteil der erneuerbaren Energien im Verkehrssektor bis zum Jahr 2020 auf 10 % gesteigert werden. Umweltvorteile liefert Biodiesel insbesondere dann, wenn der Rohstoff nicht frisches Pflanzenöl, sondern Altspeisefett ist. Dessen Verarbeitung zu Biodiesel erfordert aufgrund der recht inhomogenen Beschaffenheit und der Verunreinigungen eine besondere Prozessführung. Die heute etablierten Anlagen zur Herstellung von Biodiesel wurden ursprünglich überwiegend für die Verwendung von Rapsöl konzipiert und entwickelt. Altspeisefett, insbesondere jenes mit einem hohen Anteil an freien Fettsäuren, macht die Entwicklung neuer und effizienter Prozesse erforderlich. Biowerk Sohland GmbH ist jetzt schon in der Lage, Altspeisefett als Rohstoff zu verwenden – derzeit werden fast 80 % des Biodiesels bei Biowerk Sohland aus Altspeisefett gewonnen. Jedoch gelingt es nicht, Altspeiseöle mit sehr hohen Fettsäuregehalten oder anderen starken Verunreinigungen, wie Wasser und Feststoffen, energieeffizient und chemikalienarm zu verarbeiten. Aus Umweltgesichtspunkten sind aber gerade diese Rohstoffe von besonderem Interesse und versprechen ein besonders hohes Umweltentlastungspotenzial.

Ansprechpartner zum Projekt:
Projektpartner: Biowerk Sohland GmbH, Sohland an der Spree, Sachsen
Name: Protze
Vorname: Corina
Tel., Fax: 035936/455 0 035936/455 29
E-Mail: c.protze@biowerk-sohland.de
AZ: 31249
Fördersumme DBU: 245.402 Euro

Quelle: idw

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Das Geheimnis des menschlichen Alterns

Astrid Bergmeister Communications
CECAD – Cluster of Excellence at the University of Cologne

Eines der faszinierendsten Themen: Warum altern wir? Es kommt leise, unaufhaltsam, trifft jeden: Welche Prozesse laufen im Körper ab, während er altert? Prof. Dr. Björn Schumacher vom Exzellenzcluster CECAD an der Universität zu Köln gibt spannende Einblicke in einem neuen Buch.

Die Molekularbiologie hat in den letzten zwei Jahrzehnten immense Fortschritte erzielt: Wir wissen heute, welche Gene unsere Lebensdauer begrenzen, und auch, warum die Fehlfunktion eines einzigen winzigen Proteins eine altersbedingte Krankheit wie Alzheimer auslöst. Wir gewinnen ständig neue aufregende Einblicke in Zellteilung und Zellstoffwechsel und deren Gefahrenquellen. Kein Wunder, dass immer häufiger Mediziner davon träumen, den Alterungsprozess so aufzuhalten, dass die alterstypischen Erkrankungen erspart bleiben.
Doch wie realistisch sind solche Hoffnungen auf ewige Jugend? Und was muss, solange es den Jungbrunnen nicht auf Rezept gibt, gesellschaftlich in die Wege geleitet werden, um zu verhindern, dass aus einer alternden eine morbide Gesellschaft wird?
Prof. Schumacher: „Eine Verlängerung der Lebenszeit ohne Verlängerung der Gesundheitsspanne beschwört das Horrorszenario einer morbiden Gesellschaft herauf. Würde es uns gelingen, durch entsprechende Prävention das Einsetzen altersbedingter Erkrankungen zu verzögern oder zu verhindern, würde sich die individuelle Gesundheitsspanne verlängern. Nur so können wir verhindern, dass die alternde Gesellschaft zu einer alterskranken Gesellschaft wird. Dazu bedarf es Investitionen in die biologische Alternsforschung, allerdings steht dem die mangelnde Innovationsfreude der Pharmaindustrie entgegen – die lieber bereits vorhandene Wirkstoffe neuverpackt und minimal verbessert, statt ein ganz neues Medikament zu entwickeln, was risikoreich und kostspielig ist.“

Im CECAD Exzellenzcluster arbeiten über 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dem Ziel entgegen, die Ursachen des Alterns zu erforschen, um altersbedingten Erkrankungen vorbeugen zu können. Prof. Schumacher, geschäftsführender Direktor des CECAD Forschungszentrums und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Alternsforschung, ist besonders daran gelegen, auch der Allgemeinheit in verständlicher und

zugänglicher Form Einblicke in das Wissen um die Ursachen des Alterns und in die Zukunftsperspektiven einer gesund alternden Gesellschaft zu geben.

„Das Geheimnis des menschlichen Alterns: Die überraschenden Erkenntnisse der noch jungen Alternsforschung“ erscheint am 18. Mai 2015 im Blessing Verlag.

Kontakt:
Prof. Dr. rer. nat. Björn Schumacher
Exzellenzcluster CECAD
Universität zu Köln
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Astrid Bergmeister MBA
Leiterin CECAD PR & Marketing
Universität zu Köln
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Weitere Informationen:
http://www.cecad.uni-koeln.de

Quelle: idw

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Neue Studie: Testosteron ist besser als sein Ruf – es fördert auch soziales Verhalten

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

Dass eine hohe Konzentration von Testosteron im Blut den Menschen aggressiv macht, ist eine bekannte Tatsache. Neu ist, dass das männliche Sexualhormon auch soziales Verhalten fördert. Den Einfluss von Testosteron auf das menschliche Sozialverhalten hat Luise Reimers, Doktorandin im Forschungsteam von Jun.-Prof. Dr. Esther Diekhof (Arbeitsgruppe Neuroendokrinologie in der Abteilung Humanbiologie am Biozentrum Grindel der Universität Hamburg) untersucht. Das Ergebnis der Studie wurde jetzt im Schweizer open access-Journal „Frontiers in Neuroscience“ veröffentlicht.

Testosteron ist bekannt für seinen Einfluss auf das Verhalten in Situationen von Konkurrenz bzw. Wettbewerb und Bedrohung, und man verbindet mit dem Hormon eher negative Eigenschaften wie erhöhte Aggressionsbereitschaft, Dominanz oder unsoziales Verhalten. Obwohl es auch Studien gibt, die einen prosozialen Effekt von Testosteron nachweisen konnten, wurden bisher Faktoren wie „Gruppenzugehörigkeit“ nicht in Testosteron-Verhaltensstudien einbezogen. Daher hat die Nachwuchswissenschaftlerin erforscht, inwiefern Testosteron das Verhalten während einer Konkurrenzsituation zwischen Gruppen beeinflusst.

Bei der Studie wurden 50 männliche Fußballfans getestet, die am PC ein sogenanntes Gefangenendilemma spielen mussten. Das Gefangenendilemma wird in der Verhaltensforschung angewendet, um Altruismus (Selbstlosigkeit) in Form von kooperativem Verhalten bzw. Egoismus zu erforschen. Bei dem Spiel wird untersucht, inwieweit die Spielerinnen und Spieler nur ihren eigenen Nutzen maximieren oder auch die Interessen anderer in ihre Entscheidungen mit einbeziehen und mit ihnen kooperieren. In dieser Studie wurde die körpereigene Testosteronkonzentration anhand von Speichelproben gemessen, die am Morgen des Testtages abgegeben wurden.

Die Fußballfans spielten das Gefangenendilemma auf zweierlei Weise: Zum einen sollten sie für sich selbst Punkte sammeln. Zum anderen gab es einen Wettbewerb, bei dem sie in der Gruppe gegen Fans der anderen Vereine spielen sollten und am Ende der Verein gewann, der als Gruppe die meisten Punkte hatte – die Teilnehmer mussten also zwischen persönlichem Gewinn und dem Erfolg ihrer Gruppe abwägen.

Die Daten zeigten, dass Testosteron bei Männern z.B. den Verzicht auf persönliche Vorteile zum Wohle der eigenen Gruppe oder eine erhöhte Kooperationsbereitschaft gegenüber eigenen Gruppenmitgliedern fördert. Dies galt vor allem in Situationen, bei denen sie sich für die eigene Gruppe einsetzen und gegen andere behaupten mussten.

Für Rückfragen:
Luise Reimers
Universität Hamburg
Biozentrum Grindel und Zoologisches Museum
Tel.: 040 42838-9213
E-Mail: luise.reimers@uni-hamburg.de

Zum Original-Artikel:
http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fnins.2015.00183/full

Quelle: idw

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DBU: Outdoorkleidung soll umweltfreundlicher werden

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Uni Bremen ermittelt mit DBU-Förderung Gefahrenpotenziale von Chemikalien in Textilien

Bremen. Der Frühling lockt Naturfreunde wieder an die frische Luft. Und die wollen für jede Wetterlage mit schmutzabweisender, wasserdichter und atmungsaktiver Kleidung gut ausgerüstet sein. Doch deren Produktion hat ihren Preis: „Diese Eigenschaften werden standardmäßig durch Fluorkohlenstoffverbindungen erreicht, die in die Umwelt gelangen, schwer abbaubar sind und sich in Organismen anreichern können. Den Herstellern von Outdoortextilien fehlen häufig fundierte Kriterien, um umweltfreundlichen Alternativen den Vorzug geben zu können“, sagt Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Um das zu ändern, fördert die DBU fachlich und mit knapp 300.000 Euro ein Forschungsprojekt am Zentrum für Umweltforschung und nachhaltige Technologien (UFT) der Universität Bremen. Als Entscheidungshilfe für die Textilienhersteller, vertreten durch den Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie (BSI), sollen die Umweltgefahren ermittelt und Alternativen zusammengeführt und untersucht werden.

„Sport-, Outdoortextilien und Berufsbekleidung haben häufig wasser-, öl- und schmutzabweisende Eigenschaften, die mit speziellen Fluorkohlenstoffverbindungen erzeugt werden. Neben diesen gewollten Eigenschaften sind viele Vertreter dieser Substanzklasse aber auch giftig, schwer abbaubar, verbleiben sehr lange in der Umwelt und reichern sich in Organismen an“, erklärt Projektleiter Dr. Stefan Stolte vom UFT. Zu dieser Gruppe gehöre auch die Perfluoroctansäure, die seit kurzem als besonders besorgniserregend eingestuft werde. Deshalb suchten die Sportartikelhersteller nach Alternativen. Diese Alternativchemikalien, die imprägnierend wirken und umwelt- und gesundheitsverträglich sind, will Stolte zusammen mit seinen Kollegen Dr. Marianne Matzke und Sonja Faetsch am UFT untersuchen.
Dafür sollen in Outdoor-Kleidung angewendete Textilveredelungschemikalien ausgewählt und ihre Umweltgefahrenpotenziale untersucht werden. „Als möglichen Ersatz untersuchen wir unter anderem fluorfreie Alternativstoffe“, sagt Stolte. Die Molekülstrukturen und physikalisch-chemische Eigenschaften werden erste Rückschlüsse zu möglichen human- und ökotoxikologischen Wirkungen erlauben.
Danach werden unterschiedliche Textilchemikalien in (öko-)toxikologischen Tests experimentell untersucht. Stolte: „Das ist die Voraussetzung dafür, die umwelt- und gesundheitsschädliche Wirkung der einzelnen Substanzen in den Textilien beurteilen zu können.“ Die in dem Projekt zusammengetragenen und ermittelten Daten zu den Gefahrenpotenzialen der Textilchemikalien sollen so aufbereitet werden, dass sie vor allem ohne fachlich-ökotoxikologisches Wissen als Entscheidungshilfe für die Auswahl der Textilien genutzt werden können. Dieser Prozess wird durch das Umweltbundesamt (UBA) als begleitender Partner unterstützt.

„Das Ziel besteht darin, den Herstellern von Outdoor-Produkten wissenschaftlich belegbare Entscheidungskriterien an die Hand zu geben, damit sie umweltgefährdende Chemikalien in Textilien durch gesundheits- und umweltverträgliche Alternativen ersetzen können“, sagt Dr. Maximilian Hempel, DBU-Referatsleiter für Umweltchemie. Somit verspreche das Projekt ein erhebliches Umweltentlastungspotenzial, indem die giftigen und umweltgefährdenden Chemikalien aus der Kleidung möglichst verbannt werden.

Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/123artikel36120_335.html

Quelle: idw

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Jeder fünfte Arbeitnehmer leidet unter gesundheitlichen Stressfolgen

Miriam Kaufmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
SRH FernHochschule Riedlingen

Die gesellschaftliche Aufmerksamkeit für die Gesundheit am Arbeitsplatz, insbesondere für psychische Erkrankungen, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die SRH Fernhochschule beschäftigt sich auf vielfache Weise mit dieser Thematik.

Ob das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, die Krankenkassen oder die Weltgesundheitsorganisation WHO, sie skizzieren seit Jahren eine Zunahme an Arbeitsunfähigkeit durch psychische Erkrankungen, hervorgerufen durch den Job. Laut einer Prognose der WHO werden die durch Arbeit verursachten Erkrankungen, insbesondere Depressionen, 2020 die zweithäufigste Krankheitsursache der Welt sein. Und die Technische Universität Dresden sagt voraus, dass mehr als jeder dritte EU-Bürger mindestens einmal im Jahr an einer arbeitsbedingten psychischen oder neurologischen Störung leiden wird. Höchste Zeit also, zu reagieren.

Bereits seit 2013 bietet die SRH Fernhochschule den Bachelor-Studiengang Prävention und Gesundheitspsychologie an und trägt so dazu bei, die zukünftigen Fachkräfte für das Thema der (psychischen) Gesundheit am Arbeitsplatz zu sensibilisieren. Im kommenden Herbst erweitert sie ihr Studienangebot um den gleichnamigen Studiengang mit einem Abschluss Master of Science – eine zukunftsträchtige Neuerung vor dem Hintergrund der zunehmenden Relevanz der (psychischen) Gesundheit im Arbeitsplatz. Und Studierende der Hochschule entwickeln aktuell gemeinsam mit dem Seniorenzentrum Konrad-Manopp-Stift Riedlingen ein betriebliches Gesundheitsmanagement.

Wie groß das Interesse der Öffentlichkeit ist, sich intensiv mit Fragen und Lösungen der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz auseinanderzusetzen, konnte die SRH Fernhochschule erst kürzlich erfahren. In Zusammenarbeit mit den Freunden & Förderern der SRH Fernhochschule Riedlingen veranstaltete sie unter dem Motto „Gesundheit – Arbeit – BGM (Betriebliches Gesundheitsmanagement)“ einen mehrtägigen Workshop. Bereits weit im Voraus war dieser ausgebucht. Die Stiftung Kulturverrückt führte zum Auftakt der Veranstaltung mit ihrem Theaterstück „Totalausfall“ vor Augen, wie persönliche, private, gesellschaftliche und berufliche Faktoren in den seelischen Zusammenbruch führen können – Eine „sehr gelungene Einstimmung in die Thematik“ urteilten die Workshopteilnehmer. Experten der Kooperationspartner Pfalzklinikum Klingenmünster, Stiftung Kulturverrückt, OPINIO Forschungsinstitut, Metropolregion Rhein-Neckar, BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER sowie der SRH Fernhochschule hielten Fach- und Impulsvorträge. Unter anderem wurde über „Erschöpfung – Burnout – Depression: Gesellschaftspolitscher Zeitgeist oder seelische Erkrankung?“ und „Verhaltenspräventive Ansätze der Initiative Gesunde Unternehmen“ referiert. In Workshops erarbeiteten die Teilnehmer – darunter Personalmanager, Führungskräfte, Mitarbeiter mit Personalverantwortung, Personal- und Organisationsentwickler sowie Coaches – Handlungsstrategien für (ihr) Unternehmen. In einer Abschlussdiskussion wurden die Ergebnisse zusammengetragen und erörtert.

Das große Interesse und die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer – „sehr gut vorbereitete Vorträge, tolles „Ausholen“ ins Thema über das professionelle Theaterstück, sehr kurzweilige Veranstaltung“ – bestätigen die SRH Fernhochschule darin, ihre Aktivitäten für das Thema psychische Gesundheit am Arbeitsplatz weiter zu verfolgen.

Weitere Informationen:
http://www.fh-riedlingen.de

Quelle: idw

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Pfiffige Fische rund um Mallorca

Saskia Donath Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

… und die Fischer gucken in die Röhre bzw. auf die regungslose Pose

Um angesichts der weltweiten Überfischung der Ozeane den Zustand der Fischbestände abzuschätzen, werden häufig Fangdaten herangezogen. Die Annahme ist: Je weniger die Fischer in einer gewissen Zeitspanne fangen, desto kleiner der Bestand. Die Wissenschaftler Dr. Josep Alós und Prof. Dr. Robert Arlinghaus vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei und der Humboldt-Universität zu Berlin konnten nun mittels Unterwasservideotechnik zeigen, dass bestimmte Fischarten in befischten Fanggründen viel schlechter an den Haken gehen als in Meerschutzgebieten, obwohl sich überall ähnlich viele Tiere tummeln. Das Ergebnis stellt das Fischbestandsmonitoring und die nach hohen Fängen strebenden Angler und Fischer vor Herausforderungen.

Mallorca ist gerade unter Deutschen als Urlaubsparadies beliebt. Dichtgepackt liegen die sonnenhungrigen Gäste an den Stränden oder genießen den Bootsausflug vor der Felsküste. Für die meisten unbemerkt vollzieht sich vor „Ballermanns Küste“ in der Fischwelt gleichzeitig ein interessantes Phänomen – ein Wettstreit zwischen schlauen Fischen und fanghungrigen Fischern ist entbrannt.

Im Rahmen eines von der Europäischen Union geförderten Forschungsprojekts untersuchen der spanische Wissenschaftler Josep Alós in Kooperation mit dem Halbspanier und Fischereiprofessor Dr. Robert Arlinghaus vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei und der Humboldt-Universität zu Berlin seit mehreren Jahren die mallorquinischen Kleinfischbestände. Konkret untersuchen die beiden Forscher, wie die Fische auf Befischung und Unterschutzstellung reagieren. Im Jahre 2013 stellten die Forscher unter Rückgriff auf standardisierte Angelmethoden fest, dass kleinräumige Meeresschutzgebiete im Vergleich zu stark von Anglern frequentierten Gebieten vermeintlich höhere Fischbestände und größere Fische beherbergen. Eine nun im renommierten Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences publizierte Folgestudie, die neben dem Angeln auch auf Unterwasservideos als Bestandserhebungsmethode zurückgriff, stellt dieses frühen Ergebnisse in Frage. Der Grund sind clevere Fische, die sich effektiv den Nachstellungen der Angler entziehen, ohne dass die Bestände rückläufig sind.

Wo viele Angler sind vermeidet der Schriftbarsch den Haken
Das Forscherteam untersuchte zwei mallorquinische Fischarten. Beide haben die gleiche Größe und denselben Lebensraum, unterscheiden sich jedoch in ihren Ernährungsgewohnheiten. Der Schriftbarsch ist ein Fleischfresser. Auf seinem Speiseplan stehen kleine Fische und Krebse, während sich die Ringelbrasse maßgeblich von nicht mobilen Algen und Muscheln ernährt. Die Brasse kann es sich also leisten, vorsichtig die vermeintliche Nahrung zu inspizieren. Für den Schriftbarsch wäre ein solches Verhalten evolutionärer Selbstmord – wartet ein Tier zu lange, schwimmt die Beute einfach davon. Das Resultat ist, dass der Schriftbarsch viel aggressiver ist als die Ringelbrasse, doch gibt es auch innerhalb der Arten unterschiedliche Charaktere, die sich besser oder schlechter fangen lassen. Und das hat Folgen für die Fänge der Angler.

Die Forscher untersuchten 54 Testgebiete. Diese wurden so ausgewählt, dass sie den gleichen Lebensraum wiederspiegeln, sich aber in der Intensität der Nutzung durch Angler unterscheiden. Die Wissenschaftler ermittelten mittels Videoaufnahmen, wie die Fische auf einen mit einem Köder bestückten Angelhaken reagieren. Um die Empfänglichkeit für Befischung zu beurteilen, maßen sie die Zeit vom Erscheinen des Fisches im Kameraausschnitt bis zum Biss an einem von fünf Ködern. Gleichzeitig wurden die Fische gezählt und so ihre Häufigkeit ermittelt.

Beim Schriftbarsch war ein ausgeprägter Zusammenhang zwischen der Angelintensität in einem Gebiet und dem Verhalten gegenüber den Ködern nachzuweisen: Während die Schriftbarsche in Meeresschutzgebieten aggressiv die Köder attackierten, taten sie das in den befischten Gebieten kaum mehr. Die Ringelbrasse hingegen war in allen Testgebieten vergleichbar schlecht fangbar. Eine mögliche Erklärung ist, dass die aggressivsten Fleischfresser unter den Schriftbarschen mit der Zeit aus dem Bestand ausselektiert wurden und nur diejenigen überlebten, die Gene für Vorsichtigkeit in sich trugen. Diese konnten sich in der Folge ungestört vermehren und haben so zur fischereilichen Selektion auf „Unfangbarkeit“ beigetragen. Eine andere Erklärung ist schlicht die mit der Zeit gesammelte Einsicht, dass bestimmte Köder für die Fische gefährlich sind. Allerdings hätten dann auch die Ringelbrasse eine Verhaltensreaktion auf Beangelung zeigen müssen. Diese zeigten sich jedoch von der Befischung vollständig unbeeindruckt.

Die Fangraten bilden nicht den Zustand der Fischbestände ab
Obwohl die Fangrate der Schriftbarsche in den befischten Gebieten nur etwa halb so groß war wie in den Meeresschutzgebieten – unter Wasser tummelten sich in allen Gebieten ähnlich viele Fische. Die Meeresschutzgebiete hatten also höchstens eine Schutzfunktion für den Erhalt bestimmter Fischverhaltenstypen innerhalb einer Art, einen Effekt auf die Häufigkeit der Tiere hatten sie hingegen nicht, ganz im Gegensatz zu den Rückschlüssen der Forscher in ihrer ersten Studie aus dem Jahre 2013. Die Fangraten waren in den Schutzgebieten nur deswegen höher, weil die Schriftbarsche weniger scheu waren, nicht weil sie in Schutzgebieten häufiger waren. Die in den befischten Arealen verbliebenden Tiere schlugen dem angebotenen Haken schlicht ein Schnippchen.

„Die Ergebnisse lassen vermuten, dass in stark befischten Gebieten die Fangraten einiger Fische stark zurückgehen können, ohne dass die Fischbestände proportional sinken“, kommentiert der Erstautor Josep Alós. „Alarmierende Meldungen über dramatisch rückgehende Fischbestände im Zeitverlauf, die auf reinen Fangdaten beruhen, wie zum Beispiel aus der Langleinenfischerei bei Thunfischen, Dorschen oder Schwertfischen, könnten ihre Ursache auch in steigender Hakvermeidung der über mehrere Generation befischten Populationen haben. Wir müssen unsere Bestandserhebungsmethoden auf den Prüfstand stellen und das sich rasch anpassende Fischverhalten in die Studienschlussfolgerungen einbeziehen. Vielleicht beherbergen befischte Gebiete mehr Fische als wir manchmal glauben“, so das Fazit von Professor Dr. Robert Arlinghaus.

Quellen (download unter www.besatz-fisch.de)

Alós, J., Arlinghaus, R. (2013).Impacts of partial marine protected areas on coastal fish communities exploited by recreational angling. Fisheries Research, 137: 88 – 96.

Alós, J., Palmer, M., Trías, P., Díaz-Gil, C., Arlinghaus, R. (2015). Recreational angling intensity correlates with alteration of vulnerability to fishing in a carnivorous coastal fish species. Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences, 72: 217-225.

KONTAKT
Dr. Josep Alós
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
alos@igb-berlin.de

Weitere Informationen:
http://www.igb-berlin.de

Quelle: idw

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Koalas ernähren sich eigenartig – aber haben sie auch eigenartige Bakterien?

Saskia Donath Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Koalas ernähren sich fast ausschließlich von Eukalyptusblättern. Benötigen sie deshalb spezifische Mikroorganismen, die ihnen bei der Verdauung ihrer Nahrung helfen? Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) haben die Zusammensetzung von Bakteriengemeinschaften in verschiedenen Verdauungsorganen untersucht. Sie fanden bei Koalas jedoch keine ungewöhnlichen oder speziellen Mikrobengemeinschaften, wenn sie diese mit jenen anderer Säugetiere verglichen.

Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass nichtinvasive Proben wie z.B. Kotproben, die üblicherweise zur Untersuchung der Zusammensetzung von Mikrobengemeinschaften verwendet werden, wohlmöglich keine präzise Beschreibung des Darmmikrobioms des Wirtes liefern. Die Studie wurde nun in dem wissenschaftlichen Fachmagazin „Scientific Reports“ veröffentlicht.

Der Koala (Phascolarctos cinereus) ist ein baumbewohnendes Beuteltier, welches eine einzigartige Ernährungsweise hat, die fast ausschließlich aus Eukalyptusblättern besteht. Das Blattwerk des Eukalyptusbaumes gilt eigentlich als sehr ungünstige Nahrung, da es nicht nur nährstoffarm ist, sondern auch viele Verbindungen enthält, die für die meisten Tiere giftig sind. Es wird angenommen, dass Bakterien eine wichtige Rolle bei der Verdauung von Eukalyptusblättern spielen. Dennoch ist nicht bekannt, ob eine so exklusive Ernährungsweise die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaften, oder Mikrobiome, bei Koalas beeinflusst.

Ein internationales Team von Wissenschaftlern der Abteilung für Wildtierkrankheiten des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin, der University of the Sunshine Coast (Australien), der University of Illinois at Urbana-Champaign (USA) und des Tiergarten Schönbrunn in Wien haben das Koala-Mikrobiom mittels DNA-Sequenzierung (Next Generation Sequencing) charakterisiert. Die Forscher fanden heraus, dass sich das orale sowie das Darmmikrobiom von Koalas ähnlich zusammensetzen wie die Mikrobiome der gleichen Körperregionen anderer Säugetierarten. Folglich scheint die einzigartige Ernährungsweise der Koalas die Mikrobengemeinschaften in den Verdauungsorganen nicht zu beeinflussen. Des Weiteren wurden Rektalabstriche und Kotproben zum ersten Mal mittels Hochdurchsatzsequenzierung verglichen, um zu prüfen, ob diese Probentypen das Koala-Darmmikrobiom gleichwertig beschreiben. Rektalabstriche enthielten die gesamte Vielfalt der auch in Kotproben enthaltenen Bakterien und noch zusätzliche Gattungen bzw. Arten. Dies deutet darauf hin, dass Bakteriengemeinschaften im Kot lediglich einen Bruchteil der komplexen darmbewohnenden Mikrobengemeinschaften repräsentieren. Darüber hinaus wurden die Kotmikrobiome der in Gefangenschaft gehaltenen Koalas mit vorhandenen Daten von wilden Koalas verglichen, um zu testen, ob die Gefangenschaft wesentliche Veränderungen im Koala-Mikrobiom hervorruft. Da sich laut den Ergebnissen die Profile der gefangenen und wilden Koalas ähnelten, scheint die Gefangenschaft die mikrobielle Gesundheit von Koalas nicht zu beeinträchtigen.
Auch das Mikrobiom der Koala-Augen wurde untersucht, da Koalas häufig unter Augenkrankheiten leiden, die durch Chlamydieninfektionen verursacht werden. Die Ergebnisse zeigten eine sehr vielfältige Mikrobengemeinschaft, ähnlich den Augenmikrobiomen anderer Säugetierarten. Dabei traten jedoch Bakterien einer bestimmten Familie, die bei anderen Säugetieren nicht beobachtet wurde, in ungewöhnlich hoher Zahl auf. Um festzustellen, ob dies die Anfälligkeit von Koalas für Chlamydieninfektionen bedingt, sind weitere Untersuchungen notwendig.
Dies ist die erste Studie, welche die Zusammensetzung des Augenmikrobioms einer nichtmenschlichen Säugetierart mithilfe von Hochdurchsatzsequenzierung beschreibt. Sie zeigt den gesunden Grundzustand des Koala-Auges, mit welchem künftig die Mikrobiome von Krankheitszuständen verglichen werden können.

Publikation:
Alfano N, Courtiol A, Vielgrader H, Timms P, Roca AL, Greenwood AD (2015): Variation in koala microbiomes within and between individuals: effect of body region and captivity status. SCI REP. Doi: 10.1038/srep10189.

Kontakt:
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
Alfred-Kowalke-Str. 17
10315 Berlin

Niccolò Alfano
Tel.: +49 30 5168-455
alfano@izw-berlin.de

Steven Seet
Tel.: +49 30 5168-125
seet@izw-berlin.de

Weitere Informationen:
http://www.izw-berlin.de

Quelle: idw

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Wo leben die glücklichsten Kinder?

Dr. Dirk Frank Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Children’s Worlds Studie veröffentlicht Ergebnisse

FRANKFURT/LONDON/ZÜRICH. Mehr als 50.000 Kinder wurden in 15 verschiedenen Ländern zu Erfahrungen, Perspektiven und Wohlbefinden befragt. Die Children’s Worlds Studie, in der Acht- bis Zwölfjährige in so unterschiedlichen Ländern wie Nepal und Norwegen, Äthiopien und Israel oder Deutschland und Südkorea direkt befragt wurden, ist bislang einzigartig. Der Bericht, der heute veröffentlicht wird, bringt wichtige Erkenntnisse, die zur Verbesserung der Lebenssituation von Kindern auf der ganzen Welt genutzt werden können. Die Jacobs Foundation hat dieses fortlaufende, internationale Projekt während der letzten drei Jahre gefördert.

Kinder erleben große Unterschiede. In europäischen Ländern sind sie zufriedener mit ihren Freundschaften, während Kinder aus afrikanischen Ländern tendenziell glücklicher mit ihrem Schulleben sind. Kinder in nordeuropäischen Ländern hingegen sind insbesondere unzufrieden mit ihrem Aussehen und ihrem Selbstbewusstsein. Die Mehrheit der 53.000 befragten Kinder in allen 15 Ländern bewertet ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala von null bis zehn in der Gesamtheit als positiv. Allerdings variiert der prozentuale Anteil der Kinder mit sehr hohem Wohlbefinden: Demnach rangieren die Türkei mit 78 % sowie Rumänien und Kolumbien mit 77 % ganz vorne, während in Südkorea nur 40 % ein hohes Wohlbefinden haben. Der Prozentsatz des niedrigen Wohlbefindens liegt bei 2 % in Rumänien und Kolumbien und wiederum bei über 7% in Südkorea und Südafrika.

Das Wohlbefinden der Kinder in Deutschland Für die deutschen Ergebnisse hebt Studienleiterin Sabine Andresen von der Goethe-Universität Frankfurt hervor: „Kinder in Deutschland sind im hohen Maße mit ihren Freundinnen und Freunden zufrieden. Mit Blick auf die Erwachsenen ist ihnen wichtig, dass sie ernst genommen und einbezogen werden. Generell sinkt das Wohlbefinden bei den Zwölfjährigen, vor allem Mädchen sind weniger zufrieden mit ihrem Aussehen. Im Vergleich zu anderen Ländern zeigt sich außerdem, dass Kinder in Deutschland weniger über ihre Rechte und die Kinderrechtskonvention wissen.“ Neben diesen Ergebnissen gibt die Studie auch Auskunft über grundlegende Aspekte wie Familie, Freundschaften, Geld und Besitz, Schulleben, Wohnumgebung, Freizeit und Zeitnutzung, persönliches Wohlbefinden und Kinderrechte. Hiermit liegen wichtige Informationen für Politik, Pädagogik und Wissenschaft vor.

Simon Sommer, Head of Research bei der Jacobs Foundation, betont die Bedeutung für die verschiedenen Handlungsfelder: „Wir sind hocherfreut, den ersten Bericht dieser neuen internationalen Studie vorzustellen. Die Stiftung ist stolz darauf, ein Teil davon zu sein, komplexe Forschung zugänglicher zu machen und dem Ziel eines besseren Verständnisses der kindlichen Lebenswelt durch die eigene Perspektive der Kinder, einen Schritt näher gekommen zu sein. Durch innovative Forschungsprojekte wie dieses möchten wir den Transfer von Forschung in die Praxis stärken und Impulse für politische Entscheidungsträger und Vertreter der Gesellschaft liefern.“ Die Ergebnisse bieten vielfältige Einsichten in globales Kinderleben.

Alters- und Geschlechterunterschiede
In Europa und Südkorea verringert sich das Wohlbefinden von Kindern zwischen zehn und zwölf Jahren, während in anderen Ländern, wie zum Beispiel Israel und Äthiopien, keine Altersunterschiede sichtbar wurden. Das Geschlecht beeinflusste zwar nicht die Gesamtzufriedenheit, aber es wurden signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern bezüglich der Zufriedenheit mit dem eigenen Körper, Aussehen und Selbstbewusstsein in Europa und Südkorea aufgedeckt, die so in weiteren asiatischen, afrikanischen oder südamerikanischen Ländern nicht vorherrschen.

Mit wem Kinder zusammen wohnen
Auch die Wohn- und Familienformen sind international vergleichend interessant: Während mehr als die Hälfte der Kinder in Nepal (61 %) in einem Haushalt, der aus mindestens einem Elternteil und einem Großelternteil besteht, wohnen, berichten in England, Norwegen und Israel weniger als 10 % von einem Drei-Generationen-Haushalt. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass Kinder einiger europäischer Länder zwei Wohnsitze als ihr Zuhause bezeichnen. Dies trifft auf über 10 % der Kinder in Norwegen, England und Estland zu – solch ein Familienmodell ist nur selten in anderen Ländern dieser Studie aufzufinden.

Hausaufgaben in Estland – sich um Geschwister kümmern in Nepal
Zwischen den Ländern wurden beachtliche Unterschiede gefunden, auf welche Weise Kinder ihre Zeit verbringen. Zum Beispiel bringen Kinder in Estland mehr Zeit für ihre Hausaufgaben auf als in Südkorea und England. Kinder in Polen, Norwegen und Israel widmen sich eher sportlichen Aktivitäten. Kinder in einigen Ländern, einschließlich Algerien, Nepal und Südafrika, verbringen hingegen sehr viel mehr Zeit damit, sich um ihre Geschwister oder andere Familienmitglieder zu kümmern als in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Deutschland, in der Türkei und in Südkorea.

Kinderrechte
Abschließend ist auf große Unterschiede bezüglich des Wissens und der Umsetzung der Kinderrechte innerhalb der 15 Länder hinzuweisen. Mehr als drei Viertel (77 %) der Kinder in Norwegen äußerten, dass sie die Rechte von Kindern kennen im Vergleich zu 36 % der Kinder im Vereinigten Königreich. Darüber hinaus stimmten 84 % der Kinder in Norwegen zu, dass Erwachsene in ihrem Land die Rechte von Kindern respektieren im Vergleich zu weniger als 50 % der Kinder in sieben anderen Länder. Asher Ben-Arieh (Jerusalem), einer der Untersuchungsleiter und der Vorsitzende der International Society of Children’s Indicators, bemerkt: „Dieser Bericht ist der Höhepunkt vieler Jahre Arbeit an einem vertieften Verständnis für die Perspektive von Kindern, über ihre Lebenswelt und ihr Wohlbefinden. Die Studie „Children’s Worlds“ füllt eine Lücke der internationalen Forschung. Unsere Arbeit beweist, dass es möglich und wertvoll ist, Kinder zu fragen, was sie von ihrem Leben halten. Wir möchten den 53.000 Kindern der 15 Länder, die bislang an dem Forschungsprojekt mitgewirkt haben, dafür danken, dass sie uns ihre Ansichten und Erfahrungen mitgeteilt haben. Die Ergebnisse zeigen große Unterschiede zwischen den Ländern, aber auch innerhalb der einzelnen Länder. Der Bericht beinhaltet wichtige Botschaften für Entscheidungsträger, Praktiker, Eltern und all diejenigen, die sich mit der Verbesserung der Lebensqualität von Kindern beschäftigen.“

Ergebnisse des Berichts werden heute der Versammlung des Europäischen Parlaments in Brüssel und im Laufe des Jahres 2015 auf vielen Konferenzen weltweit präsentiert. Dies ist der erste Bericht der gegenwärtigen Befragungswelle. Innerhalb dieser Welle nehmen noch weitere fünf Länder an der Studie teil. Im Laufe des Jahres werden weitere Berichte, einschließlich Befunde für achtjährige Kinder, veröffentlicht.

Weitere Informationen
Bei Rückfragen oder Anfragen zur internationalen Erhebung: www.isciweb.org Asher Ben-Arieh, Hebrew University of Jerusalem: asher@haruv.org.il

Bei Rückfragen oder Anfragen zur deutschen Erhebung: Sabine Andresen, Goethe-Universität Frankfurt: S.Andresen@em.uni-frankfurt.de; Johanna Wilmes, Goethe-Universität Frankfurt: wilmes@em.uni-frankfurt.de

Weitere Informationen:
http://www.isciweb.org Children’s Worlds

Quelle: idw

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„Mit einem roten Kleid wäre das nicht passiert“

Lisa Dittrich Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

Psychologen aus Gießen und Bradford erklären die Farbverwirrung um #TheDress

Ein Schnappschuss, auf dem ein spitzenbesetztes Kleid zu sehen ist, hat vor einigen Wochen weltweit in den sozialen Netzwerken für Kopfzerbrechen gesorgt. Warum sehen die einen ein blau-schwarzes, die anderen dagegen ein weiß-goldenes Kleid? Wahrnehmungspsychologen und -psychologinnen der Universitäten Gießen und Bradford sind der Frage in einem Experiment nachgegangen. Ein Ergebnis: „Mit einem roten Kleid wäre das nicht passiert“, sagt Prof. Dr. Karl Gegenfurtner, Abteilung Allgemeine Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Der Grund für die Farbverwirrung liegt in der insgesamt bläulichen und gelblichen Färbung des Bildes. Die Forschungsergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Current Biology“ veröffentlicht.

Das Team, zu dem auch Prof. Dr. Marina Bloj von der Universität Bradford gehörte, fand heraus, dass alle Versuchspersonen im Grunde ähnliche Farbtöne sehen, die sich nur in der Helligkeit unterscheiden. Die wahrgenommen Farben reichen von einem sehr hellen (fast weißen) Hellblau bis zu leuchtendem Mittelblau, von Gelb und Gold bis zu einem sehr dunklen (fast schwarzen) Braun. Dabei sind die Übergänge fließend: Weder die Weiß-Gold- noch die Blau-Schwarz-Seher sind homogene Gruppen. Die wahrgenommen Farben haben dabei etwas gemeinsam: Sie befinden sich im Farbkreis auf der sogenannten Tageslichtachse. Je nach Stand der Sonne tendiert das Tageslicht eher ins Bläuliche (mittags) oder ins Gelbliche (morgens und abends).

Menschen sind normalerweise in der Lage, den Einfluss von bläulichem oder gelblichem Licht unbewusst herauszufiltern, so dass alle dieselben Farben wahrnehmen. Dazu benötigen sie aber Anhaltspunkte, also Farben, die abseits der Tageslichtachse liegen. Grüne oder rötliche Akzente fehlen bei #TheDress, wie das Kleid in den sozialen Netzwerken genannt wurde, aber völlig. Das Foto liefert damit keine Informationen über die Beleuchtungsverhältnisse. „Der Farbton hängt in der Wahrnehmung der einen Fraktion damit zusammen, dass ein weißes Kleid kühlem bläulichem Licht ausgesetzt wurde“, erklärt Prof. Gegenfurtner. „Genauso gut könnte es aber ein blaues Kleid sein, das mit warmem Licht überbelichtet wurde.“ Dass es sich, wie mittlerweile hinlänglich bekannt ist, tatsächlich um ein blau-schwarzes Kleid handelte, ist dabei Nebensache. Die Entscheidung für die eine oder andere Variante treffen die Betrachter nicht bewusst.

Dass Menschen Schwierigkeiten haben, Farben entlang der Tageslichtachse korrekt wahrzunehmen, wurde bereits in Studien belegt. So können Versuchspersonen selten ein komplett neutrales Grau am Bildschirm einstellen, das nicht entweder ins Bläuliche oder ins Gelbliche tendiert. Abweichungen in die grüne oder rote Richtung gibt es dagegen fast nie. So ist auch zu erklären, dass eine von dem Autorenteam vorgenommene rot-grüne Einfärbung des Kleides am Bildschirm zu keinerlei Wahrnehmungsunterschieden bei den Versuchspersonen führte.

Titel der Publikation:
Karl R. Gegenfurtner, Marina Bloj and Matteo Toscani: „The many colours of ‚the dress'“, Current Biology 25, R1-R3, June 15, 2015
DOI: 10.1016/j.cub.2015.04.043

Kontakt:
Prof. Dr. Karl Gegenfurtner
Abteilung Allgemeine Psychologie
Otto-Behaghel-Str. 10, 35394 Giessen
Telefon: 0641 99-26100
Mail: karl.r.gegenfurtner@psychol.uni-giessen.de

Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2015.04.043

Quelle: idw

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Metastudie: Die Bedeutung von Stromspeichern für die Energiewende

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Dass Stromspeicher eine Rolle in der Energiewende spielen werden, ist wenig umstritten. Doch die Aussagen der Fachwelt über Einsatzbedarf, Konkurrenzlösungen und Einsatzszenarien sind teils widersprüchlich. Die Fraunhofer-Institute UMSICHT und IWES haben daher relevante Studien zu den Themen Stromspeicher und Power-to-Gas untersucht. Die Metastudie umfasst die aktuelle Datenlage sowohl für verschiedene Energieausgleichsszenarien im Stromsystem wie auch zu Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit einzelner Speichertechnologien.

Die Stromerzeugung aus Sonne und Wind hat einen stetig steigenden Anteil am deutschen Strommix. Damit wächst ebenfalls der Bedarf an Technologien zum Ausgleich von Stromerzeugung und -nachfrage. Leistungsfähige Stromspeicher sind ein Baustein für eine stabile Energieversorgung der Zukunft. Jedoch ist fraglich welche Technologien rechtzeitig die nötige Marktreife erreichen, welche Rolle das Prinzip Power-to-Gas einnehmen könnte und welche Auswirkungen andere Flexibilitätsoptionen haben. Dazu zählen beispielsweise der Ausbau konventioneller Netze, der Bau von Gaskraftwerken, von Biogas und KWK-Anlagen oder der Einsatz von Elektroautos. Viele, zum Teil sehr widersprüchliche Antworten liefern eine nahezu unüberschaubare Anzahl an Studien. Die Wissenschaftler der Fraunhofer-Institute UMSICHT und IWES haben im Auftrag des Bundesministeriums für Energie und Wirtschaft mehr als 800 Studien auf Relevanz geprüft, über 400 davon detaillierter ausgewertet und die Ergebnisse zusammengeführt bzw. gegenübergestellt.

Neue Methode zur Auswertung der Studien
Um diese hohe Zahl an Studien beherrschen zu können, wurde eine mehrstufige Auswertesystematik genutzt. Dabei wurde insbesondere die Eignung einer Studie bezüglich ihrer Auswertbarkeit geprüft; hierzu mussten nicht nur Zielland und Aktualität gewährleistet, sondern auch die Transparenz gegeben sein, um die Studienergebnisse vergleichen zu können. Eine Befundintegration (Clusterung) erlaubte dann den systematischen Vergleich zwischen Studien ähnlicher Rahmenbedingungen. Mit dieser Methodik konnten 20 vorab definierte Leitfragen, die sich mit dem Ausgleichsbedarf, den Investitionskosten, der Wirtschaftlichkeit von Speichern, dem Potenzial von Großspeichertechnologien und der Power-to-Gas-Technologie, dem Strommarktdesign, den Stromüberschüssen sowie konkurrierenden Flexibilitätsoptionen beschäftigen, beantwortet werden. Die Studien zum zukünftigen Ausgleichbedarf in Spitzenlastzeiten sind sich einig, dass Bedarf besteht, jedoch mit Werten von drei bis 30 GW für 2020/2022 und 13 bis 50 GW in 2030 nicht über die absolute Menge an GW. Die Varianz der Ergebnisse ist dabei auf die zum Teil sehr komplexen und stark differierenden Annahmen und Randbedingungen der einzelnen Studien zurückzuführen, was zusätzlich die Vergleichbarkeit über die Studiengrenzen hinweg begrenzt.

Wirtschaftlichkeit von Stromspeichern
Das technische Ausbaupotenzial stellt bei Großspeichern theoretisch keinen limitierenden Faktor dar. Kavernen für Druckluftspeicher und geeignete Areale für Pumpspeicher sind ausreichend vorhanden, lokale Restriktionen sind für diese Technologien gut abschätzbar. Allerdings bleibt die Akzeptanz fraglich. Die ausgewerteten Studien lassen darauf schließen, dass unter heutigen Randbedingungen ein wirtschaftlicher Betrieb – im Rahmen des Day-Ahead-Spotmarkts und der Regelleistungsmärkte – nicht oder nur bedingt möglich ist. Für die Power-to-Gas-Technologie existiert grundsätzlich eine Vielzahl an Studien, die jedoch keine eindeutige Aussage über das wirtschaftliche Potenzial zulassen. Die wenigen verfügbaren Quellen zur Bereitstellung von Primärregelleistung weisen einheitlich einen zukünftigen wirtschaftlichen Betrieb für stationäre Batterien aus, was u. a. auf das deutliche Kostensenkungspotenzial von Lithium-Ionen-Batterien durch Massenfertigungseffekte und Weiterentwicklungen einzelner Komponenten zurückzuführen ist. Auch für andere Speichertechnologien prognostizieren die Studien mitunter große Kostensenkungspotenziale, jedoch sind diese Annahmen nicht immer transparent und nur schwer vergleichbar.

Klare Rahmenbedingungen wichtig
Die Antwort auf die Frage, ob eine Speichertechnologie wirtschaftlich betrieben werden kann, ist neben technologischen Aspekten zudem von den jeweiligen gesetzlichen bzw. regulatorischen Rahmenbedingungen abhängig. Was die Strommärkte betrifft, so fordern die Studien den gezielten Abbau von Markteintrittshemmnissen und in jüngeren Untersuchungen zudem die Schaffung eines einheitlichen Rechts unter Berücksichtigung der anderen Flexibilitätsoptionen. Stromspeicher sind ein notwendiger Baustein zur Bewältigung der Energiewende, die technologischen Potenziale sind vorhanden, der geeignete Rahmen sollte jetzt geschaffen werden.

Weitere Informationen:
http://www.umsicht.fraunhofer.de/de/presse-medien/2015/metastudie-energiespeiche… Pressemitteilung
http://www.umsicht.fraunhofer.de/content/dam/umsicht/de/dokumente/pressemitteilu… Abschlussbericht Metastudie Energiespeicher

Quelle: idw

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Y’amee®! Die App zur mobilen Konsumentenbefragung

Christian Colmer Pressestelle
ttz Bremerhaven

Überall und jederzeit: Das unabhängigen Forschungsinstituts ttz Bremerhaven bietet die App Y‘amee® [ˈjʌm.i] zur mobilen Konsumentenbefragung an. Die App generiert unmittelbares Verbraucherfeedback für Lebensmittel, Kosmetika und andere Konsumgüter sowie Dienstleistungen – ob unterwegs, auf Messen, in der Gastronomie oder als Home-use-Test.

Ganz bequem können Produkte überall beurteilt werden. Wie riecht und schmeckt ein Lebensmittel und wie fühlt sich eine Hautcreme an? Der Verbraucher gibt einfach und schnell seine Meinung zu ausgewählten Produkten ab. Direkt am Produkt wird so jederzeit und überall ein Feedback erstellt.

Unterstützt wird die Beurteilung durch Kommentarfunktionen, Foto- und Videoaufnahmen. Die im Rahmen der Tests erhobenen Daten werden dem Auftraggeber in Echtzeit zur Verfügung gestellt. Marketing und Produktentwicklung können so noch während der Testphase wichtige Erkenntnisse für die Produktoptimierung oder Markteinführung graphisch aufbereitet abrufen. Auch im B2B-Bereich oder innerhalb von Unternehmen kann die App eingesetzt werden. Die App lässt sich schnell und unkompliziert laden und wird über Apple iTunes (https://itunes.apple.com/de/app/y-amee/id906353053?mt=8) und Google Play https://play.google.com/store/apps/details?id=de.neusta.ms.yamee&hl=de) vertrieben.

Die von der Bremer Firma neusta mobile solutions GmbH (http://www.neusta-ms.de) programmierte Lösung, bestehend aus App und Serveranwendung, stellt eine Erweiterung der Markt- und Konsumentenforschung sowie der Produktentwicklung am ttz Bremerhaven dar. Das Forschungsinstitut entwickelt und optimiert Lebensmittel- und Kosmetikprodukte sowie deren Herstellungsverfahren. Auch die passende Analytik und Mikrobiologie gehören zum Angebot. Außerdem werden die dafür nötigen Anlagen und Verpackungen am ttz weiterentwickelt. Eine Übersicht der Leistungen im Bereich Lebensmittel finden Sie hier: http://www.ttz-bremerhaven.de/de/forschung/lebensmittel/fachkompetenzen.html

Im Sensoriklabor des ttz Bremerhaven wird durch Konsumententests die sensorische Akzeptanz von Produkten ermittelt. Dadurch wird das finanzielle Risiko bei der Markteinführung neuer Erzeugnisse reduziert. Zudem liefern die Aussagen von sensorisch trainierten Prüfern (Panelisten) den Unternehmen wichtige Anhaltspunkte für die Produktentwicklung, die Qualitätssicherung und das Marketing. Die Empfehlungen helfen Herstellern, den Vergleich mit Benchmark-Produkten realistisch einzuschätzen und gezielt Marktnischen zu besetzen.

Das ttz Bremerhaven ist ein unabhängiges Forschungsinstitut und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Experten-Team in den Bereichen Lebensmittel, Umwelt und Gesundheit. Seit mehr als 25 Jahren begleitet es Unternehmen jeder Größenordnung bei der Planung und Durchführung von Innovationsvorhaben und der Akquisition entsprechender Fördermittel auf nationaler und europäischer Ebene. http://www.ttz-bremerhaven.de

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Weitere Informationen:
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Quelle: idw

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Biokohle-Forscher tagten in Potsdam

Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.

„Mit Biokohle zu einer nachhaltigen Landwirtschaft“ – das ist das Motto eines internationalen Symposiums, das vom 28. bis 29. Mai 2015 in Potsdam stattfand. Seit ungefähr zehn Jahren wird Biokohle weltweit als das neue „Grün“ gehandelt und intensiv beforscht. Biokohle soll verarmte Böden fruchtbar machen, Kohlenstoff sequestrieren und umweltrelevante Emissionen aus der Landwirtschaft reduzieren. Was ist dran am „Wundermittel“ Biokohle? Diese Frage wurde in Potsdam von Wissenschaftlern aus 29 Ländern anhand aktueller Forschungsergebnisse intensiv diskutiert.

An Pflanzenkohle – auch Biokohle genannt – werden weltweit große Erwartungen geknüpft: Sie soll als Bodenhilfsstoff verarmte Böden fruchtbar machen, den in pflanzlicher Biomasse gebundenen Kohlenstoff dauerhaft im Boden festlegen und umweltrelevante Emissionen aus der Landwirtschaft reduzieren.

Die Beweggründe, sich mit der Verkohlung pflanzlicher Ausgangsstoffe und ihrer Nutzung in der Landwirtschaft zu befassen, sind jedoch weltweit unterschiedlich. Während in Europa intensiv über die mögliche Bedeutung von Biokohle zur Minderung von klimarelevanten Gasen diskutiert wird, stehen in anderen Regionen die bodenverbessernden Eigenschaften von Biokohle im Fokus, etwa um der zunehmenden Versalzung arider Gebiete vorzubeugen. Auch die Verwertungsmöglichkeit von Reststoffen aus der Agrarindustrie durch Verkohlung hat den Boom der Biokohle beflügelt. In Asien beispielsweise wird die Verbrennung von Reststoffen aus der Ölpalmindustrie zunehmend verboten, sodass alternative Verwendungsmöglichkeiten gesucht werden.

Auch das ATB forscht seit sechs Jahren an der thermochemischen Konversion von Biomasse zu Biokohle, sowohl um Reststoffe aus der Landwirtschaft sinnvoll zu verwerten als auch um Prozesse im Boden gezielt zu steuern, Ertragspotenziale auszunutzen und Emissionen in die Umwelt deutlich zu reduzieren. Ergebnisse aus zwei großen Forschungsverbünden des ATB werden im Rahmen des Symposiums vorgestellt und diskutiert.

„Es zeichnet sich ab, dass Ertragseffekte der Biokohle in gemäßigten Breiten nicht in gleichem Maße festzustellen sind, wie in den Tropen“, sagt ATB-Wissenschaftlerin Dr. Anja Sänger. Sie koordiniert das von der Leibniz-Gemeinschaft geförderte Verbundprojekt „Biochar in Agriulture – Perspectives for Germany and Malaysia“. Gemeinsam mit deutschen und malaysischen Partnern untersuchen die ATB-Forscher im Labor und im Feld die Wirkungen unterschiedlicher Biokohlen in gemäßigten Breiten und in den Tropen, um die relative Vorzüglichkeit von Biokohle ausloten zu können.

Als Rohstoffe für die Herstellung der Biokohlen eignen sich insbesondere Biomassen, die in der Landwirtschaft als Reststoffe anfallen. Im gerade abgeschlossenen Projekt APECS (Anaerobe Konversion von Biomassen zu hochwertigen Energieträgern und Kohlenstoffsenken) wurden am ATB verschiedene Verfahren der Verkohlung von Gärresten aus der Biogasproduktion untersucht. Die Einsetzbarkeit und Wirkungen der verschiedenen Biokohlen im Agrarökosystem ist Gegenstand aktueller Untersuchungen.

Die Produktion von Biokohle kann mit dem Verfahren der Pyrolyse (unter Luftabschluss bei Temperaturen zwischen 350° und 1000 °C) bzw. durch hydrothermale Carbonisierung (HTC) erfolgen (Zugabe von Wasser, bei Drücken von ca. 20 bar und Temperaturen von etwa 200°C). Dank ihrer großen Oberfläche bindet Biokohle gut Mineralstoffe und Wasser. Pflanzenkohle ist in einigen Ländern (u.a. Österreich, Schweiz, nicht in Deutschland) in der Landwirtschaft als Bodenhilfsstoff und Trägerstoff für Düngemittel zugelassen.

„Wir wissen bisher nicht genug über die Wechselwirkungen von Biokohle mit dem Agrarökosystem, um abschließend über die Sinnhaftigkeit des Einsatzes von Biokohlen in der Landwirtschaft urteilen zu können. Das Symposium bringt die weltweit wichtigsten Arbeitsgruppen zu dem Thema zusammen. Wir gehen davon aus, in dieser Frage sicher ein Stück weiter kommen“, meint Dr. Andreas Meyer-Aurich, Initiator und Organisator des Symposiums.

Das Projekt „Biokohle in der Landwirtschaft – Perspektiven für Deutschland und Malaysia“ (http://www.atb-potsdam.de/biochar) wird vom Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB) in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), der Technischen Universität Berlin (TU), der Humboldt-Universität Berlin (HU) sowie der Universität of Putra (UPM), Malaysia, durchgeführt und von der Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des „Paktes für Forschung und Innovation“ gefördert.

Das Ende 2014 abgeschlossene Projekt „Anaerobic Pathways to Renewable Energies and Carbon Sinks – APECS“ (http://www.atb-potsdam.de/apecs) wurde im Rahmen des Förderprogramms „BioEnergie 2021″ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Kontakt:
Dr. Andreas Meyer Aurich – Koordinator des ATB-Forschungspogramms „Bewertung des Technikeinsatzes in Agrarsystemen“
Tel.: 0331 5699-222, E-Mail: ameyeraurich@atb-potsdam.de

Helene Foltan – Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0331 5699-820, E-Mail: hfoltan@atb-potsdam.de
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.
Max-Eyth-Allee 100, 14469 Potsdam

Das Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e. V. (ATB) ist ein europäisches Zentrum agrartechnischer Forschung an der Schnittstelle von biologischen und technischen Systemen. Unsere Forschung zielt auf eine wissensbasierte Bioökonomie. Hierfür entwickeln wir hochinnovative und effiziente Technologien zur Nutzung natürlicher Ressourcen in landwirtschaftlichen Produktionssystemen – von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung. http://www.atb-potsdam.de

Quelle: idw

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Hautkrebs schnell erkennen

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Der »Schwarze Hautkrebs« ist aggressiv und lebensbedrohlich. Wird er nicht frühzeitig erkannt, sinken die Heilungschancen – doch die Vorsorgeuntersuchungen sind kompliziert. Fraunhofer-Forscher haben mit mehreren Projektpartnern ein Assistenzsystem entwickelt, das Dermatologen bei der Diagnostik unterstützt.

Jedes Jahr erkranken laut der Deutschen Krebsgesellschaft rund 200.000 Menschen an Hautkrebs. Besonders gefährlich ist der »schwarze« Hautkrebs: Dringt dieser erst einmal in tiefere Hautschichten ein, sinken die Heilungschancen auf unter 10 Prozent. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind der einzige Weg, um kritische Hautveränderungen frühzeitig zu erkennen. Der Arzt inspiziert dazu mit einem Dermatoskop – einem Mikroskop, mit dem er bis in tiefere Hautschichten hinein sehen kann – atypische Leberflecken, Experten nennen sie Nävuszellnävi, auf Merkmale wie Größe, Textur und Umrandungen und beobachtet, ob sie sich im Laufe der Zeit verändern. Da die meisten Menschen viele davon haben, ist das eine zeitaufwändige Prozedur. Zudem ist es schwierig, Veränderungen wie etwa das Wachstum einzelner Leberflecke im Auge zu behalten, da sie der Arzt bei der nächsten Untersuchung oft nicht zweifelsfrei identifizieren kann.

Ganzkörperscanner unterstützt Hautdiagnostik
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF entwickelten auf Initiative und gemeinsam mit der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie Magdeburg sowie den Partnern Dornheim Medical Images GmbH und Hasomed GmbH einen dermatologischen Ganzkörperscanner, der Ärzte künftig bei der Hautdiagnostik unterstützen soll: »Der Scanner liefert standardisierte Daten, um die Haut zu beurteilen. Er ermöglicht zugleich eine verbesserte Verlaufsdokumentation jedes einzelnen aufgefallenen Leberflecks«, sagt Dr. Christian Teutsch vom IFF. Zu Beginn der Untersuchung wird die Hautoberfläche des Patienten aus verschiedenen Positionen gescannt und in etwa 100 Einzelbilder unterteilt. Solche bildbasierten Dokumentationen gibt es bereits. »Der Knackpunkt ist aber, dass man allein anhand der Aufnahmen die tatsächliche Größe und Wachstumsveränderungen nicht eindeutig erkennen kann«, erklärt Teutsch. Der Dermascanner erstellt daher zusätzlich 3D-Messdaten, die mit den 2D-Aufnahmen fusioniert werden. Dadurch wird jedem einzelnen Pixel im Bild ein Maßstab zugeordnet. Damit dies funktioniert, integrieren die Experten mehrere 3D-Sensoren in den Scanner. Die Sensoren und Kameras werden kalibriert, so dass ihre räumliche Lage exakt bekannt ist. Treffen nun Lichtstrahlen aus der Kamera auf den Leberfleck, kann man ihnen einen genauen 3D-Abstand zuordnen. Selbst wenn verschiedene Aufnahmen nicht aus der exakt gleichen Entfernung aufgenommen wurden – was kaum möglich ist – kann der Arzt anhand des Maßstabs die tatsächlichen Größenverhältnisse eindeutig bestimmen. Die Messdaten und Bildaufnahmen werden in eine Analysesoftware eingespeist, dort ausgewertet und durch eine automatische Klassifizierung vorsortiert. Existieren Verlaufsaufnahmen früheren Datums, vergleicht die Software diese mit den aktuellen Bildern. »Mit unserer Technologie erkennt man ein Wachstum ab einem halben Millimeter«, sagt Teutsch. Ein weiterer Vorteil: Die 3D-Messdaten erlauben dem Arzt eine eindeutige Re-Lokalisierung jedes einzelnen Leberflecks.

»Es kommt häufig vor, dass ein einzelner Patient mehrere hundert Leberflecke aufweist«, berichtet Prof. Dr. Harald Gollnick, Direktor der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie. Wenn sich ein solcher Hochrisikopatient nach einiger Zeit erneut beim Arzt vorstellt, lässt sich bei einer mit Pigmentmalen übersäten Haut mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden nicht nachvollziehen, ob Stelle und Größe der Leberflecke noch identisch sind. Gollnick: »Mit dem neuen Ganzkörper-Hautkrebs-Früherkennungssystem ist erstmals eine annähernd standardisierte Beurteilung von Zustand und Veränderungen der Haut möglich.«

»Die Diagnose selbst ist und bleibt Sache des Arztes«, betont Teutsch. Dazu stehen dem Arzt sowohl die Messergebnisse als auch die Bildaufnahmen mit einer zusätzlichen 3D-Tiefenkarte zur Verfügung, auf der die Entfernung der einzelnen Pixel in der Aufnahme verzeichnet ist. Da schon minimale Veränderungen eines atypischen Leberflecks von Bedeutung sein können, müssen die Mess- und Bilddaten zu jedem Zeitpunkt und auch zwischen verschiedenen Geräten vergleichbar sein. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Entwicklung war daher die Standardisierung des Dermascanners – ebenfalls eine Expertise des IFF: »Wir kalibrieren alle relevanten Bestandteile wie zum Beispiel Lichtquellen und rechnen die Bildaufnahmen in einen einheitlichen Farbraum um«, erklärt Teutsch. Dies stellt sicher, dass Effekte wie etwa ein Nachlassen der Leuchtstärke im Laufe der Zeit die Ergebnisse nicht beeinflussen.

Der Dermascanner steht kurz vor der Marktreife, erste Pilotanlagen wurden realisiert. Kürzlich wurde das Projektteam zudem für seine Entwicklung vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft mit dem Hugo-Junkers-Preis 2014 für Forschung und Innovation aus Sachsen-Anhalt ausgezeichnet (www.hugo-junkers-preis.de). Nun steht die Suche nach Investoren an, um den Hautscanner in die Serienproduktion zu bringen.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2015/mai/hautkrebs-schnel…
Per Klick auf diesen Link gelangen Sie zum Ansprechpartner

Quelle: idw

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Im Beruf gefordert – leistungsstark im Alter

Dipl.-Journ. Carsten Heckmann Pressestelle
Universität Leipzig

Anspruchsvolle Tätigkeiten im Beruf wirken sich auch noch im Alter positiv aus. Das geht aus einer Studie der Universität Leipzig hervor, die jetzt in der amerikanischen Fachzeitschrift „Neurology“ veröffentlicht wurde und internationale Beachtung findet.

„Die Studie macht deutlich, dass die Art der Arbeitsaufgaben während unseres Berufslebens einen wichtigen Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit im Alter hat, möglicherweise sogar noch einen wichtigeren Einfluss als Bildung“, sagt Studienautorin Dr. Francisca S. Then vom Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) an der Medizinischen Fakultät. Während schon lange bekannt ist, dass eine gute Bildung einen Schutzfaktor für die Entwicklung von Demenzen darstellt, fand der Einfluss der beruflichen Anforderungen bisher wenig Beachtung.

Für die Studie wurden mehr als 1.000 Senioren in der Leipziger Langzeitstudie zur Altenbevölkerung („Leila75+“) über acht Jahre regelmäßig untersucht und auf ihre geistige Leistungsfähigkeit getestet. Die Forscher befragten die Studienteilnehmer ausführlich zu ihrem Berufsleben und bestimmten Anforderungen, mit denen sie konfrontiert waren.

Dazu gehörten beispielsweise Strategieentwicklung, Konfliktbewältigung, Informationsbewertung, Datenanalyse oder Konzentration auf Details.

Diejenigen Studienteilnehmer, die in ihrem Berufsleben das höchste Niveau in allen Anforderungsbereichen hatten, schnitten auch im Alter am besten ab und hatten im weiteren Studienverlauf die geringsten Abbauerscheinungen. So verschlechterte sich ihre Leistungsfähigkeit innerhalb von acht Jahren nur halb so stark wie die von Personen mit dem niedrigsten Anforderungsniveau. „Einige spezifische Anforderungen im Berufsleben trainieren anscheinend das Gehirn, wodurch die Leistungsfähigkeit im höheren Alter langfristig aufrechterhalten werden kann“, erklärt Arbeitsgruppenleiter PD Dr. Tobias Luck.

Die Forschungsergebnisse finden derzeit internationale Beachtung. „Solche Erfolge spornen Nachwuchswissenschaftler an“, freut sich Institutsleiterin Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller, die vor vielen Jahren die Studie „Leila75+“ ins Leben rief.

Veröffentlichung:
Francisca S. Then, Tobias Luck, Melanie Luppa, Hans-Helmut König, Matthias C. Angermeyer und Steffi G. Riedel-Heller: „Differential effects of enriched environment at work on cognitive decline in old age“
Neurology, online veröffentlicht am 29. April 2015
doi: 10.1212/WNL.0000000000001605

Ansprechpartnerinnen:
Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller
Telefon: +49 341 97-15408
E-Mail: steffi.riedel-heller@medizin.uni-leipzig.de

Dr. Francisca S. Then
Telefon: +49 341 97-15475
E-Mail: Francisca.Then@medizin.uni-leipzig.de

Weitere Informationen:
http://www.neurology.org/content/early/2015/04/29/WNL.0000000000001605.short

Quelle: idw

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Neuer Report festigt Wissen zum Klimawandel an der Ostsee

Dr. Torsten Fischer Pressestelle
Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung

Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums Geesthacht koordinieren internationalen Bericht zum Klimawandel an der Ostsee

Der vor wenigen Tagen veröffentlichte Report zum Wissen über den Klimawandel im Ostseeraum „Second Assessment of Climate Change for the Baltic Sea Basin“ (BACC II) stellt eine Neubearbeitung und Ergänzung des bereits 2008 erschienenen BACC-Buches dar.

„Der vorliegende Bericht für den Ostseeraum ist eine regionale Variante des vom Weltklimarat veröffentlichten IPCC-Reports zur globalen Klimaänderung“, erläutert Prof. Dr. Hans von Storch, Leiter am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht und Initiator des Berichts. An der umfassenden wissenschaftlichen Bestandsaufnahme waren 141 Wissenschaftler aus 12 Ländern beteiligt. Das Projektteam bestehend aus Meteorologen, Hydrologen, Ozeanografen und Biologen wurde federführend vom Internationalen Baltic Earth Sekretariat am Helmholtz-Zentrum Geesthacht koordiniert.

Erwärmung schreitet voran
Diese aktuelle Studie betrachtet die beobachteten Klimaveränderungen seit rund 200 Jahren sowie die von Computermodellen projizierten möglichen Änderungen bis 2100.
Eine Erwärmung der Lufttemperatur im Ostseeraum lässt sich anhand von Messungen bereits nachweisen, sie ist saisonal und regional jedoch unterschiedlich. Am stärksten war die gemessene Erwärmung mit 1,5 Grad Celsius im nördlichen Ostseeraum in den Frühlingsmonaten zwischen 1871 und 2011 erkennbar. Dieser Wert liegt deutlich über der im letzten IPCC-Bericht dokumentierten globalen Erwärmung von bis zu 1 Grad Celsius.

Computersimulationen zeigen, dass die Lufttemperaturen im Ostseeraum am Ende dieses Jahrhunderts verglichen mit heute im Winter um 4 bis 8 Grad und im Sommer um 1,5 bis 4 Grad Celsius ansteigen könnten – je nach Modell. Für das Wasser der Ostsee zeigen die Simulationen einen möglichen Anstieg der Oberflächentemperatur von ca. 2 Grad, und bis zu 4 Grad Celsius speziell in den nördlichen Ostseebecken. Dieses mildere Klima würde dazu führen, dass die winterliche Eisbedeckung der Ostsee um möglicherweise 50 bis 80 Prozent abnimmt. Eine generelle Zunahme der Niederschläge speziell im Winter ist zu erwarten, wobei es im Sommer an den südlichen Küsten zu einer Abnahme um bis zu 40 Prozent kommen könnte. Jedoch lässt die Schwankungsbreite der verschiedenen Modelle keine präzise Vorhersage zu.

Der Anstieg des Meeresspiegels an der Ostsee ist eng an den globalen Meeresspiegel gekoppelt. Dies bedeutet für den Ostseeraum einen möglichen errechneten Anstieg von rund 30 bis 80 Zentimeter bis zum Ende des Jahrhunderts. Dieser Anstieg wird jedoch überlagert von dem geologischen Prozess der Landsenkung und -hebung: An den südlichen Küsten (Deutschland, Polen) werden ähnliche Anstiege wie global erwartet, im Norden werden diese jedoch teilweise von natürlicher Landhebung kompensiert. Jedoch muss mit den Abschätzungen der Computermodelle vorsichtig umgegangen werden: „Klimaszenarien sind plausible, aber oftmals vereinfachte Beschreibungen möglicher Zukünfte. Eindeutige Vorhersagen sind sie nicht“, warnt Hans von Storch.
Ökosysteme im Wasser und an Land reagieren auf Veränderungen
Ostseeküste

Der Klimawandel wirkt sich auf die Ökosysteme der Ostsee aus – an Land und im Wasser.
Neben einer Erwärmung des Ostseewassers hätte eine erwartete Abnahme des Salzgehalts großen Einfluss auf die Ostseeflora und -fauna. Hiervon wäre das gesamte Ökosystem von Bakterien bis hin zu kommerziell genutzten Fischarten wie dem Dorsch betroffen. Allerdings kann zurzeit nicht zweifelsfrei vorhergesagt werden, ob und wie stark sich die Ostsee in der Zukunft aussüßen wird. Auch wird mit einer Ausdehnung der sauerstofffreien Zonen in einigen tiefen Becken der Ostsee aufgrund der fortschreitenden Überdüngung in Kombination mit einer Erwärmung gerechnet.

An Land wird die Vegetation durch gestiegene Temperaturen und erhöhte CO2 Verfügbarkeit wahrscheinlich üppiger und der Frühling kann früher einsetzen. Allerdings sind dem Pflanzenwachstum speziell in den landwirtschaftlich stark genutzten Regionen im Süden der Region durch eine eventuell zunehmende Trockenheit Grenzen gesetzt. „Den beobachteten Veränderungen in den Ökosystemen liegt ein Geflecht von Ursachen zugrunde, von denen der Klimawandel nur eine ist“, sagt Dr. Marcus Reckermann, Leiter des Internationalen Baltic Earth Sekretariats am HZG, „Die wissenschaftliche Herausforderung wird sein, dieses Geflecht zu entwirren.“

Wie schon 2008 bildeten auch diesmal die Ergebnisse des Berichts die Grundlage für den Bericht der Kommission zum Schutze der Meeresumwelt der Ostsee (HELCOM). „HELCOM ist die Schnittstelle zwischen der Wissenschaft und der Umweltpolitik der Ostseeanrainer, und der BACC Bericht liefert einen wichtigen Beitrag zur Informationsvermittlung in die Politik“, sagt Marcus Reckermann. Weitere Berichte zum regionalen Klimawandel sind der bereits 2011 veröffentlichte Hamburger Klimabericht (der im Rahmen der Exzellenzinitiative CLISAP der Universität Hamburg erstellt wurde) und NOSCCA (North Sea Region Climate Change Assessment), der ebenfalls am HZG koordinierte Klimabericht über die Nordseeregion, der 2016 erwartet wird.

Der jetzt veröffentlichte zweite BACC Bericht wird auf der internationalen „European Climate Change Adapation Conference“ ECCA 2015 am 14. Mai 2015 in Kopenhagen vorgestellt und von einem Gremium aus hochkarätigen Wissenschaftlern und Stakeholdern diskutiert.

Weitere Informationen:
http://www.hzg.de/public_relations_media/news/058989/index.php.de

Quelle: idw

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Rache kann süß sein! Warum auch die Rache gegen Unbeteiligte Genugtuung verschaffen kann

Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

Psychologen der Universität Marburg zeigen: Rache kann selbst dann „süß“ sein, wenn sie gegen eine unbeteiligte Person gerichtet ist – allerdings nur, wenn diese Person und der ursprüngliche „Täter“ einer gemeinsamen Gruppe angehören. In drei Untersuchungen mit mehr als 300 Teilnehmern untersuchten die Forscher Rachehandlungen an Tätern und Stellvertretern. Die Ergebnisse der Studien wurden im „Journal of Experimental Social Psychology“ veröffentlicht.

Wenn man sich für erlittenes Unrecht nicht an der Person rächt, die einem das Unrecht zugefügt hat, sondern an einer unbeteiligten Person, spricht man von „verschobener Rache“. Ein besonders erschütternder Fall dieses Phänomens war die Ermordung des britischen Soldaten Lee Rigby in London im Mai 2013 durch zwei islamistische Fundamentalisten. Die Täter verkündeten damals, dass dieser Mord die Rache für die „tägliche Tötung von Muslime durch britische Soldaten“ sei.

Die bisherige Forschung erbrachte, dass die Wahrscheinlichkeit einer solchen Tat steigt, wenn der ursprüngliche Täter und die unbeteiligte Person, an der die Rache verübt wird, aus einer gemeinsamen Gruppe stammen und die Gruppenmitglieder als einander ähnlich wahrgenommen werden. Unbekannt war jedoch, ob es sich bei der „verschobenen Rache“ um ein zielorientiertes Verhalten handelt. „Bislang wussten wir nicht, ob die Rächer ihre Tat hinterher bereuen oder ob verschobene Rache nicht sogar befriedigend sein kann“, sagt der Marburger Sozialpsychologe Mario Gollwitzer. Gemeinsam mit Arne Sjöström untersuchte er das Phänomen in drei Studien.

Rache – und dann?
In der ersten Online-Studie sollten 169 Probanden im Alter von 18 bis 56 Jahren eine Geschichte lesen und sich in den Protagonisten hineinversetzen: Der Protagonist wird von einer anderen Person ungerecht behandelt und rächt sich danach – entweder am Übeltäter selbst oder an einem unbeteiligten Stellvertreter. Zusätzlich erfahren die Probanden, dass die Gruppe, der beide (Übeltäter und Stellvertreter) angehören, entweder sehr eng zusammengehört oder nur lose verbunden ist.
In der zweiten Online-Studie sollten sich die 89 Probanden im Alter von 19 bis 36 Jahren an eine Situation erinnern, in der sie selbst Opfer eines Unrechts waren, sich aber nicht gerächt hatten. Anschließend sollten sie sich vorstellen, sie würden sich nun doch rächen, und zwar wiederum entweder am Übeltäter selbst oder an einem Stellvertreter. Wieder gehörten beide, Übeltäter und Stellvertreter, der gleichen Gruppe an, die entweder eng oder nur locker verbunden war.

Befriedigung durch „verschobene Rache“
Die Ergebnisse beider Studien zeigen, dass die Probanden nach direkter Rache am Übeltäter zufriedener waren und weniger Schuldgefühle hatten als nach „verschobener Rache“ am Stellvertreter. Die Zufriedenheit nach „verschobener Rache“ war jedoch dann hoch, wenn der Stellvertreter und der Täter einer engen gemeinsamen Gruppe angehörten. Die Zufriedenheit war hingegen deutlich niedriger, wenn die „verschobene Rache“ an einer Person geübt wurde, die weniger eng mit dem Täter verbunden war.
Eine weitere Studie unter Laborbedingungen mit 72 Teilnehmern im Alter von 18 bis 30 Jahren zeigte: Personen fühlen sich nach „verschobener Rache“ besonders befriedigt, wenn der ursprüngliche Übeltäter und die Person, die ihre Rache abbekommen hat, sich sowohl äußerlich als auch in ihrem Verhalten sehr ähnlich sind.

„Verschobene Rache“ als zielorientierte Handlung
Insgesamt erweist sich „verschobene Rache“ daher nicht einfach als ein irrationaler Impuls oder als willkürliches Ausleben der eigenen Frustration an irgendeiner anderen Person. „Sie stellt vielmehr eine zielorientierte Handlung dar, die unter der Bedingung, dass der Täter und die Zielperson der Rache aus einer eng zusammengehörigen Gruppe stammen, dem Rächer Genugtuung verschaffen kann. Auch ‚verschobene Rache‘ kann also in der Tat ‚süß‘ sein“, sagt Arne Sjöström. „Möglicherweise hält man aufgrund einer hohen Ähnlichkeit mit dem Täter auch die Zielperson für schuldig an dem Ereignis, das den Rachewunsch ausgelöst hat“ erläutert Mario Gollwitzer. Ein Fall von „Sippenhaft“?

Die Originalstudie finden Sie hier:
Sjöström, A., & Gollwitzer, M. (2015). Displaced revenge: Can revenge taste „sweet“ if it aims at a different target? Journal of Experimental Social Psychology, 56, 191-202.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Mario Gollwitzer
Philipps-Universität Marburg
Fachbereich 04 – Psychologie
AG Psychologische Methodenlehre
Gutenbergstraße 18
35032 Marburg
Tel.: 06421 2823669
E-Mail: mario.gollwitzer@uni-marburg.de
http://www.uni-marburg.de/fb04/ag-meth

Über die DGPs:
Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 3500 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag.
Die Pressestelle der DGPs informiert die Öffentlichkeit über Beiträge der Psychologie zu gesellschaftlich relevanten Themen. Darüber hinaus stellt die DGPs Journalisten eine Datenbank von Experten für unterschiedliche Fachgebiete zur Verfügung, die Auskunft zu spezifischen Fragestellungen geben können.
Wollen Sie mehr über uns erfahren? Besuchen Sie die DGPs im Internet: www.dgps.de

Quelle: idw

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Neue Erkenntnisse zur Entstehung von Herzrhythmusstörungen

Astrid Bergmeister Communications
CECAD – Cluster of Excellence at the University of Cologne

Ein hoher Anteil der alternden Bevölkerung ist von Herzrhythmusstörungen betroffen. Kölner Wissenschaftler haben nun gezeigt, dass nur wenige Herzzellen mit eingeschränkter Funktion der Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen, genügen, um solche Arrhythmien auszulösen.

Mitochondrien sind Zellorganellen, die in eine Vielfalt von Funktionen involviert sind. Sie sind „Kraftwerke der Zelle“, weil sie Nährstoffe in Energie umwandeln. Sie sind in die Steuerung des programmierten Zelltods involviert, wenn eine Zelle nicht mehr gebraucht oder sogar gefährlich für den Körper wird. Mitochondrien verfügen über eine eigene DNA (mitochondriale DNA, mtDNA), die im Verlauf des Alterungsprozesses Punktmutationen in ihrer Sequenz ansammelt oder große Anteile verliert (mtDNA-Deletionen). Steigt die Anzahl der so veränderten mtDNA-Kopien zu sehr an, kommt es zu einer dramatischen Störung der mitochondrialen Funktion und in Folge auch der Zellfunktion. Dieses Phänomen tritt in einzelnen Zellen vieler Organe während des Alterungsprozesses auf und führt zu einem „Gewebemosaik“ von einigen Zellen mit mitochondrialer Dysfunktion, die zufällig zwischen vielen normalen Zellen verteilt sind.

Bislang war noch nicht verstanden, ob diese wenigen Zellen mit beschädigten Mitochondrien für den altersbedingten Funktionsverlust von Geweben und Organen mit verantwortlich sein können. Daher hat der Kölner Wissenschaftler Dr. Olivier Baris in der Arbeitsgruppe von Prof. Rudolf Wiesner mit seinen Kollegen dieses Gewebemosaik im Kontext von Herzrhythmusstörungen untersucht. Um sich dieser Frage experimentell zu nähern, haben die Kölner Wissenschaftler Mäuse als Modellorganismen eingesetzt, in denen spezifisch im Herzen ein mutiertes mitochondriales Protein gebildet wird. Dieses Protein wird zur korrekten mtDNA-Vervielfältigung benötigt. In der Klinik führt dieselbe Mutation bei Patienten zur Anhäufung von mtDNA-Deletionen und zu einer schweren neurologischen Erkrankung. Dr. Oliver Baris hat sich mit seinen Wissenschaftler-Kollegen zunächst für die Untersuchung des Herzens entschieden, da dieses Organ besonders stark von der mitochondrialen Energieproduktion abhängt. Dr. Baris: „Vor allem die Häufigkeit von Herz-Rhythmusstörungen (Arrhythmien) steigt im Alter drastisch an und trägt entscheidend zur Morbidität und Mortalität in der älteren Bevölkerung bei“. Das mutierte Protein im Mausherzen führt tatsächlich zur Anhäufung von beschädigter mitochondrialer DNA und der Entwicklung eines Gewebemosaiks . Die Analyse von Langzeit-Elektrokardiogrammen zeigt bei 18 Monate alten Mäusen typische Herz-Rhythmusstörungen, wie sie bei älteren Menschen beschrieben sind: Spontane vorzeitige Kontraktionen und Blockaden der elektrischen Erregungsausbreitung der Herzen, die sich unter Stress noch verstärken. Bei 12 Monate alten Mäusen mit dreimal weniger Zellen mit mitochondrialer Dysfunktion wurde kein erhöhtes Auftreten von Arrythmien beobachtet.

Die Ergebnisse geben Hoffnung für künftig neue therapeutische Ansätze. Dr. Baris fasst zusammen: „Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass der Anteil von Herzzellen mit eingeschränkter mitochondrialer Funktion einen Schwellenwert überschreiten muss, um zur Funktionsstörung des Organs zu führen. Ein wesentliches Ergebnis war, dass keine anderen Zeichen kardialer Dysfunktion (erhöhte Vernarbung, Vergrößerung der Herzen oder erniedrigte Pumpleistung) in den mutierten Herzen beobachtet werden konnte. Wir konnten also zeigen, dass die typischerweise im alternden menschlichen Herzen auftretende Neigung zu Rhythmusstörungen von der zufällig auftretenden Anhäufung von beschädigten Mitochondrien in wenigen einzelnen Zellen und dem daraus resultierenden Gewebemosaik hervorgerufen werden könnte“.

Die Herausforderung in der Zukunft ist, zu verstehen, wie die veränderte mitochondriale Funktion in einigen wenigen Herzzellen die Funktion des ganzen Organs beeinträchtigt. Die Wissenschaftler erwarten, dass sich daraus neue pharmakologische Behandlungsstrategien für diese Störung der elektrischen Erregungsausbreitung im Herzen ableiten lassen – wichtige neue Erkenntnisse in der Alternsforschung des Exzellenzclusters CECAD.

Kontakt:
Dr. Olivier Baris
Exzellenzcluster CECAD in der Universität zu Köln
Telefon +49 221 478-7901
olivier.baris@uni-koeln.de

Astrid Bergmeister MBA
Leiterin CECAD PR & Marketing
Telefon + 49 (0) 221-478 84043
astrid.bergmeister@uk-koeln.de

Weitere Informationen:
http://www.cecad.uni-koeln.de

Quelle: idw

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Umweltfreundlicher Strom mit Rotorblättern aus Metall

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Windräder liefern umweltfreundlichen Strom. Die bei sehr großen Rotorblättern oft verwendeten, faserverstärkten Kunststoffe lassen sich kaum wiederverwerten. Anders bei Blättern aus Stahl: Ihre Recyclingquote liegt werkstoffbedingt bei über 90 Prozent. Zudem sind sie deutlich kostengünstiger als ihre Gegenstücke aus Kunststoff.

Windkraftanlagen speisen umweltfreundlichen Strom in die Netze. Der überwiegende Teil großer Rotorblätter besteht gewichtsbedingt aus faserverstärkten Kunststoffen. Diese Materialien lassen sich derzeit noch kaum recyceln, die Wiederverwertung ist sehr aufwändig. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU in Chemnitz setzen daher auf Metall als Flügelmaterial, insbesondere auf Stahl für kleinere Anlagen. Das höhere Gewicht von Stahlflügeln ist hier noch nicht relevant und kann bei wachsenden Anlagengrößen durch den Einsatz von Leichtmetallen kompensiert werden. Im Projekt »HyBlade« entwickeln sie gemeinsam mit ihren Kollegen der Freien Universität Brüssel die entsprechende Aerodynamik sowie die Prozessketten für die Fertigung. Flügel aus Stahl herzustellen, bietet zahlreiche Vorteile: »Zum einen werden die Windräder deutlich ökologischer, denn Stahl kann zu über 90 Prozent recycelt werden. Mit Metallrotorblättern wird Windkraft daher wirklich umweltfreundlich«, konkretisiert Marco Pröhl, Wissenschaftler am IWU. »Außerdem sinkt der Preis für die Rotorblätter in der Serienfertigung um bis zu 90 Prozent, verglichen mit solchen aus faserverstärktem Kunststoff. Und die Flügel lassen sich genauer fertigen.«

Ein weiterer Nutzen: Sie sind schneller produziert: Parallelisiert man den Prozess – wird also sofort ein neues Blech in die Fertigungslinie eingeschoben, wenn ein Flügel den ersten Fertigungsschritt hinter sich hat – fällt etwa alle 30 Sekunden ein fertiges Rotorblatt vom Band. Bei faserverstärkten Kunststoffen dauert dieser Vorgang dagegen meist mehrere Stunden.

Massentaugliche und automatisierbare Produktionsprozesse
Der Grund für diese Unterschiede liegt in den Fertigungsprozessen. Bei Flügeln aus faserverstärkten Kunststoffen ist oftmals viel Handarbeit notwendig: Zunächst muss eine passende Form für die Flügel hergestellt werden. Je nach Fertigungsvariante legen die Arbeiter Fasermatten in diese Form, injizieren Harz und härten das Teil für mehrere Stunden im Ofen aus. Sie erhalten so zwei Halbschalen, deren Ränder sie zunächst beschneiden und die sie anschließend aufeinander kleben. Diese Schritte lassen sich zwar auch wie in der Blechteilfertigung zeitgleich durchführen – das ändert jedoch nichts an ihrem hohen Zeitbedarf. Man bräuchte Dutzende gleichzeitig laufende Anlagen, wollte man die Flügel ebenso schnell fertigen wie jene aus Metall.

Die Herstellung von Metallrotoren hingegen lässt sich gut automatisieren, denn die Prozesse entsprechen denen der Automobilindustrie. Sie eignet sich daher für die Serienfertigung. Ausgangsmaterial ist ein flaches Stahlblech. Dieses kanten die Forscher mit einem Biegestempel ab, sodass es bereits die typische Flügelform erhält. Die Ränder verschweißen sie mit einem Laser – ein geschlossenes Profil entsteht. Diese Vorform legen die Wissenschaftler in ein Werkzeug mit der späteren Endform, pumpen ein wiederverwendbares Wasser-Öl-Gemisch ins Innere des Flügels und setzen ihn unter einen Druck von bis zu mehreren Tausend bar. Das entspricht dem Druck in vielen Tausend Metern Wassertiefe. Der Flügel wird quasi aufgeblasen und erhält so seine endgültige Form. »Da wir die Flügel von innen nach außen umformen, können wir alle Ungenauigkeiten aus vorherigen Schritten ausgleichen«, erläutert Pröhl. »Die Geometrie ist beim ersten Produktionsschritt perfekt. Die Flügel geben das ins Werkzeug gefräste Strömungsprofil auf 0,1 Millimeter genau wieder.«

Einen Flügel mit 15 Zentimetern Breite und 30 Zentimetern Länge haben die Forscher bereits hergestellt. An ihm optimierten sie die einzelnen Herstellungsschritte. In einem weiteren Schritt produzieren sie nun einen kompletten Rotor für eine Vertikalachs-Windkraftanlage mit 2,8 Metern Flügellänge und zwei Metern Durchmesser. An der belgischen Küste soll dieser dann zeigen, was er kann: auf einem Testfeld für kleine Windkraftanlagen.
Weitere Informationen:

http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2015/mai/umweltfreundlich…
Per Klick auf diesen Link gelangen Sie zum Ansprechpartner

Quelle: idw

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Studienteilnehmer gesucht

Stefan Zorn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Hochschule Hannover

MHH-Forscher untersuchen Lebensqualität chronisch kranker Menschen

Viele Menschen leben heute lange mit einer oder mehreren chronischen Erkrankungen. Dabei müssen sich chronisch Erkrankte oft mit den Auswirkungen der Erkrankungen arrangieren. Ein Forschungsteam der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) möchte herausfinden, wie es diesen Menschen im Alltag geht. In der SHILD-Studie sollen unter anderem folgende Fragen geklärt werden: Wie bewerten chronisch kranke Patienten ihre Behandlung? Wie empfinden sie ihre Lebensqualität? Sind ihr Alltag und ihr soziales Leben durch die Krankheit beeinträchtigt? Und was wissen sie über ihre Gesundheit und Krankheit? Darüber hinaus wollen die Wissenschaftler ermitteln, welche Rolle Selbsthilfegruppen im Leben der Betroffenen spielen und ob die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe die Erkrankten oder auch deren Angehörige entlasten kann? Um diese Fragen beantworten zu können und Näheres über die Situation und die Wünsche von chronisch kranken Menschen zu erfahren, suchen die Forscher dringend Studienteilnehmer.

Teilnehmen können folgende Personengruppen:

– Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 aus den Bundesländern Niedersachsen,
Hamburg, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt

– Menschen mit Prostatakrebs aus den Bundesländern Niedersachsen, Hamburg,
Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt

– Menschen mit Multipler Sklerose sowie pflegende Angehörige von
Demenzkranken aus den Bundesländern Niedersachsen, Hamburg,
Berlin und Sachsen

Interessierte finden alle weiteren Informationen zur Teilnahme im Internet unter: www.uke.de/shild/ oder bei Marius Haack, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Telefon (0511) 532-8426, shild@mh-hannover.de.

Quelle: idw

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Erste europaweite Informationsplattform für Binnengewässer online

Karl-Heinz Karisch Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Vier europäische Forschungseinrichtungen haben am 6. Mai 2015 eine Onlineplattform veröffentlicht, die erstmals Informationen und Ergebnisse aus der Süßwasserökosystemforschung bündelt. Die „Freshwater Information Platform“ stellt Daten und Kartensysteme frei zugänglich zur Verfügung und soll neue Forschungsansätze auf diesem Gebiet anregen. Sie bietet damit eine einzigartige und umfassende Wissensgrundlage für ein nachhaltiges und evidenzbasiertes Management unserer bedrohten Binnengewässer und der Ressourcen, die sie bereitstellen.

Durch Verschmutzung, Landnutzung und Klimaveränderungen geraten Binnengewässer und ihre biologische Vielfalt in ganz Europa zunehmend unter Druck. Zahlreiche Forschungsprojekte haben sich deshalb in den letzten Jahren mit den Ursachen und Folgen für Flüsse, Seen und Feuchtgebiete befasst und Renaturierungsstrategien für sie entwickelt. Trotz der Fülle an potenziell vorhandenen Informationen und Daten sind diese für die Öffentlichkeit, politische Entscheidungsträger, Behörden und Wassermanager nur schwer zugänglich. Das liegt zum Teil daran, dass Forschungsdaten nicht immer systematisch publiziert werden bzw. in einer Fülle von unterschiedlichen wissenschaftlichen Publikationen und Projekt-Webseiten eingebettet sind.

Um diesen Umstand zu ändern haben die Universität für Bodenkultur in Wien, die Universität Duisburg-Essen, das Königliche Belgische Institut für Naturwissenschaften in Brüssel, sowie das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin ein neues Informationsportal entwickelt. Auf der nun eingeführten „Freshwater Information Platform“ (www.freshwaterplatform.eu) werden Ergebnisse verschiedener abgeschlossener und laufender Forschungsprojekte zusammengefasst und öffentlich zugänglich gemacht. Die Plattform setzt sich aus mehreren komplementären Teilen zusammen, die entweder einen leichten Zugriff auf Originaldaten ermöglichen oder eine Zusammenfassung von Forschungsresultaten in leicht verständlicher Weise bieten. Alle Inhalte werden laufend aktualisiert und ergänzt.

Das Portal gibt Aufschluss über die Ergebnisse und Daten europäischer Gewässerforschung

Ein Schwerpunkt der Informationsplattform liegt auf den räumlichen Aspekten der Gewässerforschung: So ermöglicht beispielsweise das integrierte Süßwasser-Datenportal („Freshwater Biodiversity Data Portal“) den Zugriff auf Daten, die die Verteilung von Süßwasserorganismen (z.B. Fische, Insekten oder Algen) in Europa und in der ganzen Welt zeigen. Der „Global Freshwater Biodiversity Atlas“, der bereits seit 2014 online ist, stellt eine Reihe von Artenreichtums-, Stressintensitäts- und Klimawandelkarten bereit.

In der Sektion „Freshwater Metadatabase“ finden Interessierte einen Überblick über eine Vielzahl von Datenquellen aus der Erforschung und dem Management vom Seen, Flüssen und Feuchtgebieten. Eine kürzlich gegründete Zeitschrift („Freshwater Metadata Journal“) bietet die Möglichkeit, diese Daten wissenschaftlich zu publizieren.

Im Abschnitt „Freshwater Species Traits“ werden relevante Informationen über einzelne Arten zusammengefasst, die in europäischen Gewässern heimisch sind: Wovon ernähren sich Süßwasserorganismen, in welchen Lebensräumen sind sie angesiedelt oder wie tolerant sind sie gegenüber Verschmutzung und Umweltwandel? Insgesamt stehen hier Informationen für etwa 20.000 verschiedene Arten zur Verfügung.

Der vielgelesene „Freshwater Blog“ veröffentlicht Features, Interviews und Podcasts über Forschungshighlights und aktuelle Entwicklungen rund um Erforschung, Schutz und Management von Süßwasserökosystemen. Abgerundet wird das Angebot durch eine Reihe verschiedener Tools, Leitfäden und Informationen zu relevanten politischen Richtlinien sowie einem „Kuriositäten-Kabinett“.

Astrid Schmidt-Kloiber (BOKU): „Süßwasserökosysteme unterliegen zahlreichen schädlichen Einflüssen, die zu einer erheblichen Bedrohung ihrer Artenvielfalt führen. Durch die Bündelung von relevanten Informationen an einem einzigen Ort hilft die „Freshwater Information Platform“ Wissenschaftlern die herausfordernde Aufgabe, verstreute Forschungsressourcen zu finden, zu überwinden. Langfristig wird das dazu beitragen, das Verständnis von Süßwasserökosystemen zu verbessern und ihnen eine stärkere Stimme in Bezug auf Schutz und Erhaltung zu verleihen.“

Daniel Hering (UDE): „Erfolgreicher Schutz und Wiederherstellung von Süßwasserökosystemen wird weitgehend von der Qualität der zugrundeliegenden wissenschaftlichen Daten bestimmt. Die Ausweisung empfindlicher Gebiete und Arten, die Entwicklung von Sanierungsmaßnahmen und die Vorhersage der Auswirkungen des Klimawandels: alle diese komplexen wissenschaftlichen Aufgaben erfordern qualitativ hochwertige Daten. Die „Freshwater Information Platform“ ist ein äußerst wertvolles Hilfsmittel für ein evidenz-basiertes, erfolgreiches und nachhaltiges Süßwassermanagement.“

Aaike De Wever (RBINS): „Mit Hilfe des Süßwasser-Biodiversitätsdatenportal, das in der „Freshwater Information Platform“ integriert ist, unterstützen wir Wissenschaftler dabei, ihre Daten über die Verbreitung von Arten online zu publizieren. Durch die Zusammenführung einer großen Anzahl von Datensätzen aus Süßgewässern wollen wir großräumige wissenschaftliche Analysen und Modellierungen fördern, die unser Verständnis für diese Gewässer und unsere Fähigkeit diese zu managen verbessern.“

Klement Tockner (IGB): „Wir verändern grundlegend und in den meisten Fällen irreversibel, wie die Natur funktioniert. Als Folge sind nicht nur die natürlichen Systeme, von denen wir abhängig sind, bedroht, sondern auch unser eigenes Überleben. Die „Freshwater Information Platform“ stellt eine gemeinsame Forschungsinfrastruktur von globaler Bedeutung dar, die das Aufspüren vielfältiger Konsequenzen der beschleunigten Umweltveränderungen auf Süßwasserökosysteme und ihrer biologischen Vielfalt erleichtert.“

Beteiligte Institutionen und Ansprechpartner:

Universität für Bodenkultur, Wien (Österreich), BOKU
Astrid Schmidt-Kloiber (astrid.schmidt-kloiber@boku.ac.at), +43 1 47654 5225

Universität Duisburg-Essen, Aquatische Ökologie (Deutschland), UDE
Daniel Hering (daniel.hering@uni-due.de), +49 201 183 3084 & Jörg Strackbein

Königliches Belgisches Institut für Naturwissenschaften, Brüssel (Belgien), RBINS
Koen Martens & Aaike De Wever (adewever@naturalsciences.be), +32 2 627 43 90

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin (Deutschland), IGB
Klement Tockner (tockner@igb-berlin.de), +49 30 64181 601 & Vanessa Bremerich

Weitere Informationen:
http://www.freshwaterplatform.eu
http://www.igb-berlin.de

Quelle: idw

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Keine Chance für Hausstaubmilben

Andrea Höra Marketing & Communication
Hohenstein Institute

Die Hohenstein Institute bieten – deutschlandweit exklusiv – akkreditierte Anti-Milben-Prüfungen an

8 von 24 Stunden des Tages verbringt der Mensch durchschnittlich mit Schlafen. Aufs Jahr hochgerechnet sind es also fast 3000 Stunden, in denen man sich im Bett bzw. auf der Matratze aufhält. Hier fühlen sich allerdings nicht nur Menschen wohl, sondern auch ca. 0,1 – 0,5 mm große Milben. Für Milben herrschen in Matratzen perfekte Bedingungen: Eine durchschnittliche Temperatur von 25 Grad, eine Luftfeuchtigkeit von bis zu 70 Prozent sowie Hautschuppen des Menschen, von denen sich die weißen Spinnentiere ernähren. Zu finden sind Milben aber nicht nur in Matratzen, sondern auch in Bettwaren, Polstermöbeln und Teppichen.

Zwischen 4 und 5 Millionen Deutsche leiden an einer Hausstaubmilbenallergie, die jedoch nicht durch die Milbe, sondern durch deren Kot ausgelöst wird.
Aufgewirbelte Kot-Partikel gelangen über die Atemwege auf die Schleimhäute der Menschen und lösen bei Allergikern typische Symptome aus, zu denen eine laufende Nase, tränende oder juckende Augen und in schweren Fällen sogar Asthma und Atemnot gehören. Die Hohenstein Wissenschaftler des Fachbereichs Hygiene, Umwelt & Medizin prüfen die Effektivität von Textilien, Hausstaubmilben und Milbenallergene zu reduzieren oder eine effektive Barriere gegen sie zu bieten.

So lassen sich an den Hohenstein Instituten Tests zur Dichtigkeit von Bettwaren und Encasings gegen Milbenkot durchführen. Encasings sind spezielle Matratzenbezüge, die eingesetzt werden, um den Kontakt zum Allergen zu vermeiden. So schaffen sie, wie durch wissenschaftliche Studien bewiesen, Abhilfe bei Hausstaubmilbenallergie. Die Herausforderung für die Hersteller besteht darin, die Encasings so zu konzipieren, dass diese eine physikalische Barriere aus Gewebestruktur und Laminatverbund bilden. Auch bei den Drehbewegungen im Schlaf müssen diese noch ausreichend dicht gegenüber dem Milbenkot sein. Das Besondere am Encasingtest der Hohenstein Institute ist, dass echter Milbenkot von Hausstaubmilben eingesetzt wird. Fläche, Nähte und Reißverschlüsse werden mit dem echten Milbenkot beaufschlagt und durch Druck und Reibung die Belastung beim Schlafen nachgestellt. Gemessen wird die Menge des Milbenkotallergens („Der p1″), die während der simulierten Benutzung durch das Material gelangt. Der Wert darf bei diesem Test zwei Mikrogramm nicht überschreiten (was der Sensibilisierungsschwelle für Hausstaubmilbenallergiker entspricht).
Die Prüfung auf Dichtigkeit (Barriereeffekt) gegenüber Milbenkotallergenen ist eine von der DAkkS akkreditierte Dienstleistung und wird von den Hohenstein Instituten deutschlandweit exklusiv mit echtem Milbenkot durchgeführt.
Damit Allergiker eine verlässliche Entscheidungshilfe haben, können geprüfte Materialien mit dem Hohenstein Qualitätslabel „Hausstaub- und Milbenbarriere“ ausgezeichnet werden. Besonders interessant ist das für das Gesundheitswesen und das Hotel- und Gaststättengewerbe, da das Qualitätslabel eine verlässliche Signalwirkung für Kunden und Gäste besitzt. Zudem können mit der Prüfung Reklamationen effektiv minimiert und die Sicherheit für Verbraucher erhöht werden.

Eine weitere DAkkS akkreditierte Prüfung an den Hohenstein Instituten ist die Überprüfung der Langzeitwirkung von Textilien und Chemikalien, die die Entwicklung von Hausstaubmilben hemmen sollen. Dieser Langzeittest wird in Anlehnung an Norm NF G39-011 durchgeführt. Dazu werden Hausstaubmilben auf das Prüfmuster und Kontrollen gegeben. Nach zwei Populationszyklen, also 6 Wochen, unter optimalen Bedingungen für die Milben, wird die Anzahl der lebenden Milben entweder durch Handzählung mit der Stereolupe durchgeführt oder bei dreidimensionalen Prüfmustern der Allergengehalt („Der p1″) bestimmt.
Produkte, die eine hohe Hemmung der Entwicklung der Milbenpopulationen bewirken, erhalten damit das Zertifikat „Wirksam gegen Milben“. Zudem kann es mit dem Qualitätslabel „Wirksam gegen Milben“ ausgezeichnet werden. So wird für den Kunden sofort ersichtlich, dass er ein für Hausstaubmilbenallergiker geeignetes Produkt erwirbt – ein entscheidendes Kaufargument.

Beide vorgestellten Qualitätslabel, „Hausstaub- und Milbenbarriere“ und „Wirksam gegen Milben“, können auch problemlos mit weiteren Qualitätslabeln der Hohenstein Institute wie zum Beispiel der „Schlafkomfortnote Matratzen“ oder „Allergikerfreundlich“ kombiniert werden.

Ansprechpartner für Anti-Milben-Prüfungen:
Hygiene, Umwelt und Medizin
Team Bioservice
Telefon: +49 7143 271 444
Fax: +49 7143 271 94444
E-Mail: bioservice@hohenstein.de
Homepage: www.hohenstein.de

Weitere Informationen:
http://www.hohenstein.de/de/inline/pressrelease_99585.xhtml?excludeId=99585

Quelle: idw

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Frauen im Job: Unternehmenskultur bestimmt Aufstiegschancen weiblicher Führungskräfte

Nina Liesenfeld Presse und Öffentlichkeitsarbeit
WHU – Otto Beisheim School of Management

Unternehmen müssen soziale Strukturen verändern, um Frauen in Führungspositionen zu bringen

Unternehmen, besonders solche, in denen traditionelle Hierarchien mit einzelnen „Stars“ existieren, müssen ihre Unternehmenskultur verändern, wenn sie mehr Frauen in Führungspositionen sehen möchten. Das ergibt eine neue Studie, die Professor Jochen Menges von der WHU – Otto Beisheim School of Management zusammen mit Forschern der London Business School und dem University College London durchgeführt hat.

Die Zukunft sieht rosig aus für weibliche Führungskräfte – aber nur dann, wenn an ihrem Arbeitsplatz eine Kultur des Zusammenhalts gelebt wird. Die Forscher fanden heraus, dass das soziale Umfeld innerhalb einer Organisation und die Beziehung der Mitarbeiter zueinander starken Einfluss darauf haben, ob eher Frauen oder Männer als charismatische Führungskräfte wahrgenommen werden.

Laut der Studie, für die Daten von über 500 Personen in drei separaten Untersuchungen ausgewertet wurden, wirken weibliche Führungskräfte innerhalb eines von Zusammenhalt geprägten sozialen Umfelds charismatischer als ihre männlichen Kollegen. Ein solches Umfeld zeichnet sich insbesondere durch eine Vielzahl informeller, engerer Beziehungen aus. Im Gegensatz dazu wirken männliche Führungskräfte in einem zentralisierten, hierarchischen Umfeld charismatischer als ihre weiblichen Kolleginnen.

„In hierarchischen Strukturen, wie beispielsweise Investmentbanken, in denen einzelne ‘Stars‘ im Mittelpunkt stehen, ist es unwahrscheinlicher, dass Frauen als charismatisch wahrgenommen werden, da sie nicht dem hier vorherrschenden stereotypen Bild einer Führungskraft entsprechen – nämlich dem des beherrschenden, dominanten Leaders mit hohem Status und großer Macht. Frauen fällt es in einem solchen Umfeld schwerer, es mit männlichen Konkurrenten aufzunehmen, denn sie befinden sich in einem sozialen Kontext, in dem ihre Führungsqualitäten leicht übersehen werden. Das ist einer der Gründe, warum diese Sparten so männerdominiert sind“, erklärt Professor Raina Brands von der London Business School.

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass diese geschlechterabhängigen Vorteile nicht aufgrund tatsächlicher Verhaltensunterschiede zwischen Männern und Frauen entstehen. „Selbst wenn männliche und weibliche Führungskräfte sich gleich verhalten und die gleichen Leistungen erbringen, werden ihre Führungsqualitäten unterschiedlich bewertet, je nachdem, in welchem Umfeld sie arbeiten“, erklärt Professor Jochen Menges von der WHU.

„Wir haben Teilnehmern in einer unserer Untersuchungen identische Informationen zu einer Führungskraft gegeben und nur jeweils den Namen der Führungskraft geändert: Michelle oder Michael. Wir konnten feststellen, dass Michelle in sozialen Strukturen, die von Zusammenhalt geprägt sind, als charismatischer wahrgenommen wurde, während Michael in einem hierarchischen Umfeld auf Teilnehmer charismatischer wirkte“, so Menges.

Organisationen, die Wert auf mehr Frauen in Führungspositionen legen, müssen daher aktiv ihre Unternehmenskultur verändern in Richtung mehr Zusammenhalt, weniger Hierarchie. Weibliche Führungskräfte passen vom Stereotyp besser als Männer zu einem von Zusammenhalt geprägten Umfeld. In einem solchen Umfeld zählen stereotyp weibliche Eigenschaften wie Fürsorge und Gemeinschaftlichkeit. Daher wird weiblichen Führungskräften in einem solchen Umfeld mehr Charisma zugeschrieben als Männern.

Publikation: Brands, RA; Menges, J; Kilduff, M; (2015) The leader in social network schema: Perceptions of network structure affect gendered attributions of charisma. Organization Science (In press).

Hyperlink zur Studie: http://pubsonline.informs.org/doi/abs/10.1287/orsc.2015.0965

Weitere Informationen:
http://pubsonline.informs.org/doi/abs/10.1287/orsc.2015.0965

Quelle: idw

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Herzstiftung warnt bei Herzschwäche vor fehlerhafter Medikamenteneinnahme

Michael Wichert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

Kostenfreier Medikamenten-Pass für Menschen mit Herzschwäche

Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 386.000 Patienten mit Herzschwäche in eine Klinik eingewiesen, weil sich ihre Erkrankung verschlimmert hat. Da sehr häufig Fehler bei der Medikamenteneinnahme Auslöser dieser Verschlimmerung sind, bietet die Deutsche Herzstiftung einen kostenfreien Medikamenten-Pass speziell für Menschen mit Herzschwäche unter www.herzstiftung.de/medikamenten-pass oder telefonisch unter 069 955128-400 an. Der Pass erleichtert es den Betroffenen, Fehler bei der Medikamenteneinnahme zu vermeiden.

Lebensbedrohliche Verschlechterung vermeiden
„Bei chronischer Herzschwäche ist eine korrekte Einnahme der Medikamente besonders wichtig, weil diese den geschwächten Herzmuskel entlasten und das Herz vor Stresshormonen schützen. Setzen Betroffene eigenmächtig ihre Medikamente ab oder versäumen mehrmals die Tabletteneinnahme, laufen sie Gefahr, sich in eine lebensbedrohliche Verschlechterung der Herzschwäche hineinzumanövrieren“, warnt Prof. Dr. med. Thomas Eschenhagen vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung, Direktor des Instituts für Experimentelle Pharmakologie und Toxikologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Sieben Herzstiftungs-Tipps für Herzschwächepatienten
Neben der korrekten Einnahme der Medikamente können Herzschwächepatienten noch viel mehr für ihr Herz tun, indem sie z. B. bei stabiler Herzschwäche maßvolles Ausdauertraining betreiben, beim Essen auf eine begrenzte Kochsalzzufuhr achten und ihr Gewicht täglich kontrollieren, wenn eine Tendenz zur Flüssigkeitsansammlung besteht. Was Menschen mit Herzschwäche zum Schutz vor einer Verschlimmerung der Herzschwäche unbedingt beachten sollten, lässt sich in den sieben Experten-Tipps unter www.herzstiftung.de/Herzschwaeche-Klinik-Aufenthalte-verhindern.html nachlesen.

Der kostenfreie Medikamenten-Pass für Patienten mit Herzschwäche ist erhältlich unter www.herzstiftung.de/medikamenten-pass oder tel. unter 069 955128-400.

Zum Europ. Tag der Herzschwäche (8.-10. Mai), finden bundesweit Vortragsveranstaltungen für Patienten, Angehörige und Interessierte unter Beteiligung der Deutschen Herzstiftung statt. Die Termine sind in der Rubrik „Termine“ unter www.herzstiftung.de veröffentlicht. Die Aktionstage werden in Deutschland vom Kompetenznetz Herzinsuffizienz (KNHI) koordiniert. Die Deutsche Herzstiftung ist Partner der Aufklärungsaktion.

Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle:
Michael Wichert/Pierre König
Tel. 069/955128-114/-140
Fax: 069/955128-345
E-Mail: wichert@herzstiftung.de/
koenig@herzstiftung.de
www.herzstiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.herzstiftung.de/medikamenten-pass
http://www.herzstiftung.de/Herzschwaeche-Klinik-Aufenthalte-verhindern.html
http://www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/medikamenten-pass.jpg Bildmaterial
http://www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/medikamenten-pass-schmal.jpg Bildmaterial

Quelle: idw

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Sabella D10 – erste Meeresströmungsturbine geht ans Netz

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Die 17 m hohe und 450 Tonnen schwere Meeresströmungsturbine wurde am 24. April in Brest eingeweiht. Dieses Vorzeigeprojekt war der Sieger der Projektausschreibung „Demonstrationsanlagen für Meeresenergien“. Die erste Turbine wird im Juli 2015 an das Stromnetz auf der Insel Ouessant in der Bretagne angeschlossen.

Ein Meeresströmungskraftwerk ist ein Wasserkraftwerk, das aus der natürlichen Meeresströmung Elektrizität erzeugt. Es wird dabei nicht, wie bei den meisten anderen Wasserkraftanlagen, ein Stauwerk errichtet, sondern die Turbine steht – ähnlich einer modernen Windturbine – an einem Mast frei in der Strömung. Allein in Europa gibt es über hundert mögliche Standorte; es wurden bisher jedoch nur wenige Meeresströmungskraftwerke installiert. Sabella D10 macht in Frankreich den Anfang.

Dank ihrer innovativen Eigenschaften und einer Leistung von 1,1 MW gehört Sabella D10 zu den leistungsfähigsten Maschinen der Welt. Nach dem Versenken der Turbine wird Sabella D10 über ein unterseeisches Kabel an das Stromnetz der Insel angeschlossen. Weitere Förderprogramme unterstützen die Entwicklung von Sabella D15 mit einer Spitzenleistung von 2 MW. Der entscheidende Vorteil von Meeresströmungskraftwerken ist, dass Meeresströmungen kontinuierlich fließen und sich daher sehr genau vorhersagen lassen. Die Qualität eines Standortes lässt sich somit sehr gut einschätzen. Die eingespeiste Strommenge ist weniger wetterabhängig als die von Windkraftanlagen oder Solarkraftwerken. Meeresströmungskraftwerke kommen zudem mit sehr niedrigen Strömungsgeschwindigkeiten aus, da die Dichte des Wassers etwa 800-mal größer als die der Luft ist. Zudem emittieren die Turbinen keine Abfallstoffe wie zum Beispiel Kohlenstoffdioxid.

Es gibt jedoch auch kritische Stimmen gegen diese Technologie. Meeresströmungskraftwerke sind gegenwärtig, verglichen mit anderen regenerativen Energiequellen, insbesondere Windkraft- und Photovoltaikanlagen, aufgrund fehlender Massenfertigung noch relativ teuer. Die Installation der Anlagen stellt hohe Anforderungen an die Wasserbau- und Stahlbautechnik, so dass die Bauarbeiten auf offener See oder in Flüssen besonders anspruchsvoll sind. Die Auswirkungen auf die Umwelt, den Fischfang und mögliche Wechselwirkungen mit Schiffsbewegungen sind demzufolge zu berücksichtigen. Daher wurde bei diesem Projekt großen Wert auf ein Umwelt-Monitoring-Protokoll in Zusammenarbeit mit dem Meeresnaturpark Iroise gelegt. Ziel ist es, die Umweltbelastung der Turbine auf die Meeresfauna und Meeressäuger, den Sedimenttransport oder die Unterwasserakustik zu messen. Diese ökologische Bilanz ist ein kritischer Schlüsselschritt, um weitere Nutzungsmöglichkeiten der Meeresströmungen und Gezeiten zu erlauben und zu fördern. Das nutzbare Gezeitenpotential in Frankreich wird auf etwa 2 bis 3 GW geschätzt.

Sabella D10 gehört zum Investitionsprogramm der französischen Agentur für Umwelt und Energiewirtschaft ADEME. Das Programm „Demonstrationsanlagen und Technologieplattformen für erneuerbare und kohlenstoffarme Energien und grüne Chemie“ verfügt über ein Budget von 1 125 Mio. € für folgende Bereiche: Solar-, Wind- und Meeresenergien, Erdwärme, CO2-Abscheidung, -Speicherung und Verwertung, Pflanzenchemie, fortgeschrittene Biokraftstoffe, Wasserstoff und Brennstoffzellen, Energiespeicherung sowie Energie-Plus-Häuser.

Weitere Informationen:
Webseite der Sabella D10 Turbine (auf Englisch und Französisch): http://www.sabella.fr/

Quelle:
„Baptême de l’hydrolienne marine Sabella D10“, Pressemitteilung des Ministeriums für Ökologie, Energie und nachhaltige Entwicklung
http://www.developpement-durable.gouv.fr/Sabella-D10-la-premiere.html

Redakteurin: Daniela Niethammer, daniela.niethammer@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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BAuA-Broschüre „Arbeitswelt im Wandel 2015“ erschienen

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Dortmund – „Arbeitswelt im Wandel“ ist eine jährlich erscheinende Broschüre der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Mit ihren anschaulichen Grafiken zum Thema Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit richtet sie sich gleichermaßen an Praktiker des Arbeitsschutzes sowie die interessierte Öffentlichkeit. Basierend auf dem Bericht „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2013″ (SuGA 2013) verdeutlicht die Broschüre Themen wie Erwerbstätigkeit, Arbeitsbedingungen oder den demografischen Wandel einfach und verständlich. In vielen Fällen werden die Statistiken nach Geschlecht unterteilt, an anderer Stelle nach Berufsgruppe oder Alter der Beschäftigten.

Unter anderem wirft die Broschüre Schlaglichter auf die arbeitsmedizinische und sicherheitstechnische Betreuung. Dargestellt sind die Rahmenbedingungen, die unter anderem durch das Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) vorgegeben werden, und die neuesten Zahlen zum Stand der Umsetzung. Ein Ergebnis ist, dass viele Maßgaben in Betrieben ab einer Größe von über 50 Beschäftigten bereits in weiten Teilen umgesetzt sind. In kleineren Betrieben gibt es jedoch durchaus Verbesserungspotenzial. Zudem ist deutlich mehr als die Hälfte (57,8 Prozent) der Arbeitsmedizinerinnen und Arbeitsmediziner über 60 Jahre alt. Somit steht den Betrieben in naher Zukunft ein Mangel an diesen Spezialkräften bevor. Dabei ist gerade die arbeitsmedizinische Expertise gefragt, wenn es darum geht, die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten zu erhalten.

Andere Zahlen aus der Arbeitswelt zeichnen jedoch ein deutlich positiveres Bild. So gab es 2013 mit 606 tödlichen Unfällen einen Rekordtiefstand. Auch die Unfallquoten verharren mit 23,9 je 1.000 Vollarbeiter für die Arbeitsunfälle und 3,85 je 1.000 Versicherungsverhältnisse für die Wegeunfälle auf niedrigem Niveau.

Die Broschüre „Arbeitswelt im Wandel – Ausgabe 2015″ kann im PDF-Format unter http://www.baua.de/publikationen heruntergeladen werden.

Zudem stehen die Abbildungen aus den einzelnen Kapiteln der Broschüre „Arbeitswelt im Wandel: Zahlen – Daten – Fakten“ (2015) zum Download im jpg-Format (600 dpi) zur Verfügung unter http://www.baua.de/dok/6113690.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 700 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.

http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/dok/6003812: Direkter Link zur BAuA-Broschüre „Arbeitswelt im Wandel – Ausgabe 2015″

Quelle: idw

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Zurück im Fjord: Kieler Meeresforscher untersuchen in Norwegen Folgen der Ozeanversauerung

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

In einem neuen Experiment mit den KOSMOS-Mesokosmen wollen Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel wichtige noch offene Fragen zum Einfluss der Ozeanversauerung auf das Nahrungsnetz und die Stoffumsätze im Meer klären. Im Rahmen der Studie, die bis Ende Juni im Raunefjord bei Bergen (Norwegen) stattfindet, bringen die Forscher außerdem die im Labor an Ozeanversauerung angepasste Kalkalge Emiliania huxleyi zurück in ihren natürlichen Lebensraum. Sie hoffen, die Übertragbarkeit ihrer Laborergebnisse zur Anpassungsfähigkeit der weltweit wichtigsten einzelligen Kalkalge überprüfen zu können.

Vom winzigen Piko-Phytoplankton bis hin zu Fischen und größeren Meereslebewesen: Eine komplexe Lebensgemeinschaft mit all ihren Wechselbeziehungen und globalen Funktionen kann aus dem Gleichgewicht geraten, wenn der Ozean durch die Aufnahme von Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre zunehmend versauert. Während die chemischen Reaktionen im Meerwasser mittlerweile gut verstanden sind, drängen sich wichtige neue Fragen über ihre Folgen für das marine Ökosystem sowie daraus erwachsende wirtschaftliche und gesellschaftliche Konsequenzen auf.

Um diesen Fragen nachzugehen, ist ein Team des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel jetzt erneut im Raunefjord bei Bergen (Norwegen) im Einsatz. Mit Hilfe der KOSMOS Mesokosmen (KOSMOS: Kiel Off-Shore Mesocosms for Future Ocean Simulations) betrachten sie einen wichtigen Ausschnitt des Ökosystems: Die acht im Fjord schwimmenden Versuchsanlagen schließen in ihren 20 Meter langen Kunststoffsäcken die natürliche Plankton-Gemeinschaft ein. Vier der isolierten Lebewelten werden schrittweise auf ein erhöhtes Kohlendioxid-Niveau gebracht. Bis Ende Juni sammeln und analysieren die Wissenschaftler dann beinahe täglich Wasserproben, messen physikalische und chemische Parameter und dokumentieren die Entwicklung der Plankton-Gemeinschaft. „Aus rund 50 verschiedenen Messparametern können wir ein umfassendes Bild zusammensetzen“, erklärt Prof. Dr. Ulf Riebesell, Professor für Biologische Ozeanografie am GEOMAR und Leiter der KOSMOS-Experimente. „Mit der aktuellen Studie spannen wir den Bogen von den Organismen zum Nahrungsnetz und den dadurch getriebenen Stoffumsätzen und von den kurzzeitigen Reaktionen bis zur evolutionären Anpassung.“

Erstmals werden im Labor an saurere Bedingungen angepasste Algen der Art Emiliania huxleyi, der weltweit wichtigsten einzelligen Kalkalge, in die Mesokosmen eingebracht. Der Einzeller spielt eine wichtige Rolle für den Transport von Kohlenstoff in die Tiefe des Ozeans – und damit für dessen Fähigkeit, Kohlendioxid zu speichern und den Klimawandel abzumildern. Außerdem setzen die Kalkalgen das klimakühlende Gas Dimethylsulfid (DMS) frei. „In Laborexperimenten mit dieser Art konnten wir zeigen, dass Emiliania huxleyi in der Lage ist, sich durch Evolution gleichzeitig an Ozeanversauerung und steigende Wassertemperaturen anzupassen“, berichtet Dr. Kai Lohbeck vom GEOMAR.

Eine vorangegangene KOSMOS-Studie im Raunefjord brachte die allerdings überraschende Erkenntnis, dass Emiliania unter natürlichen Bedingungen bei Ozeanversauerung die Fähigkeit verliert, sich im Nahrungsnetz zu behaupten. „Ob sich die im Labor erworbene Anpassung auch unter natürlichen Bedingungen als Konkurrenzvorteil erweist und die Kalkalge den Fortbestand in einem saurer werdenden Ozean sichern kann, wollen wir in diesem Freilandexperiment untersuchen.“

Um der kommenden Generation junger Wissenschaftler eine besonders praxisorientierte Ausbildung zu ermöglichen, wurden im Rahmen der Studie fünf Masterarbeiten ausgeschrieben. Die Absolventen untersuchen mit Hilfe erfahrenerer Forscher, wie sich Flügelschnecken und Heringslarven unter den veränderten Umweltbedingungen entwickeln, ob sich das Piko-Phytoplankton durch Evolution an die Versauerung anpasst und wie sich die Qualität der Nahrung für höhere Ebenen der Lebensgemeinschaft verändert. Außerdem sind 15 Studierende der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) in die Arbeiten auf der Meeresbiologischen Station „Espeland“ der Universität Bergen eingebunden. „Der disziplin- und themenübergreifende Ansatz der KOSMOS-Studien bietet den Studenten die einzigartige Möglichkeit, ihre eigenen Untersuchungen in einen größeren Zusammenhang zu stellen und die Ergebnisse besser zu verstehen“, so Riebesell. „Die Arbeit im Team und das enge Zusammenleben auf der Forschungsstation machen zudem den besonderen Reiz dieser Studien aus.“

Die Teilnehmer berichten in einem Blog im Portal der Kieler Meereswissenschaften, Oceanblogs.org, über ihre Arbeiten in Norwegen.

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.oceanblogs.org/kosmos2015 Blog zum „KOSMOS 2015″-Experiment

Quelle: idw

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Wertvolle Biomasse aus ungenutzten Abfällen:

Birgit Berg Pressestelle
Technische Universität Dresden

Neues Verfahren ermöglicht die Zucht von Soldatenfliegenlarven im industriellen Maßstab.

In einem Forschungsprojekt zur Erzeugung von wertvollen organischen Rohstoffen mit der TU Dresden ist ein neues Verfahren entwickelt worden, das die effiziente Zucht von Soldatenfliegenlarven im industriellen Maßstab ermöglicht. Die Produktion ist nachhaltig und bietet große ökologische Vorteile, denn als Nahrung dienen ungenutzte pflanzliche Abfälle und es wird keine landwirtschaftliche Nutzfläche benötigt. Das Projekt ist eine Kooperation der TUD-Professur für Zoologie und Entwicklungsbiologie von Prof. Herwig Gutzeit und drei sächsischen mittelständischen Unternehmen und wurde vom Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

Die Nutzung von Bioabfällen hat sich zu einem wichtigen Forschungs- und Entwicklungsthema entwickelt. In Deutschland besteht der Siedlungsabfall zu 30 bis 40 Prozent aus organischen Stoffen. In diesem Zusammenhang ist die Schwarze Soldatenfliege ein potenziell wichtiges Nutztier. Ihre Zucht ist relativ unkompliziert, da die Larven ein breites Futterspektrum tolerieren und effizient in Biomasse mit hohem Eiweiß- und Fettanteil umwandeln. Aus 300 Ton¬nen organischem Abfall lassen sich rund 120 Tonnen hochwertige Biomasse als Rohmaterial für die Indust¬rie gewinnen. Als Krankheitsüberträger spielen die Insekten, die weder Tier noch Mensch anfliegen, keine Rolle. Die neue Technologie bringt die Erschließung dieses Rohstoffpotenzials entscheidend voran. Ein Container enthält die gesamte Anlage mit Zucht-, Aufzucht- und Flugbehälter. Für konstante Zuchttempe¬raturen von 28 bis 29 °C sorgt ein Wärmesystem, das die Abwärme eines Blockheizkraftwerkes einer Biogasanlage nutzt. Eine erste Pilotanlage arbeitet bereits in Grimma.

Für die Biomasse, die mit Hilfe des neuen Verfahrens produziert wird, gibt es einen breiten Markt. Sie eignet sich als Protein- und Lipidquelle für die Futter-mittel-, Kosmetik-, Pharma- und Energie¬industrie. Darüber hinaus lässt sie sich aufgrund ihres hohen Protein- und Kalziumgehaltes sowie weiterer ernährungsphysiologisch wertvoller Inhaltsstoffe als gleichwertiger Ersatz für Fischmehl in der Zierfisch- und Ziervogelzucht sowie in der Kleintierhaltung vermarkten.

Professur für Zoologie und Entwicklungsbiologie:
http://tu-dresden.de/mn/fachrichtung_biologie/zoologie/entwicklungsbiologie

Weitere Informationen zum Kooperationsprojekt unter
http://www.zim-bmwi.de/erfolgsbeispiele/ein-201efriedlicher201c-job-fuer-die-sch…

Kooperationspartner
TU Dresden, Professur für Zoologie und Entwicklungsbiologie
Bio.S Biogas GmbH Grimma
Fischer Elektronik-Bau GmbH Rade¬beul
KADEN & DÖRING OHG Halsbrücke

Weitere Informationen:
http://tu-dresden.de/aktuelles/news/soldatenfliegen
http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_mathematik_und_naturwi…

Quelle: idw

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Energie ist noch zu billig – eine globale Energiesteuer muss her

Kay Gropp Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

Prof. Dr. Carsten Herrmann-Pillath sieht CO2-Ausstoß, traditionelle und erneuerbare Energien unter Entropie-Aspekten neu

Ohne eine globale Energiesteuer für alle Energiearten lässt sich das Wachstum des weltweit steigenden Energieverbrauchs nicht eindämmen. Das ist die Kernthese von Prof. Dr. Carsten Herrmann-Pillath, Professor für Economics and Evolutionary Sciences der Universität Witten/Herdecke, in seinem jetzt veröffentlichen Aufsatz „Energy, growth, and evolution: Towards a naturalistic ontology of economics“, Ecol. Econ. (2015), http://dx.doi.org/10.1016/j.ecolecon.2014.11.014

„Die Wirtschaft wächst, in dem sie Institutionen und Technologien entwickelt, die strukturell den Energieverbrauch erhöhen. Dabei dürfen freilich nicht einzelne Länder betrachtet werden, sondern nur die Weltwirtschaft insgesamt“, so Herrmann-Pillath. Für ihn ist also das Hauptaugenmerk auf den CO2-Ausstoß nicht falsch, aber zu eng gefasst. „Tatsächlich kann nur eine allgemeine Verteuerung aller Energiearten das ökologische Dilemma lösen, das durch die immer größeren Auswirkungen durch den Menschen auf den Energiehaushalt im Erdsystem entstanden ist.“ In seinen Augen darf man nicht die deutsche Wirtschaft allein und getrennt betrachten, sondern muss die Produktionsverlagerungen nach China berücksichtigen, das Fracking in den USA und viele weitere Einflussfaktoren aus die Energieverwendung und -verschwendung. Das gelte auch für erneuerbare Energien, denn letzten Endes zähle nur, dass in den gegebenen Strukturen langfristig und global der Energiedurchsatz und damit die Entropieproduktion immer weiter absolut wachsen. Nur eine allgemeine Energiesteuer sei eine konsequente Antwort auf diese Herausforderung.

Prof. Dr. Carsten Herrmann-Pillath hat im führenden internationalen Journal der Ökologischen Ökonomik diesen Artikel publiziert, der den Stand der Forschung zur Beziehung zwischen Energie und Wirtschaftswachstum auswertet. In der Tradition des Begründers der Ecological Economics, Nicholas Georgescu-Roegen, analysiert er die Wirtschaft als ein physikalisches System, das den Energiedurchsatz maximiert und damit auch die Erzeugung von Formen der Energie, die nicht mehr für physikalische Arbeit nutzbar sind (‚Entropie‘). Dieser Ansatz verbindet neue Theorien in der Wirtschaftswissenschaft, die sich auf die biologische Evolutionstheorie stützen, mit aktuellen Entwicklungen in der Erforschung des Erdsystems und des Klimas (sogenannte ‚Maximum Entropy‘ Modelle). Daraus ergibt sich, das Wirtschaftswachstum ein direkter Ausdruck fundamentaler thermodynamischer Gesetzmäßigkeiten ist (sog. 2. Hauptsatz der Thermodynamik): Diese Überlegungen haben weitreichende Konsequenzen, was die Umwelt- und Klimapolitik anbelangt.

Weitere Informationen bei Prof. Dr. Carsten Herrmann-Pillath, cahepil@online.de Die Handynummer können Sie unter 02302/926-849/805 erfragen.

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.100 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.1016/j.ecolecon.2014.11.014

Quelle: idw

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DFG verlängert Förderung: In Ba-Wü entsteht Klimamodell mit nie dagewesener Präzision

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

2 Mio. Euro für weltweit einmaligen Ansatz: Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligt weitere 3 Jahre Förderung für Forschergruppe der Universität Hohenheim

Was wächst auf welchem Acker, wie unterscheidet sich das Klima in Tal- und Hanglage und wie wirken sich die neuen Klimaverhältnisse auf Arbeitsbedingungen, Produktqualität und Einkommen der Landwirte aus: In Baden-Württemberg rechnet ein Hochleistungsrechnern derzeit an einer Zukunftsprognose der Universität Hohenheim, die Fragen wie diese auf den Quadratkilometer genau beantworten soll. Möglich wird dies, weil die Forschergruppe „Regionaler Klimawandel“ (FOR 1695) Physiker, Bodenwissenschaftler, Pflanzenwissenschaftler und Agrarökonomen zu einem Team zusammenschweißt. Ein weltweit einmaliger Ansatz, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG jetzt für weitere 3 Jahre mit 2 Mio. Euro unterstützt. 2018 soll das Projekt abgeschlossen sein.

Es ist feuchtschwül im Jahr 2030. 50 % der Landwirte bei Pforzheim haben sich auf Soja-Anbau spezialisiert. Die Landwirte bei Nellingen auf der Schwäbischen Alb setzen auf den wärmeliebenden Hartweizen.Oder wird es heißtrocken, sehr wechselhaft und die Landwirte verhalten sich ganz anders?
Mit ihren Hochleistungsrechnern bohren die Forscher der Universität Hohenheim derzeit einen Tunnel in die Zukunft, um einen unerreicht scharfen Blick auf zwei Modellregionen im Kraichgau und auf der Schwäbischen Alb zu werfen.
Geerdet wird das Computermodell durch Wetterbeobachtungen, Bodenmessungen, Betriebsumfragen und Laborexperimente. 1.400 Quadratkilometer umfasst das Versuchsgebiet „Kraichgau“ bei Sinsheim. 1.300 Quadratkilometer das Versuchsgebiet „Mittlere Schwäbische Alb“ bei Münsingen.

Existierende Klimamodelle sind für regionale Prognosen zu ungenau
„Eine Projektion“ nennen die Forscher eine solche Prognose mit genau festgelegten Randbedingungen. Im Gegensatz zu bisherigen Prognosen enthält der Ansatz der Universität Hohenheim jedoch einige entscheidende Neuerungen.
„Für globale Trends sind unsere heutigen Klimamodelle geeignet. Aber sie vereinfachen die Welt und sind für regionale und lokale Analysen zu ungenau“, erklärt Prof. Dr. Thilo Streck, Sprecher der Forschergruppe an der Universität Hohenheim.
In dem aktuellen Projekt geht es der Forschergruppe deshalb vor allem um Grundlagenforschung. Ihr Ziel: die aktuellen Klimamodelle so zu verfeinern, dass regionale Prognosen fundamental verbessert werden können.

Forschergruppe 1695 sieht 3fachen Verbesserungsbedarf
Es sind vor allem 3 Unschärfen, bei denen es die Forscher der Universität Hohenheim künftig genau nehmen wollen:
• Räumliche Genauigkeit: bislang berechnen regionale Klimamodelle ihre Projektionen nur auf etwa 12 km genau. Vor Ort ist das viel zu grob, denn das Klima ist kleinräumiger. Im Schwarzwald zum Beispiel kann der tatsächliche Regen je nach Hanglage bis zu 100 % über oder unter dem Durchschnitt liegen, wie Forscher der Universität Hohenheim in einem Vorprojekt bestimmt haben.
• Einfluss der Vegetation: Pflanzen steuern Verdunstung, Wolkenbildung und Niederschlag, das heißt: Sie haben einen enormen Einfluss auf das Klima. Hier machen es sich die bisherigen Computermodelle zu einfach. Aktuell unterscheiden sie nur Stadt-, Wald-, Grünland- und Ackerflächen nach Satellitenaufnahmen, die fast 10 Jahre alt und statisch sind. Doch Vegetation und Landnutzung verändern sich mit dem Klima – und diese Veränderungen prägen auch die weitere Klimaentwicklung mit.
• Einfluss der Landwirte: Deshalb ist auch der Faktor Mensch bedeutsam, weil vor allem Land- und Forstwirte die Landnutzung mit dem Klimawandel verändern. Was auf ihren Landflächen angebaut wird, hängt davon ab, was unter neuen Klimabedingungen guten Ertrag und Verdienst verspricht – und welche Vorgaben die Agrar- und Umweltpolitik setzt.
Dies erklärt auch, warum eine solch interdisziplinäre Forschergruppe nur an der Universität Hohenheim entstehen konnte: „Nur hier finde ich alle Kollegen, die ich für so ein Projekt brauche, an einer einzigen Universität. Es ist eine besondere Konstellation“, erklärt Sprecher Prof. Dr. Streck.

Neues Computermodell kombiniert Physik, Pflanzen und Faktor Mensch
Die Arbeitsgruppe der Universität Hohenheim verschmilzt deshalb mehrere Computermodelle zu einem neuen, das es mit diesen Punkten wirklich genau nimmt. Den Kraichgau und die schwäbische Alb wählten die Forscher als Beispiel für ihre Entwicklung, weil beide jetzt schon ein sehr unterschiedliches Regionalklima haben.
Konkret koppeln die Forscher derzeit Schritt für Schritt verschiedene Einzelmodelle für Klima, Pflanzenwachstum und Landnutzung. Für jede Verfeinerung müssen die Hochleistungscomputer mehrere Monate lang rechnen.

1. Schritt: Genauigkeit bisheriger Klimamodelle erhöhen
Die Wechselwirkungen zwischen Bodeneigenschaften, Vegetation und der Wolken- und Niederschlagsbildung in der Atmosphäre sind besonders komplexe Prozesse. Vollständig verstanden sind sie bis heute nicht. Jede Vereinfachung verstärkt deshalb die Ungenauigkeit des Ergebnisses, betont Prof. Dr. Volker Wulfmeyer.
„Was nutzt einem Landwirt oder Tourismus-Manager der durchschnittliche Niederschlag seiner Gemeinde, wenn der tatsächliche Niederschlag auf einer Talseite doppelt so hoch ist wie auf der anderen“, fragt er als Leiter des meteorologischen Teils des Projektes.
Sein bevorzugtes Messgerät ist deshalb das Lidar: Ein weltweit einzigartiger Speziallaser, der Luftfeuchtigkeit und Feuchtigkeitsströme dreidimensional in der Atmosphäre misst. Vor 8 Jahren initiierte er ein UN-Projekt, bei dem 8 Nationen mit 10 Forschungsflugzeugen und dem jeweils besten Equipment ihres Landes die Wetterprozesse über dem Schwarzwald erstmals genau analysierten.
Wissenschaftlich war das Neuland, denn kleine Mittelgebirge sind bei den Atmosphärenprozessen besonders trickreich. Erkenntnisse aus diesem und anderen Projekten fließen nun in sein physikalisch-meteorologiesches Klimamodell ein.
Dieses Modell bildet die Basis für die Forschergruppe der Universität Hohenheim. Für Westeuropa sagt es das Klima auf 12 Kilometer genau voraus. Für Deutschland wird die Genauigkeit der Prognose bei 3 km liegen. In den Modellregionen wird sie das Klima auf 1 km genau projizieren.

2. Schritt: Einfluss von Pflanzen berücksichtigen
Weizen, Raps, Grünland, Mais und Gerste: All diese Pflanzen arbeiten als Pumpe, die Feuchtigkeit aus dem Boden ziehen und in die Atmosphäre verdunsten. Außerdem wirken ihre Blätter als Spiegel, die Teile des Sonnenlichts ins All reflektieren. Und das sind nur zwei Beispiele für den Einfluss, den Pflanzen auf Wetter und Klima ausüben.
Um diesen Effekt zu berechnen, arbeiten die Forscher um Prof. Dr. Streck mit einem eigenen Computermodell. Darin sind nicht nur die derzeit gängigen Ackerfrüchte enthalten. „Wir rechnen damit, dass durch den Klimawandel bald auch Ackerfrüchte angebaut werden, die hier bislang noch nicht wirklich heimisch sind. Dazu gehören zum Beispiel Durum, Soja oder in verstärktem Maße die Sonnenblume“, meint der Leiter des Teilbereiches für Boden und Pflanze und Sprecher der gesamten Forschergruppe.
Erste Ergebnisse kann Prof. Dr. Streck schon nennen: „Unsere Berechnungen zeigen schon jetzt, dass es einen enormen Einfluss hat, ob ein Acker Feldfrüchte wie Winterweizen trägt, der den Boden bereits im Frühjahr bedeckt, oder ob Landwirte z.B. Mais anbauen, der den Boden erst im Spätjahr bedeckt.“
Aktuell sind die Forscher dabei das Klimamodell von Prof. Dr. Wulfmeyer mit dem Pflanzenmodell zu verfeinern. „Damit wäre der biophysikalische Teil des Modells bereits wesentlich verbessert und wir können den Faktor Mensch hinzufügen.“

3. Schritt: künftige Entscheidungen der Landwirte berücksichtigen
Welche Pflanzen in Zukunft auf welchem Acker wachsen ist jedoch nicht dem Zufall geschuldet, sondern eine bewusste Entscheidung der Landwirte. Und diese fällen ihre Entscheidungen hauptsächlich nach betriebswirtschaftlichen Aspekten.
Der vielleicht ambitionierteste Teil des Projektes ist es, auch diese Entscheidungen mit in die Klimamodellierung aufzunehmen.
In sein agrarökonomisches Computermodell ließ Agrarökonom Prof. Dr. Thomas Berger deshalb die anonymisierten Daten von 3.700 landwirtschaftlichen Betrieben aus Baden-Württemberg aus der amtlichen Agrarstatistik aufbereiten. Dazu gehörten zum Beispiel detaillierte Angaben zu Betriebsstruktur, Maschinenausstattung und Vermarktungswegen.
Um zusätzliche Daten zu gewinnen wie Landwirte mit unsicheren Wettererwartungen umgehen, führt Prof. Dr. Berger mit seinem Team spezielle ökonomische Laborexperimente durch. Im Computerlabor konfrontieren sie Landwirte aus der Region mit möglichen Zukunftsszenarien wie Extremwetter und hohe Ernteverluste und zeichnen auf, wie sie sich in diesen Situationen entscheiden.
Mit diesen Ergebnissen soll das Computermodell abschätzen können, wie sich die Landwirte an den Klimawandel anpassen. Dass diese innovative Kombination von Agrardaten und Laborexperimenten funktioniert, bewies Prof. Dr. Berger bereits mit einem Praxistest: Auf einem Workshop präsentierte er 30 Landwirten verschiedene typische Betriebe aus der Agrarstatistik und legte ihnen eine Reihe Vorschläge für die Bewirtschaftung im kommenden Jahr vor.
Jeweils einen Bewirtschaftungsplan für den Betrieb hatten „reale“ Landwirte konzipiert, die anderen fünf Pläne stammten von „virtuellen“ Landwirten aus dem Computermodell. Ergebnis: Selbst die erfahrenen Praktiker aus Baden-Württemberg konnten nicht unterscheiden, welcher Betriebsplan von Menschen und welcher vom Computer aufgestellt worden war.
Möglich macht dies eine sogenannte Multi-Agententechnologie, bei der viele kleine Computerprogramme mit künstlicher Intelligenz ausgestattet werden, um Fragen wie die Anbauplanung autonom zu analysieren und betriebliche Maßnahmen zur Klimaanpassung zu entwickeln. Auch politische Rahmenbedingungen wie EU-Subventionen o.ä. werden bei diesem Ansatz berücksichtigt.

Zusatzschritt: Auswirkungen auf die Produktqualität
Was immer die Forscher für die kommenden Jahre berechnen: In den Klimakammern von Prof. Dr. Fangmeier ist jedes Klima der Zukunft schon heute Möglichkeit.
Die mannshohen Versuchsschränke des Agrarbiologen sind voll mit feinster Regelungstechnik. Darin stehen Töpfe mit Weizen und einem genau geregelten Tagesablauf: ob Sonnenauf- und -untergang, ob Regenzeiten und -menge, sogar die Zusammensetzung der Luft und ihr CO2-Gehalt: alle Umweltbedingungen sind computergesteuert und lassen sich jedem Szenario anpassen.
Was den Leiter des Teilprojektes „Produktqualität“ interessiert, sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Pflanzen. Bringen sie mehr Ertrag oder weniger? Und wie verändert sich die Qualität? Denn: wenn Treibhausgase zunehmen, ändert sich auch die chemische Zusammensetzung im Korn. „Das hat zum Beispiel Auswirkungen auf die Klebeeigenschaften von Weizen beim Brotbacken oder auf die Fettsäurezusammensetzung und den Energieertrag von Raps“, so Prof. Dr. Fangmeier.
Auf diese Weise ergänzt der Agrarbiologe die zentrale Entwicklungsarbeit der Forschergruppe. Und auch diese Änderungen könnten klimarelevant sein, denn sie beeinflussen den Strahlungshaushalt im System Boden-Pflanze-Atmosphäre. Doch diese Fragen sind beim aktuellen Projekt – noch – ausgespart.

Grundlagenforschung: Prognose für Ba-Wü wird abstrahiert
In den nächsten 2 Jahren will die Forschergruppe die biophysikalischen und agrarökonomischen Einzelmodelle zu einem Gesamtmodell verschmelzen und auf dem Hochleistungsrechner Simulationen rechnen.
„Für unser Projekt ist der Weg das Ziel“, erklärt Sprecher Prof. Dr. Streck: „Wir wollen erkennen, welche Effekte von den aktuellen Klimamodellen vernachlässigt werden, wie stark sich das vor Ort auswirkt und wie sich diese Schärfen ausmerzen lassen.“

Hintergrund: Halbzeit für Forschergruppe Regionaler Klimawandel (FOR 1695)
Ziel der Forschergruppe ist die Folgen des globalen Klimawandels für Agrarlandschaften am Beispiel zweier unterschiedlicher Modellregionen in Südwestdeutschland auf einer regionalen Skala zu untersuchen und Prognosen für ihre Entwicklung bis 2030 abzuleiten.
Mit ihrer hohen räumlichen Auflösung auf 1 km und ihrer interdisziplinären Konstellation besitzt die Forschergruppe im Vergleich zu zahlreichen anderen Verbünden im Bereich der Klimaanpassungsforschung ein Alleinstellungsmerkmal. Die Gutachter der DFG bescheinigen der Forschergruppe ein „sehr ambitioniertes Gesamtvorhaben“ mit „ausgesprochen großem wissenschaftlichen Anspruch“.
Nach einer ersten Förderphase von 2012 bis 2015 mit 2,5 Mio. Euro Förderung verlängerte die DFG deshalb jetzt um weitere drei Jahre mit einer Förderung von 2 Mio. Euro.
Text: Klebs

Quelle: idw

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Studie: Fähigkeit Emotionen zu erkennen beeinflusst Jahresgehalt

Nina Liesenfeld Presse und Öffentlichkeitsarbeit
WHU – Otto Beisheim School of Management

Gefühle von Mitarbeitern und Kollegen richtig zu erkennen zahlt sich aus

Die Emotionserkennungsfähigkeit von Menschen wirkt sich nachweislich auf ihr Einkommen aus. Das ist das Ergebnis einer viel beachteten Studie, die Professor Jochen Menges von der WHU – Otto Beisheim School of Management zusammen mit Forschern der Universität Bonn und der Illinois State University durchgeführt hat.

„Je besser Mitarbeiter in Organisationen Gefühle von anderen erkennen können, desto höher ist das Jahresgehalt dieser Mitarbeiter. Emotionserkennungsfähigkeiten sind also nicht nur von zwischenmenschlicher Bedeutung, sondern haben auch einen ökonomischen Wert“, erklärt Professor Jochen Menges, Inhaber des Lehrstuhls für Führung und Personalmanagement an der WHU.

Die Studie hat seit ihrem Erscheinen das beste Medienecho aller jemals im Journal of Organizational Behavior veröffentlichten Artikel erhalten. „Emotionserkennung ist ein ökonomischer Erfolgsfaktor, wird aber in ihrer Bedeutung oft unterschätzt. Damit räumt unsere Studie nun auf. Daher freue ich mich besonders, dass unsere Forschungsergebnisse eine derart große mediale Beachtung finden“, so Menges. Die Befunde stellt Menges nicht nur in einem Artikel, sondern auch in einem Video auf der Website des Journal of Organizational Behavior vor.

An der Untersuchung nahmen über 100 deutsche Arbeitnehmer im Alter zwischen 20 und 65 Jahren teil. Die Arbeitnehmer waren in verschiedensten Organisationen beschäftigt. Die Forscher testeten die Emotionserkennungsfähigkeiten der Arbeitnehmer, indem sie ihnen Bilder und Tonaufnahmen vorspielten und fragten, welche Emotionen darin vorkamen. Zusätzlich befragten die Forscher die Kollegen und Vorgesetzten der Arbeitnehmer zur deren sozialen Kompetenzen. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass Menschen mit guter Emotionserkennungsfähigkeit sich geschickter in sozialen Kontexten verhalten, als kooperativer, rücksichtsvoller und hilfreicher eingeschätzt werden, und deshalb ein höheres Gehalt beziehen.

Alternativerklärungen für die unterschiedlich hohen Einkommen der Arbeitnehmer konnten die Forscher ausschließen. Auch unter Berücksichtigung von Faktoren wie Intelligenz, Gewissenhaftigkeit, Geschlecht, Alter, Ausbildung, wöchentliche Arbeitszeit und der hierarchischen Position in der Organisation blieb der Effekt der Emotionserkennungsfähigkeit auf das Einkommen bestehen.

Professor Menges empfiehlt, Emotionserkennungsfähigkeiten von früh an zu schulen und bei der Auswahl von Führungskräften mehr Wert auf die Fähigkeit zur Emotionserkennung zu legen: „Obwohl Emotionserkennungsfähigkeiten so wichtig sind und – wie wir nun wissen – sogar finanziell belohnt werden, werden diese Fähigkeiten bisher eher selten systematisch in Bildungseinrichtungen trainiert oder in Bewerbungsverfahren abgefragt.“

Publikation:
Momm, T.D.; Blickle, G.; Yongmei, L. et al.: It pays to have an eye for emotions: Emotion recognition ability indirectly predicts annual income. Journal of Organizational Behavior, DOI: 10.1002/job.1975

Weitere Informationen:
http://onlinelibrary.wiley.com/journal/10.1002/(ISSN)1099-1379

Quelle: idw

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Biologe der Universität Stuttgart entdeckt neue Bärtierchenart

Andrea Mayer-Grenu Abteilung Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

Winzige Panther im Moos

Sie sind Überlebenskünstler wie ihre Artgenossen, aber an der Körperoberseite gefleckt wie ein Panther: Bei zwei Exkursionen in die italienischen und französischen Seealpen entdeckte eine Gruppe um den Stuttgarter Bärtierchenforscher Dr. Ralph O. Schill eine neue Bärtierchenart. Die Beschreibung des Alpenbärtierchens mit dem Namen Echiniscus pardalis wurde jetzt in der renommierten taxonomischen Zeitschrift des Naturhistorischen Museums in Paris veröffentlicht.*)

Schon seit 2006 erstellt das das Exzellenznetzwerk EDIT (European Distributed Institute of Taxonomy) zur Klassifikation von Flora und Fauna umfassende Artenbestandslisten in ausgewählten Naturschutzgebieten. Dabei haben Gruppen von Biologen vor Ort geholfen, Bestandslisten sämtlicher vorkommenden Tier- und Pflanzenarten zu erheben beziehungsweise vorhandene Artenlisten zu aktualisieren und zu vervollständigen. Der Stuttgarter Bärtierchenforscher Ralph Schill und seine Kollegen besuchten im Rahmen des Projekts mehrmals den Naturpark Parco Naturale delle Alpi Marittime auf der Südseite der Seealpen sowie den auf französischer Seite angrenzenden Nationalpark Parc National du Mercantour.

Die Wissenschaftler sammelten mehr als 300 Moosproben, in denen sich Bärtierchen bevorzugt aufhalten. Da Bärtierchen die Fähigkeit besitzen, bei widrigen Umgebungsbedingungen einzutrocknen und trotzdem zu überleben, war die Entnahme der Proben verhältnismäßig einfach: In den Untersuchungsgebieten wurde zunächst die Position der Moose mit GPS bestimmt. Dann schnitten die Forscher kleine Stücke ab, trockneten diese und bewahrten sie in Kaffeefiltertüten verschlossen auf. Bei der nachfolgenden Auswertung konnten dann insgesamt 30 verschiedenen Arten identifiziert werden.

Was die Biologen aber überraschte: Einige der Tiere wiesen ein auffallendes Fleckenmuster auf der Körperoberseite auf, das diese keiner bisher bekannten Art zugeordnet werden konnte. Nach längeren Untersuchungen war sich Ralph Schill dann sicher – das musste eine neue Art sein, die bislang unbekannt war. Zusammen mit seinem Kollegen Peter Degma aus Bratislava gab er den Alpenbärtierchen den Namen Echiniscus pardalis, benannt nach dem Panthermuster (Panther lat. pardalsi) unter der Körperoberfläche.

Exzellenznetzwerk EDIT (European Distributed Institute of Taxonomy) ist ein Zusammenschluss von 25 europäischen, taxonomisch arbeitenden Institutionen und wird von der Europäischen Union mit 12 Millionen Euro gefördert. Ziel des Verbundes ist die bessere Integration der taxonomischen Forschung in Europa.

*) Degma P. & Schill R. O. 2015. – Echiniscus pardalis n. sp., a new species of Tardigrada (Heterotardigrada, Echiniscidae, arctomys group) from the Parco Naturale delle Alpi Marittime (NW Italy), in Daugeron C., Deharveng L., Isaia M.,Villemant C. & Judson M. (eds), Mercantour/Alpi Marittime All Taxa Biodiversity Inventory. Zoosystema 37 (1): 239-249.
Published By: Muséum national d’Histoire naturelle, Paris, DOI:http://dx.doi.org/10.5252/z2015n1a12

Weitere Informationen:
Dr. Ralph O. Schill, Universität Stuttgart, Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme, Abteilung Zoologie, Tel. +49 711 685-69143, ralph.schill (at) bio.uni-stuttgart.de

Andrea Mayer-Grenu, Universität Stuttgart, Abt. Hochschulkommunikation, Tel. 0711/685-82176,
E-Mail: andrea.mayer-grenu@hkom.uni-stuttgart.de

Quelle: idw

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Kaffee hält DNA fit

Dipl.-Volkswirt Thomas Jung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Universität Kaiserslautern

Eine neue Studie der TU Kaiserslautern belegt: Regelmäßiger Kaffeekonsum schützt das Erbmaterial.

Viele Menschen trinken gerne und regelmäßig viel Kaffee und schätzen den koffeinhaltigen Wachmacher. Lebensmittelchemiker von der Technischen Universität Kaiserslautern haben jetzt herausgefunden, dass regelmäßiger Kaffeekonsum das Erbmolekül DNA offenbar vor Schäden schützt, die sonst durch Umwelteinflüsse, wie etwa UV-Licht, entstehen können. Kaffee verhindert die sogenannten DNA-Strangbrüche, die zum Zelltod oder zu Mutationen führen können.

Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler um Prof. Dr. Elke Richling vier Wochen lang 84 gesunde Männer. Die Hälfte von ihnen sollte täglich 750 Milliliter Kaffee trinken, die andere bekam stattdessen Wasser. Die Probanden sollten während dieser Zeit ihre üblichen Ernährungsgewohnheiten beibehalten und andere koffeinhaltige Produkte vermeiden. Vor und nach der Testphase untersuchten die Forscher das Erbgut der weißen Blutkörperchen auf sogenannte Strangbrüche im Erbmaterial. Solche Brüche des strickleiterartigen Moleküls kann der Körper nur schwer reparieren. Sie führen deshalb zur Alterung der Zellen und im schlimmsten Falle zu Krebs.

„Zu Beginn der Studie zeigten beide Gruppen ein ähnliche Anzahl an DNA-Strangbrüchen“, berichtet die Mitarbeiterin Dr. Tamara Bakuradze von der TU Kaiserslautern. Nach vier Wochen wiesen die Männer, die nur Wasser getrunken hatten, geringfügig mehr DNA-Strangbrüche in ihren weißen Blutkörperchen auf. In der Kaffeetrinker-Gruppe dagegen war die Anzahl der Strangbrüche deutlich gesunken. Insgesamt gab es 27 Prozent weniger Strangbrüche bei den Kaffeetrinkern. „Wir kommen zu dem Schluss, dass regelmäßiger Kaffeekonsum zur Instandhaltung der DNA beiträgt“, fassen die Lebensmittelchemiker ihre Ergebnisse zusammen.

Das könnte erklären, warum dem Kaffeegenuss immer wieder positive und vorbeugende Effekte vor allem bei degenerativen Krankheiten wie Krebs, Altersdiabetes, Parkinson und Herz-Kreislaufleiden zugeschrieben werden. Ob der Kaffee die Gene wirklich dauerhaft fit hält, sollen bald neue Studien mit einer deutlich größeren Anzahl von Männern und Frauen zeigen.

Das Ergebnis der Studie haben die Forscher im European Journal of Nutrion unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24740588 veröffentlicht.

Kontakt:
Prof. Dr. Elke Richling, Tel.: 0631/205-4061, E-Mail: richling@chemie.uni-kl.de
Prof. Dr. Gerhard Eisenbrand, Tel.: 0631/205-2974, E-Mail: eisenbrand@chemie.uni-kl.de

Weitere Informationen:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24740588
http://www.uni-kl.de

Quelle: idw

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Neues Inline-Messsystem für Biogasanlagen: Über den Säuregehalt Störungen schneller erkennen

Dr. Torsten Gabriel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

Essigsäure besserer Indikator für Prozessinstabilität als pH-Wert

Das Kurt-Schwabe-Institut für Mess- und Sensortechnik (KSI) und das Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte der Humboldt-Universität (IASP) legten in einem Forschungsprojekt den Grundstein für ein Inline-Messsystem, das Essig-, Propion- und Buttersäure direkt in der Anlage erfasst. Die Forscher zeigten auch, dass die Essigsäurekonzentration Prozessinstabilitäten deutlich eher und intensiver anzeigt als der pH-Wert.
Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über dessen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) gefördert.

Eine kontinuierliche Überwachung der Konzentrationen organischer Säuren direkt in der Biogasanlage ist derzeit nicht Stand der Technik. Stattdessen müssen Proben entnommen und im Labor analysiert werden – eine schnelle Reaktion auf Prozessstörungen, die durch hohe Säuregehalte angezeigt werden, ist so nicht möglich.

Dem Forscherteam von KSI und IASP gelang es nun, die Grundlagen eines Messsystems zu entwickeln, das mit Essig-, Propion- und Buttersäure die wichtigsten organischen Säuren direkt im Biogasprozess erfasst. Das System beruht auf dem Prinzip der membranfreien Gasextraktion gelöster und flüchtiger Komponenten mit anschließender chromatographischer Auftrennung der einzelnen Bestandteile. Diese werden in einem nachgeschalteten Flammenionisations-Detektor analysiert.

In dem Projekt gelang es, mit dem System Essigsäure in einer thermophilen Laboranlage sechs Wochen und in einer mesophilen Praxisanlage vier Wochen lang erfolgreich zu messen. Weitere ebenfalls inline aufgezeichnete Betriebsparameter wie der pH-Wert sowie die CO2-, H2- und CH4-Konzentration wurden mit der Säurekonzentration korreliert. Auch mit äußeren Stressbedingungen, z.B. einer Fütterungsumstellung oder inhomogenen Substraten, ließ sich der gemessene Säuregehalt in Verbindung bringen. Nicht zuletzt gewannen die Forscher dadurch auch neue, grundlegende Erkenntnisse zu den biochemischen Prozessen in Biogasanlagen. Es konnte detailliert gezeigt werden, dass der Verlauf der Essigsäurekonzentration Prozessinstabilitäten deutlich eher und intensiver anzeigt als der pH-Wert und deshalb für die Prozessoptimierung und die sichere Vermeidung von Komplikationen im Gärprozess geeignet ist.

Zur Messung von Propion- und Buttersäure ist das Messsystem grundsätzlich genauso nutzbar, stößt aber an die Nachweisgrenzen des Messsystems, da diese Säuren in deutlich niedrigeren Konzentrationen im Prozess vorliegen.

Das Messsystem bietet eine vergleichsweise hohe Langzeitstabilität bei geringem Wartungs- und Kalibrieraufwand. Für mittelständische Unternehmen im Bereich Mess- und Sensortechnik böte es sich an, auf dieser Basis innovative, marktfähige Produkte und Anwendungen zu entwickeln.

Insgesamt können der Betreiber oder die automatische Anlagensteuerung mit Hilfe des neuen Messsystems potenziell schneller auf Prozessstörungen reagieren – ein Weg zu mehr Effizienz bei der Biogaserzeugung.

Die beiden Abschlussberichte stehen auf fnr.de im Menü Projekte & Förderung unter den Förderkennzeichen 22011110 und 22011811 zum Download bereit.

Weitere Informationen:
http://www.fnr.de/projekte-foerderung/projekte/suche/

Quelle: idw

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Weißer Hautkrebs offiziell als Berufskrankheit anerkannt

Andrea Höra Marketing & Communication
Hohenstein Institute

Die Berufskrankheiten-Verordnung ist zum 1. Januar 2015 um den weißen Hautkrebs ergänzt worden. Arbeitskleidung mit UV-Schutz stellt einen effektiven Schutz gegen den Hautkrebs durch Sonneneinstrahlung dar.

Zum 1. Januar 2015 wurden bestimmte Formen des so genannten weißen Hautkrebses, die durch Sonneneinstrahlung verursacht werden, auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beirats „Berufskrankheiten“ beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales in die Berufskrankheiten-Verordnung aufgenommen. Dazu gehören das Plattenepithelkarzinom oder dessen Vorstufen (multiple aktinische Keratosen). Vor allem Personen, die häufig im Freien arbeiten, haben ein deutlich höheres Risiko am weißen Hautkrebs zu erkranken als Personen anderer Berufsgruppen. Zu diesem gefährdeten Personenkreis gehören nicht nur Außenbeschäftigte wie zum Beispiel Bademeister, Bauarbeiter oder Gärtner, sondern auch Berufsgruppen mit wechselndem Tätigkeitsfeld (Außen- und Innen) wie Sportlehrer, Kindergärtner und Fensterputzer. Internationale Untersuchungen von Knutschke zeigen, dass bei diesen Personen die UV-Belastung 2-3 mal höher ist als bei Personen, die in Innenräumen arbeiten.

Diese neue Regelung stellt für die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen eine große Herausforderung dar, da es kaum möglich ist festzustellen, ob die Erkrankung in der Freizeit oder bei der Berufsausübung erfolgte. Auch der Druck auf die Arbeitgeber Präventivmaßnahmen zu ergreifen, ist zum 1. Januar 2015 erhöht worden.
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) empfiehlt zum Schutz der gefährdeten Berufsgruppen wirksame Lösungen gemeinsam mit den Arbeitgebern zu erarbeiten.
Eine Möglichkeit zur Prävention wäre dabei das konsequente Tragen von Arbeitskleidung mit hohem UV-Schutz. Aus medizinischer Sicht lässt sich mit UV-Schutzkleidung ein deutlich höherer Schutz vor dem Sonnenlicht erreichen als mit kosmetischen Schutzmitteln. Neben der Farbe sind vor allem die Materialzusammensetzung und Konstruktion ausschlaggebend für den UPF (Ultraviolet Protection Factor), mit dem der Schutzfaktor von Textilien analog zum SPF (Sonnenschutzfaktor) bei Sonnencreme angegeben wird.

Für die Ermittlung des UPF gibt es unterschiedliche Messmethoden, den
australisch-neuseeländischen Standard (AS/NZS 4399:1996), die Prüfung nach EN
13758-1 und nach AATCC 183 sowie den UV Standard 801. Diese Prüfstandards
stellen unterschiedliche Anforderungen an die Prüfmaterialien. Der australisch-neuseeländische Standard, die Prüfung nach EN 13758-1 sowie der AATCC 183
führen die Prüfungen nur am ungedehnten, trockenen Textil im Neuzustand durch.
Der UV Standard 801 ist deutlich praxisbezogener: Bei Bekleidungstextilien wird der
UPF am gedehnten, nassen Textil, nach mechanischer Abnutzung durch Tragen und
Textilpflege ermittelt. Zudem wird von der höchsten UV Bestrahlung (Sonnenspektrum
in Melbourne, Australien zum Höhepunkt des australischen Sommers) und somit von
einem worst-case-Szenario, ausgegangen. Im Hinblick auf die Hautkrebs-Prophylaxe
durch Berufskleidung ist die Ermittlung des UPF nach dem UV Standard 801 deshalb
erste Wahl.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes an den Hohenstein Instituten (AiF15749N) wurden Prototypen entwickelt, die im Schulterbereich einen besonders hohen Schutz von UPF 80 bieten. Die Wissenschaftler der Hohenstein Institute haben dazu spezielle Fasern mit „eingebautem“ UV-Schutz entwickelt, die Titandioxid enthalten und so die schädliche UV-Strahlung absorbieren. Zudem sind diese Textilien auch noch besonders strapazierfähig.
Da man bei der Arbeit im Freien bei Hitze sehr stark schwitzt, wurden spezielle Textilzonen unter den Achseln und im Bauchbereich im Hinblick auf die Schweißproduktion optimiert. So wird sichergestellt, dass die Arbeitskleidung nicht nur hohen UV-Schutz bietet, sondern auch atmungsaktiv ist. Im Rücken- und Ärmelbereich verwendeten die Experten elastische Materialien, so dass man sich gut darin bewegen kann und auch der Tragekomfort gegeben ist.

Aus Sicht der Hohenstein Institute spricht schon heutzutage nichts gegen einen Einsatz von Arbeitskleidung mit integriertem UV-Schutz. Diese schützt den Träger effektiv vor Hautkrebs durch Sonneneinstrahlung und erfüllt zugleich alle Anforderungen an Tragekomfort und Strapazierfähigkeit. Eine Auslobung des UPFs würde dem Endverbraucher zudem die Möglichkeit geben, seine Arbeitskleidung anhand der UV-Schutzwirkung auszusuchen.

Weiterführende Informationen zu diesem Thema:
• Wissenschaftliche Begründung für die Berufskrankheit Nr. 5103 „Plattenepithelkarzinome oder multiple aktinische Keratosen der Haut durch natürliche UV-Strahlung“ von der BAuA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin):
http://www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Berufskrankheiten/pdf/Begruendung-5103.pdf
• „Hautkrebs durch arbeitsbedingte UV-Strahlung“ von der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V.)
http://www.dguv.de/de/Versicherung/Berufskrankheiten/Hauterkrankungen/Hautkrebs-…

Ansprechpartnerin für UV-Schutz:
Claudia Balluff
Function & Care
Telefon: +49 7143 271-364
Fax:+49 7143 271-94364
E-Mail: c.balluff@hohenstein.de
Homepage: www.hohenstein.de

Weitere Informationen:
http://www.hohenstein.de/de/inline/pressrelease_99584.xhtml?excludeId=99584

Anhang
Weißer Hautkrebs offiziell als Berufskrankheit anerkannt

Quelle: idw

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Abschied vom Genie: Was wir vom Fußball über Kreativität lernen können

Sebastian Mense Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Kassel

Der Kasseler Erziehungswissenschaftler Olaf-Axel Burow zeigt in seinem gerade erschienenen Buch „Team-Flow. Gemeinsam wachsen im Kreativen Feld“, dass kreative Durchbrüche und Spitzenleistungen so gut wie immer auf Teams beruhen. Burow fordert daher den Abschied vom längst überholten Geniekult und zeigt, wie Gruppenprozesse zu kreativen Höchstleistungen führen können.

Das Tiki-Taka-Spiel der spanischen Fußballnationalmannschaft war im vergangenen Jahrzehnt in aller Munde. Durch ein gezieltes Kurzpassspiel und erhöhten Ballbesitz gewann die spanische Elf zwischen 2008 und 2012 zwei Europameisterschaften und den Weltmeistertitel. Erst als sich auch die deutsche Mannschaft von der Philosophie des Einzelstars verabschiedete und stärker auf das Zusammenspiel setzte, löste sie die spanische Vorherrschaft ab. Für Burow ist der Weltmeistertitel dieser deutschen „Mannschaft“ die logische Folge eines konsequenten Team-Flow-Prozesses, wie er auch andernorts immer wieder zu beobachten ist.

Ganz gleich ob Albert Einstein oder Steve Jobs: anhand zahlreicher weiterer Beispiele zeigt Burow, dass sich auch diese gemeinhin als Genies geltenden Personen stets auf ein starkes Team stützen konnten und alle großen Erfindungen der Vergangenheit letztlich Resultate des Zusammenwirkens vernetzter Individuen gewesen sind. Entsprechend fordert der Kasseler Kreativitätsforscher eine Abkehr vom längst überholten Geniekult, der kreativen Prozessen immer noch allzu oft im Weg stehe: „Wir müssen den unangemessenen Geniekult abschaffen und ein realistisches Menschenbild, ohne Grandiositäts- und Allmachtsfantasien entwickeln und uns auf die wahre Stärke der menschlichen Spezies zurückbesinnen. Nur gemeinsam in einem gleichberechtigten Team sind wir stark.“

Zudem sei Team-Flow der einzige Weg, um mit der wachsenden Komplexität unserer heutigen Mediengesellschaft fertig zu werden und den Einzelnen vor Überforderung zu schützen. Damit kann Teamarbeit nach Burow nicht zuletzt ein wirksamer Schutz gegen Burnout und Stress sein. Dennoch bleibe das kreative Potential in Deutschland allzu oft ungenutzt. Dies liegt nach Meinung des 63-jährigen Pädagogen vor allem an unserem traditionellen schulischen Unterrichtsmodell, das bis heute dem Genie-Mythos verhaftet sei und damit Kreativität regelrecht verschütte: „Unser Bildungssystem setzt immer noch auf das Abprüfen von Einzelleistungen separierter Individuen. Das ist völlig falsch, denn was einer kann, hängt nicht von seiner isoliert abzuprüfenden individuellen Leistung ab, sondern vielmehr von einer herausfordernden Umgebung und passenden Synergiepartnern.“ Burow plädiert daher für eine neue Lernkultur und die Schaffung kreativer Felder in der deutschen Bildungslandschaft. Nicht zuletzt gibt der Kreativitätsforscher in seinem Buch praktische Anleitungen und Beispiele, wie solche Teamprozesse in unsere Alltags- und Arbeitswelt integriert und genutzt werden können.

Olaf-Axel Burow: Team-Flow. Gemeinsam wachsen im Kreativen Feld. Weinheim/ Basel (Beltz-Verlag) 2015. ISBN 978-3-407-36569-9.

Kontakt:
Prof. Dr. Olaf-Axel Burow
Fachbereich Humanwissenschaften
Institut für Erziehungswissenschaft
E-Mail: burow@uni-kassel.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-kassel.de

Quelle: idw

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Meeresströmungen beeinflussen Methanabbau

Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

– Studie in Nature Geoscience zeigt Wechselspiel von mariner Mikrobiologie und Ozeanographie –

Vor der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen strömt in einigen hundert Metern Wassertiefe Methangas aus dem Meeresboden. Ein großer Teil davon wird allerdings von Bakterien abgebaut, bevor es die Wasseroberfläche erreicht und in der Atmosphäre als Treibhausgas wirken kann. Eine interdisziplinäre Studie unter der Leitung von Wissenschaftlern der Universität Basel und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel konnte nun zeigen, dass Meeresströmungen den Methanabbau stark beeinflussen können. Die Studie ist in der international renommierten Fachzeitschrift Nature Geoscience erschienen.

Egal ob als freies Gas oder gebunden in Gashydraten – Methan kommt an den Rändern aller Ozeane in großen Mengen im Meeresboden vor. Wenn sich die Hydrate auflösen oder sich im Meeresboden Wege für das Gas öffnen, kann das Methan auch ins Wasser austreten und zur Wasseroberfläche aufsteigen. Gelangt es in die Atmosphäre, wirkt es dort als Treibhausgas, das zwanzigmal stärker ist als Kohlendioxid. Glücklicherweise gibt es im Meerwasser Bakterien, die das Methan konsumieren, bevor es die Wasseroberfläche erreicht. In einer interdisziplinären Studie konnten Geomikrobiologen und Ozeanographen aus der Schweiz, Deutschland, Großbritannien und den USA jetzt nachweisen, dass Meeresströmungen diesen bakteriellen Methanabbau stark beeinflussen können. Die Studie ist in der internationalen Fachzeitschrift Nature Geoscience erschienen.

Die Forschungsarbeit beruht auf einer Expedition des deutschen Forschungsschiffs MARIA S. MERIAN im Sommer 2012. Damals hat das internationale Wissenschaftlerteam vor der Westküste der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen Methanquellen in einigen hundert Metern Wassertiefe untersucht. „Schon damals ist aufgefallen, dass die Aktivität der methan-abbauenden Bakterien in sehr kurzen Zeiträumen stark variiert und dass sich gleichzeitig viele ozeanographische Daten wie Wassertemperatur und Salzgehalt änderten“, erklärt Lea Steinle, Erstautorin der aktuellen Studie und Doktorandin an der Universität Basel beziehungsweise am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit untersucht sie, wo und wie viel Methan in der Wassersäule durch Bakterien abgebaut wird.

Um zu überprüfen, ob die während der vierwöchigen Expedition gemessenen Schwankungen zufällige Beobachtungen waren oder auf typischen, immer wieder auftretenden Prozessen beruhen, haben Ozeangraphen des GEOMAR die Region im Nachhinein mit einem hochauflösenden Ozeanmodell genauer betrachtet. „So haben wir tatsächlich herausgefunden, dass die beobachteten Schwankungen der ozeanographischen Daten und der Bakterien-Aktivitäten auf immer wiederkehrende Änderungen des West-Spitzbergenstroms zurückzuführen sind“, erläutert Prof. Dr. Arne Biastoch vom GEOMAR. Der West-Spitzbergenstrom ist eine relativ warme, salzhaltige Strömung, die Wassermassen vom europäischen Nordmeer in den Arktischen Ozean transportiert. „Er verläuft meist sehr nah an der Küste. Schwankungen in den Strömungen sorgen aber dafür, dass er oft mäandriert. Dann entfernt sich die Strömung innerhalb weniger Tage etliche Kilometer weit von der Küste weg“, erklärt Professor Biastoch weiter.

Ob die Strömung direkt über die küstennahen Methanquellen verläuft oder weiter auf offener See, hat Folgen für den Methanabbau. „Wir konnten zeigen, dass die Stärke und Variabilität der Meeresströmungen das Vorkommen der methanabbauenden Bakterien kontrolliert“, sagt Lea Steinle, „das heißt, bei starker Strömung kann sich keine große Bakterienpopulation aufbauen, was dazu führt, dass weniger Methan abgebaut wird.“

Um zu überprüfen, ob diese Ergebnisse nur für Spitzbergen gelten oder eine grundsätzliche Bedeutung haben, untersuchten die Wissenschaftler in einem zweiten, globalen Ozeanmodell, wie sich Meeresströmungen in anderen Regionen der Weltmeere mit Methanquellen verhalten. „Dabei zeigte sich, dass starke und variierende Strömungen oft über Methanaustrittsstellen zu finden sind“, betont Dr. Helge Niemann Biogeochemiker an der Universität Basel, einer der Initiatoren der Studie. Seine Kollegin Prof. Dr. Tina Treude, Geomikrobiologin an der University of California Los Angeles ergänzt: „Das zeigt deutlich, dass einmalige oder kurzfristige Messungen oft nur einen schnappschussartigen Einblick in ein System zeigen.“ In Zukunft müssen deshalb die von ozeanographischen Parametern hervorgerufenen Schwankungen im bakteriellen Methanabbau sowohl bei Feldmessungen als auch in Modellen besser berücksichtigt werden.

Originalarbeit:
Steinle, L., C. A. Graves, T. Treude, B. Ferré, A. Biastoch, I. Bussmann, C. Berndt, S. Krastel, R. H. James, E. Behrens, C. W. Böning, J. Greinert, C.-J. Sapart, M. Scheinert, S. Sommer, M. F. Lehmann, H. Niemann (2015): Water column methanotrophy controlled by a rapid oceanographic switch. Nature Geoscience, http://dx.doi.org/10.1038/ngeo2420

Weitere Informationen:
https://biogeochem.duw.unibas.ch/ Aquatische Biogeochemiegruppe am Departement Umweltwissenschaften der Universität Basel Forschungsgruppe Universität Basel
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.geomar.de/e316848 Expedition MSM21/4 im Sommer 2012

Quelle: idw

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Mitmachen erwünscht: neues Citizen-Science-Projekt

Annette Mihatsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig

Mit Chimp&See starten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA), des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und des Pan African Programms ein neues Citizen-Science-Projekt auf der Online-Plattform Zooniverse. Wer Biologen bei der Auswertung von Videosequenzen unterstützen möchte, die aus Kamerafallen in Afrika stammen, findet auf http://www.chimpandsee.org allgemeinverständlich aufbereitete Informationen und sichtet kurze Clips, auf denen mit etwas Glück Schimpansen und andere Wildtiere zu erkennen sind.

Anlässlich des Earth Day am 22. April ging mit Chimp&See ein besonderes Citizen-Science-Projekt online. Die Plattform http://www.chimpandsee.org führt Hobbyforscher und Wissenschaftler zusammen und zeigt Laien auf, wie spannend Forschung sein kann. Citizen Scientists, wie die „Bürgerwissenschaftler“ genannt werden, können auf der Plattform einen unschätzbaren Beitrag zur Erforschung frei lebender Schimpansen und anderer Wildtiere leisten, ganz ohne Vorkenntnisse. Die Hobbyforscher sichten die auf der Onlineplattform eingestellten Kurzclips und melden jene Tiere, die von den selbstauslösenden Kameras in der afrikanischen Wildnis festgehalten wurden. Waldbüffel, Ducker oder Schuppentier – nicht immer ist die Zuordnung einfach. Ein digitaler Guide mit Vergleichsfotos unterstützt die Laien bei der Bestimmung und vermittelt zugleich spannende Hintergrundinformationen. Wer das Glück hat, auf einem Video als Erster einen Schimpansen zu entdecken, kann diesem sogar einen Namen geben.

Das Prinzip von Chimp&See ist wirkungsvoll: Je mehr Freiwillige mitmachen und Daten zu den Clips liefern, desto besser ist die Treffer- und Bestimmungsquote. Die Sichtungen werden später von den Wissenschaftlern ausgewertet und mit der Liste von Individuen abgeglichen, die bereits andere Helfer identifiziert haben. Über ein offenes Forum können sich die Freiwilligen auch untereinander austauschen oder Kontakt zu den Experten aufnehmen.

Christophe Boesch, Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig erhofft sich von der Citizen-Science-Aktion wichtige Impulse für die Primatenforschung. „Durch die Mithilfe begeisterter und engagierter Bürger hat dieses Projekt das Potenzial, das Verständnis über die Lebensweise und Ökologie frei lebender Schimpansen zu verändern“, meint der Verhaltensforscher. Anhand der analysierten Daten wollen die Experten beispielsweise Rückschlüsse darauf ziehen, wie sich Beutetiere in den Gebieten verbreiten, welche Bedrohung durch den Mensch ausgeht, wie sich die biologische und genetische Vielfalt im Lebensraum darstellt und ob Habitate von bestimmten Individuen bevorzugt werden.

Auch der Gebrauch von Werkzeugen, der bei Schimpansen eine große Rolle spielt, steht im Forschungsfokus. „Wir wollen mehr über den spezifischen Werkzeuggebrauch der Primaten erfahren“, sagt Hjalmar Kühl, Leiter der Forschungsgruppe „Sustainability and Complexity in Ape Habitat“ am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). Aus Langzeituntersuchungen sei bereits bekannt, so Kühl, dass Schimpansen ihre Werkzeuge auf unterschiedliche Art einsetzen, auch dann, wenn es um dieselben Beutefangmechanismen geht. Wie und warum sich diese Varianz entwickelt hat, gilt es von den Experten noch zu entschlüsseln.

Bei Chimp&See können alle Interessierten mitmachen. Während der Startphase laufen auf der Online-Plattform etwa 200.000 Videos, die in Sequenzen von 15 Sekunden aufgesplittet sind. Weitere 200.000 Clips sollen perspektivisch hinzukommen. Das Citizen-Science-Projekt wird bis 2017 online sein.

Links zu den Plattformen
Chimp&See: http://www.chimpandsee.org
Zooniverse: http://www.zooniverse.org/
Pan African Programme: http://panafrican.eva.mpg.de/

Mehr Informationen:
Prof. Christophe Boesch
Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology
Phone: +49 (0) 341 3550 200
E-Mail: boesch@eva.mpg.de

Dr. Hjalmar Kühl
German Centre for Integrative Biodiversity Research (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Phone: +49 (0) 341 9733 147
E-Mail: hjalmar.kuehl@idiv.de

Quelle: idw

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Transfer von Kenntnissen aus der Meeresforschung in die Praxis: EU-Projekt COLUMBUS gestartet

Anne Nikodemus Kommunikation, Geschäftsentwicklung
Projektträger Jülich

Unter dem Dach des EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation Horizont 2020 ist am 1. März 2015 das EU-Projekt COLUMBUS gestartet. Die EU-Kommission investiert vier Millionen Euro, um Erkenntnisse aus der Meeresforschung für die Gesellschaft nutzbar zu machen. 26 Partner aus verschiedenen europäischen Ländern sind an COLUMBUS beteiligt. Vom 21. bis zum 22. April 2015 findet in Dublin das Kick-off-Meeting statt.

Ziel des Projektes ist es, Ergebnisse aus der durch die EU finanzierten Meeresforschung zu identifizieren, zu analysieren und für verschiedene Anwendergruppen (Politik, Wirtschaft, Gesellschaft) nutzbar zu machen. Das wird zum einen durch die einzelnen Arbeitspakete realisiert (Bedarfserhebung, Analyse, Transfer, Öffentlichkeitsarbeit), zum anderen aber auch durch thematische Arbeitsgruppen, die mit den Wissensträgern aktuelle Forschungsfragen diskutieren und mit den Ergebnissen der Arbeitspakete rückkoppeln. Einen wesentlichen Beitrag soll die Unterstützungsmaßnahme auch für die Implementierung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie sowie andere europäische Strategien (z. B. Gemeinsame Fischereipolitik, Strategie Blaues Wachstum oder Ostseestrategie) leisten. Dabei kommen bewährte Methoden aus Monitoring und Evaluation zum Einsatz.

Der Projektträger Jülich (PtJ) spielt als Förderorganisation eine wichtige Rolle an der Schnittstelle zwischen politischen Entscheidungsträgern und Wissenschaftlern. Als Projektpartner koordiniert PtJ das Arbeitspaket zum Wissensbedarf. Dabei geht es darum, Bedarfe der europäischen Strategien zu erheben und die Herausforderungen bei deren Implementierung zu analysieren. Die Ergebnisse sollen in einem Mapping-Bericht aufbereitet werden und als Basis für die weiteren Arbeitsschritte wie Wissensaufbereitung oder -transfer dienen. Weiterhin koordiniert PtJ eine thematische Arbeitsgruppe zur marinen Umwelt. Dabei sind vor allem Erfahrungen aus der nationalen und internationalen Gremienarbeit gefragt.

Über den Projektträger Jülich
Als einer der großen Projektträger in Deutschland ist der Projektträger Jülich Partner für Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Mit seinen Kompetenzen im Forschungs- und Innovationsmanagement unterstützt er seine Auftraggeber in Bund und Ländern sowie die Europäische Kommission bei der Realisierung ihrer forschungspolitischen Zielsetzungen. Förderinteressenten und Antragsteller berät er über aktuelle Förderinitiativen und betreut sie bei der Vorbereitung und Umsetzung ihrer Vorhaben.

Ansprechpartner bei PtJ:
Careen Krüger
Telefon: 0381 20356-273
E-Mail: c.krueger@fz-juelich.de

Dr. Ulrich Wolf
Telefon: 0381-20356-277
E-Mail:u.wolf@fz-juelich.de

Quelle: idw

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Seehund Malte überrascht Forscher beim Experiment

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Bahnbrechende Erkenntnis: Robben interpretieren ihre eigene Bewegung

Im Marine Science Center Rostock, dem größten Robbenforschungszentrum weltweit, erforscht Professor Dr. Guido Dehnhardt zusammen mit seinem Team aus Biologen und Physikern die Sinneswahrnehmung und kognitiven Fähigkeiten von neun männlichen Seehunden und drei Ohrenrobben. Als Forschungseinrichtung dient ihnen ein umgebautes Personenschiff, die „Lichtenberg“, im Yachthafen von Rostock-Hohe Düne.

Den Wissenschaftlern am Marine Science Center ist jetzt am Ende einer langen Reihe von Experimenten zum visuellen System der Seehunde eine bahnbrechende Erkenntnis gelungen: „Seehunde sind in der Lage, das Bewegungsmuster , das durch die Eigenbewegung der Tiere im Auge entsteht, zu interpretieren“, sagt Dr. Frederike Hanke von der Robbenforschungsstation. Sie spricht vom so genannten „optischen Fluss“.

In einem Verhaltensexperiment zur optischen Flusswahrnehmung hatten die Forscher dem Seehund Malte sich bewegende Punkte, die eine Vorwärtsbewegung simulierten, auf einer Leinwand präsentiert. Nachdem ein Kreuz auf der Leinwand eingeblendet wurde, hatte der Seehund die Aufgabe, anzuzeigen, ob das Kreuz deckungsgleich mit der Bewegungsrichtung der Simulation war oder nicht. Der Seehund erlernte den Umgang mit dem sehr komplexen optischen Reiz innerhalb kürzester Zeit. „Unsere Experimente zeigen, dass Seehunde generell einen sehr guten Zugang zu großflächigen, sich bewegenden Punktreizen haben“, sagt Frederike Hanke. „Und die unglaubliche Genauigkeit, mit der das Tier Abweichungen von der Bewegungsrichtung anzeigen konnte, ist beeindruckend“. In seiner natürlichen Umgebung könnte, so die Forscher, der Seehund optischen Fluss u. a. hervorgerufen durch eine Bewegung durch partikelreiches Wasser, was im Experiment simuliert wurde, nutzen.

Diese Vorstellung erfordert ein vollständiges Umdenken, was die Bedeutung von Partikeln für die Fortbewegung und Orientierung unter Wasser anbelangt. Bislang war man davon ausgegangen, dass Partikel im Wasser die Sicht für die Seehunde drastisch einschränken. Mit der nun dokumentierten Fähigkeit zur Wahrnehmung von optischem Fluss können die Seehunde eine visuelle Information, die gerade durch eine Bewegung durch Partikel hervorgerufen wird, vielfältig nutzen. In einer früheren Studie hatten Forscher gezeigt, dass beispielsweise Bienen Entfernungen nicht, wie früher angenommen, an Hand ihres Energieverbrauchs bestimmen. Stattdessen beruht ihre Schätzung ebenfalls auf optischem Fluss – dem Bewegungsmuster, das beim Vorbeiflug an Blumen und anderen Objekten hervorgerufen wird. Fliegen die Bienen anstatt in ihrer natürlichen Umgebung in einem engen Tunnel, vermitteln die aus Sicht der Tiere viel schneller vorbeiziehenden Muster deshalb den Eindruck einer längeren Wegstrecke. Dies führt dazu, dass die Bienen bereits viel früher, sprich absolut nach einer geringeren Entfernung vom Bienenstock, nach der vertrauten Futterquelle suchen.

Den neuesten Erkenntnissen zu Folge könnten auch Seehunde, nun jedoch unter Wasser, optischen Fluss zur Abschätzung des zurückgelegten Weges nutzen. Diese Abschätzung ist eine entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche Orientierung z. B. während der Futtersuche. Optischer Fluss scheint demnach eine Informationsquelle, auf die sich Seehunde und möglicherweise auch weitere aquatische Organismen zur Kontrolle der Orientierung und Fortbewegung verlassen können. Text: Wolfgang Thiel

HINTERGRUND
Prof. Guido Dehnhardt erhielt 2007 eine Lichtenberg-Professur der VolkswagenStiftung, die er an der Universität Rostock realisiert. Daraufhin zog im Juni 2008 die gesamte Arbeitsgruppe mit damals neun Seehunden in eine große Freiwasseranlage im Yachthafen Hohe Düne, Rostock. Hier wird nun die wissenschaftliche Forschung, die zuvor viele Jahre über die Universität Bonn und dann später über die Universität Bochum im Kölner Zoo stattfand, weitergeführt. Im Fokus der Forschung stehen die Sinnesorgane sowie die kognitiven Fähigkeiten der Robben. Hierbei interessieren vor allen Dingen, wie die Sinnesorgane in Luft und unter Wasser funktionieren, welche spezifischen Anpassungen speziell auch das Leben im Wasser hervorbringt und wie die Sinnesorgane zur Orientierung eingesetzt werden können. Die Besonderheit des Lehrstuhls: Besucher können in der Saison täglich der Forschungsarbeit und damit der Entstehung wissenschaftlicher Erkenntnisse zuschauen. Aktueller Tierbestand: Neun Seehunde, zwei Kalifornische Seelöwen, ein Südafrikanischer Seebär

Kontaktadresse:
Dr. Frederike D. Hanke
Universität Rostock
Institut für Biowissenschaften
Sensorische und kognitive Ökologie
Albert-Einstein-Str. 3
18057 Rostock
frederike.hanke@uni-rostock.de
0381/666971914

Quelle: idw

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Wundheilung: Ein Reißverschluss aus Hautzellen

Dr. Anne Hardy Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Umfangreiche Daten aus dem Elektronenmikroskop geben erstmals faszinierende Einblicke in die Fusion von Hautzellen nach einer Verletzung. Sie verhalten sich dabei wie ein molekularer Reißverschluss, berichtet ein Forscherteam unter Federführung der Goethe-Universität in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Cell Biology“.

FRANKFURT. Jede Wunde muss sich schließen, damit wir nicht verbluten oder uns eine Infektion zuziehen. Wie die Hautzellen die offenen Stellen in der Haut verschließen, war über viele Jahre nicht bekannt. Wissenschaftler der Goethe Universität Frankfurt haben nun zusammen mit Kollegen des European Molecular Biology Laboratory (EMBL) und der Universität Zürich die Fusion der Hautzellen auf molekularer Ebene untersucht. Sie verhalten sich dabei wie ein molekularer Reißverschluss, berichten die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Cell Biology“.

Als Modellsystem wählten Mikhail Eltsov und Kollegen Embryonen von Fruchtfliegen. Ähnlich wie der Mensch, haben diese während ihrer Entwicklung auf ihrem Rücken eine große Hautöffnung, die sie schließen müssen, um weiter wachsen zu können. Den Prozess nennt man „zipping“, da die zwei Seiten der Haut ähnlich wie ein Reißverschluss geschlossen werden.

Um zu erforschen, wie der Hautverschluss genau vor sich geht, verwendeten die Wissenschaftler eines der besten Elektronenmikroskope. „Mit unserem Elektronenmikroskop können wir die molekularen Komponenten in der Zelle sehen. Sie arbeiten wie kleine Maschinen daran, die Haut zu verschließen. Aus einem Abstand betrachtet sieht es aus, als ob die Hautzellen einfach miteinander verschmelzen; wenn wir aber hinein zoomen, wird deutlich, dass Zell-Membranen, molekulare Maschinen und andere zelluläre Komponenten beteiligt sind“, erklärt Mikhail Eltsov von der Goethe-Universität.

„Man benötigt ein sehr hoch aufgelöstes Bild des Vorgangs, um dieses Heilungsorchester sichtbar zu machen. Wir haben zu diesem Zweck eine enorme Anzahl von Daten aufgenommen, weit mehr, als bei allen bisherigen Studien“, sagt Mikhail Eltsov.

Als erstes beobachteten die Forscher, dass Zellen ihre gegenüber liegenden Nachbarn aufspüren. Haben sie ihn gefunden, entwickeln sie als nächstes einen molekularen Klettverschluss (eine Adhäsionsverbindung), die sie fest mit dem Gegenüber verbindet. Die neue und unerwartete Entdeckung dieser Studie war, dass kleine Protein-Röhrchen in der Zelle, die Mikrotubuli, sich an den molekularen Klettverschluss heften und anschließend selbst auflösen. Das führt dazu, dass sich die gesamte Haut zum Wundbereich hin zieht und sich über die offene Hautstelle ausbreitet wie eine Decke.

Damian Brunner, der das Team an der Universität Zürich leitete, hat viele Untersuchungen mit genetisch veränderten Fruchtfliegen gemacht, um herauszufinden, welche Komponenten an dem Verschluss der Hautöffnung beteiligt sind. Zur großen Überraschung der Wissenschaftler bilden Mikrotubuli, die an der Zellteilung beteiligt sind, das Hauptgerüst für das „zipping“. Das deutet darauf hin, dass es sich um einen von der Evolution konservierten Mechanismus handelt.

„Sehr erstaunlich war auch die enorme Plastizität der Membranen bei diesem Vorgang, die zur schnellen Heilung der Hautöffnung beitrug. Wenn fünf bis zehn Zellen ihren entsprechenden Nachbarn gefunden haben, sieht die Wunde bereits verschlossen aus“, sagt Achilleas Frangakis von der Goethe Universität Frankfurt, der wissenschaftliche Leiter der Studie.

Die Wissenschaftler hoffen, dass diese Studie neue Wege für das Verständnis der epithelialen Plastizität eröffnen wird. Für sie ist es auch von Interesse, die strukturelle Organisation der Adhäsionsverbindungen zu verstehen. Dafür erhielten sie bereits einen ERC starting grant des Europäischen Forschungsrats.

Publikation:
Eltsov, Dubé, Yu, Pasakarnis, Haselmann-Weiss, Brunner und Frangakis: Quantitative analysis of cytoskeletal reorganisation during epithelial tissue sealing by large-volume electron tomography, in: Nature Cell Biology DOI 10.1038/ncb3159.

Informationen:
Prof. Achilleas Frangakis, Institut für Biophysik, Exzellenzcluster Makromolekulare Komplexe, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-46462, achilleas.frangakis@biophysik.org.

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 gegründet mit rein privaten Mitteln von freiheitlich orientierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern fühlt sie sich als Bürgeruniversität bis heute dem Motto „Wissenschaft für die Gesellschaft“ in Forschung und Lehre verpflichtet. Viele der Frauen und Männer der ersten Stunde waren jüdische Stifter. In den letzten 100 Jahren hat die Goethe-Universität Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften.“

Herausgeber:
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Abteilung Marketing und Kommunikation,
60629 Frankfurt am Main
Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main Telefon (069) 798 – 1 24 98, Telefax (069) 798 – 763 12531, E-Mail hardy@pvw.uni-frankfurt.de
Internet: www.uni-frankfurt.de

Quelle: idw

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Elektrofahrrad ja, aber welches? EcoTopTen informiert und empfiehlt

Romy Klupsch Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie

Was sollte man beim Kauf eines Elektrofahrrads beachten? Worin unterscheiden sie sich und welches Fahrrad passt am besten? Verbraucherinnen und Verbraucher können sich auf der Internetplattform für ökologische Spitzenprodukte des Öko-Instituts umfassend über Elektrofahrräder informieren und finden dort unabhängige Kaufempfehlungen. 52 Pedelecs von zehn verschiedenen Herstellern erfüllen strenge Mindestkriterien an Sicherheit, Bequemlichkeit und Qualität.

Zur Marktübersicht E-Bikes bei EcoTopTen
http://www.ecotopten.de/prod_ebikes_prod.php

Gute Qualität – hoher Umweltnutzen
„Funktioniert das Elektrofahrrad bequem und einwandfrei, wird das Auto öfter einmal stehen gelassen. Dies führt zu einer deutlich höheren Umweltentlastung als durch eine rein ökologische Materialauswahl, die bei der Herstellung der Elektrofahrräder erreicht werden könnte“, erklärt Dr. Dietlinde Quack, Leiterin von EcoTopTen.

Alle von EcoTopTen empfohlenen Pedelecs haben hydraulische Scheibenbremsen, die im Vergleich zu Felgenbremsen weniger schnell verschleißen, oder hydraulische Felgenbremsen mit Verschleißindikator. Außerdem sind sie mit Lithium-Ionen Akkus ausgestattet, da sie am effektivsten Energie speichern und dadurch leichter sind, als beispielsweise Nickel-Metallhydrid oder Blei-Akkus.

Auf die Gesamtkosten kommt es an
Fast alle von EcoTopTen-empfohlenen City- und Tourenpedelecs kosten zwischen 1.700 und 4.000 Euro. Nur zwei liegen darüber, ebenso wie das einzige Faltpedelec, das von EcoTopTen empfohlen wird. In der Anschaffung entspricht das zwar einem gebrauchten Kleinwagen. Doch betrachtet man die jährlichen Gesamtkosten, sind Elektrofahrräder weitaus erschwinglicher. Für die Berechnung der jährlichen Gesamtkosten dividiert man die Anschaffungskosten durch eine angenommene Lebensdauer von 10 Jahren und addiert die jährlichen Betriebskosten: Strom, Wartung und ein Ersatzakku (Lebensdauer 5 Jahre). Bei einem EcoTopTen-Elektrofahrrad liegen die Gesamtkosten zwischen 220 und 620 Euro pro Jahr bzw. zwischen 18 und 52 Euro pro Monat.

Hilfreich: Filter- und Sortierfunktion
Verbraucherinnen und Verbraucher haben auf ecotopten.de verschiedene Sortier- und Filtermöglichkeiten wie Preis, Name des Herstellers, Art des Fahrrads (City-, Touren- oder Faltpedelec) oder Art der Gangschaltung und bekommen mit Hilfe eines Fotos einen ersten optischen Eindruck.

Über EcoTopTen
EcoTopTen ist eine Internetplattform des Öko-Instituts, auf der Verbraucher und Beschaffer Empfehlungen für ökologische Spitzenprodukte in den zehn Produktclustern Beleuchtung, Wärme, Strom, große Haushaltsgeräte, kleine Haushaltsgeräte, Fernseher, Computer/Büro, Mobilität, Lebensmittel und Textilien finden.

EcoTopTen wird für die nächsten drei Jahre im Rahmen des Projekts „Die Produktauszeichnung EcoTopTen – Schwerpunkt SEK Stromsparen“ von der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesumweltministeriums gefördert. Zusätzlich dazu wird EcoTopTen in diesem Zeitraum auch im Rahmen des Projekts „ToptenAct“ im EU Programm Horizon2020 gefördert.

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Nationale Klimaschutzinitiative
Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert das Bundesumweltministerium seit 2008 zahlreiche Projekte, mit denen Energie effizienter genutzt und Emissionen gemindert werden können. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.

Weiterführende Informationen zur Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums finden Sie unter: http://www.klimaschutz.de/

Quelle: idw

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Attraktive Gesichter bekommen mehr Aufmerksamkeit

Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

Attraktive Gesichter fesseln die Aufmerksamkeit: dies gilt besonders für Männer, die schöne Frauengesichter sehen. Zu diesem Ergebnis kommen Psychologen der Universität Wien in einer aktuellen Studie. In zwei Experimenten zeigten sie 80 Probanden unterschiedlich attraktive Gesichter von Männern und Frauen. Es zeigte sich, dass schöne Gesichter – unabhängig vom Geschlecht – länger angeschaut werden als unattraktive Gesichter. Unterschiede gibt es aber auf der Seite des Betrachters – und zwar zwischen Männern und Frauen.

Aus der Attraktivitätsforschung ist schon länger bekannt, dass bestimmte Merkmale, wie zum Beispiel die Symmetrie eines Gesichts, allgemein als schön bewertet werden. Weniger bekannt ist, ob das, was man schön findet, auch unwillkürlich die Aufmerksamkeit beeinflusst. Die Forschergruppe um den Kognitionspsychologen Ulrich Ansorge ist der Frage nachgegangen, ob die Attraktivität von Gesichtern Auswirkungen auf Aufmerksamkeit und auf schnelle, sprunghafte Augenbewegungen hat – und ob es hierbei möglicherweise Geschlechtsunterschiede gibt.

Blicke bleiben an schönen Gesichtern länger hängen
Im ersten Experiment zeigten sie 40 Probanden am Computer Bilder von unterschiedlich attraktiven Männer- und Frauengesichtern. Nach einer Sekunde erschien zusätzlich ein Punkt auf dem Bildschirm und die Aufgabe der Versuchsteilnehmerinnen und -teilnehmer bestand darin, so schnell wie möglich auf diesen Punkt zu schauen. Es wurde registriert, wie lange es dauerte, bis der Punkt fixiert wurde und welche Augenbewegungen dabei erfolgten. Nach Abschluss mehrerer Versuchsdurchgänge beurteilten die Probanden zusätzlich alle Gesichter hinsichtlich ihrer Attraktivität.
Es zeigte sich, dass die Aufmerksamkeit von attraktiven Gesichtern langsamer abgewandt wurde als von weniger attraktiven Gesichtern. Betrachter bleiben bei einem schönen Gesicht also länger „hängen“.

Männer reagieren schneller auf attraktive weibliche Gesichter
Im zweiten Experiment wollten die Forscher wissen, ob schöne Gesichter die Aufmerksamkeit bei Frauen und Männern in gleichem Maße anziehen. Dazu wurden 20 Frauen und 20 Männern am Bildschirm gleichzeitig zwei schöne Gesichter unterschiedlichen Geschlechts gezeigt. Zunächst sollten sie einen Punkt in der Mitte des Bildschirms zwischen den Gesichtern fixieren. Nach kurzer Zeit erschien um ein Gesicht ein grüner und um das andere ein gelber Rahmen. Die Beteiligten sollten ihren Blick so schnell wie möglich auf das Gesicht im gelben Rahmen lenken. Mal befand sich im gelben Rahmen das Gesicht einer schönen Frau, mal das Gesicht eines schönen Mannes.

Die Autoren analysierten auch hier wieder Reaktionsgeschwindigkeit und Blickbewegungen. Sie fanden, dass männliche Versuchspersonen schneller auf attraktive weibliche Gesichter als auf attraktive männliche Gesichter reagierten – während es bei weiblichen Versuchspersonen keinen solchen Effekt gab. Frauen reagierten sowohl auf attraktive Männer als auch auf attraktive Frauengesichter ähnlich schnell.

Auch die subjektiven Attraktivitätsurteile in beiden Experimenten zeigten, dass Männer Frauengesichter als attraktiver bewerteten als die Gesichter von anderen Männern.
„Schöne Gesichter bekommen mehr Aufmerksamkeit. Das konnten wir mit unserer Analyse des Blickverhaltens zeigen. Zwar haben wir uns vor allem auf die Schönheit der Gesichter beschränkt, aber unsere Methoden kann man problemlos auf andere Objekte und Fragestellungen anwenden“, sagt Christian Valuch, der die Studie durchgeführt hat.

„Ein besseres Verständnis der menschlichen Aufmerksamkeit ist zum Beispiel auch für die gute Gestaltung von Unterrichtsmaterialien und Medieninhalten, wie Büchern oder Videos und die klinische Forschung relevant, die zunehmend an Aufmerksamkeitsprozessen interessiert ist“, ergänzt Prof. Ulrich Ansorge.

Die Originalstudie finden Sie hier:
Valuch, C., Pflüger, L. S., Wallner, B., Laeng, B., & Ansorge, U. (2015). Using eye tracking to test for individual differences in attention to attractive faces. Frontiers in Psychology, 6:42. doi:10.3389/fpsyg.2015.00042

Weitere Informationen:
Christian Valuch
Forschungsplattform Cognitive Science
Universität Wien – Fakultät für Psychologie
Liebiggasse 5
A-1010 Wien
Tel. (0043) 1 4277 22009
Email: christian.valuch@univie.ac.at
Web: http://homepage.univie.ac.at/christian.valuch/

Univ.-Prof. Dr. Ulrich Ansorge
Professur für Kognitionspsychologie
Universität Wien – Fakultät für Psychologie
Liebiggasse 5
A-1010 Wien
Tel. (0043) 1 4277 47140
Email: ulrich.ansorge@univie.ac.at
Web: https://homepage.univie.ac.at/ulrich.ansorge/

Weitere Informationen:
http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fpsyg.2015.00042/full

Quelle: idw

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Mikroplastik in Gewässern – Vorsorge oder Gefahrenabwehr?

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Mikroplastik in Gewässern ist ein Thema, das derzeit gleichermaßen in Wissenschaft und Gesellschaft intensiv diskutiert wird. So nahm sich auch die Wasserchemische Gesellschaft, eine Fachgruppe in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), auf ihrer 81. Jahrestagung, „Wasser 2015″, vom 11. bis 13. Mai in Schwerin unter anderem der „Mikroplastik in aquatischen Systemen“ als zentralem Thema an. In fünf Vorträgen und vier Posterbeiträgen wurden Eintragspfade von Mikroplastik in Gewässer vorgestellt und diskutiert, welche Auswirkungen das hat und welche Ansätze einer Umweltbewertung erkennbar sind. Dabei zeichnete sich bereits im Vorfeld der Tagung ab, dass es sowohl gilt, Gefahren abzuwehren als auch Vorsorge zu treffen, und zwar im Kontext wissenschaftlich-technischer, ökologischer, ökonomischer und soziologischer Aspekte.

Kunststoffe, auch Plastik genannt, sind wichtige Werkstoffe, die aus Haushalt und Wirtschaft nicht mehr wegzudenken sind. Nach ersten zögerlichen Anfängen ihrer Entwicklung im 19. Jahrhundert begann Mitte des 20. Jahrhunderts der Siegeszug der Kunststoffindustrie. Mittlerweile wurden mehrere hundert Kunststoffsorten entwickelt und stetig werden neue Kunststoffprodukte mit ganz unterschiedlichen technischen Eigenschaften auf den Markt gebracht. Gerade diese Eigenschaften sind es aber, die sich absehbar auch nachteilig auswirken können.

Nach Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (2008/56/EG) versteht man unter Mikropartikeln alle Teilchen unter fünf Millimeter. Mikroplastikpartikel können Bestandteil beispielsweise von Kosmetika, Pflegeprodukten oder Reinigungsmitteln sein, sie können sich aber auch aus größeren Plastikteilen bilden, die in der Umwelt physikalisch, biologisch oder chemisch zer- und verkleinert werden. Im Wasser schwimmende oder schwebende größere Plastikteile sind nicht nur Umweltschützern seit längerem ein Dorn im Auge. Ein Verheddern darin oder das Verschlucken kann für Tiere tödlich sein. Doch Mikroplastik sieht man nicht unbedingt auf den ersten Blick, und selbst wenn Tiere oder andere Organismen in der Lage sind, die Teilchen wieder auszuscheiden: Sie gehören nicht in die Natur. Und so gilt es, den Eintrag von Mikroplastikpartikeln zu mindern und Verfahren zu entwickeln, Mikroplastikpartikel aus der Umwelt zu entfernen. Dringend erforderlich ist auch eine Einschätzung und Bewertung des Gefährdungspotenzials. Bislang völlig unbekannt ist die Rolle von Klärwerken. Können diese Mikroplastik zurückhalten oder entweicht sie mit dem geklärten Abwasser? Erste Untersuchungen zeigen, dass Mikroplastik in durchaus großen Mengen die Kläranlagen verlässt, aber eine spezielle Schlussfiltration installiert werden kann, die dies verhindert.

Doch nicht nur Kunststoffteile jeglicher Größe geben in der Umwelt zu denken – auch ihre Additive oder zur Färbung verwendeten Pigmente. Die Tagung in Schwerin zeigt, mit welchen analytischen Methoden es Wissenschaftlern gelingt, Aussagen über Art und Menge der Mikroverunreinigungen und anderer aus diesen Teilchen stammender Stoffe zu treffen. Als ein Fallbeispiel für die Verschmutzung von Süßgewässern mit Plastikpartikeln wurde der Gardasee ausgewählt. Als ein Ergebnis konnte festgestellt werden, dass beim Einsatz analytischer Methoden eine genauere Partikelgrößenaufteilung vonnöten ist, um eine zuverlässige Quantifizierung von (Mikro)Plastik durchführen zu können.

Kommt Mikroplastik, wie einige Medien meldeten, mittlerweile auch im Trinkwasser vor? Auch hier wird die Tagung deutlich machen, dass es darüber kaum Erkenntnisse gibt. Bisherige Studien sind kaum miteinander vergleichbar, da keine einheitliche Methodik für Probenahme und Analytik existieren. Die bislang vorliegenden Ergebnisse ermöglichen nur eine grobe Ersteinschätzung. Danach dürften größere Mikroplastikpartikel mit den üblichen technischen Filtrationsverfahren im Rahmen der Trinkwasseraufbereitung zurückgehalten werden, für kleine Mikroplastikpartikel liegen noch keine Informationen vor. Analogschlüsse zu anderen Mikropartikeln ähnlicher Größenordnung sind wegen unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit unzulässig.

Weitere Themenblöcke bei der „Wasser 2015″ waren u.a. Abwasser, Aufbereitung, Meereschemie, Spurenstoffe, Trinkwasser und Hygiene. Weitere Informationen finden sich unter: www.gdch.de/wasser2015.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 31.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 27 Fachgruppen und Sektionen, darunter die Wasserchemische Gesellschaft, 1926 als „Fachgruppe für Wasserchemie“ im Verein Deutscher Chemiker gegründet. 1948 erfolgte die Neugründung als „Fachgruppe Wasserchemie“ in der GDCh, seit 2000 heißt sie „Wasserchemische Gesellschaft – Fachgruppe in der GDCh“. Ihre Mitglieder sind tätig für den wirksamen Schutz, die sinnvolle Nutzung, die zweckmäßige Aufbereitung und Reinigung sowie die sachgemäße Untersuchung und Beurteilung des Wassers.

Weitere Informationen:
http://www.gdch.de
http://www.gdch.de/wasser2015

Quelle: idw

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DOG: Bei Heuschnupfen verhindert Vorbeugen das Schlimmste

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

München – Etwa 15 Prozent der Deutschen leiden an Heuschnupfen. Neben einer laufenden Nase und Atemwegsproblemen leiden viele auch unter juckenden und tränenden Augen oder sogar einer allergischen Bindehautentzündung. Medikamente bieten schnelle Linderung bei akuten Heuschnupfenbeschwerden. Diese helfen am besten, wenn Betroffene sie frühzeitig und regelmäßig einnehmen, so der Rat der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Darüber hinaus sollten Allergiker den Kontakt mit Pollen weitestgehend meiden. Dabei helfen einfache Tipps.

Wenn Gräser, Hasel und Birke blühen, verteilen sie ihren Pollen als feinen Staub in die Luft. Im Gegensatz zur Nase verfügt das Auge nicht über eine schützende Schleimhaut, so dass der Blütenpollen direkt auf die Bindehaut des Auges trifft. Dort kann er leichte Reizungen bis hin zu einer allergischen Bindehautentzündung verursachen: Die Augen röten sich, jucken, brennen und tränen stark, obwohl sie sich gleichzeitig trocken anfühlen. „Viele Allergiker leiden während der Pollensaison stärker unter den brennenden Augen als unter der laufenden Nase und trauen sich deswegen kaum ins Freie“, sagt DOG-Pressesprecher Professor Dr. med. Christian Ohrloff aus Frankfurt. Es gebe jedoch durchaus Medikamente, die die Beschwerden mildern, oder sogar ganz verhindern. Wichtig sei aber, diese Mittel frühzeitig und regelmäßig einzunehmen, möglichst schon ein paar Wochen, bevor der Pollenflug beginnt.

Heuschnupfen ist eine Überreaktion des Immunsystems auf Blütenstaub. Um den Pollen abzuwehren schütten Immunzellen den Botenstoff Histamin aus, der die Entzündungen an Augen und Nase hervorruft. Bestimmte Medikamente, die sogenannten Antihistaminika, verhindern, dass der Histaminspiegel zu hoch ansteigt. Rechtzeitig eingenommen, können sie die allergische Reaktion weitestgehend verhindern.

Viele Antihistaminika gibt es rezeptfrei als Tabletten, Augentropfen oder Nasenspray. Neue Präparate haben kaum Nebenwirkungen und machen auch nicht müde, wie die älteren Wirkstoffe Dimetinden oder Clemastin. Dennoch könne es zu einer Einschränkung des Reaktionsvermögens kommen, so Geerling: „Betroffene sollten immer mit ihrem Arzt besprechen, welche Mittel für sie am besten geeignet sind, anstatt auf eigene Faust in die Apotheke zu gehen“, sagt Professor Dr. med. Gerd Geerling von der Augenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf.

Am wirksamsten aber auch sehr schwierig sei es, den Kontakt mit Pollen zu meiden. Dazu zählt auch, die Wohnung und vor allem das Schlafzimmer frei davon zu halten. Dabei helfen einfache Ratschläge: Morgens und abends Stoßlüften und ansonsten Fenster geschlossen halten, tägliches Staubsaugen, Kleidung nicht im Schlafzimmer lüften. Auf Kontaktlinsen sollten Allergiker während der Blühphase verzichten. Eine eng anliegende Sonnenbrille schützt zusätzlich davor, dass Pollen in die Augen gelangt. „Auch wenn es schwer fällt, sollten Betroffene die Augen nicht reiben“, rät Geerling für den Fall, dass trotz aller Vorsicht die Augen zu jucken beginnen. „Dadurch verteilt sich Blütenstaub nur noch weiter in die Augen hinein.“ Besser sei es, die Augen vorsichtig mit einem Waschlappen sauber zu tupfen. Zusätzlich können Augentropfen helfen die Augen zu beruhigen und feucht zu halten. Diese sollten jedoch frei von Konservierungsmitteln sein. Geschwollene Lider lassen sich durch kühle Kompressen beruhigen.

Literatur:
K. Schröder, D. Finis, S. Meller, B. A. Buhren, M. Wagenmann, G. Geerling; Die saisonale und perenniale allergische Rhinokonjunktivitis; Klin Monatsbl Augenheilkd 2014; 231: 496-504

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6500 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Bio-Bitumen: nachhaltige Straßen aus Mikroalgen

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Der Forschungsverbund „Algoroute“ (Algenstraße) des französischen Zentrums für wissenschaftliche Forschung (CNRS), der Universität Nantes und des Algo Sources Technologies Unternehmens (u. a. [1]) hat ein neuartiges Bitumen entwickelt.

Die Forscher haben ihre Arbeit auf die Mikroalge Scenedesmus sp. konzentriert. Diese wird hauptsächlich von der Kosmetikindustrie genutzt, um ihre Eiweiße zu extrahieren. Die Restreagenzmittel wurden jedoch bisher nicht verwertet. Durch hydrothermale Verflüssigung wird dieses Nebenprodukt in eine schwarze, zähflüssige, wasserabweisende Flüssigkeit (das Bio-Bitumen) umgewandelt, die ähnliche Merkmale wie fossiles Bitumen aufweist, selbst wenn die Inhaltsstoffe unterschiedlich sind: Bei über 100°C ist das Bio-Bitumen flüssig und kann somit den festen Bestandteil des Straßenbelags umhüllen, zwischen -20°C und 60°C ist es viskoelastisch und gewährleistet somit die Kohäsion der Granulatstruktur, wiedersteht der Beanspruchung durch den Verkehr und verringert die mechanischen Belastungen.

In einem nächsten Schritt werden langfristige Analysen des Materialverhaltens durchgeführt, um die Einsatzfähigkeiten im Straßenbau zu überprüfen. Darüber hinaus wird die Wirtschaftlichkeit bewertet: Bei dem Umwandlungsprozess wird zurzeit ein Wirkungsgrad von 55% erreicht, der sich jedoch bei einer industriellen Massenproduktion verändern kann.

Das Programm Algoroute wurde von der Region Pays de la Loire mit 250.000€ unterstützt [2].

[1] Die vollständige Liste der Partner finden Sie unter (auf Französisch): www.algoroute.fr/FR/partenaires

[2] Insgesamt stehen dem Projekt 320.000€ zur Verfügung.

Weitere Informationen:
– Internetseite des Projekts Algoroute (auf Englisch und Französisch): www.algoroute.fr
– Internetseite von Algo Sources Technologies (auf Englisch und Französisch): www.algosource.com
– Mariana Audo et al., „Subcritical Hydrothermal Liquefaction of Microalgae Residues as a Green Route to Alternative Road Binders, Mariane Audo“, ACS Sustainable Chemistry & Engineering, April 2015. DOI: 10.1021/acssuschemeng.5b00088

Quelle: „Bio-bitumes : des routes vertes à base de micro-algues ?“, Pressemitteilung des CNRS – 08.04.2015 – http://www2.cnrs.fr/presse/communique/3979.htm

Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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Verschmutztes Regenwasser auffangen und reinigen

Sarah Blaß Pressestelle
Frankfurt University of Applied Sciences

LOEWE-Forschungsteam testet kostengünstige Lösung zur Behandlung von verunreinigten Niederschlagsabflüssen

Verschmutztes Regenwasser auffangen und reinigen

Regen löst und transportiert beim Abfließen von Siedlungs- und Verkehrsflächen vorhandene Schmutz- und Schadstoffe und kann daher erheblich verunreinigt sein. In vielen Fällen wird eine Behand¬lung vor der Einleitung in die Gewässer erforderlich. Je nach Flächentyp und Aktivität im Einzugsgebiet belasten Staubniederschläge, aber auch verkehrsbedingte Verbrennungsrückstände und Abriebprodukte (z.B. Bremsabrieb) die sogenannten Niederschlagsabflüsse mit einer Vielzahl von Stoffen. Darin enthalten sind Schwermetalle, organische Schadstoffe oder auch Nährstoffe wie Phosphor. Im Rahmen des Forschungsvorhabens „In-situ Messprogramm an einer semizentralen Anlage zur Behandlung von hochbelasteten Straßenabflüssen“ wird eine günstige und effiziente Lösung zur Behandlung von verunreinigten Niederschlagsabflüssen getestet und weiterentwickelt. Das von Januar 2015 bis Juni 2016 laufende Projekt der Frankfurt University of Applied Sciences (FRA-UAS) wird im Rahmen von Hessen ModellProjekte aus Mitteln der LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz, (LOEWE-Förderlinie 3: KMU-Verbundvorhaben), mit rund 141.380 Euro gefördert.

„In den letzten Jahren musste enorm in die Behandlung von Niederschlagsabflüssen investiert werden, sodass der Bedarf an kostengünstigeren Lösun¬gen hierfür stark gestiegen ist. Dem wollen wir mit unserem Projekt Rechnung tragen, indem wir neue und zudem preiswertere Ideen entwickeln und auf ihre Praxistauglichkeit prüfen“, erklärt Projektleiterin Prof. Dr. Antje Welker vom Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft und Hydromechanik am Fachbereich Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik der FRA-UAS. Eine Behandlung von Niederschlagsabflüssen wird bisher entweder zentral in Regenklärbecken mit Anschlussflächen von einigen Hektaren oder dezentral in kleinen technischen Anlagen mit angeschlossenen Flächen bis 1.000 m² durchgeführt. „Beide Lösungen weisen jedoch auch Nachteile auf“, so Welker. „Während bei der zentralen Lösung die hohen Investitionskosten und der große Platzbedarf negativ ins Gewicht fallen, ist es bei den dezentralen Anlagen der Aufwand der Überwachung und Wartung aufgrund der zahlreichen Betriebspunkte.“ Von kommunalen und privaten Betreibern werden immer häufiger Zwischenlösungen mit einer angeschlossenen Fläche von bis zu einem Hektar angefragt, bei deren Größe konventionelle Regenklärbecken zu teuer sind.

In dem in den Jahren 2013 und 2014 an der Frankfurt UAS durchgeführten LOEWE-Forschungsvorhaben „Entwicklung einer semizentralen Anlage zur Behandlung von schadstoffhaltigen Niederschlagsabflüssen“ wurde eine semizentrale Behandlungsanlage für eine Anschlussgröße von 10.000 m² entwickelt, die die Vorteile beider Behandlungsgrößen vereint. Vorversuche im Labormaßstab wurden erfolg¬reich durchgeführt und abgeschlossen und belegten die Schwermetall- und Phosphorelimination. Im Rahmen der Fortführung des Projektes wurde die zweistufige Anlage Anfang 2015 von der Forschungsgruppe im Ein¬zugsgebiet eines Autobahnabschnittes der A 485 bei Gießen aufgestellt. Dieser Abschnitt hat sich aufgrund der hohen Belastung mit Feststoffen und der vorhandenen Infrastruktur (Strom, Wasser) als geeignet erwiesen. Die semizentrale, modular aufgebaute Anlage hat zwei Komponenten: In der ersten Stufe werden Feststoffe mit Hilfe eines Lamellenabscheiders der Firma Steinhardt, der eine hohe Sedimentationsleistung aufweist, zurückgehalten. Feststoffe sinken so besonders schnell und effektiv zu Boden und können von dort entfernt werden. In der sich anschließenden Filterstufe der Firma 3P können gelöste Stoffe wie Schwermetalle oder Phosphor eliminiert werden.

Derzeit werden das Zulaufbauwerk, ein Messcontainer, verbindende Rohrleitungen und die erforderlichen Messgeräte am Autobahnabschnitt installiert und verbunden. Nach deren Inbetriebnahme startet ein ausführliches Messprogramm zur Überprüfung der Leis¬tungsfähigkeit und zur Gewinnung wissenschaftlich verwertbarer Daten zum Aufkommen und Rückhalt von Schadstoffen. Dies schließt die Durchführung eines in den USA üblichen Feststoffversuchs mit künstlichem Beschickungswasser ein. Mit diesen Erfahrungen können z.B. mögliche Zulassungsgrundsätze des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) für solche Anlagen erarbeitet werden. Weiteres Ziel ist die Erschließung neuer Märkte in außereuropäischen Ländern wie den USA und Australien, in denen der Phosphoreintrag in Seenlandschaften ein großes Problem darstellt.

Das Konsortium des Forschungsprojekts besteht aus folgenden Partnern: Frankfurt University of Applied Sciences, Technische Hochschule Mittelhessen, Steinhardt Wassertechnik GmbH (Taunusstein), 3P Technik Filtersysteme GmbH (Donzdorf), Mittelhessische Wasserbetriebe (Gießen) sowie Deutsches Institut für Bautechnik (Berlin).

Die Initiative für die Forschungsvorhaben ging vom Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft und Hydromechanik aus, das als Konsortialführer und Projektsteuerer fungiert. Fachgebietsleiterin Prof. Dr. Antje Welker sowie Prof. Dr. Carsten Dierkes und Martina Dierschke, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet, forschen seit Jahren zum Thema Niederschlagswasserbehandlung.

Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 1: Architektur, Bauingenieurwesen,
Geomatik, Prof. Dr.-Ing. habil. Antje Welker, Telefon: 069 /1533-2375, E-Mail: antje.welker@fb1.fra-uas.de

Weitere Informationen zum Fachbereich Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik unter: http://www.frankfurt-university.de/fb1.

Dieses Projekt (HA-Projekt-Nr.: 453/14-43) wird im Rahmen von Hessen ModellProjekte aus Mitteln der LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz, Förderlinie 3: KMU-Verbundvorhaben gefördert.

Quelle: idw

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Die Männerlüge: Wie viel Testosteron braucht der Mann?

Jan Meßerschmidt Presse- und Informationsstelle
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

So viel Testosteron gab es noch nie! Das berühmte Männerhormon ist immer dabei, wenn es um die ganz großen Themen unserer Zeit geht. Überschießendes Testosteron stürzt die Weltwirtschaft in die Krise, sinkendes Testosteron zwingt alternde Männer in die Knie und künstliches Testosteron rettet das männliche Geschlecht vor dem Älterwerden. Mit diesen populären Testosteronmythen rechnet Prof. Dr. Robin Haring in „Die Männerlüge“ nun endlich ab.

Anhand der neuesten Erkenntnissen aus Medizin, Psychologie und Verhaltensforschung erklärt der Demograf und Epidemiologe Prof. Dr. Robin Haring unterhaltsam und anschaulich, warum man(n) Testosteron braucht und wie wichtig es wirklich ist. Zwar gilt Testosteron als das männlichste aller Hormone, aber ob niedrige Testosteronspiegel tatsächlich die männlichen Wechseljahre einleiten, Herz-Kreislauf-Krankheiten verursachen und Männer frühzeitig in den Tod treiben bedarf einer längst überfälligen Aufklärung. Ebenso kritisch wird Testosteron als hormonelle Grundlage männlicher Verhaltenssteuerung oder als Sündenbock gängiger Geschlechterklischees beleuchtet. Am Ende der Betrachtungen rund um Testosteron steht somit die Erkenntnis, dass Mann mehr ist als sein Testosteronspiegel.

Robin Haring ist studierter Demograph sowie promovierter und habilitierter Epidemiologe. Nach einem einjährigen Post-Doc-Stipendium an der Boston University führten ihn seine vielfältigen Publikationen zum Thema „Testosteron als Biomarker für Männergesundheit“ im Jahr 2013 zur Habilitation und bildeten die wissenschaftliche Grundlage der „Männerlüge“. Das populäre Sachbuch wendet sich an Männer jeden Alters, genauso wie an Frauen, die Männer besser verstehen wollen, und ist am 9. März 2015 im Braumüller Verlag erschienen.

Weitere Informationen
Robin Haring: Die Männerlüge: Wie viel Testosteron braucht der Mann?, Braumüller Verlag, 2015, 192 S., Hardcover, Preis 19,90 Euro, ISBN 978-3991001461
Braumüller Verlag http://tinyurl.com/pohvsd4
Über den Autor http://www.robinharing.com/

Kontakt zum Autor
Prof. Dr. Robin Haring
Universitätsmedizin Greifswald
Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin
Ferdinand-Sauerbruch-Straße, 17475 Greifswald
Telefon 03834 86-19656
robin.haring@uni-greifswald.de

Quelle: idw

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Textilfasern als Energielieferant – eine Textilrevolution

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Textilien werden in zunehmendem Maße im Bauwesen verwendet und spielen eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Energieeffizienz sowie bei der Leitung, Nutzung und Produktion von Energie. Textilien sind aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit, ihres geringen Gewichts und ihrer Schall-und Wärmedämmeigenschaften das am fünfthäufigsten verwendete Baumaterial. Neben ihrem Einsatz als Schutz- und Isolierstoff können Textilien dank Energiekollektoren auch eine aktive Rolle spielen.

Intelligente Textilien, die Energie aus Licht erzeugen, werden bald zur Realität. Im Rahmen des Soltex-Projektes soll bis 2019 ein Photovoltaik-Textilfaden entwickelt werden, der genau dies ermöglicht. Zur Umsetzung dieser einzigartigen Technologie koordiniert Sunpartner Technologies, Spezialist für innovative Solarlösungen, ein Konsortium aus Forschern und Unternehmern. Das Projekt wird von der französischen öffentlichen Investitionsbank Bpifrance unterstützt.

Ziel von Soltex ist die Entwicklung einer Photovoltaik-Faser, die bei der Herstellung von Textilien in den eigentlichen Stoff integriert werden kann, um aus natürlichem oder künstlichem Licht Energie zu erzeugen. Eine revolutionäre Idee, die die Entwicklung einer Technologie erfordert, die zugleich Energie aufnehmen und umwandeln kann. Dadurch entstehen sogenannte intelligente Textilien, die energieautonom sind und sowohl die Ästhetik sowie die mechanischen Eigenschaften des ursprünglichen Gewebes garantieren.

Die erwartete Energieausbeute der neuen Photovoltaik-Textil-Technologie liegt bei 10 W / m2. Die vorgesehenen Anwendungen sind zahlreich: technische Bekleidung und Outdoor-Sportgeräte, Jalousien und Rollläden zur Verdunkelung von Gebäuden, Schutzplanen in Gewächshäusern und für die Innenausstattung von Autos, Zügen oder Flugzeugen.

Ein gemeinsames Forschungsprogramm
Zur Entwicklung dieser bahnbrechenden Technologie vereint Sunpartner Technologies, als Koordinator des Soltex-Projekts, ein Konsortium aus verschiedenen Interessengruppen. Dadurch wird Wissen innovativ und komplementär vernetzt, um Synergien optimal zu nutzen. Fünf marktführende Unternehmen und Forschungsinstitute sind beteiligt:

• Sunpartner Technologies, Spezialist für innovative photovoltaische Energietechnologien und Entwickler von Wysips®, einer Photovoltaik-Komponente, die in der Lage ist, alle Oberflächen in aus Licht energieerzeugende Träger zu verwandeln.

• Quali Therm, eine Tochtergesellschaft der SEMCO, ein Gerätehersteller für die Elektronik- und Photovoltaik-Industrie

• Payen, führender französischer Hersteller von elastischen Fäden und Stoffen

• Texinov, französischer Hersteller von technischen Textilien, spezialisiert auf Stricktechnologie mit Maschen und auf die Herstellung von textilen Flächengebilden mit einer großen Breite (bis 6M60)

• Raidlight, französischer Hersteller von Outdoorbekleidung und Ausrüstung für Trail-Running

• Das französische Forschungsinstitut CEA-Liten, Labor für neue Energietechnologien und Nanomaterialien.

Aufgrund seiner Erfahrung und seiner Fachkenntnisse im Bereich der dünnschichtigen Photovoltaikfolien wird das CEA Liten vor allem in der Entwicklungsphase des Photovoltaik-Fadens tätig sein. Quali Therm ist für die Entwicklung der Geräte zur PV-Garnherstellung verantwortlich, die für die Industrialisierung benötigt werden. Payen und Texinov sind für die Spezifikationen der Photovoltaik-Textilfäden verantwortlich sowie für die Entwicklung und Integration der Solarfäden in Web- oder Strickketten.

Das ehrgeizige Programm Soltex wird voraussichtlich nach 2 Jahren die ersten funktionellen Gewebeproben vorweisen können. Ein industrieller Fertigungsprozess wird innerhalb von 4 Jahren erwartet. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 15,5 Mio. €, die zu 45% von Bpifrance finanziert werden.

Weitere Informationen:
– „Intelligente Textilien“ (auf Englisch und Französisch): http://pulse.edf.com/en/une-breve-histoire-des-vetements-intelligents

– Pressemappe (auf Französisch) mit ausführlicher Beschreibung des Solitex-Projekts:
http://entreprises.edf.com/fichiers/fckeditor/Commun/Entreprises/newsletters/CP-…

– Projektpartner:
• Sunpartner Technologies: www.sunpartnertechnologies.fr
• Quali Therm: www.qualiflow.com
• Payen: www.groupepayen.com
•Texinov: www.texinov.fr
• Raidlight: www.raidlight.com/fr
• CEA-Liten: www.liten.cea.fr

Kontakte:
– Projektleiter: Jean-Luc Ledys, Sunpartner Technologies – E-Mail: jean-luc.ledys@sunpartner.fr
– Pressesprecherin: Marion Chanson, Sunpartner Technologies – Tel.: + 33 (0)6 15 71 16 76 – E-Mail: marion.chanson@sunpartner.fr

Quelle: „Soltex, le textile à la fibre verte“, Pressemitteilung von EDF, 04.2015 –
http://pulse.edf.com/fr/soltex-le-textile-a-la-fibre-verte

Redakteurin: Daniela Niethammer, daniela.niethammer@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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DGIM: Tod und Krankheit durch Rauchen unterschätzt

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

Wiesbaden/Mannheim – Etwa eine Milliarde Menschen sterben in diesem Jahrhundert an den Folgen ihres Tabakkonsums, schätzen Experten. Die Sterberate ist für Raucher zwei bis drei Mal höher als für lebenslange Nichtraucher. Meist ist die Todesursache Krebs. Doch auch für viele weitere internistische Erkrankungen erhöht Rauchen das Risiko, zeigt eine aktuelle Studie im „New England Journal of Medicine“: 17 Prozent der durch Tabak erhöhten Sterberate hängen mit Erkrankungen zusammen, die bisher nicht den Folgen des Rauchens zugeschrieben wurden. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) nimmt dies zum Anlass, Raucher zum Verzicht aufzurufen.

„Die Ergebnisse verdeutlichen nicht nur den schädigenden Einfluss des Tabakkonsums, sondern machen auch klar, dass das Thema Internisten aller Schwerpunkte angeht“, sagt Professor Dr. med. Michael Hallek, Vorsitzender der DGIM und Direktor der Klinik I für Innere Medizin am Universitätsklinikum Köln. Denn bislang gelten vorrangig Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Folgen des Rauchens. „Es ist wichtig zu verdeutlichen, dass die gesundheitlichen Schäden durch Rauchen vielfältig sind und über das klassische abschreckende Bild vom Lungenkrebs hinaus weitere schwere gesundheitliche Einbußen damit verbunden sind“, meint Hallek.

Neben Lungenkrebs lassen sich auch andere Krebsarten, etwa im Mund- und Rachenraum, auf Rauchen zurückführen. Amerikanische Forscher haben aber jetzt anhand der Daten von rund einer Million Menschen auch gezeigt, dass 17 Prozent der erhöhten Sterberate bei Rauchern nicht mit den bisher dafür als typisch geltenden Erkrankungen zusammenhängen. Das relative Risiko etwa, an Nierenversagen zu sterben, ist bei Rauchern 1,7 bis 2,3 Mal höher. Das Risiko, an einer Infektion zu sterben, ist 2 bis 2,7 Mal höher. „Zwar ist das relative Risiko bei klassischen Tabak-assoziierten Erkrankungen bis zu 25 Mal höher“, meint Oberarzt Privatdozent Dr. med. Thomas Zander, „aber angesichts der neuen Zahlen wird augenfällig, dass Tabakkonsum maßgeblich an vielen anderen Erkrankungen beteiligt ist.“ Der Internist untersuchte in Köln ein Raucher-Früherkennungskonzept.

Dass Rauchen in jedem Alter die Lebenserwartung verringert, ist bekannt. Die Studie macht aber auch Hoffnung: „Interessanterweise nimmt nach einem gänzlichen Rauchstopp gerade bei diesen jetzt neu dem Rauchen zugeordneten Erkrankungen das Risiko wieder ab“, erläutert der DGIM Vorsitzende. Je früher Raucher aufhören, desto besser. Denn mit den Jahren, die der Rauchstopp zurückliegt, sinkt das erhöhte Risiko für diese Erkrankungen und verschwindet bei einigen gänzlich.

„Diese Erkenntnisse bestätigen einmal mehr, dass es sich jederzeit lohnt, mit dem Rauchen aufzuhören“, resümiert Professor Hallek, der in diesem Jahr auch dem 121. Internistenkongress vorsitzt. Die DGIM nimmt die aktuelle Publikation erneut zum Anlass, auf die Gefahren des Rauchens hinzuweisen. Lebenserwartung, Lebensqualität und Gesundheit erhöhten sich, wenn Menschen auf Zigarette, Zigarre, Pfeife und anderen Tabakkonsum verzichten.

Literatur:
N Engl J Med. 2015 Feb 12;372(7):631-40. doi: 10.1056/NEJMsa1407211. Smoking and mortality-beyond established causes

Weitere Informationen:
http://www.dgim.de
http://www.dgim2015.de

Quelle: idw

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Für immer jung – Brauereien könnten durch die Wiederverwendung der Bierhefen Rohstoffe einsparen

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Leipzig. Brauereien müssen bei der Bierproduktion die Bierhefe nicht neu ansetzen, sondern können die Hefe problemlos mehrfach verwenden. Zu diesem Schluss kommt eine mikrobiologische Studie. Diese Hefezellen würden in der Regel auch bei längeren Serien nicht wesentlich altern, schreiben Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung und der Leibniz-Universität Hannover im Fachblatt Journal of Biotechnology. Eine mittelständische Brauerei könne durch die Wiederverwendung der Hefe pro Jahr über 170 Tonnen Malz einsparen – ohne Auswirkungen auf die Qualität des Bieres. Außerdem würde so weniger Braugerste benötigt, deren Produktion in Deutschland zurückgegangen ist.

Hefe spielt bei der Bierproduktion eine zentrale Rolle. Die Brauereien unterscheiden dabei zwischen obergärigen Brauhefen, die bei Zimmertemperatur von 15 bis 20°C Hefeweizen oder Gose entstehen lassen, und untergärigen Brauhefen, die es mit 4 bis 9°C wesentlich kühler mögen. Das weit verbreite Pilsner ist ein solches untergäriges Bier, das auf der Hefe Saccharomyces pastorianus basiert. Die sorgt dafür, dass die Zucker aus dem Malz in der Würze während der Gärung zu Ethanol und Kohlenstoffdioxid abgebaut werden.
Diese biotechnologischen Prozesse haben sich über Jahrhunderte entwickelt. Die Details unterscheiden sich und werden von den einzelnen Brauereien streng gehütet, da sie den Geschmack des Bieres definieren. Die Wissenschaftler nahmen nun in drei mittelständischen deutschen Brauereien Proben, um herauszufinden, wie die Hefekulturen während des Produktionsprozesses altern. Anschließend wurden die Zellen im Labor mit Hilfe von Mikroskopie, Durchflusszytometrie und Genexpressionsanalysen intensiv untersucht.

Die Ergebnisse der Analysen zeichneten ein klares Bild: „Zwei der Brauereien verwenden die Hefe sechsmal und eine bis zu 20 Mal. Unsere Genexpressionsanalysen zeigten jedoch keinen Unterschied bei der Alterung der Zellen“, berichtet Dr. Franziska Bühligen vom UFZ. Mit Hilfe von Alterungs-, Flokkulations- und Stressgenen konnte das Forscherteam so erstmals wissenschaftlich fundierte Aussagen zur Wiederverwendbarkeit der Hefen treffen. „Die Sude müssen beim ‚Drauflassen‘ ausreichend belüftet werden und das anschließende Verfahren muss gut eingestellt sein. Dadurch können sich die Zellen ausreichend vermehren und die Hefekultur verjüngt sich fortlaufend. Somit kann sie für 20 oder mehr Brauprozesse eingesetzt werden.“ Bühligen empfiehlt, lediglich die oberste und unterste Schicht der sedimentierten Hefen bei der Wiederverwendung wegzulassen, dann könnten Brauereien viel Aufwand, Zeit und Kosten einsparen, ohne das Qualitätsunterschiede entstehen würden.

Mit dieser Erkenntnis bricht das Team aus Leipzig und Hannover mit einem Dogma in der Brauwirtschaft: Bisher wird die Hefe meist nur wenige Male verwendet, aus Angst vor sogenannten Flokkulationsverlusten oder biologischen Kontaminationen. Misslingt ein Braugang, weil die Hefe abstirbt, das Bier trübe wird und nicht mehr schmeckt, dann hat das Unternehmen nicht nur eine Woche Zeit verloren, sondern auch jede Menge Rohstoff. In einer modernen Brauerei können dies bei einem Gärtank schnell 3.000 Hektoliter Bier, also rund 600.000 Flaschen werden. Dank der Untersuchungen müssen sich die Braumeister jetzt nicht mehr nur auf ihre Erfahrungen verlassen, sondern können daneben auch auf wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse bauen und Neues wagen. Können biologische Kontaminationen ausgeschlossen werden, ist es kein Problem, die Hefen vielfach einzusetzen. Die Wiederverwendung der Hefe könnte in Zukunft nicht nur Kosten sparen und die Umwelt schonen, sondern auch die Nerven der Braumeister. In Deutschland wird immer weniger Braugerste angebaut, was zur Folge hat, dass immer mehr Gerste importiert werden muss. Bei unterschiedlicher Gerste muss jedes Mal der gesamte Brauprozess – vom Mälzen über das Einmaischen und Würzekochen bis hin zur Gärung – immer wieder neu angepasst werden, was sehr aufwendig und zeitintensiv ist.
Tilo Arnhold

Publikationen:
Franziska Bühligen, Patrick Lindner, Ingo Fetzer, Frank Stahl, Thomas Scheper, Hauke Harms, Susann Müller (2014): Analysis of aging in lager brewing yeast during serial repitching. Journal of Biotechnology, Volume 187, 10 October 2014, Pages 60-70, ISSN 0168-1656, http://dx.doi.org/10.1016/j.jbiotec.2014.07.002
Franziska Bühligen, Philipp Rüdinger, Ingo Fetzer, Frank Stahl, Thomas Scheper, Hauke Harms, Susann Müller (2013): Sustainability of industrial yeast serial repitching practice studied by gene expression and correlation analysis. Journal of Biotechnology, Volume 168, Issue 4, December 2013, Pages 718-728, ISSN 0168-1656, http://dx.doi.org/10.1016/j.jbiotec.2013.09.008
F. Bühligen, H. Sträuber, J. Ondruschka, H. Harms, und S. Müller (2010): Monitoring von Bruch- und Staubhefen in Brauprozessen. Brauwelt. 01/2010; 150:18-20.
Die Untersuchungen wurden gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft.

Weitere Informationen:
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Dr. Franziska Bühligen
Telefon: +49-(0)341-2434-363
und
Prof. Dr. Susann Müller
Telefon: +49-(0)341-235-1318
http://www.ufz.de/index.php?de=13582
oder über
Tilo Arnhold, Susanne Hufe (UFZ-Pressestelle)
Telefon: +49-(0)341-235-1635, -1630
http://www.ufz.de/index.php?de=640

Weiterführende Links:
Viel Gefühl für Hefe (UFZ-Newsletter, März 2010, S.11)
http://www.ufz.de/export/data/global/28838_UFZ_Newsletter_maerz10.pdf
Flow-Cytometrie am UFZ
http://www.ufz.de/index.php?de=16773
DBU-Stipendiat „StSP Nachhaltige Bioprozesse: Effiziente brautechnische Gärverfahren mittels Sensorkits über proteinexpressionsvermittelten Nachweis zellulärer Seneszenz“
https://www.dbu.de/stipendien_20007/918_db.html

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg mehr als 1.100 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert. http://www.ufz.de/

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894). http://www.helmholtz.de/

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=640

Quelle: idw

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Killer-Shrimps – Gefahr für unsere Flüsse?

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

Können neu eingewanderte Arten die Nahrungsnetze unserer Flüsse negativ beeinflussen und sind bestimmte Ökosysteme empfindlicher gegenüber einwandernden Arten als andere? – Diese Fragen stehen im Fokus des Emmy-Noether-Projektes, in dem Forscher der Universität Koblenz-Landau mit Unterstützung ihrer Kollegen an der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz und der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes die Mechanismen und Folgen der Einwanderung des Großen Höckerflohkrebses (Dikerogammarus villosus) untersuchen.

Dieser Krebs, im englischsprachigen Raum auch als „killer shrimp“ bezeichnet, ist in den 1990er-Jahren über den Main-Donau-Kanal in den Rhein eingewandert und hat sich von dort aus schnell über ganz Europa verbreitet. Der Große Höckerflohkrebs ist ein Allesfresser und kann sich sowohl räuberisch ernähren als auch Algen oder vom Ufer eingetragenes Laub fressen. In Laborversuchen wurde von anderen Arbeitsgruppen beobachtet, dass er sich unter Laborbedingungen deutlich räuberischer verhält als Bachflohkrebse, seine einheimischen Verwandten.

Verschiedene Wissenschaftler, unter anderem Tierökologen der Bundesanstalt für Gewässerkunde, haben entdeckt, dass während der Einwanderung des Großen Höckerflohkrebses andere wirbellose Arten seltener wurden oder gar verschwanden. Solche Beobachtungen können wichtige Hinweise zu den ökologischen Folgen des Einwanderers liefern. Sie können aber nicht beweisen, dass der Große Höckerflohkrebs tatsächlich der Auslöser dieser Veränderungen ist, da die großen Flüsse gleichzeitig einer Vielzahl von Belastungen unterliegen.

Um diesen Zusammenhang näher zu untersuchen, führen die Forscher der Universität Koblenz-Landau Mesokosmenexperimente in Elbe und Rhein durch. In diesen Experimenten werden kleine Ausschnitte des Ökosystems – sogenannte Mesokosmen – durch die Wissenschaftler gezielt verändert. In diesem Fall wird die Anzahl der Höckerflohkrebse in einigen Mesokosmen künstlich reduziert und in anderen erhöht.

Durch den Vergleich der Zusammensetzung der vorhandenen Arten in den verschiedenen Mesokosmen hoffen die Forscher weitere Erkenntnisse über den Einfluss des Einwanderers in den Ökosystemen zu erlangen. Dabei wird nicht nur untersucht, ob sich die Individuenzahl verschiedener Arten ändert. Die Wissenschaftler analysieren auch, wie es um den physiologischen Zustand möglicher Konkurrenten oder Beutetiere des Höckerflohkrebses steht. Außerdem werden die Architektur der Nahrungsnetze und die Funktion des Großen Höckerflohkrebses in diesen Nahrungsnetzen untersucht. Dazu ist es notwendig, einzelne wirbellose Tiere vor Ort mit flüssigem Stickstoff zu konservieren, um damit den aktuellen physiologischen Zustand und die chemische Zusammensetzung des Gewebes zu erfassen. Im Labor wird die Konzentration verschiedener Reservespeicherstoffe bestimmt, um zu erfahren, ob die Organismen große Mengen an Energie gespeichert haben oder vielleicht unter Nahrungsmangel litten. Außerdem kann anhand der Messung stabiler Isotope und Mageninhaltsanalysen untersucht werden, wovon sich der Große Höckerflohkrebs in seiner natürlichen Umgebung ernährt.

Erste Ergebnisse zeigen, dass der Große Höckerflohkrebs in der Elbe vermutlich kein „echter“ Räuber ist, sondern sich hauptsächlich von Pflanzenresten ernährt. Das steht im Widerspruch zu den bisher publizierten Beobachtungen aus den Laborexperimenten und könnte darauf hinweisen, dass dieser Einwanderer ein sehr breites Verhaltensrepertoire hat. Die Tiere könnten sich also je nach Umgebung und Umweltbedingungen sehr verschieden ernähren. Diese Annahme wird durch die Beobachtung unterstützt, dass der Höckerflohkrebs im Rhein neben Pflanzenresten größere Mengen eines anderen eingewanderten Flohkrebses (Echinogammarus ischnus) frisst. Im Rhein ist der Große Höckerflohkrebs daher eher als Allesfresser einzustufen.

Warum sich die Ernährungsgewohnheiten des großen Höckerflohkrebses zwischen den beiden Gewässern unterscheiden, ist allerdings noch nicht bekannt. Auch die Folgen dieses Einwanderers scheinen zumindest in der Elbe bei weitem nicht so drastisch zu sein, wie vermutet wurde. In den bisher durchgeführten Experimenten konnte keine direkte Beeinträchtigung einheimischer Arten durch den Höckerflohkrebs nachgewiesen werden.

Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass der Große Höckerflohkrebs prinzipiell unproblematisch für unsere Gewässer ist. Die Ergebnisse eines acht Wochen dauernden Experimentes sind nicht ohne weiteres auf die Vorgänge im gesamten Ökosystem übertragbar. Vielleicht gab es in Rhein oder Elbe sehr sensible Arten, die bereits längst verschwunden sind und daher nicht mehr den Einfluss des Einwanderers unterliegen. Denkbar wäre auch, dass sich der Höckerflohkrebs in den Mesokosmen anders verhält als in Freiheit.

Mittels weiterer Experimente wird nun geklärt, ob im Rhein negative Auswirkungen durch die Einwanderung zu erkennen sind, da sich der Höckerflohkrebs nach den vorliegenden Ergebnissen dort deutlich räuberischer verhält. Sollten auch im Rhein keine negativen Einflüsse des Einwanderers nachweisbar sein, so steht eine genaue Analyse der ehemals beobachteten Veränderungen in der Artenzusammensetzung des Rheins und der Elbe an. Ziel ist es dann, herauszufinden, ob es sich um Unterschiede zwischen Experiment und Realität handelt oder ob vielleicht andere mit der Einwanderung einhergehende Umweltfaktoren eine Rolle gespielt haben.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier:
http://www.uni-koblenz-landau.de/de/koblenz/fb3/ifin/abteilung-biologie/ag-flies…

Ansprechpartnerinnen:
Dr. Carola Winkelmann
Universität Koblenz-Landau
Campus Koblenz
Institut für Integrierte Naturwissenschaften
Leiterin der Emmy Noether-Gruppe „Mechanismen und Folgen der Einwanderung aquatischer Organismen in Europäische Flüsse“
Universitätsstraße 1, 56070 Koblenz

E-Mail: cawinkelmann@uni-koblenz.de
Tel.: 0261 287 2233

Dr. Birgit Förg
Leiterin Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau
Campus Koblenz
Universitätsstraße 1
56070 Koblenz

E-Mail: foerg@uni-koblenz-landau.de
Tel.: 0261 287 1766

Weitere Informationen:
http://www.uni-koblenz-landau.de/de/koblenz/fb3/ifin/abteilung-biologie/ag-flies…

Quelle: idw

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Feinstaub mindert Leistung von Profi-Fußballern: Kosten der Luftverschmutzung unterschätzt

Mark Fallak Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut zur Zukunft der Arbeit

Die Luftbelastung durch Feinstaub in Deutschland führt zu messbaren Beeinträchtigungen der Leistung von Bundesliga-Profis. Das geht aus einer aktuellen Studie des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) hervor. Die Autoren werteten detaillierte Spielerdaten über einen Zeitraum von mehreren Jahren aus und verglichen sie mit den Feinstaub-Messwerten am jeweiligen Spielort. Bereits bei Luftwerten deutlich unterhalb der geltenden EU-Grenzwerte ließen sich negative Produktivitätseffekte nachweisen, die sich bei extremer Luftverschmutzung vervielfachen.

In die Studie flossen Leistungsdaten von insgesamt mehr als 1.700 Spielern ein, die im Laufe von zwölf Spielzeiten bis 2011 für 29 verschiedene Vereine in fast 3.000 Spielen der ersten Fußball-Bundesliga zum Einsatz kamen. Als Leistungsindikator diente die Anzahl der jeweils gespielten Pässe. Da Tag, Ort und Uhrzeit jedes Spiels bekannt sind, ließen sich stundengenaue Informationen zur Feinstaub-Konzentration in unmittelbarer Umgebung des jeweiligen Stadions ermitteln.

Das IZA-Forscherteam verwendete Werte einzelner Messstationen des Umweltbundesamts zur Konzentration von Partikeln mit einem maximalen Durchmesser von 10 Mikrometern in der Umgebungsluft. Partikel dieser Größe können sich gesundheits- und leistungsschädigend auswirken, wenn sie in die Lunge oder gar in den Blutkreislauf gelangen.

Die Daten zeigen, dass ältere Spieler stärker vom Feinstaub beeinträchtigt werden als Nachwuchstalente. Besonders ausgeprägt ist der Effekt für Abwehr- und Mittelfeldspieler mit langen Laufwegen. Während der „englischen Wochen“, wenn die körperliche Belastung aufgrund der kürzeren Ruhephasen ohnehin größer ist, fiel die Leistung zudem deutlicher ab.

Leistungsdaten von Profi-Fußballern eignen sich ideal für die Erforschung von Produktivitätseffekten, weil sie im Detail erfasst werden und sich räumlich wie zeitlich exakt zuordnen lassen. Für die konkrete Fragestellung der Studie bietet sich die Bundesliga auch deshalb an, weil Fußballer aufgrund des vorgegebenen Spielplans der Luftbelastung nicht entgehen können, indem sie etwa den Arbeitsort wechseln oder ihre Arbeitszeiten verlagern.

Auch wenn Fußballprofis nicht repräsentativ für den typischen Arbeitnehmer sind, lassen sich aus den Ergebnissen der IZA-Studie doch wichtige Erkenntnisse für die Erwerbsbevölkerung insgesamt ableiten. Denn die Produktivität eines durchschnittlichen Erwerbstätigen, der körperlich weniger fit ist als ein Profi-Fußballer, dürfte unter Luftverschmutzung sogar noch massiver leiden. Darauf deuten ähnliche Studien zu Erntehelfern in den USA sowie Fabrikarbeitern in China hin.

Darüber hinaus legt die IZA-Studie nahe, dass bereits moderate Feinstaub-Konzentrationen neben den bekannten Gesundheitsgefahren enorme wirtschaftliche Schäden durch entgangene Produktivität hervorrufen. „Dieser Zusammenhang sollte bei der Abwägung zwischen Kosten und Nutzen von umweltpolitischer Regulierung stärker berücksichtigt werden als bisher“, sagt Nico Pestel, Mitverfasser der Studie und Koordinator des Programmbereichs „Umwelt und Beschäftigung“ am IZA.

Download der englischsprachigen Studie (PDF):
Andreas Lichter, Nico Pestel und Eric Sommer
Productivity Effects of Air Pollution: Evidence from Professional Soccer
IZA Discussion Paper No. 8964, April 2015
http://ftp.iza.org/dp8964.pdf

Quelle: idw

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Teilnehmer für Umfrage gesucht: Männer und Gesundheit

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

Warum so wenige Männer an Programmen zur Gesundheitsförderung teilnehmen, wird jetzt in einer deutschlandweiten Befragung am Fachbereich Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg untersucht.

Ist es tatsächlich so, dass Männer Bewegungs- und Gesundheitsmuffel sind? Oder liegt es vielmehr an den Inhalten der Programme, die als frauenspezifisch oder nicht passfähig wahrgenommen werden? Stimmt es, dass Männer auf ihre Gesundheit keinen Wert legen?

Krankenkassendaten zeigen, dass der Frauenanteil in Gesundheitsförderungsprogrammen, wie z. B. körperliche Aktivität, bei 75 Prozent liegt. Stresspräventionsprogramme werden sogar nur von 19 Prozent der Männer wahrgenommen, obwohl Statistiken verdeutlichen, dass stressbedingte Erkrankungen (wie z. B. Burnout) auch bei Männern stetig zunehmen.

Die Befragungsergebnisse sollen weiterhin dazu dienen, neue, bedürfnisorientierte Programme zu entwickeln, die die jeweiligen Interessen der Männer verschiedenster Altersgruppen berücksichtigen.

Die anonyme, datenschutzrechtlich abgesicherte Befragung wird in Hamburg in Kooperation mit der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz durchgeführt, damit auch eine Bedarfsanalyse für zukünftige Maßnahmen in der Region erfolgen kann.

Link zur Onlinebefragung:
http://ww3.unipark.de/uc/Maenner_2015

Weitere Informationen:
Tel.: 040 42838-5682 oder per E-Mail: Bettina.Wollesen@uni-hamburg.de
Auf Wunsch ist der Fragebogen auch per Post mit frankiertem Rückumschlag erhältlich.

Für Rückfragen:
Dr. Bettina Wollesen, Prof. Dr. Klaus Mattes
Studienleitung
Fachbereich Bewegungswissenschaft
Tel.: 040 42838-5682
E-Mail: bettina.wollesen@uni-hamburg.de

Weitere Informationen:
http://ww3.unipark.de/uc/Maenner_2015 – Männer-Befragung zur Gesundheitsförderung

Quelle: idw

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Bei technischen Berufen drohen im Jahr 2030 flächendeckende Fachkräfteengpässe

Andreas Pieper Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Regionale Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen von BIBB und IAB

Im Bereich der technischen Berufe, die meist einen Berufsabschluss voraussetzen, kommt es bis zum Jahr 2030 zu Fachkräfteengpässen in allen Regionen Deutschlands – wenn sich die bisherigen Trends auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt in der Zukunft fortsetzen. Dies zeigen erstmals regionale Ergebnisse der gemeinsamen Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Deutschlands Regionen werden langfristig in sehr unterschiedlichem Ausmaß von Arbeitskräfteengpässen betroffen sein. Grund hierfür sind die bereits jetzt vorherrschenden wirtschaftlichen und demografischen Ausgangslagen. Vor allem im Bereich der Fachkräfte mit einem mittleren Ausbildungsabschluss ist jedoch in fast allen Regionen bis zum Jahr 2030 mit einem Engpass zu rechnen. Eine Ausnahme bildet Baden-Württemberg, da der Abschluss einer Berufsausbildung dort traditionell eine hohe Bedeutung hat und nur wenige Jugendliche das Bildungssystem ohne Abschluss verlassen. Einzig im Osten Deutschlands ist laut den Autoren hingegen mit einem Engpass bei Akademikern zu rechnen.

Auf beruflicher Ebene – unterschieden wird nach 20 sogenannten erweiterten Berufshauptfeldern – fallen die Ergebnisse für die einzelnen Regionen ebenfalls sehr unterschiedlich aus. Engpässe zeichnen sich demnach vor allem in Berufen ab, die einen Berufs- oder Fortbildungsabschluss voraussetzen. Flächendeckend wird dies in den technischen Berufen zu spüren sein. Zu diesen Berufen gehören beispielsweise Elektrotechniker, Bautechniker, Vermessungstechniker und Technische Zeichner sowie zum Beispiel Chemie-, Biologie- und Physiklaboranten. Diese werden aber nicht alle in gleichem Ausmaß betroffen sein. Auf der Ebene dieser Einzelberufe wird sich vermutlich die Entwicklung regional sehr unterschiedlich darstellen.

In den Gesundheitsberufen wird für die Bundesebene zwar eine Engpasssituation errechnet, die Engpässe werden aber nicht in allen Regionen auftreten. Gleichzeitig kommt es den Projektionen zufolge bis zum Jahr 2030 zu einem flächendeckenden Überangebot an Arbeitskräften im Bereich der kaufmännischen Dienstleistungsberufe, der lehrenden Berufe, der Kaufleute im Warenhandel sowie der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Berufe.

Im Einzelnen: Die Region Nord (Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) ist im Vergleich zu den anderen Regionen auch 2030 stärker auf Landwirtschaft, Verkehr und Lagerei konzentriert. Während in den landwirtschaftlichen Berufen Engpässe möglich sind, wird in den Verkehrs-, Lager- und Transportberufen das Arbeitsangebot den Bedarf decken können. Rekrutierungsschwierigkeiten werden in dieser Region neben den technischen Berufen vor allem bei den Bauberufen auftreten.

Aufgrund einer stärkeren Qualifizierung im Gesundheitsbereich werden die Region Nord und Nordrhein-Westfalen die einzigen Regionen mit einem Überangebot an Arbeitskräften bei den Gesundheitsberufen sein. In Nordrhein-Westfalen sind Engpässe neben den technischen Berufen ebenfalls in den Bauberufen wahrscheinlich.

In der Region Mitte-West (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) ist die Wirtschaftsstruktur auch bis zum Jahr 2030 geprägt vom Finanz- und Versicherungssektor. In den besonders vorherrschenden Bereichen der kaufmännischen Berufe sowie der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Berufe wird es zu einem Überangebot an Fachkräften kommen.

In den Regionen Baden-Württemberg und Bayern wächst im Gegensatz zu den anderen Regionen die Bevölkerung. Dort wird auch 2030 das Verarbeitende Gewerbe der Motor des wirtschaftlichen Wachstums bleiben. In den Berufen, die in Bayern und Baden-Württemberg dominieren, also bei Maschinen und Anlagen steuernden und wartenden Berufen sowie IT- und naturwissenschaftlichen Berufen, wird es zu einem Überangebot an Fachkräften kommen. In Bayern ist in vergleichsweise nur wenigen Berufshauptfeldern überhaupt mit einem Fachkräfteengpass zu rechnen.

In den neuen Bundesländern (inklusive Berlin) stellt das Gesundheitswesen ab dem Jahr 2020 die größte Branche dar. Ein Grund hierfür ist der demografische Wandel, der bis 2030 in allen Regionen hier den größten Bevölkerungsrückgang hervorruft. Der starke Angebotsrückgang wird auch die Rekrutierungsschwierigkeiten in den meisten Berufshauptfeldern verstärken.

Die in den Projektionen vorhergesagten Engpässe oder Überhänge sind nicht als unausweichlich aufzufassen. So schreiben die Autoren: „Die Projektionen zeigen, auf welchem Entwicklungspfad wir uns bis zum Jahr 2030 befinden, wenn sich die bisherigen Trends in der Zukunft fortsetzen.“ Durch beispielsweise mehr regionale Mobilität und berufliche Flexibilität könnten Fachkräfteengpässe und -angebote teilweise ausgeglichen werden.

Die BIBB-/IAB-Berufsfeldprojektionen werden gemeinsam vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) unter Mitwirkung des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT) und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) durchgeführt. Die Studie ist im Internet abrufbar unter http://doku.iab.de/kurzber/2015/kb0915.pdf

Weitere Informationen und Daten zu den BIBB-/IAB-Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen unter http://www.qube-projekt.de

Quelle: idw

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Was 300.000 Jahre alte Eierschalen über die Umwelt der Altsteinzeit verraten

Dr. Karl Guido Rijkhoek Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Am ehemaligen See in Schöningen brüteten Singschwäne

Die Entdeckung der ältesten vollständig erhaltenen Holzwaffen des Menschen, die zwischen den Überresten von circa 25 Pferden gefunden wurden, hat die altsteinzeitliche Fundstelle Schöningen in den 1990er Jahren international bekannt gemacht. In den 300.000 Jahre alten Ablagerungen eines ehemaligen Seeufers im heutigen Niedersachsen blieben organische Materialien ausgezeichnet erhalten: So auch Eierschalen, die Dr. Jordi Serangeli und Professor Nicholas Conard von der Universität Tübingen gemeinsam mit Kollegen von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und vom niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege nun als Eierschalenreste verschiedener Vogelarten identifizieren konnten. Von der systematischen Auswertung der Eierschalen, einer höchst seltenen Fundgattung, erwarten die Forscher in den nächsten Jahren einen entscheidenden Beitrag zur Rekonstruktion der Klimaverhältnisse während der damaligen Warmzeit sowie neue Einblicke in das Verhalten der Zugvögel und die menschliche Ernährungsweise vor 300.000 Jahren.

Dank der akribischen Arbeitsweise bei der Ausgrabung wurden die nur wenige Millimeter bis Zentimeter großen Funde in den Überresten der Sedimente entdeckt. Diese wurden sorgfältig mithilfe von Sieben geschlämmt. Der makroskopische und mikroskopische Vergleich der Funde mit Eiern heutiger Vögel im Naturhistorischen Museum Braunschweig und in der Naturwissenschaftlichen Sammlung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erlaubte bislang die Bestimmung von fünf hervorragend erhaltenen Fragmenten: Eines zeigte eine sehr gute Übereinstimmung mit den Eierschalen des Kranichs (Grus grus), ein weiteres Fragment kann einer Ente (vermutlich Stockente, Anas platyrhynchos) zugewiesen werden. Drei weitere Bruchstücke finden ihre beste Entsprechung in den Eiern heutiger Singschwäne (Cygnus cygnus). Diese Vögel brüten heute in der Regel in subarktisch-kühlen Regionen wie Island, Skandinavien und Sibirien. Hier ist die Landschaft von einer niedrigen Vegetation geprägt, und die Temperaturen sind um einige Grad niedriger als in Mitteleuropa.

Die Eierschalen werfen die Frage auf, ob neben Pferdefleisch nicht auch Vogeleier jeweils im Frühjahr von Ende März bis Mai eine wichtige Nahrungsquelle der Jäger und Sammler bildeten. Sie könnten ein weiterer Grund dafür gewesen sein, dass Menschen das Seeufer aufsuchten.

Kontakt:
Professor Nicholas J. Conard Ph.D.
Universität Tübingen
Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters
Telefon: +49 7071 29-72416
E-Mail: nicholas.conard@uni-tuebingen.de

Dr. Jordi Serangeli (wiss. Grabungsleiter)
Universität Tübingen
c/o paläon GmbH – Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere
Paläon 1
38364 Schöningen
Telefon: +49 178 9219630
E-Mail: jordi.serangeli@uni-tuebingen.de

Professor Dr. Thomas Terberger
Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege
Scharnhorststraße 1
30175 Hannover
Telefon: +49 511 9255208
E-Mail: thomas.terberger@nld.niedersachsen.de

Dr. Frank D. Steinheimer
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Zentralmagazin Naturwissenschaftliche Sammlungen
Domplatz 4
06108 Halle (Saale)
Telefon: +49 345 55 21437
E-Mail: Frank.Steinheimer[at]zns.uni-halle.de

Dr. Florian Westphal (Geschäftsführer der paläon)
paläon GmbH – Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere
Paläon 1
38364 Schöningen
Telefon: +49 5352 96914
E-Mail: westphal@palaeon.de

Quelle: idw

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Feinstaub: ultrafeine Partikel beeinflussen Herzfunktion

Dr. Nadja Becker Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Gesundheitsschädigende Effekte durch Feinstaub sind schon länger bekannt. Für die Herzfunktion scheinen zusätzlich ultrafeine Partikel eine bedeutende Rolle zu spielen – auch wenn man ihnen nur wenige Minuten ausgesetzt ist, wie Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München nun nachweisen konnten. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift ‚ Particle & Fibre Toxicology‘ publiziert.

Unter Feinstaub fasst man alle Staubpartikel mit einem Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer (PM10) zusammen. Darin unterscheidet man nochmals feine Partikel, die kleiner als 2.5 Mikrometer (PM2.5) im Durchmesser und damit lungengängig sind und ultrafeine Partikel mit weniger als 0,1 Mikrometern (100 Nanometer) Durchmesser, die auch in die Blutbahn gelangen können.

Am Helmholtz Zentrum München untersuchte das Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Annette Peters, Leiterin des Forschungsbereichs Epidemiologie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), und Dr. Alexandra Schneider gemeinsam mit Kollegen der Universität Rochester (USA) nun die speziellen Auswirkungen von ultrafeinen Partikeln auf das Herz. Dazu statteten sie 64 Studienteilnehmer mit Messgeräten aus, die während der alltäglichen Aktivität sowohl die Partikelanzahlkonzentrationen, als auch die Herzaktivität (EKG, Elektrokardiogramm) aufzeichneten. Zusätzlich wurden Daten von Feinstaub-Messstationen im städtischen Hintergrund herangezogen. Die ausgewählten Probanden litten alle unter erhöhten Blutzuckerwerten bzw. Typ-2-Diabetes.

Ultrafeine Partikel führen nach wenigen Minuten zu veränderter Herzratenvariabilität
„Erhöhte Konzentrationen von ultrafeinen Partikeln, z.B. in dichtem Straßenverkehr, führten bereits nach fünf Minuten bei den Probanden zu einer veränderten Herzratenvariabilität*“, berichtet Studienleiterin Peters. „Zudem konnten wir bereits bekannte Effekte bestätigen, etwa dass feine Partikel auf Stundenebene sowie Lärm mit einer eingeschränkten Herzfunktion assoziiert sind.“

Für Feinstaub bzw. feine Partikel konnten gesundheitsschädigende Wirkungen bereits in anderen Studien nachgewiesen werden. In der vorliegenden Studie treten sie unterhalb der bereits seit etwa zehn Jahren in der EU geltenden Grenzwerte auf. Die Rolle der ultrafeinen Partikel ist allerdings unklar: Wissenschaftler gehen von zusätzlichen gesundheitsgefährdenden Auswirkungen aus – Grenzwerte gibt es bislang aber nicht.

Gesundheitliche Risiken – Forderung nach Grenzwerten
„Die Ergebnisse sind alarmierend, da ultrafeine Partikel in unser aller Umwelt vorkommen und gesundheitliche Risiken bergen – insbesondere für Menschen, die bereits ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen tragen, wie die in der Studie gewählten Diabetiker“, so Peters. „Wir hoffen, mit unseren Daten die Forderungen nach Grenzwerten und künftigen Umweltstandards untermauern zu können.“

Lesen Sie hier mehr zu wissenschaftlichen Ergebnissen zu den gesundheitlichen Folgen von Feinstaub und Lärm:

Feinstaubbelastung führt zu erhöhtem Herzinfarkt-Risiko, Ergebnisse der ESCAPE-Studie, Pressemitteilung des Helmholtz Zentrums München vom 22.01.2014: http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/pressemitteilungen/2014/pressemitteil…

Alltagslärm beeinflusst die Herzratenvariabilität, Pressemitteilung des Helmholtz Zentrums München vom 02.05.2013: http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/pressemitteilungen/2013/pressemitteil…

Weitere Informationen
* Die Herzratenvariabilität beschreibt die Anpassungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems an aktuelle Erfordernisse und wird durch das autonome Nervensystem gesteuert.

Original-Publikation:
Peters, A. et al. (2015), Elevated particle number concentrations induce immediate changes in heart rate variability: a panel study in individuals with impaired glucose metabolism or diabetes, Particle & Fibre Toxicology, doi: 10.1186/s12989-015-0083-7

Link zur Fachpublikation: http://www.particleandfibretoxicology.com/content/12/1/7

Zum Blog-Beitrag „Air pollution could exacerbate cardiovascular disease in diabetes patients“ bei BioMed Central: http://blogs.biomedcentral.com/on-health/2015/03/30/air-pollution-exacerbate-car…

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. Das Helmholtz Zentrum München ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e.V. www.helmholtz-muenchen.de

Weitere Informationen:
http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/artic…

Quelle: idw

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Fortbildungstag: Methoden und Trends in der Wasserbehandlung

Dr. Christine Dillmann Öffentlichkeitsarbeit
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.

Der Fortbildungstag am 26. Juni 2015 in Frankfurt im DECHEMA-Haus, Theodor-Heuss-Allee 25, informiert über Vorkommen, Umweltrelevanz und Nachweis pharmazeutischer und industrieller Spurenstoffe. Dabei stehen praxisnahe Fragestellungen im Mittelpunkt. Renommierte Experten aus Industrie, Hochschulen und Forschungsinstituten berichten über neueste Erkenntnisse und stellen innovative Lösungsansätze vor.

Diese Veranstaltung wendet sich an Hersteller und Anwender von Wasserbehandlungssystemen, an Wasserversorger sowie an Behörden und Hochschulen.

Anthropogene Spurenstoffe, z. B. Pharmazeutika, Industriechemikalien, Körperpflegemittel, etc., sind vielfach im Wasser in geringen Konzentrationen nachweisbar und im Klärwerk meist schlecht abbaubar. Wenig bekannt sind die Auswirkungen dieser Stoffe auf Mensch und Umwelt.

In einer Reihe von aktuellen Forschungsprojekten wurden neue Erkenntnise zur Risikobewertung gewonnen und innovative Technologien zur Eliminierung von Spurenstoffen erprobt. Sie werden auf diesem Fortbildungstag vorgestellt und diskutiert.

Anmeldung und weitere Informationen:
DECHEMA-Forschungsinstitut,
Tel.: (0 69) 75 64-253, -202, Fax: (0 69) 75 64-414
E-Mail: kurse@dechema.de

Weitere Informationen:
http://dechema-dfi.de/weiterbildung – Anmeldung und weitere Informationen

Quelle: idw

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Klimawandel: Bakterien spielen wichtige Rolle für langfristige Bindung von Kohlendioxid im Meer

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Leipzig, Columbia (SC), München. In den Ozeanen ist eine Vielzahl organischer Substanzen gelöst. Ein Großteil ist gegenüber bakteriellen Abbauprozessen stabil und im Mittel mehrere tausend Jahre alt. In ihnen ist ähnlich viel Kohlen-stoff gebunden wie im Kohlenstoffdioxid (CO2) der Atmosphäre. Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), der University of South Caro-lina und des Helmholtz-Zentrums München fanden in ihrer in Nature Communi-cations veröffentlichten Studie Antworten auf die Frage nach der Herkunft die-ser extrem langlebigen Substanzen.

In Wasser gelöstes organisches Material (engl.: dissolved organic matter, DOM) ist eine hochkomplexe Mischung verschiedenster kohlenstoffhaltiger Substanzen, die beispielsweise aus Stoffwechsel- oder Ausscheidungsprodukten von Organismen oder durch bakterielle Abbauprozesse entstanden sind. Ein Teil des DOM kann durch Bakterien verwertet werden und wird vollständig abgebaut. Der darin enthaltene Kohlenstoff entweicht dann früher oder später wieder in Form von Kohlendioxid in die Atmosphäre. Der Großteil des im Meer befindlichen DOM aber – und das sind mehr als 90 Prozent – ist extrem stabil und kann im Mittel 4.000 bis 6.000 Jahre alt sein. „Bakterien besitzen ein riesiges Repertoire an Abbaumechanismen, um organisches Material zu zerlegen und als Energiequelle zu nutzen“, sagt Dr. Oliver Lechtenfeld vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), der die Studie an der University of South Carolina durchgeführt hat. „Es ist schon bemerkenswert, dass solch riesige Mengen an DOM im Ozean scheinbar nicht abgebaut werden können. Und es stellt sich die Frage: Wo kommt das langlebige DOM eigentlich her?“

Aus Studien ist bekannt, dass Bakterien in Laborversuchen DOM produzieren, das über ein Jahr stabil sein kann. Lechtenfeld: „Wir wollten herausfinden, ob das von Bakterien im Labor produzierte DOM chemisch mit dem in der Natur vorkommenden langlebigen DOM vergleichbar ist.“ Für ihre Untersuchungen gaben die Forscher Bakterien aus dem Meer in künstlich hergestelltes Meerwasser, um sicherzustellen, dass das Wasser zu Beginn des Versuchs DOM-frei ist. Ernährt wurden die Bakte-rien mit einer genau bekannten Kohlenstoffquelle. „Auf diese Weise wussten wir, dass das DOM, das wir messen würden, auch tatsächlich von den Bakterien produ-ziert wurde“, erklärt Lechtenfeld.

Nach vier Wochen wurde das bakteriell hergestellte DOM in den Proben mit hochauflösenden chemischen Methoden – der Kernspinresonanz-Spektroskopie und der ultrahochauflösenden Massenspektrometrie – analysiert, und mit dem DOM verglichen, das in natürlichem Meerwasser zu finden ist. „Das Ergebnis war verblüffend: Die Bakterien hatten bereits nach kurzer Zeit ein komplexes DOM produziert, dessen chemische Zusammensetzung dem in der Natur schon sehr ähnlich war. Wir gehen davon aus, dass es sich bei den Molekülen um Stoffwechselprodukte der Bakterien handelt“, sagt Dr. Ronald Benner von der University of South Carolina. „Und viele der molekularen Eigenschaften langlebiger Substanzen im Meer waren auch schon in unserem Laborversuch nachweisbar.“

Die Forscher bekamen somit eine Antwort auf die Frage nach der Herkunft des langlebigen DOM: „Es scheinen also ganz offensichtlich Bakterien daran beteiligt zu sein, dass ein Teil des atmosphärischen Kohlenstoffs langfristig im Meer verbleibt“, sagt Dr. Norbert Hertkorn vom Helmholtz-Zentrum München. „Der Prozentsatz der langlebigen Substanzen war in unserem Experiment zwar gering, doch durch ihre Langlebigkeit reichern sie sich natürlich mit der Zeit im Meer an. Auf diese Weise tragen Bakterien effektiv zur Kohlenstoffspeicherung im Ozean bei und spielen eine wichtige und bisher unterschätzte Rolle für unser Klima.“

In weiteren Untersuchungen möchte UFZ-Forscher Oliver Lechtenfeld herausfinden, welche chemischen Strukturen oder Mechanismen dafür verantwortlich sind, dass Bakterien die langlebigen Substanzen nicht abbauen können. Dabei wird sich sein Blickfeld auf das Ökosystem Boden erweitern: „Man weiß noch wenig darüber, welche Prozesse im Boden für die Bindung von Kohlenstoff in Form langlebiger organischer Moleküle verantwortlich sind. Das ist aber ein wichtiger Aspekt unter anderem für die Landwirtschaft oder die Trinkwasseraufbereitung. Denn seit einigen Jahren werden erhöhte DOM-Konzentrationen im Einzugsgebiet von Talsperren gemessen“, sagt Lechtenfeld. „Wie sich der Klimawandel mit steigenden Durchschnittstemperaturen und veränderten Niederschlägen auf die Zusammensetzung bakterieller Gemein-schaften im Meer und im Boden und deren Fähigkeit, Kohlenstoff zu binden auswirken wird, bedarf ebenfalls noch intensiver Forschung.“

Publikation:
Oliver J. Lechtenfeld, Norbert Hertkorn, Yuan Shen, Matthias Witt & Ronald Benner (2015): Marine sequestration of carbon in bacterial metabolites. Nature Communica-tions 6:6711, http://dx.doi.org/10.1038/ncomms7711

Weiterführende Informationen:
Dr. Oliver Lechtenfeld
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Department Analytik
Telefon: +49(341)235-1020
E-mail: oliver.lechtenfeld@ufz.de

oder über:
Tilo Arnhold, Susanne Hufe (UFZ-Pressestelle)
Telefon: +49-(0)341-235-1635, -1630
http://www.ufz.de/index.php?de=640

Weiterführende Links:
Wieso steigt die Konzentration an Huminstoffen in den Talsperren? Pressemitteilung vom 20.03.2013: http://www.ufz.de/index.php?de=31449

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderun-gen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnolo-gien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfris-tig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg mehr als 1.100 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert. http://www.ufz.de/

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spit-zenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesund-heit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894). http://www.helmholtz.de/

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=33696

Quelle: idw

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Orange oder Orangensaft: Was ist gesünder?

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Wissenschaftliche Studie der Universität Hohenheim zeigt: Nährstoffe werden aus Orangensaft besser vom Körper aufgenommen als aus der Frucht.

Der menschliche Körper kann die wertvollen Nährstoffe der Orange möglicherweise wesentlich besser aus Saft als aus frischen Früchten aufnehmen. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler der Universität Hohenheim bei einer kürzlich im Journal of Agricultural and Food Chemistry veröffentlichten Studie. Damit widersprechen sie der Ansicht einiger Kritiker, die Orangensaft aufgrund des Zuckergehaltes für ebenso ungesund einschätzen wie Cola.

Die Orange ist seit langem wegen ihres hohen Gehaltes an gesundheitlich förderlichen Nährstoffen beliebt. Neben einer hohen Konzentration an Vitamin C verfügt sie über eine Vielfalt an Carotinoiden und Flavonoiden, die das Risiko für bestimmte Krebs- oder Herzkreislauferkrankungen senken können.
Gegenüber der Frucht genießt der Orangensaft jedoch aufgrund seines relativ hohen natürlichen Zuckergehaltes neuerdings keinen guten Ruf. Für viele Ernährungsberater ist Zucker in Lebensmitteln ein grundsätzliches Übel. Sie raten daher anstelle von gepresstem Orangensaft eher zum Verzehr von Orangen. In England wurde sogar eine „Strafsteuer“ auf alle Fruchtsäfte vorgeschlagen und Orangensäfte als „Junkfood“ aus einigen Kindergärten verbannt.
Eine Studie der Universität Hohenheim widerlegt nun die Vorbehalte gegenüber Orangensaft. Ihre Ergebnisse zeigen, dass der Körper die Nährstoffe aus dem Saft potentiell besser aufnehmen kann als aus der Frucht selbst, sagt Prof. Dr. Dr. Reinhold Carle, Inhaber des Lehrstuhls für Technologie und Analytik pflanzlicher Lebensmittel und Initiator der Studie.
„Zwar werden die Carotinoid- und Vitamin C-Gehalte bei der Saftherstellung geringfügig vermindert“, sagt Prof. Carle. „Gleichzeitig aber nimmt die Freisetzung dieser Inhaltsstoffe und somit der Anteil, den der Körper aufnehmen und verwerten kann, um ein Vielfaches zu.“

In vitro-Modell simuliert Verdauungsprozess des menschlichen Körpers
Für die Studie stellte der Doktorand Julian Aschoff Saft aus einer der beliebtesten Orangensorten her: der Navel-Orange. „Wir haben sowohl Frischsaft, gewöhnlichen Direktsaft, als auch einen flash-pasteurisierten Saft hergestellt. Letzterer wird in Supermärkten oft gekühlt als „Premiumsaft“ verkauft so Aschoff zum Aufbau der Studie. „Die Freisetzung der Nährstoffe aus diesen drei Säften haben wir dann mit der aus der Frucht verglichen.“
Das Team um Prof. Carle benutzte hierfür ein in vitro-Modell des menschlichen Verdauungstraktes, einem weltweit üblichen Standardverfahren zur Bestimmung der Freisetzung von Nährstoffen aus Lebensmitteln, so Aschoff weiter: „Mit einem in vitro-Modell simulieren Forscher die Prozesse im menschlichen Körper. Wir schufen so im Reagenzglas nacheinander die gleichen Bedingungen wie sie im Mund, Magen und Dünndarm bei der Verdauung von Orangen und Orangensaft herrschen.“
Neben dem Nachahmen des menschlichen Kaueffekts, um die Früchte zu zerkleinern, gaben die Wissenschaftler auch Speichel, Verdauungsenzyme und Gallenflüssigkeit hinzu, modellierten die Bewegungen der Lebensmittel im Magen-Darm-Trakt und führten die Untersuchungen bei Körpertemperatur durch. Das Ganze geschah ausschließlich im Dunkeln, erklärt Aschoff, damit lichtempfindliche Inhaltsstoffe erhalten bleiben.

Nährstoffe aus Saft besser verfügbar als aus der Frucht
Die Freisetzung der Carotinoide, die als Provitamin-A eine wichtige Rolle im menschlichen Körper spielen, stieg von 11% in der Frucht auf über 28% im Frischsaft und bis zu 40% im pasteurisierten Saft. Damit sind Carotinoide aus dem Saft potentiell 4-fach besser bioverfügbar als aus der Frucht.
„Nimmt man die Ergebnisse aus unserer Publikation, ist Orangensaft die bessere Quelle für Carotinoide als die Frucht an sich“, so das Fazit von Aschoff. „Die Inhaltsstoffe im Saft werden bei der Pasteurisierung besser freigesetzt als beim Verzehr der ganzen Frucht und können so vom Körper besser aufgenommen und verstoffwechselt werden. Eine eben abgeschlossene Humanstudie bestätigt die Ergebnisse unserer Modellversuche.“

Von Nektar wird abgeraten
Egal, ob der Verbraucher nun den Frischsaft, den Direktsaft oder den Saft aus Konzentrat bevorzugt – sie alle seien maßvoll konsumiert gesund und zu empfehlen. „Da der Obst- und Gemüseverzehr in Deutschland weit unter den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt, kann der Konsum von Orangensaft zu einer gesunden Ernährung beitragen“, so Prof. Carle. Nur von einem rät der Experte der Universität Hohenheim ab: Orangennektar.
„Der Begriff Nektar hört sich zwar gut an und suggeriert, dass es als „Trank der Götter“ ein besonders hochwertiges Produkt sei“, so Prof. Dr. Carle. „In Wirklichkeit wird Nektar aber zur Hälfte mit Wasser gemischt und dann mit Zucker angereichert, damit er genauso süß ist wie ein Saft.“ Am Ende enthält er zwar genauso viel Zucker wie ein Orangensaft – aber nur die Hälfe der Vitamine.
„Wer sich gesund ernähren will, sollte die Finger besser von Orangen-, Apfel- und Ananasnektar lassen. Nektare haben nur dann eine Berechtigung, wenn 100%-Säfte aufgrund des hohen Säuregehalts der Frucht (z. B. Sauerkirsche und Johannisbeere) oder ihrer Zähflüssigkeit (z. B. Banane und Aprikose) als solche nicht genießbar sind.“
Text: C. Schmid / Klebs

Quelle: idw

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Sturm Niklas – Spitzenböen zwischen „Lothar“ und „Kyrill“

Johann Seidl Öffentlichkeitsarbeit, Presse und Medien
Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft

Am 31. März 2015 traf mit Niklas einer der heftigsten Märzstürme der letzten 30 Jahre ganz Deutschland. Ursache: Einem kräftigen Hoch mit Zentrum zwischen den Azoren und der Iberischen Halbinsel stand eine ausgeprägte und großräumige Tiefdruckzone von Grönland bis zum Baltikum gegenüber.
Die Waldklimastationen der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) lieferten interessante Vergleichsdaten zu den Orkanen „Lothar“ und „Kyrill“.

Das Sturmfeld erfasste am Morgen zunächst den Nordwesten Deutschlands, nachmittags erreichte das Zentrum auch den Nordosten. Eine Besonderheit war, dass auch der Süden und damit Bayern stark betroffen war. Hier traf es durch den sogenannten „Leitplankeneffekt“ besonders den Voralpenbereich und die Alpen. Bei westlichen bis nordwestlichen Winden wirken die Alpen als Barriere, kanalisieren und verstärken damit die Winde in eine östliche Richtung.

Als höchste Böenspitzengeschwindigkeit wurde auf der Zugspitze 192 km/h gemessen. Allgemein lässt sich sagen, dass in tiefen Lagen verbreitet Böen der Stärke 8 bis 10, zeitweise auch 11 und vereinzelt 12 auftraten, wobei Orkanstärke meist immer auf exponierten Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen erreicht wurde.

Wie die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) meldet, reichten die ge-messenen maximalen Böenspitzen an den bayerischen Waldklimastationen (WKS) zum Glück nicht daran heran. An diesen Umweltbeobachtungsstationen werden rund um die Uhr Daten über den Zustand unserer Wälder erhoben.
An diesen Stationen wird der Wind zwar durch die umgebenden Wälder im Vergleich zur Situation auf dem offenen Feld gebremst. Aber auch gebremst wurde an der WKS Kreuth noch als Spitzenwert 122 km/h gemessen. Sichtbar wird im Mittel der betrachteten Waldklimastationen, dass Niklas stärker war als „Lothar“ 1999 und etwas schwächer als „Kyrill“ 2007.

Quelle: idw

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Beim Sport umgeknickt? Sprunggelenksverletzung mit Ultraschall abklären

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

Berlin – Etwa jede vierte Verletzung im Sport betrifft das Sprunggelenk. Vor allem beim Ballsport, aber auch beim Tennis oder Laufen kommt es häufig vor, dass Sportler mit dem Fuß umknicken und sich so ein Band zerren oder gar einen Bänderriss zuziehen. Welche Schäden genau im Gelenk entstanden sind, kann der Orthopäde oder Unfallchirurg mittels Ultraschall abklären. Ergänzend oder auch alternativ zu Röntgen und Magnetresonanztomografie (MRT) liefere die Sonografie bei Sprunggelenksverletzungen entscheidende Informationen, betont die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM).

Das schöne Frühlingswetter lockt viele wieder zum Sport. Doch gerade untrainiert ist es schnell passiert: Schon eine kleine Wurzel oder eine Bordsteinkante reicht aus, um mit dem Fuß umzuknicken. „Wer danach stärkere, anhaltende Schmerzen empfindet, sollte den Schuh ausziehen, den Fuß hochlegen, kühlen und einen Kompressionsverband anlegen“, rät Dr. med. Hartmut Gaulrapp, Leiter einer orthopädischen Facharztpraxis in München. Anschließend sollte baldmöglichst eine Ultraschalluntersuchung erfolgen, empfiehlt der DEGUM-Kursleiter. Trotz Schwellung und Schmerzen sei die sonografische Abklärung auch bei einer frischen Verletzung möglich, betont der Experte: „In der Regel bereitet dies dem Patienten keine nennenswerten Beschwerden.“ Von einem erfahrenen, DEGUM-zertifizierten Untersucher mit entsprechender Sachkenntnis durchgeführt, mache die Sonografie eine Röntgenaufnahme häufig verzichtbar. „Ich empfehle nur dann eine Röntgenuntersuchung, wenn der Verdacht auf einen Knochenbruch vorliegt“, so Gaulrapp. „Gerade auch bei Kindern und Jugendlichen sollten wir die strahlenfreie Alternative mittels Ultraschall wählen, wann immer dies möglich ist“, so der stellvertretende Leiter des DEGUM-Arbeitskreises Bewegungsorgane.

Neben den Verletzungen der Bänder selbst, erkennt der Arzt im Ultraschall auch Blutergüsse oder knöcherne Bandausrisse. Dabei reißen kleine Teile des Knochens an der Ansatzstelle zum Band aus. „Das Besondere ist, dass es sich beim Gelenkultraschall um eine dynamische Untersuchung handelt“, erklärt Gaulrapp. Während er mit der einen Hand den Schallkopf führt, drückt er mit der anderen das Schienbein nach unten. Dies macht den Bänderriss und das Ausmaß der Instabilität gut sichtbar: Schieben sich Fersenbein und Sprungbein dabei um zwei Millimeter oder mehr vor, ist das ein klarer Hinweis darauf, dass die Bänder überdehnt sind und das Gelenk nicht ausreichend stabilisieren können. Eine solche „Instabilität“ kann den Patienten auch nach Ausheilung der Verletzung langfristig beeinträchtigen. „In bis zu 20 Prozent der Fälle bleibt das Gelenk chronisch instabil, was das Risiko für erneute Verletzungen des Sprunggelenks erhöht“, sagt Gaulrapp. Betroffene knicken häufiger um und fühlen sich beim Laufen nicht mehr sicher. „Zur Beurteilung sollte unbedingt eine abschließende Ultraschallkontrolle und gegebenenfalls eine Therapie erfolgen“, empfiehlt Gaulrapp.

Auch andere Erkrankungen von Fuß und Sprunggelenk erkennt der Arzt mit Hilfe von Ultraschall, etwa Rheuma, Gicht oder Arthrose, also den altersbedingten Knorpelabrieb der Gelenke. „Eine große Erleichterung bietet die sonografische Bildgebung auch bei Injektionen und Punktionen, bei der Entnahme von Gewebeproben oder von Metallteilen wie Schrauben und Schienen, die wir nach verheilten Brüchen wieder entfernen“, berichtet Gaulrapp. Um den Ultraschall erfolgreich einzusetzen, sei in jedem Fall Sachkenntnis und Erfahrung nötig. „Die DEGUM bietet Seminare und Kurse an, in denen Ärzte sich weiterbilden und qualifizieren können. Ich kann nur jedem empfehlen, diese Möglichkeit in seinem jeweiligen Fachgebiet zu nutzen“, sagt Gaulrapp. Patienten finden DEGUM-qualifizierte Ärzte im Internet unter: http://www.degum.de.

Literatur:
Sonographische Diagnostik an Sprunggelenk und Fuß
Dr. med. Hartmut Gaulrapp, Orthopädie & Rheuma 12/2014, S.37-41

Die DEGUM:
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint mehr als 9 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: http://www.degum.de

Quelle: idw

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Strom der Zukunft „wächst“ auf Bäumen

Katharina Thehos Pressestelle
Technische Universität Chemnitz

Professur Printmedientechnik der TU Chemnitz präsentiert deutsch-indische Forschungsergebnisse in Form eines Solarbaumes auf der Hannover Messe 2015

Die Professur Printmedientechnik der Technischen Universität Chemnitz präsentierte vom 13. bis 17. April 2015 Ergebnisse des deutsch-indischen Forschungsprojektes „Flexible printed integrated disposable electronics“, kurz „FLEXIPRIDE“, auf dem Gemeinschaftsstand des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) auf der Hannover Messe. Im Rahmen der neuen Hightech-Strategie des BMBF wurde das Projekt für die Teilnahme am Gemeinschaftsstand (Halle 2, Stand B22) ausgewählt, der unter dem Motto „Von der Idee zur Innovation“ steht.

Im Projekt „FLEXIPRIDE“ wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Solarzellen günstig, schnell und in großer Menge mit Hilfe eines Massendruckverfahrens herstellen lassen. Die flexiblen Papiersolarzellen können zum Beispiel in Schwellenländern eingesetzt werden, um in ländlichen Gebieten eine Stromversorgung zu ermöglichen. Beispielhaft demonstriert dies der Solarbaum, der mit einer neuen Generation der Papiersolarzellen ausgestattet wurde und nun mehr Leistung erbringt. „Mit der von circa 500 `Blättern´ erzeugten Energie lässt sich ein E-Paper-Display betreiben. Auch Smartphones können am Solarbaum aufgeladen werden“, erklärt Prof. Dr. Arved Hübler, Inhaber der Professur Printmedientechnik.

Das Projekt wird vom Indo-German Science & Technology Centre (IGSTC) noch bis Ende Juli 2015 gefördert. Bei der Umsetzung war neben der Professur Printmedientechnik auf deutscher Seite noch das Unternehmen Chromasens GmbH (Konstanz) beteiligt. Auf indischer Seite wirkten das IIT Kanpur sowie die Anil Printers Ltd. an den Forschungsarbeiten mit.

Weitere Informationen:
http://www.pppv.de

Kontakt:
Tino Zillger, Projektleiter FLEXIPRIDE, Telefon 0371 531-35646, E-Mail tino.zillger@mb.tu-chemnitz.de

Quelle: idw

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Frauen arbeiten im Durchschnitt 23 Prozent kürzer als Männer

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Wöchentlicher „Gender Time Gap“ konstant hoch

Frauen arbeiten im Durchschnitt pro Woche neun Stunden kürzer als Männer in einem bezahlten Job (30,3 Stunden im Vergleich zu 39,6 Stunden). Dieser Arbeitszeitunterschied von insgesamt 23 Prozent in Deutschland ist zurückzuführen auf die ungleiche Verteilung von Frauen und Männern auf die einzelnen Arbeitszeitgruppen. Seit Anfang der 1990er Jahre ist der „Gender Time Gap“ bei der Erwerbsarbeit deutlich gewachsen: Während die durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitszeiten der Männer nur geringfügig (um 1,6 Stunden oder 4 Prozent) gesunken sind, haben die der Frauen kräftig abgenommen (-4,1 Stunden oder 12 Prozent). Wichtigster Grund dafür: Heute gehen deutlich mehr Frauen einer Erwerbstätigkeit nach, die meisten zusätzlichen Stellen waren allerdings Teilzeitjobs. In den letzten Jahren ist der Arbeitszeitunterschied relativ konstant auf diesem hohen Niveau geblieben. Das zeigt ein aktueller Report des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung.* Die WSI-Forscherinnen Dr. Christina Klenner und Sarah Lillemeier haben darin das neueste verfügbare Datenmaterial aus dem WSI-GenderDatenPortal gebündelt. Diese Online-Plattform liefert umfassende geschlechtsspezifische Informationen rund um Arbeitsleben, soziale Sicherung, Bildung und Gesundheit.**

Der Großteil der Männer (64 Prozent ) arbeitet in einer „Normalarbeitszeit“ zwischen 36 und 40 Stunden die Woche. Ein weiteres Fünftel arbeitet länger als 40 Stunden. Frauen hingegen verteilen sich wesentlich heterogener auf die einzelnen Arbeitszeitgruppen. Es gibt kaum eine Arbeitszeitdauer, die für Frauen als normal gelten kann. Nur vier von zehn Frauen arbeiten im Vollzeitbereich zwischen 36 und 40 Stunden die Woche, weitere sieben Prozent noch länger. Immer häufiger finden sich Frauen in den Arbeitszeitgruppen im Teilzeitbereich mit entsprechend geringeren Einkommenschancen. Insbesondere von Bedeutung sind die Gruppen zwischen 15 und 30 Arbeitsstunden die Woche (33 Prozent). Aber auch sehr kurze Arbeitszeiten unter 15 Stunden, die in der Regel kein existenzsicherndes Einkommen garantieren, haben nach der WSI-Analyse vor allem für Frauen an Bedeutung gewonnen (1991: 7 Prozent; 2013: 14 Prozent).

Besonders groß sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede, wenn Kinder im Haushalt leben. Teilzeit als Instrument zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie werde derzeit entsprechend der traditionellen Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern hauptsächlich von Frauen genutzt, so die WSI-Forscherinnen. Die Teilzeitquote von Müttern beträgt aktuell 70 Prozent. Damit fällt sie doppelt so hoch aus wie die Teilzeitquote der Frauen ohne Kinder. Der Vergleich von Männern und Vätern zeigt dagegen ein anderes Bild: Väter arbeiten seltener in Teilzeit (6 Prozent) als Männer ohne Kinder (10 Prozent).

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Christina Klenner
WSI-Genderexpertin
Tel.: 0211-7778-231
E-Mail: Christina-Klenner@boeckler.de

Sarah Lillemeier
WSI
Tel.: 0211-7778-574
E-Mail: Sarah-Lillemeier@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_22_2015.pdf – *Christina Klenner, Sarah Lillemeier: Gender News: Große Unterschiede in den Arbeitszeiten von Frauen und Männern.
http://www.wsi.de/genderdatenportal – **Startseite des GenderDatenPortals
http://www.boeckler.de/wsi_51968.htm – Übersichtsseite Arbeitszeiten

Quelle: idw

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Golfstromsystem verliert an Kraft – Klimawandel im Verdacht

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Wie eine gewaltige Umwälzpumpe transportieren Strömungen des Atlantiks warmes Wasser in den Norden und kaltes Wasser in den Süden. Teil dieses Strömungssystems ist auch der Golfstrom, der für das meist milde Klima im Nordwesten Europas sorgt. Jetzt haben Forscher Belege dafür entdeckt, dass diese riesige Meeresströmung schwächer wird. Beobachtungen weisen darauf hin, dass die Umwälzung in den letzten Jahrzehnten langsamer war als jemals zuvor im vergangenen Jahrhundert, wahrscheinlich sogar im vergangenen Jahrtausend. Zu dieser Abschwächung hat offenbar die zunehmende Eisschmelze auf Grönland beigetragen, die durch den mensch-gemachten Klimawandel verursacht wird.

Eine weitere Verlangsamung der Strömung könnte nicht nur Folgen haben für marine Ökosysteme, sondern auch für den Meeresspiegel und das Wetter in den USA und Europa.
„Verblüffenderweise hat sich trotz fortschreitender globaler Erwärmung ein Teil des nördlichen Atlantik in den letzten hundert Jahren abgekühlt“, sagt Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Leit-Autor der in Nature Climate Change erscheinenden Studie. Frühere Forschung hatte bereits Hinweise darauf gegeben, dass eine Abschwächung der großen Umwälzströmung im Atlantik, die so genannte Atlantic Meridional Overturning Circulation, hierfür verantwortlich sein könnte. „Jetzt haben wir starke Belege dafür gefunden, dass dieses atlantische Förderband sich in den vergangenen hundert Jahren tatsächlich verlangsamt hat, besonders seit 1970″, so Rahmstorf.

Weil es keine langen Strömungs-Messreihen gibt, haben die Wissenschaftler vor allem Temperaturdaten von der Wasseroberfläche untersucht, um Informationen über die Strömungen zu erhalten. Dabei nutzen sie den Umstand, dass die Meeresströmungen die wichtigste Ursache für Temperaturveränderungen im Nordatlantik sind. Aus so genannten Proxy-Daten – ermittelt aus Eisbohrkernen, Baumringen, Korallen sowie den Ablagerungen auf dem Boden von Seen und Ozeanen – können die Temperaturen über mehr als ein Jahrtausend zurück rekonstruiert werden. Die jüngsten Veränderungen sind seit dem Jahr 900 nie zuvor aufgetreten, was nahelegt, dass sie im Zusammenhang stehen mit der weltweiten vom Menschen verursachten Erwärmung.

**„Das Schmelzen von Grönlands Eis stört wahrscheinlich die Strömung“**
Die große Umwälzung im Atlantik wird angetrieben von Unterschieden in der Dichte des Meerwassers. Von Süden fließt warmes und daher leichteres Wasser nach Norden, wo das kalte und daher schwerere Wasser in tiefere Ozeanschichten absinkt und sich wieder südwärts bewegt. „Jetzt aber stört wahrscheinlich das vom schmelzenden grönländischen Eis einströmende Süßwasser die natürliche Umwälzung im Atlantik“, sagt Ko-Autor Jason Box von der Geologischen Forschungsanstalt für Dänemark und Grönland. Das Süßwasser verdünnt das Meerwasser. Weniger salziges Wasser ist weniger dicht und sinkt daher weniger schnell in die Tiefe. „Der vom Menschen ausgelöste Masseverlust des grönländischen Eisschildes scheint den Golfstrom zu verlangsamen – und dieser Effekt könnte noch zunehmen, wenn die weltweiten Temperaturen weiter ansteigen“, erklärt Box.

Die im Nordatlantik beobachtete Abkühlung, genau südlich von Grönland, ist stärker als das, was die meisten Computersimulationen bisher vorausberechnet haben. „Herkömmliche Klimamodelle unterschätzen diese Veränderungen, entweder weil die Atlantikströmung in den Modellen zu stabil ist, oder weil sie das Schmelzen des grönländischen Eises nicht richtig einbeziehen können – oder aus beiden Gründen zusammen“, sagt Ko-Autor Michael Mann von der Pennsylvania State University in den USA. „Erneut zeigen hier Beobachtungsdaten, dass Klimamodelle in mancher Hinsicht immer noch zu konservativ sind, wenn es um das Tempo einiger Veränderungen geht.“

**Keine neue Eiszeit – aber möglicherweise erhebliche Auswirkungen**
Die anhaltende Erwärmung der Landmassen würde durch die Abkühlung über dem Nordatlantik kaum verringert. Die Forscher erwarten keinesfalls eine neue Eiszeit, wenn die große atlantische Umwälzung schwächer wird – die Bilderwelt von Hollywood-Filmen wie „The Day After Tomorrow“ bleibt also wirklichkeitsfern. Allerdings ist klar, dass eine deutliche Veränderung des Golfstromsystems, auch wenn sie sich langsam vollzieht, erhebliche negative Auswirkungen haben könnte.

„Wenn die große Atlantikströmung weiter verlangsamt wird, könnte das massive Folgen haben“, sagt Rahmstorf. „Eine Störung der Strömung würde wahrscheinlich die Ökosysteme des Ozeans stören, und damit auch die Fischerei und die Lebensgrundlagen vieler Menschen an den Küsten. Eine Abschwächung des Golfstroms trägt auch zum regionalen Anstieg des Meeresspiegels bei, dies würde unter anderem Städte wie New York oder Boston betreffen. Temperaturveränderungen in der Region südlich von Grönland können außerdem Wettersysteme auf beiden Seiten des Atlantik beeinflussen, in Nordamerika wie auch in Europa.“

Wenn die Strömung zu schwach wird, könnte sie sogar vollständig zusammenbrechen – die atlantische Umwälzung wird schon lange als mögliches Kipp-Element im Erdsystem betrachtet. Als Kippen wird hierbei eine vergleichsweise rasche und nahezu unumkehrbare Veränderung bezeichnet. Der aktuelle Bericht des Weltklimarats IPCC schätzt, dass die Wahrscheinlichkeit eines solches Umkippens der Strömung noch innerhalb unseres Jahrhunderts bis zu Eins zu Zehn beträgt. Allerdings zeigen Expertenbefragungen, dass viele Experten das Risiko größer einschätzen. Die jetzt veröffentlichte Studie des internationalen Forscherteams um Rahmstorf bietet neue Informationen für eine bessere Abschätzung dieser Gefahr.

Artikel: Rahmstorf, S., Box, J., Feulner, G., Mann, M., Robinson, A., Rutherford, S., Schaffernicht, E. (2015): Evidence for an exceptional 20th-Century slowdown in Atlantic Ocean overturning. Nature Climate Change (online) [DOI:10.1038/nclimate2554]

Weblink zum Artikel sobald er veröffentlicht wird: http://dx.doi.org/10.1038/nclimate2554

Weitere Informationen:

– Weblink zur NASA Animation „The Great Ocean Conveyor Belt“ (herunterladbares Video in dem das System gezeigt wird, in dem nun die Verlangsamung festgestellt wurde): http://pmm.nasa.gov/education/videos/thermohaline-circulation-great-ocean-convey…
– Weblink zu einer Studie über die möglichen Auswirkungen drastischer Veränderungen der thermohalinen Zirkulation: http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs10584-009-9561-y
– Weblink zu einer Experten-Abschätzung eines möglichen „Kippens“ der atlantischen Umwälzströmung: http://www.pnas.org/content/early/2009/03/13/0809117106.abstract

Quelle: idw

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Zecken im Garten: Studie belegt Zeckenaktivität auch auf waldfernen Grundstücken

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Universität Hohenheim rät: Auch nach Gartenbesuchen auf Zecken absuchen und impfen lassen / Weitere Gartengrundstücke für Untersuchungen gesucht

Wer seinen Garten betritt, befindet sich im Zeckengebiet: Zu dieser Erkenntnis kommt eine Studie der Universität Hohenheim aus dem Großraum Stuttgart. Betroffen sind nicht nur Natur und Wald nahe Gärten sondern auch stark gepflegte und waldfernere Grundstücke. „Gartenbesucher sollten sich nach einem Gartenaufenthalt auf Zecken absuchen und vor allem in Süd- und Mitteldeutschland auch impfen lassen“, rät Parasitologin Prof. Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim. Für künftige Studien sucht die Wissenschaftlerin noch weitere Gartenbesitzer, die ihr Grundstück zweimal im Monat untersuchen lassen.

Zweimal im Monat rückten die Wissenschaftler um Prof. Dr. Mackenstedt mit weißen Flaggen an. In rund 60 Gärten zogen sie die Tücher über Rasen, Rabatten und Hecken, sammelten die Zecken ab und bestimmten die Arten. Im Labor untersuchten sie sie auf Krankheitserreger.
„Gut die Hälfte der Gartenbesitzer beteiligten sich sogar an den Untersuchungen“ berichtet Prof. Dr. Mackenstedt vom großen Interesse in der Bevölkerung. „Manchen mussten wir nur Fragebögen, Zeckengläser und frankierte Briefumschläge stellen und bekamen die gefangenen Zecken zugeschickt.“
Bei jedem Garten notierten die Wissenschaftler den Zustand, die Entfernung zum Wald, die Zahl der Haus- und die gesichteten Wildtiere. Begonnen wurde die Studie im August 2014. Im laufenden Jahr soll sie alle Jahreszeiten umfassen. Dafür sucht die Parasitologin noch weitere Gärten.

Ob hochgepflegt oder naturnah: Zecken gibt es in allen Gärten
Zum Auftakt der Zeckensaison 2015 stellte Prof. Dr. Mackenstedt ihre Ergebnisse vor. „Was uns überraschte: in allen Gärten konnten wir Zecken finden. Manchmal ist auch nur ein einzelner Busch betroffen. Dafür sind aber selbst Gärten betroffen, die sehr gepflegt und mehrere 100 Meter vom Wald entfernt sind.“
Ein Grund für die Verbreitung sind vermutlich Wild- und Haustiere. „Wir fanden Zeckenarten, die hauptsächlich von Vögeln verbreitet werden. Andere legen an Rehe und Füchse geheftet auch weite Strecken zurück“, erklärt die Professorin der Universität Hohenheim auf einer Pressekonferenz.
Ergänzt wird die Gartenuntersuchung durch ein spezielles Projekt des Landes Baden-Württemberg. Seit fast drei Jahren untersucht das Projekt ZUP (Zecken, Umwelt, Pathogene), welchen Einfluss das Habitat und vor allem auch Nagetiere auf die Verbreitung und Krankheitsdurchseuchung von Zecken hat.
Dafür fangen die Wissenschaftler unter anderem Nagetiere, kennzeichnen sie, sammeln Zecken ab und bestimmen die Krankheiten bei Wirt und Parasit. Möglich wurde das ZUP-Projekt durch die Förderung des Umweltministeriums Baden-Württemberg und sein Programm BWPLUS.
„Es zeigt sich, dass die Nagetiere selbst meist immun gegen Hirnhautentzündung und Borreliose sind. Aber sie tragen die Krankheitserreger in sich. Zecken, die deren Blut saugen, nehmen die Erreger mit auf und können dann Menschen infizieren“, erklärt Projektmitarbeiterin Miriam Pfäffle vom Karlsruher Institut für Technologie, KIT.

Ergebnisse im Detail
Als vorläufige Ergebnisse der Pilotstudie fasste Prof. Dr. Mackenstedt zusammen:
• Zecken befinden sich in allen Gärten. Dabei herrscht eine überraschende Vielfalt. Die Forscher fanden bisher drei Arten.
• Je näher am Wald, desto höher ist die Zeckenmenge. Aber auch 500 Meter vom Wald entfernt fanden die Wissenschaftler noch um die 20% des Zeckenanteils von Waldrand-Grundstücken.
• Größte Gefahr für Zecken ist Hitze. Gärten ohne Unterholz mit konstant kurzem Rasen haben weniger Zecken, sind aber auch nicht zeckenfrei.
• Zecken sind nicht gleichmäßig über den Garten verteilt, sondern können sehr kleinräumig vorkommen. In manchen Gärten waren nur einzelne Büsche befallen.
• Neben Erwachsenen Zecken kommen auch Zeckenlarven vor. Dies spricht dafür, dass es sich um etablierte Zeckenpopulationen handelt.
• Vögel sowie größere Wild- und Haustiere verbreiten Zecken wahrscheinlich auch über größere Distanzen. Speziell in Gärten mit Rehen fanden die Forscher immer auch Zecken.
• Vor allem Nagetiere tragen Erreger für Krankheiten wie Hirnhautentzündung und Borreliose in sich. Sie dienen damit als eine Art Krankheitstankstelle, an der sich selbst vorher harmlose Zecken mit Krankheitserregern volltanken.

Zecken bleiben auch für Forscher unberechenbar
Generell zeige die Zeckenforschung, dass die Parasiten ausgesprochen unberechenbar sind. „Alte Weisheiten, zum Beispiel dass Zecken nur im Sommer aktiv sind, gelten nicht mehr. Heute finden wir das ganze Jahr über aktive Zecken“, erklärt Prof. Dr. Mackenstedt.
Mit Blick auf die Hirnhautentzündung FSME zeigten weitere Studien der Parasitologin, dass sich die gefährlichen Gebiete nicht gleichmäßig, sondern wie ein Flickenteppich über Deutschland ziehen. „Wir versuchen, mit erkrankten Menschen in Kontakt zu kommen und rekonstruieren die Orte, an denen sie sich infiziert haben könnten.“

Landesgesundheitsamt rät dringend zur Impfung
Für Dr. Rainer Oehme, der die Durchseuchung der Zecken im Labor bestimmt, liegt die Konsequenz auf der Hand: „Wer sich auch viel in der Natur aufhält, sollte sich gegen Hirnhautentzündung impfen lassen“, rät der Mitarbeiter des Landesgesundheitsamtes in Stuttgart. Dabei sollten sich Kinder wie Erwachsene gleichermaßen schützen.
„In den Risikogebieten liegt die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion nach einem Zeckenstich bei 1:50 bis 1:100″, zitiert der Wissenschaftler die Fachliteratur. Nach 7 bis 14 Tagen können grippeähnliche Symptome auftreten. Bei leichten Verläufen klagten die Patienten vorwiegend über starke Kopfschmerzen. Bei schwereren Verläufen seien Gehirn und Rückenmark beteiligt.
Zu den schweren Symptomen gehörten Koordinationsstörungen, Lähmungen, Sprach- und Sprechstörungen sowie Bewusstseinsstörungen. Für ca. 1 % der Patienten ende die Krankheit tödlich. Bei älteren Menschen komme es häufiger zu schweren Krankheitsbildern mit zum Teil bleibenden Lähmungserscheinungen. Aber auch Kinder litten selbst nach einem leichteren Verlauf an Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie verminderter Belastbarkeit.
Sei die Krankheit erst einmal ausgebrochen, könnten nur die Symptome therapiert werden. Die Impfung biete dagegen innerhalb weniger Wochen schon einen Schutz und sei für Kinder und Erwachsene gut verträglich. „Die meisten Kinderärzte sind auch bereit, die Eltern gleich mit zu impfen“, berichtet Dr. Oehme.

Weitere Gärten für erweiterte Studie gesucht
Um ihre Studie weiter auszubauen, sucht Prof. Dr. Mackenstedt weitere Gartenbesitzer im Großraum Stuttgart, die bereit sind, ihre Gärten regelmäßig untersuchen zu lassen.
Interessierte Gartenbesitzer wenden sich mit dem Betreff „Gartenstudie 2015″ an gartenzecken@gmx.de.
Weitere Informationen unter www.zecken-im-garten.uni-hohenheim.de.

Zur Person
Zecken sind ein ganz besonderes Forschungsinteresse von Prof. Dr. Ute Mackenstedt. Seit 2012 organisiert sie alle zwei Jahre den Süddeutschen Zeckenkongress. Eigene Untersuchungen befassen sich mit Verbreitung, Überlebensstrategien und biologischen Bekämpfungsmöglichkeiten von Zecken.

Quelle: idw

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Lepra als eine der ältesten Krankheiten der Menschheit identifiziert

Dr. Karl Guido Rijkhoek Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Internationale Genomstudie zeigt, dass verschiedene Erreger vor zehn Millionen Jahren einen gemeinsamen Vorfahren hatten

Lepra gehört vermutlich zu den ältesten menschlichen Krankheiten überhaupt: Zu diesem Schluss kommt ein internationales Team um Johannes Krause von der Universität Tübingen, Direktor des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena, und Stewart Cole von der EPFL Lausanne in einer neuen Genomstudie. Die Wissenschaftler haben gemeinsam das Genom des Lepra-Erregers Mycobacterium lepromatosis aus Biopsiegewebe eines mexikanischen Lepromatose-Patienten entschlüsselt. Diese eher seltene, aber häufig aggressivere Form der Lepra kommt heute hauptsächlich bei Bewohnern Mittelamerikas vor. Ihr Erreger gilt als nächster Verwandter des klassischen Lepra-Erregers Mycobacterium leprae: Beide Krankheitserreger verursachen ähnliche Symptome und werden klinisch erst seit wenigen Jahren unterschieden.

Der Genomvergleich erbrachte überraschend, dass sich die zwei Erreger stark in ihrer DNA-Sequenz unterscheiden und einen gemeinsamen Vorfahren vor mehr als 10 Millionen Jahren besaßen. „Da beide Krankheiten ähnliche Symptome verursachen, kann man davon ausgehen, dass auch die vor Millionen von Jahren lebenden Vorfahren der beiden Erreger bereits eine Lepra-ähnliche Krankheit verursachten“, sagt Krause. Damit gehören Lepra-ähnliche Krankheiten zu den ältesten menschlichen Krankheiten überhaupt. Lepromatose-Erreger wurden bisher nur beim Menschen gefunden, und Lepra- Erreger treten heutzutage in der Natur nur bei nord- und mittelamerikanischen Gürteltieren auf. Die Ergebnisse wurden diese Woche im Fachmagazin PNAS veröffentlicht.

Das Team um Cole und Krause hatte bereits in einer 2013 veröffentlichten Studie gezeigt, dass Gürteltiere sich wahrscheinlich bei europäischen Siedlern mit einem Mycobacterium leprae-Stamm infizierten, der im Mittelalter in Europa verbreitet war. Die Wissenschaftler konnten außerdem zeigen, dass der gemeinsame Vorfahre der Lepra- und Lepromatose-Erreger bereits ein stark reduziertes Genom besaß, das zahlreiche Gene verloren hatte. Seine Nachfahren haben im Laufe der folgenden Millionen Jahre weitere Gene verloren. „Wir gehen davon aus, dass sich beide Erreger im Laufe der Zeit an ihren Wirt angepasst haben und Gene, die nicht mehr gebraucht wurden, verloren gingen“, so Cole. Die aktuelle Analyse zeigt auch, dass Mycobacterium lepromatosis die Fähigkeit besitzt, Nervengewebe zu infizieren. Die Genomstudie bietet so neue Einsichten in die Evolution einer der bisher ältesten bekannten menschlichen Krankheiten.

Publikation:
Singh P, Benjak A, Schuenemann VJ, Herbig A, Avanzi C, Busso P, Nieselt K, Krause J, Vera-Cabrera L, Cole ST: Insight into the evolution and origin of leprosy bacilli from the genome sequence of Mycobacterium lepromatosis. PNAS, 23 März 2015. DOI: 10.1073/pnas.1421504112

Kontakt:
Professor Johannes Krause
Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte/Universität Tübingen
Telefon: +49 7071 29-74089
johannes.krause@uni-tuebingen.de

Quelle: idw

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Schadstoffe im Wasser einfach binden

Dr. Claudia Vorbeck Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB

Neuartige Membranadsorber entfernen nicht nur unerwünschte Partikel aus Wasser, sondern gleichzeitig auch gelöste Substanzen wie das hormonell wirkende Bisphenol A oder giftiges Blei. Hierzu betten Forscher des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB selektive Adsorberpartikel in Filtrationsmembranen ein.

Erst im Januar 2015 hat die europäische Lebensmittelbehörde EFSA den Grenzwert für Bisphenol A in Verpackungen gesenkt. Die hormonell wirksame Massenchemikalie ist unter anderem ein Ausgangsstoff für Polycarbonate, aus denen beispielsweise CDs, Plastikgeschirr oder Brillengläser hergestellt werden. Aufgrund seiner chemischen Struktur wird Bisphenol A in den biologischen Stufen der Kläranlagen nicht vollständig abgebaut und gelangt so über den Ablauf der Kläranlage in Flüsse und Seen.

Um Chemikalien, Antibiotika oder Schwermetalle aus Ab- oder Prozesswasser zu entfernen, werden bereits Aktivkohle oder andere Adsorbermaterialien eingesetzt. Ein Nachteil dieser hochporösen Materialien ist jedoch die lange Kontaktzeit, die nötig ist, damit die Schadstoffe in das Poreninnere diffundieren können. Damit auch in kürzerer Zeit möglichst alle Schadstoffe abgefangen werden, setzen die Kläranlagen daher größere Adsorbermengen ein, in entsprechend großen Behandlungsbecken. Aktivkohle kann allerdings nur unter hohem Energieeinsatz regeneriert werden, sodass zumeist große Mengen schadstoffbeladenen Materials entsorgt werden müssen.

Auch die Membranfiltration mit Nanofiltrations- oder Umkehrosmosemembranen, die prinzipiell solche Schadstoffe entfernen können, ist für die Entfernung gelöster Moleküle aus großen Volumenströmen wie Prozess- oder Abwasser noch nicht wirtschaftlich. Membranen filtern das Wasser durch ihre Poren, wenn auf einer Seite der Membran ein Druck aufgebaut wird und halten dabei größere Moleküle und Feststoffpartikel zurück. Je kleiner die Membranporen aber sind, desto größeren Druck – und damit desto mehr Energie – muss man aufwenden, um die Wasserinhaltsstoffe abzutrennen.

Membranadsorber – Filtern und Binden in einem Schritt

Einen neuen Ansatz, der die Vorteile beider Verfahren kombiniert, haben Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart gewählt: Bei der Herstellung der Membranen fügen sie kleine, polymere Adsorberpartikel hinzu. Die entstehenden Membranadsorber können zusätzlich zu ihrer Filtrationsfunktion in Wasser gelöste Stoffe adsorptiv binden. »Wir nutzen die unter der Trennschicht der Membran liegende poröse Struktur. Die Poren bieten nicht nur eine sehr hohe spezifische Oberfläche, um möglichst viele Partikel einbetten zu können, sondern sind auch optimal zugänglich«, erklärt Dr. Thomas Schiestel, Leiter der Arbeitsgruppe »Anorganische Grenzflächen und Membranen« am Fraunhofer IGB.

»Da die Schadstoffe bei unseren Membranadsorbern anders als bei herkömmlichen Adsorbern konvektiv, das heißt mit dem schnell durch die Membranporen strömenden Wasser transportiert werden, reicht eine nur Sekunden dauernde Kontaktzeit aus, um Schadstoffe auf der Partikeloberfläche zu adsorbieren«, so der Experte. Bis zu 40 Prozent des Gewichts der Membranadsorber geht auf die Partikel zurück, entsprechend hoch ist ihre Bindekapazität. Gleichzeitig können die Membranadsorber bei niedrigen Drücken betrieben werden. Da die Membranen sehr eng gepackt werden können, lassen sich schon mit kleinen Anlagen sehr große Volumina behandeln.

Funktionelle Adsorberpartikel
Die Adsorberpartikel selbst stellen die Forscher in einem einstufigen, kosteneffizienten Verfahren her. In dem patentierten Prozess werden Monomer-Bausteine mithilfe eines Vernetzers zu 50 bis 500 Nanometer kleinen Polymerkügelchen polymerisiert. »Je nachdem, welche Stoffe aus dem Wasser entfernt werden sollen, wählen wir aus einer Reihe unterschiedlicher Monomere, die sich in ihren funktionellen Gruppen unterscheiden, das jeweils passende aus«, so Schiestel. Die Bandbreite reicht dabei von eher hy-drophobem Pyridin, über kationische Ammoniumverbindungen bis hin zu anionischen Phosphonaten.

Selektive Entfernung von Schadstoffen und Metallen
In verschiedenen Tests konnten die Forscher zeigen, dass die Membranadsorber durch die für den jeweiligen Schadstoff maßgeschneiderten Partikel Schadstoffe sehr selektiv entfernen. So binden Membranadsorber mit Pyridin-Gruppen das hydrophobe Bis-phenol A besonders gut, während solche mit Aminogruppen das negativ geladene Salz des Antibiotikums Penicillin G adsorbieren.

»Die verschiedenen Adsorberpartikel lassen sich sogar in einer Membran kombinieren. Auf diese Weise können wir mehrere Mikroschadstoffe gleichzeitig mit nur einem Membranadsorber entfernen«, weist Schiestel auf weitere Vorzüge hin. Mit anderen funktionellen Gruppen bestückt, können die Membranadsorber auch toxische Schwermetalle wie Blei oder Arsen aus dem Wasser entfernen. Phosphonat-Membranadsorber etwa adsorbieren mehr als 5 Gramm Blei pro Quadratmeter Membranfläche – 40 Prozent mehr als ein kommerziell erhältlicher Membranadsorber.

Wirtschaftlich und regenerierbar
Damit die Membranadsorber mehrfach verwendet werden können, müssen die adsorbierten Schadstoffe wieder von den Partikeln in der Membran gelöst werden. »Mem-branadsorber für Bisphenol A lassen sich durch eine Verschiebung des pH-Werts vollständig regenerieren«, erläutert Schiestel. Die konzentrierten Schadstoffe können dann wirtschaftlich entsorgt oder mit geeigneten oxidativen Verfahren abgebaut werden.

Die Regenerierbarkeit der Membranadsorber eröffnet zudem eine weitere Anwendung: Die abgetrennten Moleküle wiederzuverwerten. Das macht die Technologie auch für die Rückgewinnung wertvoller Edelmetalle oder Seltene-Erden-Metalle interessant.

Originalliteratur
K. Niedergall, M. Bach, T. Hirth, G.E.M. Tovar, T. Schiestel (2014) Removal of micropollutants from water by nanocomposite membrane adsorbers, Sep. Purif. Technol. 131: 60-68
K. Niedergall, M. Bach, T. Schiestel, G.E.M. Tovar (2013) Nanostructured composite adsorber membranes for the reduction of trace substances in water: the example of bisphenol A, Industrial Chemical Research ACS Special Issue: Recent Advances in Nanotechnology-based Water Purification Methods, Ind. Eng. Chem. Res. 52/39 14011, DOI: 10.1021/ie303264r

Weitere Informationen:
http://www.igb.fraunhofer.de/de/presse-medien/presseinformationen/2015/schadstof…

Quelle: idw

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Hannover Messe: Sensorkabel bewacht Zaunanlagen und schlägt auch bei niedrigen Drohnenflügen Alarm

Claudia Ehrlich Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Eine neue Überwachungstechnik für alle umzäunten Gebiete, seien es Privatgrundstücke, Flughäfen, Kernkraftwerke oder Industrieanlagen, hat das Team des Experimentalphysikers Uwe Hartmann von der Universität des Saarlandes entwickelt. Sensoren melden sofort, wenn und wo genau jemand versucht, den Zaun zu überklettern oder zu zerschneiden, sogar auch, wenn Drohnen ihn in niedriger Höhe überfliegen. Das dünne Kabel mit Magnetfeldsensoren kann leicht an Zaunanlagen installiert werden. Die Forscher arbeiten daran, dass das System die Ursache der Störung und Fehlalarme durch Wind oder Tiere automatisch erkennt.

Macht sich jemand an einem Zaun zu schaffen, versucht er etwa, über ihn zu klettern oder die Drahtmaschen mit einer Zange zu durchschneiden, verursacht er zwangsläufig Erschütterungen. Der Zaun schwingt hin und her, auch das Metall des Schneidgeräts oder die Gürtelschnalle des Eindringlings stören das Erdmagnetfeld. Diese Veränderungen nutzen die Experimentalphysiker der Universität des Saarlandes für ihre neue Überwachungstechnik: „Unsere Magnetfeldsensoren reagieren sehr empfindlich und messen zuverlässig jede noch so kleine Änderung des Magnetfeldes, das sie umgibt“, erklärt Professor Uwe Hartmann. Sogar wenn Drohnen sie überfliegen, nehmen die Sensoren dies wahr – gesetzt den Fall, die Drohnen enthalten Metall. „Die Sensoren können Störungen des Magnetfeldes um sich herum, auch über sich erfassen, die Reichweite beträgt immerhin einige Meter“, ergänzt der Wissenschaftler Haibin Gao, der in Hartmanns Team an der Sensortechnik forscht.

Aneinandergereiht in einem Kabel, bisher noch vom Durchmesser vergleichbar einem normalen Elektrokabel, kann die neue Sensortechnik auch kilometerlange Zaunanlagen überwachen: „Das Kabel kann am Zaun befestigt, eingebaut oder sogar im Boden verlegt werden. Wir arbeiten derzeit mit Partnerunternehmen daran, das System noch weiter zu verkleinern und vor allem die Sensoren so günstig herzustellen, dass eine Massenproduktion möglich ist“, sagt Uwe Hartmann. Die Sensoren messen berührungslos, sind verschleißfrei und verbrauchen wenig Strom. Regen oder Nebel stören sie nicht. „Ihre Messung ist unabhängig von der Witterung. Ein großer Vorteil gegenüber anderen Überwachungsmethoden wie Kameras, denen Nässe zusetzt. Auch vom Datenschutz her sind ihre Messungen unbedenklich: Die Sensoren melden nur, dass ein Mensch eine Erschütterung verursacht hat und wo genau. Mehr wird nicht erfasst“, erläutert er. Verschiedene Sensor-Systeme, die seine Arbeitsgruppe entwickelt hat, werden bereits als Verkehrsleitsysteme eingesetzt, etwa an Flughäfen.

Die kleinen Messgeräte im Sensor-Kabel sind untereinander vernetzt und geben jede Änderung sofort in eine Auswerteeinheit weiter. Der Ort der Störung wird genauestens angezeigt, was vor allem bei großen überwachten Geländen interessant ist. Derzeit forschen die Wissenschaftler aus Hartmanns Team daran, ihre Sensortechnik so zu verfeinern, dass die Sensoren die Art der Erschütterungen und gemessenen Änderungen des Magnetfeldes exakt einzelnen Arten von Störungen zuordnen. „Hierdurch soll das System automatisch Fehlalarme durch Wind, Tiere oder sonstige harmlose Ursachen erkennen“, erklärt Hartmann. Die Forscher simulieren hierzu verschiedenste Arten von Störungen. Einige Zäune stehen auf dem Saarbrücker Campus zur Langzeitmessung etwa der Auswirkungen von Wind. Mit ihren Ergebnissen modellieren die Physiker typische Störungsszenarien und lernen das System mithilfe komplexer mathematischer Methoden an. Mit den Ergebnissen programmieren sie Sensoren und Auswerteeinheit, die dann anhand der neu aufgespielten Informationen von selbst Störungen ihrem Verursacher zuordnet: ein Mensch, dann wird Alarm ausgelöst. Oder doch nur ein Tier, das sich am Zaun reibt: dann kein Alarm.

Das Bundesforschungsministerium fördert die Forschung mit insgesamt über einer Million Euro, mehr als 250.000 Euro davon fließen an die Saar-Universität. Beteiligte Partner sind die Firma Sensitec GmbH mit Sitz in Mainz und Lahnau (www.sensitec.com) und die GBA-Panek GmbH mit Sitz in Kahla südlich von Jena (www.gba-panek.de).

Kontakt:
Prof. Dr. Uwe Hartmann, Lehrstuhl für Nanostrukturforschung und Nanotechnologie der Universität des Saarlandes:
Tel.: (0681) 302-3799 oder -3798; E-Mail: u.hartmann@mx.uni-saarland.de
Dr. Haibin Gao Tel: (0681) 302-3654; E-Mail: h.gao@mx.uni-saarland.de
Dr. Uwe Schmitt: (0681) 302-2957; E-Mail: uwe.schmitt@mx.uni-saarland.de

Hintergrund:
Der saarländische Forschungsstand wird organisiert von der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer der Universität des Saarlandes (KWT). Sie ist zentraler Ansprechpartner für Unternehmen und initiiert unter anderem Kooperationen mit Saarbrücker Forschern. http://www.uni-saarland.de/kwt

Quelle: idw

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Netzwerk „Wasser&Technik“ jetzt online

Christian Colmer Pressestelle
ttz Bremerhaven

Das ttz Bremerhaven baut sein Innovations-Netzwerk für Wasser- und Abwassertechnik aus. Mitgliedsunternehmen präsentieren ihre Erfolgsbeispiele. Website www.wasserundtechnik.net jetzt online.

Wasser bedeutet nicht nur Leben, sondern auch Arbeit. Und die ist oft kniffelig. Um die technischen Herausforderungen rund um das Thema Wasser und Abwasser zu meistern, koordiniert das ttz Bremerhaven das vom BMWi geförderte Innovations-Netzwerk Wasser&Technik. Aktuelle Fragestellungen aus der Praxis werden hier diskutiert und konkrete Lösungen für maritime Akteure, die Aquakulturbranche, Städte und Kommunen, die Lebensmittelindustrie und Energiewirtschaft sowie für landwirtschaftliche Endnutzer erarbeitet. Interessenten stehen ab sofort alle Informationen zum Netzwerk auf http://www.wasserundtechnik.net offen.

Partner profitieren
Wasser&Technik ist inhaltlich mit der Wassernutzung- und Aufbereitung in unterschiedlichen Branchen verbunden. Die Mitglieder sind im gesamten Bundesgebiet zu Hause. Das Netzwerk ist grundsätzlich für Unternehmen und Kommunen jeder Größe offen und nimmt gerne weitere Partner auf. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) werden gezielt beraten und unterstützt, um ihre Entwicklungen zur Marktreife zu führen. Die Mitgliedsunternehmen sind an zahlreichen anspruchsvollen Projekten beteiligt. Zwei kürzlich realisierte Erfolgsbeispiele sind hier besonders hervorzuheben:

Neuer Sauerstoffsensor für die Fischzucht
Präzise, wartungsfrei, kostengünstig und kompatibel: Der optische Sauerstoffsensor ODOS von Iks ComputerSysteme GmbH für Wassertechnologie und Fischzucht ist erfolgreich in den Markt eingeführt. Fische können nun durchatmen. Denn an Sauerstoff dürfte es ihnen in Zukunft seltener mangeln. Der Grund ist der Optical Dissolved Oxygen Sensor, kurz ODOS, der Firma Iks. In der Fischzucht, der Gewässerüberwachung und auch in Kläranlagen ist der Sauerstoffgehalt ein wichtiger Parameter, um den Zustand des Wassers zu ermitteln. Der neue optische Sauerstoffsensor mit vier verschiedenen Schnittstellen und der Simulation eines Clark-Sensors ist verschleißarm und unkompliziert mit vorhandener Messtechnik kombinierbar. Weitere Information unter http://www.iks-aqua.com.

Kläranlagen-Umbau in Hollenstedt
Die westlich von Hamburg gelegene Kläranlage der Samtgemeinde Hollenstedt wurde durch den Wasser&Technik-Partner Con-Tex GmbH aus Siegen modernisiert. Con-Tex hat die sanierungsbedürftige Sandfilteranlage auf den neusten Stand der Technik gebracht. Die Vorrichtung wird zur Phosphatfällung eingesetzt, um eine Überdüngung der Gewässer zu vermeiden. Unter anderem wurde der für die Belüftung der Kläranlage benötigte Kompressor ersetzt. Kleinere Feinfilter wurden ausgetauscht und der Öl-Wasser-Abscheider in seiner Position versetzt. Außerdem wurden alle Wartungseinheiten, Ventile und Sensoren ersetzt. Im Sandfilter wurden die Füllung erneuert sowie die Spülzeiten des Filters energetisch optimiert. Weitere Information unter http://www.con-tex-gmbh.eu/watersolutions/

„Usus communis aquarum est“ – der Nutzen des Wassers sei allgemein, heißt es in den Metamorphosen von Ovid. Wasser&Technik ist hiernach von öffentlichem Interesse und wird unterstützt: Das Projekt wird durch das Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) seit Oktober 2014 gefördert.

Das ttz Bremerhaven ist ein unabhängiges Forschungsinstitut und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Experten-Team in den Bereichen Lebensmittel, Umwelt und Gesundheit. Seit mehr als 25 Jahren begleitet es Unternehmen jeder Größenordnung bei der Planung und Durchführung von Innovationsvorhaben und der Akquisition entsprechender Fördermittel auf nationaler und europäischer Ebene.

Fachliche und organisatorische Fragen zum Netzwerk Wasser&Technik beantwortet gerne:
Dipl.-Wi.-Ing. Birte Ostwald
Technische Leiterin Wasser-, Energie- und Landschaftsmanagement
ttz Bremerhaven
An der Karlstadt 6
D-27568 Bremerhaven (Germany)
Phone: +49 (0)471 80934 103
Mobil: +49 (0)175 1866 260
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Weitere Informationen:
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Quelle: idw

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Je höher die Impfquote, desto seltener der plötzliche Kindstod

Dr. Julia Biederlack GB Unternehmenskommunikation
Charité – Universitätsmedizin Berlin

Aussagen von Langzeitstudien zu Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten-Impfung

Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin konnten bei der Auswertung langfristiger Erhebungen einen statistischen Zusammenhang zwischen Impfverhalten und der Häufigkeit des plötzlichen Kindstodes feststellen. Innerhalb der vergangenen 40 Jahre schwankte in den USA die Impfquote entsprechend gesellschaftlicher Trends. Die Kindstodrate steht dabei in einem umgekehrten Verhältnis zur Impfabdeckung gegen Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten. Veröffentlicht sind die Ergebnisse der Studie im Fachmagazin BMC Pediatrics*.

Die Fälle von plötzlichem Kindstod gehen kontinuierlich zurück, dennoch bleiben sie ein Hauptgrund für den Tod von Säuglingen weltweit. Die Ursache ist weiterhin nicht bekannt, besonders gefährdet sind Neugeborene im ersten Lebenshalbjahr. Genau in diesen Zeitraum fallen die Impfungen gegen Keuchhusten, Diphtherie, Tetanus, Polio oder Haemophilus influenzae. Entgegen der Befürchtung von Impfskeptikern, Immunisierungen zögen Komplikationen oder ein erhöhtes Kindstodrisiko nach sich, zeigen die Zahlen der amerikanischen Impfbehörden und Gesundheitszentren ein anderes Bild: „Unsere Untersuchung ist als Hinweis zu sehen, dass die klassischen Impfungen im Säuglingsalter gegen Keuchhusten, Diphtherie, Tetanus, Polio oder Haemophilus influenzae nicht mit einem erhöhten Risiko für einen plötzlichen Kindstod verbunden sind. Sie scheinen sogar eher einen schützenden Effekt zu haben“, sagt Prof. Dr. Jacqueline Müller-Nordhorn, Leiterin und Sprecherin der Berlin School of Public Health (BSPH).

Bei der Suche nach signifikanten Veränderungen hinsichtlich der Sterblichkeitsrate durch plötzlichen Kindstod haben die Forscher zahlreiche Daten einbezogen, darunter auch Studien zur Schlafposition von Säuglingen im selben Zeitraum. Besonders deutlich wird in der aktuellen Untersuchung ein zeitlicher Kontext zu Impfempfehlungen oder gesellschaftlichen Stimmungen. In den 70er und 80er Jahren sinken in den USA die Impfquoten, verantwortlich sind Verunsicherungen in der Bevölkerung. Gleichzeitig steigt die Sterblichkeitsrate durch Kindstod um 27 Prozent zwischen 1968 und 1971 und um 47 Prozent zwischen 1971 und 1974. Später sinkt die Häufigkeit des Kindstodes wieder, beispielsweise um acht Prozent zwischen den Jahren 1991 und 2001. Der Trend ist eindeutig: Bei steigenden Impfquoten sinken zeitgleich die Fälle von plötzlichem Kindstod. Eine 10 Prozent höhere Quote in einer Bevölkerung, hier am Beispiel USA, verringert die Häufigkeit des plötzlichen Kindstodes um fast 10 Prozent.

Befürchtungen und Ängste bestimmen auch in Deutschland die Impfentscheidung von Eltern, wie die aktuell geführte Debatte um die Masernimpfung in Deutschland zeigt. Ein Beispiel ist der inzwischen mehrfach widerlegte Zusammenhang zwischen einer Masernimpfung und dem Entstehen von Autismus. Im Fall von Keuchhusten hat ein ebenfalls fälschlich kolportiertes, vermeintliches Risiko für Hirnschäden zu einem deutlichen Rückgang der Impfquoten in den 70er und 80er Jahren geführt. Medizinische Studien konnten in den Folgejahren kein solches Risiko feststellen. Impfquoten schwanken demnach entsprechend öffentlicher Meinung und Expertenempfehlungen. „In einigen Ländern, darunter Deutschland, wurde die Keuchhusten-Impfung sogar zeitweise aus den Empfehlungen herausgenommen und beispielsweise erst im Jahr 1991 wieder eingeführt“, so Müller-Nordhorn. Zahlen belegen: Parallel zur Wiederaufnahme der Keuchhusten-Impfung sinkt auch hier die Häufigkeit des plötzlichen Kindstodes. Wichtig im Falle jeder Schutzimpfung im Kindesalter ist allerdings nicht nur das „ob“, sondern auch das „wann“, also die Impfung im richtigen Zeitfenster. „Besonders tragisch wäre es, wenn Eltern die Impfungen hinauszögerten, um ihre Kinder vermeintlich zu schützen und damit möglicherweise das Gegenteil bewirken“, erklärt Müller-Nordhorn.

*Jacqueline Müller-Nordhorn, Chih-Mei Hettler-Chen, Thomas Keil, Rebecca Muckelbauer. Association between sudden infant death syndrome and diphtheria-tetanus-pertussis immunisation: an ecological study. BMC Pediatrics, Jan. 2015. doi: 10.1186/s12887-015-0318-7

Kontakt:
Prof. Dr. Jacqueline Müller-Nordhorn
Leiterin der Berlin School of Public Health (BSPH)
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 570 872
jacqueline.mueller-nordhorn@charite.de

Weitere Informationen:
http://www.charite.de
http://bsph.charite.de/

Quelle: idw

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Starke und nachhaltige Landwirtschaft durch Forschung

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Das französische Ministerium für Bildung, Hochschulen und Forschung hat gemeinsam mit dem Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forstwirtschaft beschlossen, einen Strategieplan für Forschung und Entwicklung im Bereich Landwirtschaft zu entwickeln. Ziel dieses Plans ist es, den zukünftigen Herausforderungen des Agrarsektors zu begegnen.

Heute befindet sich die Landwirtschaft im Spannungsfeld von Globalisierung, ökologischer Verantwortung, Sicherung der Welternährung, Qualität der Produkte etc. Angesichts dieser Herausforderungen können Forschung und Innovation eine effiziente Lösung sein, um eine stärkere und nachhaltige Landwirtschaft zu fördern.

Deshalb will die französische Regierung den Landwirten die notwendigen Instrumente an die Hand geben, um den Agrarsektor langfristig wettbewerbsfähiger zu machen. Der Plan „Agriculture-Innovation 2025“ (Innovationen für die Landwirtschaft 2025) soll Akteure aus Landbau, Wissenschaft und Wirtschaft zusammenbringen, um innovative Lösungen für die mittelfristige Zukunft zu entwickeln.

Fünf hochrangige Experten wurden mit der Erarbeitung des Maßnahmenplans beauftragt:

– Pierre Pringuet, Vorsitzender des Verwaltungsrates von AgroParisTech (Institut für Bio- und Umwelt-Wissenschaften und -Industrien)
– François Houiller, Geschäftsführer des französischen Instituts für Agrarforschung (INRA)
– Jean-Marc Bournigal, Präsident des Forschungsinstituts für Agrar- und Umwelttechnik (IRSTEA)
– Marie-Noëlle Semeria, Leiterin des Labors für Elektronik und Informationstechnologien der französischen Behörde für Atom- und alternative Energien CEA-Leti
– Philippe Lecouvey, Leiter des ACTA (Netzwerk landwirtschaftlicher anwendungsorientierter Forschungsinstitute)

Unter anderem sollen folgende Themen in dem Plan behandelt werden: nachhaltige und ökologische Landwirtschaft, Biokontrolle, Landmaschinen und Bioökonomie. Der Bericht soll im September 2015 beiden Ministerien übergegeben werden.

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/umwelt-klima-agronomie/frankreich-forsc…

Quelle: „Elaboration du plan Agriculture – Innovation 2025“, Pressemitteilung des Ministeriums für Bildung, Hochschulen und Forschung, 20.02.2015 – http://www.enseignementsup-recherche.gouv.fr/cid86491/elaboration-du-plan-agricu…

Redakteur: Kenny Abbey, kenny.abbey@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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Sauerkrautsaft in Biogas umwandeln

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Krautergersheim im Elsass ist (wie der Name schon vermuten lässt) die französische Hauptstadt des Sauerkrautes: 70% des französischen Sauerkrauts werden hier hergestellt. Insgesamt werden ungefähr 80.000 Tonnen Sauerkraut pro Jahr in Frankreich aufbereitet. Ein Großteil wird exportiert, da die Franzosen im Durchschnitt „nur“ 0,7 kg pro Jahr essen [1]. Diese riesigen Produktionsmengen benötigen viel Wasser: 30 Millionen Liter Sauerkrautsaft entstehen jedes Jahr durch den Aufbereitungsprozess. Dies entspricht dem Wasserbedarf einer Stadt mit 140.000 Einwohnern.

Aber dieser Saft ist nicht so schmackhaft wie man denken würde: Er ist extrem korrosiv und darf nicht einfach so in die üblichen Abwassersysteme geleitet werden. Bis 2012 fuhren jeden Tag 15 LKWs mit dem Saft in das 80 km entfernte Straßburg, wo er in einer Kläranlage umweltgerecht gereinigt wurde. Aufgrund der hohen Kosten und des CO2-Ausstosses wurde nach einer umweltfreundlicheren Lösung gesucht. So wurde 2012 die Kläranlage in Ehn, in der Nähe von Krautergersheim, umgebaut, um direkt vor Ort den Saft reinigen zu können. Die vorhandenen Technologien wurden verbessert, um direkt Energie aus dem Saft und den Schlämmen der Sauerkrautproduktion zu gewinnen.

2012 wurden zwei Vergärer in Betrieb genommen: einer behandelt die Schlämme, die auch aus den Haushalten von Krautergersheim kommen, und der zweite den Saft der verschiedenen Sauerkrauthersteller der Stadt (einige stellen Sauerkraut bereits seit mehreren Jahrhunderten her). Die Anlage erzeugt 3.332 MWh Biogas pro Jahr, die 76% des Energieverbrauchs der Anlage decken. Dies entspricht dem Verbrauch von 1.000 französischen Haushalten.

Um die Reinheit des Wassers noch zu erhöhen, wird es nach dem Vergärer noch mit Polystyrol-Mikrokugeln gereinigt. Die Restschlämme (nach der Energiegewinnung) werden als Aufschüttmaterial im Straßenbau verwendet. Die Philosophie der Anlage ist: Alles was reinkommt, muss irgendwie wiederverwertet werden.

Die Kosten für die neue Kläranlage beliefen sich auf insgesamt 23 Millionen Euro. 9,9 Millionen Euro davon kamen vom Departement Haut-Rhin, der Wasseragentur Rhein-Maas und dem europäischen FEDER-Fonds. Der Betreiber ist Suez Environnement.

[1] Zahlen aus „Portrait de Producteur : Thierry Angsthelm“ der Webseite „Rungis International“ – http://www.rungisinternational.com/fr/vert/portraits_producteurs/angsthelm.asp

Quelle: „Du jus de choucroute transformé en biogaz“, Pressemitteilung des französischen Ministeriums für Ökologie, nachhaltige Entwicklung und Energie, 20.03.2015 – http://www.developpement-durable.gouv.fr/Du-jus-de-choucroute-transforme-en.html

Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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Landwirte sind beim Gewässerschutz gefordert

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Erhebliche zusätzliche Anstrengungen nötig, um Ziele der Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen

„Guter chemischer Zustand“ von Oberflächengewässern und Grundwasser wird voraussichtlich auch 2021 nicht überall im Einzugsgebiet der Weser erreicht – Ausdehnung von Agrarumweltmaßnahmen und eine moderate Verschärfung der Düngeverordnung allein reichen nicht aus, um Stickstoffüberschüsse seitens der Landwirtschaft in notwendigem Umfang zu reduzieren.

Mit der Wasserrahmenrichtlinie hat die Europäische Union 2000 ein Instrument geschaffen, um die Qualität von Grund- und Oberflächenwasser im Einzugsbereich von Flüssen europaweit zu verbessern. Die Richtlinie gibt Ziele für die Qualität von Oberflächengewässern und Grundwasser vor. Diese Ziele müssen 2015, in Ausnahmefällen bis spätestens 2021 oder 2027, erreicht werden. Welche Anstrengungen die Landwirtschaft unternehmen muss, damit die Wasserqualität im Einzugsgebiet der Weser den Vorgaben der EU-Richtlinie genügt, zeigt aktuell eine gemeinsame Studie des Thünen-Instituts für Ländliche Räume, des Forschungszentrums Jülich und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei für das Jahr 2021. Das Fazit der regional differenzierten Analyse für die Weser: Selbst wenn die landwirtschaftlichen Nährstoffeinträge durch Einhaltung der Düngeverordnung, technischen Fortschritt und absehbare Entwicklungen in der Landwirtschaft bis 2021 wie modelliert abnehmen, muss der Stickstoffüberschuss den Modellergebnissen zufolge noch um weitere 53.000 Tonnen sinken, um die Zielkonzentrationen für Grund- und Oberflächengewässer nicht zu überschreiten.

„In vielen Gemeinden und Kreisen besteht kein Handlungsbedarf, in einigen Regionen aber müsste der jährliche Stickstoffüberschuss aus der Landwirtschaft deutlich unter die von der Düngeverordnung vorgegebenen 60 Kilogramm Stickstoff pro Hektar reduziert werden – vor allem auch in Regionen mit intensiver Viehhaltung“, so Dr. Claudia Heidecke vom Thünen-Institut für Ländliche Räume. Die Studie zeigt dazu verschiedene Handlungsoptionen auf. „Wenn die Landwirte grundwasserschonende Ausbringungsverfahren einsetzen oder nach der Ernte keinen Wirtschaftsdünger ausbringen, kann der Stickstoffaustrag deutlich reduziert werden“, erläutert Thünen-Wissenschaftlerin Andrea Wagner. „Auch die reduzierte Mineraldüngung von Getreide und der Zwischenfruchtanbau können wirksame Strategien sein.“ Aber selbst wenn die geförderten Agrarumweltmaßnahmen auf Landwirtschaftsflächen im Vergleich zu 2007 um mehr als das Zehnfache ausgeweitet würden, könnten die Qualitätsziele der EU bis 2021 insbesondere in diesen Regionen nicht erreicht werden. Dies verdeutlicht die Schwierigkeiten, vor denen Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Politik stehen.

Die länderübergreifenden Analysen und flussgebietsweiten Simulationen zum aktuellen Nährstoffeintrag sowie zur zukünftigen Belastungssituation der Weser wurden mit dem AGRUM-Modellverbund durchgeführt. Dieser Verbund besteht aus einem regional differenzierten Agrarsektormodell und zwei hydro(geo)logischen Modellsystemen. Die wissenschaftlichen Arbeiten begleitete ein Facharbeitskreis, bestehend aus Vertretern der Flussgebietsgemeinschaft und der Bundesländer aus landwirtschaftlichen und gewässerkundlichen Arbeitsbereichen.

Der Endbericht „Entwicklung eines Instrumentes für ein flussgebietsweites Nährstoffmanagement in der Flussgebietseinheit Weser (AGRUM+-Weser) ist als Thünen-Report 21 veröffentlicht und kann auf der Webseite des Thünen-Instituts unter http://www.ti.bund.de „Thünen-Institut“ -> Rubrik „Infothek-> Publikationen -> Thünen Report“ oder direkt unter http://literatur.ti.bund.de/digbib_extern/dn054564.pdf heruntergeladen werden.

Ansprechpartner Thünen-Institut:
Dr. Claudia Heidecke │ Andrea Wagner
Thünen-Institut für Ländliche Räume
Bundesallee 50, 38116 Braunschweig
Telefon: +49 (0) 531 – 596 5519,
E-Mail: claudia.heidecke@ti.bund.de

Weitere Informationen:
http://literatur.ti.bund.de/digbib_extern/dn054564.pdf – Projektbericht
http://www.ti.bund.de/index.php?id=3958&L=0 – Projekt-Webseite

Quelle: idw

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Wechseljahre des Mannes gibt es nicht: Altersbedingter Testosteronmangel betrifft nur wenige

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Lübeck – Wenn ältere Männer über Antriebsschwäche, Müdigkeit oder Libidoverlust klagen, wird häufig ein altersbedingter Testosteronmangel vermutet. Doch tatsächlich sind in Deutschland nur drei bis fünf Prozent der Männer über 60 von einem echten Testosteronmangel betroffen. Es gebe keine „Wechseljahre“ beim Mann, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Wann eine Testosteronbehandlung angezeigt ist, erläuterten Experten auf der Pressekonferenz anlässlich des 58. Symposiums der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) am 18. März 2015 in Lübeck.

Ab etwa dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel des Mannes jedes Jahr um ein bis zwei Prozent, was zumeist keine spürbaren Auswirkungen hat. Männer über 60 Jahre leiden häufiger an depressiven Verstimmungen, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Nervosität und Libidoverlust, seltener auch an einer Art Hitzewallungen. „Diese Beschwerden können vielfältige Ursachen haben, auch das Absinken des Testosteronspiegels kann mit ein Grund sein“, erklärt Professor Dr. med. Sven Diederich, Ärztlicher Leiter ENDOKRINOLOGIKUM Berlin am Gendarmenmarkt, Zentrum für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen, und Vize-Präsident der DGE. „Jedoch haben die meisten Männer keinen behandlungsbedürftigen Testosteronmangel. Ein solcher kann etwa dann auftreten, wenn Erkrankungen des Hodens oder ein großer Tumor der Hirnanhangdrüse, die die Testosteronproduktion reguliert, vorliegen. „In diesem Fall behandeln wir die Patienten sehr erfolgreich mit Testosteronpräparaten“, so Professor Diederich.

Denn liegt ein wirklicher Hormonmangel vor, ist eine Testosteronbehandlung begründet. Aber in der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen haben nur drei bis fünf Prozent einen Testosteronmangel, der den Libidomangel und andere Symptome wie erektile Dysfunktion erklärt. Dieser Gruppe, zu denen auch stark übergewichtige Männer mit erhöhtem Blutdruck, erhöhten Blutfetten und/oder erhöhtem Blutzucker gehören, könne durch eine Hormontherapie geholfen werden, betont Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE aus Bochum.

Beim Mann sinke der Testosteronspiegel sehr langsam und kontinuierlich ab. Erst wenn der Testosteronspiegel einen bestimmten Grenzwert unterschreite, träten Beschwerden auf – und dies auch nicht bei jedem Mann. „Man kann nicht von einem männlichen Klimakterium sprechen“, sagt Professor Schatz.

Nichtsdestoweniger sind die vermeintlichen „Wechseljahre des Mannes“ eine „Modeerkrankung“ und daher ein viel diskutiertes Thema in der Bevölkerung und in den Medien. Unabhängig von den Kontroversen unter Fachleuten wird mit Hormonprodukten Geld verdient.

Kontrovers diskutiert und weiter erforscht wird, ob und welche Risiken, etwa kardiovaskuläre Erkrankungen, die Testosterontherapie bei älteren Männern hat. Die Arzneimittelbehörde in den Vereinigten Staaten (FDA), nicht aber die in Europa (EMA), fordert von den Herstellern, Warnhinweise in die Beipackzettel aufzunehmen.

Professor Schatz bilanziert: „Wir warnen davor, Testosteron kritiklos zu verschreiben, nur wenn manche Anzeichen für einen Testosteronmangel sprechen, insbesondere ohne Bestimmung des Hormonspiegels. Jeder Fall muss auch individuell entschieden und der Patient muss regelmäßig kontrolliert werden.“

Weitere Informationen zur Tagung und das Programm finden Sie im Internet unter: http://www.dge2015.de und
http://www.dge2015.de/download/programm-pressekonferenz.pdf

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.

Weitere Informationen:
http://arnold@medizinkommunikation.org
http://www.endokrinologie.net

Quelle: idw

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Deutscher Innovationspreis für Klima und Umwelt 2015 ausgeschrieben

Anne-Catherine Jung Pressestelle
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)

Heute startet die Bewerbungsphase für den Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt (IKU). Bis zum 22. Mai 2015 können sich deutsche Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit herausragenden Innovationen im Bereich Klima- und Umweltschutz um den bereits zum fünften Mal ausgeschriebenen Preis bewerben. Mit insgesamt 125.000 Euro werden innovative Prozesse, Produkte und Dienstleistungen sowie klima- und umweltfreundliche Technologietransferlösungen für Schwellen- und Entwicklungsländer prämiert.

Der IKU ist eine renommierte Auszeichnung, die gemeinsam vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und vom Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) vergeben wird. Auf Grundlage einer wissenschaftlichen Bewertung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI wählt eine hochrangige Jury in fünf Kategorien die innovativsten Projekte des Landes aus. Die Gewinner werden im Rahmen einer festlichen Preisverleihung im Dezember 2015 geehrt. Jeder Gewinner erhält eine persönliche Auszeichnung und ein Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro. Der IKU wird mit Mitteln aus der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums gefördert.

„Wir brauchen Innovationen, die Klima- und Umweltschutz vorantreiben. Mit diesem wichtigen Preis werden wir hoffentlich wieder eine Reihe erfolgversprechender Ideen fördern, die dazu beitragen, die Ziele der deutschen Klimaschutzpolitik zu verwirklichen“, so Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. BDI-Präsident Ulrich Grillo betont: „Der IKU zeichnet als nationaler und hochbegehrter Preis herausragende Produkte und Prozesse aus Deutschland aus. Damit stellt er die überragende Lösungskompetenz und Innovationskraft der deutschen Industrie unter Beweis. Industrieunternehmen sichern nachhaltiges Wachstum. Umwelt- und Klimaschutz sowie wirtschaftlicher Erfolg stehen im Einklang miteinander.“

Bis zum 22. Mai 2015 können deutsche Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Einzelpersonen ihre Bewerbungen um den IKU 2015 einreichen. Auf der Website des IKU (http://www.iku-innovationspreis.de) sind die Bewerbungsunterlagen sowie weitere Informationen rund um den Innovationspreis für Klima und Umwelt zu finden. Die Bewerbung ist online, per E-Mail oder postalisch möglich. Zusätzlich steht unter der Hotline +49 611 580 459311 ein Ansprechpartner für alle Fragen rund um den IKU zur Verfügung.

Kontakt:
Anne-Catherine Jung MA
Telefon: +49 721 6809-100+49 721 6809-100
E-Mail: presse@isi.fraunhofer.de

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der fundierten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.

Weitere Informationen:
http://www.isi.fraunhofer.de/isi-de/service/presseinfos/2015/presseinfo-06-2015-…
http://www.iku-innovationspreis.de

Quelle: idw

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Wolkenforschung am KIT: Niederschläge besser vorhersagen

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Von scheinbar leicht und strahlend weiß bis bedrohlich in Grau-Schwarz: Wolken gibt es in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen. Wie sie sich bilden und welchen Einfluss sie auf Wetter und Klima haben, untersuchen Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in der „Wolkenkammer“ AIDA: Die modernisierte Anlage sowie der Neubau für die Erweiterung AIDA-2 wurden heute am Campus Nord eingeweiht. Die Feier war gleichzeitig Auftakt einer internationalen Messkampagne, bei der es um die weitere Erforschung eisbildender Aerosolpartikel geht: um kleinste Teilchen, die sich auf die Entstehung von Wolken und Niederschlag auswirken.

Aerosole sind kleinste Schwebeteilchen, die aus vielfältigen natürlichen und vom Menschen verursachten Quellen stammen. Die meisten von ihnen dienen als Kondensationskeime für die Bildung von Wassertropfen in den Wolken, die bei etwa minus 35 Grad Celsius gefrieren. „Nur ein sehr kleiner Anteil der Partikel, etwa Staubteilchen, lassen die Wassertröpfchen bereits bei knapp unterhalb null Grad Celsius gefrieren. Das Entstehen dieser Eiskeime ist sehr häufig für die Bildung von Niederschlag verantwortlich. Damit ist dieser Prozess wesentlich für die bessere Vorhersage der räumlichen und zeitlichen Verteilung von Niederschlägen“, sagt Professor Thomas Leisner, Leiter des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung – Bereich Atmosphärische Aerosolforschung (IMK-AAF).

Welche Aerosolpartikel wie stark als „Anlaufstelle“ für die Bildung von Eispartikeln dienen – darum geht es in den Experimenten an der weltweit einmaligen Versuchsanlage AIDA (kurz für Aerosol Interaction and Dynamics in the Atmosphere). Dafür steht künftig eine Erweiterung der Anlage zur Verfügung: „Mit der neuartigen dynamischen Wolkenkammer AIDA-2, die im laufenden Jahr in dem Neubau errichtet wird, können wir vor allem die Eisbildung und Niederschlagsentwicklung in wärmeren Wolken noch flexibler und umfassender untersuchen“, erläutert Dr. Ottmar Möhler, der die Gruppe Aerosol-Cloud-Processes am IMK-AAF leitet. Im Rahmen der wissenschaftlichen Ausbauinvestition AIDA-2 wurde in den vergangenen beiden Jahren ein Neubau errichtet, in dem nun die neue Wolkenkammer AIDA-2 aufgebaut wird. Anfang 2016 soll sie neben der bereits bestehenden AIDA-Anlage in Betrieb gehen. Im Unterschied zur bisherigen Anlage befindet sich die eigentliche Wolkenkammer im Innern eines Vakuumbehälters, in der die Druckabsenkung von aufsteigenden Luftpaketen simuliert werden kann. Der Luftdruck im Innern der Wolkenkammer wird mit dem Druck im äußeren Behälter ebenfalls abgesenkt. „Dabei kühlt sich die Luft ab und es bilden sich Wolken. Bei den Experimenten in AIDA-2 kühlen wir die Wände der Wolkenkammer aktiv mit, um eine möglichst gleichmäßige Temperaturverteilung zu erreichen. So können wir Wolken über einen größeren Temperaturbereich und eine wesentlich längere Zeit simulieren und beobachten“, so Möhler.

Von den künftigen Experimenten mit AIDA-2 versprechen sich die Wolkenforscher am IMK neue Einblicke nicht nur in die Entstehung von Wolken und Niederschlag, sondern auch in neue Details bei der Bildung und dem Wachstum von Eispartikeln, die in Zirruswolken einen wichtigen Einfluss auf das Klimasystem der Erde haben.

Aktuelle Messkampagne zu eisbildenden Aerosolen
Die Bildung von Eispartikeln in Wolken steht auch im Fokus der großen internationalen Messkampagne FIN-2, die zeitgleich mit der Einweihung des AIDA-2-Neubaus anläuft. FIN-2 steht für den zweiten Teil einer insgesamt dreiteiligen internationalen Versuchsreihe: Beim Fifth International Ice Nucleation Workshop geht es um eisbildende Aerosolpartikel oder INPs (vom Englischen Ice Nucleating Particles). „Für die Messung dieser fast verschwindend kleinen und deshalb sehr schwer zu messenden Untermenge der atmosphärischen Aerosolpartikel wurden in den vergangenen Jahren bestehende Geräte verbessert, neue Messmethoden entwickelt und neue Geräte aufgebaut“, sagt Ottmar Möhler. Die AIDA-Versuchsanlage bietet damit eine weltweit anerkannte Versuchsplattform für den Test und den Vergleich dieser neuen mobilen Geräte für die Messung von INPs. An der aktuellen Messkampagne FIN-2 beteiligen sich 23 Forscherteams aus Europa und den USA. Dabei geht es in enger Zusammenarbeit mit Wolken- und Klimamodellierern auch um Fragen zum Einfluss von INPs auf Wolken, Wetter und Klima.

Nähere Informationen:
https://www.imk-aaf.kit.edu/

Weiterer Kontakt:
Margarete Lehné, Pressereferentin, Tel.: +49 721 608-48121+49 721 608-48121, Fax: +49 721 608-43658, E-Mail: margarete.lehne@kit.edu

Die Lebensbedingungen auf der Erde verändern sich im 21. Jahrhundert so einschneidend wie nie zuvor. Die Klima- und Umweltforschung steht damit vor großen Herausforderungen. Mit mehr als 650 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus über 30 Instituten entwickelt das KIT-Zentrum Klima und Umwelt Strategien und Technologien zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vereint als selbständige Körperschaft des öffentlichen Rechts die Aufgaben einer Universität des Landes Baden-Württemberg und eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft. Seine drei strategischen Felder Forschung, Lehre und Innovation verbindet das KIT zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Weitere Informationen:
https://www.imk-aaf.kit.edu/

Quelle: idw

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Mikroben im Sediment: wenig Nährstoff, viel Sauerstoff

Dipl.Met. Franz Ossing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Etwa ein Viertel des gesamten Meeresbodens auf der Erde ist extrem nährstoffarm. Zugleich enthält, entgegen bisherigen Vermutungen, die obere Schicht dieses Meeresbodens über seine gesamte Dicke bis hinunter in das Grundgestein Sauerstoff.

Etwa ein Viertel des gesamten Meeresbodens auf der Erde ist extrem nährstoffarm. Zugleich enthält, entgegen bisherigen Vermutungen, die obere Schicht dieses Meeresbodens über seine gesamte Dicke bis hinunter in das Grundgestein Sauerstoff. Diese neuen Ergebnisse gewann eine internationale Forschergruppe bei der Untersuchung von Bohrkernen aus dem Gebiet des Südpazifischen Wirbels. In der aktuellen Ausgabe von Nature Geoscience wiesen die Wissenschaftler zudem auf mögliche Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Erdinneren hin, denn sauerstoffhaltiger Meeresboden enthält andere Mineralien als sauerstofffreier. Bisherige Annahmen gingen davon aus, dass der Meeresboden bis auf eine dünne Schicht an der Oberfläche sauerstofffrei ist, weil Mikroben in den Sedimentlagen den vorhandenen Sauerstoff verbrauchen.
Das von den Kontinenten ins Meer geschwemmte Sediment ist reich an organischem Material, dass diesen Mikroben Nährstoff bietet. Deren Stoffwechsel verbraucht den Sauerstoff im Laufe der Zeit. Unterhalb der dünnen, sauerstoffhaltigen Deckschicht, so die bisherige Annahme, können nur noch solche Mikroben überleben, die an sauerstofffreie Bedingungen angepasst sind.
Dem Wissenschaftlerteam, an dem auch das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ beteiligt war, gelang es nun bei einer Expedition mit dem Bohrschiff „JOIDES Resolution“, Bohrkerne aus dem Südpazifischen Wirbel zu gewinnen, einem Gebiet zwischen Australien, Südamerika und der Antarktis. Nirgendwo sonst auf der Erde ist man weiter vom Land und seinen Einträgen von organischen Stoffen entfernt, entsprechend nährstoffarm ist das Gebiet. Aufgrund der geringen Nährstoffkonzentration finden auch die Mikroben im Meeresboden nur wenig Nahrung. Folglich gibt es hier auch nur wenig Mikroben im Sediment: „Wir haben hier eine Populationsdichte an mikrobiellem Leben, die zehn- bis hundertmillionenfach geringer ist als im übrigen Ozean,“ erklärt GFZ-Forscher Jens Kallmeyer, einer der Autoren der Studie. „Die wenigen überlebenden Mikroben finden so wenig Nährstoffe, dass sie den Sauerstoff nicht verbrauchen können, daher ist der Meeresboden nicht nur in der obersten Schicht, sondern über seine gesamte Dicke komplett sauerstoffhaltig und beherbergt auch nur solche Mikroben, die Sauerstoff zum Leben benötigen.“ Und nicht nur das abgelagerte Sediment enthält Sauerstoff, auch im darunter liegenden Basalt konnte er nachgewiesen werden.
Es stellte sich die Frage, ob das nur für das Gebiet des Südpazifischen Wirbels gilt. Zur Untersuchung dieser Frage wurden die Daten aus den Bohrkernanalysen mit Satellitendaten kombiniert. Es ergab sich, dass in fast einem Viertel der weltweiten Meeresgebiete die Nährstoffkonzentrationen ähnlich niedrig sind wie im Südpazifischen Wirbel. Daraus lässt sich folgern, dass dort auch Sauerstoff im Meeresboden zu finden sein muss. Das kann Folgen bis hin zur Plattentektonik haben: Jens Kallmeyer: „Wenn eine Erdplatte mit solchem Material in die Erde abtaucht und wieder aufgeschmolzen wird, dann wird über diesen Prozess Sauerstoff dem Erdinneren zugeführt.“ Welche Auswirkungen dieser Prozess auf die geochemischen Prozesse im oberen Erdmantel hat, soll in zukünftigen Studien erforscht werden.

Steven D’Hondt et al., „Presence of Oxygen an Aerobic Communities from Seafloor to Basement in Deep-Sea Sediments“, Nature Geoscience Advance Online Publication, 16.03.2015, DOI: 10.1038/ngeo2387

Quelle: idw

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Weltwasserdekade endet – Probleme in der weltweiten Wasserversorgung bleiben

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Mit dem Weltwassertag am 22. März endet offiziell die UN-Dekade „Water for Life“. Sie hatte zum Ziel, weltweit die Wasserversorgung zu verbessern. Doch der Zugang zu sauberem Trink- und ausrei¬chendem Nutzwasser bleibt trotz aller Anstrengungen eine große Herausforderung – nicht nur in den trockenen ländlichen Regionen, sondern auch in den Städten. Insbesondere in den Megacities mit jährlich bis zu 300.000 neuen Einwohnern wächst der Druck auf die Ressource. Wasserexperten des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung zeigen, wie Städte mit Wasserknappheit umgehen und Nutzungskonflikte reduzieren können.

Der weltweite Wasserbedarf schnellt weiter in die Höhe. Die Folgen sind bekannt: Viele Grundwasserreserven sind bereits übernutzt, immer mehr Gebiete leiden unter Wassermangel, und die Verschmutzung natürlicher Wasserressourcen verursacht erhebliche Risiken für Gesundheit und Umwelt. Auch soziale Konflikte um das knappe Gut deuten sich an. Von der Wasserknappheit könnten im Jahr 2025 nach Schätzungen der UNESCO zwei Drittel der Weltbevölkerung betroffen sein.

Trotz steigender Bevölkerungszahlen: Pro-Kopf-Verbrauch senken
Das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser gilt laut UN als Menschenrecht. Aber wie setzt man dieses Recht mit Blick auf eine ständig wachsende Bevölkerung und knapper werdende Ressourcen nachhaltig um? „Wenn wir es weiterhin so umsetzen wie bisher – steigt die Nachfrage, erhöhen wir das Angebot – dann erhöhen wir den Druck auf die jetzt schon überlasteten Wasserressourcen“, sagt Stefan Liehr, Leiter des ISOE-Forschungsschwerpunkts Wasserressourcen und Landnutzung. Das Angebot könne nicht immer weiter erhöht werden, weil die Wasserreserven der Erde nicht unendlich seien. „Anstatt immer neue Wasserressourcen mit fatalen Folgen für Mensch und Umwelt zu erschließen, müssen sichere und nachhaltige Strategien entwickelt werden, die den Pro-Kopf-Verbrauch senken.“

Wasserbedarfsprognosen können Einsparpotenziale ermitteln
Um den Pro-Kopf-Verbrauch zu senken, müsste aber zunächst bekannt sein, wo die besonders relevanten Einsparpotenziale liegen. „Dafür gibt es bereits ein aussagekräftiges Instrument, das bisher noch kaum angewendet wird“, sagt Liehr. „Mit Wasserbedarfsprognosen können wir ein differenziertes Bild der Wassernutzungen erstellen und sehr genau abschätzen, mit welchem Bedarf wir rechnen müssen und welche Einsparpotenziale wir erwarten dürfen. Auch mögliche Konflikte um die Wassernutzung zeichnen sich frühzeitig ab.“ Die Prognosen beruhen auf Annahmen über plausible soziale, wirtschaftliche und technische Entwicklungen auf den künftigen Bedarf. Sie bilden die Grundlage für Zukunftsszenarien, aus denen sich dann Prioritäten für konkrete Maßnahmen für Haushalte, Wirtschaft und den Städtebau ableiten.

Empfehlungen für wirkungsvolle Maßnahmen in der Wasserversorgung
„Wir verfügen inzwischen über sehr gute wassersparende Technologien, und wir wissen heute sehr genau, wie wir sparsam mit Trink- und Nutzwasser umgehen können – insbesondere durch Aufbereitung und Wiederverwendung“, sagt Wasserforscher Liehr. Was fehle, seien Kenntnisse über den tatsächlichen Wasserbedarf und -verbrauch in den Städten: Wie viel Wasser wird von wem zu welchem Zweck benötigt? Wie hoch ist zum Beispiel der Anteil an notwendigem Trinkwasser für die Haushalte im Vergleich zum Wasserbedarf im Kleingewerbe? Welche Rolle spielt die spezifische Struktur der Wirtschaftszweige für den Gesamtbedarf? Und in welchen Bereichen lässt sich auf Trinkwasserqualität verzichten und stattdessen aufbereitetes Nutzwasser verwenden?

Zwei- bis dreimal kann dasselbe Wasser verwendet werden. Aufbereitet ist es dann sowohl in Haushalten – etwa für die Toilettenspülung – als auch in der Industrie einsetzbar. Außerdem bietet sich eine Wiederverwendung zur Bewässerung von Grünflächen an oder zur Sanierung von Flüssen. Auf der Grundlage von Wasserbedarfsprognosen können Empfehlungen für solche differenzierten Verwendungsmöglichkeiten ermittelt werden. „Die Wassersparpotenziale sind gewaltig, würden sie im Einwohnermaßstab der Megacities gerechnet“, sagt Liehr. Aber natürlich seien Wasserbedarfsprognosen nur der erste Schritt. Die politischen Entscheidungsträger müssten die Ergebnisse und Empfehlungen dann auch für die Strategieentwicklung einer nachhaltigen und sicheren Wasserversorgung nutzen, betont der ISOE-Forscher.

Ansprechpartnerin:
Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Tel. +49 69 707 69 19-30
schuldt-baumgart@isoe.de
http://www.isoe.de

ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main
Das ISOE gehört zu den führenden unabhängigen Instituten der Nachhaltigkeitsforschung. Seit 25 Jahren entwickelt das Institut wissenschaftliche Grundlagen und zukunftsfähige Konzepte für Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – regional, national und international. Zu den Forschungsthemen gehören Wasser, Energie, Klimaschutz, Mobilität, Urbane Räume, Biodiversität sowie Bevölkerungsentwicklung und Versorgung.

Weitere Informationen:
http://www.isoe.de/medien/news/news-single/weltwassertag-2015-weltwasserdekade-e…

Quelle: idw

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Wie viel Lindenblüte steckt im Honig? – Lebensmittelchemiker wollen Sicherheit für Verbraucher

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Sortenhonige, wie zum Beispiel Lindenblütenhonig oder Tannenhonig, werden wegen ihres charakteristischen Aromas vom Verbraucher sehr geschätzt und erzielen höhere Preise auf dem Markt als Mischhonige. Laut der Honigverordnung (Honig-VO) muss ein Sortenhonig vollständig oder überwiegend aus den genannten Blüten oder Pflanzen stammen. Daher kommt der Überprüfung der Sortenreinheit eine große Bedeutung zu. Auf der 25. Arbeitstagung des Regionalverbands Süd-Ost der Lebensmittelchemischen Gesellschaft vom 26. bis 27. März in Jena liegt deshalb ein Schwerpunkt auf dem Thema „Honig“. Neben der Präsentation von Forschungsergebnissen wird auch die Perspektive der Überwachung zur Sprache kommen.

Aktuell erfolgt die Überprüfung der Sortenreinheit nach den Leitsätzen für Honig über sensorische Merkmale und über die mikroskopische Pollenanalyse, wobei letztere allerdings eine Reihe von Nachteilen besitzt. Daher fordert die IHC (International Honey Commission) alternative Bestimmungsmethoden. Lebensmittelchemiker des Arbeits-kreises um Professor Dr. Karl Speer, Technische Universität Dresden, haben vielversprechende neue Bestimmungsmethoden entwickelt, bei denen Substanzen des sekundären Pflanzenstoffwechsels analysiert werden. Die Sortencharakterisierung erfolgt dabei über Markersubstanzen. Im Arbeitskreis wurden chromatographische/massenspektrometrische Methoden sowohl zur Erfassung von nicht flüchtigen als auch zur Analytik flüchtiger Verbindungen erfolgreich etabliert. Darüber hinaus entwickelten die Forscher ein mathematisches Modell zur Abschätzung des Sortenhoniganteils eines Mischhonigs aus zwei Haupttrachten. In ihrem Vortrag „Bestimmung des Sortenhoniganteils in Mischhonigen“ zeigen die Wissenschaftler anhand einer von ihnen durchgeführten Studie mit Kornblume-Linde-Mischhonig, dass sich mit dem Modell eine spezifische Aussage zum Sortenhoniganteil in diesem Honig treffen lässt.

In einem weiteren Vortrag zum Thema präsentieren Janine Schlafke und Professor Dr. Karl Speer, Technische Universität Dresden, eine Studie zur „Charakterisierung des Himbeerblütenhonigs“. Zur Authentifizierung dieses Honigs erstellten sie ein Aromaprofil und konnten als Hauptaromakomponenten Nonanal, Nonanol und beta-Damascenon nachweisen. Zudem konnten sie Ellagsäure als sortenspezifische Substanz des Himbeerblütenhonigs identifizieren. Zur Etablierung dieser Markersubstanz verglich Schlafke den Himbeerblütenhonig mit 14 anderen europäischen Sortenhonigen.

Neben dem Thema Honig werden auch weitere Aspekte der Lebensmittelchemie, wie beispielsweise „Europäische Schnellwarnsysteme“ oder „Die Bedeutung von pflanzlichem Protein in der Ernährung und wichtige Quellen“, in den 20 Vorträgen auf der diesjährigen Jubiläumsarbeitstagung zur Sprache kommen.

Seit inzwischen 25 Jahren nutzen Lebensmittelchemiker die Arbeitstagung des Regionalverbands Süd-Ost, um sich über Ländergrenzen und Arbeitsgebiete hinweg auszutauschen und neueste Ergebnisse aus ihrer Disziplin präsentiert zu bekommen. Aus einer eintägigen Veranstaltung mit sieben Vorträgen im Jahr 1991 ist inzwischen ein zweitägiges Event mit über 20 Beiträgen aus Wissenschaft und Überwachung geworden.

Weiterführende Informationen finden sich unter https://www.gdch.de/netzwerk-strukturen/fachstrukturen/lebensmittelchemische-ges….

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 31.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 27 Fachgruppen und Sektionen, darunter die Lebensmittelchemische Gesellschaft, deren Aufgabe es ist, den Gedankenaustausch auf dem Gebiet der Lebensmittelchemie und deren Nachbardisziplinen zu fördern und fachliche Anregungen zu vermitteln. Zu diesem Zweck werden u.a. Tagungen der sechs Regionalverbände durchgeführt. Die Lebensmittelchemische Gesellschaft ist mit fast 2.900 Mitgliedern die größte Fachgruppe in der GDCh. Sie veranstaltet alljährlich den Deutschen Lebensmittelchemikertag – in diesem Jahr vom 14. bis 16. September in Karlsruhe.

Weitere Informationen:
http://www.gdch.de

Quelle: idw

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Arbeit und Muße – neue Ergebnisse aus dem ArtSet®-Forschungsprojekt „Arbeit und…“

Dipl.-Päd. Jörg Angermüller Pressestelle
ArtSet Institut

Unsere Gesellschaft hat die Muße verlernt, so ein einhelliges Urteil. Der Kapitalismus hat sie zur Freizeit und zur Faulheit degeneriert. Dass sie einst der Lebenssinn der Emporbildung zur Humanität war, ist dabei in Vergessenheit geraten. Wie die Muße ihre kulturschaffende Bedeutung in einer Gesellschaft jenseits des Kapitalismus entfalten kann, ist die Frage, auf die in einer neuen Publikation eine Antwort versucht wird.

Hans-Jürgen Arlt und Rainer Zech erläutern in dieser Publikation, wie moderne Gesellschaften die Arbeitstätigkeit einerseits zum Lebensmittelpunkt der Menschen und andererseits zum Kostenfaktor der Wirtschaft machen, und thematisieren die soziale Frage, die aus dieser Spannung erwächst. Eine kurze Begriffsarchäologie von Arbeit und Muße lässt deutlich werden, wie eigenartig und einzigartig dieses Weltbild ist, aus dem Leistungsexplosionen und Zerstörungen in vorher unvorstellbaren Ausmaßen entspringen. Die Autoren stellen Alternativen vor: Arbeit in die Schranken des Not-Wendigen verweisen, Tätigkeiten in bunter Vielfalt am selbstbestimmten Bedarf orientieren, der Muße als Ausdruck idealer Humanität Geltung und die Lebensführung verschaffen.
• historische Erläuterungen, wie Arbeit und Muße ihre Bedeutung wandeln
• eine begriffliche Bestimmung von Arbeit und Muße
• die Analyse, wie der Kapitalismus aus Muße Faulheit, aus Arbeit Lebenssinn und aus der Arbeitsleistung einen Kostenfaktor macht
• die Erklärung der sozialen Frage moderner Gesellschaften
• die Skizze einer menschengerechten Gesellschaft, die sich aus Muße, sinnvollem Tätigsein und guter Arbeit bildet

Literatur:
Hans-Jürgen Arlt, Rainer Zech: Arbeit und Muße. Ein Plädoyer für den Abschied vom Arbeitskult. Wiesbaden 2015: Springer

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„Die Männerlüge“ – die Wahrheit über Testosteron

Renate Kraft M. A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Europäische Fachhochschule (EUFH)

Das berühmte Männerhormon Testosteron ist immer dabei, wenn es um die ganz großen Themen unserer Zeit geht. Überschießendes Testosteron stürzt die Weltwirtschaft in die Krise, sinkendes Testosteron zwingt alternde Männer in die Knie, und künstliches Testosteron rettet das männliche Geschlecht vorm Aussterben. Prof. Dr. habil. Robin Haring, der im vergangenen Herbst seine Professur für vergleichende Gesundheitswissenschaften an der Europäischen Fachhochschule (EUFH) in Rostock antrat, hat zu diesem hochaktuellen Thema ein Buch mit dem Titel „Die Männerlüge“ geschrieben, das pünktlich zur Leipziger Buchmesse erschienen ist.

„Die Männerlüge“ rechnet nun endlich mit populären Testosteronmythen ab. Unterhaltsam und anschaulich erklärt der Demograf und Epidemiologe Prof. Dr. habil. Robin Haring, was Testosteron kann (und nicht kann). Damit zeigt der EUFH-Professor erneut, dass Wissenschaft nicht trocken daherkommen muss, sondern ein spannender Teil des ganz normalen Lebens ist. Die längst überfällige Aufklärung basiert dabei auf neuesten Erkenntnissen aus Medizin, Psychologie und Verhaltensforschung.
Am Ende der Betrachtungen rund um Testosteron als soziales Verhaltenshormon, als Biomarker für Männergesundheit, als Maß für Lebensqualität im Alter und als Sündenbock gängiger Geschlechterklischees, steht die Erkenntnis, dass Mann mehr ist als sein Testosteronspiegel.

Prof. Dr. Robin Haring hat in Rostock ein Diplomstudium der Demografie absolviert und wandte sich danach verstärkt dem Thema Gesundheitsforschung und Public Health zu. Später konzentrierte er sich auf epidemiologische Themen und promovierte 2010 an der Universitätsmedizin Greifswald. Danach forschte er an der renommierten Boston University und habilitierte schließlich im Jahr 2013 wiederum in Greifswald, wo er bis zum September 2014 die Integrated Research Biobank (IRB) der Universitätsmedizin leitete, bevor er im WinterSemester 2014/15 zur EUFH wechselte.

Weitere Informationen:
http://www.eufh-med.de

Quelle: idw

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Auberginen als Schädlingskurier – Nachtfalter nutzen Gemüse als Transportmittel nach Europa

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Wissenschaftler der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden haben die Nachtfaltergattung Leucinodes in Afrika untersucht. Die Insekten befallen Auberginen, Äthiopische Eierfrüchte, Tomaten und Paprika und richten große ökonomische Schäden an. In der Europäischen Union steht der Falter Leucinodes orobonalis deshalb unter Quarantäne-bestimmungen. Die kürzlich erschienene Studie zeigt, dass diese Falterart nicht in Afrika vorkommt und so auch nicht als Schädling von dort exportiert werden kann. Stattdessen identifizierten die Wissenschaftler drei gänzlich neue Gemüseschädlinge.

Auberginen gehören zu den zehn häufigsten per Luftfracht nach Deutschland importierten Gemüsearten aus Drittstaaten. Doch nicht immer sind die von außen frisch aussehenden subtropischen Pflanzen auch genießbar. „Häufig reisen in Auberginen die Raupen der Nachtfaltergattung Leucinodes als ‚blinde Passagiere‘ mit“, erzählt Dr. Matthias Nuß von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden. Die Raupen der etwa ein Zentimeter großen Tiere befallen vor der Ernte das Gemüse, wo sie fortwährend fressen und wachsen. Dass die Auberginen Schädlinge beherbergen, fällt erst dann auf, wenn die Falter durch ein Loch in der Fruchtschale ins Freie schlüpfen – häufig nach dem Export in andere Länder. Und nicht nur Auberginen dienen als Futterquelle, auch Äthiopische Eierfrüchte, Tomaten und Paprika stehen auf dem Speiseplan der Raupen. „Um eine Einschleppung der Falterart nach Europa zu verhindern und die hiesigen Tomaten- und Paprikakulturen vor den gefräßigen Raupen zu schützen, unterliegt Leucinodes orbonalis europäischen Quarantäne¬bestimmungen“, ergänzt Nuß.

Bisher ging man davon aus, dass die Art Leucinodes orbonalis auch in Afrika den Gemüseanbau schädigt – die Studie von Nuß und seinen Kollegen aus Großbritannien und Norwegen zeigt aber, dass diese ursprünglich aus Asien stammende Falterart nicht in Afrika beheimatet ist. „Raupen in einer Äthiopischen Eierfrucht, die wir auf einem Markt in Nordangola gekauft haben, haben uns neugierig gemacht und waren der Ausgangspunkt unserer Studie“, berichtet der Dresdner Schmetterlingsforscher und ergänzt: „Wir begaben uns daraufhin auf Spurensuche in den Sammlungen verschiedener europäischer Naturkundemuseen und haben die Raupen mit dortigen Exemplaren verglichen.“

Das Ergebnis: Ein Vorkommen von Leucinodes orbonalis in Afrika konnte nicht bestätigt werden, stattdessen werden vier andere Falterarten der Gattung Leucinodes mit Gemüse nach Europa eingeschleppt. „Drei dieser Arten sind Neuentdeckungen und wurden nun von uns wissenschaftlich beschrieben“, fügt Nuß hinzu. Außerdem konnte das Wissenschaftler-Team mit Methoden der klassischen Taxonomie und DNA-Untersuchungen nachweisen, dass mehrere Falterarten, die bisher zu dieser Verwandtschaftsgruppe zugeordnet wurden, nicht zur Gattung Leucinodes gehören.

Die umfangreiche Spurensuche – insgesamt wurden 15 Sammlungen untersucht und mehrere Proben aus Quarantänestätten in Großbritannien genommen – erlaubte es den Wissenschaftlern erstmals eine Karte über das Vorkommen des Landwirtschaftsschädlings zu erstellen.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Quarantäne- und Einfuhrbestimmungen für Leucinodes überprüft werden müssen, um einen echten Schutz für den europäischen Gemüseanbau gewährleisten zu können. Und auch die Vorkommen in Asien gehören auf den wissenschaftlichen Prüfstand“, rät Nuß.

Kontakt
Dr. Matthias Nuß
Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden
matthias.nuss@senckenberg.de
Tel. 0351- 79 58 414 3370351- 79 58 414 337

Publikation
Mally R, Korycinska A, Agassiz DJL, Hall J, Hodgetts J, Nuss M (2015) Discovery of an unknown diversity of Leucinodes species damaging Solanaceae fruits in sub-Saharan Africa and moving in trade (Insecta, Lepidoptera, Pyraloidea). ZooKeys 472: 117-162. 10.3897/zookeys.472.8781
http://zookeys.pensoft.net/articles.php?id=4535&display_type=list&elemen…

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

Weitere Informationen:
http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5206&kid=2&id=3560

Quelle: idw

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Neue magnetische Kohlenstoff-Komposite für die Bio- und Umwelttechnik aus dem „Dampfdrucktopf“

Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.

Wissenschaftler des Potsdamer Leibniz-Instituts für Agrartechnik und der Humboldt-Universität zu Berlin haben ein einfaches Verfahren zur Herstellung magnetischer Kohlenstoff-Komposite mittels hydrothermaler Karbonisierung (HTC) entwickelt und einen nutzbringenden Einsatz bei der Biogaserzeugung aufgezeigt. An den Partikeln können sich Mikroorganismen festsetzen und so im Reaktor zurückgehalten werden. Auch lassen sich damit unerwünschte Schad- oder Störstoffe aus Bioprozessen, Abwässern oder der Umwelt entfernen. Die Ergebnisse einer Studie zur Wirkung im Biogasprozess wurden soeben in der renommierten Fachzeitschrift „Bioresource Technology“ veröffentlicht.

Anaerobe biologische Prozesse wie die Biogaserzeugung sind in ihrer Leistung und Anwendbarkeit begrenzt, zum einen durch das sehr langsame Wachstum der beteiligten Mikroorganismen und zum anderen durch die hemmende Wirkung verschiedener Stoffe wie Ammonium auf das mikrobielle System. Übliche Verfahren zur Anreicherung von Mikroorganismen beruhen zumeist auf der Rückhaltung durch Sedimentation oder auf Einbauten im Bioreaktor, an denen sich die Organismen festsetzen können. Beides ist jedoch nur möglich, wenn die Fermentationsflüssigkeit ausreichend fließfähig ist. In Biogasanlagen, die vorwiegend strukturreiche Stoffe wie Mist oder Maissilage vergären, ist die Viskosität meist zu hoch.

Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Agrartechnik in Potsdam und der Berliner Humboldt-Universität setzen bei ihrem Ansatz zur Leistungssteigerung im Biogasreaktor auf Biokohle – genauer: auf magnetische Kohlenstoff-Komposite.

Biokohle ist ein kohlenstoff- und oberflächenreiches Material, das ähnlich der Holzkohle durch thermische Umwandlung von Biomasse entsteht. Biokohle kann auf verschiedenen Wegen hergestellt werden. Besonders flexibel ist das Verfahren der hydrothermalen Karbonisierung (HTC). Hier findet der Prozess in Anwesenheit von Wasser statt und die Biomasse kann über mehrere Zwischenstufen gezielt zu Kohleprodukten mit bestimmten Eigenschaften umgewandelt werden. Aufgrund ihrer hohen biologischen Stabilität und großen Aufnahmefähigkeit für Wasser und Nährstoffe eignet sich Biokohle insbesondere als Hilfsstoff zur Verbesserung von wenig fruchtbaren Böden und zur dauerhaften Bindung von Kohlenstoff (C-Sequestrierung). Ihre speziellen Eigenschaften machen Biokohle aber auch für eine Reihe weiterer Anwendungen interessant, wie die Reinigung von Abwässern oder die Katalyse biologischer oder chemischer Prozesse.

In ihrem in der Fachzeitschrift „Bioresource Technology“ erschienenen Artikel berichten die Forscher aus Potsdam und Berlin über die Herstellung magnetischer Kohle mittels HTC und deren erfolgreicher Besiedelung durch Biogas-Mikroorganismen in Labortests.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich mit Hilfe der HTC stabile magnetische Kohlepartikel herstellen lassen, die zum Beispiel als Träger von funktionellen Mikroorganismen Verwendung finden. Diese Träger lassen sich durch magnetische Kräfte dauerhaft im Biogasreaktor zurückhalten“, beschreibt APECS-Projektleiter Dr. Jan Mumme den Nutzen dieser Entwicklung. „Anaerobe Mikroorganismen sind, wenn sie in Biofilmen leben, stabiler gegenüber Umwelteinflüssen und können durch gegenseitige Unterstützung eine höhere Umsatzleistung erzielen als freilebende Organismen“, ergänzt Patrice Ramm, der sich in seiner Doktorarbeit mit der magnetischen Rückhaltung mikrobieller Biomasse in Biogasreaktoren beschäftigt.

Die Vorteile des neuen kohlebasierten Verfahrens sind die einfache Herstellung bei relativ geringen Temperaturen, die Nutzung gut verfügbarer organischer Ausgangsstoffe (auch Abfall-Biomasse) und die hohe Variabilität der Komposite bezüglich ihrer Funktionalität und Morphologie.

Die neuen magnetischen Kohlen wurden aus mikrokristalliner Zellulose und dem magnetischen Material Ferrit bei 250°C im Druckreaktor hergestellt. Mikroskopische Aufnahmen belegen, dass sich auf den 30-80 µm großen Ferritpartikeln eine amorphe Kohleschicht bildete. Die magnetischen Eigenschaften blieben auch nach der hydrothermalen Karbonisierung erhalten. So entstanden im Ergebnis Partikel mit Magnetkern und Kohlemantel. Das neue Material hatte eine ähnlich große Oberfläche wie unbehandelte Zellulose, wies aber mit 0,88 m2/g im Vergleich zu nichtmagnetischer HTC-Kohle aus Zellulose (21,2 m2/g) eine wesentlich kleinere Oberfläche auf.

Nachfolgend wurden die Komposite in Laborversuchen über insgesamt 158 Tage auf ihre Wirkung im Biogasprozess untersucht. Als Ausgangsmaterial für die Biogasbildung diente Rübensilage. Neben den Kompositen wurden zum Vergleich eine nicht-magnetische HTC-Kohle, Zeolith als bekanntes Biogas-Additiv sowie eine gänzlich partikelfreie Variante untersucht. Die zu Beginn des Versuchs hemmende Wirkung von Kompositen und HTC-Kohle auf den Biogasprozess ließ schnell nach. Zum Ende zeigten die Komposite mit 93 L Methan je kg Rübensilage die höchste Methanausbeute aller Varianten, was statistisch jedoch noch nicht belegbar war. Die gewünschte Anlagerung von Mikroorganismen auf den magnetischen Kohlen war in den mikroskopischen Aufnahmen deutlich sichtbar.

Dr. Rainer Tölle von der Humboldt-Universität zu Berlin befasst sich seit vielen Jahren mit der Detektion magnetischer Eigenschaften in unterschiedlichen Materialen aus der Umwelt und aus technischen Prozessen. Hierfür hat er ein Messgerät für die Bestimmung der magnetischen Suszeptibilität entwickelt, das in diesem Projekt zum Einsatz kam, um die magnetischen Eigenschaften der Komposite zu bestimmen. „Die magnetische Suszeptibilität ist eine schnell und zerstörungsfrei zu messende Materialeigenschaft. Daraus lässt sich ableiten, mit welcher Kraft ein Material von einem Magneten angezogen wird. Auch können unter bestimmten Voraussetzungen Rückschlusse auf den Gehalt an Schwermetallen in der Probe gezogen werde“, so der Wissenschaftler.

Seit 2009 forscht das ATB auf dem Gebiet Biokohle und seit 2005 gemeinsam mit der HU Berlin zur Anwendung magnetischer Partikel in Biogasanlagen. Daraus sind neben 30 wissenschaftlichen Publikationen auch zahlreiche Patente entstanden u.a. zur Herstellung und Biogas-Anwendung der magnetischen Kohlepartikel, aber auch zur vorteilhaften Kopplung von Biogas und Biokohle als integriertes Verfahren zur Erhöhung der Wertschöpfung und Klimabilanz bei der Nutzung organischer Reststoffe.

Die Projektgruppe „APECS – Anaerobic Pathways to Renewable Energies and Carbon Sinks“ wurde von 2009 bis Ende 2014 vom BMBF im Rahmen von „Bioenergie 2021″ gefördert. Projektleiter Dr. Jan Mumme arbeitet gegenwärtig als Gastwissenschaftler am UK Biochar Research Center der University of Edinburgh. Dr. Toufiqur Reza gehörte bis Mitte 2014 dem APECS-Team an und arbeitet heute an der University of Nevado in Reno, USA.

Literatur:
Reza, M. T., Rottler, E., Tölle, R., Werner, M., Ramm, P., Mumme, J. (2015): Production, characterization, and biogas application of magnetic hydrochar from cellulose. Bioresource Technology. DOI: 10.1016/j.biortech.2015.03.044

Mumme, J., Srocke, F., Heeg, K., Werner, M. (2014): Use of biochars in anaerobic digestion. Bioresource Technology 164, 189-197. DOI: 10.1016/j.biortech.2014.05.008

Ramm, P., Jost, C., Neitmann, E., Sohling, U., Menhorn, O., Weinberger, K., Mumme, J., Linke, B., (2014): Magnetic biofilm carriers – the use of novel magnetic foam glass particles in anaerobic digestion of sugar beet. Journal of Renewable Energy. Article ID 208718, 10 pages, DOI:10.1155/2014/208718. Online: http://tinyurl.com/ngtsksm

Kontakt ATB:
Dr. Jan Mumme – Leiter der Nachwuchsgruppe APECS
E-Mail: jan.mumme@ed.ac.uk; jmumme@atb-potsdam.de

Helene Foltan – Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0331 5699-8200331 5699-820, E-Mail: hfoltan@atb-potsdam.de

Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.
Max-Eyth-Allee 100, 14469 Potsdam, http://www.atb-potsdam.de

Kontakt HUB:
Dr. Rainer Tölle – Wissenschaftler am Fachgebiet Biosystemtechnik
Tel.: 030 2093-6448030 2093-6448, E-Mail: rainer.toelle@agrar.hu-berlin.de
Humboldt-Universität zu Berlin, Lebenswissenschaftlichen Fakultät – Thaer Institut
Albrecht-Thaer-Weg 3, 14195 Berlin

Das Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e. V. (ATB) ist ein europäisches Zentrum agrartechnischer Forschung an der Schnittstelle von biologischen und technischen Systemen. Unsere Forschung zielt auf eine wissensbasierte Bioökonomie. Hierfür entwickeln wir hochinnovative und effiziente Technologien zur Nutzung natürlicher Ressourcen in landwirtschaftlichen Produktionssystemen – von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung.

Das Fachgebiet Biosystemtechnik an der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin arbeitet in Lehre und Forschung an der Schnittstelle zwischen Ingenieurwissenschaften und biologischen Produktionsprozessen. Das Team entwickelt ingenieurtechnische Lösungen für eine nachhaltige Produktion von pflanzlichen Agrarprodukten und Technologien für eine sichere und saubere Umwelt.

Weitere Informationen:
http://www.atb-potsdam.de/de/meta/presse/bildservice.html

Quelle: idw

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Schritt machen gegen Bluthochdruck

Anita Fürst Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Regensburg

Bluthochdruck kann zu dauerhaften Schädigungen von Gefäßen und Organen führen. Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) bietet ein neues Verfahren zur effizienten Therapie von schwer einstellbarem Blutdruck an.

Bluthochdruck gilt als einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In Deutschland ist jeder dritte Erwachsene davon betroffen, weltweit leiden eine Milliarde Menschen daran. Bei Bluthochdruck (Hypertonie) steigt der Druck innerhalb des arteriellen Gefäßsystems an und bleibt dauerhaft erhöht. Das Risiko, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden, steigt dadurch signifikant. Auch für bestimmte Nieren- oder Augenerkrankungen kann ein chronisch hoher Blutdruck ursächlich sein. Aufgrund unspezifischer Symptome bemerken Betroffene oft lange Zeit nichts von ihrer Krankheit, fühlen sich sogar gesund. Meist suchen sie erst einen Arzt auf, wenn die Grunderkrankung weitere Beschwerden wie massive Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel verursacht. Doch durch die frühzeitige Diagnose von Bluthochdruck können langfristige Schädigungen von Gefäßen und Organe vermieden werden.

In der Regel ist ein zu hoher Blutdruck mit Medikamenten gut behandelbar.
Doch bei jedem zehnten Betroffenen schlägt diese konventionelle Therapie nicht an oder reicht als alleinige Form der Behandlung nicht aus, so dass es zu einem stark erhöhten Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder eine dauerhafte Nierenschädigung kommt. Mit einem neuen Verfahren, das bisher deutschlandweit nur an wenigen Krankenhäusern angeboten wird, ist es nun möglich, auch bei diesen Patienten den Blutdruck optimal zu regulieren. Am Universitätsklinikum Regensburg können Betroffene mittels dieser Methode behandelt werden.

Wie funktioniert das Verfahren?
Bei der sogenannten Barorezeptorstimulation wird den Patienten ein Stimulator, ähnlich einem Herzschrittmacher, in der linken Brustseite implantiert. Dieser sendet elektrische Signale an die Barorezeptoren, spezielle Zellen an der Halsschlagader, die für die Regulation des Blutdrucks und des Kreislaufs mitverantwortlich sind. Die Barorezeptoren leiten das Signal an das Gehirn weiter und täuschen dort einen dauerhaft zu hohen Blutdruck vor. Das Gehirn reagiert auf die Impulse und löst körpereigene Mechanismen zur Blutdrucksenkung aus.
„Der große Vorteil dieser Therapie liegt darin, dass die körpereigenen Regelkreisläufe genutzt werden“, erläutert Professor Marcus Fischer, Kardiologe und Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR. „Zudem kann die Therapie durch unterschiedliche Programmierungen optimal an die verschiedenen Patienten und deren Tagesabläufe angepasst werden.“ Die Komplikationen bei der Operation sind äußerst gering und mit einer Herzschrittmacherimplantation vergleichbar. „Der Eingriff dauert nicht lange und die Patienten können in der Regel die Klinik bereits am Tag nach der Operation wieder verlassen“, ergänzt Dr. Andreas Keyser, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirurgie des UKR.

Mit dem neuen Verfahren könnte in Zukunft außerdem noch einer Reihe weiterer Patienten geholfen werden. „Die körpereigene Regulierung, die durch diese Stimulation ausgelöst wird, scheint darüber hinaus einen positiven Einfluss bei Patienten mit einer Herzschwäche zu haben“, erklärt Professor Dr. Lars Maier, Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR, einen weiteren vielversprechenden Effekt des innovativen Verfahrens. Bei der chronischen Herzschwäche kommt es zu einer veränderten Herz-Kreislauf-Regulation und einer anhaltend vermehrten Ausschüttung ungünstiger Hormone. Erste Studien bei Patienten mit Herzschwäche zeigten, dass die Barorezeptorstimulation zu einer Verbesserung der Symptomatik führt und die Zahl der Krankenhausaufnahmen reduziert werden konnte.

Weitere Informationen:
http://www.ukr.de/innere2

Quelle: idw

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Blattduftstoff lockt Kirschessigfliegen an

Angela Overmeyer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für chemische Ökologie

Die Kirschessigfliege Drosophila suzukii legt ihre Eier in frisches, noch nicht geerntetes Obst. Befallene Früchte sind oftmals zusätzlich noch mit Bakterien und Pilzen infiziert und somit für den Verkauf oder eine Weiterverarbeitung ungeeignet. Eine wirksame Bekämpfung des Schädlings ist bislang nur mit Insektiziden möglich. Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie haben jetzt einen Blattduftstoff identifiziert, der für Kirschessigfliegen besonders attraktiv ist. Beta-Cyclocitral lockt nur die Kirschessigfliege, aber keine anderen verwandten Taufliegenarten an.

Die 2014 in Deutschland erstmals verstärkt aufgetretene Kirschessigfliege Drosophila suzukii legt ihre Eier in frisches, noch nicht geerntetes Obst. Befallene Früchte sind oftmals zusätzlich noch mit Bakterien und Pilzen infiziert und somit für den Verkauf oder eine Weiterverarbeitung ungeeignet. Eine wirksame Bekämpfung des Schädlings ist bislang nur mit Insektiziden möglich. Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie haben jetzt einen Blattduftstoff identifiziert, der für Kirschessigfliegen besonders attraktiv ist. Beta-Cyclocitral lockt nur die Kirschessigfliege, aber keine anderen verwandten Taufliegenarten an. Die Forscher konnten zeigen, dass die Vorliebe des Insekts für diesen Blattduft physiologisch mit einer erhöhten Antwortstärke bestimmter Geruchssinneshaare auf der Antenne einhergeht (Journal of Chemical Ecology, Februar 2015).

Die Kirschessigfliege Drosophila suzukii stammt ursprünglich aus Asien und gehört zur Familie der Taufliegen. Während die bei uns weit verbreitete Schwarzbäuchige Taufliege Drosophila melanogaster, die in den Sommermonaten in großer Anzahl auf überreifen oder bereits verdorbenen Früchten und Obstresten anzutreffen ist, eher lästig als schädlich ist, kann die asiatische Verwandte erheblichen Schaden im Obst- und Weinbau anrichten. Denn im Gegensatz zu D. melanogaster legt die Kirschessigfliege ihre Eier in gesunden Früchten ab, noch bevor diese geerntet werden. Sie überträgt dabei oft auch Pilze und Bakterien.

2011 wurde Drosophila suzukii erstmals in Deutschland nachgewiesen. Im Sommer und Herbst 2014 mussten im Weinbau erstmals Insektizide gegen den Schädling eingesetzt werden. Essigfallen, die auch der zahlenmäßigen Einschätzung von Schädlingspopulationen dienen, sind nur bedingt hilfreich, da sie neben der Kirschessigfliege auch andere Taufliegen anlocken. Eine Kontrolle, ob Kirschessigfliegen in der Falle sind, ist daher sehr zeitaufwändig.

Ian Keesey und seine Kollegen aus Bill Hanssons Abteilung Evolutionäre Neuroethologie am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie wollten herausfinden, welche Düfte nur für Kirschessigfliegen attraktiv sind. Im Mittelpunkt ihrer Untersuchungen stand auch die Frage, wie die Kirschessigfliege im Laufe der Evolution ihre Vorliebe für frisches Obst ausbilden konnte und wie sich diese Spezialisierung im Geruchssystem physiologisch messen lässt.

Verhaltensexperimente ergaben, dass Kirschessigfliegen auffallend häufiger von Blattgewebe angelockt wurden als alle andere Fliegenarten, die im Versuch getestet wurden. Daher untersuchten die Forscher die Aktivität einzelner Geruchssinneshaare (Sensillen) verschiedener Taufliegenarten auf eine Vielzahl ökologisch relevanter Düfte, darunter auch viele Blattdüfte. Die Kopplung von Sinnesphysiologie (Einzel-Sensillum-Ableitungen) mit Gaschromatografie ermöglicht dabei die Untersuchung einzelner Sinneshaare, während parallel mithilfe der Gaschromatografie unzählige Düfte, die in einer Frucht oder einem Blatt enthalten sind, getestet werden.

Auf diese Weise identifizierten die Forscher eine Substanz, die nur für die Kirschessigfliege attraktiv ist: den Blattduft Beta-Cyclocitral. Darüber hinaus reagiert der Schädling auch stärker auf Düfte, die während früher Phasen des Fruchtreifungsprozesses verströmt werden und weniger stark auf Substanzen, die typisch für bereits gärende Früchte sind und oftmals als Köder für Taufliegen eingesetzt werden.

Interessanterweise reagiert vor allem ein Typ von Sinneshaaren auf diesen Duft, das sogenannte ab3-Sensillum. „Wir waren erstaunt, dass es erneut das ab3-Sensillum war, das besondere Antworten zeigte. Immer wenn Fliegen eine neue Nahrungsnische besetzen, ändern sich die Anforderungen an ihren Geruchssinn. Sie müssen neue Düfte riechen können und sich nicht von Gerüchen ablenken lassen, die vorher anziehend waren. Offensichtlich ist es das ab3-Sensillum, das dabei sein Antwortspektrum verändert,“ erläutert Markus Knaden, der die Arbeitsgruppe „Duftgesteuertes Verhalten von Insekten“ leitet. Bei der Suche nach Nahrung oder Eiablageplätzen scheint dieses Sensillum eine besonders wichtige Rolle zu spielen.

Ungewöhnlich ist, dass die Kirschessigfliege zwar von Blattgewebe angelockt wird, ihre Eier aber dennoch in reifende Früchte legt. Die Weibchen nutzen dabei ihren auffallend langen, mit kleinen Sägezähnen versehenen Eiablageapparat, um die Haut der Früchte und Beeren aufzuritzen und ihre Eier hineinzulegen. „Drosophila suzukii könnte eine Art evolutionäre Brücke zwischen den Drosophila-Arten sein, die entweder auf Früchte oder Blätter spezialisiert sind“, meint Ian Keesey, der Erstautor der Studie. Reifende Früchte und Beeren sind meist von Blättern umgeben. Durch den Blattduft angelockt kommen Kirschessigfliegen automatisch in die Nähe der Früchte, wobei wahrscheinlich visuelle Reize dazu beitragen, die Früchte im grünen Blätterdach aufzufinden.

Durch ihre Untersuchungen wollen die Wissenschaftler besser verstehen, warum manche Insektenarten zum Problem werden, andere dagegen nicht. In diesem Fall wollen sie herausfinden, wie und warum sich die Kirschessigfliege auf reifende Früchte spezialisiert und ihre Duftsensibilität entsprechend verändert hat. Die Forschungsergebnisse sollen auch dabei helfen, wirksamere Fallen zu entwickeln, um das Monitoring zu vereinfachen und der Plage besser Herr zu werden. [AO]

Originalveröffentlichung:
Keesey, I., Knaden, M., Hansson, B. S. (2015). Olfactory specialization in Drosophila suzukii supports an ecological shift in host preference from rotten to fresh fruit. Journal of Chemical Ecology, 41( 2), 121-128, doi:10.1007/s10886-015-0544-3.
http://dx.doi.org/10.1007/s10886-015-0544-3

Weitere Informationen:
Markus Knaden, Max-Planck-Institut für chemische Ökologie, Hans-Knöll-Str. 8, 07743 Jena, +49 3641 57-1421+49 3641 57-1421, mknaden@ice.mpg.de
Ian W. Keesey, Max-Planck-Institut für chemische Ökologie, Hans-Knöll-Str. 8, 07743 Jena, +49 3641 57-1410+49 3641 57-1410, ikeesey@ice.mpg.de

Weitere Informationen:
http://www.ice.mpg.de/ext/1195.html?&L=1

Quelle: idw

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Vierte Abwasser-Reinigungsstufe auch über Abwasserabgabe finanzierbar? Studie: Denkbar als Baustein

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Die Abwasserabgabe könnte einen sinnvollen Beitrag zur Finanzierung des Ausbaus großer Kläranlagen mit einer so genannten vierten Reinigungsstufe leisten. Mit diesen Anlagen lassen sich Mikroverunreinigungen in Gewässern – etwa Arzneimittel – reduzieren, ergab eine neue Studie. Dieses Ergebnis reiht sich gut in ein umfassendes Konzept zur Reduzierung der Gewässerbelastung ein, an dem das (Umweltbundesamt) UBA derzeit arbeitet. Eine mögliche Maßnahme in diesem Konzept ist der weitere Ausbau von Kläranlagen.

Die aktuelle Studie von Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und des Instituts für Infrastruktur und Ressourcenmanagement der Universität Leipzig für das Umweltbundesamt (UBA) zeigt nun: Die Abwasserabgabe sollte dazu gezielt fortentwickelt werden. Nicht nur ihre Lenkungswirkung müsse gestärkt, sondern gleichzeitig die Einnahmen für die anteilige Finanzierung des Ausbaus von Großkläranlagen (Größenklasse 5) eingesetzt werden. Für den Gesamterfolg dieses „Leipziger Modells“ sei aber auch eine wasserrechtliche Verpflichtung zur Behandlung von Mikroverunreinigungen in der Abwasserverordnung notwendig.

Die Konzentrationen von bestimmten Mikroverunreinigungen wie Arzneimittelwirkstoffen in Flüssen, Seen und anderen Oberflächengewässern sind oftmals unerwünscht hoch. Teilweise überschreiten sie die gesetzlichen Umweltqualitätsnormen. Damit sie sinken, ist ein Bündel an Maßnahmen erforderlich: Anwendungsbeschränkungen und -verbote im Stoff- und Produktrecht, eine umweltgerechte Entsorgung, die Verminderung von Luftemissionen oder eben zusätzliche, nachgeschaltete Technik zu Abwasserbehandlung in großen Kläranlagen. Sowohl national als auch auf EU- Ebene gibt es zahlreiche Aktivitäten und Überlegungen dazu – das UBA arbeitet daran, diese zu bewerten und zu einem Vorschlag für eine Gesamtstrategie zusammenzuführen.

Nach Ansicht des UBA sind weitergehende Abwasserbehandlungsverfahren (eine so genannte vierte Reinigungsstufe) in den kommunalen Kläranlagen der Größenklasse 5 – das sind Anlagen, an die mehr als 100.000 Einwohner angeschlossen sind – darin ein Baustein. Die aktuelle Studie hatte untersucht, welchen Beitrag die bundesdeutsche Abwasserabgabe für eine Aufrüstung ausgewählter öffentlicher Abwasserbehandlungsanlagen der Größenklasse 5 leisten kann. Die Forscher raten zu einer aus der Abwasserabgabe gespeisten Förderung der vierten Reinigungsstufe, da dies das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweise. Die Studie schlägt vor, 75 Prozent der jährlichen Investitionskosten einer vierten Reinigungsstufe für einen Zeitraum von 15 Jahren bei Kläranlagen der Größenklasse 5 zu bezuschussen. Mit der neuen Studie liegt nun eine erste fundierte Machbarkeitsstudie für die Finanzierung der vierten Reinigungsstufe in Deutschland auf dem Tisch.

Die kommunalen Großkläranlagen unter Verursachergesichtspunkten zur Reduzierung von Mikroverunreinigungen heranzuziehen, halten die Forscher für angemessen. „Es spricht viel dafür, großtechnische Lösungen am Gewässerzulauf als eine der volkswirtschaftlich günstigsten Optionen in Betracht zu ziehen“, erläutert Erik Gawel, UFZ-Ökonom und Leiter der Studie. Die Beschränkung auf Groß-Kläranlagen sichert dabei die Kosteneffizienz, weil über sie bereits rund 50 Prozent der gesamten Schadstofffracht behandelt werden können. Somit ergreifen „einige“ Kläranlagen-Betreiber hochwirksame Maßnahmen stellvertretend für „viele“ Verursacher – Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft oder Verbraucher – die dann über die Abwasserabgabe zur Finanzierung mit herangezogen werden.

„Wir gehen davon aus, dass eine Bezuschussung in Höhe von 75 Prozent der Investitionskosten für die vierte Reinigungsstufe auf allen Kläranlagen der Größenklasse 5 rund 100 bis 130 Millionen Euro jährlich über einen Zeitraum von 15 Jahren erfordert“, erläutert Robert Holländer von der Universität Leipzig. Dies würde bundesweit rund 35 Prozent des gegenwärtigen Aufkommens der Abwasserabgabe (zirka 300 Millionen Euro pro Jahr) binden und legt eine entsprechende Aufstockung nahe.

Damit das Modell funktioniert, müssten auch die ordnungsrechtlichen Anforderungen an die Elimination von Mikroverunreinigungen für die geförderten Groß-Kläranlagen angepasst werden. Das deutsche Wasserrecht hält dafür etwa mit der Abwasserverordnung die nötigen Instrumente bereit“, betont Wolfgang Köck, Chef-Jurist am UFZ.

Die Präsidentin des Umweltbundesamtes Maria Krautzberger stellt klar: „Weitergehende Maßnahmen zum Schutz der Gewässer sind unverzichtbar. Jetzt gilt es, effektive und effiziente Maßnahmen zu ergreifen, um die für die Gewässer hochproblematischen Mikroverunreinigungen z.B. durch Arzneimittel wirksam und dauerhaft zu verringern. Die vierte Reinigungsstufe kommt als eine Möglichkeit in Betracht. Sie würde gleichzeitig die Technikführerschaft Deutschlands in diesem Bereich stärken.“

Die aktuelle Studie:
UBA-Texte 26/2015 „Mikroverunreinigungen und Abwasserabgabe“
http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/mikroverunreinigungen-abwasserabgabe
und
http://www.ufz.de/export/data/global/66549_abwag_leipziger-modell.pdf

Weiterführende Literatur:
UBA-Positionspapier „Organische Mikroverunreinigungen in Gewässern – Einführung einer vierten Reinigungsstufe als eine Maßnahme zur Eintragsreduzierung“: http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/organische-mikroverunreinigungen-in-…

UBA-Texte 85/2014: „Maßnahmen zur Verminderung des Eintrages von Mikroschadstoffen in die Gewässer“ unter http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/massnahmen-zur-verminderung-des-eint…

Kontakt:
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Prof. Dr. Erik Gawel
Tel.: 0341/235-1940
http://www.ufz.de/index.php?de=17273
und
Prof. Dr. Wolfgang Köck
Tel.: 0341/235-1232
http://www.ufz.de/index.php?de=1777
sowie
UFZ-Pressestelle (Susanne Hufe, Tilo Arnhold)
Tel.: 0341/235-1630, -1635
http://www.ufz.de/index.php?de=640

Universität Leipzig
Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement
Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer
Tel.: 0341/97- 33 871
http://www.wifa.uni-leipzig.de/iirm/professur-umwelttechnik-in-der-wasserwirtsch…

Umweltbundesamt
Martin Ittershagen, Leiter „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Internet“
Tel.: 0340/2103-2122
http://www.umweltbundesamt.de/presse/pressekontakt

Weitere Informationen:

http://www.ufz.de/index.php?de=33660

Quelle: idw

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Gefahr aus dem Fettgewebe für körperliche und psychische Gesundheit

Susann Huster Pressestelle
Universität Leipzig

Das Fettgewebe von Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) ist mehr als nur ein Energiespeicher. Es mischt sich in den Stoffwechsel, die Immunabwehr und sogar in die Psyche der Betroffenen ein. Eine interdisziplinäre Studie des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums (IFB) AdipositasErkrankungen der Universität Leipzig konnte zeigen, dass bei Adipositas mehr Signalstoffe des Immunsystems im Fettgewebe produziert und ins Blut abgegeben werden als bisher angenommen. Diese so genannten Zytokine können dann im gesamten Körper zu entzündlichen Prozessen führen.

Die Forscher fanden außerdem heraus, dass körperliche Bewegung auch bei adipösen Menschen die Produktion dieser entzündungsfördernden Zytokine senken kann. Die Studienergebnisse erschienen in dieser Woche im Wissenschaftsportal „PLOS One“.

Die bei Adipositas häufig vorliegenden entzündlichen Prozesse im gesamten Körper bedeuten ein größeres Risiko, an Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden zu erkranken. Die Forscher des IFB, der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Leipzig, sowie der Ludwigs-Maximilians-Universität München und der australischen Universität von Tasmanien maßen bei 200 adipösen und normalgewichtigen Studienteilnehmern die Zytokinspiegel im Blut sowie die exakte körperliche Aktivität und den Energieverbrauch.

Erhöhte Produktion von Signalstoffen der Immunabwehr
„Das Besondere an der Studie ist, dass wir erstmalig Blutkonzentrationen von bestimmten Zytokinen gemessen haben, für die bislang nur eine Rolle für entzündliche Erkrankungen wie Asthma, nicht aber für die Adipositas und ihre Folgeerkrankungen bekannt war. Jetzt können wir uns besser erklären, warum solche Krankheiten häufiger bei adipösen Patienten auftreten“, unterstreicht der Psychiater und Adipositasforscher Prof. Dr. Hubertus Himmerich. Bei normalgewichtigen Probanden lagen die Spiegel von Zytokinen wie dem Interleukin-5 und dem Interleukin-13 niedriger als bei adipösen Personen; am höchsten waren die Werte einiger Zytokine bei bauchbetonter Adipositas.

Bekannt ist bereits, dass große Mengen von Fettgewebe im Bauchraum (viszerales Fett) mit verstärkten Entzündungszeichen und folglich mit einer höheren Neigung zu Stoffwechselstörungen, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sind.
Bei adipösen Studienteilnehmern, die sich viel bewegten, wurden niedrigere Zytokinwerte gemessen als bei Bewegungsmuffeln. Diese Forschungsergebnisse machen deutlich, wie vermehrte körperliche Aktivität vor den schweren Folgekrankheiten starken Übergewichts schützen kann. Ein weiterer therapeutischer Ansatz könnte in der Blockierung von Zytokinen durch spezielle Medikamente liegen, ähnlich wie es heute bereits bei Autoimmunerkrankungen geschieht.

Einfluss auf die Psyche
Eine erhöhte Zytokinproduktion kann auch zur Entstehung von Depressionen beitragen, da Zytokine Einfluss auf Botenstoffe des Gehirns haben. So senken sie etwa die Produktion von Serotonin, einem Nervenbotenstoff, der für unsere gute Stimmung und den Antrieb zuständig ist. Serotoninmangel gilt deswegen als eine der Ursachen von Depressionen. Forschungsergebnisse des IFB zu Zytokinspiegeln bei gesunden und depressiven Studienteilnehmern zeigten erhöhte Werte bei letzteren. Depressive Patienten, die zusätzlich adipös sind, zeigen die höchsten Konzentrationen bestimmter Zytokine. „Die größere Ausschüttung der Zytokine im Fettgewebe könnte also mit erklären, warum adipöse Menschen häufiger an Depressionen erkranken als normalgewichtige“, so Himmerich. Dies kann auch auf einen Zusammenhang zwischen der Zunahme der Adipositas und der Depressionen in der Bevölkerung hinweisen.

Das übermäßige Fettgewebe bei Adipositas beeinträchtigt darüber hinaus den Stoffwechsel, Energiehaushalt und das Hungergefühl des Menschen durch spezielle Botenstoffe des Fettgewebes, die Adipokine genannt werden; einige davon zählen zu den Zytokinen. Diesen speziellen Signalstoffen widmet das IFB einen großen Forschungsbereich.

Neben den bekannten Folgeleiden starken Übergewichts wie Gelenkleiden, Diabetes, Bluthochdruck oder Fettleber gibt es also eine wachsende Zahl von Erkrankungen, die mit Adipositas zusammenhängen. Die Erforschung dieser Zusammenhänge ist Voraussetzung für verbesserte Präventions- und Therapiemaßnahmen.

Originaltitel der Fachpublikation:
„Inflammatory Cytokines in General and Central Obesity and Modulating Effects of Physical Activity“‚
DOI: 10.1371/journal.pone.0121971

Weitere Informationen:
Doris Gabel
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit IFB
Telefon: +49 341 97-13361+49 341 97-13361
E-Mail: presse@ifb-adipositas.de
Web: http://www.ifb-adipositas.de

Prof. Dr. Hubertus Himmerich
Telefon: +49 341 97-24570+49 341 97-24570
E-Mail: hubertus.himmerich@medizin.uni-leipzig.de

Weitere Informationen:
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0121971

Quelle: idw

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So früh wie nie zuvor: „El Niño“ korrekt vorhergesagt

Lisa Dittrich Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

Deutsche und israelische Forscher prognostizierten das aktuelle Wetterphänomen über ein Jahr im Voraus

– Gemeinsame Pressemitteilung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)
und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) –

Das aktuelle Wetterphänomen „El Niño“ ist von einem Team aus deutschen und israelischen Wissenschaftlern über ein Jahr im Voraus angekündigt worden – so früh wie nie zuvor. Dieser Durchbruch in der Vorhersage des wichtigsten natürlichen Klimaphänomens gelang mit Hilfe eines neuen Algorithmus, der auf einer Netzwerk-Analyse der Lufttemperaturen im Pazifikraum beruht. Solche langfristigen Vorhersagen können Bauern in Brasilien, Australien oder Indien helfen, sich vorzubereiten und die Aussaat entsprechend anzupassen. Die Wissenschaftler vom Institut für Theoretische Physik der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Bar-Ilan-Universität in Tel Aviv hatten sich dazu entschieden, die Frühwarnung vor über einem Jahr in dem renommierten Wissenschaftsmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) zu publizieren – dabei waren sie sich des Risikos eines Fehlalarms und des damit verknüpften Reputationsrisikos bewusst.

„Während konventionelle Methoden offenbar nicht zu einer verlässlichen ‚El Niño‘-Prognose mehr als sechs Monate im Voraus in der Lage sind, können wir mit unserer Methode die Vorwarnzeit mindestens verdoppeln“, betonte JLU-Physiker Prof. Dr. Armin Bunde, der mit seinem Kollegen Dr. Josef Ludescher die Studie leitete. „Auch bei einem Prognosezeitraum von sechs Monaten schneidet sie deutlich besser ab.“

Während die anderen Vorhersagen immer wieder um Wahrscheinlichkeiten von rund 60 Prozent schwankten – noch im November lagen sie bei nur 58 Prozent – , blieb die neue Methode über den gesamten Prognosezeitraum stabil bei rund 75 Prozent. Der US-amerikanische Wetterdienst NOAA hat erst vor wenigen Tagen die Ankunft von „El Niño“ bestätigt. Japanische Vorhersagen sahen die Bedingungen im letzten Dezember erfüllt. Die korrekte Vorhersage war dieses Mal offenbar noch schwieriger, da die Auswirkungen des Wetterphänomens in diesem Winter ungewöhnlich schwach ausgeprägt sind. Umso bemerkenswerter ist es, dass die Prognose der Physiker trotzdem korrekt war. Eine Aussage über die Stärke von „El Niño“ ist mit dem Algorithmus derzeit noch nicht möglich.

Mit einer Vorwarnzeit von bislang höchstens einem halben Jahr haben die Menschen vor allem in den Tropen und Subtropen in unregelmäßigen Abständen um die Weihnachtszeit herum mit den oft katastrophalen Folgen von „El Niño“ (spanisch für das „Christkind“) zu kämpfen – leere Fischernetze und sturzbachartige Regenfälle in Peru sowie ausgedehnte Dürreperioden in Teilen Südamerikas, Indonesiens, Australiens und Afrikas. Darüber hinaus kann es über dem indischen Subkontinent zu einer Änderung des Monsuns und in Kalifornien zu mehr Niederschlag kommen.

Diese Auswirkungen sind wegen der Schwäche des Phänomens in diesem Jahr weitgehend ausgeblieben. Allerdings ist es möglich, dass der Zyklon, der in den vergangenen Tagen Vanuatu verwüstete, die westlichen Winde in der Pazifikregion verstärken wird. So könnten auch die „El Niño“-Folgen in den kommenden Woche noch deutlicher zu spüren sein.

Die Forscher nutzten für ihre Untersuchungen ein Netzwerk aus atmosphärischen Temperaturdaten im tropischen Pazifik, das aus 14 Gitterpunkten im „El Niño“-Kerngebiet am Äquator und 193 Punkten außerhalb dieses Kerngebietes im Pazifikraum besteht. Die Physiker hatten herausgefunden, dass schon im Jahr vor dem Ausbruch eines „El Niño“ die Fernwirkung zwischen den Lufttemperaturen inner- und außerhalb des Kerngebiets deutlich stärker wird. Diesen Effekt nutzten sie für die Festlegung ihres Prognose-Algorithmus.

Einblick in die Mechanismen des rätselhaften Klimaphänomens
„Die Ursachen für die Entstehung von ‚El Niño‘ waren bislang weitgehend unklar – unsere Methode könnte jetzt die Tür öffnen für einen Einblick in die Mechanismen dieses so wichtigen Klimaphänomens“, betonte Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber (PIK). „In den Daten von mehr als 200 Stellen im Pazifik baut sich vor einem kommenden ‚El Niño‘ ein Zusammenspiel auf, ähnlich wie in einem Orchester, und das benutzen wir zur Vorwarnung. Spielen verschiedene Regionen im Pazifik dagegen eher wie einzelne Solisten unabhängig vor sich hin, entwickelt sich kein ‚El Niño‘. Physikalisch gesehen könnte es sich also um ein Resonanzphänomen handeln.“

Die Entdeckung der neuen Methode wurde erstmals im Sommer 2013 in einem Artikel der renommierten Proceedings of the National Academy of Sciences publiziert. Für die Untersuchungen standen den Forschern zuverlässige Daten aus dem Zeitraum zwischen Anfang 1950 und Ende 2011 zur Verfügung. Der Zeitabschnitt zwischen 1950 und 1980 diente ihnen als Lernphase für die Festlegung eines Algorithmus für die Bestimmung der Alarmschwellen. Mithilfe dieses Algorithmus konnten dann die „El Niño“-Ereignisse in der zweiten Periode prognostiziert und mit den tatsächlichen Ereignissen verglichen werden. So war es möglich, die Quote falscher Alarme auf unter zehn Prozent zu senken und 70 Prozent der „El Niño“-Ereignisse zutreffend zwölf bis 18 Monate vor ihrem Eintritt anzukündigen. Prof. Dr. Shlomo Havlin (Bar-Ilan-Universität), ebenfalls Ko-Autor dieser Studie, ergänzte: „Der von uns entwickelte Algorithmus hat bereits im Jahr 2011 korrekt das Ausbleiben von ‚El Niño‘ im Folgejahr 2012 prognostiziert – obwohl offizielle Stellen noch im September 2012 mit dem erneuten Auftreten des Phänomens rechneten.“

Das Forscherteam möchte jetzt die Methode verfeinern. Ziel soll sein, künftig auch die Dauer und die Stärke eine „El Niño“-Ereignisses korrekt vorherzusagen.

Publikationen
Publikation der frühen Prognose: Ludescher, J., Gozolchiani, A., Bogachev, M.I., Bunde, A., Havlin, S., Schellnhuber, H.J. (2014): Very early warning of next El Niño. Proceedings of the National Academy of Sciences [DOI: 0.1073/pnas.1323058111]
http://www.pnas.org/content/early/2014/02/07/1323058111

Publikation der neuen Methode: Ludescher, J., Gozolchiani, A., Bogachev, M.I., Bunde, A., Havlin, S., Schellnhuber, H.J. (2013): Improved El Niño forecasting by cooperativity detection. Proceedings of the National Academy of Sciences [DOI:10.1073/pnas.1309353110]
http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1309353110

Kontakt:
Prof. Dr. Armin Bunde
Institut für Theoretische Physik der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)
Telefon: +49 641 99-33375+49 641 99-33375, Mobil: +49 157 33 14 55 55+49 157 33 14 55 55
E-Mail: arminbunde00@googlemail.com

Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
Telefon: 0331 288 25070331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de

Quelle: idw

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Neuropsychologie: Nickerchen verbessern das Gedächtnis um ein Vielfaches

Thorsten Mohr Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Forscher der Saar-Uni haben nachgewiesen, dass bereits ein kurzer Schlaf von etwa einer Stunde die Gedächtnisleistung deutlich erhöhen kann. In der Studie untersuchten die Forscher 41 Probanden. Die Freiwilligen mussten Wörter und Wortpaare lernen. Anschließend wurde der Lerninhalt geprüft. Nach dieser ersten Prüfung schlief etwa die Hälfte der Teilnehmer, die andere Hälfte schaute eine DVD. Nach dem Schlaf hatte die Hälfte der Teilnehmer, die ein Nickerchen gehalten hatte, noch deutlich mehr Wortpaare im Gedächtnis als die Kontrollgruppe der DVD-Schauer. Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift „Neurobiology of Learning and Memory“ veröffentlicht.

Vor einer Mathearbeit oder einem Vokabeltest schliefen bereits Generationen von Schülern mit dem Algebra-Buch oder dem Vokabelheft unter dem Kopfkissen, in der Hoffnung, dass dadurch im Schlaf das Wissen quasi von selbst seinen Weg in die grauen Zellen findet. Dass sie damit zumindest nicht komplett einem Aberglauben aufgesessen sind, haben nun Saarbrücker Neuropsychologen herausgefunden. Denn bereits ein kurzer Schlaf kann dabei helfen, zuvor Gelerntes deutlich besser im Gedächtnis zu behalten.

Die Neuropsychologin Sara Studte hat mit ihrem Doktorvater Axel Mecklinger und ihrer Kollegin Emma Bridger untersucht, wie sich ein Nickerchen, neudeutsch „Power Nap“, auf die Gedächtnisleistung auswirkt. Ihr Ergebnis ist eindeutig: „Bereits ein kurzer Schlaf von 45 bis 60 Minuten verbessert das Gedächtnis um den Faktor fünf“, erklärt Axel Mecklinger.

Präziser gesagt, verbessert sich nicht die Gedächtnisleistung, sondern sie verschlechtert sich im Vergleich nicht. „Die Kontrollgruppe, die DVDs geschaut hat, während die andere Gruppe geschlafen hat, konnte sich anschließend deutlich schlechter an die zuvor gelernten Wortpaare erinnern als die Schlafgruppe. Diese wiederum zeigte nach dem Power Nap genauso gute Erinnerungsleistungen wie vor dem Schlaf, also gleich nachdem die Begriffe gelernt wurden“, macht der Professor für Neuropsychologie klar.

Die Forscher hatten dabei vor allem den Hippocampus im Visier. In dieser Hirnregion werden Erinnerungen „konsolidiert“, also zuvor Erlerntes ins Langzeitgedächtnis überführt und so zu Erinnerungen gemacht. „Wir haben dazu die so genannten Schlafspindeln untersucht, die eine wichtige Rolle bei der Konsolidierung von Erinnerungen während des Schlafens spielen“, erklärt Sara Studte. Darunter versteht man kurze, aber schnelle Schwingungen (Oszillationen) im Elektroenzephalogramm (EEG). „Wir vermuten, dass genau in diesen Phasen bestimmte Gedächtnisinhalte, insbesondere solche die zuvor ‚getagged‘, also markiert wurden, bevorzugt konsolidiert werden“, so Axel Mecklinger. Das bedeutet, dass neu erlernte Dinge im Gedächtnis mit einem Etikett versehen werden, durch das man sie später leichter wieder findet. Kurz: Man erinnert sich an etwas. Und zwar umso besser, je mehr Schlafspindeln zuvor im EEG aufgetreten sind.

Um auszuschließen, dass sich die Probanden ausschließlich auf Grund von Vertrautheitsgefühlen an die gelernten Dinge erinnern, haben die Forscher einen Trick angewendet: Die Teilnehmer mussten nicht nur 90 einzelne Wörter lernen, sondern auch 120 Wortpaare, und zwar solche, die keinen Sinn ergeben. „Ein solches Wortpaar ist zum Beispiel ‚Milch-Taxi‘. Ein Vertrautheitsgefühl nützt in dem Fall also gar nichts, wenn sich die Probanden an die Wörter erinnern sollten, denn es ergibt keinen Sinn, sie haben die Wortkombination zuvor noch nie gehört. Sie müssen also auf das spezifische Gedächtnis für die jeweilige Episode im Hippocampus zurückgreifen“, erklärt Axel Mecklinger die Methode.

Ein Fazit, das die Forscher aus der Studie ziehen können, ist eindeutig: „Schon ein kurzer Mittagsschlaf im Büro oder ein Nickerchen in der Schule verbessern den Lernerfolg signifikant. Daher sollte überall dort, wo man lernt, ernsthaft über die positive Wirkung des Schlafs nachgedacht werden“, sagt Axel Mecklinger. Das funktioniert auch, ohne dass man sich sperrige Bücher unters Kopfkissen legt. Konzentriertes Lernen und ein kurzer, erholsamer Schlaf reichen bereits völlig aus.

Die Studie (DOI: 10.1016/j.nlm.2015.02.012) ist im Rahmen des von der DFG geförderten Internationalen Graduiertenkollegs „1457: Adaptive Minds. Neural and Environmental Constraints on Learning and Memory“ (Saarbrücken, Peking) entstanden.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Axel Mecklinger
Tel.: (0681) 3026515(0681) 3026515
E-Mail: mecklinger@mx.uni-saarland.de

Sara Studte
Tel.: (0681) 30264365(0681) 30264365
E-Mail: s.studte@mx.uni-saarland.de

Weitere Informationen:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1074742715000362

Quelle: idw

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Psychobiologische Grundlagen von Machiavellismus aufgedeckt: Der Fürst als Führungskraft

Annika Bingmann Pressestelle
Universität Ulm

Einen Chef mit machiavellistischen Zügen, gekennzeichnet durch das rücksichtslose Streben nach Macht, möchte wohl niemand haben. Jetzt haben Forscher um den Ulmer Psychologieprofessor Christian Montag psychobiologische Grundlagen dieser Persönlichkeitsausprägung aufgedeckt, deren Name auf den florentinischen Politiker und Philosophen Niccolò Machiavelli zurückgeht. Offenbar sind Träger einer bestimmten Genvariante und schizotype Persönlichkeiten besonders machiavellistisch.

Die eigene Machtposition zu stärken ist sein oberstes Ziel. Dafür wirft er moralische Bedenken über Bord und bringt anderen Menschen wenig Vertrauen entgegen. Eine Führungskraft mit machiavellistischen Tendenzen möchte wohl kaum jemand zum Vorgesetzten haben. Allerdings scheinen einige moderne Manager Ideen aus Niccolò Machiavellis Hauptwerk „Der Fürst“ (1532) verinnerlicht zu haben – im krassen Gegensatz zur ethischen Unternehmensführung und Personalentwicklung. Nun konnten Forscher um Christian Montag, Heisenberg-Professor für Molekulare Psychologie an der Universität Ulm, psychobiologische Grundlagen dieser Persönlichkeitsausprägung identifizieren – darunter eine Genvariante, die Machiavellismus begünstigt. Ihre Ergebnisse sind im „Journal of Neuroscience, Psychology and Economics“ erschienen.

Ein machiavellistischer Führungsstil, gekennzeichnet durch das rücksichtslose Streben nach Macht, kann weitreichende Folgen für das Betriebsklima und letztlich den ökonomischen Erfolg eines Unternehmens haben. Mitarbeiter machen womöglich nur „Dienst nach Vorschrift“ oder schauen sich schnell nach einer neuen Stelle um. Anlass genug, die Grundlagen machiavellistischer Tendenzen zu erforschen. Eine Zwillingsstudie hatte gezeigt, dass diese Persönlichkeitsausprägung in Teilen genetisch bedingt sein muss. Zusätzlich gaben Studien, bei denen das Gehirn gesunder Menschen mit bildgebenden Verfahren untersucht wurde, und Erkenntnisse aus der Schizophrenieforschung erste Hinweise auf die wichtige Rolle des Neurotransmitters Dopamin bei machiavellistischen Verhaltenstendenzen. Deshalb haben Forscher der Universitäten Ulm, Bonn und der walisischen Cardiff University 630 Probandinnen und Probanden mit molekularbiologischen Methoden auf eine dopaminerge Variation des Gens DRD3 untersucht. Aufschluss über Persönlichkeitsmerkmale der zumeist jungen Studienteilnehmer (Durchschnittsalter 24,5 Jahre), die als angehende Akademiker Chancen auf eine Führungsposition haben, gab eine ausführliche Befragung –
die teils von Machiavellis Werk „der Fürst“ inspiriert worden war. Das verwendete Instrument „Mach IV“ misst zum Beispiel Misstrauen, Amoralität und Profitstreben. Um schizotype Persönlichkeiten zu identifizieren, füllte eine Untergruppe zudem die Kurzform des „Schizotypal Personality Questionnaire“ aus. Als schizotyp bezeichnet man Personen, die durch eine verzerrte Wahrnehmung, exzentrisches Auftreten sowie distanziertes Verhalten in sozialen Beziehungen auffallen, nicht aber schizophren und somit psychisch krank sind.

Einige Ergebnisse überraschten die Forscher: „Unsere Studie zeigt erstmals aus molekulargenetischer Perspektive, dass der Botenstoff Dopamin wie vermutet eine wichtige Rolle bei der Persönlichkeitsausprägung Machiavellismus spielt“, fasst Christian Montag zusammen. Tatsächlich befördere eine dopaminerge Variante des DRD3-Gens, die aus der Schizophrenieforschung bekannt sei, bei Gesunden machthaberische Züge. Als guter Indikator für machiavellistische Tendenzen stellte sich zudem eine Kombination aus der identifizierten Genvariante (DRD3 Ser9Gly / rs6280, Variante CC) und dem männlichen Geschlecht heraus. Das heißt vor allen Dingen Männer, die diese Genvariation trugen, zeigten erhöhte machiavellistische Verhaltenstendenzen.
Außerdem konnten die Forscher belegen, dass „schizotype Persönlichkeiten“ eher zu Machiavellismus neigen. „Eigentlich war in den bisherigen Studien Schizophrenie mit schwachen Machiavellismus-Tendenzen assoziiert, weshalb wir auch bei gesunden schizotypen Persönlichkeiten geringe Ausprägungen erwartet haben. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall: Probanden mit schizotypen Tendenzen sind offenbar besonders machiavellistisch“, beschreibt Montag. Im gesunden Bereich scheinen also andere Zusammenhänge zu gelten als in der Psychopathologie.

Sollten Personalchefs also künftig mit Genetikern und Psychologen zusammenarbeiten, um machiavellistische Bewerber zu identifizieren? Die Forscher schränken ein, dass neben DRD3-Ser9Gly eine große Zahl weiterer Genvariationen und die Umwelt eine Rolle bei Persönlichkeitsmerkmalen wie Machiavellismus spielen. Die Auswirkungen der untersuchten Genvariante hätten sie lediglich aufgrund der hohen Probandenzahl herausarbeiten können. Demnach lässt die Studie eher Aussagen über Populationen, nicht aber über Einzelpersonen zu.
Doch insgesamt sind der Gruppe erste Schritte bei der Verortung des Persönlichkeitsmerkmals im Erbgut gelungen. Weiterhin haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihren Erkenntnissen zum Forschungsfeld „Neuroökonomik“ beigetragen. Dabei werden psychobiologische Grundlagen von wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen oder etwa des Führungsstils untersucht.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Christian Montag: Tel.: 0731 50-265500731 50-26550, christian.montag@uni-ulm.de

Montag, Christian; Hall, Jeremy; Plieger, Thomas; Felten, Andrea; Markett, Sebastian; Melchers, Martin; Reuter, Martin: The DRD3 Ser9Gly polymorphism, Machiavellianism, and its link to schizotypal personality. Journal of Neuroscience, Psychology, and Economics, Vol 8(1), Mar 2015, 48-57. http://dx.doi.org/10.1037/npe0000034

Quelle: idw

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Darmkrebs – Vorsorge kann Leben retten!

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Der März ist Darmkrebsmonat / Heidelberger Experten informieren am 18. März 2015 von 18 bis 19 Uhr im Hörsaal der Medizinischen Universitätsklinik über Vorbeugung, Früherkennung und moderne Behandlungskonzepte bei Darmkrebs

Tumoren des Dickdarms sind in Deutschland die zweithäufigste Todesursache durch Krebs: Etwa 64.000 Menschen erkranken jährlich neu an Darmkrebs, rund 26.000 sterben jedes Jahr daran. Doch im Gegensatz zu anderen Tumorarten lässt sich Darmkrebs dank effektiver Vorsorge-Untersuchungen wie der Darmspiegelung verhindern oder, auf diesem Weg früh erkannt, gut heilen. Zudem kann jeder durch eine gesunde Lebensweise aktiv dazu beitragen, sein Darmkrebsrisiko zu senken.

Am Mittwoch, 18. März 2015, informieren Experten des Universitätsklinikums Heidelberg und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Heidelberg (NCT) über Vorbeugung, Früherkennung sowie moderne Behandlungskonzepte bei Dickdarmkrebs. Die Veranstaltung findet von 18 bis 19 Uhr im großen Hörsaal der Medizinischen Universitätsklinik, Im Neuenheimer Feld 410, 69120 Heidelberg, statt. Die interessierte Bevölkerung ist herzlich eingeladen!

Was kann man tun, um seinen Darm bestmöglich vor einer Krebserkrankung zu schützen? Welche Rolle spielt dabei die Ernährung? Schädigt Tabakrauch den Darm? Privatdozent Dr. Ronald Koschny, Oberarzt der Abteilung für Gastroenterologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, spricht in seinem Vortrag über bekannte Risikofaktoren und erklärt, welche Vorsorge-Untersuchungen es gibt und wie sie funktionieren „Die Darmspiegelung ist heute eine sehr zuverlässige Vorsorgeuntersuchung, mit der wir Vorstufen und Frühstadien erkennen und zum Teil auch direkt entfernen können – bevor sie zu einem bösartigen Tumor heranwachsen. Diese Möglichkeit sollte jeder nutzen!“ Ab dem 55. Lebensjahr ist eine Darmspiegelung alle zehn Jahre Kassenleistung, Versicherte mit familiärer Vorbelastung können sich auch schon früher untersuchen lassen.

Im anschließenden Vortrag von Privatdozent Dr. Carsten Grüllich, Oberarzt der Abteilung Medizinische Onkologie des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Heidelberg, geht es um moderne Chemotherapien bei Darmkrebs. So gibt es seit kurzem einige Chemotherapeutika, die daheim als Tablette eingenommen werden können, belastende Infusionen entfallen. Professor Dr. Alexis Ulrich, Leiter Sektion Chirurgische Onkologie an der Chirurgischen Universitätsklinik, stellt Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen bei Absiedlungen des Darmkrebs vor: „Mit heutigen Möglichkeiten kann es durchaus sinnvoll sein, Metastasen an Lunge, Leber, Bauchfell oder anderen Orten chirurgisch zu entfernen. Viele Patienten haben dadurch ein deutlich längeres Überleben, bei einigen ist sogar eine Heilung möglich.“

Nach den zehnminütigen Vorträgen gibt es für die Besucher ausreichend Gelegenheit, Fragen zu stellen. Es moderiert Professor Dr. Wolfgang Stremmel, Ärztlicher Direktor der Inneren Medizin IV, Abteilung für Gastroenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftungen.

Im Darmkrebsmonat März bieten bundesweit Gesundheitsorganisationen, Städte, Kliniken und Privatpersonen, aufgerufen von der Felix Burda Stiftung und der Stiftung LebensBlicke, Aktionen und Informationsveranstaltungen rund um das Thema Darmkrebs an.

Ansprechpartner:
Privatdozent Dr. med. Ronald Koschny
Abteilung für Gastroenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftungen
Innere Medizin IV
Telefon: 06221 / 56 38103 (Sekretariat)

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Weitere Informationen:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/IV-Gastroenterologie-Infektionen-Vergiftun…

Abteilung für Gastroenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftungen
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Kolorektales-Karzinom.4403.0.html

Informationen zum kolorektalen Karzinom
http://www.nct-heidelberg.de/das-nct/abteilungen/medizinische-onkologie.html
die Abteilung Medizinische Onkologie des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT)

Quelle: idw

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Wolkenforschung am KIT: Niederschläge besser vorhersagen

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Wolken bringen angenehmen Schatten im Sommer, fruchtbaren Regen zur Vegetationszeit, aber auch bedrohlich starke Niederschläge, die zu Hochwasser führen. Am Institut für Meteorologie und Klimaforschung des KIT untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Detail was in den Wolken – auf mikroskopisch kleiner Skala – zum Entstehen von Wassertröpfchen, Eispartikeln und Niederschlag führt. Dafür steht ihnen künftig eine Erweiterung der Versuchsanlage AIDA zur Verfügung: Im Neubau AIDA-2 wird in den nächsten Monaten eine neuartige dynamische Wolkenkammer eingerichtet. Zur Einweihung sind Vertreterinnen und Vertreter der Medien herzlich eingeladen.

Aerosole sind kleinste Schwebeteilchen, die aus vielfältigen natürlichen und vom Menschen verursachten Quellen stammen. Die meisten von ihnen dienen als Kondensationskeime für die Bildung von Wolkentropfen. Sie gefrieren erst bei etwa minus 35 Grad Celsius. Nur ein sehr kleiner Anteil nicht-löslicher Partikel, etwa Staubteilchen, lassen die Wassertröpfchen bereits bei knapp unterhalb null Grad Celsius gefrieren. Das Entstehen solcher Eiskeime ist sehr häufig für die Bildung von Niederschlag verantwortlich. Damit ist dieser Prozess wesentlich für die bessere Vorhersage der räumlichen und zeitlichen Verteilung von Niederschlägen. Welche Aerosolpartikel wie stark als „Anlaufstelle“ für die Bildung von Eispartikeln dienen – darum geht es in den Experimenten an der Versuchsanlage AIDA (kurz für Aerosol Interaction and Dynamics in the Atmosphere).

Mit der neuartigen dynamischen Wolkenkammer AIDA-2, die im laufenden Jahr in dem Neubau errichtet wird, kann vor allem die Eisbildung und Niederschlagsentwicklung in wärmeren Wolken noch flexibler und umfassender untersucht werden.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vereint als selbstständige Körperschaft des öffentlichen Rechts die Aufgaben einer Universität des Landes Baden-Württemberg und eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemein-schaft. Seine drei strategischen Felder Forschung, Lehre und Innovation verbindet das KIT zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und inhaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

Anhang

Wolkenforschung am KIT: Niederschläge besser vorhersagen
https://idw-online.de/de/attachment43432

Quelle: idw

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Wie Gewichtsveränderungen den menschlichen Stoffwechsel beeinflussen

Susanne Eichacker Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Übergewicht betrifft immer mehr Menschen in Deutschland. Dadurch erhöht sich die Anzahl an Patienten, die später an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, an Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes leiden. In einer Studie haben Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München jetzt die Auswirkungen von Langzeit-Gewichtsveränderungen auf den Stoffwechsel untersucht und ihre Ergebnisse im Fachjournal BMC Medicine veröffentlicht.

Bisher gab es nur wenige molekular-epidemiologische Studien zum Einfluss von Gewichtsveränderungen auf den Stoffwechsel in der Allgemeinbevölkerung. Nun haben Mitarbeiter am Institut für Epidemiologie II des Helmholtz Zentrums München (HMGU) im Rahmen einer durch das Kompetenznetz Adipositas geförderten Untersuchung Stoffwechsel-Daten der KORA-Studie* ausgewertet. „Techniken wie Metabolomics oder Transcriptomics erlauben die gleichzeitige Bestimmung einer Vielzahl von niedermolekularen Stoffwechselprodukten (Metaboliten) oder Genaktivitäten (Transkripte von Genen) mittels Hochdurchsatzverfahren“, erklären Simone Wahl und Susanne Vogt, Doktorandinnen am Institut für Epidemiologie II des HMGU. Sie fanden, dass eine Vielzahl von Stoffwechselwegen mit Gewichtsveränderungen in Zusammenhang steht. Diese umfassen beispielsweise den Metabolismus von Lipoproteinen wie VLDL (Very Low Density Lipoprotein), LDL (Low Density Lipoprotein) und HDL (High Density Lipoprotein). Eine Gruppe von Gentranskripten deutet darauf hin, dass Gewichtsänderungen auch einen Effekt auf die Entwicklung roter Blutzellen haben.

Innovativer Ansatz ermöglicht neue Einblicke
„Mit unserem Versuchsansatz, sowohl Metabolomics- als auch Transcriptomics-Daten in die Studie miteinzubeziehen, haben wir Einblicke in die molekularen Mechanismen gewonnen, die von einer Gewichtszunahme beeinflusst werden“, erklärt Privatdozentin Dr. Barbara Thorand, die am Institut für Epidemiologie II die Arbeitsgruppe „Diabetes Epidemiologie“ leitet. So konnten die Forscher auf molekularer Ebene einen Bezug zu Veränderungen des Fett- und Aminosäurestoffwechsels, der Insulinsensitivität, der Funktion von Mitochondrien und der Entwicklung und Funktion von Blutzellen herstellen. „Die gewählte Auswertungsstrategie ist ein vielversprechender Ansatz, um die molekularen Zusammenhänge besser zu untersuchen und zu verstehen, wie Gewichtsänderungen sich auf den Stoffwechsel auswirken und zur Entstehung bestimmter Krankheiten beitragen“, fügt Dr. Harald Grallert, Leiter der Arbeitsgruppe „Diabetes and Related Traits“ der Abteilung für Molekulare Epidemiologie (AME) am Institut für Epidemiologie II hinzu.

Weitere Informationen
Wahl, S. et al. (2015). Multi-omic signature of body weight change: results from a population-based cohort study. BMC Medicine 2015, doi:10.1186/s12916-015-0282-y

*Die Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA) untersucht seit über 20 Jahren die Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg. Ziel ist es, die Auswirkungen von Umweltfaktoren, Verhalten und Genen zu verstehen. Kernthemen der KORA-Studien sind Fragen zu Entstehung und Verlauf von chronischen Erkrankungen, insbesondere Herzinfarkt und Diabetes mellitus. Hierzu werden Risikofaktoren aus dem Bereich des Gesundheitsverhaltens (u.a. Rauchen, Ernährung, Bewegung), der Umweltfaktoren (u.a. Luftverschmutzung, Lärm) und der Genetik erforscht. Aus Sicht der Versorgungsforschung werden Fragen der Inanspruchnahme und Kosten der Gesundheitsversorgung untersucht.

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören.und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören.

Das Institut für Epidemiologie II (EPI II) erforscht die Zusammenhänge von Umwelt, Lebensstil und Genetik bei der Entstehung von Diabetes, Erkrankungen des Herzens und der Erhaltung der Gesundheit im Alter. Die Forschung stützt sich auf die einzigartigen bevölkerungsbasierten KORA-Ressourcen (Kohorte, Herzinfarktregister, Aerosol-Messstation). Folgestudien innerhalb der Kohorte ermöglichen die Untersuchung von Frühformen und Komplikationen ausgewählter chronischer Erkrankungen und deren Verbreitung in der Bevölkerung.

Die Abteilung Molekulare Epidemiologie (AME) analysiert populationsbasierte Kohorten und Fallstudien für bestimmte Krankheiten mit Hilfe von Genomik, Epigenomik, Transkriptomik, Proteomik, Metabolomik und funktionellen Analysen. Ziel ist, die molekularen Mechanismen komplexer Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder Adipositas aufzuklären. Die Abteilung führt die Bioprobenbank der Epidemiologie und übernimmt die Probenverwaltung und -lagerung für nationale und internationale Projekte.

Fachlicher Ansprechpartner
Simone Wahl, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Epidemiologie II, Ingolstädter Landstraße 1, 85764 Neuherberg – Tel.: 089-3187-2472089-3187-2472, E-Mail: simone.wahl@helmholtz-muenchen.de
Susanne Vogt, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Epidemiologie II, Ingolstädter Landstraße 1, 85764 Neuherberg – Tel.: 089-3187-3733089-3187-3733, E-Mail: susanne.vogt@helmholtz-muenchen.de

Weitere Informationen:

http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/artic…

Quelle: idw

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DBU: Umweltauswirkungen bei neuen Medikamenten stärker berücksichtigen

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

DBU fordert nach Expertentagung sorgsameren Umgang mit Arzneimitteln

Osnabrück. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fordert bessere Nachhaltigkeitsbewertungen pharmazeutischer Produkte und eine stärkere Berücksichtigung der Umweltauswirkungen bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe. „Es gibt eine ganze Reihe vielversprechender Ansätze, um Umweltbelastungen durch das Ausscheiden nicht abgebauter Wirkstoffe von Medikamenten bei Mensch und Tier deutlich zu verringern“, betont heute DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann. Gemeinsam mit weiteren DBU-Experten hatte Bottermann die Ergebnisse einer jüngst in Osnabrück von der DBU ausgerichteten Fachtagung ausgewertet und daraus Schlüsse gezogen. So könnten etwa mit einer personalisierten Medizin oder dem Anwenden anderer Darreichungsformen sowie neuen Techniken wie dem „drug targeting“, dem selektiven Anreichern eines Arzneistoffs am gewünschten Wirkort nach systemischem Verabreichen eines Medikaments, Arzneimitteleinträge in die Umwelt zumindest vermindert werden.
Arzneimittelrückstände in der Umwelt seien überall auf der Welt ein Problem, betont Bottermann. Umso sorgsamer sollten die Human- und Tiermedizin mit Arzneimitteln umgehen, damit die Restwirkstoffe nicht mehr in Oberflächengewässer, Grund- und Trinkwasser, Böden oder Gülle gelangten. Sie könnten die Umwelt belasten und die Entwicklung von Wasserlebewesen gefährden. Bisher seien nur vereinzelt Spuren dieser Mikroschadstoffe im Trinkwasser nachgewiesen worden. Eine unmittelbare Gefahr für die menschliche Gesundheit bestehe nicht. Das müsse aber auch so bleiben.
Bottermann sieht verschiedene Wege zum Vermeiden von Arzneimitteleinträgen, die heute mit dem gereinigten Abwasser aus den Kläranlagen oder über den Gülle-Dünger in die Umwelt gelangten: „Ein wichtiger Ansatz ist es, die Dosierung der Arzneimittel so zu gestalten, dass die Menge ausgeschiedener Wirkstoffe verringert wird. Mit Blick auf den Einsatz von Antibiotika muss geltendes Recht gerade in der Tierhaltung konsequent eingehalten werden, wonach ein vorbeugendes Verabreichen nicht erlaubt ist.“ Auch mit besseren Hygiene- und Prophylaxemaßnahmen in der Tierhaltung könne der Einsatz von Antibiotika deutlich verringert werden.
Um den Eintrag von Arzneimitteln in die Umwelt zu verringern, fördere die DBU bereits seit vielen Jahren unterschiedliche Lösungsansätze, wie Bottermann erklärt: „Dazu gehören Arzneimittel, die bei gleicher Wirksamkeit bereits im Körper möglichst vollständig abgebaut und nicht mehr ausgeschieden werden.“ Auch ein verbessertes Stall- und Abluftmanagement sowie die Darreichungsform von Medikamenten könnten ein unkontrolliertes Ausbreiten antibiotischer Wirkstoffe verhindern, indem die Medikamente etwa in Pellet- statt Pulverform an Tiere verabreicht würden. Es sei mittlerweile erwiesen, dass sich beim Anwenden von Pulvern die Wirkstoffe über Stallstaub und Lüftungsanlagen verbreiteten. Neben gesunden Tieren nähmen auch Landwirte und Tierärzte, die in den Ställen arbeiteten, diese Substanzen auf.
Aber nicht nur Antibiotika, sondern Arzneimittel generell könnten ungewollte Auswirkungen auf die Umwelt haben. Bestimmte Antiepileptika und Betablocker gegen Bluthochdruck würden die Organe von Fischen schädigen, das Empfängnisverhütungsmittel Ethinylestradiol verändere die Geschlechtsmerkmale bei Fischen, Psychopharmaka hätten Einfluss auf das Verhalten von Barschen. Bottermann: „Die Grundlage für alle Maßnahmen zum Verhindern von Arzneimitteleinträgen in die Umwelt sind ein besseres und flächendeckendes Umweltmonitoring sowie eine stärkere Wirkungsforschung. Über viele Stoffe und deren Auswirkungen fehlen Langzeitstudien und Erkenntnisse, die ein Gegensteuern erst möglich machen.“
Zu dem DBU-Forum „Sanfte Medizin für sauberes Wasser“ waren Wissenschaftler und Experten aus Politik, Wasserwirtschaft und Medizin nach Os-nabrück gekommen, um die aktuellen Fragen und Herausforderungen zur Umweltrelevanz von Arzneimittelrückständen in der Umwelt zu diskutieren. Das DBU-Positionspapier im Wortlaut hier: https://www.dbu.de/index.php?menuecms_optik=&menuecms=123&objektid=35999

Weitere Informationen:

https://www.dbu.de/123artikel35998_335.html

Quelle: idw

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Körperfett: Das Gehirn regelt die Masse, der Stoffwechsel die Verteilung

Alexander Schlaak Referat II/2, Kommunikation
Universität Regensburg

Ein internationales Forscherkonsortium hat einen wichtigen Baustein zum Verständnis der Entstehung und der Verteilung von Fettmasse entschlüsselt. Die Forscher haben 97 Genorte für absolute Fettmasse und 49 Genorte für die Fettverteilung identifiziert. Sie fanden heraus, dass die genetischen Faktoren für die Entwicklung von Fettmasse vor allem im Gehirn und hier besonders in der Appetitsignalkette zu verorten sind, während die Fettverteilung überwiegend Gene involviert, denen eine Rolle bei der Fettzellentstehung zugeschrieben wird. Zudem bestätigten sie frühere Arbeiten, nach denen die Fettverteilungs-Genetik bei Frauen stärker ausgeprägt ist.

Körperfett ist an sich etwas Gutes. Junges und strahlendes Aussehen ergibt sich durch starkes Unterhautfettgewebe. Viel Fett kann aber auch zu viel des Guten sein und die Ursache für zahlreiche chronische Erkrankungen. Besorgniserregend ist, dass der Grad an Fettleibigkeit (Adipositas) weltweit ansteigt. Neben falscher Ernährung und geringer körperlicher Aktivität als Hauptursachen spielen auch genetische Faktoren eine Rolle. Über ein tieferes Verständnis dieser genetischen Faktoren kann man somit den Entstehungsmechanismen vieler Krankheiten auf die Spur kommen.

Das internationale GIANT-Konsortium (Genetic Investigation of Antropometric Measures Consortium) untersucht alle bekannten Genvarianten auf einen Zusammenhang mit Adipositas-Parametern. Zwei dieser Parameter haben sich hier etabliert: Neben dem bekannten Body-Mass-Index (BMI), der ein Maß für die Fettmasse darstellt, beschreibt der Taillen-Hüft-Umfang die Fettverteilung.

Unter Federführung von Thomas Winkler und Prof. Dr. Iris Heid vom Lehrstuhl für Genetische Epidemiologie der Universität Regensburg wurde nun ein bedeutender Schritt getan, um die Mechanismen bei der Entstehung von Fettmasse und die Gründe für die Fettverteilung zu verstehen. Im Rahmen einer genomweiten Assoziationsstudie (GWAS) konnten die Forscher 97 Genorte für den BMI und 49 Genorte für das Taillen-Hüft-Verhältnis identifizieren. Bei einer GWAS handelt es sich um eine statistische Untersuchung der genetischen Variation des menschlichen Genoms mit dem Ziel, eine Krankheit mit einer bestimmten Genvariante in Verbindung zu setzen.

Die internationale Studie brachte Überraschendes zutage: Mehr als die Hälfte der identifizierten Genorte wurde zuvor noch nie mit Adipositas in Verbindung gebracht, sondern nur über hypothesenfreie genomweite Suchen entdeckt. Zudem ist die Zusammenschau der Gene interessant, die in diesen Genregionen anzutreffen sind. In den Genorten für den BMI finden sich vor allem Gene, die im zentralen Nervensystem und im Gehirn eine Rolle spielen; viele davon liegen direkt in der Appetitsignalkette. In den Genorten für das Taillen-Hüft-Verhältnis befinden sich wiederum viele Gene, denen eine Rolle bei der Entwicklung der Fettzellen und bei der Insulinregulation zugesprochen wird. Bei Frauen ist darüber hinaus die Fettverteilungs-Genetik deutlicher ausgeprägt als bei Männern.

Die Ergebnisse der Wissenschaftler wurden in zwei Artikeln in der renommierten Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht.

Die beiden Original-Veröffentlichungen in „Nature“:
Shungin, Winkler et al. (2015), Nature online, New genetic loci link adipose and insulin biology to body fat distribution (DOI: 10.1038/nature14132)
Locke et al. (2015), Nature online, Genetic studies of body-mass-index yield new insights for obesity biology (DOI: 10.1038/nature14177)

Quelle: idw

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Mit thermischen Wärmepumpen Wohngebäude beheizen

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Neues Gas-Adsorptionsheizgerät für Ein- und Mehrfamilienhäuser

Lange Zeit galten thermische Wärmepumpen meist als zu groß, um den vergleichsweise niedrigen Wärmebedarf von Ein- und Mehrfamilienhäusern effizient zu decken. Neu entwickelte Gas-Adsorptionsheizgeräte können das ändern. Sie sind genau für dieses Anwendungsgebiet entwickelt worden. Das BINE-Projektinfo „Mit Gas-Adsorptionswärmepumpen heizen“ (03/2015) stellt eines der neuen Geräte vor. Dieses kombiniert die Brennwerttechnik mit einem thermischen Wärmepumpenmodul auf Zeolith-Wasser-Basis.

Das Gerät besteht aus zwei Modulen: Die thermische Wärmepumpenanlage deckt die Grundlast der Gebäudebeheizung. Die nötige Wärme zum Antrieb steuert ein Gas-Brennwertmodul bei. Dieses deckt zusätzlich noch den Spitzenwärmebedarf an sehr kalten Tagen. Im Vergleich zu einer Elektro-Wärmepumpe benötigt das neue Konzept deutlich weniger Umweltwärme. Als Wärmequellen kommen Erdsonden, -kollektoren und -körbe sowie auch solare Wärme aus Kollektoranlagen infrage. Im Vergleich zu reinen Gas-Brennwertheizungen ist ein bis zu 40 % höherer Jahresnutzungsgrad erreichbar.

Das Gas-Adsorptionsheizgerät ist eine Entwicklung der Viessmann Werke aus Allendorf. In abschließenden Feldtests bestätigten Anlagenbetreiber und Heizungsinstallateure die guten Erfahrungen mit den Geräten. Die Betreiber haben besonders die niedrigen Geräuschemissionen und die intuitive Bedienbarkeit herausgestellt. Der Aufwand für Montage und Inbetriebnahme ist nicht größer als bei konventionellen Heizsystemen.

Das BINE-Projektinfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe unter www.bine.info oder telefonisch unter 0228 92379-00228 92379-0 erhältlich.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

Weitere Informationen:
http://www.twitter.com/bineinfo – Verpassen Sie keine Neuigkeiten von BINE Informationsdienst und folgen Sie uns auf Twitter.
https://www.facebook.com/BINE.Informationsdienst – Lesen, diskutieren und teilen Sie auf Facebook aktuelle Themen zur Energieforschung!

Quelle: idw

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Brokkoli & Co: Krebsprävention durch Ernährung

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Wer sich gemüse- und obstreich ernährt, kann damit nach aktuellem Wissensstand sein Krebsrisiko senken oder die Krebstherapie unterstützen. Wie eine solche Ernährung aussehen kann und auf welche Nahrungsmittel man lieber verzichten sollte, erklärt Professor Dr. Ingrid Herr, Sektionsleiterin an Chirurgischer Universitätsklinik und Deutschem Krebsforschungszentrum, bei Medizin am Abend am 18. März 2015.

Inhaltsstoffe aus Brokkoli und verwandtem Gemüse hemmen das Krebswachstum und verstärken die Wirkung von Chemotherapien. Das zeigte das Team um Professor Dr. Ingrid Herr, Leiterin der Sektion Chirurgische Forschung am Universitätsklinikum Heidelberg, in den letzten Jahren in Forschungsarbeiten. Inzwischen ist klar: Viele Substanzen aus Obst und Gemüse sind Gift für Krebszellen und schützen ganz allgemein vor Entzündungen. Wie sich dieses Wissen für die tägliche Ernährung nutzen lässt, erklärt Professor Herr den Besuchern der Vortragsreihe „Medizin am Abend“ am Mittwoch, 18. März 2015. Auch Ideen für die Küche fehlen nicht und beim anschließenden Imbiss gibt es gesunde Häppchen zum Probieren. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr im Hörsaal der Kopfklinik, Im Neuenheimer Feld 400. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

Wie Brokkoli-Wirkstoffe Krebszellen schaden
Seit 2007 sucht das Team um Professor Herr nach Wegen, die Widerstandskraft besonders aggressiver Zellen, sogenannter Tumorstammzellen, des Bauchspeicheldrüsenkrebs zu brechen. Diese Vorläuferzellen des Tumors können sich sehr gut regenerieren und sind daher gegen Medikamente und Bestrahlung resistent. Fündig wurden die Wissenschaftler zunächst bei Brokkoli und verwandtem Gemüse: Der pflanzliche Wirkstoff Sulforaphan unterdrückt in Laborversuchen einen bestimmten Stoffwechselweg in den Tumorstammzellen, mit dem diese sich vor der Chemotherapie schützen. „Sulforaphan bricht in unseren Experimenten die Resistenz der Tumorstammzellen“, so Herr, Leiterin der Arbeitsgruppe Molekulare OnkoChirurgie, einer Kooperation der Chirurgischen Universitätsklinik mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum. Eigene Therapieversuche an Mäusen sowie gerade begonnene Pilotstudien aus den USA zu anderen Krebsarten verliefen bisher so vielversprechend, dass am Universitätsklinikum Heidelberg 2014 ebenfalls eine Patientenstudie gestartet wurde. Darin will das Team zusammen mit dem Chirurgen Professor Dr. Peter Schemmer, Leiter der Sektionen Leberchirurgie und Viszerale Organtransplantation, prüfen, ob Sulforaphan aus Brokkolisprossen das Behandlungsergebnis bei Bauchspeicheldrüsenkrebs verbessern kann.

Schützende Effekte wies die Heidelberger Arbeitsgruppe im Laborversuch auch bei anderen Pflanzenstoffen nach – z.B. bei Quercetin, das in Brokkoli, Apfelschalen und vielen anderen Obst- und Gemüsesorten enthalten ist, oder Salicylsäure, dem Wirkstoff der Weidenrinde, aus dem Aspirin entwickelt wurde. Internationale Forschungsarbeiten identifizierten noch weitere pflanzliche Wirkstoffe gegen Tumorstammzellen: Nachgewiesen hat man solche Stoffe bisher u.a. bei den verschiedenen Kohlarten, Hülsenfrüchten, Tomaten, Peperoni, Weintrauben, Beeren, schwarzem Pfeffer oder grünem Tee. Auch Vitamin D, das nach Sonneneinstrahlung in der Haut gebildet wird, scheint die Krebszellen zu schädigen.

Ernährung mit viel Gemüse enthält wirksame Dosis
Inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass diese Pflanzenstoffe nicht nur Krebszellen schädigen können, sondern bereits das Krebsrisiko senken. „Substanzen wie Sulforaphan, Quercetin und Co wirken Entzündungen entgegen. Und Entzündungen sind nach aktuellem Stand der Forschung ein Schlüsselfaktor bei der Krebsentstehung“, so die Biologin. „Eine entzündungshemmende Ernährung spielt daher – neben einem gesunden Lebenswandel ohne Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum – eine wichtige Rolle für die Krebsprävention.“

Aber muss man für eine wirksame Dosis der Pflanzenmedizin dann Berge von Brokkoli, Blumenkohl und Sojaschrot zu sich nehmen oder gar zu Extrakten greifen? „Studien weisen darauf hin, dass eine angepasste Ernährung mit reichhaltig Obst und Gemüse z.B. zur Unterstützung einer Krebstherapie ausreicht – und besser wirkt als die Einnahme einzelner Nahrungsergänzungsmittel. Man sollte bei der Zubereitung aber darauf achten, die wertvollen Inhaltsstoffe nicht zu zerkochen – am besten das Gemüse nur kurz dämpfen“, rät die Forscherin. Dazu empfiehlt sie, entzündungsfördernde Nahrungsmittel besser nur in Maßen zu genießen: Dazu zählen u.a. rotes Fleisch, Wurst, Produkte aus Weißmehl und Süßigkeiten.

Weitere Informationen:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fuer-Patienten.111688.0.html Patienteninformation zu Brokkoli-Inhaltsstoff Sulforaphan und weitere Tipps für eine gesunde Ernährung
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/ShowSingleNews.176.0.html?&no_cache=1&… Pressemitteilung 12. Juni 2012: „Wie Brokkoli-Wirkstoffe die Krebstherapie unterstützen“
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Medizin-am-Abend.132249.0.html Medizin am Abend

Quelle: idw

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Ausbilden: Für Betriebe eine Investition, die sich auszahlt!

Andreas Pieper Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Betriebe investieren in hohem Umfang in die Ausbildung ihres Fachkräftenachwuchses. Nach den Ergebnissen einer neuen repräsentativen Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zu Kosten und Nutzen der betrieblichen Ausbildung sind die Aufwendungen der Betriebe im Vergleich zur letzten Erhebung 2007 um real etwa 600 Euro pro Auszubildendem und Jahr auf 5.398 Euro gestiegen. Diese Investitionen zahlen sich aber insbesondere bei Übernahme der Auszubildenden aus, da Personalgewinnungskosten eingespart werden, sich die Abhängigkeit vom externen Arbeitsmarkt reduziert und somit mögliche Ausfallkosten durch Personalengpässe vermieden werden.

Über 80 % der Betriebe bestätigen, dass sie ausbilden, um Fachkräfte zu qualifizieren, die langfristig im Unternehmen eingesetzt werden sollen. Die Mehrzahl (59 %) der mehr als 3.000 befragten Ausbildungsbetriebe ist daher nach eigener Aussage „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis der Ausbildung. Nur 11 % zeigten sich unzufrieden. Die Ergebnisse der BIBB-Befragung sind in der neuen Ausgabe des BIBB REPORT, Heft 1/2015, veröffentlicht.

Im Ausbildungsjahr 2012/2013 entstanden den Betrieben im Durchschnitt pro Auszubildendem und Jahr Bruttokosten in Höhe von 17.933 Euro. Davon entfielen 11.018 Euro (62 %) auf die Personalkosten der Auszubildenden und 4.125 Euro (23 %) auf die des Ausbildungspersonals. Mit 925 Euro (5 %) schlugen die Anlage- und Sachkosten und mit 1.866 Euro (10 %) sonstige Kosten zu Buche. Hierzu gehören zum Beispiel Kammergebühren oder Kosten für externe Lehrgänge und die Ausbildungsverwaltung.

Die Auszubildenden verursachen jedoch nicht nur Kosten. Sie leisten durch ihre Arbeit einen Beitrag zur Produktion von Waren und Dienstleistungen. Zieht man diese produktiven Leistungen in Höhe von durchschnittlich 12.535 Euro von den Bruttokosten ab, so ergeben sich für das Ausbildungsjahr 2012/2013 für die Betriebe durchschnittliche Nettokosten von 5.398 Euro pro Jahr und Auszubildendem. Etwa 28 % der Auszubildenden erwirtschafteten 2012/2013 Nettoerträge für ihre Ausbildungsbetriebe.

In Ostdeutschland betrugen die Nettokosten durchschnittlich 6.314 Euro, während sie in Westdeutschland bei 5.242 Euro lagen. Aufgrund des unterschiedlichen Niveaus bei Ausbildungsvergütungen, Löhnen und Gehältern fielen sowohl die Bruttokosten als auch die Erträge aus den produktiven Leistungen der Auszubildenden in Westdeutschland höher aus als in Ostdeutschland. Die Differenz bei den Erträgen war allerdings höher als bei den Bruttokosten, so dass sich für Ostdeutschland höhere Nettokosten ergeben. Zwischen den Ausbildungsbereichen gab es ebenfalls starke Unterschiede. Die höchsten Nettokosten fielen im Öffentlichen Dienst (8.032 Euro) sowie in Industrie und Handel (6.146 Euro) an. Im Handwerk (4.390 Euro), den Freien Berufen (3.705 Euro) sowie in der Landwirtschaft (1.293 Euro) waren die Nettokosten deutlich geringer.

Differenziert man nach verschiedenen Berufsgruppen, zeigt sich, dass bei den technischen Berufen (zum Beispiel Industriemechaniker/-in, Fachinformatiker/-in) die höchsten Bruttokosten aufgewendet werden (19.092 Euro). Da hier auch die niedrigsten Erträge (10.153 Euro) erwirtschaftet werden, sind die Nettokosten mit 8.939 Euro am höchsten. In den kaufmännischen Berufen sind die Nettokosten mit 3.522 Euro am geringsten. Den recht hohen Bruttokosten (18.206 Euro) stehen hier die höchsten Erträge gegenüber (14.684 Euro). In den gewerblichen Berufen (zum Beispiel Tischler/-in, Koch/Köchin) liegen die Nettokosten bei 4.257 Euro. Die Bruttokosten betragen 16.116 Euro, die Erträge sind mit 11.859 Euro niedriger als in den kaufmännischen Berufen.

Bei einer Übernahme der Auszubildenden entstehen zusätzliche erhebliche Kosteneinsparungen für die Betriebe. Im Durchschnitt übernahmen die Unternehmen rund 60 % ihrer Auszubildenden. Sie sparen so Personalgewinnungskosten, die anfallen würden, wenn Fachkräfte vom externen Arbeitsmarkt eingestellt werden müssten. Hierfür wendete ein Betrieb laut BIBB-Befragung durchschnittlich 8.715 Euro auf. Außerdem ergeben sich für die Betriebe noch weitere Vorteile, deren Wert sich aber nicht monetär berechnen lässt. So kann der Betrieb zum Beispiel den Auszubildenden, zusätzlich zu den durch die Ausbildungsordnung vorgegebenen Inhalten, bereits in der Ausbildung weitere betriebsspezifische Kenntnisse vermitteln.

Detaillierte Informationen in: BIBB REPORT, Heft 1/2015: „Ausbildung in Deutschland weiterhin investitionsorientiert – Ergebnisse der BIBB-Kosten-Nutzen-Erhebung 2012/2013″. Die Ausgabe kann im Internetangebot des BIBB kostenlos heruntergeladen werden unter http://www.bibb.de/bibbreport-1-2015

Ansprechpartner im BIBB:
Felix Wenzelmann, E-Mail: wenzelmann@bibb.de
Anika Jansen, E-Mail: jansen@bibb.de
Gudrun Schönfeld, E-Mail: schoenfeld@bibb.de

Quelle: idw

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Vitamine und Zink wirksam gegen Augenleiden AMD – Augenärzte warnen vor Selbstmedikation

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

München – Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln kann das Fortschreiten der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) in bestimmten Fällen verzögern. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) empfiehlt die Mittel nur in ausgewählten Stadien der Erkrankung und warnt in einer Stellungnahme vor Selbstmedikation. Zum Schutz vor AMD empfiehlt die DOG im Übrigen gesunde Ernährung und zur Früherkennung regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt.

Altersabhängige Makuladegeneration (AMD) betrifft etwa 4,5 Millionen Deutsche und ist damit die häufigste Erblindungsursache in den Industrienationen. Bei der feuchten Form wachsen Blutgefäße unkontrolliert in den Bereich des schärfsten Sehens auf der Netzhaut des Auges ein und zerstören unbehandelt diesen „Fleck“ – lateinisch „Makula“. Bei der trockenen Spätform sterben Sehzellen direkt ab. Die altersbedingten Schäden beeinträchtigen das Sehen erheblich, viele Betroffene erblinden im späten Stadium nahezu vollständig.

Amerikanische Studien deuten darauf hin, dass eine Kombination aus den Vitaminen C und E, Beta-Carotin, Zink- und Kupferoxid das Fortschreiten einer AMD in bestimmten Stadien verlangsamen und so die Sehkraft länger erhalten kann. „Dieser positive Effekt betrifft die Entwicklung hin zu einer feuchten Form der Erkrankung, wenn bestimmte Voraussetzungen bei den Makula-Erkrankungen erfüllt werden, die nur der Augenarzt feststellen kann“, sagt DOG-Vorstandsmitglied Professor Dr. med. Frank Holz. „Keineswegs ist die Einnahme für alle Stadien der AMD sinnvoll.“

Zur allgemeinen Vorbeugung sei der Nährstoff-Cocktail daher nicht zu empfehlen. Insbesondere bei Rauchern, auch ehemaligen, kann die zusätzliche Einnahme von Beta-Carotin das Lungenkrebsrisiko erhöhen, wie Untersuchungen zeigen. Weitere sehr seltene aber mögliche Nebenwirkungen sind Nierensteine, Magenbeschwerden, und Hautverfärbungen. „Auch AMD-Patienten sollten ihren Arzt fragen, ob eine Behandlung mit Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll ist und sich genau an die vorgeschriebene Dosierung halten“, rät der Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn. Diese Empfehlungen hat die DOG jetzt in einer aktuellen Stellungnahme zusammengefasst.

Um sich vor AMD zu schützen, sei es auf jeden Fall sinnvoll, nicht zu Rauchen und auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. So lautet auch die Empfehlung der niederländischen „Rotterdam-Studie“. Anhand von Fragebögen dokumentieren 5836 Teilnehmer über einen Zeitraum von acht Jahren ihre Ernährung. Probanden, die eine durch Lebensmittel überdurchschnittlich hohe Zufuhr von Vitamin C, E, Beta-Carotin und Zink angaben, verringerten dadurch ihr Risiko für eine AMD um 35 Prozent. Die meisten Obst- und Gemüsesorten enthalten die Vitamine C und E. Zink ist in roten Fleischsorten, Käse und Pilzen enthalten. Auch Omega-3-Fettsäuren, zum Beispiel aus Fisch und Rapsöl erhalten die Sehkraft.

Bis heute gibt es kein „Heilmittel“ für die AMD. Die feuchte Form kann heute sehr wirksam mit der Verabreichung von Medikamenten, die einen Botenstoff selektiv hemmen, behandelt werden, Bei frühzeitiger Diagnose von früheren Formen kann der Augenarzt den Krankheitsverlauf verzögern um die Sehkraft so lange wie möglich zu erhalten. „Ab 50 sollte jedes Jahr ein Termin zur augenärztlichen Kontrolle im Kalender stehen“, rät“ Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Pressesprecher der DOG. Die gemeinsame Stellungnahme von DOG, der Retinologischen Gesellschaft und des Berufsverbandes der Augenärzte in Deutschland ist im Internet erhältlich.

Literatur:
Aktuelle Stellungnahme der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, der Retinologischen Gesellschaft und des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschland zu Nahrungsergänzungsmitteln bei altersabhängiger Makuladegeneration, Oktober 2014

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Heute ist Weltwassertag – Schutz der Gewässer ist auch Klimaschutz

Saskia Donath Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Bei Wasser denken die meisten vor allem an sauberes Trinkwasser. Doch lenken wir den Blick heute einmal darauf, dass Gewässer wie Flüsse und Seen auch einzigartige Lebensräume sind und für den Menschen vielfältige Nutzungen ermöglichen. Der Erhalt ihrer natürlichen Funktionen ist auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) konnten beispielsweise nachweisen, dass Stauseen eine bedeutende Quelle für Treibhausgase sind. Nach Hochrechnungen von Forschern stammen 4 % des weltweit aus Binnengewässern freigesetzten Kohlenstoffes aus Wasserkraft produzierenden Stauseen – bei einem Flächenanteil von nur etwa 0,6 %.

NBeim Thema Wasser denken die meisten vor allem an sauberes Trinkwasser. Doch lenken wir den Blick heute einmal darauf, dass Gewässer wie Flüsse und Seen auch einzigartige Lebensräume sind und für den Menschen vielfältige Nutzungen ermöglichen. Der Erhalt ihrer natürlichen Funktionen ist auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) konnten beispielsweise nachweisen, dass Stauseen eine bedeutende Quelle für Treibhausgase sind. Nach Hochrechnungen von Forschern stammen 4 Prozent des weltweit aus Binnengewässern freigesetzten Kohlenstoffes aus Wasserkraft produzierenden Stauseen – bei einem Flächenanteil von nur etwa 0,6 Prozent.

Die im Jahr 2000 in Kraft getretene Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) hat ein ambitioniertes Ziel: Bis 2015, spätestens jedoch bis 2027, solle ein guter Zustand der europäischen Gewässer erreicht sein. Die Zeit ist nahezu um, bis Ende dieses Jahres sollen die einzelnen Länder die Maßnahmen zum Erreichen der Ziele umgesetzt haben. „Es ist unbestreitbar, dass sich die Wasserqualität in den Ländern der EU in den letzten Jahrzehnten teilweise stark verbessert hat. Zugleich nimmt aber auch der Nutzungsdruck auf die Ressource Wasser zu“, so Prof. Dr. Klement Tockner, Direktor des IGB.

Landwirtschaft, Industrie, Energiewirtschaft, Schifffahrt, Erholung und zahlreiche Tier- und Pflanzenarten konkurrieren um die gleiche Ressource. Das Austrocknen des Aralsees, die Dürre- und Hochwasserkatastrophen der letzten Jahre, die Ausbreitung wasserbürtiger Krankheiten und der Verlust der Biodiversität sind deutliche Signale dieser Übernutzung.
Und auch einseitig verstandener Umweltschutz, wie der Ausbau der Wasserkraft, kann sich fatal auf Gewässer auswirken. „Derzeit werden im Alpenraum viele der letzten intakten Gewässer der Energiegewinnung durch Wasserkraft geopfert, trotz der Tatsache, dass diese Kleinkraftwerke keinen nennenswerten Beitrag zur nachhaltigen Sicherung der Energieversorgung liefern“, so Klement Tockner.

Wasserkraft galt lange Zeit als Energiequelle mit sehr guter Ökobilanz. Seit Ende der achtziger Jahre konnten Forscher jedoch zeigen, dass Stauseen beachtliche Mengen an Treibhausgasen an die Atmosphäre abgeben. In einer aktuellen Erhebung zur Emission von Treibhausgasen wurden Daten aus 85 Stauseen in tropischen und gemäßigten Breiten ausgewertet. Die daraus abgeleitete Kohlenstoff-Emission aus allen Stauseen mit Wasserkraftwerken beträgt 51 Millionen Tonnen Kohlenstoff pro Jahr. Damit stammen 4 Prozent des weltweit aus Binnengewässern freigesetzten Kohlenstoffes aus Wasserkraft produzierenden Stauseen – bei einem Flächenanteil von nur etwa 0,6 Prozent. In den kommenden 15 bis 20 Jahren werden weltweit bis zu 4000 neue große Wasserkraftanlagen gebaut, welche die Stromproduktion aus Wasserkraft nahezu verdoppeln. „Obwohl es auch einige Stauseen mit geringerem Treibhausgaspotential gibt, besteht angesichts des enormen globalen Ausbaus der Wasserkraft die Gefahr, dass es in Zukunft zu einer deutlichen Zunahme der Treibhausgasemissionen durch Stauseen kommen wird“, so der IGB-Wissenschaftler Dr. Peter Casper, der bereits seit einigen Jahren die Emission von Treibhausgasen aus Seen erforscht.

Kontakt:
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310
12587 Berlin

Nadja Neumann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
030/64181975030/64181975
Nadja.neumann@igb-berlin.de

Prof. Dr. Klement Tockner
Direktor des IGB
030/64181601030/64181601
tockner@igb-berlin.de

Dr. Peter Casper
Wissenschaftler am IGB
033082 699 29033082 699 29
pc@igb-berlin.de

Weitere Informationen:
http://www.igb-berlin.de

Quelle: idw

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Wie fettiges Essen unserem Darm schadet

Dr. med. Svenja Ludwig Pressestelle
Deutsche Krebshilfe e. V.

Tipps der Deutschen Krebshilfe im Darmkrebsmonat März

München (elf) – Stark übergewichtige Menschen tragen ein doppelt so hohes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Doch was sind die Ursachen für diesen Zusammenhang? Münchner Wissenschaftler fanden nun heraus: Eine zu fettreiche Ernährung bringt die Darmflora aus ihrem sensiblen Gleichgewicht. Das lässt das Krebsrisiko ansteigen – auch bei Normalgewichtigen, wie die Forscher in der renommierten Fachzeitschrift Nature berichteten. Die Deutsche Krebshilfe hat das wissenschaftliche Projekt mit 264.000 Euro gefördert.

Pommes, Grillhahn, Bratwurst – Ob aus Zeitmangel oder schlicht aus Gewohnheit, immer häufiger greifen wir zu schnell verfügbarem und sehr fettigem Essen. Mit unseren Lebensgewohnheiten hat sich auch unser Essverhalten geändert. Gepaart mit mangelnder Bewegung kann dies zu Übergewicht führen. Ein zu hohes Körpergewicht geht einher mit einem erhöhten Risiko, an Krebs zu erkranken, insbesondere Darmkrebs. Epidemiologische Studien haben diesen Zusammenhang gezeigt.

Was die molekularen Ursachen für das erhöhte Krebsrisiko sind, war bislang unklar. Als Dr. Melek C. Arkan vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München und ihr Team im Labor dieser Frage auf den Grund gingen, warfen sie einen genauen Blick auf die Darmflora. „Unsere Darmflora ist ein System aus unterschiedlichen Mikroorganismen, zum Großteil Bakterien. Diese übernehmen sehr wichtige Funktionen, wie etwa die Nahrung zu verdauen, lebenswichtige Stoffe zu produzieren und Krankheitserreger abzuwehren“, erklärt Arkan. Als Bestandteil des Verdauungssystems reagiere die Darmflora ganz sensibel darauf, was wir essen.

„Eine besonders fettreiche Ernährung führt dazu, dass die Darmflora aus ihrem Gleichgewicht geworfen wird“, beschreibt Arkan die experimentellen Beobachtungen. Einige Bakterienstämme kommen dann vermehrt, andere wiederum in geringeren Mengen im Darm vor. Das Forscherteam beobachtete im Labor: Diese Veränderungen in der Darmflora spielen eine ganz entscheidende Rolle bei der ernährungsbedingten Entstehung von Darmkrebs – unabhängig vom Gewicht.

Bedeutet dies im Umkehrschluss, dass wir das Krebsrisiko senken können, indem wir das Gleichgewicht der Darmflora wiederherstellen? „Durch die Behandlung mit Butyrat – einem bakteriellen Endprodukt – konnten wir im Labor die bakterielle Zusammensetzung im Darm wieder angleichen“, schildert Arkan. „Und in der Tat haben wir beobachtet, dass dies vor der Krebsentstehung schützen kann.“

Unklar ist noch, ob die Laborergebnisse auch auf den Menschen zutreffen. Dies herauszufinden, ist nun das Ziel des Forscherteams. „Sollte dies der Fall sein, eröffnet sich uns die Möglichkeit, ganz gezielt individuelle Ernährungspläne zu erstellen“, betont Arkan. Besonders profitieren könnten davon Menschen, die durch andere Faktoren, wie etwa eine erbliche Vorbelastung oder Übergewicht ein ohnehin schon erhöhtes Risiko tragen.

„Wir müssen leider feststellen, dass immer mehr Menschen an Darmkrebs erkranken“, betont Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. „Hierbei spielt ganz offensichtlich die Ernährung mit eine Rolle. Je genauer wir daher die Ursachen für die Entstehung von Tumoren im Darm verstehen, umso besser können wir durch eine bewusste und gesunde Ernährung einer Erkrankung vorbeugen.“

Publikation: Manon D. Schulz et.al. „High-fat-diet-mediated dysbiosis promotes intestinal carcinogenesis independently of obesity“, Nature (2014), doi: 10.1038/nature13398

Hintergrundinformation: Darmkrebsrisiko und Prävention
Darmkrebs (Kolonkarzinom) ist die dritthäufigste Krebserkrankung in Deutschland. 36.000 Männer und 29.000 Frauen erkranken jedes Jahr neu daran (Robert Koch Institut 2013). Er umfasst Krebserkrankungen des Dickdarms (Kolon), des Enddarms (Mastdarm/Rektum) und des Darmausgangs (Anus).

Zu den Risikofaktoren gehören schwere chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und bestimmte Darmpolypen, die als Vorläufer von bösartigen Darmtumoren zu sehen sind. Auch die Lebensweise spielt eine Rolle: Eine ballaststoffarme, fett- und fleischreiche Ernährung, regelmäßiger Alkoholkonsum und wenig Bewegung erhöhen das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.

Quelle: idw

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Schützt die Meerengel

Sabine Heine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere

Das vom Bonner Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (ZFMK), der Universität Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC) sowie der Zoological Society of London (ZSL) gegründete Engelhai Projekt (Angel Shark Project; www.angelsharkproject.com) zum Schutz der letzten auch Meerengel genannten Haie steht derzeit zur Abstimmung im online-voting der Naturschutzorganisation European Outdoor Conservation Association (EOCA). EOCA wird die Gewinner dieses Wettbewerbs mit Geld unterstützen, das durch Fundraising und Spenden zusammengekommen ist.

Vom 9. bis 23. März können auch Sie für den Schutz der Engelhaie abstimmen, um die (höchstwahrscheinlich) letzte Population der Engelhaie zu schützen, die sich vor den Kanarischen Inseln befindet. Der Engelhai Squatina squatina ist vom Aussterben bedroht. Sollte das Engelhai Projekt die Gelder gewinnen, wird es diese investieren, um Sportfischer und Taucher in den Schutz der Tiere zu integrieren.

Das Wissenschaftler Team vom Angel Shark Project arbeitet bereits seit 2013 auf den Kanaren um das Verbreitungsgebiet, die Populationsgröße und die Habitat Nutzung der Engelhaie zu erforschen. Hierfür wurde eine online Datenbank entwickelt, ePOSEIDON, die von Tauchern genutzt wird, die Engelhaie bei ihren Tauchgängen sichten. Somit werden Bürger in die Forschung integriert und die Tauchbasen und große Teile der Tourismusindustrie auf den Kanaren profitieren von der Mitwirkung an der Unversehrtheit des marinen Ökosystems.

Als Teil ihrer Masterarbeit am ZFMK, analysiert Eva Meyers diese Datenbank und erstellt ein mathematisches Modell, um den potentiellen Lebensraum und das Verbreitungsgebiet des Engelhais auf den Kanarischen Inseln zu berechnen.

„Die Mithilfe der Kanarischen Tauch-Gemeinde ist von großer Bedeutung für das Projekt. Es ermöglicht uns in kurzer Zeit an genügend Daten für das Modell zu kommen und ein breiteres Gebiet abzudecken“, erläutert Eva Meyers (ZFMK). „Dieses Projekt zeigt hervorragend, wie sich die Öffentlichkeit an Forschungsprojekten beteiligen kann“ ergänzt Dr. Dennis Rödder (Naturschutzbiogeograph und Leiter der Abteilung Herpetologie am ZFMK).

Leider ist die letzte Population dieser einst in Europa weitverbreiteten Art stark durch die Fischerei bedroht, insbesondere durch Sportfischer. Dieses Jahr möchte das Engelhai Projekt mit Hilfe der EOCA Finanzierung, die Sportfischer-Gemeinde in das Projekt miteinbeziehen. Fischer sollen lernen, wie sie gefangene Engelhaie schadlos wieder aussetzten und sollen für den Schutz der Engelhai auf den Kanaren werben.

„Das Engelhai-Projekt könnte helfen, diese seltenen Tiere besser zu schützen indem wir eine langfristige Schutzstrategie entwickeln“, begründet Joanna Barker, Project Manager der ZSL für das Engelhai Projekt.

Mehr Informationen finden sie unter :
www.angelsharkproject.com,
www.zsl.org/angelsharks ,
www.programaposeidon.eu

Ansprechpartner:
Dr. Dennis Rödder
Sektionsleiter Herpetologie
Kurator Herpetologie
Tel: +49 228 9122-252+49 228 9122-252
Fax: +49 228 9122-212
Mail: d.roedder@zfmk.de

Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere hat einen Forschungsanteil von mehr als 75 %. Das ZFMK betreibt sammlungsbasierte Biodiversitätsforschung zur Systematik und Phylogenie, Biogeographie und Taxonomie der terrestrischen Fauna. Die Ausstellung „Unser blauer Planet“ trägt zum Verständnis von Biodiversität unter globalen Aspekten bei.

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 89 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de

Quelle: idw

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Hexenschuss ist Warnschuss für den Rücken

Susanne Herda Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

Der Hexenschuss ist ein Warnschuss für den Rücken. Merkmale der im Volksmund als Hexenschuss bezeichneten akuten Lumbalgie sind plötzlich auftretende, oftmals stechende und manchmal anhaltende Beschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule. Ein Hexenschuss kann Ausdruck unkomplizierter akuter nicht-spezifischer Kreuzschmerzen sein, die innerhalb weniger Tage wieder abklingen. Sie sind nicht selten ein Hinweis auf eine schlecht trainierte Rücken- und Bauchmuskulatur oder einen bewegungsarmen Lebensstil. Hinter einem Hexenschuss kann aber auch eine ernsthafte Erkrankung wie beispielsweise ein Bandscheibenvorfall stecken.

Darauf weisen die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) und der Berufsverband der Orthopäden und Unfallchirurgen e.V. (BVOU) anlässlich des Tages der Rückengesundheit am 15. März 2015 hin. Orthopäden und Unfallchirurgen geben Tipps für einen starken Rücken und erklären, wie Betroffene einen Hexenschuss schnell wieder loswerden und ab wann der Gang zum Arzt notwendig ist.

80 bis 85 Prozent der Menschen in Deutschland leiden irgendwann in ihrem Leben an Rückenschmerzen (1). „Bewegung ist hervorragend gegen Kreuzschmerzen. Allerdings übertreiben es einige Menschen im Frühjahr und belasten in ihrem Tatendrang nach der Winterzeit ihre darauf nicht vorbereitete Wirbelsäule zu stark, zum Beispiel bei der Gartenarbeit, beim Frühjahrsputz oder beim Entrümpeln. Der Rücken sendet dann mit dem Hexenschuss ein Warnsignal“, sagt Professor Bernd Kladny, Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie der m&i-Fachklinik Herzogenaurach und Generalsekretär der DGOU.

Ein Hexenschuss äußert sich durch einen einschießenden Schmerz im Lendenwirbelbereich. Eine Überlastung der Zwischenwirbelgelenke oder gezerrte und verspannte Rückenmuskeln zwingen den Betroffenen dann meist in eine gebückte Haltung. Auslöser für einen Hexenschuss sind oftmals ruckartige Bewegungen, das Heben schwerer Lasten und Verdrehungen, die durch eine schwache und verkürzte Rumpfmuskulatur begünstigt werden.

„Jeden kann es treffen. Trotzdem sollten Betroffenen den Hexenschuss als Anlass nehmen, mehr für ihre Rückengesundheit zu tun. Das ist vor allem für Menschen wichtig, die aufgrund ihrer Arbeit viel sitzen müssen“, sagt Dr. Johannes Flechtenmacher, Niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Karlsruhe und Präsident des BVOU.

Für einen starken Rücken empfehlen Orthopäden und Unfallchirurgen mehr Bewegung im Alltag, regelmäßigen Sport und die Berücksichtigung einer rückenschonenden Haltung bei allen Handgriffen des täglichen Lebens. Für mehr Bewegung im Alltag sorgen schon leicht umzusetzende Aktivitäten wie Treppen zu steigen statt Rolltreppe zu fahren, Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen, anstatt mit dem Auto zu fahren oder im Büro einfach mal vom langen Sitzen Pause zu machen, aufzustehen und die Muskeln zu dehnen. Für das gezielte Training der Muskeln eignen sich gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Nordic Walking und Pilates. Im Alltag sollten die Regeln einer rückenfreundlichen Haltung beachtet werden. Wer im Berufsalltag viele Stunden am Computerbildschirm arbeiten muss, sollte eine rückenfreundliche Grundhaltung einnehmen. Denn eine mehrstündige falsche Sitzposition belastet nachhaltig negativ die Bandscheiben. Zum Anheben schwerer Gegenstände sollte man in die Knie gehen und den Rücken gerade halten, so dass Rücken und Bandscheiben geschont werden.

Menschen, die von einem Hexenschuss betroffen sind, sollten aufgrund der Schmerzen nicht in eine steife Schonhaltung verfallen, sondern sich weiterhin aktiv bewegen. Dies fördert in fast allen Fällen die Heilung der Rückenschmerzen. Die Einnahme eines rezeptfreien Schmerzmittels, maximal zwei bis drei Tage, kann helfen, ohne Schmerzen schnell wieder aktiv zu werden. Wärmeanwendungen, wie zum Beispiel ein heißes Bad oder Rotlichtanwendung, ergänzen den Heilungsprozess. Auf starke körperliche Belastungen ist in dieser Zeit zu verzichten.

Während eher geringe Schmerzen, die den Alltag nicht beeinträchtigen, in der Regel von selbst wieder abklingen, ist bei länger anhaltenden und starken Schmerzen eine fachärztliche Abklärung angeraten. Bei sehr starken Schmerzen und Begleitsymptomen, wie beispielsweise Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen, ist ein Gang zum Orthopäden und Unfallchirurgen umgehend notwendig.

„Am häufigsten handelt es sich bei einem Hexenschuss trotz der manchmal starken Schmerzen um ein Ereignis mit einer sehr guten Prognose, das nach ein bis sechs Wochen unter symptomatischer Behandlung wieder abklingen und keine weiteren Beeinträchtigungen verursachen wird“, sagt Kladny. „In seltenen Fällen kann ein Hexenschuss aber auch Ausdruck einer gravierenden, ernst zu nehmenden Wirbelsäulenerkrankung sein. Es könnte ein Bandscheibenvorfall vorliegen, der auf einen Nerv drückt.“

Orthopäden und Unfallchirurgen stellen nach der Befragung des Patienten und einer körperlichen Untersuchung eine Diagnose und veranlassen gegebenenfalls bildgebende Verfahren wie Röntgen und Kernspintomografie. „Bei nicht-spezifischen Kreuzschmerzen behandelt der Arzt die Symptome in der Regel ohne Bildgebung, zum Beispiel mit Medikamenten zur Entzündungshemmung, Schmerzlinderung und Muskelentspannung“, sagt Flechtenmacher. „Bei einer ‚Blockierung‘ der Wirbelsäulengelenke können Verfahren der Manuellen Medizin eingesetzt werden. Bei spezifischen Ursachen werden auch örtliche Betäubungsmittel und kortisonähnliche Medikamente an den schmerzverursachenden Stellen eingesetzt. Und manchmal ist eine Physiotherapie notwendig.“

(1) Anderson G, Lancet (1999)

Kontakt für Rückfragen:
Susanne Herda, Miriam Buchmann-Alisch
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V.
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 340 60 36 -06 oder -04
E-Mail: presse@dgou.de

Weitere Informationen:
http://www.dgou.de Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V.
http://www.bvou.net Berufsverband der Orthopäden und Unfallchirurgen e.V.
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/nvl-007.html Nationale VersorgungsLeitlinie Kreuzschmerz

Quelle: idw

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TU Berlin: Umweltfreundliche Wasseraufbereitung

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

Die TU Berlin präsentiert sich auf der Wasser Berlin International vom 24. bis 27. März 2015

Die TU Berlin beteiligt sich an der Messe Wasser Berlin International vom 24. bis 27. März 2015 mit zwei Fachgebieten, dem Forschungsnetzwerk „Wasser in Ballungsräumen“ und zwei Ausgründungen am Gemeinschaftsstand Berlin-Brandenburg in Halle 2.2, Stand 200. Folgende Projekte werden gezeigt:

TU Berlin – Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft
Das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft der TU Berlin gehört zum klassischen Bauingenieurwesen und leistet in diesem Rahmen einen bedeutenden Beitrag zu Forschung und Lehre in der Berliner Wasserforschung. Die Arbeits- und Forschungsgebiete umfassen Themen wie Misch- und Regenwasserbehandlung, Geruch und Korrosion, Energieoptimierung von Kläranlagen, weitergehende Abwasserreinigung, naturnahe Verfahren, Null-Emissions-Gebäude und die Industrie-abwasserbehandlung.
Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Matthias Barjenbruch, TU Berlin, Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft, Tel.: 030/314-72246030/314-72246,
E-Mail: matthias.barjenbruch@tu-berlin.de

TU Berlin – Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft
Forschungsprojekt: Dezentrale Reinigung von Straßenabflüssen

In einem von der Europäischen Union und dem Land Berlin geförderten Forschungsprojekt werden verschiedene Technologien zur dezentralen Reinigung von Straßenabflüssen untersucht. Dazu wurden Straßenabläufe einer öffentlichen Straße in Berlin sowie eines Betriebshofes der Berliner Stadtreinigung mit unterschiedlichen Reinigungssystemen ausgerüstet. Es werden für die Dauer von ca. 1,5 Jahren in-situ-Tests zu Reinigungsleistung und betrieblichem Verhalten durchgeführt. Parallel dazu wurde an der TU Berlin ein Teststand entworfen und realisiert, an dem die Technologien unter definierten und reproduzierbaren Bedingungen auf ihre hydraulische Leistungsfähigkeit getestet werden.
Kontakt: Paul Kober, TU Berlin, Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft, Tel.: 030/314-72038030/314-72038, E-Mail: paul.kober@tu-berlin.de

TU Berlin – Fachgebiet Industrielle Automatisierungstechnik
Das Ziel des hier vorgestellten Projektes „Steuerung“ ist ein durchgehendes IT-Sicherheitskonzept zur Absicherung kritischer Infrastrukturen. Es erfordert die Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven beziehungsweise Disziplinen. Entsprechend wurden vier Kernbereiche der Forschung für das Projekt identifiziert: Kommunikationssicherheit, Plattformsicherheit, Prozesssicherheit und Interaktionssicherheit, die zugleich Teilvorhaben darstellen und das Gesamtvorhaben strukturieren. Das fünfte Teilvorhaben mit dem Fokus auf der Simulationsumgebung ergibt sich aus der Anforderung, die technischen Innovationen oder Angriffssimulationen nicht am laufenden Prozess integrieren zu können.
Kontakt: Prof. Dr. Jörg Krüger, TU Berlin, Fachgebiet Industrielle Automatisierungstechnik, Tel.: 030/314-25188030/314-25188, E-Mail: joerg.krueger@tu-berlin.de

TU Berlin – Wasser in Ballungsräumen (WIB)
Pumpenanlagen stellen vielerorts zentrale Bestandteile der Abwassersysteme dar. Das Schachtpumpwerk ist eine der einfachsten Umsetzungen der Pumpwerke. Schachtpumpwerke sind mit Tauchmotorpumpen ausgerüstet. Diese befinden sich dabei unmittelbar in einem Saugraum oder auch Pumpensumpf genannt. Die Abwässer durchlaufen das Pumpwerk ungeklärt mit allen Feststoffen beladen. Das Ziel der Abwasserförderung mittels Pumpwerken ist, die Förderaufgabe möglichst wartungsarm, energieeffizient und störungsfrei zu erfüllen. Es ist für den Betrieb des Schachtpumpwerkes wichtig, dass sich möglichst wenige Feststoffe ablagern. Ansonsten kommt es zum Verstopfen und dem Ausfall der Pumpe. Von entsprechender Wichtigkeit ist die Geometrie des Pumpensumpfes. Am Fachgebiet Fluidsystemdynamik wurde als Forschungsprojekt anhand eines „Gläsernen Schachtes“ und 1:1 Prüfstandes die Auslegung des Schachtpumpwerks untersucht. Ziel der Forschung ist, die Auswirkungen der verschiedenen Entwurfsparameter, wie Innengeometrie des Sumpfes und Betriebsbedingungen, auf die hydraulische Leistung des Pumpwerks und die Fähigkeit der Schmutzentfernung zu untersuchen.
Kontakt: Frank Neuer, TU Berlin, Forschungsnetzwerk „Wasser in Ballungsräumen“, Tel.: 030/314-21471030/314-21471, E-Mail: FSP-WIB@fsd.tu-berlin.de

Blue Biolabs (Spin-Off TU Berlin) – Moderne Methoden in der Wasseranalytik
Die Blue Biolabs GmbH ist eine Ausgründung des Fachgebietes Umweltmikrobiologie der TU Berlin. Im Vordergrund des Betätigungsfeldes steht die Detektion von mikrobiologischen Indikatororganismen im Trink- und Brauchwasser ebenso wie in Brunnensystemen.
Die Zielgruppe bilden Brunnenbetreiber, die sich mit Verockerung in Brunnensystemen aber auch mit hygienischen Belastungen auseinandersetzen müssen. In diesem Zusammenhang bietet Blue Biolabs moderne molekularbiologische Analytikmethoden an, bei denen die relevanten Mikroorganismen detektiert und quantifiziert werden. Mittels dieser zusätzlichen Informationen ist es Brunnenbetreibern sowie Wassernutzern möglich, Kosten zu verringern und dem Verbraucher erheblich mehr Sicherheit zu gewährleisen.
Kontakt: Manuel Popiol, Blue Biolabs GmbH, Tel.: 030/314-73178030/314-73178, E-Mail: info@bluebiolabs.de

Akvolution GmbH (Spin-Off TU Berlin) – akvola Technologies
Akvola Technologies ist ein auf Wasseraufbereitung spezialisiertes deutsches Technologieunternehmen. Akvola plant, installiert und verkauft mit der eigenen Technologie akvoFloatTM ausgestattete Kompaktanlagen zur Wasseraufbereitung. Dieser innovative Prozess mit keramischer Flotation und Filtration liefert hohe Wasserqualität bei bis zu 90 Prozent Energieersparnis und 20 Prozent Platzreduktion im Vergleich zu State-of-the-Art-Technologien. AkvoFloatTM ist für folgende Anwendungen geeignet: Öl & Gas: Aufbereitung von Produced Water, Vorbehandlung für Meerwasserentsalzung, Lebensmittel und Getränke, Bergbau, Pharmazie, Papier und Halbleiter
Kontakt: Lucas Léon, akvola Technologies, Tel.: 030/314-75656030/314-75656, E-Mail: info@akvola.com

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
TUBS GmbH / TU Berlin ScienceMarketing
Dr. Thorsten Knoll
Tel.: 030/44 72 02 55030/44 72 02 55
E-Mail: knoll@tubs.de

Quelle: idw

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Stromleitungen und neurodegenerative Erkrankungen: Keine Hinweise auf Zusammenhang

Oliver Kreft Stabsstelle Kommunikation und Presse
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Niederfrequente magnetische Wechselfelder wie sie beispielsweise Überlandstromleitungen erzeugen, gelten als potentielles Gesundheitsrisiko, nachdem epidemiologische Studien Hinweise ergaben, dass sie unter anderem neurodegenerative Erkrankungen wie die Alzheimer-Krankheit oder die Amyotrophe Lateralsklerose befördern könnten. Eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern des Instituts für Pathobiochemie der Universitätsmedizin Mainz erbrachte im Mausmodell jedoch keine Anhaltspunkte für eine Verstärkung oder Beschleunigung der Krankheitsentwicklung durch solche Felder – weder in Bezug auf das Lernverhalten noch hinsichtlich bekannter Krankheitsmechanismen auf zellulärer Ebene.

Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift „Scientific Reports“, die zur Nature Publishing Group gehört, veröffentlicht. Die Entstehung altersabhängiger neurodegenerativer Erkrankungen, wie der Alzheimer-Krankheit oder der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS), ist weitgehend ungeklärt. Weniger als zehn Prozent der Patienten zeigen eine familiäre Vorgeschichte, was bedeutet, dass der weitaus größte Anteil der Patienten diese Krankheiten aus bisher unbekannten Gründen entwickelt. Altersbedingte Veränderungen des Stoffwechsels, eine genetische Prädisposition oder auch Umweltfaktoren werden als mögliche Risikofaktoren diskutiert. Tatsächlich haben einige epidemiologische Studien Hinweise geliefert, dass niederfrequente magnetische Felder – die beispielsweise durch den Wechselstrom (50 Herz) in Stromleitungen oder die Benützung von elektrischen Geräten erzeugt werden – die Entstehung der Erkrankungen möglicherweise befördern. Dagegen beschreiben andere, dass die Exposition mit magnetischen Feldern keinen Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit oder die ALS darstellt. Aufgrund der unklaren wissenschaftlichen Datenlage gibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) niederfrequente Magnetfelder als einen möglichen Risikofaktor für die Alzheimer-Demenz an.

Sowohl die Alzheimer-Demenz als auch ALS gehen mit einer fortschreitenden Degeneration und somit einem Funktionsverlust unterschiedlicher Gruppen von Gehirnzellen einher. „Die Fachwelt diskutiert zurzeit intensiv darüber, wie niederfrequente magnetische Felder die Zellfunktion auf molekularer Ebene beeinflussen könnten“, erläutert Dr. Albrecht Clement, Leiter der Studie am Institut für Pathobiochemie. „Nach unserem Wissen gibt es bisher keine Untersuchung, die unter kontrollierten Bedingungen den Langzeiteinfluss dieser Felder auf das Einsetzen der Krankheitssymptome und das Fortschreiten beider Erkrankungen untersucht hat.“
In dem aktuellen, vom Bundesamt für Strahlenschutz geförderten Projekt konnten die Forscher nun erstmals in einer Langzeitstudie zeigen, dass die kontrollierte Exposition mit niederfrequenten Magnetfeldern über einen Zeitraum von bis zu 18 Monaten im Tiermodell die Entstehung und den Krankheitsverlauf der Alzheimer-Demenz und der ALS nicht verändert. Eine detaillierte Analyse der für die jeweiligen Krankheiten charakteristischen Merkmale zeigte, dass sich diese unabhängig von der Exposition mit niederfrequenten Magnetfeldern entwickeln. Dazu zählt im Fall der Alzheimer-Demenz unter anderem das Auftreten von pathologischen Ablagerungen des Amyloid-Beta Proteins im Gehirn und bei der ALS-Erkrankung das Auftreten von Proteinen, die durch oxidativen Stress geschädigt wurden, im Rückenmark. Auch die im Krankheitsverlauf auftretende Entzündungsreaktion im Nervensystem zeigte unter Expositionsbedingungen keine Veränderung. Darüber hinaus waren weder das Lernverhalten als Zeichen für das Fortschreiten der Alzheimer-Demenz, noch das Auftreten und die Dauer der ALS-Erkrankung durch die magnetischen Felder beeinflusst. „Diese Ergebnisse zeigen, dass die Exposition mit niederfrequenten Magnetfeldern weder krankheitsrelevante molekulare Prozesse noch mögliche, bisher unbekannte Krankheitsmechanismen beeinflusst“, erläutert Dr. Clement. „Diese Daten stützen damit eher diejenigen epidemiologische Untersuchungen, die keine schädigenden Wirkungen niederfrequenter magnetischer Felder zeigen.“

Gleichwohl sei eine Vielzahl unterschiedlicher Studien nötig, um eine Bewertung niederfrequenter magnetischer Felder hinsichtlich möglicher gesundheitsschädlicher Effekte auf den Menschen vornehmen zu können. Das öffentliche Interesse an dieser Fragestellung wird dadurch belegt, dass diese Studie durch das Bundesamt für Strahlenschutz finanziert wurde.

Originalpublikation:
Martina P. Liebl, Johannes Windschmitt, Anna S. Besemer, Anne-Kathrin Schäfer, Helmut Reber, Christian Behl & Albrecht M. Clement, Low-frequency magnetic fields do not aggravate disease in mouse models of Alzheimer’s disease and amyotrophic lateral sclerosis
Scientific Reports 5, Article number: 8585, doi:10.1038/srep08585
http://www.nature.com/srep/2015/150226/srep08585/fig_tab/srep08585_F9.html

Kontakt
Dr. rer. nat. Albrecht Clement, Institut für Pathobiochemie
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Duesbergweg 6, 55099 Mainz, Telefon 06131 39-2579306131 39-25793, Fax 06131 39-25792
E-Mail: clement@uni-mainz.de, http://www.unimedizin-mainz.de/pathobiochemie

Univ.-Prof. Dr. rer. nat Christian Behl, Institut für Pathobiochemie
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Duesbergweg 6, 55099 Mainz, Telefon 06131 39-2589006131 39-25890, Fax 06131 39-25792
E-Mail: cbehl@uni-mainz.de, http://www.unimedizin-mainz.de/pathobiochemie

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor.

Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de

Quelle: idw

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Toxikologen befürchten Gefahr für Umwelt- und Gesundheitsschutz

Dipl.Pol. Justin Westhoff MWM-Vermittlung
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Berlin/Kiel, März 2015 – Das Fach Toxikologie wird von der Hochschulpolitik in Deutschland sträflich vernachlässigt. Dabei haben die Aufgaben der „Giftkunde“ zugenommen. Die Gesellschaft für Toxikologie warnt vor gefährlichen Lücken im Gesundheits- und Umweltschutz und fordert, den Abbau von Ausbildungsplätzen zu stoppen und neue Institute zu schaffen.

Bei ihrer Jahrestagung vom 9. bis zum 12. März in Kiel legt die Fachgesellschaft ein Positionspapier zur Lage der Toxikologie in Deutschland vor. Schon in den Jahren 1975 und 2000 hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zwei Denkschriften herausgegeben, in denen ein Ausbau der Toxikologie angemahnt wurde, um Verbraucher und Umwelt besser vor Risiken zu schützen. Insbesondere fehle es an akademisch aus- und weitergebildeten Toxikologen.
Eine Besserung ist leider nicht eingetreten – im Gegenteil.

Traditionell war in Deutschland die Toxikologie an den Universitäten in gemeinsamen Instituten mit der Pharmakologie angesiedelt, also an medizinischen Fakultäten. Dies hatte unter anderem mit der Aufgabe zu tun, die Toxizität von Arzneimitteln zu erforschen. Inzwischen haben sich die Themenbereiche jedoch längst erweitert und die Schwerpunkte verlagert, so zur chronischen Giftigkeit von Stoffen, zur moderner Analytik (Biomonitoring) sowie zur Verringerung von Tierversuchen. Die Toxikologie untersucht zum Beispiel die gesundheitlichen Auswirkungen von hormon-ähnlichen Stoffen in Lebensmitteln und in der Umwelt sowie von Partikeln in der Luft, oder sie nimmt die Risikoabschätzung bei der Nanotechnologie vor.

In medizinischen Fakultäten wird die Toxikologie fatalerweise als nicht mehr sehr bedeutsam angesehen. Dies hat dazu geführt, dass zahlreiche toxikologische Lehrstühle umgewidmet oder ganz abgeschafft wurden. Die Mehrzahl der medizinischen Fakultäten verfügt heute nicht mehr über ein toxikologisches Institut. In zahlreichen anderen Ländern, zum Beispiel in den angelsächsischen, sind hingegen toxikologische Arbeitsgruppen oder Professuren meist an naturwissenschaftlichen Fachbereichen angesiedelt.

Toxikologische Expertise ist notwendig, um Gefahren für Menschen abzuwenden – sei es am Arbeitsplatz, als Verbraucher oder aus der Umwelt. Umgekehrt können die Experten unbegründete Sorgen durch fachliche Argumentation abbauen. Behörden und andere Institutionen sowie auch die Industrie benötigen mehr denn je gut ausgebildete und erfahrene Toxikologinnen und Toxikologen für die nachhaltige Entwicklung und Sicherheitseinschätzung von zum Beispiel Medikamenten, Pflanzenschutz- und Nahrungsmitteln sowie zahlreichen Produkten des täglichen Bedarfs. Dies ist nur durch den Ausbau der universitären Lehr- und Forschungsstellen zu erreichen.

Die deutsche Gesellschaft für Toxikologie ist eine der weltweit führenden Fachgesellschaften auf diesem Gebiet, was sich unter anderem an der Arbeit ihrer Mitglieder in internationalen Vereinigungen zeigt. Dagegen gibt der Zustand des Faches Toxikologie an den Hochschulen Anlass zu großer Besorgnis für die künftige Entwicklung. „Das Potenzial ist in Deutschland noch vorhanden“, erklärt die Vorsitzende der Fachgesellschaft, Prof. Ursula Gundert-Remy (Berlin), „aber es muss auch gefördert und genutzt werden“. Angesichts der Altersstruktur sei es für die Erfüllung der Aufgaben in Zukunft unabdingbar, dafür zu sorgen, dass kompetenter Nachwuchs in den Hochschulen ausgebildet werden kann. Die Fachgesellschaft hat ihrerseits Weiterbildungskurse eingerichtet. Die Ausbildung von Toxikologen ist jedoch Aufgabe der Hochschulen.

Die Toxikologie ist eine Wissenschaft an der Schnittstelle zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung. Ein hohes Niveau toxikologischer Forschung stellt sicher, dass bei Auftreten neuartiger Probleme bei der Entwicklung von Medikamenten, Chemikalien und Materialien eine wissenschaftlich fundierte Bewertung möglich ist und Anleitungen zum weiteren Vorgehen erstellt werden können.

Die Gesellschaft für Toxikologie mahnt an, dass jede Universität über eine toxikologische Forschungseinrichtung (Institut, Lehrstuhl, planmäßige Professur) verfügen muss. Es geht um eine Größenordnung von 40 bis 60 notwendigen Stellen. Sie wiederholt die bereits vor 40 Jahren aufgestellten Forderungen der DFG. Die Fachleute erinnern auch an die Verantwortung der Ministerien der Länder und des Bundes für die Gesundheit der Bevölkerung und für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands. Sie betonen, dass kurzfristige Einsparungen mit einem Risiko für vermeidbare Schäden bei Mensch und Umwelt erkauft werden.

Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Ursula Gundert-Remy
Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Toxikologie e.V.
c/o Charité CCM
Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie
Charitéplatz 1, 10117 Berlin
ursula.gundert-remy@charite.de
Tel. Büro: 030/691 42 30030/691 42 30
Charité (Sekr.): 030/450-539-145030/450-539-145

Weitere Informationen:
http://www.toxikologie.de/
http://www.mwm-vermittlung.de/ToxGes2015.pdf

Quelle: idw

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Dünger & Biokohle aus Gülle: Gülleverwertung schafft Alternativen zu herkömmlichem Dünger

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Wissenschaftler der Universität Hohenheim testen neuartige Düngeprodukte aus den Nährstoffen von Gülle / EU fördert Projekt mit rund 4 Mio. Euro

Rund 60 Millionen Tonnen Gülle produzieren Schweine in Deutschland jedes Jahr. Das wird zunehmend zu einem Problem: „In Regionen mit vielen schweinehaltenden Betrieben haben die Landwirte zu wenig Flächen, um die Gülle umweltgerecht auszubringen“, sagt Andrea Ehmann, Doktorandin am Fachgebiet Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergiepflanzen an der Universität Hohenheim. Deswegen suchen Hohenheimer Wissenschaftler gemeinsam mit einem internationalen Team von 15 Partnern aus Deutschland, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien nach neuen Verwertungswegen für Schweinegülle. Ihr Ziel: „Wir wollen die Nährstoffe aus der Gülle zurückgewinnen und Dünger daraus herstellen“, erklärt Prof. Dr. Iris Lewandowski, Leiterin eines Teilprojektes von „BioEcoSIM“ an der Universität Hohenheim. Die EU fördert das Projekt insgesamt mit rund 4 Mio. Euro. 417.000 Euro davon entfallen auf die Universität Hohenheim und machen das Projekt zu einem der Schwergewichte der Forschung.

Deutsche Bauern wissen nicht wohin mit ihrer Gülle, insbesondere in den Ballungszentren der Schweinemast. Wenn alle Felder gedüngt sind, gibt es immer noch große Mengen Schweinegülle, die bisher entsorgt werden müssen. Gülle enthält jedoch viele wertvolle Nährstoffe, die anderswo dringend benötigt werden. Der Transport von Gülle über größere Entfernungen lohnt sich jedoch nicht, da sie zu über 90 Prozent aus Wasser besteht.
Dafür soll es künftig eine Lösung geben: In dem EU-Projekt „BioEcoSIM“ wird unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) ein innovatives Verfahren entwickelt, in dem in mehreren Stufen die Nährstoffe aus der Gülle zurückgewonnen und Dünger sowie Biokohle hergestellt werden. „Die neuen Dünger sollen die gleiche Wirkung haben wie herkömmliche Mineraldünger“, erläutert Andrea Ehmann. Aufgabe der Hohenheimer Wissenschaftler ist es die Eigenschaften der neuen Dünger zu untersuchen und ihre Wirksamkeit zu testen.

Wertvoller Beitrag zum Umweltschutz
„Das neue Verfahren bringt eine ganze Reihe an Vorteilen“, sagt die Wissenschaftlerin: „So kann beispielsweise der Phosphor aus der Gülle, der Gewässer zum Kippen bringen kann, als Phosphatdünger gezielt auf den Äckern verwendet werden, wo er gebraucht wird.“ Wenn alles klappt, könnte man durch die Rückgewinnung theoretisch den gesamten Phosphorbedarf für die Düngerherstellung decken und wäre somit unabhängiger von Importen. Das ist vor allem deswegen interessant, weil die natürlichen Phosphorreserven endlich sind und ihre Gewinnung immer aufwändiger wird. Phosphor kann durch kein anderes Element ersetzt und auch nicht synthetisch hergestellt werden. Für die Produktion von Lebensmitteln wird er jedoch zwingend benötigt.
Neben Phosphatdünger soll auch ein Stickstoffdünger aus der Gülle hergestellt werden. Stickstoff ist der wichtigste Nährstoff in der Landwirtschaft, weil er unverzichtbar für die Ertragsbildung der Kulturpflanzen ist. Bisher wird Stickstoffdünger über das Haber-Bosch-Verfahren hergestellt, wofür allerdings sehr viel Energie erforderlich ist.
Die Wissenschaftler erhoffen sich neben Dünger auch Biokohle aus der Gülle gewinnen zu können. „Diese verbessert die Nährstoff- und Wasserspeicherkapazität der Böden“, erläutert Andrea Ehmann.

Umfangreiches Testverfahren
Im ersten Schritt haben die Hohenheimer Wissenschaftler die ersten Proben der Dünger und Biokohle bereits auf Nährstoffgehalte sowie Rückstände von Schwermetallen und Antibiotika untersucht. „Die Produkte dürfen natürlich keine toxische Wirkung auf die Keimung und das Wachstum von Pflanzen haben“, erklärt Andrea Ehmann. Dies wurde daher zu Beginn mit Hilfe von so genannten Keim- und Wachstumstests ausgeschlossen.
Im nächsten Schritt wurde im Gewächshaus die Wirkung der neuen Dünger mit der von herkömmlichem Mineraldünger verglichen. Als Versuchspflanzen dienten Gerste und Ackerbohne. „Unsere ersten Ergebnisse sind vielversprechend“, erläutert Andrea Ehmann: „Wir haben herausgefunden, dass das Wachstum von Gerste- und Kresse-Keimlingen durch die neuen Dünger nicht gehemmt wird. Außerdem haben wir teilweise sogar eine bessere Düngewirkung als bei herkömmlichem Dünger beobachtet. Bis zum Frühjahr 2015 kann hoffentlich genügend hergestellt werden, um die neuen Dünger auch auf dem Feld an Weizen und Mais zu testen. Der gleiche Feldversuch soll übrigens auch in Spanien durchgeführt werden, um die Dünger unter verschiedenen klimatischen Bedingungen zu erproben.“

Projektpartner arbeiten an Ökobilanz
Während die Laboranalysen und Düngerversuche in Hohenheim gemacht werden, wird auf dem landwirtschaftlichen Betrieb eines Projektpartners in Kupferzell eine Pilotanlage zur Produktion des Düngers aufgebaut. Damit können dann etwas größere Düngermengen hergestellt werden als bisher im Labor. In Barcelona entwickeln Partner eine spezielle Membran zur Rückgewinnung des Stickstoffs, die Teil der Pilotanlage sein wird. An der Universität Wageningen in den Niederlanden arbeiten die Projektpartner daran, eine Ökobilanz zu erstellen und die Akzeptanz des neuen Verfahrens bei der Bevölkerung zu untersuchen.

Neue Einkommensquelle für Landwirte
Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Wenn die Versuche erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden, dann sind die Landwirte in der Lage, die anfallende Gülle direkt mit diesen Pilotanlagen bei sich in den Betrieben aufzubereiten. Dadurch sparen sie nicht nur Geld für den Zukauf von Mineraldünger, der Verkauf von Biokohle und Mineraldünger bietet ihnen auch die Möglichkeit zusätzliches Einkommen zu erwirtschaften.

Hintergrund: Forschungsprojekt „BioEcoSIM“
Der Projektname „BioEcoSIM“ stammt von der englischsprachigen Beschreibung: „An innovative bio-economy solution to valorise livestock manure into a range of stabilised soil improving materials for environmental sustainability and economic benefit for European agriculture.“ Das von der Europäischen Union geförderte Projekt läuft bereits seit Oktober 2012 und ist auf vier Jahre angelegt. Das Projekt wird vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) koordiniert. Neben dem IGB und der Universität Hohenheim sind noch 13 weitere Projektpartner aus Deutschland, den Niederlanden (Universität Wageningen), Spanien (u.a. Centre de Recerca i Innovacio de Catalunya und Centro Tecnologico Agrario y Agroalimentario Asociacion) und Großbritannien (enitial) beteiligt. Darunter sind auch kleine und mittlere Unternehmen. Die Arbeiten an der Universität Hohenheim werden mit rund 417.000 Euro gefördert. Damit zählt das Projekt zu einem der Schwergewichte der Forschung.

Hintergrund: Schwergewichte der Forschung
Rund 32,8 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der Universität Hohenheim 2013 für Forschung und Lehre. In loser Folge präsentiert die Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende Forschungsprojekte mit einem Drittmittelvolumen von mindestens 250.000 Euro bei den Experimental- bzw. 125.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.

Links:
Projekt-Homepage: http://www.bioecosim.eu
Text: A. Schmid

Quelle: idw

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Der Körper als Salzspeicher

Katja Rußwurm Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Regensburg

Salzanreicherung im Gewebe steigert die Immuntätigkeit bei Infektionen. Das haben Forscher in einer Studie entdeckt und damit zum ersten Mal den Vorteil einer lokalen Salzanreicherung belegt. Mit den Ergebnissen soll nun der Nutzen der Salzspeicherung für die medikamentöse Therapie erforscht werden.

Herzinfarkt und Schlaganfall sind die beiden häufigsten Todesursachen weltweit. Begünstigt werden beide Erkrankungen durch die Einlagerung von Salz im Körper. Doch warum speichert der Körper Salz, wenn es für den Organismus schädlich ist? Eine mögliche Antwort darauf gibt eine Studie rund um die Arbeitsgruppe von Professor Dr. Jonathan Jantsch, Ärztlicher Mitarbeiter im Institut für Klinische Mikrobiologie und Hygiene des Universitätsklinikums Regensburg (UKR; Institutsleiter: Professor Dr. Dr. André Gessner) und Professor Dr. Jens Titze, Universität Erlangen und Vanderbilt University, USA. Sie fanden heraus, dass durch die Anreicherung von Salz die Immunabwehr in infektiösem Gewebe gestärkt wird.
„Die Studie eröffnet uns einen ganz neuen Blick auf die Rolle des Salzes im Körper“, so Professor Jantsch. „Eine große Menge Salz erhöht erwiesenermaßen das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten und steht in Zusammenhang mit Bluthochdruck. Erstmals haben wir nun aber auch einen möglichen Nutzen entdeckt.“

Die Rolle des Salzes im Organismus
Ein Zufall hat Professor Jantsch und Professor Titze auf ihre Entdeckung gestoßen, als sie sich ein Büro im Universitätsklinikum Erlangen teilten. Bei der Untersuchung von Labormäusen, die eine Niedrigsalzdiät durchliefen, fiel auf, dass Mäuse mit wunden Hautstellen ähnlich wie bei einer Hochsalzdiät vermehrt Salz speicherten. Dies führte zur Hypothese, dass die Anreicherung von Salz in infektiösem Gewebe in Zusammenhang mit der Infektionsabwehr stehen könnte. Im weiteren Verlauf der Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Salz tatsächlich die Abwehrleistung von Makrophagen steigert. Hierbei handelt es sich um weiße Blutzellen, die durch die Produktion toxischer Substanzen infektiöse Erreger abbauen. „Mit unseren Forschungsergebnissen decken wir eine nützliche Rolle der Salzeinlagerung im Körper auf. Daraus leitet sich aber nicht ab, dass ein hoher Salzkonsum gut für die Gesundheit ist. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass im infizierten Gewebe große Mengen an Salz lokal und Diät-unabhängig angehäuft werden können. Dadurch wird die Immunabwehr an den betroffenen Stellen gesteigert“, erläutert Professor Jantsch.

In den Untersuchungen ging die Salzanreicherung bei Infektionen zurück, sobald Antibiotika gegeben wurden. Effektive Medikamente mindern daher den Bedarf, die Immunabwehr durch die Einlagerung von Salz zu steigern.
In früheren Studien wurde bereits gezeigt, dass die Salzeinlagerung im Alter zunimmt und im Zusammenhang mit hohem Blutdruck und kardiovaskulären Erkrankungen steht. Die neuen Erkenntnisse lassen vermuten, dass chronische Entzündungen die Salzanreicherung auch hier befördert und damit das Voranschreiten von hohem Blutdruck und kardiovaskulären Krankheiten begünstigen könnte.

Salzeinlagerungen im Körper durch weitere Forschung nutzbar machen
Wie das Wissen um die lokale Salzanreicherung in infektiösem Gewebe nutzbar gemacht werden kann oder wie die Einlagerungen gezielt blockiert werden können, versuchen Professor Jantsch und Professor Titze nun in weiteren Untersuchungen zu klären.
„Denkbar wäre beispielsweise die gezielte Förderung der Salzanreicherung bei Infektionen. Des Weiteren ist das Wissen um Vorgang und Zweck der Salzspeicherung eine therapeutische Chance bei Autoimmunerkrankungen oder bei kardiovaskulären Krankheiten“, führt Professor Jantsch aus.

Literatur
Cell Metabolism (2015), Jantsch et al.: „Cutaneous Na+ Storage Strengthens the Antimicrobial Barrier Function of the Skin and Boosts Macrophage-Driven Host Defense“, http://dx.doi.org/10.1016/j.cmet.2015.02.003

Weitere Informationen:
http://www.ukr.de

Quelle: idw

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Methanabbau durch Bakterien im Süßwasser

Dr. Manfred Schloesser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie

Bakterieller Methanabbau ist möglich dank photosynthetischer Algen

Nur sehr wenig Methan steigt aus den Seen in die Atmosphäre auf, deren tiefe Schichten frei von Sauerstoff sind. Doch anders als bisher angenommen, sind offenbar nicht Archaeen oder ohne Sauerstoff lebende Bakterien für den Methanabbau zuständig. Eine neue Studie im Tessiner Lago Cadagno zeigt, dass Proteobakterien mit Hilfe von Sauerstoff dieses Treibhausgas inaktivieren. Den notwendigen Sauerstoff beziehen sie von in denselben Schichten vorkommenden photosynthetisch aktiven Algen.

Süsswasserseen und auch manche Wasserreservoirs in den Tropen tragen im Unterschied zu den Meeren signifikant zum Ausstoss des Treibhausgases Methan bei. Das Methan stammt vom Abbau des auf den Grund der Gewässer gesunkenen organischen Materials. Obwohl die von Seen bedeckte Fläche deutlich kleiner ist als die Fläche der Ozeane, produzieren die Seen erheblich mehr Methan. Die Seen mit gut durchmischter Wassersäule tragen besonders viel zum Methanausstoß bei, während Seen mit ausgeprägter Schichtung von sauerstofffreiem Tiefenwasser dagegen wenig Methan ausstoßen. Bisher ging man davon aus, dass in den geschichteten Seen dieselben Methanabbau-Prozesse ablaufen wie im Meer. Jetzt zeigt eine soeben publizierte Studie aus dem Tessiner Cadagno-See, dass der Methanabbau im Süßwasser anders abläuft.

Der Lago Cadagno im Schweizer Kanton Tessin ist ein geschichteter Bergsee. In bis zu zehn Metern Tiefe reicht das sauerstoffhaltige Frischwasser, darunter liegen sauerstofffreie Schichten. Ein Team von Forschern der Eawag in der Schweiz und des Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie in Bremen wies im Lago Cadagno in der sauerstofffreien Schicht zwar einen fast vollständigen Methanabbau nach, fand jedoch weder bekannte anaerobe Methan abbauende Bakterien oder Archaeen. Hingegen enthielten die Proben aus zwölf Meter Tiefe eine reichhaltige Bakteriengemeinschaft von sauerstoffzehrenden Proteobakterien – bis zu 240 000 Zellen pro Milliliter.

„Wir fragten uns natürlich, wie diese auf Sauerstoff angewiesenen aeroben Bakterien im sauerstofffreien Wasser leben können“, sagt Erstautorin Jana Milucka vom Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie. Dazu haben die Wissenschaftler unter anderem das Verhalten der Bakterien in Laborversuchen getestet: Der Methanabbau setzte erst dann ein, wenn sie den Proben entweder Sauerstoff zugaben oder sie dem Licht aussetzten. Die Forscher zogen daraus den Schluss, dass die Bakterien ihren Sauerstoff von benachbarten Kieselalgen (Diatomeen) beziehen, die ihn über Photosynthese produzieren. Analysen mit dem Fluoreszenzmikroskop zeigten, dass die Methan oxidierenden Bakterien aus der Familie der Methylokokken gemeinsam mit den Algen auftreten und so von deren Sauerstoff profitieren können (Bild 2).

Dank des Zusammenspiels von Algen und Bakterien gelangt das Klimagas Methan nicht in die Atmosphäre und wird noch im See abgebaut. Diese besondere Art von Methanabbau im Süßwasser war bisher nicht bekannt. „Für die Seen mit sauerstofffreien Schichten und auch für manche Bereiche in den Meeren müssen wir wohl die Lehrbücher korrigieren“, sagt Projektleiter Carsten Schubert von der Eawag. Aerobe methanabbauende Bakterien könnten überall dort aktiv sein, wo ausreichend Licht bis zu den sauerstofffreien Tiefen vordringt. In der Schweiz ist das laut Schubert in den meisten Seen der Fall. Noch nicht veröffentlichte Untersuchungen im Rotsee bei Luzern zeigen jedenfalls denselben Ablauf. Die Forscher konzentrieren sich jetzt auf noch tiefere Seen, in denen nach ersten Untersuchungen andere Prozesse ablaufen.

Weitere Auskünfte:
CH: Carsten Schubert, Eawag: +41 58 765 2195+41 58 765 2195;carsten.schuberteawag.ch
D: Marcel Kuypers, Max-Plank-Institut für marine Mikrobiologie, Bremen: +49 421 2028 602+49 421 2028 602; mkuypersmpi-bremen.de

Originalarbeit
Methane oxidation coupled to oxygenic photosynthesis in anoxic waters; Jana Milucka, Mathias Kirf, Lu Lu, Andreas Krupke, Phyllis Lam, Sten Littmann, Marcel MM Kuypers and Carsten J Schubert; ISME Journal (International Society for Microbial Ecology), advance online publication, February 13, 2015; doi:10.1038/ismej.2015.12;

Weitere Informationen:
http://www.mpi-bremen.de Webseite des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie

Quelle: idw

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Sportliche Aktivität erhöht Beschäftigungschancen und Einkommen

Mark Fallak Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut zur Zukunft der Arbeit

Der Stellenwert sportlicher Fitness für die Überwindung von Arbeitslosigkeit wird vielfach unterschätzt. Dabei belegen zahlreiche Studien, dass Sport neben der Gesundheit auch die kognitiven und nicht-kognitiven Fähigkeiten fördert – einschließlich sozialer Kompetenzen wie Teamwork, Selbstdisziplin, Ausdauer, Stressbewältigung und Selbstvertrauen. Für IZA World of Labor, eine Online-Plattform des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), hat Michael Lechner diesen Zusammenhang untersucht. Seine Analyse legt nahe, dass die Förderung sportlicher Betätigung als Maßnahme der aktiven Arbeitsmarktpolitik die Wiederbeschäftigungschancen gerade von Langzeitarbeitslosen deutlich steigern könnte.

Mit der Sportausübung geht der Studie zufolge in aller Regel eine gesteigerte individuelle Leistungsbereitschaft und Produktivität einher. Bei Erwerbstätigen kann sich dies positiv auf den individuellen Erfolg am Arbeitsmarkt auswirken und zu Lohnsteigerungen zwischen vier und 17 Prozent führen. Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) für Deutschland belegen beispielsweise ein fünfprozentiges Einkommensplus für Männer, die mindestens einmal pro Woche sportlich aktiv sind. Besonders wirksam sind Sportarten im Freien, doch auch Fitnesstraining zahlt sich aus.

Schon Kinder und Jugendliche profitieren vom Sport durch bessere schulische Leistungen und „Soft Skills“, die sich wiederum positiv auf die späteren Arbeitsmarktchancen auswirken. So zeigen SOEP-Daten ebenfalls, dass Frauen, die bereits als 15-Jährige regelmäßig Sport trieben, im Durchschnitt rund sechs Prozent mehr verdienen.

Aber auch Stellensuchende werden durch die Effekte sportlicher Aktivitäten mit höherer Wahrscheinlichkeit zu intensiveren Suchanstrengungen und selbstbewussterem Auftreten in Bewerbungsverfahren angeregt. Sport sollte dabei allerdings nicht den Zeiteinsatz für die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt oder eine Qualifizierung reduzieren, sondern eher „unproduktive“ Zeiten etwa vor dem Fernseher verringern.

„Die gezielte Förderung sportlicher Betätigung könnte als arbeitsmarktpolitische Maßnahme zur Aktivierung von Langzeitarbeitslosen, beispielsweise in Form von Laufgruppen oder Mannschaftsporttraining, durchaus sinnvoll sein“, erklärt Lechner. Auf diese Weise ließen sich die körperliche und geistige Fitness der freiwilligen Teilnehmer steigern sowie deren Teamgeist und Durchhaltevermögen fördern. „Das sind alles Eigenschaften, die auf dem Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle spielen“, so der Ökonom von der Universität St. Gallen.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) kooperiert auf diesem Gebiet seit einigen Jahren mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). Ein „vielversprechender Ansatz“, findet Lechner. Evaluationsstudien müssten nun zeigen, welche konkreten Umsetzungen sich in der Praxis bewährt haben. Denn bislang gibt es zwar einzelne lokale Projekte, aber noch kein flächendeckendes Angebot.

Die englischsprachige Studie ist über IZA World of Labor abrufbar:
http://wol.iza.org/articles/sports-exercise-and-labor-market-outcomes

Weitere Informationen:
http://newsroom.iza.org – IZA Newsroom

Quelle: idw

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Sauerstoffreiches Bodenwasser erreicht die zentrale Ostsee

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Warnemünder Ozeanographen messen zweieinhalb Monate nach dem „Jahrhundert-Einstrom“ von Sauerstoffreichem Nordseewasser in die Ostsee die Effekte im Gotlandbecken.

Das Östliche Gotlandbecken in der Mitte der Ostsee ist das Größte und Zweittiefste der Ostseebecken. Hier herrscht unterhalb von einer Wassertiefe von 90 m fast ständig Sauerstoffmangel und toxischer Schwefelwasserstoff verhindert die Ansiedlung höheren Lebens. Deshalb werden diese Bereiche oft als „Todeszonen“ bezeichnet.

Ozeanographen vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde haben jetzt in diesen Bereichen Sauerstoff gemessen. Das bestätigt ihre frühere Annahme, dass bei dem Salzwassereinbruch vom Dezember 2014 sowohl Menge, als auch Salzgehalt und Dichte hoch genug waren, um die Wassermassen die untermeerischen Schwellen passieren und bis in die zentrale Ostsee strömen zu lassen.

Das wissenschaftliche Team um Fahrtleiter Dr. Lars Umlauf an Bord von FS ALKOR ist vom 26. Februar bis 11. März 2015 in der zentralen Ostsee unterwegs.

Kontakt:
Dr. Michael Naumann, Sektion Physikalische Ozeanographie and Messtechnik, IOW (Tel.: 0381 5197 2670381 5197 267, Email: michael.naumann@io-warnemuende.de)

Dr. Barbara Hentzsch, Öffentlichkeitsarbeit, IOW, Tel.: 0381 5197 1020381 5197 102, Email: barbara.hentzsch@io-warnemuende.de)

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 89 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 17.200 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 8.200 WissenschaftlerInnen, davon wiederum 3.300 NachwuchswissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,5 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 330 Mio. Euro pro Jahr. (www.leibniz-gemeinschaft.de)

Weitere Informationen:
http://www.io-warnemuende.de/salzwassereinbruch-2014-dezember.html – Mehr Informationen zum Salzwassereinbruch Dezember 2014
http://www.io-warnemuende.de/salzwassereinbruch-dezember-2014-computer-simulatio… – Computersimulation zur Ausbreitung des Salzwassers
http://www.io-warnemuende.de/sauerstoff.html – Faktenblatt Sauerstoff in der Ostsee

Quelle: idw

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Immer mehr Frauen arbeiten Teilzeit

Miriam Dreschel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Im Jahr 2014 waren elf Millionen Frauen teilzeitbeschäftigt, das sind doppelt so viele wie 1991. Auch der Anteil der Frauen an den Beschäftigten ist seit 1991 gestiegen und zwar um fünf Prozentpunkte. Damit war 2014 fast die Hälfte aller Beschäftigten weiblich. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zur Entwicklung der Erwerbs- und Arbeitszeitmuster seit der Wiedervereinigung hervor.

„Die Zahl der beschäftigten Frauen stieg insgesamt um 21 Prozent, das von ihnen geleistete Arbeitsvolumen um vier Prozent. Ein etwas höheres Arbeitsvolumen wird heute also von deutlich mehr Arbeitnehmerinnen erbracht als früher“, erläutert die IAB-Forscherin Susanne Wanger. Der Grund dafür ist die steigende Teilzeitquote bei Frauen: Diese lag im Jahr 2014 bei knapp 58 Prozent. Auch der Anteil von Männern, die Teilzeit arbeiten, hat sich seit 1991 vergrößert: Mit gut 20 Prozent im Jahr 2014 hat sich die Quote mehr als vervierfacht. Teilzeit spielt aber weiterhin eine geringere Rolle als bei den Frauen.

Als Begründung für Teilzeitarbeit gaben fast 27 Prozent der Männer an, keine Vollzeitstelle zu finden, und gut 26 Prozent, dass sie eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren. Frauen entschieden sich mit jeweils knapp 26 Prozent am häufigsten wegen der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Personen oder wegen weiteren persönlichen oder familiären Verpflichtungen für eine reduzierte Beschäftigung.

„Erwerbsbeteiligung und Arbeitszeitmuster von Frauen und Männern unterscheiden sich nach wie vor erheblich. Bei Frauen entscheidet insbesondere die familiäre Situation, ob und in welchem Umfang sie beschäftigt sind“, so die Arbeitsmarktexpertin. Familiengründung beeinflusse das Erwerbsverhalten von Männern dagegen kaum. Ein Blick auf die Erwerbsmuster von Paaren mit Kindern zeigt: Das Zuverdienermodell, bei dem der Mann Vollzeit und die Frau Teilzeit arbeitet, ist mit 45 Prozent besonders beliebt. Lediglich bei einem Viertel der Paare mit Kindern haben beide Partner in etwa die gleiche Arbeitszeit und auch eine Realisierung der gewünschten Arbeitszeiten würde an der Verteilung der partnerschaftlichen Erwerbszeiten nur wenig ändern. Institutionelle Regelungen wie das Ehegattensplitting und Minijobs können eine Ausweitung der Arbeitszeit unattraktiv erscheinen lassen, da dies höhere Sozial- und Steuerabgaben nach sich ziehen würde.

Zu einer ausgewogeneren Aufteilung der Arbeitszeiten zwischen Männern und Frauen könnten passende Arbeitszeitmodelle und finanzielle Anreize für eine partnerschaftliche Arbeitszeitverteilung beitragen, so Susanne Wanger. Denn längerfristige Teilzeitphasen zögen Nachteile bei Einkommen, Karriere und Alterssicherung nach sich.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2015/kb0415.pdf

Quelle: idw

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Methan-Killer im Bodensee

Julia Wandt Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Konstanz

Eine Kooperation zwischen der Universität Konstanz und dem Max-Planck-Institut in Bremen entdeckt die bedeutende Rolle von Nitrat beim Methan-Abbau

Eine hohe Nitratkonzentration führt dazu, dass Gewässer überdüngt werden. In einem nitratarmen „sauberen“ See wie dem Bodensee spielt Nitrat hingegen eine wichtige Rolle bei der Stoffumsetzung. Ein Forschungsteam der Universität Konstanz und des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen hat herausgefunden, dass der Pflanzennährstoff Nitrat entscheidend zur Oxidation von Methan beiträgt, das im Sediment des Sees produziert wird. Durch den Oxidationsprozess wird verhindert, dass Methan in großen Mengen in die Atmosphäre entweicht, wo es als starkes Treibhausgas wirkt. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Ausgabe Dezember 2014 des renommierten Wissenschaftsjournals PNAS veröffentlicht.

An manchen Stellen des Bodensees ist zu beobachten, wie Bläschen an die Oberfläche steigen. Das ist ein Gemisch aus Kohlendioxid und Methan. Es wird als Endprodukt des Abbaus von Algenzellen und anderen Bestandteilen im Sediment des Sees produziert. „Wenn das System jedoch nicht gestört wird, wird das Methan noch im Sediment wieder oxidiert“, erklärt Prof. Dr. Bernhard Schink den Vorgang. Methan ist als Treibhausgas 25-mal so wirksam wie Kohlendioxid (CO2). Bislang ging man davon aus, dass dieser Oxidationsprozess im Wesentlichen sauerstoffabhängig ist. Der Professor für Limnologie und Mikrobielle Ökologie an der Universität Konstanz kam gemeinsam mit dem Bremer Fachkollegen Dr. Peter Stief, dem ehemaligen Konstanzer Nachwuchswissenschaftler Dr. Jörg Deutzmann und der Konstanzer Biologiestudentin Josephin Brandes zu dem Ergebnis, dass im Bodensee Nitrat an der Methanoxidation einen deutlich größeren Anteil hat als Sauerstoff. „Das eigentlich Überraschende an unserem Befund war, dass die relativ niedrige Nitratkonzentration im Bodensee ausreicht für den weitreichenden Abbau von Methan“, so Bernhard Schink.

Dass Methan durch Sauerstoff oxidiert und damit abgebaut wird, gilt seit rund hundert Jahren als die „klassische Methanoxidation“. In den vergangenen Jahren sind mehrere Prozesse entdeckt worden, bei denen Methan auch ohne Sauerstoff oxidiert wird. Dieser nitratabhängige Prozess wurde lange übersehen, weil er im Sediment auf kleinstem Raum mit dem sauerstoffabhängigen Prozess stattfindet. „Um das auseinanderzuhalten, sind hochauflösende Elektroden nötig, mit denen sich diese verschiedenen im Wasser gelösten Verbindungen im Größenbereich von Zehntelmillimetern unterscheiden lassen“, so Bernhard Schink. So wurden die Nitratmessungen mit den Messgeräten des Bremer Max-Planck-Instituts durchgeführt. Von der Konstanzer Gruppe wurden die Sauerstoff- und Methanmessungen vorgenommen und der hochauflösende molekularbiologische Nachweis der nitratreduzierenden und methanoxidierenden Bakterien erbracht.

Es gibt eine ganze Reihe mikrobieller Prozesse, die seit zehn bis zwanzig Jahren bekannt und die für die Stoffumsetzung in den Meeren in Wechselwirkung mit der Atmosphäre bedeutsam sind. Dass sie nun entdeckt werden, liegt sowohl an den verbesserten Messtechniken als auch an den Fortschritten in der Mikrobiologie. „Es zeigt, wie viel Vorsicht nötig ist bei der Beurteilung von globalen Stoffumsatzrechnungen“, so der Mikrobiologe Bernhard Schink. „Auch heute gibt es sicherlich noch viele Prozesse, die wir nicht kennen und in die Modellrechnung nicht einbeziehen können. Das Bild kann sich innerhalb von wenigen Jahren dramatisch wandeln.“

Joerg S. Deutzmann, Peter Stief, Josephin Brandes, and Bernhard Schink: Anaerobic methane oxidation coupled to denitrification is the dominant methane sink in a deep lake, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 111, 18273-18278 (2014) http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1411617111

Kontakt:
Universität Konstanz
Kommunikation und Marketing
Telefon: + 49 7531 88-3603+ 49 7531 88-3603
E-Mail: kum@uni-konstanz.de

Prof. Dr. Bernhard Schink
Universität Konstanz
Fachbereich Biologie
Universitätsstraße 10
78464 Konstanz
Telefon: +49 7531 88-2140+49 7531 88-2140
E-Mail: bernhard.schink@uni-konstanz.de

Quelle: idw

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Neue Auswertung des WSI – Reallöhne erstmals wieder höher als im Jahr 2000

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Die Bruttolöhne in Deutschland haben real erstmals wieder das Niveau der Jahrtausendwende erreicht. Stärker entwickelt haben sich die Tariflöhne, vor allem aber die Gewinn- und Vermögenseinkommen. Das zeigt die neue Verteilungsbilanz des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung.

14 Jahre hat es gedauert: Ende 2014 lagen die durchschnittlichen Bruttolöhne je Beschäftigtem preisbereinigt um 1,4 Prozent höher als 2000. Ein Jahr zuvor hatten sie das Niveau der Jahrtausendwende noch unterschritten, so die Auswertung des WSI-Tarifarchivs. Die vergangenen Jahre, in denen die Löhne real meist zulegten, haben die Verluste ausgeglichen, die in den 2000er-Jahren aufgelaufen waren. Schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen und die Deregulierung am Arbeitsmarkt hatten damals die Entwicklung der Arbeitseinkommen gebremst. Der Niedriglohnsektor wuchs. Am Tiefpunkt der Entwicklung im Jahr 2009 hatten die realen Bruttolöhne um 4,3 Prozent niedriger gelegen als 2000.

Stärker sind die Tariflöhne und -gehälter gestiegen. Sie waren 2014 real um 10,9 Prozent höher als im Jahr 2000. Meist beobachteten die Experten des WSI-Tarifarchivs in diesem Zeitraum eine negative Lohndrift. Das heißt: Die Bruttoeinkommen, in die unter anderem auch die Löhne der nicht nach Tarif bezahlten Arbeitnehmer einfließen, blieben hinter den Tarifeinkommen zurück.

„Die neuesten Zahlen zeigen, dass die Lohnentwicklung in Deutschland langsam wieder ins Lot kommen könnte und dass das Tarifsystem dabei eine entscheidende Rolle spielt“, sagt WSI-Tarifexperte Dr. Reinhard Bispinck. Deshalb sollten die von der Großen Koalition erweiterten Möglichkeiten, Tarifverträge allgemeinverbindlich zu erklären, konsequent angewendet werden. In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten sank die Tarifbindung. Ein wichtiger Grund dafür, dass Steigerungen bei den Tariflöhnen nur zum Teil auf die Bruttoverdienste durchschlugen.

Die WSI-Berechnungen machen auch deutlich, dass die Einkommen aus Vermögen und Unternehmensgewinnen die Arbeitseinkommen beim Zuwachs nach wie vor weit hinter sich gelassen haben: Von 2000 bis 2014 legten sie nach den Daten aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nominal um rund 60 Prozent zu. Die nominalen Arbeitnehmerentgelte wuchsen dagegen nur um knapp 33 Prozent. 2014 ist der Abstand wegen der spürbaren durchschnittlichen Lohnsteigerungen und der niedrigen Zinsen kleiner geworden, allerdings nur geringfügig, betont Bispinck. „Bei der Lohnentwicklung ist also noch deutlich Luft nach oben“, sagt der Experte. „Es ist gesamtwirtschaftlich wichtig, diesen Spielraum zu nutzen. Wir sehen ja gerade, wie die Binnennachfrage das deutsche Wachstum stärkt. Das stabilisiert auch die Wirtschaft in den anderen Euro-Staaten.“

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Reinhard Bispinck
Leiter WSI-Tarifarchiv
Tel.: 0211-7778-2320211-7778-232
E-Mail: Reinhard-Bispinck@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-1500211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2015_02_18.pdf

Quelle: idw

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Erhebung: DBFZ startet jährliche Betreiberbefragung zum Betrieb von Biomasseanlagen

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) mit der wissenschaftlichen Untersuchung der Wirkung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beauftragt. In diesem Kontext wird regelmäßig ein deutschlandweites Monitoring der Biomasseanlagen hinsichtlich des Anlagenbetriebes durchgeführt. Im Ergebnis der Betreiberbefragung sollen die Erfahrungen aus der Praxis in der Gesetzgebung Berücksichtigung finden.

Im Rahmen der jährlichen Betreiberbefragung sollen auch im laufenden Jahr 2015 wieder umfangreiche Daten zum Status Quo des Anlagenbestands in Deutschland ermittelt werden. Erhoben werden Leistungsdaten zur Biogasproduktion, Biogasaufbereitung, Verstromung des Biomethans in den BHKW, Bioabfallvergärung, Pflanzenöl-BHKW, Biomasse-HKW und Holzvergaser sowie auch zu Biomasseheizwerken in Bioenergie-Regionen. Zu diesem Zweck werden Anlagenbetreiber/Anlagenbetreiberinnen gebeten, die Fragebögen online auszufüllen oder entsprechende Formblätter als Faxvorlage herunter zu laden. Das DBFZ weist darauf hin, dass alle Antworten streng vertraulich behandelt und die erhobenen Daten ausschließlich in zusammengefasster Form für wissenschaftliche Ausarbeitungen verwendet werden. Eine Weitergabe personenbezogener Daten findet nicht statt. Die Fragebögen (online und Faxvorlagen) stehen auf der Webseite des DBFZ unter dem folgenden Link zur Verfügung: www.dbfz.de/betreiberbefragung

Ansprechpartner für inhaltliche Rückfragen zur diesjährigen Betreiberbefragung:
Mattes Scheftelowitz
Fax: +49 (0)341 2434-133
E-Mail: mattes.scheftelowitz@dbfz.de

Hintergrund:
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum verfolgt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) seit Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000 dessen Wirkung auf die Entwicklung der Stromerzeugung aus Biomasse in einem zeitnahen Monitoringprozess. Mit dem im Juni 2012 neu aufgelegtem Vorhaben wird das Monitoring zur Entwicklung der Stromerzeugung aus Biomasse durch das DBFZ fortgesetzt. Dazu wird neben dem Anlagenzubau und Veränderungen im Anlagenbestand auch die zur Stromerzeugung eingesetzte Biomasse untersucht. Weitere Punkte des Vorhabens sind die Ermittlung des Flächenbedarfs der eingesetzten Substrate und der Kosten für Strom aus Biomasse. Das Vorhaben unterstützt die Erfüllung der Berichtspflichten des BMWi zur Stromerzeugung aus Biomasse und erarbeitet wissenschaftliche Vorschläge zur Fortentwicklung der Rahmenbedingungen.

Forschung für die Energie der Zukunft – DBFZ
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz zum bestehenden, vor allem aber auch zu einem zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder der Bioenergie und besonders positiv herausragende Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/betreiberbefragung
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2015/erhebung-dbfz-startet-jaehrli…

Quelle: idw

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Wenn Papa mehr als nur arbeiten will

Jörg Heeren Pressestelle
Universität Bielefeld

Tagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld

„In vielen Unternehmen werden Vätermonate noch als mangelndes berufliches Engagement gewertet und bedeuten Karrierenachteile“, sagt Professorin Dr. Mechtild Oechsle von der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld. Wie reagieren Unternehmen auf berufstätige Väter, die fordern, ihnen eine aktive Vaterschaft zu ermöglichen? Wie werden „working Dads“ diskriminiert und wie werden sie unterstützt?

Um die Rolle von Unternehmen bei der Verwirklichung einer aktiven Vaterschaft geht es vom 12. bis zum 14. März auf einer Tagung im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld. Mechtild Oechsle ist eine der Leiterinnen der Konferenz.

Auf der Tagung diskutieren 60 Forscherinnen und Forscher aus zwölf Nationen, die die Disziplinen Soziologie, Psychologie, Ökonomie, Politikwissenschaft und Geschlechterforschung vertreten.

„Auch Männer müssen sich zwischen Familie und Karriere entscheiden. Und diese Entscheidung wird für immer mehr Männer zu einem Problem, weil Zeit für die Familie und Zeit mit Kindern für viele einen hohen Wert bekommen hat, der für Väter aus früheren Generationen eher unbekannt war“, sagt Professorin Oechsle. „Männer nehmen die Situation von Vätern in unserer Gesellschaft intensiv wahr und wünschen sich, dass aktive Vaterschaft eine größere gesellschaftliche Normalität bekommt. Viele Väter schauen neidvoll nach Skandinavien und wünschen sich eine ,zwangsweise‘ Väterzeit nach schwedischem Vorbild.“ Gleichzeitig sehen laut Oechsle viele Männer aber auch, welche Karrierenachteile Mütter in der Berufswelt in Kauf nehmen müssen, wenn sie ihre Arbeitszeit zugunsten der Familie reduzieren. Männer würden sich deshalb häufig gegen eine aktivere Vaterschaft entscheiden.

Welche Barrieren für aktive Vaterschaft gibt es? Welche Verwirklichungschancen und Handlungsspielräume haben Väter? Welche Akteure sind dabei relevant? Und welchen Einfluss haben Politiken und Programme? Dies sind einige der Fragen, die auf der Konferenz beleuchtet werden sollen.

Die Tagung trägt den Titel „Fathers in Work Organizations: Inequalities and Capabilities, Rationalities and Politics“ (Väter in Arbeitsorganisationen: Ungleichheiten und Potenziale, Rationalitäten und Politik). Kooperationspartner der Tagung ist der Sonderforschungsbereich 882 „Von Heterogenitäten zu Ungleichheiten“ an der Universität Bielefeld. Die Tagungssprache ist Englisch.

Aus dem Programm:
– 12. März, 15.00 bis 15.45 Uhr: Mechanisms of Inequality in Organizations – an Overview (Mechanismen der Ungleichheit in Unternehmen – ein Überblick), Prof. Donald Tomaskovic-Devey PhD von der University of Massachusetts Amherst, USA. Der Soziologe ist Träger des Anneliese Maier-Forschungspreises und forscht derzeit auch an der Universität Bielefeld.
– 13. März, 9.45 bis 10.30 Uhr: Fathers‘ Parental Leave and Career in Norwegian Elite Professions (Elternzeit und Karriere von Vätern in norwegischen Eliteberufen), Sigtona Halrynjo PhD vom Institute for Social Research in Oslo, Norwegen.
– 13. März, 15.15 bis 16.00 Uhr: Top Managers‘ Views on Fathers Taking leave (Wie Top-Manager über Väter in Elternzeit denken), Dr. Laura den Dulk von der von der Erasmus-Universität Rotterdam, Niederlande, und Wike Been von der Universität Utrecht, Niederlande.

Weitere Informationen:
http://www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2015/03-12-Oechsle.html

Quelle: idw

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Wie sich Wunden schließen

Heidelberger Wissenschaftler entschlüsseln molekularen Mechanismus der kollektiven Zellmigration, der etwa für die Wundheilung von Bedeutung ist

Damit Wunden sich wieder verschließen können, müssen Zellen sich gemeinsam und koordiniert in eine Richtung bewegen. Bislang war der zentrale molekulare Mechanismus, mit dem Zellen diese Bewegungen über größere Entfernungen koordinieren können, unklar – Wissenschaftler der Universität Heidelberg und des Stuttgarter Max-Planck-Instituts für intelligente Systeme konnten ihn nun entschlüsseln. Diese kollektive Zellmigration spielt nicht nur bei der Wundheilung eine wichtige Rolle, sondern ebenso bei der Embryonalentwicklung oder auch bei der Entwicklung von Krebs. Die Forschungsergebnisse, die in der Fachzeitschrift „Nature Cell Biology“ veröffentlicht wurden, sind daher für alle drei Bereiche von großer Bedeutung.

„Die kollektive Bewegung von Zellen und biologischen Systemen ist eines der wichtigsten natürlichen Phänomene und kommt auf verschiedenen Ebenen und Längenskalen der Natur vor. Wir haben nun den molekularen Hauptakteur und den entsprechenden Mechanismus identifiziert, der die kollektive Migration von Epithelzellen, also Zellen des Deckgewebes von Haut, steuert“, erklärt Prof. Dr. Joachim Spatz vom Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Heidelberg und dem Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme. In ihrer Untersuchung stellen die Wissenschaftler einen vollständigen molekularen Mechanismus vor, der sich auf das Protein Merlin konzentriert. Die Ergebnisse stellen eine Verbindung von mechanischen Kräften innerhalb der Zelle zu kollektiven Zellbewegungen her und zeigen auch, wie lokale Interaktion eine kollektive Dynamik auf der multizellulären Ebene bewirkt. „Damit schaffen sie eine Analogie zu dem, was man bereits von den kollektiven Bewegungen weiß, die sich in der biologischen und physikalischen Welt beobachten lassen“, erklärt Prof. Spatz.

Den Vorgang der Zellmigration vergleicht der Wissenschaftler mit den Abläufen bei einem Marathon: „Auf der Ebene des gesamten Organismus versucht ein Individuum in einer Menge ganz bewusst, seine Bewegungen an denen seiner Nachbarn auszurichten, wofür Wahrnehmung und Aktion miteinander in Einklang gebracht werden müssen.“ Innerhalb eines Zellkollektivs sind diese beiden Vorgänge durch Signalübertragungswege miteinander verbunden. In einem Zellkollektiv gibt es eine Führungszelle, ähnlich dem Führenden in einem Marathonlauf. Sie ist mit den ihr folgenden Zellen mechanisch durch Zell-Zell-Kontakte verbunden. Durch das Voranlaufen der Führungszelle wird mechanische Spannung auf die Verfolgerzellen ausgeübt, wie Joachim Spatz erläutert. Diese mechanische Spannung nimmt das Protein Merlin wahr und initiiert die räumlich polarisierte Verfolgungsbewegung. So wird die mechanische Spannung im Verfolgerfeld von einer Zelle zur nächsten weitergegeben. Die Verfolgerzellen reagieren darauf mit der Ausbildung von „Bein“-artigen Ausstülpungen in Richtung der Führungszelle, um sich nach vorne zu bewegen.

„Unklar war bisher, durch welche molekulare Verbindung diese beiden Ereignisse, Wahrnehmung und Aktion, verbunden sind“, sagt Joachim Spatz. „Dazu zeigt nun unsere Studie, wie Merlin als ein mechanosensitives Protein zelluläre Kräfte in kollektive Zellbewegungen umwandelt, indem es als mechanisch-chemischer Signalumwandler agiert. Erstaunlich ist dabei, dass Merlin das einzige Protein in dem verantwortlichen Signalnetzwerk ist, welches diese Eigenschaft in Zellkollektiven vermittelt – dass es also keine Ersatzmechanismen gibt. Fällt Merlin aus, verlieren Zellen die Fähigkeit, sich kollektiv zu bewegen, und verursachen die damit verbundenen medizinisch relevanten, pathophysiologischen Merkmale von Organismen.“

So ist der Hauptakteur der Studie, Merlin, auch ein bekannter Tumorsuppressor, der für verschiedene Krebsarten verantwortlich ist. Zudem ist Merlin an der Steuerung des sogenannten Hippo-Signalwegs beteiligt, einem für die Biologie wichtigen Signalweg, der die Vermehrung von Zellen und die Größe von Organen steuert und seit dem Auftreten von frühen Vielzellern evolutionär konserviert wurde. „Es ist spannend zu sehen, dass es mit dem von Merlin vermittelten Signalmechanismus eine Verbindung zwischen diesen scheinbar ungleichen Aspekten zu geben scheint“, sagt der Forscher.
An der Studie waren auch Wissenschaftler des Hamamatsu Tissue Imaging and Analysis (TIGA) Center am BioQuant-Zentrum der Ruperto Carola sowie des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg beteiligt.

Originalveröffentlichung:
T. Das, K. Safferling, S. Rausch, N. Grabe, H. Boehm, J. Spatz: A molecular mechanotransduction pathway regulates collective migration of epithelial cells. Nature Cell Biology (published online 23 February 2015), doi: 10.1038/ncb3115

Kontakt:
Prof. Dr. Joachim Spatz
Physikalisch-Chemisches Institut
Tel. +49 6221 54-4942+49 6221 54-4942
joachim.spatz@urz.uni-heidelberg.de

Quelle: idw

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BioSuck – Abfälle absaugen und Wasser sparen

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Bei der Herstellung von Lebensmitteln fallen riesige Mengen an nicht essbarem Ausschuss wie Schalen von Zitrusfrüchten und Kartoffeln oder Blut aus der Fleischindustrie an. Ihre Entsorgung als Abfall oder zusammen mit dem Schmutzwasser und auch die hygienische Säuberung von Gerätschaften führen zu einem enormen Abwasseraufkommen. Fraunhofer UMSICHT arbeitet zusammen mit einer internationalen Arbeitsgruppe im Projekt BioSuck an der Umgestaltung des Abfallmanagements in der Lebensmittelindustrie.

Durch die Absaugung anfallenden Abfalls mittels Vakuumtechnologie fällt weniger Abwasser an, was Entsorgungskosten senkt. Gleichzeitig lässt sich der über Vakuumrohre hygienisch transportierte und konzentrierte Abfall anschließend gezielt für bioenergetische Zwecke nutzen oder bei entsprechender Zusammensetzung recyceln. Im Projekt werden ein System und Richtlinien für Entscheider aus der Lebensmittelindustrie entwickelt, die Informationen darüber geben, wann und wo die Installation von Vakuumleitungen zur Abfallsammlung angebracht ist.

Nachhaltigkeit steigern, Geld sparen
Qualität ist in der Lebensmittelindustrie besonders wichtig. Verbraucher verlangen heutzutage nicht nur ein einwandfreies Produkt, sondern auch eine verantwortungsvolle Fertigung und einen bewussten Umgang mit natürlichen Ressourcen. Fraunhofer UMSICHT arbeitet zusammen mit vier Projektpartnern aus dem In- und Ausland an der Optimierung des Abfallmanagements in der Lebensmittelindustrie. Durch die Installation von Vakuumleitungen zum Abfalltransport können Unternehmen neben Wasser ­-­ teilweise bis zu 50 bis 80 Prozent (abhängig vom Industriezweig) – auch Kosten zur Abwasserentsorgung einsparen. Bei der Abfallsammlung mithilfe von Unterdruck gelangen Lebensmittelreste durch ein den Auflagen der Lebensmittelindustrie entsprechendes Rohrsystem hygienisch und schnell an eine Sammelstelle. Restabfälle lassen sich durch Verbrennung nutzen, in Fermentierungsanlagen in Biogas oder Bioethanol umwandeln oder mittels hydrothermaler Carbonisierung (HTC) in ein braunkohleähnliches Produkt aufwerten. Weiterhin ist es möglich, die Nährstoffe der konzentrierten organischen Abfälle direkt in die Industrie zurückzuführen oder aber als Ausgangsstoff für nährstoffreichen Dünger zu nutzen. Die dünnen Vakuumleitungen lassen sich platzsparend an der Decke von Technika anbringen, vermeiden Geruchsbelästigungen und sind ohne großen Aufwand an Änderungen im Produktionsprozess anpassbar. Zudem ist das System gegenüber Ungeziefer und Nagern geschlossen, was einen weiteren signifikanten Vorteil besonders innerhalb der Lebensmittelindustrie darstellt.

Unterstützungssystem für Entscheider der Lebensmittelindustrie
Das Projekt BioSuck ist nicht einseitig auf die wirtschaftliche Dimension ausgerichtet, sondern möchte Kunden auch hinsichtlich eines nachhaltigen Images unterstützen. Hierfür entwickelt das Projektteam Richtlinien und ein System, das Entscheider aus der Lebensmittelindustrie in strategischen Entscheidungen und Planungen bezüglich der Ressourcenwirtschaft unterstützt.

Für die Datenbasis des Systems werden neben Daten aus der Literatur, die Abfallströme gängiger Lebensmittelindustrien (Getränke, Milchprodukte, Fleisch, Fisch usw.) spektralanalytisch auf Nährstoffe untersucht. Zusätzlich werden praxisnahe Fallstudien in das Entscheidungsunterstützungssystem integriert. Hierfür konzipiert Fraunhofer UMSICHT ein Testpilotsystem zur Abfallkonzentrierung durch Vakuumtechnologie, das die praktische Anwendung in einem kleinen Maßstab simuliert. Die aus den Werten zu realisierende Datenbank wird darstellen, wo genau Abfall anfällt, wie sich dieser am besten sammeln lässt und wie eine weitere Verwertung aussehen kann. Vorgesehen sind darüber hinaus eine Nachhaltigkeitsanalyse der eingesetzten Technologien und Prozesse in Form einer Lebenszyklusanalyse sowie die Beurteilung von Umweltauswirkungen. Basierend darauf wird die Datenbank nachhaltige Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen.

Das Projekt BioSuck wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis Ende August 2016 gefördert (Förderkennzeichen: 031A433A). Fraunhofer UMSICHT ist Koordinator des Projekts. Wissenschaftliche Partner sind die Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegens (NTNU) und das Institut für Ökologie in Gewerbegebieten (IETU) unter der Leitung des Umweltministeriums in Polen. Die Industrie ist durch IWR Ingenieurbüro für Wasserwirtschaft und Ressourcenmanagement GmbH und die Bilfinger Water Technologies GmbH vertreten.

Weitere Informationen:
http://www.umsicht.fraunhofer.de/de/presse-medien/2015/biosuck-abfall-vakuumtech…

Quelle: idw

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Stark im Arbeitsleben

Blandina Mangelkramer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Hohe und gleichzeitig wechselnde Anforderungen charakterisieren die heutige Arbeitswelt. Diese verlangen Beschäftigten eine stark ausgeprägte psychische Widerstandsfähigkeit ab. Wie diese Widerstandskraft entwickelt und als betriebliche Ressource erschlossen werden kann, daran forschen Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in einem neuen Verbundprojekt.

Rückschläge und Misserfolge hat jeder Mensch schon einmal erlebt. Manche verkraften solche Ereignisse besser als andere. Sie verfügen über eine ausgeprägte psychische Widerstandskraft, die Resilienz. Auch mit einem immer anspruchsvolleren Arbeitsleben können Menschen, die über eine große Resilienz verfügen, besser umgehen. Daher wollen Wissenschaftler und Praktiker des Verbundprojekts „Resilire – Altersübergreifendes Resilienz-Management“ unter der Leitung der FAU anwendungsorientierte Maßnahmen entwickeln, welche die psychische Gesundheit von Beschäftigten fördern.

In einem ersten Schritt werden die Wissenschaftler Instrumente entwickeln, beispielsweise Fragebögen, um Resilienz auf individueller und organisationaler Ebene zu erfassen. Auf Grundlage dieser Instrumente werden die Verbundpartner ein Online-Coaching für Mitarbeiter erstellen sowie Maßnahmen gestalten, um ein Umfeld zu schaffen, das die Resilienz fördert. Ein Beispiel für eine solche Maßnahme sind Resilienz-Teams in Unternehmen, die – ähnlich den Gesundheitszirkeln – daran arbeiten, die Widerstandskraft der Mitarbeiter zu stärken.

Die Erkenntnisse aus Resilire führen die Verbundpartner im zweiten Schritt in ein altersübergreifendes Konzept zusammen, das Online- und Präsenzmaßnahmen verbindet sowie Leitlinien für ein betriebliches Resilienz-Management formuliert. Mit den entwickelten Ansätzen können Betriebe die psychische Gesundheit ihrer Beschäftigten stärken. Auf diese Weise wird Resilienz als betriebliche Ressource erschlossen und trägt im demographischen Wandel langfristig zum wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen bei.

Das Verbundprojekt Resilire wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 1,1 Millionen Euro im Rahmen des Förderschwerpunkts „Betriebliches Kompetenzmanagement im demografischen Wandel“ für drei Jahre gefördert. Zu den Verbundpartnern gehören neben der FAU und der Universität Freiburg die Gesellschaft aufgabenorientiertes Lernen für die Arbeit (GALA e.V.), Haufe-Lexware sowie die Volksbank Freiburg. Ein Netzwerk von zehn Partnern unterstützt dabei, die Projektergebnisse in der betrieblichen Praxis einzusetzen.

www.resilire.de

Quelle: idw

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EU-Zulassungsverfahren für Fungizide schützt Bachökosysteme nicht ausreichend

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

Aquatische Pilze spielen für ein funktionierendes Bachökosystem eine zentrale Rolle. Allerdings gefährden in der Landwirtschaft eingesetzte Fungizide diese Pilze und somit auch die Nahrungsgrundlage für andere Lebewesen in Gewässern. Das könnte weitreichende ökologische Folgen haben. Zu diesem Ergebnis kommen zwei aktuelle Studien des Instituts für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau. Um das Gewässerökosystem ausreichend zu schützen, müssten während des Zulassungsverfahrens für Pilzbekämpfungsmittel geeignetere Testsysteme zum Einsatz kommen.

Pilze haben in Bachökosystemen die zentrale ökologische Rolle, eingetragenes Laubmaterial „vorzuverdauen“ und dadurch die enthaltene Energie sowie die enthaltenen Nährstoffe für andere Wasserorganismen wie Insektenlarven oder Kleinkrebse verfügbar zu machen. Diese wiederum dienen unter anderem Fischen als Nahrung. Auch in angrenzende Landökosysteme liefern Bäche Energie und Nährstoffe, beispielsweise über den Schlupf von Insektenlarven, die ihrerseits Futter für Amphibien oder Fledermäuse sind. Werden die an der Basis der Nahrungskette stehenden Pilze gefährdet, kann sich dies daher über die ökologischen Ebenen hinweg auswirken.

Die aktuell in Europa zugelassenen Fungizide beeinträchtigen aber aquatische Pilze in Konzentrationen, wie sie im Freiland anzutreffen sind, und gefährden somit die Nahrungsgrundlage in Gewässerökosystemen, so das Ergebnis der nun in „Environmental Science & Technology“ und „Journal of Applied Ecology“ erschienenen Studien. Untersucht haben die Landauer Umweltwissenschaftler zum einen die synthetischen, sprich künstlich erzeugten, Fungizide Azoxystrobin, Carbendazim, Cyprodinil, Quinoxyfen und Tebuconazol. Zudem testeten sie die anorganischen Pilzbekämpfungsmittel Kupfer und Schwefel, die zu den ältesten Fungiziden zählen und beide in Deutschland auch in der ökologischen Landwirtschaft eingesetzt werden. Die Landauer Forscher konnten zum einen zeigen, dass die untersuchten Fungizide Zusammensetzung und Wachstum der Pilzgemeinschaften auf Laub verändern können. Zudem wiesen sie nach, dass insbesondere Kupfer und Tebuconazol, das zu einer Wirkstoffgruppe gehört, die rund ein Fünftel aller in Europa zugelassenen Fungizide umfasst, bereits bei sehr niedrigen Konzentrationen die Abbauleistung der Pilze beeinträchtigen.

„Die Ergebnisse der Studie zeigen eindeutig, dass die aktuelle Risikobewertung von Fungiziden in Europa Konzentrationen im Gewässer zulässt, die für aquatische Pilze nicht als sicher einzustufen sind“, erklärt Jochen Zubrod, der Erstautor der beiden Studien. „Obwohl aquatische Pilze für Bachökosysteme von grundlegender Bedeutung sind, wurde ihre Beeinflussung durch Fungizide bislang von Wissenschaft wie auch von regulatorischer Seite weitestgehend ignoriert“, so Zubrod weiter. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hatte bereits 2013 – als Reaktion auf eine frühere Landauer Studie – vorgeschlagen, geeignetere Testverfahren während des Zulassungsverfahrens von Fungiziden zu nutzen. Bislang ist das aber nicht verpflichtend und wird daher auch nicht praktiziert.

In der landwirtschaftlichen Praxis ist Pilzkrankheiten nur schwer beizukommen, weshalb selbst in der ökologischen Landwirtschaft der Einsatz bestimmter Fungizide zulässig ist. Daher müsse dafür Sorge getragen werden, ausschließlich Fungizide einzusetzen, die neben den anderen Komponenten des Ökosystems auch aquatische Pilze und die von ihnen abhängigen Nahrungsnetze möglichst wenig belasten, so der Rat der Landauer Forscher.

Die Studien:

Synthetische Fungizide
Die Studie „Does the current fungicide risk assessment provide sufficient protection for key drivers in aquatic ecosystem functioning?“, Jochen P. Zubrod, Dominic Englert, Alexander Feckler, Natalia Koksharova, Marco Konschak, Rebecca Bundschuh, Nadja Schnetzer, Katja Englert, Ralf Schulz, Mirco Bundschuh wurde publiziert in Environmental Science & Technology. Sie ist online abrufbar unter:
http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/es5050453

Anorganische Fungizide
Die Studie „Inorganic fungicides as routinely applied in organic and conventional agriculture can increase palatability but reduce microbial decomposition of leaf litter“, Jochen P. Zubrod, Alexander Feckler, Dominic Englert, Natalia Koksharova, Ricki R. Rosenfeldt, Frank Seitz, Ralf Schulz, Mirco Bundschuh wurde publiziert in Journal of Applied Ecology. Sie ist online abrufbar unter:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2664.12393/abstract

Kurzprofil Institut für Umweltwissenschaften Landau
Das Institut für Umweltwissenschaften Landau betreibt grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung, in deren Fokus die vielfältigen Interaktionen zwischen Mensch und Umwelt stehen. Das Institut vereint die Expertisen von neun interdisziplinären Arbeitsgruppen damit aktuelle Forschung vom Molekül über Ökosysteme bis zur menschlichen Gesellschaft. Das Institut für Umweltwissenschaften Landau wurde 2004 an der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau gegründet. Weitere Informationen: http://www.umwelt.uni-landau.de

Kontakt:
Universität Koblenz-Landau
Jochen Zubrod
Fortstraße 7
76829 Landau
Tel.: (06341) 280-31361(06341) 280-31361
E-Mail: zubrod@uni-landau.de

Weitere Informationen:

http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/es5050453 Studie Synthetische Fungizide
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2664.12393/abstract Studie Anorganische Fungizide
http://www.umwelt.uni-landau.de Homepage Institut

Quelle: idw

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Kuschelhormon hemmt Wirkung von Alkohol – Oxytocin mildert Beeinträchtigung motorischer Fähigkeiten

Alexander Schlaak Referat II/2, Kommunikation
Universität Regensburg

Neurobiologen und Psychologen der Universität Regensburg und der University of Sydney haben nachgewiesen, dass das Neuropeptid Oxytocin, auch bekannt als „Kuschelhormon“, den negativen Einfluss von Alkohol auf motorische Fähigkeiten deutlich verringert. Die Ergebnisse des internationalen Forscherteams sind vorgestern in der renommierten Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Science (PNAS)“ erschienen (DOI: 10.1073/pnas.1416900112).

Viele haben es schon am eigenen Leib erfahren: Schon geringe Mengen Alkohol verschlechtern die körperlichen Fähigkeiten zur Koordination. Dagegen scheint kein Heilmittel gewachsen zu sein. Neurobiologen wissen allerdings, was dahinter steckt. So steigert Alkohol die hemmende Wirkung des Botenstoffs GABA (Gamma-Aminobuttersäure), was zu schweren motorischen Beeinträchtigungen führt.

Wie das internationale Forscherteam um Prof. Dr. Inga D. Neumann (Regensburg) und Prof. Iain McGregor (Sydney) feststellte, ist dies nicht der Fall, wenn Oxytocin im Spiel ist. Die Wissenschaftler untersuchten dazu zunächst das Verhalten von Laborratten. Erhielten die Ratten Alkohol, so konnten sie sich nicht mehr so gut an einem Gitterrost festhalten oder auf einem Laufrad rennen. Zudem bewegten sich generell weniger in offener Fläche. Erhielten die Tiere jedoch zusätzlich Oxytocin, so fielen die Defizite deutlich geringer aus und ihr Verhalten ähnelte eher dem von Tieren ohne Alkohol.

Weitere Experimente zeigten, dass Oxytocin den Einfluss von Alkohol auf spezielle GABA-Rezeptoren – die Rezeptoren des Subtyps A, die die eine δ-Untereinheit besitzen – blockiert. Dabei verändert bzw. moduliert Oxytocin diese GABA-A Rezeptoren direkt; wahrscheinlich allosterisch, also direkt am Protein. Studien an Alkohol-Patienten und an Labortieren haben zudem gezeigt, dass Oxytocin auch den Alkohol-Konsum verringern und Entzugs-Symptome bei Alkoholikern mildern kann.

Die neue Studie offenbart erstmals die Mechanismen, die den Oxytocin-Wirkungen auf zellulärer Ebene zugrunde liegen. Mit den Ergebnissen der Forscher kann somit die Entwicklung neuartiger Medikamente für Alkoholiker – insbesondere während des Entzugs – vorangetrieben werden.

Der Original-Artikel im Internet unter:
www.pnas.org/content/early/2015/02/17/1416900112.full.pdf+html

Quelle: idw

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Rätsel um die Farbe eines Kleides: Die Überbelichtung macht‘s

Lisa Dittrich Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

JLU-Psychologe vermutet Wahrnehmungstäuschung

Ein Rätsel um ein Kleid beschäftigt seit Donnerstag die Online-Welt. Die simple Frage: Ist das Kleidungsstück auf dem Foto blau-schwarz oder weiß-gold? Für den Wahrnehmungspsychologen Prof. Dr. Karl Gegenfurtner der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist das Phänomen recht einfach zu erklären: Ihm zufolge handelt es sich um eine Wahrnehmungstäuschung. „Das Hirn der ‚Blau-Seher‘ kalkuliert die offensichtliche Überbelichtung – erkennbar am Bildhintergrund – korrekterweise mit ein. Für die anderen erscheine das Kleid weiß, weil die Beleuchtung massiv ins Gelbe verschoben ist“, erklärt Prof. Gegenfurtner. „Die ‚Blau-Seher‘ beziehen das in ihre Bildinterpretation mit ein.“ Durch eine einfache Bildmontage wird das deutlich: Auch für die Menschen, die vorher eindeutig ein blaues Kleid gesehen habe, erscheint dasselbe Motiv vor einem dunklen Hintergrund weiß-golden.

Die Twitter-Debatte dazu:
https://twitter.com/hashtag/TheDress

Quelle: idw

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Netzwerk Energieeffiziente Wasserwirtschaft gestartet

Helke Wendt-Schwarzburg Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
inter 3 Institut für Ressourcenmanagement

Wirtschaftliche Lösungen für den Regelenergiemarkt im Wassersektor

Gutes Trinkwasser aus dem Hahn und eine saubere Abwasserbeseitigung benötigen viel Energie: jährlich derzeit 6,6 Milliarden Kilowattstunden. Mit einem flexiblen Energiemanagement können Wasserwirtschaftsunternehmen am Regelenergiemarkt Geld verdienen. Das heute gestartete Netzwerk Energieeffiziente Wasserwirtschaft NEW ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, Verbänden und Forschungseinrichtungen mit dem Ziel, der kommunalen Wasserwirtschaft in diesem Markt neue Chancen zu eröffnen. Koordiniert wird NEW vom Berliner inter 3 Institut für Ressorucenmanagement.

„Die Potenziale der Flexibilisierung liegen sowohl in den Anlagen und Netzen der Wasserwirtschaft als auch jenseits des Wasserzählers, nämlich im Verbrauchsmanagement und in neuen Technologien für Haushalte, öffentliche Einrichtungen und Gewerbe“, erläutern Netzwerksprecher Axel Sacharowitz, Geschäftsführer von 3S Antriebe GmbH und sein Stellvertreter Guido Stelzle, Geschäftsführer von e2mGmbH. „Für das erforderliche überbetriebliche Lastmanagement der Wasserunternehmen entwickeln wir jetzt intelligente Produkte.“

In der ersten Innovationswerkstatt haben die Netzwerkpartner heute in Berlin die Schwerpunkte der gemeinsamen Technologie- und Produktentwicklung festgelegt. Bis zum Jahresende werden konkrete Roadmaps erstellt. Erste Dienstleistungen zum Geschäftsfeld „Regelenergie“ stehen interessierten (Ab)Wasserunternehmen ab sofort zur Verfügung.

NEW bündelt das Know-how von derzeit sieben Unternehmen rund um wasserwirtschaftliches Lastmanagement von der Anlagen- und Speichertechnik über Netzbetrieb und -Steuerung bis zum Verbrauchs- und Vertriebsmanagement. Gründungspartner sind 3S Antriebe GmbH, abc GmbH, AUTARCON GmbH, e2m GmbH, ESYS GmbH, Hydrosystemtechnik GmbH sowie PA-ID Automation & Vermarktung. Darüber hinaus gehören die DWA und das Technologiezentrum Wasser des DVGW als assoziierte Partner zum Netzwerk.

Gefördert wird NEW im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Weitere Informationen:
http://www.new-netzwerk.de – wird in Kürze freigeschaltet

Quelle: idw

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Neuer Schwung für Europas Energiepolitik

Binnenmarktregeln müssen konsequent umgesetzt werden / Marktwirtschaftlicher Ansatz kann eine sichere Erdgasversorgung am besten gewährleisten

„Das heute von der Europäischen Kommission vorgestellte Strategiepapier zur Energieunion ist eine wichtige Grundlage für die Neugestaltung von Europas Energiepolitik. Wenn die Europäische Kommission bei den geplanten Vorhaben die Prioritäten richtig setzt, dann kann das Projekt der Energieunion den dringend erforderlichen neuen Schwung in die europäische Energiepolitik bringen“. Das sagte Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), anlässlich der heute vorgestellten Mitteilung der Europäischen Kommission über einen strategischen Rahmen für eine Energieunion.

Nach wie vor gibt es aus Sicht des BDEW erhebliche Defizite bei der Umsetzung einer gemeinsamen Energiepolitik der EU-Mitgliedstaaten. Viele Länder streben eine nationale Energieautarkie an oder setzen die Binnenmarktregeln noch immer nicht konsequent um. So deckeln einige Mitgliedstaaten die Endkundenpreise oder öffnen ihre Märkte nicht für den Wettbewerb. „Nationale Autarkie ist ineffizient. Klimaschutz, Wettbewerb, Versorgungssicherheit lassen sich im Grundsatz besser auf europäischer Ebene verwirklichen. Es ist daher richtig, dass die Kommission ihre Hauptaufgabe darin sieht, dass die bestehenden Pflichten aus dem Energiebinnenmarkt sowie die Klimaziele der EU verlässlich von allen Mitgliedstaaten erfüllt werden“, sagte Müller. Gleiches gelte für die Vorgaben zur Krisenvorsorge. Alle Mitgliedstaaten müssen aus Sicht der deutschen Energiewirtschaft zunächst die bestehenden europäischen Versorgungssicherheitsvorgaben erfüllen, bevor weitergehend Solidaritätsmaßnahmen zwischen Mitgliedstaaten in Anspruch genommen werden.

Die deutsche Energiewirtschaft unterstützt darüber hinaus die von der Europäischen Kommission geplanten Maßnahmen zur länderübergreifenden Stromversorgungssicherheit. „Ein gemeinsames Vorgehen für ausreichend gesicherte Leistung im Stromsektor ist unbedingt notwendig. Längst ist deutlich geworden, dass die Reform des Strommarktdesigns keine nationale, sondern eine europäische Herausforderung ist“, sagte Müller. Es sei deshalb wichtig, dass die von der Bundesregierung angestoßene Debatte um das zukünftige Strommarktdesign auch mit einer klaren europäischen Perspektive geführt wird.

Die Europäische Kommission hat darüber hinaus angekündigt, den europäischen Regulierungsrahmen grundsätzlich zu überprüfen. Einer solchen Überprüfung muss aus Sicht des BDEW eine umfassende und detaillierte Konsultation und Debatte mit allen beteiligten Akteuren vorausgehen. Generell ist der BDEW der Ansicht, dass zunächst der bestehende Regulierungsrahmen überprüft und ausgeschöpft werden sollte, bevor weitere Änderungen vorgenommen werden.

Die Europäische Kommission betont außerdem zu Recht, dass ein marktwirtschaftlicher Ansatz eine sichere Erdgasversorgung am besten gewährleisten kann. Wichtig bleibt aus BDEW-Sicht eine klare Abgrenzung der Rollen und Verantwortlichkeiten zwischen der Politik und den Unternehmen. Die Unternehmen sollten im EU-Modell der offenen Marktwirtschaft weiterhin eigenverantwortlich ihre Verträge mit den Partnern aus Drittstaaten verhandeln. Daher bedarf es aus Sicht des BDEW auch keiner Einheit, die den Einkauf von Erdgas oder anderer Energieträger zentral organisiert. „Die Erdgasversorgung wird am besten durch einen offenen, liquiden, gut verbundenen und transparenten europäischen Erdgasmarkt mit unterschiedlichen Aufkommensquellen, intelligenten Lösungen auf der Verkaufsseite und mit einem sicheren Investitionsklima gewährleistet“, sagte Müller.

Quelle: BDEW

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Hildegard Müller zur Einführung einer Marktstabilitätsreserve

Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat heute über die Einführung und Ausgestaltung einer Marktstabilitätsreserve im EU-Emissionshandelssystem abgestimmt. Hierzu erklärt Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW):

„Ein funktionierender Emissionshandel ist unverzichtbar, wenn wir unsere ehrgeizigen Klimaschutzziele ökonomisch effizient erreichen wollen. Es ist deshalb bedauerlich, dass der federführende Umweltausschuss im Europäischen Parlament heute in der Mehrheit dafür gestimmt hat, die Marktstabilitätsreserve im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems erst Ende 2018 einzuführen. Damit wurde die Chance vergeben, ein wichtiges Signal für die zügige Stärkung des Emissionshandels auszusenden. Der BDEW hatte sich dafür eingesetzt, die Marktstabilitätsreserve bereits ab 2017 einzuführen. Positiv hingegen ist der Entschluss des Ausschusses, die zeitweise zurückgehaltenen Backloading-Zertifikate vollständig in die Reserve zu überführen. Dies ist wichtig, um die Planungssicherheit der Unternehmen zu stärken und Investitionen in CO2-arme und hocheffiziente Technologien auszulösen.

Positiv ist zudem, dass der zuständige Berichterstatter des Umweltausschusses mit diesem Abstimmungsergebnis die Verhandlungen mit der EU-Kommission und den Mitgliedstaaten aufnehmen kann. Damit wird das Verfahren insgesamt beschleunigt. Das Emissionshandelssystem muss als zentrales Instrument zur Treibhausgasminderung fortgeführt und in seiner Glaubwürdigkeit und Integrität gestärkt werden. Der BDEW wird sich weiter für eine ambitionierte, wirksame EU-Klimapolitik auch im Hinblick auf die internationalen Klimaschutzverhandlungen einsetzen.“

Quelle: BDEW

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Arbeitsmarktprognose 2030

Die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Andrea Nahles, die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig, und die Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Aydan Özoğuz, haben heute gemeinsam den zweiten Forschungsbericht „Arbeitsmarkt 2030. Die Bedeutung der Zuwanderung für Beschäftigung und Wachstum“ vorgestellt.

Mit dem im Auftrag des BMAS erstellten Bericht liegt eine detaillierte und wissenschaftlich fundierte Einschätzung der Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Arbeitskräftenachfrage und des -angebots bis zum Jahr 2030 in Deutschland vor.

Der aktuelle Bericht konstatiert eine positivere Arbeitsmarktentwicklung als noch 2012. Insbesondere eine stärkere Erwerbsbeteiligung als auch eine höhere Nettozuwanderung tragen dazu bei. Die durch die Bundesregierung eingeleiteten Maßnahmen im Rahmen des Fachkräftekonzepts erweisen sich als richtig und wichtig.

Die Anstrengungen dürfen jedoch nicht nachlassen, um sicherzustellen, dass diese Prognose wirklich eintrifft und der Wirtschaft zukünftig genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen.

Fachkräftelücken werden bis zum Jahr 2030 insbesondere bei den Gesundheitsberufen, Managern und leitenden Angestellten, Ingenieuren und Naturwissenschaftlern erwartet. Hinsichtlich der Fachkräftesicherung sieht die Prognose große Potentiale bei Frauen sowie Menschen mit Migrationshintergrund.

Bundesministerin Andrea Nahles:
Die aktuelle Arbeitsmarktprognose für 2030 ist besser als wir noch 2012 angenommen haben. Grund dafür ist auch, dass Deutschland inzwischen das zweitbeliebteste Einwanderungsland der Welt ist. Gleichzeitig zeigt die Studie: Einwanderung allein reicht nicht, um unseren künftigen Fachkräftebedarf zu decken. Beschäftigung hochhalten, das ist nichts Abstraktes, sondern bedeutet ganz konkret: Unternehmen können Aufträge annehmen, der deutsche Export spielt weiter in der ersten Liga, soziale Investitionen finden statt und unsere sozialen Sicherungssysteme bleiben leistungsfähig und stark. Das bleibt Daueraufgabe. Deshalb: Wir gönnen uns keine Pause, sondern bleiben am Ball gemeinsam mit frischer Kraft und Ideen.

Bundesministerin Manuela Schwesig:
Noch immer verschenken viele Unternehmen großes Potential, wenn sie auf die qualifizierten Frauen verzichten. Nach wie vor verlässt sich die Wirtschaft darauf, dass der Mann Vollzeit rund um die Uhr verfügbar ist, weil die Frau im Zweifel ja für die Kinder sorgt. Allzu häufig geht die Arbeitswelt noch von einem völlig überholten Familienmodell aus. In Wahrheit wollen die meisten jungen Frauen Kind und Job. Und viele junge Männer wollen selbstverständlich gleichberechtigt für ihre Kinder da sein. Diesem Wandel müssen wir Rechnung tragen. Die Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt, familienfreundliche Arbeitszeiten und ein bedarfsgerechtes Angebot an Betreuungsplätzen sind der Schlüssel, um Familien den Rücken zu stärken. Eine moderne Familienpolitik ist ein wesentlicher Hebel zur Fachkräftesicherung in Deutschland.

Staatsministerin Aydan Özoğuz:
Bis 2030 geht das Erwerbspersonenpotential in unserem Land in Millionenhöhe zurück. Um unser Wohlstandsniveau zu erhalten, brauchen wir dringend eine Doppelstrategie: Einerseits müssen wir die inländischen Potentiale – gerade auch der Menschen mit Einwanderungsgeschichten, aber auch von Frauen und Älteren – erkennen und erschließen. Andererseits brauchen wir noch mehr qualifizierte Einwanderung und müssen dringend dafür werben. Unser Land profitiert von Einwanderung.

Die wichtigsten Zahlen und Fakten auf einen Blick:
In der Basisvariante der Prognose (Wanderungssaldo 200.000 jährlich ab 2020) wird bis zum Jahr 2030 (im Vergleich zum Jahr 2013)

die Bevölkerung zwischen 20 und 64 Jahren um rund 5 Mio. sinken
die Zahl der Erwerbspersonen um 2,0 Mio. sinken
die Zahl der Erwerbstätigen um 1,0 Mio. sinken
die Zahl der Erwerbslosen um 1,0 Mio. auf 1,2 Mio. sinken.

Weitere Ergebnisse der Basisvariante sind, dass die Zahl der Erwerbstätigen
mit Hochschulabschluss um 2,2 Mio. steigen wird (2030 ggü. 2013)
mit dualer Berufsausbildung um rund 300.000 sinken wird (2030 ggü. 2013)
ohne Berufsabschluss um 2,4 Mio. sinken wird (2030 ggü. 2013)

In der Variante hohe Zuwanderung (Wanderungssaldo 300.000 jährlich ab 2020) wird bis zum Jahr 2030:
die Bevölkerung zwischen 20 und 64 Jahren um 3,9 Mio. sinken
die Zahl der Erwerbspersonen um 0,9 Mio. sinken
die Zahl der Erwerbstätigen um rund 0,1 Mio. steigen
die Zahl der Erwerbslosen um knapp 1,1 Mio. auf 1,1 Mio. sinken.

Nach dem Jahr 2030 werden sich die Auswirkungen des demografischen Wandels weiter verstärken, so dass bis zum Jahr 2050 ein weiterer Rückgang der Erwerbspersonen in Millionenhöhe zu erwarten ist. Trotz der gegenwärtigen Erfolge bleibt die Fachkräftesicherung daher eine der wichtigsten Herausforderungen für Deutschland in den kommenden Jahrzehnten.

Quelle: BMAS

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Hildegard Müller zum Evaluierungsbericht Anreizregulierung der Strom- und Gasnetze

Die Bundesnetzagentur hat dem Bundeswirtschaftsministerium den Evaluierungsbericht Anreizregulierung der Strom- und Gasnetze übergeben und online veröffentlicht. Der Bericht enthält eine Reihe von Vorschlägen zur weiteren Ausgestaltung der Anreizregulierung. Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), erklärt zum Evaluierungsbericht:

„Die Anreizregulierung der Strom- und Gasnetze hat sich bislang bewährt, muss aber in Zukunft weiterentwickelt werden. Das verdeutlicht der Evaluierungsbericht der Bundesnetzagentur. Die Regulierung muss differenzierter auf die Herausforderungen für Strom- und Gasnetzbetreiber auf der Transport- und Verteilnetzebene eingehen. Der BDEW setzt sich dafür ein, dass bei der für das Jahr 2015 angekündigten Novelle der Anreizregulierungsverordnung die Investitionsbedingungen insbesondere in den Verteilnetzen verbessert werden.

Grundsätzlich funktioniert die Anreizregulierung. Die Effizienzen der Netzbetreiber haben sich deutlich verbessert. Da in den letzten Jahren substanzielle Investitionen in den Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur zum Beispiel für die Integration der Erneuerbaren Energien getätigt werden mussten, sind die Netzkosten in Summe jedoch eher gestiegen. Der Regulierungsansatz sollte entsprechend angepasst werden. Es darf künftig nicht mehr im Fokus stehen, allein die Kosten zu senken, sondern es müssen auch die für die Integration der Erneuerbaren Energien notwendigen Investitionen angereizt werden. Der Evaluierungsprozess hat viele wichtige Fakten und Lösungsansätze herausgearbeitet, liefert aber noch keine konkreten Lösungen zur notwendigen Weiterentwicklung der Anreizregulierung.

Der Regulierungsrahmen sollte aus Sicht des BDEW grundsätzlich beibehalten und nur dort weiterentwickelt werden, wo dies notwendig ist. Der BDEW unterstützt Ansätze zur Verringerung des Regulierungsaufwands. Zu starke Pauschallösungen werden die Realität nicht mehr ausreichend abbilden. In Zukunft sollten keine pauschalen Erlösabschläge durch den generellen sektoralen Produktivitätsfaktor mehr erfolgen, da ansonsten langfristig den Netzbetreibern die Mittel für den Netzumbau fehlen. Die angestrebte, zielgerichtete Verbesserung der Investitionsbedingungen in den Verteilnetzen wird mit den von der BNetzA vorgeschlagenen Modellen nicht erreicht. Das vom BDEW entwickelte Antragsmodell könnte die Investitionsbedingungen zielgenau dort verbessern, wo Handlungsbedarf besteht. Es bewahrt aber auch gleichzeitig die Stabilität und Verlässlichkeit des Systems und verzichtet auf zusätzliche Investitionsanreize dort, wo sie nicht benötigt werden.“

Hintergrundinformationen:
Vor dem Hintergrund der geänderten energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen stellt sich die Frage, ob das Regulierungsregime den richtigen Rahmen für den notwendigen Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur setzt. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hatte gemäß § 33 Anreizregulierungsverordnung dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) bis Ende 2014 einen Bericht mit einer Evaluierung und Vorschlägen zur weiteren Ausgestaltung der Anreizregulierung vorzulegen. Im Rahmen des Evaluierungsprozesses fanden vier Workshops unter Beteiligung von Netzbetreibern, Regulierungsbehörden, Verbänden und Wissenschaft statt.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat angekündigt, im Jahr 2015 auf Grundlage des BNetzA-Evaluierungsberichtes zur Anreizregulierung und den Ergebnissen der Netzplattform-Studie „Moderne Verteilernetze für Deutschland“ die Anreizregulierungsverordnung zu novellieren.

Quelle: BDEW

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Ausschuss für Arbeitsmedizin neu gegründet

Am 10. Februar 2015 hat sich beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales der Ausschuss für Arbeitsmedizin (AfAMed) neu konstituiert. Der AfAMed ist paritätisch mit zwölf Mitgliedern und zwölf Stellvertretern/Stellvertreterinnen aus den Kreisen der Arbeitgeber, der Gewerkschaften, der Länder und Unfallversicherungsträger sowie der arbeitsmedizinischen Wissenschaft und Praxis besetzt. In der zweiten Berufungsperiode werden neben klassischen arbeitsbedingten Gesundheitsrisiken auch neue arbeitsmedizinische Fragestellungen zum Beispiel zur Digitalisierung der Arbeitswelt auf der Agenda des AfAMed stehen. In seiner Begrüßungsrede betonte Ministerialdirektor Hans Peter Viethen, Leiter der Abteilung Arbeitsrecht und Arbeitsschutz, die Bedeutung des AfAMed für den Gesundheitsschutz der Beschäftigten und die Arbeitsschutzpolitik des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Der AfAMed wird von Herrn Prof. Dr. Stephan Letzel geleitet, seine Stellvertreter sind Herr Dr. Martin Kern und Frau Dr. Gabriela Förster. Nähere Informationen zum AfAMed finden Sie auf der Seite der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

Quelle: BMAS

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Fraunhofer und Bundesregierung ebnen den Weg für den Industrial Data Space

Die Fraunhofer-Gesellschaft und Partner aus der Industrie starten gemeinsam mit Unterstützung der Bundesregierung (Bundesministerien für Bildung und Forschung BMBF, für Wirtschaft und Energie BMWi, für Verkehr und digitale Infrastruktur BMVI sowie des Inneren BMI) ein Vorhaben, um einen international offenen Datenraum für die Wirtschaft zu schaffen – den Industrial Data Space. Zugang und Nutzung sollen für alle Unternehmen offen sein, die sich an die gemeinsamen Standards halten. Ziel ist es, sichere Lösungen für die alles durchdringende Digitalisierung und den damit einhergehenden rasanten Wandel von industriellen Produktions- und Geschäftsprozessen zu entwickeln.

»Daten sind das Lebenselixier eines jeden Unternehmens. Ein verlässlicher und sicherer Zugang zu Informationen ist zentral für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft«, sagt Professor Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. »Der vernetzte Datenraum, wie wir ihn planen, soll zu einer effizienteren Wertschöpfung in allen wesentlichen Branchen beitragen.«

»Gemeinsam wollen wir die Instrumente entwickeln, dass möglichst viele Unternehmen erfolgreich an der digitalen Industrierevolution teilnehmen können. Unsere Wirtschaft in Deutschland und Europa muss die Kontrolle über die eigenen Daten behalten. Zugleich brauchen gerade kleinere und mittelständische Unternehmen einen geschützten Raum, in dem sie Daten nach selbst festgelegten Regeln miteinander teilen und austauschen können«, sagte Bundesforschungsministerin Professor Johanna Wanka nach dem Spitzengespräch. Die Bundesregierung unterstütze ganz bewusst diesen dezentralen Ansatz, um die Chancen von Industrie 4.0 für möglichst viele Unternehmen zu eröffnen.

Staatssekretär Matthias Machnig vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstreicht: »Die Digitalisierung der Wirtschaft ist eine der zentralen gesellschaftlichen und politischen Gestaltungsaufgaben für Deutschland. Das Thema Industrie 4.0 ist für unseren Produktionsstandort von herausragender Bedeutung. Unser Ziel ist es, die Chancen dieser vierten industriellen Revolution konsequent zu nutzen. Die Schaffung eines Industrie- und Wissenschaftskonsortiums zu Fragen der Referenzarchitektur, der Standardisierung, der Datensicherheit etc. ist hierfür ein wichtiger Schritt, der zeigt, dass Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gemeinsam an einem Strang ziehen.«

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

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Fraunhofer entwickelt Lösungen für nachhaltige und lebenswerte Städte

Web-special zum Thema Zukunftsstadt
Heute startet das Wissenschaftsjahr »Zukunftsstadt«. Fraunhofer legt bereits seit Jahren wichtige Grundlagen für ein nachhaltiges Leben in Metropolen. Fraunhofer-Forscherinnen und Forscher entwickelten die Vision der »Morgenstadt« – einer lebenswerten und zukunftsfähigen Stadt und ihrem suburbanen Umland. In einem umfangreichen Web-special informieren wir über die besonderen Herausforderungen der Urbanisierung und stellen das Fraunhofer-Innovationsnetzwerk Morgenstadt sowie aktuelle Projekte vor.

Weitere Informationen
http://www.fraunhofer.de/wissenschaftsjahr-2015-zukunftsstadt

Presseinformation: Nachhaltige, smarte Städte
Wie die Stadt der Zukunft aussehen kann, wollen Fraunhofer-Wissenschaftler im Projekt »Triangulum« nicht nur theoretisch erarbeiten. Ihre Ideen für intelligente Stadtquartiere werden in den kommenden Jahren in Manchester, Eindhoven und Stavanger verwirklicht.

Weitere Informationen
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2015/Februar/nachhaltige-smarte-staedte.html

Expertenliste
Fraunhofer bietet Redaktionen einen Expertenservice an. Für Fragen rund um die Morgenstadt können Sie sich an das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO wenden. Darüber hinaus stehen auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu bestimmten Aspekten der »Zukunftsstadt« (etwa Energie, Arbeiten, Gebäude, Kommunikation, Recycling etc.) gern als Interviewpartner zur Verfügung. Die Ansprechpartner finden Sie hier.

http://www.fraunhofer.de/content/dam/zv/de/presse-medien/Ansprechpartner-Wissenschaftsjahr-2015-Zukunftsstadt.pdf

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

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Massiver Anstieg des Arzneimittelkonsums erfordert bewussten Umgang mit Altmedikamenten

BDEW: 47 Prozent der Deutschen entsorgen flüssige Medikamentenreste falsch / Medikamente richtig entsorgen – Gewässer und Trinkwasserressourcen schützen

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat heute eine Aktion zur richtigen Entsorgung von Altmedikamenten gestartet. Ziel der Initiative ist es, einer Belastung der Gewässer mit Medikamentenrückständen vorzubeugen und so diese wichtigen Trinkwasserressourcen zu schützen. Zwar kann heute eine Gesundheitsgefährdung aufgrund von Arzneimittelrückständen im Trinkwasser nach derzeitigem Kenntnisstand ausgeschlossen werden. Die richtige Entsorgung von Medikamenten wird aber vor dem Hintergrund eines stetig zunehmenden Medikamentenkonsums immer wichtiger.

„Arzneimittel sind für viele Menschen unverzichtbar – von der Kopfschmerztablette bis hin zu komplexen Präparaten zur Bekämpfung schwerer Erkrankungen. Viele Medikamente aber sind oft gar nicht oder nur sehr langsam biologisch abbaubar. Die unsachgemäße Entsorgung dieser Medikamente gehört zu den wichtigsten Ursachen für die Belastung unseres Abwassers“, sagte Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser heute in Berlin. Einer repräsentativen Umfrage zufolge entsorgten 47 Prozent der Deutschen flüssige Medikamentenreste falsch, nämlich über die Spüle oder die Toilette (Quelle: ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung).

„Die BDEW-Aktion richtet sich daher an Verbraucher sowie in zweiter Linie an Multiplikatoren im medizinischen Bereich. Sie soll das Wissen über die richtige Entsorgung von Medikamente verbessern und dazu beitragen, den Eintrag von Arzneiwirkstoffen in den Wasserkreislauf insgesamt zu verringern“, so Weyand. Auf der BDEW-Homepage finden Verbraucher zum richtigen Umgang mit Altmedikamenten ab sofort Informationsmaterialien, die auch die Wasserversorger in ihrer Öffentlichkeitsarbeit und Kundenkommunikation einsetzen können:

https://bdew.de/internet.nsf/id/medikamenten-entsorgung-de

Zusätzlich wird der BDEW in diesem Jahr Informationsveranstaltungen zu dieser Thematik durchführen. Deutschland stehe vor einer regelrechten Medikamentenlawine, so Weyand: „Die Alterung der Gesellschaft und der begrüßenswerte medizinisch-technische Fortschritt werden zu einem starken Anstieg des Medikamentenverbrauchs in den kommenden Jahren führen. Verstärkt wird dies noch dadurch, dass bei der Verschreibung von Medikamenten oftmals überdimensionierte Packungsgrößen gewählt werden.“ Auch von Feldern, auf die mit Tierarzneimitteln belastete Gülle als Dünger ausgebracht werde, könnten Arzneimittelspuren in das Grundwasser gelangen. Allein im Jahr 2012 wurden rund 1.600 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben [Quelle: BVL, 2013].

Von den rund 1.200 Humanarzneimittelwirkstoffen mit möglicher Umweltrelevanz wurden im Jahr 2012 in Deutschland insgesamt 8.120 Tonnen verbraucht [Quelle: IMS Health, 2013]. Das ist gegenüber 6.200 Tonnen im Jahr 2002 ein Anstieg um mehr als 20 Prozent in zehn Jahren. (Quelle: UBA-Hintergrundpapier Arzneimittel 2014). Schon heute gelangen täglich mehrere Tonnen Medikamente über die Kanalisation in die Gewässer.

„Umso wichtiger ist es, dass sich auch die Verbraucher ihrer Verantwortung bewusst sind und aktiv zum Gewässerschutz beitragen“, betonte Weyand. Verbraucher können Medikamente heute auf drei verschiedene Arten gewässerschonend entsorgen:

Im Restmüll, sofern der Müll in der jeweiligen Kommune oder dem jeweiligen Landkreis vollständig verbrannt wird,
bei Apotheken, wenn diese sie annehmen, oder
bei Schadstoffsammelstellen.

Der BDEW engagiere sich darüber hinaus für die Wiedereinführung der Rücknahmepflicht von Medikamenten durch Apotheken, so der BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser abschließend.

Quelle: BDEW

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Kunden sind mit ihrem Energieanbieter zufrieden

Kunden schätzen vor allem zuverlässige Strom- und Gasversorgung und vertrauen ihrem Energieunternehmen

Die Strom- und Gaskunden in Deutschland sind mit ihren Energieanbietern zufrieden. Sie schätzen insbesondere die Sicherheit und Zuverlässigkeit bei der Versorgung. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen, repräsentativen Verbraucherumfrage des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), durchgeführt durch das Marktforschungsinstitut prolytics, Dortmund.

74 Prozent der Befragten sind laut BDEW-Kundenfokus 2014 mit ihrem Energieanbieter in höchstem Maße oder sehr zufrieden. Weitere 21 Prozent der Befragten sind zufrieden. Das entspricht einer Kundenzufriedenheit von insgesamt 95 Prozent. Die Befragten schätzen vor allem die vielfältigen Tarif- und Beratungsangebote sowie die kompetente Kundenbetreuung. Zudem halten mehr als 70 Prozent der Befragten ihr Energieunternehmen für vertrauenswürdig.

„Es spricht für die Leistungen der Unternehmen, dass die Kunden den Energieversorgern weiterhin eine so hohe Zufriedenheit attestieren und die Kundenbindung dementsprechend hoch ist. Es gibt nicht viele Branchen in Deutschland, die solch überzeugende Werte vorweisen können“, sagte Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Gut 93 Prozent der Befragten sind insbesondere mit der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Stromversorgung entweder sehr zufrieden oder in höchstem Maß zufrieden. Im Bereich der Gasversorgung sind es 84 Prozent der Befragten. Das Preis-Leistungsverhältnis schätzen über 80 Prozent der Strom- und Gaskunden als sehr gut, gut oder angemessen ein.

Laut BDEW gibt es aktuell rund 1.190 Stromanbieter und mehr als 890 Gasversorger in Deutschland. „Diese Angebotsvielfalt ist in der Europäischen Union einmalig. Die Energieunternehmen in Deutschland bieten jeweils unterschiedliche Tarife an, die auf die speziellen Ansprüche und Anforderungen von bestimmten Kundengruppen zugeschnitten sind. Der BDEW rät, sich beim Versorger über individuell passende Angebote zu informieren“, so Müller.

Quelle: BDEW

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Politik verursacht neue Hürden für den Aufbau der Ladeinfrastruktur

Branche vermisst klares Signal für Investitionen in öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur / Verordnungsentwurf muss überarbeitet werden

BDie Energiewirtschaft hat in einer Stellungnahme den Verordnungsentwurf zum Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur für Elektroautos scharf kritisiert. „Der vorliegende Entwurf für die Ladesäulenverordnung weist zahlreiche Mängel und Versäumnisse auf. Nicht nachvollziehbare Grundannahmen, fehlende Berücksichtigung von branchenübergreifenden Empfehlungen sowie die Einführung neuer bürokratischer Auflagen prägen diesen Entwurf. Er muss aus Sicht der Energiewirtschaft dringend überarbeitet werden“, sagte Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Für viele Unternehmen der Energiebranche stelle sich momentan die Frage, ob weitere Investitionen in die defizitäre öffentliche Ladeinfrastruktur überhaupt wirtschaftlich vertretbar sind. Die Branche habe sich deshalb ein klares Signal von der Bundesregierung erhofft, ob und wie neue Finanzierungsmodelle für den Aufbau eines öffentlichen Ladenetzes gestaltet werden könnten. Die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) hatte hierzu eine Finanzierung durch ein partnerschaftliches Programm von Privatwirtschaft und öffentlicher Hand vorgeschlagen. „Leider hat die Bundesregierung diesen Vorschlag des eigenen Beratergremiums in keiner Art und Weise aufgegriffen“, sagte Müller. Zudem fehlten in der Verordnung jegliche Hinweise darauf, wie untereinander vernetzte Bezahl- und Zugangssysteme aufgebaut werden könnten. Für die Akzeptanz der Autofahrer sei vor allem wichtig, dass sie auch spontan ohne Probleme an allen öffentlich zugänglichen Säulen laden können. Entsprechende Vorschläge des BDEW hierzu liegen auf dem Tisch.

Schließlich bringt die in dem Entwurf geplante Registrierungspflicht für Ladesäulen eine neue bürokratische Hürde für Betreiber von Ladeinfrastruktur. „Obwohl es sich bei der öffentlichen Ladeinfrastruktur um einen nicht regulierten Bereich handelt, möchte die Bundesregierung eine neue Registrierungsstelle bei der Bundesnetzagentur ansiedeln. Das ist aus Sicht der Energiewirtschaft der falsche Weg“, so Müller. Die Registrierung neuer Ladesäulen sollte kosteneffizient und bürokratiearm organisiert werden – beispielsweise durch eine von der Wirtschaft organisierten Lösung. So dokumentiert der BDEW mit seiner halbjährlichen Erhebung zur öffentlichen Ladeinfrastruktur den kontinuierlichen Aufbau von Lademöglichkeiten für Elektromobile in Deutschland. Diese Daten werden auch zunehmend von anderen Akteuren genutzt. Ferner ist der BDEW auf Wunsch des Bundeswirtschaftsministeriums die zentrale Codevergabestelle von Identifikatoren für Elektromobilität. Dies belege, dass derartige Aufgaben durchaus von der Wirtschaft selbst übernommen werden können.

Quelle: BDEW

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Windstrom-Erzeugung im Januar auf Rekordhöhe

Windenergieanlagen erzeugten im ersten Monat des Jahres über 10 Milliarden Kilowattstunden

Im Januar 2015 haben Windenergieanlagen so viel Strom wie in keinem Monat zuvor produziert. Das geht aus neuesten Zahlen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) hervor. Die deutschen Windenergieanlagen erzeugten etwas mehr als 10 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh), davon 0,2 Mrd. kWh auf See. Das entspricht in etwa einem Fünftel der Jahresproduktion aus Windenergieanlagen im Jahr 2014. Der bisherige Windstromrekord lag im Dezember 2014 bei 9,6 Mrd. kWh.

Zum Vergleich: Im Januar 2014 lag die Stromproduktion aus Windkraftanlagen noch bei rund 7 Mrd. kWh. Der starke Anstieg der Windstromerzeugung ist nach Angaben des BDEW und des ZSW vor allem auf den starken Zubau von Windenergieanlagen sowie drei außergewöhnliche Starkwindphasen im Januar zurückzuführen, in denen die Anlagen auf Hochtouren laufen konnten. Erfahrungsgemäß weisen die Wintermonate ein stärkeres Windaufkommen als die Sommermonate auf. So lag im vergangenen Jahr die niedrigste Erzeugung aus Wind mit 2,5 Mrd. kWh im Monat Juli.

Quelle: BDEW

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Umweltbundesamt bestätigt hohe Trinkwasserqualität und Handlungsbedarf bei Nitrat

BDEW: Entwurf der Dünge-Verordnung unzureichend / Vorsorgeprinzip muss auch beim Thema Medikamenten-Rückstände gestärkt werden

Das Umweltbundesamt hat heute seinen neuen Bericht zur Trinkwasserqualität vorgelegt. Darin bewertet die Behörde das von den Wasserversorgern an die Kunden gelieferte Trinkwasser erneut mit der Note „sehr gut“. Grenzwertüberschreitungen sind dem Bericht zufolge „absolute Einzelfälle“. Zugleich macht das Umweltbundesamt auf die Problematik des in vielen Regionen steigenden Nitrat-Gehaltes in Grund- und Oberflächengewässern aufmerksam. Auch die Umweltbehörde sieht hier die Landwirtschaft in der Pflicht, die durch Düngung verursachten Nitrateinträge zu senken.

„Der Bericht bestätigt erneut die sehr hohe Qualität von Trinkwasser aus dem Hahn. Die Wasserwirtschaft begrüßt zudem die deutlichen Aussagen zum Thema Nitrat. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Der aktuelle Entwurf der Düngeverordnung wird dem jedoch nicht gerecht. In seiner derzeitigen Fassung kann der Verordnungsentwurf keinen wirksamen Beitrag dazu leisten, die regional stark angestiegene Nitratbelastung des Grundwassers und von Flüssen und Seen spürbar zu verringern. Es kann nicht sein, dass die Wasserwerke zu Reparaturstätten für nicht von ihnen verursachte Probleme werden und in der Folge die Verbraucher mehr für ihr Wasser bezahlen müssen, obwohl die kostengünstigste Lösung auf der Hand liegt: Die Reduzierung der Nitrateinträge“, sagte Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser heute in Berlin.

Das Verursacher- und Vorsorgeprinzip muss aus Sicht der Wasserwirtschaft auch beim Thema Medikamentenrückstände deutlich gestärkt werden. „Die richtige Entsorgung von Medikamenten wird vor dem Hintergrund eines stetig zunehmenden Medikamentenkonsums immer wichtiger. Der BDEW fordert deshalb die Wiedereinführung der Rücknahmepflicht von Medikamenten durch Apotheken“, so Weyand.

Zusätzlich hat der BDEW die Initiative „Medikamente richtig entsorgen“ gestartet, die sich an Verbraucher und Multiplikatoren richtet:

https://bdew.de/internet.nsf/id/medikamenten-entsorgung-de

Quelle: BDEW

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Energiebranche bereitet sich auf Datenflut vor

Marktprozesse und Datenformate sollen weiterhin zuverlässig und sicher sein

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat heute die Roadmap Daten- und Marktkommunikation an die Bundesnetzagentur übergeben. „Was in der Industrie seit Jahren als vierte industrielle Revolution diskutiert wird, setzt die Energiewirtschaft im Rahmen der Energiewende bereits in die Tat um. Täglich wachsen reale und virtuelle Energiewelt in den Bereichen Produktion, Nachfrage, Transport und Vertrieb stärker zusammen. Die Basis für das Internet der Energiewirtschaft ist eine zukunftsfähige Daten- und Marktkommunikation. Hierzu hat der BDEW eine branchenweit abgestimmte Roadmap entwickelt, die die wichtigsten Handlungsfelder der nächsten Jahre aufzeigt.“ Das erklärte Roger Kohlmann, Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung, der heute gemeinsam mit BDEW-Präsident Johannes Kempmann die Roadmap Daten- und Marktkommunikation in Bonn an Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, übergab.

Der BDEW koordiniert seit Jahren die Erarbeitung standardisierter Marktprozesse und verbindlicher Datenformate für die Energiebranche. „Die Marktprozesse in der Energiewirtschaft haben sich bewährt und bilden das Rückgrat weiter Teile des Marktgeschehens. So ist heute zum Beispiel der Wechsel eines Tarifs oder eines Anbieters für die Verbraucher reibungslos möglich“, betonte Kohlmann. Gleichwohl stellten die grundlegend veränderte Energieproduktion und -nachfrage sowie die Digitalisierung und der Aufbau eines neuen Energieinformationsnetzes die bisherigen Kommunikations- und IT-Prozesse vor völlig neue Herausforderungen. Neben einer effizienten und reibungslosen Gestaltung der Marktprozesse stehe auch die Wahrung der Daten- und Systemsicherheit ganz oben auf der Agenda. Es gehe unter anderem auch um die Etablierung neuer, innovativer Geschäftsmodelle im Bereich Smart Grids oder Elektromobilität.

„Angesicht der erheblichen Kosten für den Auf- und Umbau der Kommunikations- und IT-Landschaft in der Energiewirtschaft können wir uns keine Fehlinvestitionen oder permanente, politische Richtungswechsel leisten. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der Branche hier zu einem gemeinsamen Arbeitsprogramm und einem darauf abgestimmten Regulierungsrahmen mit der Bundesnetzagentur zu kommen“, erläuterte Kohlmann. Die Roadmap stelle einen ersten Schritt für die Weiterentwicklung der Marktkommunikation bis 2018 dar. Es sollen gemeinsam mit der Bundesnetzagentur notwendige Änderungen identifiziert und Weiterentwicklungen vorstrukturiert werden. Kohlmann: „Es geht insbesondere darum, auch in Zukunft Stabilität beim elektronischen Datenaustausch sowie eine Begrenzung der IT-Kosten zu erreichen.“

Anlagen und Materialien
BDEW-Roadmap: Daten- und Marktkommunikation 2015-2018 (PDF): https://www.bdew.de/internet.nsf/id/F9270FBE24AEA79EC1257DE800365365/$file/150210%20Anlage%20Roadmap%20Daten-%20und%20Marktkommunikation.pdf

Quelle: BDEW

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Deutliche Reduktion der Stickstoffeinträge erforderlich

Rainer Kintzel Pressestelle
Sachverständigenrat für Umweltfragen

Der zu hohe Eintrag von reaktiven Stickstoffverbindungen in die Umwelt gefährdet die menschliche Gesundheit, die Gewässer, die Biodiversität und das Klima. „Die Politik muss dieses bedeutende Umweltproblem entschiedener als bisher angehen. Dies betrifft sowohl die Landwirtschafts-, Verkehrs- als auch die Energiepolitik. Deshalb ist eine Stickstoffstrategie nötig“, fordert Prof. Karin Holm-Müller, die stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrates für Umweltfragen der Bundesregierung. Heute übergibt der SRU sein Sondergutachten „Stickstoff: Lösungsstrategien für ein drängendes Umweltproblem“ an Bundesumweltministerin Barbara Hendricks.

Die Belastung der Umwelt mit reaktivem Stickstoff ist ein vielfach unterschätztes Problem. Es geht nicht alleine um die Vermeidung von Nitratbelastungen im Trinkwasser. Zu hohe Nährstoffeinträge führen zu weitreichenden Schäden an der Biodiversität. Zum Beispiel beeinträchtigt die verminderte Vielfalt blühender Pflanzen auf Wiesen und Äckern die Ernährungsgrundlage von Bestäubern wie Bienen. Die Überdüngung der Meere führt zu verstärkter Algenbildung. Sichtbare Folge ist die Schaumbildung an den Stränden der Ost- und Nordsee. Zu hohe Stickstoffoxidkonzentrationen in der Luft gefährden die menschliche Gesundheit, Lachgasemissionen tragen zum Klimawandel bei. Die wichtigsten Ursachen sind die Düngung in der Landwirtschaft und die Verbrennung von Kohle, Öl oder Biomasse.

Wegen zu hohen Konzentrationen von reaktiven Stickstoffverbindungen in Luft und Gewässern verfehlt Deutschland vielfach die Vorgaben der europäischen Umweltpolitik. 27 % der Grundwasserkörper befinden sich aufgrund einer zu hohen Nitratkonzentration in schlechtem chemischen Zustand, 48 % der natürlichen und naturnahen Ökosysteme an Land sind von Eutrophierung betroffen (Zahl für das Jahr 2009) und an etwa 70 % der innerstädtischen, stark durch den Verkehr beeinflussten Messstationen wird der Langzeitgrenzwert für Stickstoffdioxid in der Luft von 40 μg/m3 überschritten. „Eine umweltpolitische Vorreiterrolle sieht anders aus“, stellt das federführende Ratsmitglied, Prof. Heidi Foth, fest. Der SRU geht davon aus, dass mindestens eine Halbierung der Stickstoffeinträge in Deutschland und der EU notwendig wäre, um nationale und internationale Qualitätsziele zu erreichen.
Um dem Thema ein angemessenes politisches Gewicht und eine deutlich höhere öffentliche Aufmerksamkeit zu verleihen, empfiehlt der SRU daher eine Stickstoffstrategie. Diese sollte von Bund und Ländern gemeinsam entwickelt werden.

Der SRU macht in seinem Gutachten über 40 Handlungsvorschläge. Aktuelle Handlungsprioritäten sind:

– Die Novelle der Düngeverordnung (DÜV), die die Ausbringung von Gülle oder Gärresten regeln soll: Sie bietet die Chance deutlich verminderter Nährstoffaufbringung. Sie verringert gleichzeitig die Nitratbelastung, die Ammoniak- und die Lachgasemissionen. Somit ist sie Gewässerschutz, Luftreinhaltepolitik und Klimaschutz in einem. Der Referentenentwurf vom Dezember 2014 würde Verbesserungen bringen, die aber noch nicht ausreichend sind. Wichtig ist vor allem: ohne scharfe Kontrollen und Sanktionen nützen die strengsten Vorgaben wenig.

– Die Einführung einer Umweltabgabe auf Stickstoffüberschüsse aus der Landwirtschaft als Ergänzung zu ordnungsrechtlichen Vorgaben: Der Minderungsbedarf ist so hoch, dass ökonomische Anreize für weitere Maßnahmen verstärkt werden müssen.

– Die Weiterentwicklung der europäischen Luftreinhaltepolitik: Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die ursprünglich vorgeschlagenen strengeren Reduktionsziele für Ammoniak und Stickstoffoxide für 2030 nicht aufgegeben werden. Der SRU bewertet daher die Entscheidung der Europäischen Kommission, die Behandlung aktueller Vorschläge zu verschieben, als ökonomisch und ökologisch kurzsichtig.

Das Sondergutachten „Stickstoff: Lösungsstrategien für ein drängendes Umweltproblem“ kann unter www.umweltrat.de heruntergeladen werden.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Dr. Christian Hey, Tel.: +49 30 263696-0.

Der SRU berät die Bundesregierung seit über 40 Jahren in Fragen der Umweltpolitik. Die Zusammensetzung des Rates aus sieben Professorinnen und Professoren verschiedener Fachdisziplinen gewährleistet eine wissenschaftlich unabhängige und umfassende Begutachtung, sowohl aus naturwissenschaftlich-technischer als auch aus ökonomischer, rechtlicher und politikwissenschaftlicher Perspektive.

Der Rat besteht derzeit aus folgenden Mitgliedern:
Prof. Dr. Martin Faulstich (Vorsitzender), Technische Universität Clausthal
Prof. Dr. Karin Holm-Müller (stellv. Vorsitzende), Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Prof. Dr. Harald Bradke, Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe
Prof. Dr. Christian Calliess, Freie Universität Berlin
Prof. Dr. Heidi Foth, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Prof. Dr. Manfred Niekisch, Goethe-Universität und Zoologischer Garten Frankfurt
Prof. Dr. Miranda Schreurs, Freie Universität Berlin

Weitere Informationen:
http://www.umweltrat.de

Quelle: idw

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Stickstoffeinträge in die Umwelt deutlich verringern

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

DBU begrüßt heute veröffentlichtes Sondergut-achten des SRU „Stickstoff als Umweltproblem“ und unterstützt praxisnahe Lösungen

Berlin/Osnabrück. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt das heute in Berlin veröffentlichte Sondergutachten und die Forderung des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU) nach einer deutlichen Verringerung des Stickstoffstoffeintrags in die Umwelt. „Stickstoff ist für Menschen, Tiere und Pflanzen überlebenswichtig und als zentraler Baustein von Eiweiß ein wichtiger Wachstumsmotor und Bestandteil von Pflanzendünger. Doch seit Jahren gelangt besonders beim Düngen und aus der Tierhaltung gefährlich viel Stickstoff in Wasser, Luft und Böden. Laut Umweltbundesamt stammen zwei Drittel der Stickstoffemissionen aus der Landwirtschaft. Es ist zu einem der zentralen Umweltprobleme des 21. Jahrhunderts geworden“, warnt DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann. Die von der Europäischen Union vorgegebenen Grenzwerte würden in Deutschland noch längst nicht eingehalten. Bottermann: „Die DBU sieht hier seit Jahren dringenden Handlungsbedarf und fördert Dünge-, Tierhaltungs- und Fütterungsmethoden, mit denen deutlich weniger Stickstoffverbindungen in die Umwelt gelangen.“

Die Ursachen und Folgen zu hoher Stickstoffeinträge sind vielfältig. Gefährlich seien freigesetzte gesundheits- und umweltschädliche Stickstoffverbindungen wie Nitrat, Ammoniak oder Lachgas. Mit dem auf gedüngtem Ackerland versickernden Regenwasser gelange Nitrat in das Grundwasser oder durch Erosion und Oberflächenabfluss in Bäche, Flüsse und Seen. Dies führe zum beschleunigten Wachstum von stickstoffliebenden Arten, die dann konkurrenzschwächere Arten, die mit zu viel Stickstoff nicht zurechtkommen, zurückdrängten. Die Folge: Auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen komme es zu einer Artenverarmung und die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten werde geringer. Ammoniak wiederum entweiche beim Einsatz von Düngemitteln und in der Tierhaltung gasförmig in die Atmosphäre und trage zur Versauerung von Böden und Oberflächengewässern bei. Lachgas entstehe beim Zersetzen von Gülle, Mist und Mineraldünger durch Mikroorganismen zwar nur in kleinen Mengen, trage aber durch die im Vergleich zu Kohlendioxid 300 Mal höhere Treibhauswirksamkeit zum Klimawandel bei.
Laut SRU waren 2009 fast die Hälfte der natürlichen und naturnahen Ökosysteme von Überdüngung und einem ‚Zuviel‘ an Nährstoffen betroffen. Etwa 26 Prozent des Grundwassers seien wegen eines zu hohen Nitratgehaltes in schlechtem Zustand, was die Trinkwassergewinnung erschwere. Bottermann: „Wir stimmen dem SRU zu, dass die nationalen Emissionshöchstmengen für Stickstoffoxide und Ammoniak dringend gesenkt werden müssen, um die kritischen Grenzwerte ansatzweise einhalten zu können“.

„Nur etwa 60 Prozent der gedüngten Stickstoffmengen finden sich in Deutschland später auch in den geernteten Produkten wieder, weltweit sind es noch weniger. Deshalb ist die Effizienz der Stickstoffdüngung aus Umweltschutzgründen stark verbesserungsbedürftig“, sagt Prof. Dr. Werner Wahmhoff, Abteilungsleiter für Umweltforschung und Naturschutz. Ansatzpunkte dafür sehe er insbesondere bei den Düngungsverfahren für Gülle und Mist: „Schon im Stall, aber auch beim Lagern und Ausbringen geht Stickstoff in Form von gasförmigem Ammoniak verloren. „Der heute übliche Umgang mit diesen Düngern muss grundsätzlich überdacht werden.“
„Das Ziel muss darin bestehen, die unerwünschten Stickstoffverluste auf ein Minimum zu reduzieren und die angebauten Pflanzen für Nahrungs- und Futtermittel dennoch optimal mit Nährstoffen zu versorgen, um genügend Lebensmittel für die Versorgung der Bevölkerung anbauen zu können“, betont Bottermann. Ein vollständiger Verzicht auf Stickstoff würde hingegen dazu führen, dass mehr Fläche für den Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln benötigt würde. Um die Emissionswerte von Stickstoff zu verringern, verfolge die DBU seit Jahren verschiedene Lösungsansätze, die einerseits auf verbesserte Düngetechnik und Lagerung von Dünger, andererseits auf eine stickstoffarme Tierhaltung abzielen, erklärt Dr. Holger N. Wurl, Referatsleiter für umweltgerechte Landnutzung und nachwachsende Rohstoffe.

Unter anderem soll bundesweit ein modellbasiertes Beratungssystem für die Stickstoffdüngung von Winterweizen etabliert werden, das an der Christian-Albrechts-Universität Kiel erarbeitet wird. Die Technische Universität München optimiere das Stickstoffmanagement im Rapsanbau mit einem Düngesystem, bei dem die Ökoeffizienz erhöht werden könne. Dabei erfassen Sensoren an den Landmaschinen berührungslos den Versorgungszustand der Pflanzen mit Stickstoff. Auch das an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg weiterentwickelte Gülle-Strip-Till-Verfahren für den Einsatz organischer und mineralischer Düngung sei sehr erfolgversprechend. Die Georg-August-Universität Göttingen und die Firma Kotte Landtechnik (Rieste) entwickeln ein System zur sogenannten Unterfußinjektion, mit dem bei der organischen Düngung von Mais bis zu 90 Prozent weniger Ammoniak in die Atmosphäre gelange. Wegweisend seien auch Konzepte zum sogenannten güllelosen Stall, dem „Stall der Zukunft“, wie Wurl erläutert: „Wir wollen Stallbaukonzepte zum Verringern von Ammoniak-Emissionen unterstützen, bei denen von Vornherein Kot und Harn getrennt werden, Gülle und folglich die damit verbundenen Stickstoffemissionen also gar nicht erst entstehen.“
Schließlich gebe es aber auch Handlungsmöglichkeiten für die Verbraucher. Die DBU greift den Hinweis des SRU auf, wonach Stickstoffüberschüsse nur dann ausreichend verringert werden können, wenn höhere Umweltanforderungen an die Landwirtschaft in Deutschland mit veränderten Konsummustern einhergehen. Bottermann: „Der gegenwärtig hohe Konsum tierischer Produkte wie Fleisch, Eier und Milch könnte gesenkt und Lebensmittelabfälle sollten verringert werden.“ Verbraucherinformation sei wichtig. Nicht nur bei der Produktion tierischer Nahrungsmittel können unerwünschte Stickstoffemissionen entstehen. Zum Beispiel verursache auch der Gemüseanbau erhebliche Stickstoffeinträge in die Umwelt.

Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/123artikel35866_335.html

Quelle: idw

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Tiefseetiere gesucht – Manganknollen gefunden

Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Überraschende Entdeckung während der ersten Expedition von FS SONNE

Die Biologie von Tiefseetieren und Prozesse der Plattentektonik sind eigentlich die Themen der ersten Expedition des neuen deutschen Forschungsschiffs SONNE. Eher zufällig sind die Meeresforscherinnen und Meeresforscher jetzt auf ein Vorkommen von Manganknollen gestoßen, das möglicherweise alle bisher im Atlantik bekannten Manganknollenfelder in den Schatten stellt.

Die Entdeckung begann mit einer Schrecksekunde. Während der aktuellen Expedition des Forschungsschiffs SONNE im tropischen Atlantik lassen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Bord regelmäßig einen sogenannten Epibenthosschlitten auf den mehrere tausend Meter tiefen Meeresgrund hinab. Das rund drei Meter lange Spezialgerät sammelt dort biologische Proben und nimmt gleichzeitig Bilder auf. Doch während eines Einsatzes Anfang der Woche schien sich der Schlitten am Meeresboden verhakt zu haben. Gespannt warteten Schiffsbesatzung und Wissenschafts-Crew darauf, ob er heil wieder an Bord kommen würde. Als der Schlitten tatsächlich wieder auf dem Arbeitsdeck der SONNE angekommen war, wich die Spannung großer Überraschung und wissenschaftlicher Entdecker-Freude: Die Sammelnetze, in denen sich am Boden lebende Tiefseeorganismen verfangen sollten, waren gefüllt mit Manganknollen. „Das hatten wir an dieser Stelle so nicht erwartet“, sagt der Fahrtleiter der Expedition, der Geologe Professor Dr. Colin Devey vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

Die Erz-Knollen, die der Schlitten an die Oberfläche mitgebracht hatte, sind sehr gleichmäßig geformt und reichen von Golfball- bis Kegelkugel-Größe. Mit Wachstumsraten zwischen einem und fünf Millimetern in einer Million Jahre könnten einige der Knollen über 10 Millionen Jahre alt sein. Fotos, die der Epibenthosschlittens aufgenommen hat, ergaben, dass die Knollen in dem untersuchten Bereich dicht an dicht auf dem Boden des Atlantiks liegen. „Manganknollen finden sich zwar in allen Meeren. Aber die größten Vorkommen sind aus dem Pazifik bekannt. Knollen dieser Größe und in dieser Dichte sind aus dem Atlantik bisher nicht bekannt“, sagt Devey. Auch die Biologen an Bord, deren Geräte für den Zufallsfund gesorgt haben, äußerten sich begeistert: „Diese Entdeckung zeigt uns, wie wenig wir die Meeresböden der Tiefsee kennen und wie viel spannende Erkenntnisse noch auf uns warten“, sagt Prof. Dr. Angelika Brandt vom Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg. „An dieser Station waren nur sehr wenige Organismen in dem Netzfang mit den Manganknollen zu finden. Möglicherweise finden Lebewesen in unmittelbarer Umgebung der Knollen keine guten Lebensbedingungen vor. Anders sah der zweite Epibenthosschlittenhaul dieser Station aus, der über einer durchgehenden Mangankruste gesammelt hat, über der eine dickere Sedimentschicht lag. Hier waren im Netzbecher schon viele Organismen mit dem bloßen Auge zu sehen und wir freuen uns bereits jetzt auf die Auswertung dieser Probe.“

Manganknollen sind kugel- oder blumenkohlförmige Erzklumpen, die meist in Tiefen unterhalb von 4000 Metern auf den großen Tiefseeebenen liegen. Sie bestehen nicht nur aus dem namengebenden Mangan, sondern enthalten auch Eisen sowie begehrte Metalle wie Kupfer, Cobalt oder Zink. Deshalb sind sie seit den 1970er Jahren als eine mögliche Rohstoffquelle im Gespräch. Aufgrund der großen Wassertiefen und des damit verbundenen technischen Aufwandes sowie potenzieller Umweltschäden bei der Förderung ist ein Abbau derzeit allerdings noch nicht absehbar.

Gleichzeitig sind Manganknollen wissenschaftlich hochinteressant, weil sie als Klima- und Umweltarchiv genutzt werden können. Manganknollen wachsen ähnlich wie eine Perle schalenförmig um einen Nukleus herum und zeichnen dabei viele Informationen über die jeweils herrschenden Umweltbedingungen auf. Da die Knollen sehr langsam wachsen, ermöglichen sie mit entsprechend feinen Analysemethoden eine sehr weit in die Erdgeschichte zurück reichende Umweltrekonstruktion.

Im diesem Jahr sind mehrere Ausfahrten der SONNE zu Manganknollenfeldern im Pazifik geplant. Dabei geht es unter anderem um die Frage, welche Rolle die Manganknollen für die Ökosysteme am Meeresboden spielen und welche Umweltrisiken mit einem möglichen Abbau der Knollen verbunden wären.

„Wir setzen unser geplantes Programm fort. Aber die gewonnenen Proben werden in den Laboren an Land auf jeden Fall eingehend untersucht. Jetzt sind wir gespannt, welche Überraschungen der Atlantik noch für uns bereithält“, sagt Professor Devey.

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.uni-hamburg.de Die Universität Hamburg
http://www.oceanblogs.org/so237 Expeditions-Blog der SONNE-Expedition SO237.

Quelle: idw

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Psychologe der Uni Witten/Herdecke: „Rollenspiele am Computer fördern roboterhaftes Verhalten“

Jan Vestweber Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

Prof. Ulrich Weger untersuchte in einer Studie die Auswirkungen des Hineinversetzens in virtuelle Avatare auf die menschliche Urteilskraft

Rollenspiele am PC oder auf Spielkonsolen, bei denen sich Spieler in die Fußstapfen eines virtuellen, oftmals roboterartigen Wesens – eines sogenannten Avatars – begeben, führen zu erhöhtem roboterhaften Verhalten in der wirklichen Welt. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die Prof. Ulrich Weger, Leiter des Departments für Psychologie und Psychotherapie an der Universität Witten/Herdecke (UW/H), nun in der renommierten Fachzeitschrift Psychonomic Bulletin & Review veröffentlicht hat.

In den Versuchen zur Studie zeigte sich, dass Personen, die eine Weile ein virtuelles Rollenspiel spielten, anschließend eher geneigt waren, dem Urteil von Computern bei einer sozialen Einschätzungsaufgabe zu folgen, auch wenn dieses objektiv falsch war.

Für die Studie spielten Versuchspersonen ein virtuelles Rollenspiel. Probanden in der Vergleichsgruppe schauten den Spielern dagegen einfach nur über die Schulter. Anschließend mussten alle Versuchspersonen entscheiden, wie geeignet bestimmte Kandidaten für eine bestimmte Berufstätigkeit wären. Dazu wurden zwei Kandidaten kurz beschrieben, einer von beiden war dabei der nach beschriebener Motivation und Fähigkeit jeweils besser geeignete. Bevor die Versuchsteilnehmer ihre Meinung abgaben, beurteilten zwei virtuelle Assistenten die Kandidaten. In manchen Fällen waren diese Urteile – gemessen an einem Eignungswert – richtig, in anderen Fällen waren diese Urteile falsch.

„Von besonderem Interesse waren für die Studie die Fälle, in denen die virtuellen Assistenten falsche Urteile abgaben“, erläutert Prof. Weger. „In diesen Fällen zeigte sich, dass Personen, die vorab ein virtuelles Rollenspiel selbst gespielt hatten, eher geneigt waren, sozusagen blind den Einschätzungen der virtuellen Assistenten zu folgen – sie gaben dann auch ihrerseits gehäuft das falsche Urteil ab.“ Aus psychologischer Sicht sei es wenig verwunderlich, dass das Eintauchen in ein roboterhaftes Wesen auch in der realen Welt zu entsprechenden Veränderungen im menschlichen Urteils- und Erlebensvermögen führe, so Weger weiter.

Eine frühere Studie (www.uni-wh.de/universitaet/presse/presse-details/artikel/virtuelles-rollenspiel-veraendert-erleben-in-der-wirklichen-welt) hatte bereits gezeigt, dass virtuelles Rollenspiel dazu führt, dass Spieler eine verminderte Empfindlichkeit gegenüber emotionalen Informationen aufweisen – verdeutlicht an der Schmerzwahrnehmung bei sich selbst und bei anderen Menschen. Prof. Weger: „Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. Vor dem Hintergrund dieser Studien sollten wir uns fragen, was solche Spiele mit uns machen und wie wir damit umgehen wollen. Auch die längerfristigen Wirkungen sind völlig unbekannt. Wenn wir abwarten, bis wir völlige Sicherheit über die solche langfristigen Wirkungen haben, ist es für geeignete Gegenmaßnahmen sicher zu spät.“

Die komplette Studie finden Sie unter: http://link.springer.com/article/10.3758/s13423-014-0778-z/fulltext.html

Weitere Informationen:
Prof. Ulrich Weger: 02302 / 926-776 oder ulrich.weger@uni-wh.de

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1983 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.000 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Quelle: idw

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Biomasseforschungszentrum startet Auftakt für Innovationsforum Hydrothermale Prozesse

Paul Trainer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Hydrothermale Prozesse (HTP) wandeln wassereiche, biogene Reststoffe in flüssige, feste oder gasförmige Kohlenstoffträger um. Ihre weiterveredelten Produkte weisen, z. B. als Plattformchemikalie, biogener Kohlenstoff oder als Energieträger ein breites Anwendungspotenzial auf.

Das wirtschaftliche Interesse an hydrothermalen Prozessen ist groß. Für eine bio-basierte Wirtschaft können hydrothermale Prozesse, kurz HTP, eine Schlüsseltechnologie bilden. So fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen seiner Initiative „Unternehmen Region“ das Innovationsforum Hydrothermale Prozesse in einem Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. Juni 2015. Ziel des vom DBFZ koordinierten Vorhabens ist der Aufbau eines Netzwerkes zukunftsorientierter Unternehmen, angewandter Forschung und zielgerichteter Investoren, um die HTP-Technologie in den Märkten zu etablieren. Das Innovationsforum richtet sich an die Ent- und Versorgungsbranche, Biomasseverarbeiter, die (biogenen) Kohlenstoff veredelnde Industrie, an Vertreter der Energiewirtschaft, Chemiebranche und aller mit ihr verbundenen Bereiche.

Im Mai dieses Jahres wird ein zweitägiges Treffen des Innovationsforums für hydrothermale Prozesse in Leipzig die bis dahin entwickelten Anwendungsfelder vorstellen und eine Plattform zum Aufbau konkreter Projektgemeinschaften bilden. Das entstehende Netzwerk soll eine wissensbasierte Basis zur wirtschaftlichen Lösung aktueller Fragestellungen bieten.

Innovationsforum Hydrothermale Prozesse -Wertschöpfung aus wasserreicher und schlammiger Biomasse
Weitere Informationen unter: www.dbfz.de/htp

Forschung für die Energie der Zukunft – DBFZ
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz zum bestehenden, vor allem aber auch zu einem zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder der Bioenergie und besonders positiv herausragende Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
http://www.twitter.com/dbfz_de

Weitere Informationen:
http://www.dbfz.de/htp
http://www.enertec-leipzig.de

Quelle: idw

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560 Bienenarten genetisch erfasst – Großer Erfolg im DNA-Barcoding-Projekt

Dr. Eva-Maria Natzer Öffentlichkeitsarbeit
Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns

Am 15. Januar diesen Jahres veröffentlichen die Wissenschaftler der Zoologischen Staatssammlung München, die Teil der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) ist, die Ergebnisse ihrer mehr als fünfjährigen Forschungen über die Genetik deutscher Wildbienen. Insgesamt konnten sie dabei 503 der insgesamt 571 deutschen Wildbienenarten sowie weitere 58 Arten benachbarter Länder genetisch analysieren und in einer zentralen Gendatenbank erfassen. Dies ist die weltweit erste umfassende genetische Katalogisierung eines Landes dieser für die Bestäubung von Kulturpflanzen so wichtigen Insektengruppe.

Das DNA-Barcoding-Projekt der Zoologischen Staatsammlung München feiert einen weiteren großen wissenschaftlichen Erfolg. Am 15. Januar diesen Jahres veröffentlichen die Wissenschaftler der Münchener Institution, die Teil der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) ist, die Ergebnisse ihrer mehr als fünfjährigen Forschungen über die Genetik deutscher Wildbienen. Insgesamt konnten sie dabei 503 der insgesamt 571 deutschen Wildbienenarten sowie weitere 58 Arten benachbarter Länder genetisch analysieren und in einer zentralen Gendatenbank erfassen. Dabei werteten sie mehr als 4000 Individuen aus. Dies ist die weltweit erste umfassende genetische Katalogisierung eines Landes dieser für die Bestäubung von Kulturpflanzen so wichtigen Insektengruppe.
Die Gensequenzierung erfolgte im Rahmen der Projekte „Barcoding Fauna Bavarica“ und „Barcoding Fauna Germanica“. In diesem Projekten erfassen die Münchener Forscher den Gencode aller bayerischen, beziehungsweise deutschen Tierarten in einer Online-Bibliothek und stellen ihn damit für Fachleute zur Verfügung. Das Projekt ist Teil des „international Barcode of Life“ Projektes mit Sitz in Kanada. Es verfolgt das ehrgeizige Ziel, alle Tierarten weltweit genetisch zu erfassen. „Mit diesen genetischen Daten lassen sich künftig fast alle deutschen Wildbienenarten auf einfache Weise bis zur Art bestimmen. Bisher war das nur mit Hilfe hoch spezialisierter Fachleute möglich“, bringt Christian Schmid-Egger, Projektkoordinator für die Wildbienen, die Vorteile der neuen Methode auf den Punkt.
Wildbienen spielen eine bedeutende Rolle bei der Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen. Sie besitzen damit eine zentrale Rolle für die Biodiversität und sichern gleichzeitig die Erträge zahlreicher Kulturpflanzen. Vor allem im Obst- und Beerenanbau werden Wildbienen bereits gezielt gezüchtet und zur Bestäubung eingesetzt. Zudem setzen Ökologen Wildbienen vielfach beim Monitoring für Zwecke des Naturschutzes und der Landschaftsplanung ein. Ihr Einsatz wird mit genetischen Methoden künftig deutlich erleichtert. Die Bestände von vielen Wildbienenarten sind derzeit in Deutschland stark bedroht, zahlreiche Arten stehen auf der Roten Liste bedrohter Tierarten.

Doch die Münchener Forscher erzielten mit dem DNA-Barcoding auch eine Reihe höchst bemerkenswerter wissenschaftlicher Ergebnisse. „Die fast vollständige genetische Durchforstung des Artenbestandes in ganz Deutschland versetzt uns in die Lage, Arten völlig neu zu bewerten oder gar problematische Artenpaare zu identifizieren“, sagt Stefan Schmidt, Projektleiter im Barcoding-Projekt. So konnten die Wissenschaftler bei 56 Arten eine unerwartet hohe genetische Variabilität feststellen. Das könnte einen Hinweis auf neue, noch unbekannte Arten geben, die sich bisher unter den bekannten Arten versteckt hatten, erläutert der Forscher. In den kommenden Jahren ist es Aufgabe des Projektes, diesen Fällen nachzugehen und sie zu klären. Daraus werden sich noch viele spannende Nachfolgeprojekte ergeben, freut sich Schmidt.

Die aktuelle Fachpublikation erscheint in der sehr renommierten Fachzeitschrift Molecular Ecology Resources und zeigt, welch hohen Stellenwert die genetische Forschung der Münchener Insektenspezialisten in der Fachwelt inzwischen genießt. Besonders freuen sie sich darüber, dass sie Paul Hebert, Leiter des weltweiten DNA-Barcoding-Projektes aus Guelph in Kanada, als Mitautor für die Veröffentlichung gewinnen konnten.
Die Zoologische Staatssammlung beherbergt rund 25 Millionen zoologische Objekte und gehört, als Teil der SNSB, weltweit zu den größten naturkundlichen Sammlungen. Die Barcoding-Projekte der ZSM werden gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, und das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Ansprechpartner:
Dr. Stefan Schmidt
Hymenoptera@zsm.mwn.de
Tel. 089-8107159089-8107159

Dr. Christian Schmid-Egger
christian@bembix.de
Mobil: 0173-67143870173-6714387

Weitere Informationen:
http://www.zsm.mwn.de
http://www.faunabavarica.de
http://www.snsb.de

Quelle: idw

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E-Fahrzeuge für Fellbach

Juliane Segedi Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

Stadtverwaltung stellt nach Analyse des Fraunhofer IAO auf E-Mobilität um

Mit acht Elektroautos im Einsatz hat die Stadtverwaltung Fellbach ihren Fahrzeugpool fast vollständig auf elektromobile Fahrzeuge umgestellt. Im Vorfeld haben Wissenschaftler des Fraunhofer IAO im Rahmen des Projekts »elektromobilisiert.de« verschiedene Szenarien zur schrittweisen Elektromobilisierung der Fuhrparkflotte simuliert und hinsichtlich der Kosten und Umweltauswirkungen bewertet.

Ist eine Umstellung auf Elektroautos für einen Fuhrpark möglich – und wenn ja, lohnt sie sich? Das fragte sich Ende 2012 die Stadtverwaltung Fellbach. Den Fahrzeugpool aus neun Fahrzeugen stellten Wissenschaftler des Fraunhofer IAO und des kooperierenden IAT der Universität Stuttgart daher auf den Prüfstand: Wie gut sind die Fahrzeuge ausgelastet? Welche Strecken legen die Mitarbeiter der Stadtverwaltung durchschnittlich zurück? Parallel zur Analyse startete ein Feldversuch mit Elektroautos. Mit Testfahrzeugen des Fraunhofer IAO sammelten die Fellbacher ihre Erfahrungen mit den E-Autos, Informationen zu den zurückgelegten Strecken ermittelte eine vom Fraunhofer IAO entwickelte Software.

98 Prozent der Fahrtstrecken sind kürzer als 100 km
Die Analysen zeigten, dass der Fahrzeugpool durch begleitende Maßnahmen im Flottenmanagement um zwei Fahrzeuge verkleinert und auf Elektroantrieb umgestellt werden kann. Denn in 98 Prozent der Fälle legten die Fahrzeuge am Tag Strecken von deutlich unter 100 Kilometern zurück. Damit können die Dienstfahrten problemlos mit Elektrofahrzeugen bewältigt werden, zumal diese in der Regel in den Nachstunden nicht gebraucht werden und somit genügend Zeit haben, um in der Rathaustiefgarage geladen zu werden. So besitzt die Stadt Fellbach die besten Voraussetzungen für eine optimale Nutzung von E-Mobilen.

Die Stadtverwaltung Fellbach hat nun sieben VW e-up! im Fahrzeugpool im Einsatz, zusätzlich wurde ein größeres E-Fahrzeug für die Botenmeisterei beschafft. Anfang 2015 soll außerdem eine erste öffentlich zugängliche Ladesäule für Elektroautos im Umfeld des Rathauses installiert werden, weitere sollen folgen. Auch wirtschaftlich profitiert die Stadtverwaltung von der Umstellung: Durch die Fuhrparkverkleinerung wurden die Fixkosten gesenkt, die verbleibenden Fahrzeuge sind gut ausgelastet und die Betriebskosten sind niedriger.

»elektromobilisiert.de« analysiert Fahrzeugflotten individuell
Unter der Marke »elektromobilisiert.de« können Behörden, Kommunen und Firmen ihre Flotten professionell hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten von Elektrofahrzeugen untersuchen lassen, einschließlich eines praktischen Fahrzeugeinsatzes mit dem institutseigenen Elektro-Testfuhrpark. Eine eigens entwickelte Software wertet die Fahrtenbücher aus und ermittelt die Elektrifizierungspotenziale des bestehenden Fahrzeugpools der Teststädte, unter Berücksichtigung der Reichweiten und Ladezeiten.
Weitere Informationen:

http://www.iao.fraunhofer.de/lang-de/geschaeftsfelder/mobilitaets-und-stadtsyste…
http://www.elektromobilisiert.de

Quelle: idw

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Zitrusduft hemmt Leberkrebs: Bochumer Forscher entschlüsseln Signalweg

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Duftrezeptor in Leberkrebszellen nachgewiesen
Terpene als Hauptbestandteil ätherischer Öle können das Wachstum verschiedener Krebszellen hemmen. Wie genau sie das tun, haben Bochumer Forscher um Prof. Dr. Dr. Dr. Hanns Hatt jetzt an Leberkrebszellen genau untersucht. Sie konnten die molekularen Mechanismen aufklären, die bei Anwendung von (-)-Citronellal zu einem Wachstumsstopp der Krebszellen führten und wiesen nach, dass der Duftrezeptor OR1A2 die entscheidende Schaltstelle dafür ist. Der Duftrezeptor könnte künftig als Ziel für Diagnostik und Therapie des Leberkrebses dienen. Über ihre Ergebnisse berichten die Forscher im Journal Archives of Biochemistry and Biophysics.

Ätherische Öle schützen nicht nur vor Bakterien, Viren, Pilzen
Ätherische Öle kommen in vielen Pflanzen vor und schützen sie durch ihre antibakteriellen, antiviralen und pilztötenden Eigenschaften. Seit einiger Zeit ist bekannt, dass Terpene, die Hauptbestandteile der Öle, auch verschiedene Krebszellen am Wachsen hindern können, darunter Leberkrebs. Was genau dabei passiert, war aber bislang unklar.

Geruchsrezeptoren nicht nur in der Nase
Terpene können Signalprozesse in Zellen anstoßen, indem sie Duft- Rezeptoren aktivieren. Diese kommen zwar vor allem in Riechzellen der Nase vor, aber nachweislich auch in allen anderen humanen Geweben, wie zum Beispiel Haut, Prostata oder Spermien. Bei der Krebsentstehung und seinem Wachstum spielen Terpene ebenfalls eine wichtige Rolle, wobei ungeklärt ist, welche Funktion sie genau ausüben.

Terpen stößt Signalweg in der Zelle an
Um dem auf die Spur zu kommen, nutzten die Bochumer Forscher ein Zellmodell für das hepatozelluläre Karzinom, einen häufigen Lebertumor. Sie setzten die Zellen verschieden hohen Konzentrationen mehrerer Terpene aus und beobachteten ihre Reaktion. Es zeigte sich, dass zwei der insgesamt elf getesteten Terpene zu einem deutlichen Anstieg der Kalziumkonzentration in den Zellen führten: (-)-Citronellal und Citronellol. In ihren weiteren Untersuchungen konzentrierten sich die Forscher daher auf (-)-Citronellal und gingen auf die Suche nach dem Rezeptor, auf den das Terpen passen muss wie ein Schlüssel in ein Schloss. Sie konnten zeigen, dass der entscheidende Geruchsrezeptor namens OR1A2inden Leberzellen vorkommt und für die Zellreaktion verantwortlich ist. Nahm man Zellen die Möglichkeit, diesen Rezeptor herzustellen, reagierten sie nämlich nicht auf das Terpen. Es gelang den Forschern außerdem, den Signalweg nachzuvollziehen, auf dem das Terpen dazu führt, dass sich die Kalziumkonzentration im Zellinnern erhöht und damit das Zellwachstum reduziert. „Diese Ergebnisse stellen ein weiteres Beispiel für die Bedeutung der Duftrezeptoren außerhalb der Nase dar und geben Hoffnung, für die Krebstherapie neue Medikamente mit geringeren Nebenwirkungen entwickeln zu können.“

Hintergrund
Das Hepatozelluläre Karzinom ist der häufigste bösartige Primärtumor der Leber. Es ist weltweit die dritthäufigste tumorbedingte Todesursache. In Deutschland erkranken aktuellen Schätzungen zufolge jährlich ca. 8900 Menschen (6200 Männer, 2700 Frauen) neu an dieser Krebsart.

Titelaufnahme
D. Maßberg et al.: Monoterpene (-)-citronellal affects hepatocarcinoma cell signaling via an olfactory receptor. In: Arch. Biochem. Biophys. (2014), doi:10.1016/j.abb.2014.12.004

Weitere Informationen
Prof. Dr. Dr. Dr. Hanns Hatt, Lehrstuhl für Zellphysiologie, Fakultät für Biologie und Biotechnologie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-24586, Hanns.Hatt@rub.de

Quelle: idw

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TU Berlin: Revolte der Demokratieverdrossenen

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

PEGIDA zeigt eine Verschiebung in der deutschen Protestkultur und stellt die Demokratie vor neue Herausforderungen

Am 20. Oktober 2014, einem Montag, wurde aus der Facebook-Gruppe „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (PEGIDA) ein Straßenprotest, der seit mehreren Wochen die Schlagzeilen beherrscht. Mit der Frage, wie die Demokratieverdrossenheit der Aktiven dieser Bewegung sich aus den sozialen Netzwerken heraus auf die Straße Bahn bricht und wie sich diese neue Protestkultur unabhängig von den öffentlichen Medien und Parteien in Facebook und Co. verselbstständigt, befassen sich Forscher des Zentrums Technik und Gesellschaft der TU Berlin (ZTG).

Der Soziologe Dr. Simon Teune hat untersucht, wie die Verschiebung in der deutschen Protestkultur sich entwickelt und vor welche neuen Herausforderungen das die Demokratie stellt. Er legt dabei unter anderem eine Befragung des ZTG aus dem Sommer 2014 zugrunde, die bereits bei den der PEGIDA-Bewegung vorausgehenden „Montagsmahnwachen für den Frieden“ ein tiefes Misstrauen gegenüber öffentlichen und kommerziellen Medien sowie gewählten Vertreterinnen und Vertretern der etablierten Parteien offenbarte.

Die Medien verstärken diese Mischung aus Ressentiments gegen Minderheiten und aus einer verallgemeinerten Kritik an Demokratie und Medien, so Simon Teune. Parteien, Religionsgemeinschaften und Verbände, Medien und menschenrechtsorientierte Initiativen aus der Zivilgesellschaft müssten einen Umgang mit diesen Artikulationen finden, so Teune. „Anderenfalls drohen diese Ressentiments, die Infragestellung der unteilbaren Menschenrechte und die Neigung zu einer autoritären Option zu einer dauerhaften politischen Bewegung zu werden.“

Lesen Sie mehr unter:
www.tu-berlin.de/?id=155602
Die ZTG-Studie finden Sie unter: http://tinyurl.com/occupyfrieden

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Dr. Simon Teune, Koordinator der Initiative für ein Institut für Protest- und Bewegungsforschung am Zentrum Technik und Gesellschaft, TU Berlin
Tel.: (030) 314-26009(030) 314-26009
E-Mail: teune@ztg.tu-berlin.de

Quelle: idw

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Wie der Stickstoff auf die Erde kam

Ute Schönfelder Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Mineralogen der Universität Jena analysieren das chemische Erbe von Meteoriten

Es ist das Gas, das mit fast 80 Prozent den Hauptbestandteil der Luft bildet: Stickstoff. Tagtäglich atmen wir mehrere tausend Liter davon ein. Das farb- und geruchlose Gas ist jedoch nicht nur in der Atmosphäre allgegenwärtig. Auch wir selbst und alle anderen Lebewesen bestehen zu einem erheblichen Teil aus Stickstoff – ohne ihn hätte sich das Leben auf der Erde vermutlich nie entwickelt.

Dabei weist der irdische Stickstoff eine recht charakteristische chemische Signatur auf, die ihn deutlich von Stickstoffvorkommen in anderen Regionen unseres Sonnensystems unterscheidet. Wie dieser einstmals auf die Erde gelangt ist, ist bislang jedoch ungeklärt. Mineralogen der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben jetzt in zwei Meteoriten neue Hinweise entdeckt, die zur Klärung dieser Frage beitragen können. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“ präsentieren sie Forschungsergebnisse, die belegen, dass der in den Mineralen der Meteoriten gespeicherte Stickstoff und der Stickstoff in der Erdatmosphäre ursprünglich aus derselben Quelle stammen müssen (DOI: 10.1038/NGEO2339).

Dazu hat das Team um Prof. Dr. Falko Langenhorst Proben der Ende der 1970er Jahre von japanischen Forschern in der Antarktis entdeckten Meteoriten „Yamato 791198″ und „Yamato 793321″ untersucht. „Überraschenderweise haben wir darin das sehr seltene Mineral Carlsbergit gefunden“, sagt Prof. Langenhorst. Dieses Mineral enthält neben Chrom auch große Mengen Stickstoff. „Seiner atomaren Signatur nach stimmt der Stickstoff aus dem Meteoritengestein mit dem der Erdatmosphäre fast exakt überein“, so der Mineraloge. Daraus lasse sich schließen, dass beide gemeinsamer Herkunft sein müssen.

Denn: Stickstoff ist nicht gleich Stickstoff. „Wie alle Elemente kommt auch Stickstoff in unterschiedlich gebauten Atomarten vor“, erläutert Dr. Dennis Harries, der Erstautor der aktuellen Studie. So liegt weit mehr als 99 Prozent des in der Natur vorkommenden Stickstoffs als sogenanntes [hoch] 14 N-Isotop vor. „Zu einem geringen Anteil ist aber auch das etwas schwerere [hoch] 15 N-Isotop zu finden.“ Wie groß dieser Anteil exakt ist, könne ein Hinweis auf den Ursprung des Stickstoffs sein. So ist bekannt, dass im Sonnenwind weit weniger dieses schwereren Stickstoffs anzutreffen ist, als in weit vom Zentrum des Sonnensystems entfernten Kometen. „In seiner Isotopen-Zusammensetzung unterscheidet sich der irdische Stickstoff sowohl von dem der Sonne als auch dem weit entfernter Kometen – stimmt aber mit dem der Meteoriten sehr gut überein“, unterstreicht Harries.

Wo sich die ursprüngliche Stickstoffquelle befand, darüber können die Forscher nur spekulieren. „Sie ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr vorhanden“, sagt Langenhorst. Fest stehe allerdings, dass es sich um Stickstoff in Form von reaktivem Ammoniak gehandelt haben muss. Anders hätte der Carlsbergit nicht entstehen können, da molekularer Stickstoff – wie er etwa in der Erdatmosphäre vorkommt – viel zu reaktionsträge ist. Die Forscher vermuten daher, dass ammoniakhaltiges Eis vor etwa 4,5 Milliarden Jahren zu den Zutaten des solaren Nebels gehörte, aus denen sich im Laufe der Entstehung des Sonnensystems auch die Erde und der Mutterkörper der beiden Meteoriten bildeten.

Original-Publikation:
Harries D, Hoppe P, Langenhorst F.: Reactive ammonia in the solar protoplanetary disk and the origin of Earth’s nitrogen. Nature Geoscience 2015, DOI: 10.1038/NGEO2339

Kontakt:
Prof. Dr. Falko Langenhorst, Dr. Dennis Harries
Institut für Geowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Carl-Zeiss-Promenade 10, 07745 Jena
Tel.: 03641 / 948710, 03641 / 948736
E-Mail: falko.langenhorst@uni-jena.de, dennis.harries@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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Studie: Artenreiches Grasland wächst nach Flutkatastrophen besser als artenarmes

Annette Mihatsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig

In den kommenden 100 Jahren wird die Häufigkeit und Intensität extremer Wetterereignisse zunehmen. In Europa kann das zu weiteren Hochwasserkatastrophen ähnlich der Flut im Jahr 2013 führen. Die Folgen solch extremer Wetterereignisse für Landschaften wie zum Beispiel das Grasland haben Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Universität Leipzig, der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Technischen Universität München untersucht. Fazit: Artenreiches Grasland ist in der Lage, zusätzliche Substanzen, die durch die Flut in eine Region geschwemmt werden, in Pflanzenbiomasse umzuwandeln. Die Studie ist bei Nature Communications erschienen.

Anfang Juni 2013 war Mitteleuropa von einer Jahrhundertflut betroffen, die Schäden von weit über zwölf Milliarden Euro anrichtete. In Thüringen trat die Saale über die Ufer und überschwemmte dabei die ökologischen Freilandversuchsflächen des in der internationalen Fachwelt bekannten Jena Experiments. In den Saaleauen werden bereits seit 2002 die Auswirkungen des Artensterbens in Mahdwiesen untersucht.

Ein Team von Wissenschaftlern um Nico Eisenhauer, Professor am Forschungszentrum iDiv und der Universität Leipzig, nutzte das extreme Wetterereignis, um Hypothesen und Fragestellungen nachzugehen, die seit über 30 Jahren in der ökologischen Fachliteratur kursieren, bisher aber noch nie im Kontext starker Überflutungsereignisse überprüft werden konnten.

Die Experten fanden heraus, dass artenreiche Pflanzengemeinschaften zusätzliches Wasser und Nährstoffe effizienter nutzen konnten als artenarme Gemeinschaften. „Es zeigte sich erstmals ein Szenario, in dem erhöhte Biodiversität mit erhöhter Biomasseproduktion, aber auch mit reduzierter Stabilität einherging“, erklärt Dr. Alexandra Wright, iDiv-Wissenschaftlerin und Hauptautorin der Studie. Nico Eisenhauer führt ergänzend aus: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass artenreiche Pflanzengemeinschaften sehr variabel auf extreme Umweltereignisse reagieren können und dass Stabilität nicht unbedingt die wichtigste Eigenschaft sein muss, um die Funktionsweise eines Ökosystems zu bewerten.“

Bislang ging man davon aus, dass in artenreichen Gemeinschaften die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass darin vorkommende Individuen eine Störung tolerieren und die Auswirkungen abpuffern können. Nun stellte sich heraus, dass vor allem artenreiche Pflanzengemeinschaften flexibel auf Störungen reagierten. Das heißt, dass sie in ihrer Biomasseproduktion am stärksten von den Vorjahren abwichen.

„Die Flut traf das Jena Experiment im Juni 2013 völlig überraschend und einige Versuchsparzellen standen daraufhin für bis zu drei Wochen komplett unter Wasser“, berichtet Prof. Eisenhauer. Auch Prof. Dr. Wolfgang Weisser von der TU München und Sprecher des Jena Experiments erinnert sich an die kritische Situation: „Wir waren besorgt, dass das Experiment zerstört sein könnte aufgrund dieser starken Störung.“ Doch die Wissenschaftler machten aus der Not eine Tugend und studierten im Detail die Auswirkungen des Hochwassers. Dr. Anne Ebeling, Wissenschaftliche Koordinatorin an der Universität Jena: „Hierfür organisierten wir innerhalb kürzester Zeit viele zusätzliche Messungen und nutzten die Stärke des Jena Experiments: die Zusammenarbeit von Mitgliedern unterschiedlichster Expertise – von Pflanzenökologen, Bodenökologen, Hydrologen und Chemikern bis hin zu Zoologen.“

Das Jena Experiment ist eines der weltweit größten Biodiversitätsexperimente und das am längsten bestehende in ganz Europa. Auf dem ca. zehn Hektar großen Gelände in der Saaleaue werden seit 2002 die Zusammenhänge zwischen Pflanzendiversität und Ökosystemprozessen im Grasland untersucht. Auf 80 Versuchsflächen (á 30 Quadratmeter) studieren Wissenschaftler unterschiedliche Biodiversitätseffekte von ober- und unterirdischen Prozessen.

Publikation:
Flooding disturbances increase resource availability and productivity but reduce stability in diverse plant communities. Nature Communications (DOI: 10.1038/ncomms7092)

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Nico Eisenhauer
Deutsches Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
E-Mail: nico.eisenhauer@idiv.de
Telefon: 0341 – 97 331670341 – 97 33167

Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und widmet sich der biologischen Vielfalt auf der Erde. iDiv ist eine zentrale Einrichtung der Universität Leipzig und wird zusammen mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena betrieben – sowie in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ und weiteren außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Info: http://www.idiv.de

Quelle: idw

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Studie mit über 500 Familien in Jena: Frühzeitiger Zahnarztbesuch bester Kariesschutz

Stefan Dreising Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena

Ergebnisse des deutschlandweit einzigartigen Projekts zur Prävention von Karies bei Kleinkindern in Jena
Je früher Kinder das erste Mal zum Zahnarzt gehen, desto geringer ist der Kariesbefall der Milchzähne. Dies ist das eindeutige Ergebnis des mehrjährigen Präventionsprogramms „Vorsorge vor der Sorge“ der Zahnmediziner der Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde am Universitätsklinikum Jena (UKJ) und dem Erstbesuchsdienst der Stadt Jena. Das Projekt ist in dieser Kooperationsform deutschlandweit bislang einzigartig. Heute (22. Januar) wurden die Ergebnisse des Präventionsprogramms präsentiert, bei dem seit Juli 2009 512 Jenaer Familien erfolgreich dafür sensibilisiert wurden, frühzeitig auf die Mundhygiene ihrer neugeborenen Kinder zu achten.

Hauptergebnis der Studie: Zähne von teilnehmenden Kindern zeigen deutlich weniger Kariesbefall als die der Nichtteilnehmer
Vier Jahre nach dem Start des Präventionsprogramms wurde der Einfluss des Projektes auf die Mundgesundheit der teilnehmenden heute drei- bis vierjährigen Kinder analysiert. „Die Ergebnisse des Präventionsprogrammes sprechen für sich. Wir haben gezeigt, dass eine frühzeitige Aufklärung und Sensibilisierung der Eltern für eine optimale Pflege der Milchzähne und für den Zahnarztbesuch im ersten Lebensjahr der Kinder sorgen kann“, erklärt Prof. Roswitha Heinrich-Weltzien, kommissarische Leiterin der Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde am UKJ. Dr. Yvonne Wagner, Projektleiterin und Zahnärztin der Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde am UKJ, appelliert an alle Eltern, ausgehend vom Erfolg des Präventionsprogramms bereits im ersten Lebensjahr ihren Nachwuchs beim Zahnarzt vorzustellen und die Milchzähne ab dem Zahndurchbruch zu pflegen. „Die Studie zeigt, dass bei einem erhöhten Kariesrisiko bis zu vier Zahnarztbesuche notwendig sein können, um den Kariesbefall der Milchzähne zu verhindern“, so Wagner.

Kleinkinder müssen wie die Erwachsenen zwei Mal im Jahr zum Zahnarzt
Vielen Eltern sei nicht bewusst, dass Kleinkinder bereits vor ihrem dritten Lebensjahr das erste Mal zum Zahnarzt gehen sollten. So haben bereits bis zu 20 Prozent der unter Dreijährigen Karies. Die frühkindliche Karies, Mediziner sprechen von Early Childhood Caries (ECC), dürfe nicht unterschätzt werden. Milchzähne, die gerade durchgebrochen sind, werden von dieser Karies befallen. Im schlimmsten Fall kann dadurch in kurzer Zeit das gesamte Gebiss zerstört werden. Um die frühkindlichen Karies vorzubeugen, wurde 2009 das Präventionsprogramm „Vorsorge vor der Sorge“ initiiert. Neben der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) unterstützten auch mehrere Unternehmen dieses Projekt. „Die Zusammenarbeit zwischen dem Erstbesuchsdienst der Stadt und dem Universitätsklinikum verlief reibungslos“, bestätigt Frank Schenker, Bürgermeister für Familie und Soziales der Stadt Jena. Der Erstbesuchsdienst informiert die Eltern aller Neugeborenen in Jena kurz nach der Geburt darüber, wie sie zur gesunden Entwicklung ihrer Kinder beitragen können. „Jede Berufsgruppe, seien es die von den Kinderzahnärztinnen geschulten Hebammen, Sozialarbeiter oder Krankenschwestern des Erstbesuchsdienstes bei der umfassenden Beratung der Familien oder die Kinderzahnärztinnen am UKJ bei der zahnärztlichen Untersuchung der Kinder in der Poliklinik, hat ihren eigenen wichtigen Beitrag für den Erfolg des Präventionsprogramms geleistet“, bestätigt Schenker. Heinrich-Weltzien betont zudem die gute Zusammenarbeit mit Dr. Monika Rudisch, Zahnärztin des Kinder- und Jugendzahnärztlichen Dienstes der Stadt Jena.

Neben den kurzfristigen Erfolgen des Präventionsprogramms interessieren die Zahnärztinnen der Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde am UKJ nun vor allem auch dessen Langzeitauswirkungen. Deshalb werden 2016 alle teilnehmenden und auch die nichtteilnehmenden Familien erneut zu einer zahnärztlichen Untersuchung der Kinder in die Poliklinik eingeladen. „Mit dieser erneuten Untersuchung der Kinder können wir dann erkennen, welchen Einfluss die frühzeitigen präventiven Maßnahmen auf die Kariesentwicklung beim Wechselgebiss besitzen“, erklärt Wagner.

Kontakt
Dr. Yvonne Wagner
Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde
Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641 / 934803
E-Mail: Yvonne.Wagner@med.uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uniklinikum-jena.de

Quelle: idw

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Wie Dorfläden erfolgreich sein können

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Wissenschaftler des Thünen-Instituts geben Empfehlungen zur Nahversorgung in ländlichen Räumen – Broschüre richtet sich an Kommunen, Anbieter und Bürger, die Dorfläden gründen und betreiben wollen

Der Bevölkerungsrückgang und die daraus resultierende sinkende Nachfrage führen vielerorts dazu, dass Einrichtungen und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs nicht mehr rentabel betrieben werden können. Das trifft auch auf den Einzelhandel in ländlichen Räumen zu. Bundesweit hat sich die Zahl der Lebensmittelgeschäfte von 1990 bis 2000 halbiert. In Orten unter 5.000 Einwohnern, die für die großen Lebensmittelketten wenig interessant sind, fehlen häufig fußläufig erreichbare Angebote. Das trifft vor allem Menschen, die kein eigenes Auto besitzen.

Basierend auf einer Studie, in der sie Betreiber von über 100 kleinflächigen Nahversorgungs-betrieben befragten, haben Wissenschaftler des Thünen-Instituts in einer Broschüre praxisrelevante Erkenntnisse zusammengestellt, wie sich die Nahversorgung in ländlichen Räumen sichern lässt. Ob kleinflächige Filialkonzepte von Lebensmittelgroßhändlern, Multifunktionseinrichtungen, die neben Lebensmitteln auch Dienstleistungen wie Post- und Bringdienste anbieten, Bürgerläden oder Integrationsmärkte: Konzepte stationärer Nahversorgungseinrichtungen werden seit Längerem in unterschiedlichen Größen und Organisationsformen in kleinen und größeren Orten umgesetzt. Ergänzend dazu gibt es mancherorts Angebote, die die Ware zum Kunden bringen. Insbesondere mobile Versorger und Lieferdienste stehen in Konkurrenz zu den Kleinflächenkonzepten. Mit Beispielen aus der Schweiz und den Niederlanden zeigen die Wissenschaftler allerdings auf, dass die stationären und mobilen Angebote auch gut miteinander kombinierbar sind.

„Ein gut funktionierendes Konzept ist jedoch nicht auf jeden Ort übertragbar. Die individuellen örtlichen Gegebenheiten entscheiden mit darüber, ob ein Laden erfolgreich ist“, sagen Winfried Eberhardt und Dr. Patrick Küpper, wissenschaftliche Mitarbeiter am Thünen-Institut für Ländliche Räume und Autoren des Impuls-Papiers für die Praxis. Standort, Ortsgröße und die Zahl der Einwohner, die den Laden fußläufig erreichen können, aber auch die Art des Warenbezugs, die Angebots- und Sortimentsgestaltung sind wichtige Erfolgsfaktoren. Neben der Versorgungsfunktion spielt auch die soziale Funktion des Ladens als Kommunikationsort und lokaler Identifikationspunkt eine wesentliche Rolle.

Welche Organisationsform können Betreiber wählen? Sollen Zusatzleistungen angeboten werden oder eine Begegnungsstätte? Die Broschüre „Sicherung der Nahversorgung in ländlichen Räumen“ gibt Antworten auf diese und weitere Fragen. Sie richtet sich an Kommunen, Anbieter und Bürger, die Dorfläden gründen und wettbewerbsfähiger betreiben wollen, sowie an Fachleute und Entscheidungsträger, die Förderprogramme entwickeln und Rahmenbedingungen mitgestalten. Herausgeber ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Die Publikation kann auf folgender Seite heruntergeladen werden: http://www.bmub.bund.de/service/publikationen/downloads/details/artikel/sicherung-der-nahversorgung-in-laendlichen-raeumen/

Ansprechpartner:
Thünen-Institut für Ländliche Räume, Braunschweig
Dipl.-Geogr. Winfried Eberhardt, Tel.: 0531 596-51610531 596-5161, E-Mail: winfried.eberhardt@ti.bund.de
Dr. Patrick Küpper, Tel.: 0531 596-52270531 596-5227, E-Mail: patrick.kuepper@ti.bund.de

Quelle: idw

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Der Parasit im Parasit – Neue Erkenntnisse zum rätselhaften Rückgang der Aalpopulation in Europa

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Wissenschaftler des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums haben eine mögliche Ursache für die Bestandsabnahme des Europäischen Aals in deutschen Gewässern gefunden. Sie entdeckten eine neue Überlebensstrategie des eingewanderten Parasiten Anguillicoloides crassus, die es dem Schädling möglich macht ausgewachsene Aale zu befallen. Als Zwischenwirt des Parasiten fungieren Schwarzmundgrundeln – die derzeit häufigste invasive Fischart in Deutschland und Europa. Die Studie ist kürzlich im renommierten Fachjournal „Parasites & Vectors“ erschienen.

Der Aal ist ein dicker Fang: Der Körperfettanteil des Edelspeisefisches kann bis zu 30 Prozent betragen. Doch auch die besten Fettreserven helfen nicht, wenn jemand mitfrisst. „Seit den 1960er Jahren beobachten wir einen dramatischen Rückgang der europäischen Aalpopulationen“, erklärt Prof. Dr. Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und der Goethe Universität Frankfurt. Neben zunehmender Fischerei, Schadstoffbelastung, Habitatverlust und Fraßdruck durch Wasservögel macht besonders der Schwimmblasenwurm Anguillicoloides (syn. Anguillicola) crassus dem Aal das Leben schwer. „Dieser Parasit wurde in den 80er Jahren aus Asien nach Europa eingeschleppt – mittlerweile steht er auf der Liste der 100 schlimmsten invasiven Arten Europas“, ergänzt Klimpel.

Das Immunsystem der Europäischen Aale (Anguilla anguilla) ist nicht auf den neuen Parasiten eingestellt, der sich in der Schwimmblase der Wirte einnistet und damit deren Schwimmleistung massiv beeinträchtigt. „Durch innere Entzündungen werden die Tiere geschwächt. Während ihrer langen Reise zurück zu den Laichgründen in der Sargassosee verbrauchen sie zu viel Energie und verenden schließlich“, erklärt Klimpel.
Trotz der Entwicklung erster Antikörper durch den schlangenartigen Fisch sind die Befallsraten von Aalen mit dem Fadenwurm weiterhin hoch: Zwischen 50 und 90 Prozent der Fische sind aktuell befallen. „Wir haben uns immer gewundert, warum das so ist“, sagt der Frankfurter Parasitologe und fügt hinzu: „Anguillicoloides crassus benutzt eine Vielzahl von Zwischenwirten, wie beispielsweise Ruderfußkrebse oder kleine Fische, um in den gewünschten Endwirt – den Aal – zu gelangen. Normalerweise tötet das Immunsystem der Fisch-Zwischenwirte die Larven des Parasiten effektiv ab und eine Übertragung des Wurms auf den Aal ist damit unterbunden.“

Eher zufällig – bei einer Untersuchung der hochinvasiven und als Parasitenträger bekannten Schwarzmundgrundel (Neogobius melanostomus) – stießen die Wissenschaftler auf eine mögliche Lösung: „Als wir im Rahmen einer Studie Kratzwürmer aus einer Grundel isolierten, befreiten sich aus diesen nach einiger Zeit winzige lebende Larven des Schwimmblasenwurms“, erläutert der am Projekt mitarbeitende Wissenschaftler Sebastian Emde und ergänzt: „Um diesem Phänomen des ‚Parasiten im Parasiten‘ nachzugehen, führten wir eine Stichprobe mit 60 Grundeln aus dem Rhein durch.“ Das Ergebnis war überraschend: Insgesamt wies jede dritte Grundel mit Anguillicoloides crassus infizierte Kratzwurmzysten auf. Im Gegensatz zu anderen Fisch-Zwischenwirten trat der Parasit ausschließlich innerhalb der Kratzerwurmzysten, nicht aber in der Leibeshöhle oder der Schwimmblase der Fische auf. „Eine kluge Überlebenstaktik“, meint Klimpel und fährt fort: „So versteckt sich der Parasit vor dem Immunsystem des Wirtes und hat eine bessere Chance den erforderlichen Endwirt Aal zu erreichen.“

Diese neue Lebenszyklusstrategie der Parasiten kann auch die anhaltend hohen Befallszahlen der europäischen Aale durch Anguillicoloides crassus erklären: Die eingeschleppten Grundeln stehen auf dem Speiseplan des Aals und fungieren so für den tödlichen Parasiten als „trojanisches Pferd“.

„In folgenden Studien und Versuchen möchten wir herausarbeiten, welche immunologischen Prozesse und Wirkmechanismen für dieses Wirt-Parasiten-Gefüge verantwortlich sind und wie die Übertragung von Anguillicoloides crassus nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch in der Natur funktioniert. Ferner werden wir untersuchen, ob diese neue Vorgehensweise des Parasiten auch bei weiteren Zwischenwirten nachgewiesen werden kann“, resümiert Klimpel.

Kontakt
Prof. Dr. Sven Klimpel
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Goethe-Universität Frankfurt
Tel. 069- 7542 1895069- 7542 1895
sven.klimpel@senckenberg.de

Publikation
Emde et al.: Nematode eel parasite found inside
acanthocephalan cysts – a „Trojan horse“ strategy? Parasites & Vectors
2014 7:504

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert.
Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

Weitere Informationen:
http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5206&year=0&kid=2&i…
Pressemitteilung „Der Parasit im Parasit“

Quelle: idw

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Bier, Milch und Co. im Bakterien-Schnelltest

Marion Horn Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Um eine hohe Qualität ihrer Biere zu garantieren, überwachen Brauereien den Produktionsprozess sehr genau. Mit einem neuartigen Polymerpulver lassen sich die Kontrollen künftig beschleunigen und vereinfachen. Auch Getränke wie Milch, Säfte, Cola und Rotwein können Hersteller mit dem Schnell-Check prüfen.

Es schmeckt vollmundig und würzig, ist süffig und vor allem in den heißen Sommermonaten eine willkommene Erfrischung – Bier erfreut sich weltweit großer Beliebtheit. Für Brauereien ist eine gleichbleibend hohe Qualität des Getränks unabdingbar. Um diese zu gewährleisten, sind die Unternehmen bemüht, das Produkt frei von schädlichen Mikroorganismen zu halten. Denn Erreger, die im Lauf des Brauprozesses ins Bier gelangen, können den Genuss verderben. Sie sorgen nicht nur für starke Abweichungen im Geschmack und Geruch, der Gerstensaft kann auch trüb, sauer und unbekömmlich werden.

Permanente Qualitätskontrollen begleiten daher den Produktionsprozess. Doch konventionelle mikrobiologische Methoden benötigen fünf bis sieben Tage, um Getränkeschädlinge wie Bakterien und Hefen nachzuweisen. Häufig ist es dann zu spät, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Forscher am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam haben in Zusammenarbeit mit der Firma GEN-IAL aus Troisdorf ein Polymerpulver entwickelt, das diese Tests deutlich vereinfacht und den Zeitaufwand verkürzt. Das Unternehmen beliefert Brauereien mit Analyse-Hilfsmitteln für die Qualitätskontrollen.

Vom Test bis zum zuverlässigen Ergebnis dauert es zwei bis drei Tage. Der Grund: Bisher wird das Bier in einer Anlage gefiltert. Bei diesem Vorgang bleiben die Bakterien in einer Membran hängen und werden anschließend aufwändig in einem speziellen Nährmedium kultiviert, bevor man sie mikroskopisch untersuchen kann. Das neue Polymerpulver vom IAP ersetzt diesen Vorgang: Der flüssigen Probe wird das Pulver zugegeben. Dessen funktionalisierte Oberfläche bindet die Bakterien effizient. Die Erreger haften an den 100 bis 200 Mikrometer großen Pulverpartikeln. Diese lassen sich samt den Mikroben in einer eigens entwickelten Anlage leicht ablösen und direkt mit unterschiedlichen mikrobiologischen Methoden analysieren. Das zeitaufwändige Anreichern in einem Nährmedium entfällt.

Qualitätskontrolle von großen Getränkemengen möglich
Mit der neuen Methode können Lebensmittelexperten Bier und viele weitere Getränke auf den Befall von Erregern untersuchen, bei denen dies mit dem klassischen Membranfiltrationsverfahren kaum bis gar nicht möglich war. »Die Membranfiltration eignet sich nicht für die Qualitätskontrolle von Getränken wie Fruchtsäften, Milch, Cola und Rotwein. Sie enthalten so viele Fest- beziehungsweise Trübstoffe, dass der Filter schnell verstopft«, erklärt Dr. Andreas Holländer, Wissenschaftler am IAP. Auch konnten Brauereien per Membranfiltration bisher nur kleine Probenvolumen von maximal einem Liter untersuchen. Mit dem Polymerpulver sind Checks von 30 Litern und mehr möglich. »Überall dort, wo wenige Mikroben aus einer großen Menge Flüssigkeit extrahiert werden müssen, kann die neue Technik nützlich sein«, ergänzt Holländer. »Durch den Einsatz des Pulvers erhöht sich die Lebensmittelsicherheit, da die Chance, Spurenkontaminationen zu entdecken, in größeren Getränkevolumen eher gegeben ist«, sagt Dr. Jutta Schönling, Geschäftsführerin von Gen-IAL.

Auch die Anlage, mit der die Oberfläche der Pulverpartikel funktionalisiert wird, entwickelten Dr. Holländer und sein Team vom IAP. Sie wird nun von der Firma GEN-IAL für die Pilotproduktion genutzt. 2015 soll der Marktstart erfolgen, interessierte Anwender können das Pulver bereits im Frühjahr dieses Jahres kaufen.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2015/Januar/bier-milch-un…
Presseinformation und Ansprechpartnerin

Quelle: idw

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Warum sich der Sauerstoff in der Erdatmosphäre nur langsam angereichert hat

Dr. Karl Guido Rijkhoek Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Die Dosis macht‘s: Eisen könnte die frühen Cyanobakterien vergiftet und den Start der Evolution von sauerstoffatmenden Tieren verzögert haben

Vor drei Milliarden Jahren bestand die Erdatmosphäre zu weniger als einem Promille aus Sauerstoff. Dass es heute etwa 20 Prozent sind, verdanken wir frühen Lebewesen in den Urozeanen, die trotz ihrer Winzigkeit diese umwälzende Entwicklung herbeigeführt haben. Cyanobakterien, die es in ähnlicher Form auch heute noch gibt, haben wahrscheinlich schon vor 3,5 Milliarden Jahren mithilfe der Energie des Sonnenlichts Fotosynthese betrieben und damit einen kleinen Teil des vorhandenen Kohlendioxids der frühen Atmosphäre in organische Stoffe umgesetzt. Sauerstoff entstand dabei als Abfallprodukt. Er machte nach rund zwei Milliarden Jahren die Evolution der zahlreichen heute lebenden Tiere, die Sauerstoff benötigen, erst möglich.

Nach Einschätzung von Wissenschaftlern hätte die massenhafte Sauerstofffreisetzung durch die Cyanobakterien eigentlich sehr viel schneller ablaufen können. Die Geomikrobiologen Dr. Elizabeth Swanner und Professor Andreas Kappler und Kollegen vom Fachbereich Geowissenschaften der Universität Tübingen haben in Zusammenarbeit mit Kollegen von der University of Alberta im kanadischen Edmonton erforscht, was die frühen Bakterien an einer schnelleren Ausbreitung gehindert hat. Sie haben eine Erklärung gefunden, über die sie in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“ berichten: Sie gehen davon aus, dass sich lösliches Eisen in den Urozeanen mit dem Sauerstoff schnell zu Rost umsetzte und als Nebenprodukt sogenannte Sauerstoffradikale bildete. Diese schädigen biologische Gewebe und bremsten Wachstum und Tätigkeit der sauerstoffproduzierenden Bakterien beträchtlich.

Heute ist Eisen im Meerwasser oft Mangelware. Doch in den Ozeanen der frühen Erde war es in viel größeren Mengen vorhanden. Zum einen war der Sauerstoff, der das reduzierte Eisen zu Rost ausfällt, noch nicht bis in die Tiefen des Ozeans vorgedrungen. Zum anderen enthielt der Meeresboden zu dieser Zeit reiche Eisenvorkommen, die durch hydrothermale Aktivität ins Wasser freigesetzt wurden. „In diesen Perioden fanden wir regelmäßig keine Hinweise auf Sauerstofffreisetzung mehr“, sagt Elizabeth Swanner, die Erstautorin der Studie. Gemeinsam mit ihren Kollegen überprüfte sie im Labor, ob zwischen hohen Eisenkonzentrationen und geringem Wachstum der Cyanobakterien ein Zusammenhang bestehen könnte. Tatsächlich konnte das Eisen, das auch die Cyanobakterien zum Leben benötigen, in größeren Mengen die Fotosynthese hemmen und so die Energieversorgung der Bakterien abschneiden. „Zu viel Eisen in Anwesenheit von Sauerstoff wirkte schädlich. So gesehen haben sich die frühen Cyanobakterien selbst vergiftet“, sagt Andreas Kappler.

Die neuen Ergebnisse helfen den Wissenschaftlern, die globalen Kreisläufe von Kohlenstoff und Sauerstoff in den wiederkehrenden Perioden mit hoher Eisenkonzentration zu verstehen. Sie beleuchten auch die Vorgänge, bei denen Eisen für Cyanobakterien und andere Fotosynthese treibende Organismen vom Nährstoff zum Gift wird. Außerdem haben die neu erkannten Zusammenhänge Einfluss auf die Rekonstruktion der zeitlichen Abläufe in der Entwicklung von Tieren, die große Mengen an Sauerstoff verbrauchen.

Originalpublikation:
Swanner, E.D., Mloszewska, A.M., Cirpka, O.A., Schoenberg, R., Konhauser, K.O., Kappler, A. (2015). Modulation of oxygen production in Archaean oceans by episodes of Fe(II) toxicity. Nature Geoscience, in press.

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Kappler und Elizabeth D. Swanner
Universität Tübingen
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Zentrum für Angewandte Geowissenschaften (ZAG) – Geomikrobiologie
Telefon +49 7071 29-74992+49 7071 29-74992
andreas.kappler@uni-tuebingen.de und elizabeth.swanner@ifg.uni-tuebingen.de

Quelle: idw

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Azubis haben erneut deutlich mehr im Portemonnaie

Andreas Pieper Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Entwicklung der tariflichen Ausbildungsvergütungen 2014

Die tariflichen Ausbildungsvergütungen sind im Jahr 2014 zum dritten Mal in Folge kräftig gestiegen. 802 € brutto im Monat verdienten die Auszubildenden durchschnittlich in Westdeutschland. Das ist ein Plus gegenüber dem Vorjahr um 4,6 %. Der Zuwachs fiel damit noch stärker aus als 2013 mit 4,1 %. In Ostdeutschland stiegen die tariflichen Ausbildungsvergütungen um 4,1 % auf durchschnittlich 737 € im Monat. Prozentual fiel die Erhöhung aber etwas schwächer aus als 2013 mit 5,0 %. Im Osten hat sich der Abstand zum westlichen Tarifniveau nicht verändert:

Es wurden wie im Vorjahr 92 % der westlichen Vergütungshöhe erreicht. Für das gesamte Bundesgebiet lag der tarifliche Vergütungsdurchschnitt 2014 bei 795 € pro Monat und damit um 4,5 % über dem Vorjahreswert.

Zu diesen Ergebnissen kommt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in der Auswertung der tariflichen Ausbildungsvergütungen für das Jahr 2014. Ermittelt wurden dabei die durchschnittlichen Vergütungen für 179 Berufe in West- und 156 Berufe in Ostdeutschland. In diesen Berufen werden 88 % der Auszubildenden ausgebildet. Das BIBB führt die Auswertung seit 1976 jährlich zum Stichtag 1. Oktober durch.

Zwischen den Ausbildungsberufen gab es wiederum erhebliche Unterschiede in der Vergütungshöhe. Besonders hoch lagen die tariflichen Vergütungen in den Berufen des Bauhauptgewerbes – zum Beispiel Maurer/Maurerin – in Westdeutschland: Sie betrugen durchschnittlich 1.030 € im Monat. In Ostdeutschland fielen die Vergütungen in den Berufen des Bauhauptgewerbes mit durchschnittlich 834 € niedriger aus. Sehr hohe tarifliche Vergütungsdurchschnitte wurden beispielsweise auch in den Berufen Mechatroniker/Mechatronikerin (West: 964 €, Ost: 943 €), Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen (West und Ost: 961 €) und Medientechnologe/Medientechnologin Druck (West und Ost: 933 €) erreicht.

Eher niedrig waren die tariflichen Vergütungsdurchschnitte zum Beispiel in den Berufen Friseur/Friseurin (West: 474 €, Ost: 269 €), Bäcker/Bäckerin (West und Ost: 570 €), Florist/Floristin (West: 572 €, Ost: 312 €) sowie Maler und Lackierer/Malerin und Lackiererin (West und Ost: 583 €).

Seit dem Jahr 2012 sind insbesondere aufgrund der zunehmenden Probleme bei der Besetzung von Ausbildungsstellen so starke Zuwächse bei den Ausbildungsvergütungen erreicht worden wie schon lange nicht mehr. Die durchschnittlichen Steigerungsraten lagen in den letzten drei Jahren in West- und Ostdeutschland zwischen 4 % und 5 %. In Berufen mit dem größten Bewerbermangel – zum Beispiel im Lebensmittelhandwerk, der Gastronomie oder der Reinigungsbranche – ließen sich 2014 allerdings nur vereinzelt überdurchschnittliche Anhebungen der tariflichen Ausbildungsvergütungen beobachten. Dies traf zum Beispiel in Westdeutschland für die Berufe „Restaurantfachmann/-frau“ und „Koch/Köchin“ mit jeweils + 4,9 % und in Ostdeutschland für den Beruf „Gebäudereiniger/Gebäudereinigerin“ mit + 8,2 % zu.

Auch zwischen den Ausbildungsbereichen bestanden 2014 in West- und Ostdeutschland wieder deutliche Unterschiede im Vergütungsniveau. Überdurchschnittlich hohe Ausbildungsvergütungen wurden in Industrie und Handel (West: 871 €, Ost: 797 €) und im Öffentlichen Dienst (West und Ost: 860 €) erreicht. Unter dem Gesamtdurchschnitt lagen dagegen die Landwirtschaft (West: 710 €, Ost: 601 €), die Freien Berufe (West: 697 €, Ost: 699 €) und das Handwerk (West: 669 €, Ost: 572 €).

Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse sowie den Download von vier Schaubildern finden Sie im Beitrag „Tarifliche Ausbildungsvergütungen 2014: Deutliche Erhöhung in West und Ost“ im Internetangebot des BIBB unter http://www.bibb.de/ausbildungsverguetungen-2014

Eine Gesamtübersicht über die für 2014 ermittelten Vergütungsdurchschnitte in den erfassten Berufen ist abrufbar unter http://www.bibb.de/ausbildungsverguetung

Quelle: idw

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Teilnehmer/innen für eine Studie zu Selbstbau-Photovoltaik-Anlagen gesucht

Jesco Heyl Kommunikation und Medien
Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

Das Institut für Transportation Design (ITD) der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK) führt aktuell eine Studie durch, welche die Erfahrungen und Motive von Besitzerinnen und Besitzern von „Selbstbau-Photovoltaik-Anlagen“ untersucht. Hierfür suchen die Wissenschaftler Betreiber/innen von Ergänzungs- oder Kleinbauanlagen (Preis bis ca. 10.000 €), welche nicht über das Handwerk, sondern in Eigenregie installiert wurden. Außerdem sollte die Anschaffung nicht länger als 1-2 Jahre zurückliegen oder in naher Zukunft anfallen.

Interessierte Personen sollten bereit sein, in einem ca. 45-minütigen Telefoninterview über Motive und Erfahrungen beim Kauf einer Selbstbau-Anlage zu berichten. Die Teilnahme wird mit einer kleinen Aufwandsentschädigung vergütet.

Nachdem die Photovoltaik den Ruf der neuartigen Innovation abstreifen konnte und nun als solide und bewährte Technik den Massenmarkt erobert, ändert sich auch der Vertriebsweg der Anlagen. Während vor 10 bis 15 Jahren ausschließlich Fachhändler und -installateure vereinzelt PV-Anlagen anboten, können inzwischen schon fertige PV-Bausätze und PV-Ergänzungsanlagen in Bauhäusern oder über Internethändler zu einem Bruchteil des damaligen Preises erworben werden.
Die Studie möchte die Hintergründe dieses Wandels aufklären und Vorhersagen über den Markt der Zukunft treffen.

Die Forscher der HBK Braunschweig freuen sich über eine Kontaktaufnahme per Telefon unter der Rufnummer 0531-391-90520531-391-9052 oder per E-Mail an Herrn Arne Schmid (a.schmid@hbk-bs.de).

Das ITD beschäftigt sich mit dem Übergang und der Gestaltung hin zu einer postfossilen Mobilitäts- und Energiekultur. Im Rahmen dieser Themensetzung arbeitet das interdisziplinäre Team aus Design- und Sozialwissenschaftler/innen mit verschiedenen Methoden der Zukunftsforschung, insbesondere im Bereich Elektromobilität und alternative Energien.

Weitere Informationen zum Institut sind über www.transportation-design.org oder auf der Website der HBK Braunschweig zu finden.

Weitere Informationen:
http://hbk-bs.de/service/pressestelle/presseinformationen/institut-fuer-transpor…

Quelle: idw

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Drittgrößter Salzwassereinbruch seit Beginn der meereskundlichen Messungen in der Ostseee

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Vom 13. bis 26. Dezember 2014 kam es in der Ostsee zu einem für ihr Ökosystem wichtigen, aber sehr seltenen Phänomen: Sauerstoffhaltiges Salzwasser strömte über mehrere Tage aus der Nordsee in die Ostsee ein.

Nach Auswertung der in der fraglichen Zeit gemessenen Werte steht nun fest, dass es sich um den größten Salzwasser-Einbruch der letzten 60 Jahre handelte. In der Liste aller seit Beginn der ozeanographischen Beobachtungen im Jahr 1880 erfassten Salzwassereinbrüche nimmt er mit einem Volumen von rund 198 km³ Rang 3 ein. Insgesamt gelangten auf diesem Wege ca. 4 Gigatonnen Salz in die Ostsee. Wie sich diese Wassermassen in der Ostsee weiter verbreiten und welchen Effekt sie haben werden, wird das IOW in den kommenden Monaten regelmäßig untersuchen. Da das einströmende Wasser eine sehr gute Sauerstoffsättigung zeigte, wird davon ausgegangen, dass es einen positiven Effekt auf die Sauerstoffmangel-Gebiete im Bornholm- und Gotlandbecken haben wird.

Vorausgegangen war eine Phase langanhaltender Ostwinde, die einen starken Ausstrom verursachten, sodass der Meeresspiegel deutlich fiel und der Ausstrom schwach wurde. Als dann am 5. Dezember 2014 der Wind nach Südwest, später nach West drehte, konnte das Nordseewasser einströmen. Da die Windsituation über drei Wochen hinweg unverändert blieb, konnten große Mengen an Salzwasser zuerst über den Öresund, mit leichtem zeitlichen Versatz auch durch die Belte in die Ostsee gelangen.

Dass die Warnemünder Ozeanographen rechtzeitig vor Ort waren, um während des Geschehens das Ausmaß des Einstroms zu vermessen, verdanken sie einem „Frühwarnsystem“ – den autonomen Stationen des Marinen Umweltmessnetzes MARNET des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Drei der fünf in der Ostsee postierten Geräteträger werden vom IOW betreut, darunter auch die Station „Darsser Schwelle“. Sie sitzt auf einer untermeerischen Erhebung gleichen Namens, die die Beltsee von den Ostseebecken abtrennt. Eine weitere Station ist im östlich davon gelegenen Arkona-Becken verankert. Beide Stationen sind mit Temperatur- und Salzgehaltssensoren in unterschiedlichen Wassertiefen ausgestattet. Sie messen rund um die Uhr und schicken ihre Daten per Satellit an IOW und BSH. Auf diese Art und Weise kann der Wasseraustausch zwischen Nord- und Ostsee sehr effektiv überwacht werden. Erste Signale für einen Einstrom kamen am 12. Dezember von der Station „Arkona-Becken“. Sie führten dazu, dass eine planmäßig für den 15. Dezember anberaumte Fahrt mit dem Forschungsschiff „Elisabeth Mann Borgese“ genutzt wurde, um zusätzliche Informationen über die räumliche Ausdehnung der einströmenden Wassermassen zu erhalten.

Auf der nächsten Ausfahrt der „Elisabeth Mann Borgese“, die am 12. Januar starten wird, wird die Ausbreitung des Salzwassers im Bornholmbecken untersucht. Die Ozeanographen gehen davon aus, dass mittlerweile erste Teile des eingeströmten Salzwassers den westlichen Teil des Bornholm-Beckens erreicht haben dürften.

Kontakt:
Dr. Volker Mohrholz, Sektion Physikalische Ozeanographie, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 1980381 5197 198
Dr. Michael Naumann, Sektion Physikalische Ozeanographie, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 2670381 5197 267
Dr. Günther Nausch, Sektion Meereschemie, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 3320381 5197 332
Dr. Barbara Hentzsch, Öffentlichkeitsarbeit, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 1020381 5197 102

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 89 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 17.200 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 8.200 WissenschaftlerInnen, davon wiederum 3.300 NachwuchswissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,5 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 330 Mio. Euro pro Jahr. (www.leibniz-gemeinschaft.de)

Quelle: idw

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Bio-Plastik, das hält, was es verspricht

Birgit Niesing Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

In Verpackungen wird Bio-Plastik bisher kaum eingesetzt. Der Grund: Es schützt die Ware nicht ausreichend vor Gerüchen, Sauerstoff und Wasserdampf. Fraunhofer-Forscher entwickeln nun in einem EU-Projekt ein kompostierbares, bio- abbaubares funktionelles Material, um Bio-Kunststoffe zu beschichten. So werden neue Einsatz- möglichkeiten für umweltfreundliche Verpackungen möglich. Vom 16. bis 25. Januar präsentieren die Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse auf der Grünen Woche in Berlin.

In Deutschland werden jährlich fast drei Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen entsorgt. Nicht einmal die Hälfte davon wird wiederverwertet. Der Rest wird verbrannt oder landet in der Natur. Bis sich eine normale Plastiktüte zersetzt hat, dauert es rund 400 Jahre. Plastikflaschen brauchen 450 Jahre, Nylonnetze für den Fischfang sogar 600 Jahre. Daher wird fieberhaft nach Alternativen zu erdölbasierten Kunststoffen gesucht, die sich vollständig biologisch abbauen lassen. Die Eigenschaften heutiger Bio-Kunststoffe sind nicht ausreichend. Sie reißen schnell und sind nicht problemlos kompostierbar. Noch schwieriger wird es bei Verpackungen von Lebensmitteln: Da Barriereeigenschaften gegenüber Wasserdampf, Sauerstoff und Geruchsstoffen unzureichend sind, verderben die Inhalte schnell oder nehmen den Geschmack anderer Lebensmittel an.

Diese Schwierigkeiten gehen Forscher im europäischen Projekt »DibbioPack«, kurz für Development of Injection and blow extrusion molded BIOdegradable and multifunctional PACKages by nanotechnology an (www.dibbiopack.eu). Mitbeteiligt ist das Würzburger Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC. Das Team um Dr. Sabine Amberg-Schwab, Leiterin des Fachbereichs Funktionelle Barriereschichten am ISC, hat eine hybride Kunststoffbeschichtung auf Basis von Biopolymeren entwickelt. Diese wird auf natürlichem Wege abgebaut und darf auf den Kompost wandern. Das neuartige bioabbaubare Beschichtungsmaterial eignet sich für Behälter sowie Verpackungen, etwa Folien. Die Materialien können sogar mit zusätzlichen Funktionen ausgestattet werden und zum Beispiel antibakteriell wirken. Sie eignen sich für die Verpackung von Lebensmitteln, Kosmetika und Pharmazeutika.

Kunststoff im natürlichen Kreislauf
Der Schlüssel sind am Fraunhofer ISC neu entwickelte bioabbaubare Funktionsschichten: bioORMOCER®e. Diese können wie ein Lack auf biologisch abbaubare Folien aufgetragen werden und bilden so eine funktionelle Barriere. Sie hält Sauerstoff, Wasserdampf, Aromen oder chemische Substanzen vom Inhalt fern oder lässt sie umgekehrt nicht entweichen. Wie komplex diese Aufgabe ist, zeigt sich beispielsweise bei der Verpackung von Filterkaffee: Die Folien dürfen keine Feuchtigkeit und Luft von außen an das Pulver dringen lassen; es darf aber auch kein Aroma von innen nach außen entweichen. Sonst verliert der Kaffee an Geschmack. Bislang sind diese Anforderungen mit biologisch abbaubarem Material nicht zu erfüllen. »Wir hoffen, mit unserer Beschichtung kompostierbare Folien so veredeln zu können, dass nachhaltige Verpackungen genauso funktional wie herkömmliche sind und ein Erfolg am Markt werden«, sagt Sabine Amberg-Schwab.

Den Forschern vom ISC half ein Blick in die Natur, um diese Lösung zu entwickeln: »Wir verwenden in unterschiedlichen Rezepturen Naturstoffe, die biologisch abbaubar sind und von sich aus eine gute Barrierewirkung entfalten«, erklärt Amberg-Schwab. Für die neuartigen bioORMOCER®e modifizierten die Forscher Biopolymere wie Cellulose und Chitosan chemisch so, das man sie verarbeiten kann. Gebunden werden diese Stoffe durch ein anorganisches Gerüst aus Siliciumdioxid, das wiederum selbst über gute Barriereeigenschaften verfügt. Dieses Gerüst zerfällt zwar nicht im natürlichen Abbauprozess wie alle anderen verwendeten Naturstoffe, doch bleiben beim Abbau nur kleine Reste von Siliciumdioxid, sprich Sand, übrig.

Dass die mit bioORMOCER® beschichteten Folien tatsächlich verrotten, zeigte sich bei ersten Versuchen im Testkompost des Würzburger Instituts: Bereits nach sechs Wochen war der Zerfall deutlich zu erkennen. Nun wird der Abbauprozess im Rahmen des bis März 2016 laufenden Projektes nach internationalen Normen geprüft. Im nächsten Schritt wollen die Forscher den Lack aus bioORMOCER® im Pilotmaßstab per Rolle-zu-Rolle-Verfahren auf bioabbaubare Folien aufbringen. Zudem müssen die innovativen Bio-Kunststoffe in etlichen Verpackungstests ihre Alltagstauglichkeit beweisen. Denn: »Das neue Verpackungsmaterial muss genauso gut wie das sein, das dem derzeitigen Stand der Technik entspricht«, betont Amberg-Schwab. Einen Prototyp der mit bioORMOCER® beschichteten Folie präsentieren die Forscher vom 16. bis 25. Januar auf der Fachschau nature.tec der Grünen Woche in Berlin (Halle 5.2A).

Quelle: idw

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Gegen Medikamentenmissbrauch in Fitnessstudios

Julia Uehren Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen

Forscher der Katholischen Hochschule Nordrhein Westfalen (KatHO NRW) haben ein bundesweit einmaliges Programm zur Prävention von Medikamentenmissbrauch in Fitnessstudios entwickelt. Doping, also der Missbrauch leistungssteigernder Mittel, ist im Spitzensport ein großes Thema. Doch auch viele Hobbysportler – zurückhaltend geschätzt 350.000 bis 400.000 in Deutschland – dopen sich, indem sie mit Anabolika ihre Muskelmasse vermehren und den Fettanteil im Körper verringern wollen. Eine solide empirische Basis zu derartigem Medikamentenmissbrauch fehlt in Deutschland allerdings.

Ziel des vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projektes „No roids inside“ ist es, den Missbrauch von leistungssteigernden Medikamenten dort vorzubeugen, wo er zumeist erlernt wird. „Wir haben ein Programm entwickelt, bei dem wir die Sportler in den Fitnessstudios vor Ort über das so genannte „Natural Training“ informieren und die Risiken aufzeigen, die Doping mit sich bringt“, erklärt der Leiter der Studie Professor Dr. Dr. Martin Hörning. Rund 300 Freizeitsportler konnten die Wissenschaftler mit ihrem Programm bereits erreichen.

Inwieweit Ärzte und Apotheker mit der Thematik vertraut sind und welche Rolle sie bei der Prävention spielen können, haben die Wissenschaftler ebenfalls untersucht – mit ernüchterndem Ergebnis: Ärzte und Apotheker sind noch nicht ausreichend mit dem Thema Medikamentenmissbrauch in Fitnessstudios vertraut. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass viele Ärzte sogar erstaunlich wenig dafür sensibilisiert sind oder zumindest wenig Interesse zeigen. Die Apotheker in unserer Umfrage waren da deutlich interessierter“, so Hörning. Dabei haben beide Berufsgruppen eigentlich eine wichtige Rolle in der Prävention, da sie wohl die ersten sind, die aufgesucht werden, wenn Nebenwirkungen – zum Beispiel starke Akne, Stimmungsschwankungen oder Bluthochdruck – auftreten. Häufig würden diese gar nicht als Nebenwirkungen von Medikamenten erkannt sondern als eigenständige Erkrankungen fehlgedeutet, vermutet Hörning.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dr. Martin Hörning, Tel. 05273/367768-3 oder 05251/1225-47, m.hoerning@katho-nrw.de
Thorsten Dittmar, Tel.: 05251/1225-103, t.dittmar@katho-nrw.de

Redaktion:
Julia Uehren, presse@katho-nrw.de, Tel. 0221/7757-508

Quelle: idw

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Kohlendioxidaufnahme im Ozean durch Erwärmung ausgebremst

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Meeresforscher weisen positive Klimarückkopplung nach

Der Ozean nimmt einen großen Teil des in die Atmosphäre entlassenen Kohlendioxids auf. Wie eine jetzt in der amerikanischen Fachzeitschrift Pro-ceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Studie zeigt, führen höhere Wassertemperaturen durch einen bisher nicht bekannten Prozess zu einem Rückgang des Kohlenstofftransports in den tiefen Ozean. Dafür analysierten Wissenschaftler vom briti-schen National Oceanography Centre, Southampton und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel Daten aus Schlüsselregionen im Atlantik.

Ohne unsere Ozeane wäre der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre erheblich höher. Ein Teil des wichtigsten Treibhausgases wird derzeit vom Ozean aufgenommen und langfristig gespeichert. Wie eine neue Studie unter Federführung britischer Forscher zeigt, könnte dies bei steigenden Wassertemperaturen weniger werden. Dadurch würde sich die Klimaerwärmung letztendlich selbst verstärken.

Ein Schlüsselfaktor für die Kohlendioxidbilanz zwischen Ozean und Atmosphäre ist das Absinken von organischen Teilchen in die Tiefen des Ozeans. Diese sogenannte biologische Kohlenstoffpumpe wird durch CO2-Aufnahme von kleinen Organismen, dem sogenannten Phytoplankton, im Oberflächenozean angetrieben. Diese sterben ab und sinken in die Tiefsee, wo sie remineralisiert werden. Die Wissenschaftler haben in ihrer Studie die Abhängigkeit dieses Prozesses von der Temperatur untersucht. „Wir haben herausgefunden, dass bei steigender Temperatur die Remineralisierung schneller von statten geht“, erläutert Prof. Dr. Eric Achterberg vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, einer der Ko-Autoren der Studie. „Dadurch wird die Eindringtiefe des organischen Materials und somit der Transfer von Kohlenstoff in den tiefen Ozean reduziert, was letztendlich die CO2-Aufnahme des Ozeans herabgesetzt“, so Achterberg weiter. Die Ergebnisse waren insofern überraschend, weil bisherige Untersuchungen in wärmeren, tropischen Ozeanen einen effizienteren Partikelfluss gezeigt hatten.

Die Forscher nutzen für ihre Untersuchungen Daten aus verschiedenen Regionen des Nordatlantiks. In vier Schlüsselregionen dienten Sedimentfallen, die in unterschiedlichen Wassertiefen Messungen des absinkenden organischen Materials durchführten, als Beobachtungsplattform. Aus der Menge und der Zusammensetzung des Materials konnten die Stoffflüsse, die Remineralisierungstiefen und die Zusammenhänge zu Wassertemperaturen abgeleitet werden.

„Dies ist zwar nur ein kleiner, aber einzigartiger Datensatz. Durch die Auswahl der Stationen von subpolaren bis in subtropische Bereiche konnten wir sehr repräsentative Rückschlüsse auf die Flüsse von organischen Material und deren Abhängigkeit von der Temperatur gewinnen“, so Achterberg. „Natürlich benötigen wir noch weitere Daten, auch aus anderen Bereichen des Weltozeans. Wir glauben aber, dass die Ergebnisse sehr robust sind.“ Die jetzt nachgewiesene Abhängigkeit von der Temperatur sei auf jeden Fall kein gutes Zeichen, so der Wissenschaftler. Wenn künftig weniger des Treibhausgases CO2 vom Ozean aufgenommen werde, verbleibe mehr in der Atmosphäre, was den Erwärmungseffekt noch verstärke, so Achterberg abschließend.

Orginalarbeit:
Marsay, C.M., R.J. Sanders, S.A. Henson, K. Pabortsava, E.P. Achterberg, and R.S. Lampitt, 2015: Attenuation of sinking particulate organic carbon flux through the mesopelagic ocean, PNAS, DOI: 10.1073/pnas.1415311112.

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de – GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.noc.ac.uk – National Oceanography Centre Southampton, Großbritannien

Quelle: idw

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Steigende Temperaturen reduzieren die weltweite Weizenproduktion

Monique Luckas Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.

Neue Veröffentlichung in: Nature Climate Change
Vor dem Hintergrund des gerade mühsam erzielten Kompromisses bei der Weltklimakonferenz in Lima, der versucht die Regierungen auf Maßnahmen zur Begrenzung der weltweiten Klimaerwärmung um maximal 2°C einzuschwören, erscheint beim renommierten Wissenschaftsjournal Nature Climate Change eine alarmierende Studie zu den Auswirkungen der steigenden Temperatur auf die weltweite Weizenproduktion. Die Studie, an der 53 Wissenschaftler aus 15 Ländern mitgewirkt haben, zeigt einen deutlich negativen Effekt allein durch die steigenden Temperaturen auf die globalen Erträge von Weizen, die erhebliche Bedeutung für die Welternährung haben können.

Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung ZALF ist an der Studie mit zwei Weizenertragsmodellen beteiligt. Für die Untersuchung wurden insgesamt 30 verschiedene Modelle an weltweit erhobenen Experimentaldaten mit mittleren Temperaturen von 15-32°C während der Wachstumsperiode geeicht. Die Ergebnisse der Modelle, die für 30 Standorte auf allen Kontinenten angewandt wurden, weisen auf Ertragsverluste von durchschnittlich etwa 6% pro Grad Temperaturanstieg hin.

Dr. Dr. Kurt-Christian Kersebaum, Agrarwissenschaftler am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, über die Bedeutung der Studie: „Trotz der Unsicherheiten der Klimaszenarien und Modelle ist die Grundtendenz aus der Vielzahl der Simulationen eindeutig und belegt, dass auch bei Einhaltung des 2 Grad Ziels bereits in vielen Regionen der Welt deutlich negative Folgen für die Weizenproduktion allein durch die Temperaturerhöhung zu erwarten sind. Ein Überschreiten dieser Grenze hat auch in den heute noch kühleren Regionen auf lange Sicht negative Auswirkungen und zeigt, wie wichtig ein internationales Abkommen zur Begrenzung des Treibhauseffekts ist.“

Der Artikel „Rising temperatures reduce global wheat production“ ist am 22. Dezember 2014 in Nature Climate Change, der renommierten Fachzeitschrift zu Klimaveränderung und globaler Erwärmung, online erschienen.

Link zum Artikel: http://www.nature.com/nclimate/journal/vaop/ncurrent/full/nclimate2470.html

Weitere Informationen:
http://www.zalf.de

Quelle: idw

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Klimawandel verändert Zeitfenster für Getreideernte und erhöht den Bedarf an Mähdruschkapazität

Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.

Wie beeinflusst der Klimawandel in unseren Breiten den Beginn der Getreideernte und die Zahl der witterungsbedingt verfügbaren Erntestunden und damit den Einsatz von Erntemaschinen? WissenschaftlerInnen des Potsdamer Leibniz-Instituts für Agrartechnik und der Humboldt-Universität zu Berlin haben dazu erstmals Ernte- und Wetterdaten aus Brandenburg der letzten 50 Jahre analysiert. Die Ergebnisse wurden heute in der renommierten Fachzeitschrift „Agricultural and Forest Meteorology“ veröffentlicht.

Die Getreideernte zählt zu den am stärksten wetterabhängigen Prozessen in der Landwirtschaft. Der Feuchtegehalt des Korns entscheidet über Einsatzzeitpunkt und -dauer von teuren Erntemaschinen und damit letztlich auch über die Kosten der Produktion.

Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf den Beginn der Ernteperiode und die witterungsbedingt verfügbaren Mähdruschstunden in Brandenburg? Dieser Frage gingen WissenschaftlerInnen des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und der Humboldt-Universität zu Berlin nach. Sie analysierten Erntezeiten für die vier Getreidearten Winterweizen, Winterroggen, Winter- und Sommergerste über den Zeitraum 1961-2013 anhand von Wetterdaten, Aufzeichnungen zum Erntebeginn, den auf Kornfeuchte beruhenden möglichen Erntestunden sowie der benötigten Maschinenkapazität für den Mähdrusch.

Die exemplarisch für Brandenburg erstellte Studie zeigt signifikante Verschiebungen der Erntezeiten – wobei sich die Trends für die vier untersuchten Getreidearten erheblich unterscheiden. Insbesondere die Produktion von Roggen und Weizen, den in Brandenburg flächenmäßig dominierenden Getreidearten, ist durch den Klimawandel betroffen. Die Ernte von Winterweizen beginnt heute im Durchschnitt 11 Tage früher, die von Sommergerste 16 Tage früher als vor 53 Jahren. Während sich die Anzahl der Stunden, in der die Kornfeuchte eine Ernte erlaubt, bei Roggen um 3%, bei Wintergerste sogar um 20% verringerten, stiegen diese bei Weizen um 9% an. Diese Ausweitung der möglichen Erntestunden bei Weizen bringt jedoch keinen Vorteil: Wegen des früheren Erntebeginns bei Weizen kommt es zu einer zeitlichen Überlappung der Weizen- und Roggenernte; zeitgleich wird mehr leistungsfähige Erntetechnik benötigt, um das reife Getreide rechtzeitig einzufahren.

In Brandenburg beansprucht Winterroggen derzeit die höchsten Mähdruschkapazitäten. Im Vergleich zu Weizen muss für die Roggenernte zwei bis dreimal so viel Schlagkraft bereitgehalten werden. Gründe sind die geringe Zahl von Stunden, wann die Kornfeuchte eine Ernte möglich macht, und die insgesamt große Roggenanbaufläche. Die Zahl möglicher Erntestunden bei Weizen ist doppelt so hoch wie bei Roggen. Weizen kann zudem über durchschnittlich drei Wochen hinweg geerntet werden, Roggen nur binnen zwei Wochen.

„Das Wissen darum, wann Getreide mit einer bestimmten Kornfeuchte geerntet werden kann, ist für die Landwirte enorm wichtig, damit sie ihren Betrieb mit der angemessenen Maschinenkapazität ausstatten können bzw. in der Lage sind, die Ernte durch Lohnunternehmer optimal zu organisieren“, betont Prof. Dr. Annette Prochnow vom Leibniz-Institut für Agrartechnik.

Wird zu wenig Mähdruschkapazität vorgehalten, dauert die Ernte zu lange und Masse- und Qualitätsverluste müssen in Kauf genommen werden. Überkapazität dagegen resultiert in hohen Maschinenkosten bei zu geringer Auslastung. Beides schlägt sich in den Produktionskosten nieder.

„Unsere Studie zeigt, dass Landwirte für sich ändernde Erntezeitfenster gerüstet sein müssen. Entweder indem sie in höhere Druschkapazität investieren oder bei höheren Kornfeuchten ernten und die hierfür erforderlichen Trocknungsanlagen verfügbar sind. Je nach Betrieb sollten die Ernte- und Konservierungskapazitäten bestmöglich aufeinander abgestimmt sein“, ergänzt Annette Prochnow.

Es ist geplant, die in der Studie angewendeten Methoden der Datenanalyse in künftigen Untersuchungen auf Regionen mit anderen klimatischen Bedingungen zu übertragen.

Literatur:
Prochnow, A. et al.: Does climate change affect period, available field time and required capacities for grain harvesting in Brandenburg, Germany? Agricultural and Forest Meteorology, 203: 43-53, 2015; doi:10.1016/j.agrformet.2014.12.011

Weitere Informationen:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0168192314003219 – zum Artikel

Quelle: idw

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Gut durch den Arbeitstag – aber wie?

Katja Bär Pressestelle: Kommunikation und Fundraising
Universität Mannheim

Psychologinnen der Universität Mannheim untersuchen in einer neuen Studie, welche Strategien dabei helfen, fit und zufrieden durch den Arbeitsalltag zu kommen

Ein Schreibtisch voller To-Do-Listen, die nahende Deadline für ein wichtiges Projekt, zehn Stunden im Büro. Wer bei solch vollbepackten Arbeitstagen trotzdem fit und zufrieden in den Feierabend gehen will, braucht gute Strategien im Umgang mit sich selbst und seinen Arbeitsanforderungen. Forscherinnen der Universität Mannheim wollen mehr darüber herausfinden, wie sich Personen bei der Arbeit verhalten, um gut durch den Tag zu kommen und welche äußeren Bedingungen dabei hilfreich beziehungsweise hinderlich wirken. Ziel des Forschungsprojekts ist es, wirksame Strategien und wichtige Einflussfaktoren für das Befinden bei der Arbeit zu identifizieren.

In einer Online-Studie werden hierzu Berufstätige über fünf Werktage hinweg zu ihrem Arbeitstag befragt. Die täglichen Befragungen bieten eine gute Gelegenheit, mehr über das eigene Verhalten und Befinden bei der Arbeit zu erfahren. Teilnehmer erhalten auf Wunsch Infos und Tipps zu Erholung bei und nach der Arbeit, sowie eine Rückmeldung zu den Ergebnissen der Studie. Als Dankeschön werden nach Abschluss der Studie zwei E-Book-Reader im Wert von je rund 100 Euro verlost.

Alle Angaben werden streng vertraulich behandelt. Sie werden anonymisiert verarbeitet und dienen ausschließlich als Datengrundlage für diese Studie.

Studienteilnahme
An der Studie können interessierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Selbständige (Vollzeit) teilnehmen, die prinzipiell oder ab und zu die Möglichkeit haben, ihren Arbeitstag selbst einzuteilen. Die Studie geht über eine Arbeitswoche und umfasst einen allgemeinen Fragenbogen (15 Minuten), sowie tägliche kurze Fragebögen am Feierabend (7-15 Minuten).

Kontakt:
Christine Bosch (M.Sc. Psych.)
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie
Universität Mannheim
Schloss
68131 Mannheim
Telefon: 0621 / 181-2167
E-Mail: christine.bosch@uni-mannheim.de

Weitere Informationen:
https://www.soscisurvey.de/arbeitstag/?q=00 – Anmeldung

Quelle: idw

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Verschwenderischem Umgang mit „Lebensquell Phosphor“ deutlich Riegel vorschieben

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

DBU und Land Rheinland-Pfalz fördern wegweisendes Projekt der Chemischen Fabrik Budenheim zum Phosphorrecycling aus Klärschlamm

Budenheim. Phosphor ist für alle Lebewesen unersetzlich, neben Stickstoff die wichtigste Grundlage für Pflanzenwachstum und Hauptbestandteil von Pflanzendünger: ein wertvoller Mineralstoff. Doch während die Weltbevölkerung stetig wächst, schwinden die Phosphatvorkommen und können zudem nur unter großen Umweltbelastungen und hohem Energieaufwand gewonnen werden. „Die Lösung heißt Kreislaufwirtschaft: Menschen und Tiere nehmen nicht nur Phosphor auf, sondern scheiden ihn auch wieder aus. Nach der Abwasserreinigung bleibt der größte Teil im Klärschlamm zurück. Von den in Deutschland jährlich anfallenden zwei Millionen Tonnen Klärschlamm-Trockenmasse, die etwa 60.000 Tonnen Phosphor enthalten, werden aber nur 45 Prozent als Dünger oder anderweitig stofflich verwendet. Der Rest wird verbrannt und der Phosphor geht verloren. Das können wir uns nicht mehr leisten“, sagt Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Mit fachlicher und finanzieller Unterstützung der DBU von 390.000 Euro entwickelt die Chemische Fabrik Budenheim (Rheinland-Pfalz) ein umweltfreundliches Verfahren, das mit Kohlensäure Phosphor aus Klärschlamm zurückgewinnt.

Weltweit wurden 2012 etwa 210 Millionen Tonnen Rohphosphat zum Herstellen von Phosphor für die chemische Industrie gefördert. Der größte Anteil wird mit 82 Prozent für die Produktion von Düngemitteln verwendet. Die mineralischen Phosphorvorkommen seien jedoch eine endliche Ressource und die riesigen Tagebaue würden gravierende ökologische Schäden am Boden und bleibende ökologische Einschnitte in den Ländern verursachen. Zudem werde in den Tagebauen von Marokko, China, Jordanien oder Südafrika zunehmend mit den Schadstoffen Cadmium und Uran belastetes Rohphosphat abgebaut. Europa importiere Phosphorerze mangels eigener Vorkommen und produziere daraus Düngemittel, mit denen diese Schadstoffe in die Böden gelangten. „Auch deshalb ist ein nachhaltigerer Umgang mit der endlichen Ressource, etwa durch eine gezieltere Düngung, und deren Rückgewinnung dringend notwendig“, fordert Dr. Hans-Christian Schaefer, DBU-Referent für Biotechnologie.

Um ein Umlenken in diese Richtung anzustoßen, fördere die DBU seit zehn Jahren Phosphorrecycling. So gebe es bereits unterschiedliche Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm und aus der Asche der Klärschlammverbrennung. Doch nur wenige Verfahren gelangten bisher zur technischen Umsetzung, weil die ökologischen und ökonomischen Nachteile aufgrund der benötigten Mengen an Chemikalien und Energie zu hoch seien.
Die Laborentwicklung des neuen Verfahrens der Chemischen Fabrik Budenheim unterstützte zuvor die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz mit 416.000 Euro. „Die Förderung innovativer Ideen und kreativer Unternehmer ist eines unserer zentralen Themen“, sagt die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke. „Das aussichtsreiche Verfahren hat das Potenzial zur signifikanten Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe und zur Vermeidung von Abfällen.“ Darauf aufbauend sollen jetzt umfangreiche Versuche mit einer Pilotanlage an der Kläranlage Mainz-Mombach durchgeführt werden, um Klarheit über die Wirtschaftlichkeit und die ökologischen und ökonomischen Auswirkungen des Verfahrens zu bekommen. Die neu entwickelte Versuchsanlage ist verfahrenstechnisch so kompakt und einfach aufgebaut, dass nicht nur weniger Chemikalien, sondern auch deutlich weniger Wärme, also Energie, für die Verfahrensschritte benötigt wird, sagt Franz-Peter Heidenreich, DBU-Referent für Wasserwirtschaft und Bodenschutz.

Die gewonnenen Produkte sollen dann untersucht werden, ob sie sich für die Weiterverarbeitung zu Phosphordünger eignen. Denn das recycelte Phosphat müsse bestimmte Bedingungen erfüllen, damit es für Düngemittel verwendet werden könne: „Es muss löslich sein, damit es die Pflanzenwurzeln aufnehmen können. Außerdem sollte der Gehalt an Schadstoffen wie Schwermetallen und organischen Schadstoffen die gesetzlichen Vorgaben möglichst deutlich unterschreiten, um ein Anreichern von Schadstoffen im Boden zu verhindern“, erklärt Heidenreich.
Unter erhöhtem Druck werde Kohlenstoffdioxid in das Klärschlamm-Wasser-Gemisch geleitet, wandele sich zu Kohlensäure um, bringe den pH-Wert zum Sinken und löse die im Klärschlamm enthaltenen Phosphate heraus, die nun die Form von Kristallen leichter wiedergewonnen werden könnten, erklärt Projektleiterin Eva Stössel von der Chemischen Fabrik Budenheim. „Im Prozess kann im Gegensatz zu bisherigen Verfahren auf Chemikalien wie Salz- oder Schwefelsäure und Natronlauge vollständig verzichtet werden.“ Beim sogenannten Budenheim-Verfahren sollen keine umweltschädlichen Abwasser oder Abluftströme mehr entstehen. Die nach dem Trocknen übrigbleibenden Phosphate können dann zu Düngemittel weiterverarbeitet werden. Das bei diesem Prozess entweichende Kohlendioxid werde aufgefangen und im Kreislauf erneut für den Reaktionsbehälter genutzt.

„Ziel dieses Verfahrens ist es, je nach Herkunft des kommunalen oder industriellen Klärschlamms bis zu 50 Prozent des Phosphats zurückzugewinnen“, sagt Stössel. Dieses energiesparende Kreislaufverfahren gehe „weit über den bisherigen technischen Kenntnisstand hinaus, weil der gewonnene Dünger keine organischen und anorganischen Schadstoffe und Schwermetalle mehr enthält, die im Prozess weitgehend entfernt werden und im Klärschlamm-Rückstand zurückbleiben.“ Der phosphatarme Rückstand bzw. Restschlamm soll auf seine wertvollen Inhaltsstoffe analysiert werden, um die Reststoffe ebenfalls in den Kreislauf zurückzuführen und ressourcenschonend verwenden zu können.
Außerdem könnten die Verfahrenskosten mit geschätzten 60 bis 70 Cent pro Kilogramm gewonnenem Phosphor deutlich geringer sein als bei den bisherigen Verfahren, die zwischen zwei und 25 Euro pro Kilogramm Phosphor liegen. Heidenreich: „Durch die um ein Vielfaches günstigeren Verfahrenskosten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, den Phosphordünger auch am Markt verkaufen zu können. Das Budenheimer Verfahren hat somit gegenüber den bislang bekannten Verfahren deutliche verfahrenstechnische, ökologische, energetische und damit auch ökonomische Vorteile.“

Weitere Informationen:

https://www.dbu.de/123artikel35859_335.html

Quelle: idw

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Ulmer Forscher entdecken neue Krankheit

Jörg Portius Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Ulm

Inaktives Leptin führt zu extremer Adipositas: Ärzte und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Ulm haben eine neue Krankheit beschrieben. Bei einem Kind, das im Alter von drei Jahren bereits über 40 kg wog, konnte ein biologisch inaktives Sättigungshormon als Ursache für extremes Übergewicht identifiziert werden. Dieses neue Krankheitsbild und die dazugehörigen physiologischen Zusammenhänge, die Ergebnisse der durchgeführten Experimente und der Therapieerfolg wurden in dem ranghöchsten, renommierten medizinischen Fachjournal, dem „New England Journal of Medicine“, publiziert.

„Die Entdeckung ist bahnbrechend. Sie zeigt ein Grundprinzip möglicher biologischer Störungen von Signalübertragungsmolekülen im Körper. Das mögliche Vorkommen von biologisch inaktiven Signalmolekülen wurde bislang in der Medizin weitgehend ignoriert. Der Befund hier lässt uns wach werden und nach vergleichbaren Krankheitsbildern in anderen Bereichen suchen“, so Prof. Dr. Klaus-Michael Debatin, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums und Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin.

Das Hormon Leptin (griechisch leptos = schlank) wurde 1994 in genetisch adipösen Mäusen entdeckt. Es wird im Fettgewebe in Abhängigkeit von der Fettzellgröße und der Fettmasse produziert und hemmt im Gehirn die Nahrungsaufnahme. Sind die Energiespeicher gut gefüllt, wird viel Leptin produziert und der Appetit wird gezügelt, wodurch die Fettspeicher wieder leerer werden. Kann das Hormon wegen einer Veränderung im Erbgut nicht produziert werden, erhält das Gehirn kein Sättigungssignal. In der Folge wird ungebremst Nahrung aufgenommen, und es entsteht extremes Übergewicht. Auch andere Prozesse, die an den Energiehaushalt des Körpers gekoppelt sind, werden durch Leptin beeinflusst, z.B. der Zucker- und Fettstoffwechsel, die Infektabwehr, die Pubertätsentwicklung und bei Erwachsenen auch die Fruchtbarkeit.

Bislang wurden Patienten mit dieser vererbten Erkrankung durch einen Bluttest identifiziert. War Leptin in der Blutbahn nicht nachweisbar, wurde die Diagnose des Leptin-Mangels gestellt. Bei dem oben beschriebenen Kind aber wurden normale, sogar hohe Werte des Hormons gemessen. Entgegen gängiger Richtlinien wurde daraufhin das Leptin-Gen untersucht. Völlig unerwartet konnte eine Mutation festgestellt werden.
„Diese Konstellation von Befunden hat mich an andere Krankheitsbilder aus der Kinderendokrinologie erinnert, bei denen Eiweißhormone vom Körper hergestellt werden und auch im Blut messbar sind, jedoch keine Wirkung entfalten. Wir sprechen dann von so genannten bioinaktiven Hormonen“, erklärt Prof. Dr. Martin Wabitsch, Leiter der Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum, der sich schon seit vielen Jahren mit den genetischen Ursachen der Adipositas beschäftigt. Er ergänzt: „Die Information des Botenstoffs kommt am Ziel nicht an. Damit wird dem Körper ein Hormonmangel vorgetäuscht, der mit herkömmlichen Verfahren nicht messbar ist, da die gemessenen Konzentrationen im Blut normal sind.“
Die endokrinologische Forschergruppe an der Kinderklinik führte daraufhin in Kooperation mit dem Institut für Pharmakologie und Toxikologie (PD Dr. Barbara Möpps und Prof. Dr. Peter Gierschik) des Universitätsklinikums zahlreiche Experimente durch. Letztendlich konnte gezeigt werden, dass das defekte Hormon im Fettgewebe des Patienten produziert und in die Blutbahn abgegeben wird, jedoch an den Zielorganen keine Wirkung entfaltet. Frau PD Dr. Pamela Fischer-Posovszky, die Leiterin der experimentellen Arbeitsgruppe: „Das defekte Hormon kann keine Reduktion der Nahrungsaufnahme erzielen, während das normale, gesunde Hormon zu einer raschen Gewichtsabnahme führt.“

Nach Vorliegen der experimentellen Ergebnisse beschloss Professor Wabitsch, den Patienten mit biotechnologisch hergestelltem Leptin zu behandeln. Das Medikament war bislang für diese Indikation nicht zugelassen, doch die Ethikkommission des Universitätsklinikums Ulm gab grünes Licht für die Behandlung. Nach gründlicher Aufklärung und einer Einwilligung der Eltern wurde das Kind schließlich mit Metreleptin behandelt. Bereits nach wenigen Tagen war eine eindeutige Wirkung zu erkennen. Die ausgeprägte Nahrungssuche und der übermäßige Appetit verschwanden vollständig. Im Verlauf der nächsten Wochen nahm der Patient deutlich an Gewicht ab, und sein Stoffwechsel gesundete zusehends. Die Eltern sind über diesen Erfolg sehr glücklich. Seit Geburt ihres Kindes hatten sie sich Sorgen über seine Entwicklung gemacht. Verwandte und Freunde warfen ihnen vor, das Kind zu überfüttern und nicht ausreichend zu kontrollieren. „Es ist davon auszugehen, dass dies kein Einzelfall ist. Wir haben bereits weitere Patienten mit dieser Diagnose identifiziert“, so Professor Wabitsch abschließend.

Gerne vermitteln wir Ihnen Gesprächspartner. Bitte kontaktieren Sie Jörg Portius, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Universitätsklinikum Ulm, unter der Runummer 0731 – 500430430731 – 50043043

Quelle: idw

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Revolutioniert DNA-Barcoding die Gewässergüteanalyse?

Gesche Hohlstein Pressestelle Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem
Freie Universität Berlin

Ein deutsches Forschungsteam verglich die Kieselalgen in den Flüssen Oder und Lausitzer Neiße systematisch mit klassischen und modernen Bestimmungsmethoden. Die moderne Bestimmung von Kieselalgenarten anhand ihrer Erbinformation, das DNA-Barcoding, ist demzufolge fast dreimal so genau wie die sehr detaillierte morphologische Untersuchung: Während molekulargenetisch 270 Taxa (d.h. Arten und Unterarten) entdeckt wurden, konnten morphologisch nur 103 Taxa identifiziert werden. Kieselalgen werden routinemäßig als Bioindikatoren innerhalb der EU-Wasserrahmenrichtlinie zur Bestimmung der Gewässergüte untersucht.

Die Untersuchung wird entscheidende Auswirkung für die Gewässergüteanalyse in Europa haben. Die verblüffenden Ergebnisse wurden gerade online in der renommierten Zeitschrift Molecular Ecology Resources veröffentlicht und wird in einer der nächsten gedruckten Ausgaben erscheinen. Beteiligt waren Forscherinnen und Forscher des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem der Freien Universität Berlin, des Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, der Universität Köln und der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Kieselalgen: Wichtige Bioindikatoren für die Gewässergüte
Kieselalgen (Diatomeen) sind in nahezu allen Gewässertypen zu finden. Die verschiedenen Kieselalgenarten reagieren empfindlich und spezifisch auf Änderungen der Umwelt wie Verschmutzung, Nährstoffversorgung, Säure und Salzgehalt und sind daher wichtige Bioindikatoren. Kieselalgen werden routinemäßig als Bioindikatoren innerhalb der EU-Wasserrahmenrichtlinie und global zur Bestimmung der Gewässergüte untersucht. Dabei werden vorrangig substratbewohnende Kieselalgen untersucht, da sie im Gegensatz zu freischwimmenden Kieselalgen nicht durch Strömung oder andere Einwirkungen verdriftet werden was zur Verfälschung der Ergebnisse führen kann. Um die Kieselalgen eines Gewässers für eine Gewässergüteanalyse zu untersuchen, werden sie von Steinen oder anderen Untergründen abgekratzt und anschließend im Labor untersucht. Diese bodenlebenden Kieselalgen kennt fast jeder als rutschigen Schleimfilm auf Steinen.

Schwächen der bisherigen Gewässergüteanalyse
Bei aktuellen Gewässergüteanalysen werden die darin lebenden Kieselalgen nur lichtmikroskopisch untersucht, um Aussagen über die Wasserqualität zu treffen. Tatsächlich sind jedoch viele für die Bestimmung wichtige Merkmale lichtmikroskopisch nicht oder nur schwer zu erfassen. Zudem hängt die routinemäßige Bestimmung der im Wasser lebenden Kieselalgen von den taxonomischen Fähigkeiten und Augen derjenigen ab, die die Proben auswerten.

DNA-Barcoding: Die konkurrenzfähige neue Methode
Die Bestimmung von Kieselalgenarten anhand ihrer Erbinformation, das DNA-Barcoding, ist sehr viel objektiver und feiner als die herkömmliche lichtmikroskopische Untersuchung. Langfristig wird im DNA-Barcoding die neue Methode zur Gewässergüteanalyse gesehen. Aktuell ist das DNA-Barcoding noch teurer und zeitaufwändiger als die klassische Untersuchungsmethode. Wird das Verfahren jedoch automatisiert, lassen sich Zeit und Kosten deutlich reduzieren. Langfristig könnte DNA-Barcoding die Gewässergüteanalyse somit revolutionieren. Wichtige Vorbedingung für erfolgreiches DNA-Barcoding ist die Erarbeitung einer Referenz-Datenbank der DNA -Sequenzen aller Kieselalgen eines Gewässersystems, da nur mit diesem die analysierten DNA -Sequenzen im Vergleich zugeordnet werden können.

Die Untersuchung an der Oder und Lausitzer Neiße ist ein Modellfall und auf andere Gewässer in Mitteleuropa übertragbar. Die Kieselalgen von sieben Standorten der beiden Flüsse wurden untersucht. Die molekulargenetische Untersuchung zeigte insgesamt 28.000 DNA -Sequenzen von Kieselalgen, die 270 Taxa (Arten und Unterarten) zugeordnet werden konnten. Der Vergleich erfolgte mithilfe einer Referenz-Datenbank mit Daten aus eigener Forschung und Daten anderer WissenschaftlerInnen. Interessant ist, dass etwa 70 Prozent der DNA -Sequenzen bis auf die Art genau bestimmt werden konnten, etwa 30 Prozent jedoch nur bis zur Gattung, entweder weil die Art noch unbekannt und neu ist oder weil sie bisher in der Referenzdatenbank nicht vorhanden ist. Das ist umso erstaunlicher, da die Norddeutsche Tiefebene eines der am besten untersuchten Gebiete der Erde ist in Bezug auf Kieselalgen. Die WissenschaftlerInnen konnten zeigen, dass selbst hier noch vieles unerforscht ist und von der angewendeten Methodik abhängt.

Kieselalgen sind die Lunge und Nahrung der Erde
Kieselalgen sind einzellige Algen von meist nur einem Zwanzigstel Millimeter Durchmesser, für deren Beobachtung ein leistungsstarkes Mikroskop erforderlich ist. Sie leben in großer Zahl in Seen, Flüssen und Meeren und besiedeln selbst kleinste feuchte Lebensräume wie Baumrinden und Erde. Die Zahl der Diatomeenarten wird auf mehrere 100.000 geschätzt, wobei gegenwärtig erst 30.000 Kieselalgenarten beschrieben sind. Trotz ihrer geringen Größe kommt Kieselalgen eine herausragende ökologische Bedeutung zu. Der dank ihrer Photosyntheseaktivität freigesetzte Sauerstoff macht etwa 25 % der weltweiten Sauerstoffproduktion aus. Sie leisten 25 % der Kohlendioxid-Fixierung der Erde, stehen am Anfang der Nahrungskette und tragen bis zu 25-45 % zur globalen Primärproduktion bei.

Charakteristische Kieselschale
Charakteristisch für den Aufbau der Diatomeen sind ihre gläsernen Schalen aus Kieselsäure, weswegen sie auch Kieselalgen genannt werden. Die Schalen umgeben die Zelle schützend, sind sehr vielfältig gestaltet und symmetrisch durchbrochen. Die Form der strukturierten Schalen ist artspezifisch und wurde schon früh in der Naturwissenschaft systematisch erfasst.

Publikation des Artikels:
Zimmermann, J., Glöckner, G., Jahn, R., Enke, N. und Gemeinholzer, B. (2014), Metabarcoding vs. morphological identification to assess diatom diversity in environmental studies. Molecular Ecology Resources.
doi: 10.1111/1755-0998.12336
Online http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1755-0998.12336/abstract

Weitere Informationen geben Ihnen gern:

Dr. Regine Jahn, Leiterin der Forschungsgruppe Diatomeen,
Freie Universität Berlin, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem,
Telefon: 030 / 838-50142030 / 838-50142, E-Mail: r.jahn@bgbm.org

Jonas Zimmermann, Forschungsgruppe Diatomeen,
Freie Universität Berlin, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem
und Systematische Botanik, Justus-Liebig-Universität Gießen,
Telefon: 030 / 838-50144030 / 838-50144, E-Mail: j.zimmermann@bgbm.org

Weitere Informationen:
http://www.bgbm.org/de/presse/pressefotos#Kieselalgen_Oder – Pressefotos
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1755-0998.12336/abstract – Artikel

Quelle: idw

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Ich weiß genau, dass du während der Arbeit chattest!

Blandina Mangelkramer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

FAU-Informatiker machen auf Gefahr für Privatsphäre durch WhatsApp aufmerksam

Es ist ein allgegenwärtiger Anblick in Bus, Bahn, Fußgängerzone oder im Café: Menschen richten ihren Blick alle paar Minuten konzentriert auf ihr Smartphone, tippen und erhalten kurz darauf die Antwort. Der Instant-Messaging-Dienst WhatsApp hat weltweit um die 600 Millionen Mitglieder, ist fest in den Alltag integriert und wird auf Smartphones weitaus häufiger genutzt als die Telefonfunktion, aber wie steht es um die Sicherheit der Privatsphäre der Nutzer? Der Lehrstuhl für Informatik 1 (Sicherheitsinfrastruktur) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat genau das untersucht – mit beunruhigenden Ergebnissen.

Wenn ein Nutzer WhatsApp öffnet, wird er im Netzwerk automatisch als „online“ angezeigt, schließt er sie, wird sein Status auf „offline“ gesetzt. Diese Funktion ist im Programm inhärent, das heißt der Nutzer hat keine Möglichkeit diese abzustellen. Hinzu kommt, dass der Online-Status eines Nutzers für jeden einsehbar ist, der dessen Rufnummer kennt. Eine Autorisierung durch den Nutzer ist dafür nicht nötig, sodass er ohne weiteres durch Dritte ausgespäht werden kann. Forscher des Lehrstuhls für Informatik 1 haben 1000 zufällig ausgewählte Nutzer aus aller Welt neun Monate lang rund um die Uhr beobachtet, um herauszufinden, welche Informationen sich über den Online-Status ablesen lassen und, ob WhatsApp dagegen vorgeht, dass ihre Nutzer ausgespäht werden.

Hierzu entwickelte die Forschergruppe ein spezielles Programm, das durchgehend im Netzwerk online ist und die Online-Stände der Nutzer protokolliert. Aus den Daten lässt sich beispielsweise erkennen, dass Nutzer sich im Durchschnitt 23 Mal am Tag einwählen und insgesamt 35 Minuten mit dem Schreiben und Lesen von Nachrichten verbringen. Deutsche Nutzer liegen hier knapp über dem Durchschnitt, sie öffnen die App 26 Mal am Tag und nutzen sie im Schnitt knapp 41 Minuten täglich – besonders häufig im Zeitfenster zwischen 13 Uhr und 21 Uhr.

Argloser Umgang mit Nutzerdaten
„Wenn über einen längeren Zeitraum beobachtet werden kann, wann ein Nutzer die App nutzt, lassen sich aus den gewonnenen Daten viele empfindliche Informationen über seine Lebensgewohnheiten rekonstruieren, z.B. wann geht er zu Bett, wann steht er auf, war er am Wochenende länger unterwegs, wie oft nutzt er WhatsApp während der Arbeitszeit,“ erklärt Andreas Kurtz vom Lehrstuhl für Informatik 1. Außerdem können Dritte so jederzeit einsehen, wann der Nutzer erreichbar ist. Angesichts dieser Gefährdung der Privatsphäre ist es erschreckend, dass WhatsApp bisher offenbar wenig unternommen haben, diese Problematik zu lösen und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. „Da unser Programm selbst keine Nachrichten verschickt, Kontakt zu vielen Nutzern gleichzeitig hat und rund um die Uhr mit dem Netzwerk verbunden ist, müsste es stark vom üblichen Nutzungsverhalten abweichen und seitens WhatsApp leicht zu erkennen und zu unterbinden sein.“, sagt Kurtz, allerdings sei nichts dergleichen geschehen. „Durch das Projekt möchten wir insbesondere dafür sensibilisieren, wie arglos WhatsApp mit den Daten zum Online-Zustand umgeht.“

Die Ergebnisse des Projektes und das Ausmaß der Informationen, die sich aus den gesammelten Daten ziehen lassen, sind auf www.onlinestatusmonitor.com einzusehen. Selbstverständlich sind sämtliche protokollierten Daten komplett anonymisiert und auch exakte Online-Zeitpunkte der Nutzer werden nicht veröffentlicht. Die Daten, die von den Forschern anonym von den WhatsApp-Servern abgefragt werden konnten werden lediglich in aggregierter Form veröffentlicht.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Felix Freiling
Andreas Kurtz
Tel.: 09131/ 86 69900
andreas.kurtz@cs.fau.de

Weitere Informationen:
http://www.onlinestatusmonitor.com

Quelle: idw

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Projekt der Universität in Landau zur Verbesserung der Wasserqualität für GreenTec Awards nominiert

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

Die Arbeitsgruppe „Organische und Ökologische Chemie“ der Universität Koblenz-Landau hat mit dem Projekt „Wasser 3.0-StressFix“ die Top Ten in der Kategorie „Wasser und Abwasser“ der GreenTec Awards 2015 erreicht, Europas größtem Umwelt- und Wirtschaftspreis.

Das Projektteam um Juniorprofessorin Dr. Katrin Schuhen arbeitet seit zweieinhalb Jahren an neuen Materialien für die Verbesserung der Wasserqualität. Das nachhaltige Entfernen von organischen und anorganischen toxischen Verunreinigungen aus dem Wasser steht im Mittelpunkt des Projekts Wasser 3.0-StressFix. Durch den Einsatz von innovativen Hybridmaterialien lassen sich die unerwünschten Spurenstoffe bereits kurz nach Eintritt in den Wasserkreislauf oder alternativ als Endreinigungsstufe in der Kläranlage fixieren. Das Material erweist sich als multifunktional hinsichtlich der Reaktion gegenüber toxischen Spurenstoffcocktails und kann so die Wasserqualität verbessern. Die Herstellung und der Einsatz des Materials sind unkompliziert und wirtschaftlich.

Bedenkliche Substanzen in Gewässern nehmen zu
Durch die Weiterentwicklung der Umweltanalytik lassen sich seit Anfang der 1990er Jahre in fast allen Oberflächengewässern, im Grundwasser, im Abwässern und auch im Trinkwasser Arzneimittelrückstände nachweisen. Dadurch ist die Aufmerksamkeit für das Thema der pharmazeutischen Rückstände in Gewässern stark gestiegen. Da Arzneimittelrückstände in der aquatischen Umwelt auch in geringen Konzentrationen ein Risiko für die Umwelt und den Menschen darstellen, wurde in den vergangenen Jahren vermehrt an Möglichkeiten geforscht, um Einträge in Gewässer zu verhindern oder diese effektiv zu entfernen.

Für GreenTec Awards nominiert
Die GreenTec Awards ehren jedes Jahr innovative Produkte und Projekte, die den Weg in eine umweltbewusste Zukunft weisen. Das Projekt „Wasser 3.0-StressFix“ hat es nun unter die Top Ten in der Kategorie „Wasser und Abwasser“ geschafft. Bis zum 11. Januar 2015 kann jeder seinen persönlichen Favoriten im Wettbewerb um den GreenTec Award unter www.greentec-awards.com wählen. Über das Online-Voting erreicht das Projekt mit den meisten Stimmen direkt die Runde der Top 3. Die weiteren Plätze werden durch eine Jury vergeben. Im Anschluss bestimmt die Jury aus den Top 3 den Gewinner. Die GreenTec Awards werden im Mai 2015 in Berlin verliehen.

Kontakt:
Institut für Umweltwissenschaften Landau
AG Organische und Ökologische Chemie
Jun.-Prof. Dr. Katrin Schuhen
E-Mail: schuhen@uni-landau.de

Quelle: idw

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Intelligente Fassaden, die Strom, Wärme und Algen erzeugen

Claudia Hilbert Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Materialforscher der Universität Jena koordiniert neues EU-Projekt zu intelligenten Fassaden

Fenster, die auf Knopfdruck ihre Lichtdurchlässigkeit ändern, Fassaden, deren Farbe sich je nach Sonneneinstrahlung steuern lässt, Fassaden- oder Fensterbauteile, in denen transparente photovoltaische Module integriert sind oder Mikroalgen gezüchtet werden, um mit eigenem Biokraftstoff das Haus zu heizen: So oder so ähnlich könnten die Gebäude der Zukunft aussehen. „Viele dieser Ideen sind heute sicher denkbar, vor allem im Bereich der intelligenten Gebäudefassaden, die selbstständig auf ihre Umwelt reagieren und so die Energieeffizienz von Gebäuden verbessern“, sagt Prof. Dr.-Ing. Lothar Wondraczek von der Friedrich-Schiller-Universität. „Doch nur wenige sind derzeit realisiert, da es an entsprechenden Materialien und Herstellungsprozessen fehlt“, so der Lehrstuhlinhaber für Glaschemie.

Dass sich das ändert, ist das Ziel eines neuen internationalen Forschungsvorhabens, das von dem Jenaer Materialforscher Lothar Wondraczek koordiniert wird. Die Wissenschaftler wollen im Projekt „Large-Area Fluidic Windows – LaWin“ funktionale Fassaden, Fassaden- und Fensterbauteile sowie entsprechende Herstellungsverfahren entwickeln und zur Marktreife bringen. „Das erfordert ein enges Zusammenspiel von Architekten, Materialforschern und Ingenieuren. Deshalb ist auch das Konsortium entsprechend interdisziplinär aufgestellt“, betont Wondraczek. Insgesamt 14 Partner sind an „LaWin“ beteiligt: Neben der Universität Jena sind das die Uni Weimar, die Berliner Beuth Hochschule für Technik sowie Industrieunternehmen aus Deutschland, Österreich, Belgien und der Tschechischen Republik. Die Europäische Kommission fördert das Vorhaben in den kommenden drei Jahren mit sechs Millionen Euro im europäischen Rahmenprogramm Horizon 2020. Hinzu kommen 2,1 Millionen Euro der beteiligten Industrieunternehmen.

In Jena ist das Projekt am Zentrum für Energie und Umweltchemie (CEEC) angesiedelt. Konkret arbeiten Prof. Wondraczek und sein Team an neuartigen Glasmodulen für Gebäudefassaden, die aus zwei miteinander verbundenen Glasschichten bestehen: einer Schicht mit einem sehr dünnen und hochfesten Deckglas und einer Schicht mit einem strukturierten Glas. „Dieses strukturierte Glas enthält Mikrokanäle, durch die eine funktionale Flüssigkeit zirkuliert, welche es beispielsweise ermöglicht, den Lichteinfall automatisch anzupassen oder die Außenwärme zu speichern, um dann mithilfe einer Wärmepumpe Strom zu erzeugen“, erklärt Wondraczek. Die Wissenschaftler werden detaillierte Tests solcher Fassaden- und Fenstermodule durchführen, um die Materialien und ihr Zusammenspiel optimieren zu können.

Doch LaWin geht noch einen Schritt weiter – nämlich aus dem Labor heraus: So planen die Wissenschaftler – basierend auf den Ergebnissen der Laboruntersuchungen – die innovativen Fassaden an ausgewählten Referenzgebäuden anzubringen und damit auch unter „echten“ Bedingungen zu testen. „Die Großflächigkeit ist die Herausforderung“, betont Wondraczek. Denn bisher gebe es noch kein Verfahren zur Herstellung von derartigen großflächigen Gläsern mit integrierten Mikrostrukturen. Zudem müssen die neuen Glasfassaden sich in herkömmliche Fenster- und Fassadensysteme integrieren lassen und letztlich auch rentabel sein, so Wondraczek.

Immerhin ein Drittel aller Treibhausgasemissionen in der Europäischen Union und 40 Prozent des Energieverbrauchs sind auf das Heizen, Kühlen, Lüften und Beleuchten von Gebäuden zurückzuführen. Um den Ausstoß von Kohlendioxid erheblich zu reduzieren und die Klimaziele zu erreichen, sind für Lothar Wondraczek Investitionen in energieeffiziente Gebäude einer der wichtigsten Hebel. „Denn Energie sparen und effizient nutzen ist immer besser, als diese zu erzeugen, egal mit welcher Methode“, betont der Jenaer Materialforscher.

Das Themenfeld „energieeffiziente Gebäude“ ist daher eines von acht strategischen Schlüsselfeldern, auf denen die europäische Kommission in ihrer Public-Private-Partnership (PPP)-Initiative besondere Chancen für eine nachhaltige Stärkung der europäischen Innovations- und Industrieführerschaft im globalen Wettbewerb sieht.

Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Lothar Wondraczek
Otto-Schott-Institut für Materialforschung der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fraunhoferstr. 6, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 948504
E-Mail: lothar.wondraczek@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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Alzheimer-Frühdiagnose durch Blutentnahme: Leipziger Forschergruppe entwickelt neues Testverfahren

Dr. Christian Leibinnes Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Eine frühe Diagnose der Alzheimer-Krankheit bringt viele Vorteile: Die Behandlung kann frühzeitig beginnen und damit Lebensqualität erhalten. Außerdem können Menschen, die in einem frühen Stadium diagnostiziert wurden, wichtige Dinge noch alleine regeln und für die Zukunft vorsorgen. Bislang ist eine Frühdiagnose mit den derzeit verfügbaren diagnostischen Verfahren aufwändig und führt nicht immer zu einem eindeutigen Ergebnis. Privatdozent Dr. Max Holzer vom Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung der Universität Leipzig möchte dies ändern. Mit seiner Forschungsgruppe entwickelt er einen Bluttest, der eine einfache und sichere Frühdiagnose ermöglichen soll.

Unterstützt wird Max Holzer mit 79.770 Euro von der gemeinnützigen Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI). Sein Projekt ist eines von sieben innovativen Alzheimer-Forschungsvorhaben an deutschen Universitäten, welche die AFI ab sofort mit insgesamt 464.220 Euro bis 2016 fördert.

Die Leipziger Forscher arbeiten an einem Bluttest, der auf der Stimulierbarkeit von Lymphozyten beruht und leicht auszuwerten ist. Bei Menschen mit Alzheimer in fortgeschrittenem Stadium erreichte der Test eine sehr hohe diagnostische Aussagekraft. Jetzt wollen die Forscher an 100 Probanden testen, ob das Verfahren auch bei Menschen mit Alzheimer im Frühstadium eine vergleichbar hohe diagnostische Sicherheit erzielt.

„Mit diesen Untersuchungen soll ein diagnostisches Werkzeug zur Frühdiagnose der Alzheimer-Erkrankung geschaffen und damit die Möglichkeiten einer frühzeitig einsetzenden Behandlung der Patienten verbessert werden“, sagt Max Holzer, der nach 2006 bereits zum zweiten Mal von der AFI unterstützt wird.

Die AFI ist der größte private Förderer öffentlicher Alzheimer-Forschung in Deutschland. Seit ihrer Gründung 1995 hat die AFI insgesamt 155 Wissenschaftler mit rund 7 Millionen Euro unterstützt. Die förderungswürdigen Projekte wurden vom Wissenschaftlichen Beirat der AFI unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Walter E. Müller, Goethe-Universität Frankfurt, zusammen mit den Beiräten der Schwesterorganisationen in den Niederlanden und Frankreich ausgewählt.

Alle aktuellen Forschungsprojekte im Überblick:
Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. unterstützt ab sofort sieben Alzheimer-Forschungsprojekte an deutschen Universitäten. Gefördert werden Projekte in den Bereichen Grundlagen-, Ursachen-, Diagnose-, Präventions- und Wirkstoffforschung an den Universitätsstandorten Bonn, Frankfurt, Göttingen, Heidelberg, Leipzig, Münster und Tübingen. Beschreibungen zu allen Projekten finden Sie auf unserer Webseite:
http://www.alzheimer-forschung.de/forschung/index.htm?showyear=2014

Über die Alzheimer Forschung Initiative e.V.
Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein. Seit 1995 fördert die AFI mit Spendengeldern Forschungsprojekte engagierter Alzheimer-Forscher und stellt kostenloses Informationsmaterial für die Öffentlichkeit bereit. Botschafterin der AFI ist die Journalistin und Sportmoderatorin Okka Gundel. Bis heute konnte die AFI 155 Wissenschaftler mit rund 7 Millionen Euro unterstützen. Darüber hinaus wurden über 700.000 Ratgeber und Broschüren abgegeben. Interessierte und Betroffene können sich auf www.alzheimer-forschung.de fundiert über die Alzheimer-Krankheit informieren und Informationen anfordern. Ebenso finden sich auf der Webseite Informationen zur Arbeit des Vereins und allen Möglichkeiten zu spenden.

Weitere Informationen:
http://www.alzheimer-forschung.de/forschung/index.htm?showyear=2014
Alle aktuellen Forschungsprojekte im Überblick
http://www.alzheimer-forschung.de/4563 – Kostenfreies Foto von PD Dr. Max Holzer

Quelle: idw

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Künftig Pflanzenkohle als Vorbeuger gegen Gestank von Gülle?

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Neuer Forschungsansatz verspricht Arbeitsplätze im Land

Pflanzenkohle als der universale Vorbeuger gegen Gerüche? Davon sind Rostocker Wissenschaftler überzeugt. Ihre verfahrenstechnische Forschung zur Nutzung von Moorbiomasse halten die Experten deutschland-und europaweit für kommerziell anwendbar. Gegenwärtig laufen Gespräche mit möglichen Praxispartnern aus Mecklenburg-Vorpommern. Wenn es am Ende gelinge, aus den Rohstoffen Biokohle herzustellen, bringe das für die Region auch Arbeitsplätze.

Über 130 Substanzen stinken im Tierstall zum Himmel. Aber: Eine gute Filteranlage kann das nachbarschaftliche Klima entscheidend verbessern. „Wenn heute Ställe gebaut werden, dürfen keine Gerüche mit Schadgasen mehr in Siedlungen, die bewohnt werden, ausströmen“, sagt Dr. Mathias Schlegel von der Agrar-und Umweltwissenschaftlichen Fakultät (AUF) der Uni Rostock. In den letzten Jahren würden immer strengere Gesetze dies einfordern. „Vor 25 Jahren war das noch kein Thema“.
Fakt ist: ein Stall braucht frische Luft und die verbrauchte muss entweichen können. Der studierte Petrol-Chemiker Bassel Ibrahim, der aus Syrien stammt und der seit 2010 an der Uni Rostock arbeitet, ist einer Lösung sehr nahe. „Wir erforschen jetzt, wie aus Moorbiomasse, beispielsweise Schilf oder Rohrkolben, so genannte Biokohle auf kostengünstige und umweltfreundliche Art und Weise hergestellt werden kann. Diese Kohle kann dann für die Reinigung der verbrauchten und stinkenden Luft eingesetzt werden“, sagt Bassel Ibrahim. Der 39-jährige Vater einer Tochter, der mit einer Wissenschaftlerin aus seiner Heimat verheiratet ist, die eine Doktorarbeit schreibt, die in Kooperation zwischen dem Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) Dummerstorf und der Universität Rostock betreut wird, verweist auf die in der Region wachsenden Pflanzen, die sich als Biomassesubstrat zu Biokohle verarbeiten lassen müssten.

„Das ist ein neuer Forschungsansatz“, sagt Dr. Schlegel. Pflanzenkohle also als der universale Vorbeuger gegen Gerüche? Davon sind die Rostocker Wissenschaftler überzeugt. Ihre verfahrenstechnische Forschung zur Nutzung der Moorbiomasse ist deutschland-und europaweit kommerziell anwendbar, sind sie sicher. Gegenwärtig würden Gespräche mit möglichen Praxispartnern aus Mecklenburg-Vorpommern laufen. „Wenn es am Ende gelingt, aus den heimischen Rohstoffen Biokohle herzustellen, bringt das für die Region auf alle Fälle Arbeitsplätze“, sagt Bassel Ibrahim. Der Doktorand, der gern liest oder Musik hört, ist überzeugt: Die Biokohle kann Nährstoffe aus Gasen, wie z.B. der Stallluft, oder Flüssigkeiten (Gülle) binden, Nährstoffe also wie Stickstoff, Phosphor und Schwefel. So wäre die Biokohle auch als Dünger geeignet.
Schon jetzt stehe fest, dass auch Gülle mit ihren unangenehmen Geruchseigenschaften durch Biokohle mit einem modernen Verfahren behandelt werden könne. Gülle, die aus über 90 Prozent Wasser bestehe, müsse dann nicht mehr in dieser Form transportiert werden. „Die Nährstoffe sind durch das neuartige Verfahren stark in der Biokohle konzentriert, sie sind viel leichter zu transportieren“, sagt Ibrahim. So würden laut Schlegel gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Das Nutzen solcher Biomasse für die Kohleherstellung reinigt beispielsweise die Stallluft und am Ende der Kette kann diese Biokohle als Mutterboden mit dem so wichtigen Nährstoffanteil genutzt werden.

Voraussichtlich 2035, so sagen Wissenschaftler voraus, kann der Nährstoffanteil im Boden nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehen. Phosphor (P) ist für alle Lebewesen ein essenzieller Nährstoff und in der Landwirtschaft mitverantwortlich für das Pflanzenwachstum. Aufgrund der weltweit begrenzten P-Vorkommen wird schon ab etwa 2035 global die Nachfrage das Angebot an P-Mineralen übersteigen. Die daraus folgende Verknappung kann die weltweite Lebensmittelproduktion bedrohen.
Für die beiden Rostocker Forscher ergibt sich für die Biokohle auch deshalb ein unendlich großer Markt“. Noch wüssten viele nicht, dass man mit Biokohle Luft und andere Gase sowie Flüssigkeiten reinigen oder sie eben dann als Dünger für Mutterböden verwenden könne.

Lösungsstrategien zur Vermeidung einer solchen Verknappung von Phosphor zu erarbeiten, ist Anliegen einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit der Universität Rostock mit drei Leibniz-Instituten der Wissenschaftsregion Rostock: Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Leibniz-Institut für Katalyse (LIKAT) und Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN). Seitens der Universität Rostock sind in diesem WissenschaftsCampus die Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät (AUF), die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät (MNF) und die Juristische Fakultät (JUF) beteiligt. Ziel des WissenschaftsCampus Phosphorforschung, der im August dieses Jahres an der Uni Rostock gegründet wurde, ist es, Strategien zu entwickeln, welche die P-assoziierten Stoffströme schließen und somit durch eine effizientere P-Ausnutzung den Abbau der Lagerstätten erheblich verringern. „Aufgrund der zentralen Bedeutung von Phosphor in den unterschiedlichsten Produktions- und Umweltsystemen ist für die Entwicklung dieser Strategie eine interdisziplinare Herangehensweise in der Forschung unumgänglich“, sagt Prof. Dr. Peter Leinweber vom Institut für Bodenkunde der Universität Rostock, der in der P-Forschung eine der großen wissenschaftlichen Herausforderungen der nächsten Jahre sieht. Text: Wolfgang Thiel

Neuer Forschungsbau an der Satower Straße
Der Betrieb für Bau- und Liegenschaften (BBL-MV) hat der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät (AUF) an der Rostocker Satower Straße ein neues Forschungslaborgebäude übergeben. Es ergänzt die Bestandsbauten der Fakultät. Zum einen soll sich der kompakte zweigeschossige Baukörper in das stilistisch heterogene Ensemble einfügen, zum anderen setzt er ein städtebauliches Signal für die künftige architektonische Entwicklung der Fakultät.
Der BBL M-V vertritt das Land Mecklenburg-Vorpommern als Bauherr und hat das Projekt koordiniert.

Nicht nur bei der Nutzung, auch bei der Bauweise und beim Energiekonzept legt der BBL M-V Wert auf Nachhaltigkeit. Zum Einsatz sind ökologische Materialien mit optimierter Energiebilanz gekommen. „Das Land M-V hat mit Unterstützung der EU fast 10 Mio. Euro in das moderne Forschungs- und Laborgebäude investiert. Der Geschäftsbereichsleiter Hochschul-und Klinikbau des BBL, Uwe Sander, sagt: „Wir durften mit diesen Mitteln das markante Gebäude an der Satower Straße planen und errichten lassen. Wir freuen uns, der Universität Rostock den Neubau, ausgestattet mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach und einer variablen Grundstruktur übergeben zu können. Das Gebäude mit ca. 1.500 Quadratmetern Nutzfläche kann somit bei späteren und sehr wahrscheinlichen Nutzungsänderungen baulich ohne große Anstrengungen angepasst werden. Das war uns unter nachhaltigen Gesichtspunkten sehr wichtig und wir haben es bereits bei den Planungen in modularer Bauweise berücksichtigt“, sagt Uwe Sander, Geschäftsbereichsleiter Hochschul- und Klinikbau des BBL-MV.

Universität Rostock
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Dr. Mathias Schlegel, Bassel Ibrahim
T: 0381 498 33430381 498 3343
Mail: mathias.schlegel@uni-rostock.de
bassel.ibrahim@uni-rostock.de

Quelle: idw

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Europas Vegetation nimmt mehr Kohlendioxid auf als erwartet

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

Europas Vegetation entzieht der Atmosphäre mehr Kohlendioxid als bisher angenommen. Das ist die Kernaussage einer Studie von Umweltphysikern der Universität Bremen. In Kooperation mit nationalen und internationalen Partnern, darunter auch das Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena, haben sie CO2-Daten von zwei Satelliteninstrumenten ausgewertet. Ihre Forschungsergebnisse über die europäische Kohlenstoffsenke sind jetzt im international renommierten Journal Atmospheric Chemistry and Physics unter der Überschrift „Satellite-inferred European carbon sink larger than expected“ erschienen.

Das Wissenschaftlerteam analysierte acht Jahre umfassenden Messungen des SCIAMACHY-Instruments an Bord des (inzwischen aufgegeben) europäischen Umweltsatelliten ENVISAT und ein Jahr Daten des japanischen Satelliten GOSAT. Mithilfe einer neu entwickelten Analysemethode konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die europäische Biosphäre etwa 0.6 Mrd. Tonnen Kohlenstoff mehr aufnimmt als bisher zum Beispiel vom IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) angenommen wurde.

Die europäische Kohlenstoffsenke
Der Hauptautor der Studie, Dr. Maximilian Reuter, erklärt: „Die Existenz einer großen natürlichen Kohlenstoffsenke in mittleren bis hohen Breiten der nördlichen Hemisphäre ist wissenschaftlich unumstritten. Ohne sie wären die atmosphärischen CO2-Konzentrationen und die damit verbundene Erderwärmung heute deutlich größer. Es ist allerdings unklar, wo exakt die Senke ist. Bekannt ist lediglich, dass die außertropischen Landmassen der nördlichen Hemisphäre einen Großteil der natürlichen Kohlenstoffsenke ausmachen. Trotz jahrzehntelanger Forschung ist jedoch immer noch nicht geklärt, wo genau diese wichtige Kohlenstoffsenke zu finden ist, wie sie sich mit der Zeit verändert und wie ihre Pflanzen auf Klimaänderungen reagieren werden. Deshalb haben wir für unsere Studie möglichst viele der zur Verfügung stehenden Messungen atmosphärischer CO2-Konzentrationen verwendet. Dazu zählen auch relativ neue Satellitenmessungen im nah infraroten Spektralbereich, die von uns entwickelt und verwendet werden“.

Europa muss weiterhin CO2-Emissionen reduzierenDr. Michael Buchwitz, Koautor der Studie und ebenfalls Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Umweltphysik der Uni Bremen, weist ausdrücklich darauf hin, dass „unsere Ergebnisse definitiv nicht den Schluss zulassen, dass Europa weniger Anstrengungen unternehmen muss, seine CO2-Emissionen zu reduzieren. Da CO2 langlebig und gut durchmischt ist, handelt es sich um ein globales Problem, und wir wissen nicht, wie lange die Natur uns noch den Gefallen tun wird, einen großen Teil des vom Menschen emittierten CO2 zu binden.“

Weitere Forschungen notwendig
Die Analyse von Satellitendaten ist anspruchsvoll, da bereits kleine systematische Messfehler zu signifikanten Fehlern der abgeleiteten Kohlenstoffsenke führen können. Das liegt daran, dass die CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre bereits auf einem hohen Niveau sind, so dass auch starke Quellen und Senken nur eine kleine relative Änderung bewirken. Um die Auswertungsergebnisse auf sichere Füße zu stellen, führten die Umweltwissenschaftler eine Vielzahl von Fehleranalysen durch. Dabei wurden zusätzlich zu den europäischen Satelliten-Daten Messungen von japanischen und amerikanischen Kollegen genutzt. „Die unabhängige Entwicklung der fünf verwendeten Datenprodukte macht gemeinsame Fehlerquellen unwahrscheinlich und erhöht so das Vertrauen in die abgeleitete Kohlenstoffsenke“, erklärt Reuter. Um noch mehr vom globalen Kohlenstoffzyklus und ungeklärten Unterschieden in den verschiedenen Datenprodukten zu verstehen, sind weitere Forschungen erforderlich. „Dabei sind Satellitendaten wie zum Beispiel von dem kürzlich von der NASA gestartetem OCO-2 Satelliten und dem sich in der Entwicklung befindenden europäischen CarbonSat unerlässlich“, ergänzt Michael Buchwitz.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Physik / Elektrotechnik
Institut für Umweltphysik
Dr. Maximilian Reuter
Tel. 0421-218-620850421-218-62085
E-Mail: mreuter@iup.physik.uni-bremen.de

Dr. Michael Buchwitz
Tel. 0421-218-620860421-218-62086
E-Mail: buchwitz@uni-bremen.de

Reuter et al., Satellite-inferred European carbon sink larger than expected, Atmos. Chem. Phys., 2014.
Link: http://www.atmos-chem-phys.net/14/13739/2014/acp-14-13739-2014.html

Quelle: idw

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DGVS: Fettes Essen schädigt Leber

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Berlin – Gans, Glühwein und viel zu viele Plätzchen: An den Weihnachtsfeiertagen essen Menschen oft zu viel. Wer sich den Rest des Jahres über gesund ernährt, darf mal über die Stränge schlagen. Diejenigen aber, die dauerhaft zu üppig essen und sich dabei auch noch wenig bewegen, riskieren Übergewicht und als Folge eine Fettleber. Über zehn Millionen Menschen in Deutschland – also mindestens jeder Achte – leiden unter einer Fettleber. Sie ist oft die Vorstufe von Leberzirrhose und -krebs und erhöht das Risiko für Diabetes, Schlaganfall oder Herzinfarkt, warnt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).

„Die Fettleber entwickelt sich in jüngster Zeit in rasantem Tempo zu einer Volkskrankheit“, sagt DGVS-Sprecher Professor Dr. med. Christian Trautwein, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin (Medizinische Klinik III) an der Uniklinik RWTH Aachen. Die Gefahr, die von einer verfetteten Leber ausgehe, werde häufig unterschätzt.

Ursache für eine Fettleber ist nicht nur übermäßiger Alkoholgenuss, sondern oft auch zu fettiges Essen oder eine genetische Vorbelastung, erläutert Trautwein. Ein Diabetes kann Folge und Grund für die krankhafte Veränderung der Leber sein, auch die Einnahme von Medikamenten. Mit der wachsenden Zahl an Übergewichtigen in der Bevölkerung steige auch die der Fettleber-Patienten kontinuierlich an. Das Tückische: Betroffene spüren am Anfang so gut wie keine Symptome. „Völlegefühl, Müdigkeit, manchmal etwas Druck im rechten Oberbauch: das ist alles“, sagt Trautwein.

Dabei ist eine frühe Diagnose wichtig, denn bislang sind keine Medikamente gegen eine Fettlebererkrankung zugelassen. Dies gilt auch dann, wenn sich aus einer ‚einfachen‘ Fettleber eine Steatohepatitis, also eine Entzündung, oder bereits eine Leberzirrhose entwickelt hat. Bei Leberzirrhose vernarbt das Gewebe und das Organ verliert nach und nach seine Funktion. Oft folgt ihr Leberkrebs. Schwere Leberschäden sind irgendwann nur noch durch eine Lebertransplantation zu behandeln. „Menschen mit einer Fettleber müssen deshalb aktiv ihren Lebensstil ändern, und je eher sie dies tun, umso leichter kann sich die Leber regenerieren“, betont Trautwein.

Auch wenn es zunächst widersprüchlich klinge, könne die Weihnachtszeit hierfür ein guter Startpunkt sein. „Die Menschen sollen an den Festtagen Freude und Genuss empfinden“, sagt Trautwein. Doch vielleicht erlaube gerade auch die Ruhe dieser Tage, sich um die eigene Gesundheit und Zukunft Gedanken zu machen. „Für Menschen, die sich für eine Lebensstiländerung entscheiden, gibt es vielfältige Hilfsangebote“, erklärt Trautwein. Der Hausarzt oder auch der behandelnde Gastroenterologe könne die entsprechenden Kontakte vermitteln.

„Erklärtes Ziel der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheit ist es, der unheilvollen Entwicklung zunehmender Fettlebererkrankungen entgegenzuwirken“, so Trautwein. Ein erster Schritt müsse sein, die Menschen über die Krankheit und ihre möglichen Folgeerkrankungen zu informieren.

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

Weitere Informationen:
http://www.dgvs.de

Quelle: idw

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Abholzung bedroht Artenvielfalt in Fließgewässern

Sabine Wendler LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F)
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Durch Abholzung droht ein Verlust der Artenvielfalt in angrenzenden Fließgewässern. Dies haben modellierte Szenarien eines Teams der Universität Kiel, des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Kooperation mit weiteren Partnern gezeigt. Anhand eines Flusseinzugsgebietes in Südchina demonstrierten sie, dass der Artenrückgang mit einem veränderten Wasserhaushalt zusammenhängt, der aus der Umwandlung von Waldflächen in Ackerland resultiert. Die Studie wurde kürzlich im Fachjournal „Ecohydrology“ veröffentlicht.

Mit 1,3 Milliarden Einwohnern ist der Druck in China groß, geeignete Flächen in Ackerland umzuwandeln, um die Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen. Dementsprechend liegt das Land, was das Ausmaß und die Intensität des Landnutzungswandels angeht, im weltweiten Vergleich weit vorne. Wie ein Team um Dr. Britta Schmalz, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in Kooperation mit Dr. Mathias Kuemmerlen, LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) und Dr. Sonja Jähnig, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), in einer neuen Studie zeigt, könnte die Rodung von Wald die Abflussbedingungen des Oberflächenwassers verändern und sich dadurch negativ auf das Vorkommen von Kleinstlebewesen in Fließgewässern auswirken.

Teileinzugsgebiet am längsten chinesischen Fluss untersucht
Das Team untersuchte im Rahmen der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Studie eine ca. 1700 Quadratkilometer große südchinesische Region, die im Einzugsgebiet des Jangtsekiang-Flusses liegt und einen Zufluss zum Poyang-See bildet. Dabei wurde modelliert, wie unterschiedliche Landnutzungsformen und -intensitäten das Abflussregime beeinflussen können. Die fünf untersuchten Szenarien umfassten drei Abholzungsintensitäten und zwei Aufforstungsszenarien. Dabei kommt eine mittlere Abholzungsrate, bei der 53 Prozent Wald (von ursprünglichen 70 Prozent) erhalten bleibt und der Rest der Flächen als Ackerland und Teeplantagen genutzt wird, der bestehenden Ausweitungstendenz der Landwirtschaft in dieser Region Chinas am nächsten. Daher modellierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für dieses Szenario, wie sich eine solche Veränderung auf 72 Arten wirbelloser Lebewesen, sogenannte Makroinvertebraten, auswirken könnte.

Deutliche Rückgänge im Verbreitungsgebiet kleiner Wassertiere zu erwarten
Fließgewässer-Abschnitte mit einer hohen Artenvielfalt könnten als Folge der Abholzung deutlich weniger werden – besonders da, wo der Landnutzungswandel am stärksten voranschreitet, wären beispielsweise Insektenlarven, Schnecken, Würmer und Egel gefährdet. „Als Beispiel für eine einzelne Art haben wir das Verbreitungsgebiet der Steinfliege Topoperla sp. dargestellt. Durch die prognostizierten Veränderungen würde sie nur noch in 15 Prozent ihres jetzigen Verbreitungsgebietes vorkommen“, erklärt Mathias Kuemmerlen, BiK-F. Topoperla sp. gilt wie andere wirbellose Kleinstlebewesen als Bioindikator für die Wasserqualität. Daher liegt die Schlussfolgerung nahe, dass sich Abholzung auf die Wasserqualität negativ auswirkt.

Umwandlung in Ackerland verändert Wasserabfluss
Im untersuchten Fall liegt die Ursache der schwindenden Artenvielfalt im veränderten Wasserhaushalt, der sich aus der Umwandlung von Wald in Ackerland ergibt. Je mehr Wald abgeholzt wird, umso mehr Wasser fließt – so die Studie – während der Regenzeit in Flüsse und Bäche ab. „In bewaldeten Flächen läuft oberflächliches Wasser langsamer und in geringeren Mengen ab; ein beachtlicher Teil des Regenwassers wird von Boden und Bäumen aufgenommen. Höhere Abflussraten treten allenfalls in Flussauen auf. Werden die Wälder abgeholzt und in Felder umgewandelt, nimmt der Oberflächenabfluss zu“, so Kuemmerlen, BiK-F. Wird hingegen aufgeforstet, treten gegenteilige Effekte auf, u.a. können die Böden dann wieder mehr Wasser speichern.

Landnutzungswandel nachhaltig gestalten
Wie das Forschungsteam betont, liefern die Ergebnisse der Studie wissenschaftliche Grundlagen für eine nachhaltigere Raumplanung sowie ein künftiges Flächenmanagement, das den Wasserkreislauf der jeweiligen Region berücksichtigt. Ziel müsse es sein, die begrenzte Ressource Land so zu nutzen, dass einerseits der für die Nahrungsproduktion steigende Flächenbedarf gedeckt werden kann. Andererseits muss aber auch Raum für die notwendige Anpassung an globale Klimaveränderungen bleiben, zu der der Erhalt von Wäldern entscheidend beiträgt, in diesem Fall als Wasserspeicher und zur Regulation des Oberflächenabflusses. Modellierungsvorhaben dieser Art werden u.a. auch in Deutschland durchgeführt, um die gewonnenen Erkenntnisse weiter auszubauen.

Publikation:
Schmalz B., Kuemmerlen M., Kiesel J., Cai Q., Jähnig S.C. & Fohrer N. (2014) Impacts of land use changes on hydrological components and macroinvertebrate distributions in the Poyang lake area. Ecohydrology, DOI: 10.1002/eco.1569

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:
Mathias Kuemmerlen
LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F)
Tel. +49 (0) 6051 619540+49 (0) 6051 619540
mathias.kuemmerlen@senckenberg.de

oder

Sabine Wendler
LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F),
Pressereferentin
Tel. +49 (0)69 7542 1838+49 (0)69 7542 1838
sabine.wendler@senckenberg.de

LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum, Frankfurt am Main
Mit dem Ziel, anhand eines breit angelegten Methodenspektrums die komplexen Wech-selwirkungen von Biodiversität und Klima zu entschlüsseln, wird das Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK‐F) seit 2008 im Rahmen der hessischen Landes‐Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) gefördert. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und die Goethe Universität Frankfurt sowie weitere direkt eingebundene Partner kooperieren eng mit regionalen, nationalen und internationalen Akteuren aus Wissenschaft, Ressourcen‐ und Umweltmanagement, um Projektionen für die Zukunft zu entwickeln und wissenschaftlich gesicherte Empfehlungen für ein nachhaltiges Handeln zu geben. Mehr unter www.bik‐f.de.

Quelle: idw

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Natürlicher Bakterienkiller entdeckt

Rebecca Winkels Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

Forscher des HIPS und des HZI entdecken neues Antibiotikum gegen gram-negative Bakterien

Die Erreger von Infektionserkrankungen Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Acinetobacter baumanii und Pseudomonas aeruginosa haben zwei große Gemeinsamkeiten: Sie gehören zu den sogenannten gram-negativen Bakterien und sind in Krankenhäusern besonders gefürchtet. Wissenschaftler des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig haben nun ein potenzielles neues Antibiotikum entdeckt, das gegen diese schwer zu bekämpfenden Bakterien wirkt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im renommierten Journal Angewandte Chemie International Edition.

Immer mehr Keime entwickeln Resistenzen gegen Antibiotika, sodass diese einstigen Wunderwaffen ihre Wirkungskraft verlieren. Vor allem in Krankenhäusern stellt die steigende Anzahl resistenter Keime das Personal vor große Probleme und ist eine große Gefahr für die Patienten. „Am schwierigsten zu behandeln ist die Gruppe der gram-negativen Bakterien. Diese besitzen zwei Zellmembranen. Potenzielle Wirkstoffe müssen durch beide hindurch, um eine Wirkung zu erzielen“, sagt Prof. Rolf Müller, Geschäftsführender Direktor des HIPS. Dadurch sind die Anforderungen an mögliche Wirkstoffe wesentlich komplexer als bei den gram-positiven Bakterien, die nur eine Zellmembran besitzen.

Trotz der komplexen Anforderungen ist es Müller und seinen Kollegen aus der Abteilung „Mikrobielle Naturstoffe“ am HIPS und „Mikrobielle Wirkstoffe“ am HZI gelungen, aus dem Myxobakterium Cystobacter sp. einen Stoff zu isolieren, der auch gegen gram-negative Bakterien wirkt. „Wir haben eine aus chemischer Sicht vollkommen neue Stoffklasse entdeckt, die wir Cystobactamide getauft haben“, sagt Müller. „In Experimenten haben wir gezeigt, dass diese gegen die gram-negativen Bakterien Escherichia coli und Acinetobacter baumannii wirksam sind.“ Die Wirkstoffe sind also in der Lage, die doppelte Zellmembran zu durchdringen und die Bakterien so bekämpfen.
Auch wie sie ihre Wirkung entfalten, konnten die Wissenschaftler bereits zeigen. „Wir konnten nachweisen, dass die Cystobactamide als Gyrasehemmer fungieren: Sie verhindern, dass die DNA der Bakterien platzsparend wie ein verdrillter Gartenschlauch verdichtet werden kann“, erläutert Müller. Wird dieser Vorgang gestört, kann die DNA auch nicht mehr korrekt abgelesen werden und der Stoffwechsel wird entscheidend behindert.

Gyrasehemmer an sich sind nichts Neues. Ganz im Gegenteil: Viele der bisherigen und wirksamsten Antibiotika basieren auf diesem Prinzip. „Allerdings konnten wir erstmals einen Wirkstoff aus Naturstoffen gewinnen, der so funktioniert“, sagt Müller. Das Potenzial der bekannten, chemisch hergestellten Gyrasehemmer ist praktisch ausgeschöpft. Sie können nach jahrzehntelanger Verbesserung nicht weiterentwickelt werden. In der neuen Stoffklasse der Cystobactamide hingegen gibt es noch vielfältige Optimierungsmöglichkeiten.

„Wir hoffen, durch chemische Veränderungen vor allem die Wirkung gegen gram-negative Bakterien weiter verstärken und verbreitern zu können“, sagt Müller. „Sollte uns das gelingen, sind Cystobactamide ein echter Hoffnungsträger im Kampf gegen Krankenhauskeime und andere gram-negative Bakterien.“

Originalpublikation:
Baumann, S., Herrmann, J., Raju, R., Steinmetz, H., Mohr, K. I., Hüttel, S., Harmrolfs, K., Stadler, M. and Müller, R. (2014), Cystobactamids: Myxobacterial Topoisomerase Inhibitors Exhibiting Potent Antibacterial Activity. Angew. Chem. Int. Ed.. doi: 10.1002/anie.201409964

Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung:
Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen Wissenschaftler die Mechanismen von Infektionen und ihrer Abwehr. Was Bakterien oder Viren zu Krankheitserregern macht: Das zu verstehen soll den Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe liefern. http://www.helmholtz-hzi.de

Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS):
Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) ist eine Außenstelle des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und wurde im Jahr 2009 vom HZI und der Universität des Saarlandes gegründet. Die Forscher suchen hier insbesondere nach neuen Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten, optimieren diese für die Anwendung am Menschen und erforschen, wie sie am besten durch den Körper zum Wirkort transportiert werden können.

Weitere Informationen:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/anie.201409964/abstract – Link zur Originalpublikation
http://www.helmholtz-hzi.de/de/aktuelles/news/ansicht/article/complete/natuerlic…
Diese Pressemitteilung auf der Homepage des HZI

Quelle: idw

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Schwere Unfälle: Nicht Weihnachten, nicht Silvester, der 1. Mai ist gefährlichster Tag des Jahres

Kay Gropp Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

Das deutsche TraumaRegister DGU® sammelt seit 20 Jahren Daten über schwere Unfälle / Qualitätssicherung und Forschung zur Unfallversorgung

Wenn es um schwere Autounfälle geht, ist nicht der Jahreswechsel, sondern der 1. Mai der gefährlichste Tag des Jahres. Das ergibt eine Auswertung des deutschen TraumaRegister DGU® von Prof. Dr. Rolf Lefering, Statistiker an der Universität Witten/Herdecke: „Betrachtet man das Ranking der Jahrestage, dann fällt auf, dass zwischen Weihnachten und Neujahr erstaunlich wenige Unfälle passieren. Das TraumaRegister erfasst die vielen leichten Unfälle mit Böllern an Silvester nicht, weil diese selten intensivmedizinisch versorgt werden müssen, aber schwere Autounfälle gibt es in dieser Zeit erstaunlich wenig. Das könnte daran liegen, dass man vorsichtiger fährt, weil man seine Familie mit im Auto hat.“

Prof. Lefering ist seit vielen Jahren wissenschaftlicher Berater des TraumaRegister DGU® und in seinen Leitungsgremien vertreten. Er kann auf weit über 150.000 dokumentierte Einzelfälle im Register zugreifen. Seit 1993 sammelt das TraumaRegister DGU® Daten schwerverletzter Patienten, um den beteiligten Kliniken Rückmeldung über ihre Behandlungsqualität zu geben. Zudem werden die anonymisierten Daten genutzt, um epidemiologische und therapeutische Fragestellungen zu untersuchen. Aus anfänglich 5 Kliniken sind mittlerweile über 600 geworden, die aktuell über 35.000 neue Fälle pro Jahr dokumentieren. Diese Initiative der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) feierte im letzten Jahr ihren 20. Jahrestag.

„Heraus zum 1. Mai“, die alte Losung der Arbeiterbewegung, ist heute die Anleitung zum unglücklich werden: An diesem Tag werden die meisten Schwerverletzten in deutsche Krankenhäuser eingeliefert. „Das ist der Feiertag, an dem der Frühling viele Menschen nach draußen lockt. Motorradfahrer drehen wieder die ersten Runden nach dem Winter, oft in großen Gruppen, wo jeder zeigen will, was er noch drauf hat; es sind zudem viele Fußgänger unterwegs und für viele ist der 1. Mai ein Tag, an dem man ruhig mal etwas tiefer ins Glas schaut – eine ungute Kombination“, erklärt sich Rolf Lefering den statistisch deutlichen Zusammenhang.

Auf der anderen Seite ist unter den „Top Ten“ der Tage mit den meisten schweren Unfällen neben dem 1. Mai noch ein weiterer bundesweiter Feiertag: der 3. Oktober. Die übrigen „kritischen“ Tage liegen alle im Sommer, wo vor allem durch Motorradfahrer die Unfallzahlen fast doppelt so hoch sind wie im Winter. Ein anderes Ergebnis der Auswertung: Es gibt keinen belegbaren Einfluss der Mondphasen auf die Unfallhäufigkeit. „Alles, was über die psychische oder psychologische Dimension des Vollmondes so in Umlauf ist, kann ich als Statistiker in den Unfalldaten nicht wiederfinden“, winkt er ab. „Wenn man sich die Wochentage anschaut, haben wir am Wochenende ein leichtes Plus bei den Aufnahmen im Krankenhaus gegenüber den Werktagen. Wesentlich deutlichere Unterschiede zeigen sich aber im Tagesverlauf. Zwischen 17 und 19 Uhr, wenn viele müde und gestresst eilig nach Hause fahren, passieren die meisten schweren Unfälle“, fasst Prof. Lefering die Daten zusammen. Interessanterweise liegt dieser Zeitraum außerhalb der regulären Dienstzeiten der Krankenhäuser. Aber hier kann er Entwarnung geben: „Die Versorgungqualität unserer Krankenhäuser ist auch außerhalb der normalen Dienstzeiten sehr hoch, auch das belegen unsere Zahlen eindeutig.“

Weitere Informationen bei:
Prof. Dr. Rolf Lefering
Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM)
Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke
Ostmerheimer Str. 200, 51109 Köln
Tel: 0221 98957-160221 98957-16 (Fax: …-30)
Email: rolf.lefering@uni-wh.de

Die Zahlen stammen aus seiner aktuellen englisch-sprachigen Publikation in dem wissenschaftlichen Fachmagazin „Injury“. Die Referenz lautet: C. I. A. Pape-Köhler, C. Simanski, U. Nienaber, R. Lefering. External factors and the incidence of severe trauma: time, date, season and moon. Injury 2014 Suppl. 45S: S93-S99. Der Beitrag ist im Internet frei ferfügbar unter:
http://www.injuryjournal.com/article/S0020-1383(14)00387-8/pdf

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1983 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 1.800 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Weitere Informationen:
http://www.injuryjournal.com/article/S0020-1383(14)00387-8/pdf

Quelle: idw

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UMSICHT: Zur Sache! – Licht für die Umwelttechnik

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

»Licht für Wandel!« – so lautet das Motto des internationalen Jahres des Lichts der UNESCO 2015. Licht steht auch im Mittelpunkt des Workshops »Licht + Umwelt + Prozesse« aus der Reihe »UMSICHT: Zur Sache!«, der am 29. Januar 2015 bei Fraunhofer UMSICHT stattfindet. Wie kann Photonik die Verfahrenstechnik und Umwelt verändern? Spannende Fachvorträgen und ein Einblick ins neue Photoniklabor des Oberhausener Forschungsinstituts erwarten die Teilnehmer.

Die herkömmliche Glühbirne wird immer seltener und in naher Zukunft wohl komplett vom Markt verschwunden sein. Längst strahlen energieeffiziente Leuchtdioden Licht in allen erdenklichen Farben und erlauben die verschiedensten Lichtszenarien. Aber nicht nur das menschliche Wohlbefinden lässt sich dadurch gezielt positiv beeinflussen, sondern auch das Wachstumsverhalten von Pflanzen.

Die nächste Ausgabe der von Fraunhofer UMSICHT veranstalteten Workshopreihe »UMSICHT: Zur Sache!« thematisiert am 29. Januar 2015 das Zusammenspiel von Licht, Umwelt und Prozessen. »Wie finden die Photonik, Umwelt- und Verfahrenstechnik zusammen? Drüber wird in drei spannenden Fachvorträgen berichtet«, so Dr. Ilka Gehrke, Leiterin der Abteilung Prozessintensivierung bei Fraunhofer UMSICHT.

Photonik live erleben
Im Rahmen der Veranstaltung erhalten die Teilnehmer auch Einblick in das neue Photoniklabor. Dieses besteht aus einem Ultrakurzpulslaser, verschiedenen LED-Modulen und einem Analytikbereich für Lichtquellen. Dadurch wird der komplette Bereich Photonik bei Fraunhofer UMSICHT abgedeckt. Forscher können so LEDs und Beleuchtungsmodule charakterisieren. In speziellen Wachstumskammern wird untersucht, wie der Ertrag von Tomaten, Salat und Kräutern so weit gesteigert werden kann, dass sich ein landwirtschaftlicher Betrieb auch in Städten – z. B. auf Dächern – wirtschaftlich rechnet. Neben der Wirkung von LEDs auf Pflanzen werden hier auch technische Anwendungen getestet. Etwa können über photokatalytische Prozesse Schadstoffe im Wasser abgebaut werden.

Ganz andere Potenziale hingegen bietet die Lasertechnik. Mittels des Ultrakurzpulslasers werden bei Fraunhofer UMSICHT Komponenten für neue effiziente Prozesse entwickelt. Aus metallischen Folien werden feinste Siebe, die Spurenstoffe eliminieren und kleinste Schmutzpartikel abfiltrieren. Des Weiteren entstehen reibungsminimierte und wasserabweisende Mikrotopographien, die Energie zum Betrieb durchströmter Systeme (z. B. Rohre, Pumpen etc.) sparen.

Die Reihe
Die Referenten von »UMSICHT: Zur Sache!« erläutern wissenschaftlich-technische Sachverhalte verständlich, stellen die Produkte angewandter Forschung und Entwicklung zur industriellen Nutzung vor, wagen Prognosen für Zukunftsmärkte und reden über die praktische Umsetzung. Die Reihe findet auch in 2015 mehrmals im Jahr, immer donnerstags bei Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen statt und richtet sich an Personen aus den Bereichen Geschäftsführung, Betriebsleitung und Medien, an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Forschung und Entwicklung sowie an fachlich Interessierte. Studierende, Absolventinnen und Absolventen entsprechender Fachrichtungen sind gern willkommen.

Aufgrund der Einweihung des Photoniklabors findet »UMSICHT: Zur Sache! – Licht + Umwelt + Prozesse« direkt im Technikum statt.

Weitere Informationen:
http://www.umsicht.fraunhofer.de/de/messen-veranstaltungen/2015/licht-umwelt-pro…
weitere Informationen, Anmeldung und Programm

Quelle: idw

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Fußballtrainer entscheiden irrational

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Wenn eine Fußballmannschaft unerwartet zurückliegt, treffen Trainer oft falsche Entscheidungen – Internationale Studie zur Verhaltensökonomik

„Wir denken immer, Fußballtrainer seien Meister der Taktik. Wenn ihr Team aber hinter Erwartungen zurückliegt, dann fällen sie zuweilen ungünstige Entscheidungen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Daniel Schunk von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Trainer wechseln dann zum Beispiel zu oft offensive Spieler ein, was die Lage noch verschlimmert. Der Wirtschaftswissenschaftler hat zusammen mit Prof. Dr. Leif Brandes von der Warwick Business School in Großbritannien und Prof. Dr. Björn Bartling von der Universität Zürich das Verhalten von Trainern und Spielern in 12 Saisons der deutschen Bundesliga und der britischen Premier League untersucht. Die Ergebnisse erscheinen demnächst in der renommierten Fachzeitschrift „Management Science“.

Die Wissenschaftler werteten 8.200 Spiele mit insgesamt 22.460 Toren, 42.359 Einwechslungen und 30.694 gelben und roten Karten aus. Die Analyse zeigt, dass Fußballtrainer wesentlich häufiger zu einer offensiveren Strategie übergehen, wenn ihr Team unerwartet zurückliegt. Liegt ein Team beispielsweise 0:1 zurück und ist dies nicht erwartet, dann wechseln sie vermehrt Stürmer gegen Verteidiger ein – mit negativen Konsequenzen: Die Tordifferenz verschlechtert sich um 0,3 Tore pro offensivem Wechsel. Das heißt, dass derartige Wechsel die Anzahl der Gegentore stärker erhöhen als die Anzahl der selbst geschossenen Tore, was sich auch in einer um 0,3 verschlechterten Punktzahl für das Team niederschlägt. Wenn ein Rückstand den Erwartungen von Publikum und Trainer entspricht, zeigen sich solche Effekte nicht. Die Erwartungen an die Teams haben die Wissenschaftler anhand von Sportwetten ermittelt.

Die Analyse ergab außerdem, dass die Schiedsrichter bei einem unerwarteten Rückstand wesentlich mehr Regelverstöße ahnden mussten. „Die Spieler haben während dieser Zeit 14 Prozent mehr gelbe oder rote Karten pro Minute erhalten, das ist ein sehr signifikanter Unterschied“, ergänzt Schunk. Wie die Analyse außerdem ergab, wurden mehr Karten für Tätlichkeiten oder für Meckern angezeigt.

Mit ihrer Studie „Expectations as Reference Points: Field Evidence from Professional Soccer“ testeten die Wissenschaftler ein Modell aus der Verhaltensökonomik, einem Forschungsgebiet der Wirtschaftswissenschaften. Das Modell geht davon aus, dass sich Menschen nicht immer rational verhalten, wenn ein Ergebnis hinter ihren Erwartungen zurückbleibt.

„Genau dies sehen wir bei Fußballteams, wenn sie als Favoriten ins Spiel gehen“, sagt Leif Brandes. „Spieler und Trainer erhalten große Summen, um jede Woche vor einem riesigen Publikum zu spielen. Wie wir sehen, kann das psychischen Stress verursachen und irrationales Verhalten auslösen, indem ein zu großes Risiko eingegangen wird, falls die Erwartungen nicht erfüllt werden.“ Die jetzt vorgelegte Studie über die beiden Spitzenligen des europäischen Fußballs zeigt, dass derartige Verhaltensweisen nicht nur unter kontrollierten Laborbedingungen, sondern auch im wirklichen Leben vorkommen. Björn Bartling ergänzt: „Das Ausmaß des Effekts ist enorm. Karten wegen Tätlichkeiten nahmen um 85 Prozent zu, wenn das Team unerwartet zurück lag.“

Damit wird einmal mehr die „klassische“ Modellannahme der Wirtschaftswissenschaften in Frage gestellt, wonach der Mensch als Homo oeconomicus rein nach Gesichtspunkten der rationalen Nutzenmaximierung agiert.

Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Daniel Schunk
Chair of Public Economics
Gutenberg School of Management and Economics
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-27297+49 6131 39-27297
Fax +49 6131 39-27695
E-Mail: daniel.schunk@uni-mainz.de
http://www.public.economics.uni-mainz.de/244_DEU_HTML.php

Quelle: idw

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Ein neuer Eindicker für die Kläranlage

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Das Zentrum von Clermont-Ferrand des nationalen Forschungsinstituts für Agrar- und Umwelttechnik (IRSTEA), Mitglied des Carnot-Institut-Netzwerks (französisches Äquivalent der Fraunhofer-Gesellschaft), hat einen neuen Eindicker für Kläranlagen vorgestellt: die Scraper Box. Diese Anlage dient der Austrocknung des Klärschlammes durch einen innovativen Prozess.

Eines der größten Probleme in Kläranlagen ist das erhebliche Volumen von Schlämmen. Um überschüssige Mengen zu vermeiden, die man durch eine kostenaufwendige Logistik entsorgen muss, werden die Klärschlämme getrocknet. Dabei wird das Wasser von der festen Phase getrennt und es bleiben für den Anlagenbetreiber nur feste Abfälle und Abwasser zurück, die einfach zu behandeln sind. Ein klassischer Ansatz dafür ist die Reinigung des Abwassers durch ein Top-Down System: Die Schlämme fallen aufgrund ihres Eigengewichts herunter. Dort setzen sie sich mithilfe von chemischen Flockungsmitteln ab und werden dann entsorgt. Dieser Prozess erfordert viel Platz (große Flachreservoirs) und Zeit (die Absetzgeschwindigkeit ist kaum steuerbar). Demgegenüber funktioniert der neue Eindicker von IRSTEA nach einem Bottom-Up-Prinzip: Das noch schwere und nicht gereinigte Abwasser wird von unten in einen Tank eingespritzt. Bei ausreichendem Druck und steigendem Wasserniveau bleiben die Klärschlämme unter einem Strohfilter hängen, während das Wasser durchfließt.

Die Scraper Box zeichnet sich durch eine erhebliche Effizienzsteigerung gegenüber traditionellen Eindickern aus:
– die Schlammkonzentration wird um 60% reduziert (z.B.: 12 m3 von Schlämmen statt 20 m3)
– die Schlammtrockenheit beträgt 50 g/l (statt 30 g/l üblicherweise)
Zudem ist der Prozess umweltfreundlich, da kein Flockungsmittel für das Eindicken eingesetzt wird.

Der aktuelle industrielle Prototyp wird für eine Kläranlage eingesetzt, die auf 500 Einwohner ausgelegt ist. Da er aus einfachen Tanks besteht, können mehrere Scraper Boxen parallel eingesetzt werden, um so auch größere Anlagen auszustatten. Zielgruppe sind insbesondere die Vorortkommunen am Rande größerer Städte.

Weitere Informationen:
– Broschüre zum kommerziellen Produkt (auf Französisch):
http://www.irstea.fr/sites/default/files/ckfinder/userfiles/files/DVT/Offre-tech…

– Jean-Christophe Roux, Forschungsprojektträger, IRSTEA Clermont-Ferrand/Montoldre,
jean-christophe.roux@irstea.fr

– Véronique Vissac-Charles, technische Vertriebsabteilung, IRSTEA Antony, dvt@irstea.fr

Quelle:
Pressemitteilung des nationalen Forschungsinstituts für Agrar- und Umwelttechnik (IRSTEA)
http://www.irstea.fr/toutes-les-actualites/departement-ecotechnologies/innovatio…

Quelle: idw

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Gerinnungszustand von Blut einfacher überwachen

Dipl.-Soz.Wiss. Birgit Geile-Hänßel Hochschulkommunikation
Fachhochschule Südwestfalen

Iserlohn. Während einer Herzoperation muss das Herzkreislaufsystem häufig zeitweise durch eine Herzlungenmaschine ersetzt werden. Das Blut des Patienten kommt dann mit der völlig fremden Oberfläche dieser Maschine in Verbindung. Ohne blutgerinnende Medikamente würde das Blut sofort gerinnen und der Patient sterben. Ein neues Gerät zur Überwachung des Gerinnungszustandes des Blutes direkt am Patienten wird derzeit in einem Gemeinschaftsprojekt zwischen der Fachhochschule Südwestfalen, dem Universitätsklinikum Tübingen und Unternehmen entwickelt und soll bisherige Verfahren optimieren.

Wird das Blut durch Medikamente während der Operation verdünnt und unrinnbar gemacht, muss der Gerinnungszustand des Blutes kontrolliert werden, damit der Patient weder verblutet noch durch übermäßige Gerinnung stirbt. Aufgabe des Anästhesisten ist es, eine optimale Balance herzustellen. Dies geschieht bislang durch Blutabnahme und Analyse des Gerinnungszustandes. Bei Störungen gibt der Anästhesist Medikamente bzw. Blutplättchen, um die Balance wieder herzustellen. Das neuentwickelte Gerät soll 10- minütlich direkt online am Patienten im OP und auf der Intensivstation das Gerinnungssystem überwachen. Es arbeitet damit schneller und komfortabler als bisherige Verfahren und ersetzt die aufwendige Blutentnahme und -analyse.

Prof. Dr. Nicole Rauch, Dr. Theresia Groß und Silju Kunnakattu vom Labor für Mikro- und Nanoanalytik der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn entwickeln gemeinsam mit den Partnern ein Gesamtsystem, welches direkt am Patienten zur Anwendung kommen soll (Point-of-Care-Überwachung). In diesem Gemeinschaftsprojekt werden in Iserlohn die rheologischen Untersuchungen durchgeführt, die Forscher beschäftigen sich also mit dem Fließverhalten des Blutes. „Blut ist eine sogenannte viskoelastische Flüssigkeit. Es besitzt sowohl Eigenschaften eines Festkörpers als auch einer Flüssigkeit. Gleiches findet man bei Honig oder Haargel“ erklärt Rauch, „diese Eigenschaften können wir mit rheologischen Modellen beschreiben, die es uns erlauben, unterschiedliches Fließ- und Deformationsverhalten qualitativ und quantitativ zu beschreiben. Diese Methode möchten wir auch jetzt nutzen, um die Blutgerinnung zu messen“.

Silju Kunnakattu ergänzt: „ Rheologische Eigenschaften verändern sich während der Gerinnung. Die Schwierigkeit besteht darin, genau diese Veränderung messtechnisch kontinuierlich zu erfassen“. Der Absolvent des FH-Studiengangs Bio- und Nanotechnologie ist wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Rauch und wird über dieses Forschungsprojekt im Rahmen einer kooperativen Promotion zwischen Fachhochschule und Universität Tübingen seinen Doktortitel erwerben.
An dem Projekt sind neben der Universitätsklinik Tübingen, die das medizinisch-biologische Wissen über Bluterinnung einbringt, auch die Unternehmen Probe & Go Labordiagnostica GmbH aus Osburg und ABW Medizin und Technik GmbH aus Lemgo beteiligt.

Den ersten Erfolg hat Silju Kunnamattu für seine Arbeit bereits eingeheimst. Er erhielt im Rahmen des Aulonius Ideenwettbewerbs 2014 der Brancheninitiative Gesundheitswirtschaft Südwestfalen eine Auszeichnung für seine Forschungsergebnisse.

Quelle: idw

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Mikroplastik im Meer: Biologen untersuchen Effekte auf Meerestiere

Folke Mehrtens Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Meeresasseln scheiden gefressene Mikroplastik-Partikel unverdaut wieder aus. Das ergab eine Studie von Biologen des Nordseebüros am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), die kürzlich in der Fachzeitschrift „Environmental Science and Technology“ erschienen ist. Die Studie bildet den Auftakt einer Reihe von Untersuchungen, um eine Gefährdungsmatrix zur Sensibilität verschiedenartiger Meereslebewesen gegenüber Mikroplastik-Verschmutzung zu erstellen.

Fressen manche Vögel oder Fische große Plastikteile, so kann das durch Verstopfungen des Magen-Darm Traktes letztlich dazu führen, dass die Tiere verhungern. „Wir haben uns gefragt, ob kleine Plastikteilchen einen vergleichbaren Effekt auf kleinere Tiere haben“, sagt Dr. Lars Gutow vom AWI-Nordseebüro. „Die Effekte von Mikroplastik auf die Lebewelt sind weitgehend unerforscht, so dass es eine große Unsicherheit gibt, welche Schäden entstehen können“, erläutert der Biologe die Motivation für die Studie.

Lars Gutow und seine Kollegen haben die Meeresassel Idotea emarginata als Modellorganismus für eine erste Fallstudie ausgewählt. In Fütterungsexperimenten boten die Forscher den Asseln künstliches Algenfutter an, das mit Kunststoffpartikeln angereichert war. Das Futter enthielt drei verschiedene Sorten von Mikroplastik in unterschiedlichen Konzentrationen. Dabei wurden industriell hergestellte Partikel aus Polystyrol mit einem Durchmesser von zehn Mikrometern sowie selbst hergestellte Fragmente und Fasern aus Polyethylen bzw. Polyacryl verwendet.

Unter dem Lichtmikroskop, mithilfe eines Fluoreszenzmikroskops und unter dem Elektronenmikroskop haben die Forscher die verschiedenen Gewebe untersucht. So konnten sie den Weg der Mikroplastik-Partikel durch die Asseln nachvollziehen und die Konzentrationen der Partikel in den Organen bestimmen. Ihr Ergebnis: Die Konzentration von Mikroplastik im Futter war ebenso hoch wie in den Ausscheidungen der Asseln. Sowohl im Magen als auch im Darm der Tiere fanden sie geringe Mengen Mikroplastik. In den Verdauungsdrüsen der Asseln konnten sie keine Mikropartikel nachweisen. „Die Meeresasseln haben das künstliche Futter mit den Mikroplastik-Partikeln gefressen und wieder ausgeschieden, ohne die Partikel zu resorbieren beziehungsweise zu akkumulieren,“ fasst Gutow die Ergebnisse zusammen. Die Plastik-Partikel in der untersuchten Größenordnung stellen demnach keine unmittelbare mechanische Gefahr für Meeresasseln und wahrscheinlich auch nicht für andere Krebsarten dar. „Bei Idotea emarginata geraten die von uns untersuchten Mikroplastik-Partikel nicht in die Verdauungsdrüse. In diesem sensiblen Organ findet bei Krebstieren hauptsächlich die Aufnahme von Nährstoffen statt“, so der Biologe vom AWI-Nordseebüro.

In einem länger angelegten Experiment fanden die Wissenschaftler zusätzlich heraus, dass die Asseln auch nach sechs bis sieben Wochen keine Langzeiteffekte zeigten. Fitnessparameter wie Überlebensrate oder Wachstum unterschieden sich nicht zwischen Tieren, die mit beziehungsweise ohne Mikroplastik in der Nahrung gefüttert wurden.
In einer früheren Studie hatte jedoch die AWI-Biologin Prof. Dr. Angela Köhler nachgewiesen, dass Miesmuscheln Mikroplastik-Partikel aufnehmen, resorbieren und Entzündungsreaktionen zeigen, wenn sie im Experiment hohen Partikelkonzentrationen ausgesetzt sind. Das zeigt eindeutig, dass die verschiedenen Tierarten ganz unterschiedlich auf Mikroplastik reagieren. „Anders als die filtrierenden Muscheln nehmen Meeresasseln der Gattung Idotea wahrscheinlich in ihrem natürlichen Lebensraum viel häufiger unverdauliche Partikel mit der Nahrung auf und sind entsprechend daran angepasst,“ erläutert Gutow.

Aber nicht nur der Ernährungstyp interessiert die Biologen bei ihren langfristigen Betrachtungen: „Wir wollen systematisch untersuchen, wie Lebensweise, Lebensraum, Physiologie und Anatomie von verschiedenen Meeresbewohnern die Aufnahme und Verwertung von Mikroplastik-Partikeln beeinflussen, um darauf aufbauend eine Gefährdungsmatrix für verschiedenste Organismentypen zu erstellen,“ sagt Lars Gutow. „Außerdem ist es wichtig, neben den von uns betrachteten physikalischen Effekten auch mögliche chemische (toxische) und biochemische Effekte zu überprüfen“, so sein Ausblick auf zukünftige Aufgaben.

Originalpublikationen:
Julia Hämer, Lars Gutow, Angela Köhler und Reinhard Saborowski, Environmental Science and Technology (2014): Fate of Microplastics in the Marine Isopod Idotea emarginata (DOI: 10.1021/es501385y)

Nadia von Moos, Patricia Burkhardt-Holm und Angela Köhler, Environmental Science and Technology (2012): Uptake and Effects of Microplastics on Cells and Tissue of the Blue Mussel Mytilus edulis L. after an Experimental Exposure (DOI: 10.1021/ es5302332w)

Ihr wissenschaftlicher Ansprechpartner ist Dr. Lars Gutow vom AWI-Nordseebüro (Tel.: 0471 4831-17080471 4831-1708; E-Mail: Lars.Gutow@awi.de). Ihre Ansprechpartnerin in der Abteilung Kommunikation und Medien ist Dr. Folke Mehrtens (Tel.: 0471 4831-20070471 4831-2007; E-Mail: Folke.Mehrtens@awi.de).

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Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Weitere Informationen:

http://www.awi.de/de/aktuelles_und_presse/pressemitteilungen/detail/item/micropl…

Quelle: idw

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In Kompostwerken Biogas erzeugen

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Bioabfall vorab pressen und Flüssigkeit an Bakterien verfüttern

Kompostwerke können mehr als den gesammelten Inhalt der Biotonnen in eine nährstoffreiche Erde umwandeln. Erweitert man die Anlagen um eine Biogasstufe, dann lässt sich dort auch Energie gewinnen. Dazu wird der Bioabfall vorab gepresst und die dabei gewonnene Flüssigkeit in Fermentern vergoren. Das BINE-Projektinfo „Bioabfall: Kompost und Biogas kombinieren“ (17/2014) stellt dieses Verfahren zur Biogaserzeugung und erste Praxiserfahrungen vor. Die Entwickler haben besonderen Wert auf einen wenig störanfälligen und wirtschaftlichen Prozess gelegt.

Beim neuen Verfahren wird neben Kompost zusätzlich Biogas gewonnen. Die beim Pressen des Bioabfalls abgetrennte Flüssigkeit ist der Nährstoff, der in den neu entwickelten Biofilmfermentern an Bakterien verfüttert wird. Das dabei erzeugte Biogas kann in einem Blockheizkraftwerk verstromt oder ins Erdgasnetz eingespeist werden. Das Verfahren hat sich in einem Praxistest als robust erwiesen. Der ausgepresste Bioabfall durchläuft anschließend die üblichen Kompostierverfahren und am Ende liegt eine Komposterde in nahezu unveränderter Qualität vor. Bisher waren Kompostwerke, besonders wegen der mechanischen Belüftungsanlagen, nur Energieverbraucher.

Mit der Erweiterung um eine Biogasstufe lässt sich die Kapazität bestehender Kompostwerke um 10 bis 15 % erhöhen, bei gleichem Energiebedarf und ohne Ausbau. Das Verfahren wurde von der Firma Sutco Recyclingtechnik in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen und der Entsorgungs-Gesellschaft Westmünsterland (EGW) entwickelt. Auf deren Kompostwerk in Gescher fanden die Praxistests statt.

Das BINE-Projektinfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe unter www.bine.info oder telefonisch unter 0228 92379-00228 92379-0 erhältlich.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

Weitere Informationen:
http://www.bine.info/en – BINE Informationsdienst englisch
http://www.twitter.com/bineinfo – Folgen Sie BINE Informationsdienst aktuell auf Twitter
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Quelle: idw

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Das Frühstück zu Hause hält das Herz von Kindern gesund

Anja Wirsing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS

Wie wichtig das tägliche Frühstück für ein gesundes Herz bei Kindern ist, zeigt eine neue Studie zum Zusammenhang zwischen dem Frühstück zu Hause und Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Kindheit. Sie basiert auf Daten von Kindern aus acht europäischen Ländern, die am EU-Projekt IDEFICS teilgenommen hatten. Die Ergebnisse der Studie sind im „European Journal of Clinical Nutrition“ erschienen.

Das tägliche Frühstück zu Hause ist wichtig für ein gesundes Herz bei Kindern. Dies zeigt eine neue Studie, die erstmalig den Zusammenhang zwischen dem Frühstück zu Hause und Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Kindheit untersucht hat. Sie basiert auf Daten von Kindern aus acht europäischen Ländern, die am EU-Projekt IDEFICS teilgenommen hatten. Wissenschaftlerinnen des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS sind Mitautorinnen der Studie, die jetzt im „European Journal of Clinical Nutrition“ erschienen ist.

Über 8.500 Kinder von zwei bis neun Jahren waren bei der Studie eingebunden. Um Informationen zu ihren Frühstücksgewohnheiten zu erhalten, füllten ihre Eltern einen Fragebogen aus. Wichtig war insbesondere die Frage, wie häufig die Kinder zu Hause frühstückten. Die Ergebnisse zeigen: 79,8 Prozent der älteren Kinder von sechs bis zehn Jahren nehmen ihr Frühstück täglich zu Hause ein; diese Zahl liegt bei jüngeren Kindern bei 70,2 Prozent.

Die Untersuchungen lassen weiterhin erkennen: Jungen im Schulalter, die nicht täglich zu Hause frühstücken, haben ein höheres Risiko für hohe Blutfettwerte und einen niedrigen Spiegel an schützendem Cholesterin (HDL-Cholesterin). Mädchen im Schulalter haben zusätzlich ein höheres Risiko für ein besonders ungünstiges Verhältnis von Blutfetten zu schützendem Cholesterin im Vergleich zu denjenigen, die täglich frühstücken. Bei der Auswertung der Daten haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch wichtige andere Einflussfaktoren wie körperliche Aktivität berücksichtigt, die mit einem Bewegungsmesser (Accelerometer) erfasst wurden. Auch weisen die Zahlen darauf hin, dass Kinder, die seltener zu Hause frühstücken, sich weniger bewegen als Kinder mit einem täglichen Frühstück zu Hause. Letztere profitieren, so die Annahme, tagsüber von der Energie, die sie durch das Frühstück erhalten.

Die Studienautorin Dr. Stalo Papoutsou vom „Research and Education Institute of Child Health“ in Zypern erklärt: „Unsere Ergebnisse zeigen: Tägliches Frühstücken hilft den Kindern, das Gewicht im Rahmen zu halten und körperlich aktiv zu sein. Auch die Blutfette, die ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen anzeigen, werden durch das tägliche Frühstück reguliert.“

Papoutsou fährt fort: „Risikofaktoren, die zu Gefäßverkalkungen und somit Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen und diese beschleunigen, beginnen in der Kindheit. Um die Ernährungsweise zu verbessern, werden in der Regel Salz, Fett und Zucker reduziert. Aber auch andere Verhaltensweisen bei der Ernährung wie das tägliche Frühstück sollten gefördert werden. Mit dem Frühstück zu Hause haben Eltern die Möglichkeit, ihren Kindern qualitativ hochwertiges Essen anzubieten. Sie können ihre Kinder auch darin unterstützen, sich satt zu essen – und hierdurch die tägliche Energieaufnahme mit im Blick behalten.“

Die Ernährungsgewohnheiten, auch beim Frühstück, werden im EU-Projekt I.Family – dem Folgeprojekt der IDEFICS-Studie – weiter erforscht. Die IDEFICS-Kinder sind mittlerweile ins Teenageralter gekommen. Bei der I.Family-Studie sind sie als Probanden wieder mit dabei, auch ihre Geschwister und Eltern sind zur Teilnahme eingeladen. In der Studie soll unter anderem untersucht werden: Welche Trends bestehen beim Ernährungsverhalten? Welche Faktoren bestimmen darüber, welche Nahrungsmittel die Jugendlichen wählen? Ist es vor allem die Familie oder das weitere soziale Umfeld? Welche Hindernisse halten Jugendliche davon ab, zu gesunden Lebensmitteln zu greifen? Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler möchten herausfinden, ob diese Einflussfaktoren das Risiko für Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Auch analysieren sie den Zusammenhang zwischen dem Frühstücksverhalten der Eltern und den Gewohnheiten ihrer Kinder.

Publikation:
„No breakfast at home: association with cardiovascular disease risk factors in childhood.“
Papoutsou S, Briassoulis G, Wolters M, Peplies J, Iacoviello L, Eiben G, Veidebaum T, Molnar D, Russo P, Michels N, Moreno LA, Tornaritis M. European Journal of Clinical Nutrition. 2014 Jul;68(7):829-34. doi: 10.1038/ejcn.2014.88.

Weitere Informationen:
Website zur IDEFICS-Studie: www.ideficsstudy.eu
Website zur I.Family-Studie: www.ifamily.eu

Kontakt:
Pressestelle I.Family
Rhonda Smith / Kate Viggers
Tel. +44/(0)1264/326427
E-Mail rhonda@minervacomms.net / kate@minervacomms.net

Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS
Prof. Dr. Wolfgang Ahrens
Tel. 0421/218-56822
E-Mail ahrens@bips.uni-bremen.de

Weitere Informationen:
http://www.ideficsstudy.eu
http://www.ifamily.eu

Quelle: idw

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Arbeitsplatz Start-up. HHL-Absolvent revolutioniert Markt der Schaumweine

MBA Volker Stößel Media Relations
HHL Leipzig Graduate School of Management

Hannes Kaltenbrunner verbindet mit Champagner „Eva Happersberger“ Vorzüge deutscher Winzersekte mit denen hochwertiger Champagner

Mit über 150 Gründungen, die in den letzten 15 Jahren von HHL-Absolventen ausgegangen sind, hat sich Deutschlands erste Adresse für den Management-Nachwuchs auch zu einem sehr erfolgreichen Inkubator für Unternehmensgründungen entwickelt. Erst vor wenigen Wochen wurde die HHL im zweiten Jahr hintereinander vom Stifterverband als eine der führenden Gründerhochschulen in Deutschland ausgezeichnet. Jüngstes Beispiel einer erfolgreichen Unternehmensgründung durch einen HHL-Absolventen ist die Happersberger GmbH (http://www.happersberger.fr). Das Unternehmenskonzept des Start-ups besteht in der Herstellung und des Vertriebs des qualitativ hochwertigen traditionell hergestellten Champagners „Eva Happersberger“.

„Wir bieten einen modernen Champagner an“
Die Geschäftsidee kam HHL-Absolvent Hannes Kaltenbrunner (31) und seinem Bruder Axel (34), einem studierten Önologen, bei der Verkostung edler Perlweine. „Wir haben festgestellt, dass sich die geschmacklich schönsten Schaumweine, insbesondere deutschen Winzersekte, durch ihre Frische auszeichnen, Champagner hingegen durch seine Komplexität und Fülle. Wir konnten jedoch kein Produkt finden, dass die Frische eines deutschen Winzersektes mit der Eleganz, Komplexität und Fülle eines Champagners kombiniert“, so Hannes Kaltenbrunner. 2009 haben die beiden Brüder den Business-Plan entwickelt und geeignete Kooperationspartner identifiziert. Ein Jahr später erfolgte die Partnerschaft mit dem Champagnerhaus A. Robert und der Start der Produktion. Nach der offiziellen Gründung des Unternehmens als GmbH und der Markenregistrierung kam es dieses Jahr zur Markteinführung in Deutschland.

„Unser erster Champagner ist benannt nach Eva Happersberger, Grande Dame und Großmutter von Helen Kaltenbrunner, die Frau meines Bruders“, so der HHL-Absolvent, der vor der Unternehmensgründung sechs Jahre im Investment Banking im Bereich Mergers & Acquisition in Frankfurt und zuletzt als Vice-President in Singapur gearbeitet hat. Hannes Kaltenbrunner sagt weiter: „Wir sind aktuell dabei, unseren ersten Champagner in Deutschland einzuführen. Wir möchten dabei einen qualitativ hochwertigen modernen Champagner abgestimmt auf die Geschmacksanforderungen von Endkunden zu einem angemessenen Preis anbieten.“
Neben dem Aufbau und der Etablierung der Marke „Happersberger“ in Deutschland, plant das Gründer-Duo bereits die Einführung weiterer Produkte sowie die Etablierung der Marke in weiteren Ländern.

HHL-Entrepeneurship-Ausbildung hilfreich im Gründungsprozess
Rückblickend auf seine Studienzeit an Deutschlands älteste BWL-Uni sagt Hannes Kaltenbrunner: „An der HHL wurde mein Interesse für die Gründung eines Start-ups geweckt. In Leipzig habe ich das notwendige Handwerkszeug zum Aufbau eines eigenen Unternehmens erhalten. Spannend für mich dabei war stets das generalistische Studium mit Fokussierung auf wichtige Fach- und Themengebiete, die mir heute noch ein theoretisches wie aber auch praktisches Rüstzeug bieten.“

Über die Gründerschmiede HHL Leipzig Graduate School of Management
Mit über 150 Gründungen, die in den letzten 16 Jahren von HHL-Absolventen ausgegangen sind, hat sich Deutschlands erste Adresse für den Management-Nachwuchs auch zu einem sehr erfolgreichen Inkubator für Unternehmensgründungen entwickelt. Prominente Beispiele sind neben Gollmann Kommissioniersysteme oder Mister Spex auch die Gewinner des WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerb SunCoal Industries oder auch die Leipziger Unternehmen Spreadshirt und billigflieger.de. Durch das unternehmerische Engagement der Gründer konnten bereits mehr als 2.500 Jobs geschaffen werden, über 1.100 davon allein in der Region Leipzig. 2013 und nun auch 2014 errang die HHL einen der drei ersten Plätze für die besten Gründerhochschulen in Deutschland innerhalb des vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) herausgegebenen Rankings „Gründungsradar“. Laut der Financial Times liegt die HHL im Bereich Entrepreneurship innerhalb des M.Sc.- sowie des EMBA-Programms national auf Platz 1 bzw. global unter den Top 5. http://www.hhl.de/EntrepreneurialGraduateSchool

Weitere Informationen:
http://www.hhl.de/EntrepreneurialGraduateSchool
http://www.happersberger.fr

Quelle: idw

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